Aktiv gemanagter Fonds mit Verlusten verkaufen?

  • Hallo Zusammen,

    bei der Deutschen Bank habe ich Anfang 2022 in den Fonds BlackRock Global Funds (A2QHHB) investiert, der seitdem jedoch eine sehr schlechte Performance hat und hohe Verluste eingefahren hat.
    Bei der Bank bekam ich jetzt die Empfehlung, diesen Fonds zu verkaufen und von der erhaltenen Summe in einen neuen Fonds zu investieren. Die Verluste würden über einen Verlusttopf durch die Einnahmen des neuen Fonds kompensiert.

    Jetzt bin ich mir sehr unsicher, ob ich dieser Empfehlung nachkommen soll, da ein Fonds doch theoretisch langfristig zu halten ist, um evtl. Verluste auszugleichen.
    Da ich für den neuen Fonds auch wieder einen Ausgabeaufschlag anfällt, erscheint mir der Kostenanteil dazu auch sehr hoch.


    Ich freue mich über Ihren Rat.

  • bei der Deutschen Bank habe ich Anfang 2022 in den Fonds BlackRock Global Funds (A2QHHB) investiert, der seitdem jedoch eine sehr schlechte Performance hat und hohe Verluste eingefahren hat.

    "Hohe Verluste" ist immer relativ. Seit Mitte März 2022 sind das etwa 15% Minus.


    Du hast da einen schlechten Zeitpunkt erwischt und dazu mit Deinem Mischfonds die Zinserhöhung voll mitgenommen, die bei bestehenden Anlagen halt zu Verlusten geführt hat. Gemeinhin laufen Aktien und Renten gegenläufig: Steigen Aktien, fallen Renten. Steigen Renten, fallen Aktien. Im Jahr 2022 war das dann anders als sonst: Aktien sind gefallen, aber Renten auch. Speziell Anleger, die auf "emotionslose" Robo-Adviser vertraut haben, haben Verluste eingefahren. Mein Depot hat 2022 um etwa 6% nachgegeben, im Jahr 2023 ist es nach erfreulichem Anfang etwas zurückgefallen. Aktuell stehe ich etwa dort, wo ich zu Beginn des Jahres 2022 stand.


    Generell gilt: Geldanlage ist Marathon und nicht Sprint. Die Kursverluste sind nicht erfreulich, mit einem Umsatteln jetzt machst Du sie aber nicht ungeschehen, sondern realisierst sie im Gegenzug, machst sie also fest.

    Bei der Bank bekam ich jetzt die Empfehlung, diesen Fonds zu verkaufen und von der erhaltenen Summe in einen neuen Fonds zu investieren. Die Verluste würden über einen Verlusttopf durch die Einnahmen des neuen Fonds kompensiert.


    Jetzt bin ich mir sehr unsicher, ob ich dieser Empfehlung nachkommen soll, da ein Fonds doch theoretisch langfristig zu halten ist, um evtl. Verluste auszugleichen.


    Da ich für den neuen Fonds auch wieder einen Ausgabeaufschlag anfällt, erscheint mir der Kostenanteil dazu auch sehr hoch.

    Dies hier ist das Forum der Finanz-Selbermacher. Insoweit darfst Du Dir hier Info erwarten, aber keine klare Handlungsanweisung bezüglich Deiner Anlagen. Was Du mit Deinem Geld machst, ist Deine Sache.


    Beim Umdecken gewinnt immer die Bank, denn sie kassiert eine neue Verkaufsprovision. An Deinem eventuellen Verlust beteiligt sie sich nicht.


    Es ist wichtig, daß Du Bankleute erkennst als das, was sie sind, nämlich Finanzverkäufer. Sie "beraten" Dich nicht (und sagen etwa: Laß das bleiben, das ist nicht gut für Dich!), sondern sie wollen Dir etwas verkaufen. Der diesbezügliche Druck auf die Bankleute vonseiten ihres Arbeitgebers ist erheblich.


    Wenn Du den Fonds mit Verlust verkaufst, realisierst Du den Verlust, machst also aus einem Buchverlust einen echten Verlust. Wenn Du den Fonds hältst, kann er sich erholen oder weiter fallen, das liegt in der Natur der Sache. Wenn Du den Verlust realisierst, notiert die Bank das in einem sog. "Verlusttopf" (das ist quasi ein weiteres Konto, das aus Steuergründen im Hintergrund geführt wird). Solltest Du in der Zukunft mal mit einen passenden Geschäft Gewinn machen, wird dieser Gewinn auf diesen Verlusttopf gebucht. Du zahlst erst Steuer auf Deinen Gewinn, wenn der Verlusttopf ausgeglichen ist (so daß Du Steuer nur auf die Differenz zahlst, also quasi Deinen "echten Gewinn").


