Altersvorsorge für Selbstständige in Zeiten hoher Inflation

  • Ich beziehe seit einigen Jahren Altersrente. Neben einer gesetzlichen Rente und einer betrieblichen Rente habe ich Leistungen aus einer Lebensversicherung, aus einer Riester- und einer Rürup-Versicherung. Ich bin insofern für meine Verhältnisse gut abgesichert.
    In allen mir bekannten Hinweisen zur Altersvorsorge vor allem von Selbstständigen wird auf die langfristigen Rendite-Vorteile von ETF-Sparplänen hingewiesen. Ich vermisse dabei die Berücksichtigung eines heute wichtiger gewordenen Vorteils der gesetzlichen Rentenversicherung.

    Bei allen anderen Versicherungsformen bestimmt das gebildete Kapital unter Berücksichtigung der geplanten Rentenlaufzeit zum Zeitpunkt des Renteneintritts die Höhe der monatlichen Rente. Diese wurde in der Vergangenheit über viele Jahre nur marginal durch die Inflation im Wert vermindert. Bei der gegenwärtigen Inflationsrate von über 7%, von der wir noch nicht wissen, wie lange sie in dieser Höhe anhält, kommt es hier auf Dauer aber doch zu einem spürbaren Verlust.

    Bei der gesetzlichen Rentenversicherung, mit einer sicher geringeren Rendite der Einzahlungen, wird der Kaufkraftverlust zumindest teilweise über die regelmäßigen Rentenerhöhungen indirekt an die Inflation angepasst.

    Dieser Vorteil der gesetzlichen Rente erscheint mir in der Diskussion in jüngerer Zeit zu wenig gewürdigt.

  • das sehe ich genau so! Ich war auch 20 Jahre selbständig, habe in dieser Zeit erhebliche freiwillige RV-Beiträge geleistet und bin froh das ich es so gemacht habe. Die Rentensteigerungen liegen zwar unter der Inflation aber immerhin. Ich habe damals mich gegen eine Kapital-/Rentenversicherung entschieden und für die gesetzliche RV. Ich persönlich würde mich immer wieder so entscheiden.

  • Wir sollten hier aber auch keine Mythen aufbauen.


    Es gibt keine direkte Kausalität zwischen Inflation und Rentenerhöhungen.

    Ein hoher Beschäftigungsstand und deutliche Tarifabschlüsse sorgen (mit Verzögerung) für entsprechende Rentenerhöhungen.

  • Ich vermisse dabei die Berücksichtigung eines heute wichtiger gewordenen Vorteils der gesetzlichen Rentenversicherung.

    Bei allen anderen Versicherungsformen bestimmt das gebildete Kapital unter Berücksichtigung der geplanten Rentenlaufzeit zum Zeitpunkt des Renteneintritts die Höhe der monatlichen Rente.

    Hallo KlausOh,


    willkommen im Forum und meinen Glückwunsch zur - für deine Verhältnisse - guten 'Michel-Absicherung'. Das mit der 'Michel-Absicherung' erwähne ich ohne jeglichen Anflug von Sarkasmus und möchte damit auch keine Kritik üben... nur dass da nix in den falschen Hals gelangt.

    Das Ergebnis deiner vermutlich über Jahrzehnte praktizierten Strategie, wenn man denn davon sprechen kann, spricht ja letztlich dafür... es mit gesetzlicher und privater Versicherung schaffen zu können, auskömmlich im Rentenalter zu leben. Für die Zukunft, also jüngere Generationen betreffend, sehe ich dieses Modell als nicht so gesichert an.


    Ich selbst, als noch Nicht-Rentner, habe für mich auch immer mal wieder den Vergleich angestellt, wohin ich mit der Michel-Strategie (GRV, Betriebliche und Private Altersvorsorge über Sch...- Assekuranzprodukte) gekommen wäre. Da sind wir genau bei dem Punkt, dass doch tatsächlich die Höhe des gebildeten Kapitals per Rentenbeginn über die vergleichsweise mickrige Rente bestimmt. Bei ratierliche Zahlung in Kapitallebensversicheungen und sog. Leibrentenversicherungen konnte man vor etwa 3 Dekaden mit einer Verdopplung des eingezahlten Kapitals nach knapp 30 Jahren ausgehen... was sich aber zu Ungunsten der 'Sparer' veränderte. Die Realrenditen lagen bei einer schwarzen Null... und seit langer Zeit sind sie negativ. Folgerungen daraus: Ich kann mir für die Rente weniger kaufen, als für den gezahlten Beitrag... und muss steinalt werden, um das Kapital aus Beiträgen und Mager-Rendite überhaupt ausgezahlt zu bekommen.