    Generell ist es sinnvoll, Fonds langfristig zu halten. Man erwartet sich letztlich einen Kapitalertrag und hat den langfristig meistens auch, wenngleich unter Kursschwankungen.


    Eine ganz andere Frage ist, ob man einen Mischfonds im Depot haben will. Die Idee dahinter ist, daß ein Finanzprofi, der den Markt besser kennt als man selber, immer das richtige, renditeträchtige Anlageinstrument heraussucht, was gerade eben steigt. So hätte man dann einen Kurs, der wenig schwankt und konstant steigt. Du siehst an Deinem Fall, daß das bei Dir nicht geklappt hat.


    Die meisten Leute hier folgen der Linie von Finanztip und teilen ihr Vermögen auf in "Sicherheitsbausteine" (das sind z.B. Tagesgeld oder Festgeld oder festverzinsliche Wertpapiere) und "Risikobausteine" (das sind Aktien, hier im Forum und allgemein bei Finanztip wenige risikobehaftet ETFs auf Aktien). Das heißt: Die Leute hier trennen die beiden Bestandteile und rühren nicht beides zusammen in einen Mischfonds.


    Vorschlag: Mach jetzt nichts, sage bei Deinem Bankverkäufer freundlich ab, nimm Dir ein Vierteljahr Zeit und lies Dich ein auf den Seiten von Finanztip (und vielleicht auf Finanzfluss). In dieser Zeit dürfte die Finanzwelt (und Deine Finanzwelt) nicht zusammenbrechen, aber Du bist hinterher schlauer und weißt eher selbst, was Du tun willst oder solltest.

  • Ich würde mir mal angucken, ob der Bank"berater" damals Provision für den Fond bekommen hat und ob diese Provision sich z.B. auf die ersten 2 Jahre verteilt.

    Dann hat der natürlich ein Interesse, dass Du alle zwei Jahre den Fonds wechselst und neue Provision zahlst...


    Am besten Du informierst Dich selbst (z.B. bei Finanztip) und bezahlst nicht horrende Gebühren an Schmarozer für (für Dich) schlechte Empfehlungen.

  • Die einzige gute Empfehlung der Bank ist den Fonds zu verkaufen, danach bei Finanztip einen weltweiten ETF und Broker aussuchen und dort einzahlen. Alles was dir die Bank dann empfiehlt wird wohl wieder mehr für sie als für dich von Vorteil sein. Einfach einmal die FT Seiten lesen und die passenden Videos von Saidi bei YouTube anschauen.

  • Die Frage, die Du Dir stellen und für Dich beantworten mußt: Warum hast Du diesen Fonds gekauft und was hat sich seit dem Kauf an Deiner Anlagestrategie geändert, dass der Fonds nicht mehr für Dich paßt!?


    Hier mal der Vergleich Deines Fonds mit einem passiven Mischfonds (ARERO): https://www.fondsweb.com/de/ve…LU2256991352,LU2114851830

    Wenn ich schon in einen Mischfonds investieren will, dann bitte in einen Günstigen (TER)! Die Kosten die darfst Du nämlich jedes Jahr bezahlen.


    Wie die Kollegen bereits schrieben. Verlasse Dich nicht auf Berater, die gar keine Berater, sondern Produktverkäufer sind und kümmere Dich selbst um Dein Geld und triff eigene Entscheidungen.

    Dann weißt Du auch sofort wer 'Schuld' hat, wenn es mit der Investition nicht so läuft. Einfach in den Spiegel schauen.;)

  • Bei der Bank bekam ich jetzt die Empfehlung, diesen Fonds zu verkaufen und von der erhaltenen Summe in einen neuen Fonds zu investieren. Die Verluste würden über einen Verlusttopf durch die Einnahmen des neuen Fonds kompensiert.

    Da frage ich mich doch glatt, woher der Bankster weiss, dass der 'neue' Fonds in dem Zeitraum, für den Verluste geltend gemacht werden können, auch 'Einnahmen' (wohl im Sinne von Kursgewinnen) generieren wird. Und wenn er so 'weitsichtig' ist, weshalb hat er dir zuvor einen Fonds auf's Auge gedrückt, der - wenn auch moderat - abschmiert?


    Jetzt bin ich mir sehr unsicher, ob ich dieser Empfehlung nachkommen soll, da ein Fonds doch theoretisch langfristig zu halten ist, um evtl. Verluste auszugleichen.