    Bei selbst organisiertem Sparen-Investieren in Aktien, Aktienfonds und natürlich auch in Aktien-ETF hatte man die Chance, höhere Renditen, also auch positive Real-Renditen zu erzielen. Ferner könnte das nach Rentenbeginn im Depot verbliebene Kapital weiterhin Renditen erwirtschaften und eine der Teuerung angepasste Rente (Entnahme) ermöglichen.


    Wenn ich die GRV aussen vor lasse, wäre ich zum Rentenbeginn (in Bälde) mit meinen alten LVen und Leibrenten auf eine private Rente von knapp 1.500 Euro vor Steuern gekommen.

    Mit Fonds wäre ich bei gleichem Aufwand auf mehr als 4.000 Euro vor Steuern gekommen. Hier gilt natürlich zu beachten, dass diese rund 4k abhängig von den Entwicklungen an den Aktienmärkten auch Schwankungen unterliegen können, die ich mit einem soliden Entnahmeplan halbwegs dämpfen könnte.

    Da ich meine alten LVen und Leibrenten aber frühzeitig in die Tonne getreten hatte, und nicht auf Aktienfonds gesetzt hatte, sondern in Einzelaktien investiert hatte/habe, ist mein persöniches Ergebnis noch ein bisschen besser ausgefallen... aber das ist ein anderes Thema.

  • Die Rentenprodukte in Deutschland sind leider zu 90% schlecht bei der Rendite und vor allem auch bei den Kosten. Lange gab es in Deutschland mehr Lebensversicherungen als Einwohner...


    Die private Vorsorge ist unschlagbar, wenn man früh anfängt und mit den richtigen Produkten hinsichtlich Rendite und Kosten (z.B Nettotarife).


    Bei 10% Rendite und 20 Jahre Laufzeit gibt es knapp 700% Rendite.

    Bei 10% Rendite und 40 Jahre Laufzeit sind es 4500% Rendite.


    Gesetzliche Rentenversicherung in jungen Jahren ist absolutes Gift.

  • Ob junge Rehabilitanten oder Erwerbsminderungsrentner das auch so sehen?

    Genau weil es auch von solchen Fällen wimmelt.

    Ob es die Horden von Flaschensammlern auch so sehen?


    Bei 10.000 Euro Kapital geht es um den Unterschied zwischen 70k und 450k. Von letzterem kann man es sich schon etwas gemütlich machen.


    Möglichst früh am Kapitalmarkt investieren ist das beste Mittel gegen Altersarmut. Ganz einfache Mathematik.

  • Ob junge Rehabilitanten oder Erwerbsminderungsrentner das auch so sehen?

    Gutes Argument! Und gut, dass dieser Versicherungsaspekt aufgezwungen ist!

    Wichtig, um auch Ozys Meinung zu berücksichtigen, ist dieKiste mit mehreren Körben... ein bisschen Rente (GRV), durchaus ein kleines Teilchen Nettopolice (wenn's denn passt, zum Bleistift wegen Förderungen), und ein großen Bischen Depot...

  • Ich bin zwar nicht mehr jung mit meinen fast 40 Jahren, aber....

    Ich bin froh das es die EM-Rente gibt!


    Sie ist nicht perfekt, gibt so einige Fallstricke und das vor einigen Jahren EM, BU und Sozialhilfe im Rahmen der Agenda 2010 geändert wurden hat so ihre Schattenseiten. Etwa das man damals auch kleine private Versicherungen behalten konnte, dann mit H4 und co alles bei niedrigen Renten angerechnet so das sich kleinere Absicherungen kaum noch lohnen.


    Im Großen und Ganzen bin ich aber froh das es so was wie die EM-Rente gibt. Zusammen mit der und einer kleinen privaten BU-Rente hab ich genug um nicht auf Sozialhilfe im Alter und bei Behinderung angewiesen zu sein. Nicht viel mehr aber genug dass ich mich nicht Jahr für Jahr erneut auf inzwischen Bürgergeld-Niveau komplett nackig machen muss für jeden weiteren Folgeantrag.