    Also... grundsätzlich sind alle volatilen Finanzprodukte handelbar... vorausgesetzt es finden sich auch Käufer. Die Aussagen zum langfristigen Halten kommen daher, dass sich - von wenigen Ausnahmen abgesehen - Fonds in Zeiträumen von 1 bis max. 2 Dekaden wieder erholt hatten. Mir würde jedoch nienicht in den Sinn kommen, ein Finanzprodukt in der Hoffnung auf Erholung im Sinne vom Erreichen des alten Kurses vor dem Abschmieren zu halten. Dabei darf man allerdings feinsinnig unterscheiden zwischen Einmalkäufen und Sparplänen. Aber egal, ein Erreichen eines 'alten Einstiegskurses' nach - beispielsweise - 15 Jahren ist gleichbedeutend mit einem kaufkraftbereinigten Ergebnis von rund drei Dritteln (bei einer Teuerungsrate von rund 3%). Bei Sparplänen und Käufen zum Durchschnittspreis sieht es natürlich anders aus, jedoch nicht zwingend viel besser.

    Grundsätzlich sollte die Bereitschaft bestehen, Verluste zu begrenzen. Welche 'Schmerzgrenze' du für dich definierst, ist deine Sache. Und mal ganz davon abgesehen, sollte keine isolierte Betrachtung eines einzelnen Finanzprodukts vorgenommen werden. Was zählt ist die Gesamtsituation mit all ihren verschiedenen Faktoren. Von daher mag ich gar nicht wiederholen, was zuvor schon geschrieben wurde. Das folgende Zitat mag ich unterstreichen...

    Vorschlag: Mach jetzt nichts, sage bei Deinem Bankverkäufer freundlich ab, nimm Dir ein Vierteljahr Zeit und lies Dich ein auf den Seiten von Finanztip (und vielleicht auf Finanzfluss). In dieser Zeit dürfte die Finanzwelt (und Deine Finanzwelt) nicht zusammenbrechen, aber Du bist hinterher schlauer und weißt eher selbst, was Du tun willst oder solltest.

  • Da frage ich mich doch glatt, woher der Bankster weiss, dass der 'neue' Fonds in dem Zeitraum, für den Verluste geltend gemacht werden können, auch 'Einnahmen' (wohl im Sinne von Kursgewinnen) generieren wird. Und wenn er so 'weitsichtig' ist, weshalb hat er dir zuvor einen Fonds auf's Auge gedrückt, der - wenn auch moderat - abschmiert?


    Also... grundsätzlich sind alle volatilen Finanzprodukte handelbar... vorausgesetzt es finden sich auch Käufer. Die Aussagen zum langfristigen Halten kommen daher, dass sich - von wenigen Ausnahmen abgesehen - Fonds in Zeiträumen von 1 bis max. 2 Dekaden wieder erholt hatten. Mir würde jedoch nienicht in den Sinn kommen, ein Finanzprodukt in der Hoffnung auf Erholung im Sinne vom Erreichen des alten Kurses vor dem Abschmieren zu halten. Dabei darf man allerdings feinsinnig unterscheiden zwischen Einmalkäufen und Sparplänen. Aber egal, ein Erreichen eines 'alten Einstiegskurses' nach - beispielsweise - 15 Jahren ist gleichbedeutend mit einem kaufkraftbereinigten Ergebnis von rund drei Dritteln (bei einer Teuerungsrate von rund 3%). Bei Sparplänen und Käufen zum Durchschnittspreis sieht es natürlich anders aus, jedoch nicht zwingend viel besser.

    Grundsätzlich sollte die Bereitschaft bestehen, Verluste zu begrenzen. Welche 'Schmerzgrenze' du für dich definierst, ist deine Sache. Und mal ganz davon abgesehen, sollte keine isolierte Betrachtung eines einzelnen Finanzprodukts vorgenommen werden. Was zählt ist die Gesamtsituation mit all ihren verschiedenen Faktoren. Von daher mag ich gar nicht wiederholen, was zuvor schon geschrieben wurde. Das folgende Zitat mag ich unterstreichen...

  • Gekauft hat dieses nicht die Bank (aufs Auge gedrückt), sondern der Themenersteller.

    Na ja. Wir hier sind die Finanzselbermacher. Uns interessiert das Thema, wir kümmern uns darum, wir haben uns schlaugelesen, und wenn das nicht geholfen hat, fragen wir hier Gleichgesinnte.


    Wir sitzen hier in einer Blase und glauben irrig, alle Leute seien so gepolt.


    Das ist aber nicht der Fall. Die überwiegende Mehrheit der Leute verläßt sich noch immer auf den Bankberater, den manche sogar noch einen Bankbeamten nennen, und sind voller Vertrauen, daß dieser sie schon zu ihrem Besten "beraten" wird. Sehr gern geben sie Kopf und Verantwortung an der Garderobe der Bankfiliale ab (zumindest glauben sie das) und tun das, was der Bankberater ihnen sagt. Wenn so ein Mensch dann hier in dieses Forum gerät, wo man ihm von allen Seiten nahelegt, er solle selber denken, dann fällt dieser Mensch nachvollziehbarerweise aus allen Wolken. :)