    Und jetzt gibt es sogar noch was Wohngeld dank der Wohngeldreform, ich bin mal gespannt ob wir hier wo ich wohne noch Sozial-Rabatt auf das 40€-Ticket bekommen.


    Hart gesagt, ohne BU-Rente müsste ich wie jeder H4/Bürgergeldempfänger den Rest meines Lebens dahin vegetieren. Denn das Alters-H4/Bürgergeld ist zu 90% genau das gleiche. Nicht alles ist gut, es gibt genug vernünftige Punkte an Bürgergeld, EM-rente und anderem zu diskutieren. Aber hier die Rentenversicherung in jungen Jahren als absolutes Gift zu verunglimpfen ist vollkommen daneben.

  • Ich bin zwar nicht mehr jung mit meinen fast 40 Jahren, aber....

    Ich bin froh das es die EM-Rente gibt!

    Abgesehen davon, dass es oftmals gar keine (nach einem zermübenden und intransparenten Verfahren) gibt, dürfte selbst mit den höheren Zurechnungszeiten für die meisten Bezieher eine volle EM-Rente unterhalb der Grundsicherung liegen bzw. nahe daran.


    Siehe: https://www.sozialpolitik-aktu…DF-Dateien/abbVIII47b.pdf


    Zitat

    Die durchschnittliche Höhe der im Jahr 2021 neu zugegangenen Erwerbsminderungsrenten in Westdeutschland lag bei 972 Euro/Monat (Männer) bzw. 859 Euro/Monat (Frauen). In Ostdeutschland betrugen die Zahlbeträge 891 Euro (Männer) bzw. 984 Euro (Frauen)

    972 Euro Netto ist nicht unbedingt besser als 500 Euro + Wohnung + KV. Den Rundfunk spart man sich in der Grundsicherung auch noch.


    Im Prinzip ist dieser Beitragsanteil für die Risikoabsicherung für eine Großzahl der Versicherten für die Katz. Denn das Existenzminimum bekommt jeder. Ob 1 Jahr oder 20 Jahre gearbeitet, ob krank oder gesund oder erst kurz im Lande.

  • Und?


    Das System ist nicht perfekt, davon kann jeder der mal von den Mühlen des H4-Systems und anderem durchgekaut wurde ein Lied singen.


    Nur weil etwas nicht perfekt ist, heißt das nicht das es absolutes Gift ist. Wir haben Soziale Absicherung in Deutschland, die leider nicht immer greift. Das heißt nicht das man alles was nicht zu 100% gut läuft abreißen muss. Dann müsste man alles abreißen und von Null beginnen. Weil nichts jemals perfekt läuft.


    Deswegen baut man ja noch weitere Bausteine zur gesetzlichen Rente dazu, wenn das für einen möglich ist. Kleine Altersrente + was Privatvorsorge ist besser als Bürgergeld/Grundsicherung im Alter oder bei EM-Rente.

  • Was der Sinn der relativ teuren Versicherung der Erwerbsminderung sein soll, wenn man dadurch nicht wirklich (monetär) besser dran ist, erschließt sich mir nicht. Man bekommt das gleiche Leben im Siechtum auch wenn man keinen Cent in die GRV einzahlt.


    Erwerbsfähigkeit und auch BU kann man günstiger privat absichern.

  • Dieser Vorteil der gesetzlichen Rente erscheint mir in der Diskussion in jüngerer Zeit zu wenig gewürdigt.


    Diesen "Vorteil" verstehe ich irgendwie nicht. Ein Breiten-ETF steigt unter normalen umständen mit 7-7.5% pro Jahr im Durchschnitt.

    Der inflationären Phase der Verbraucherpreise ist eine inflationäre Phase des Aktienmarktes mit teilweise zweistelligen Renditen vorausgegangen. Die Rentner durften teilweise Nullrunden erleben - toll. Der Verglich hinkt aber, da Kapital erstmal aufgebaut werden muss.

  • Erwerbsfähigkeit und auch BU kann man günstiger privat absichern.

    Unter anderem zahlt eine private Berufsunfähigkeitsversicherung schon ab 50% Berufsunfähigkeit bezogen auf die zuletzt konkret ausgeübte eigene Tätigkeit.

    Dr. Schlemann unabhängige Finanzberatung GmbH & Co. KG
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