ETF, Festgeld oder...?

  • Hallo in die Runde,


    ich habe folgende Entscheidung vor mir und wüsste gerne mit welchem Lösungsansatz ihr handeln würdet.


    Ich habe es nach langer Vorarbeit endlich geschafft zwei Rentner kurz vor 70 ihre aktiven Fonds auszureden. Der 2,28 Ter würde bereits verkauft und jetzt gibt es noch eine mittlere 5-stellige Summe auf zwei Fonds mit Ter 1,5 + übliche Kosten. Alles würde vor 2009 angelegt. Es gibt Wohneigentum und staatliche Rente die nicht zwingend monatlich aufgestockt werden muss.


    Was haltet ihr jetzt für das frei gewordene Kapital als Anlage sinnvoller, ETF oder Fest-, Tagesgeld oder vielleicht noch eine andere Option? Weiterhin wird die Summe der zwei 1,5er in ein anderes Depot erstmal übertragen und es wäre trotz höherer Kosten ein halten möglich. Hier kommt mir allerdings wieder Saidis Video in den Kopf das selbst bei solch einem Fondswechsel nach 3 Jahren die Kosten wieder drin wären.


    Grundsätzlich würde ich das Kapital mal in die Kategorie Diverses und Erlebnisse im Alter einordnen und es muss nicht zwingend ausgegeben werden.


    Freue mich auf eure Anregungen und bedanke mich vorab schon einmal!


    MfG Siloa

  • Die Entscheidung liegt nicht bei dir, sondern den beiden Rentnern.


    Ich würde statt Festgeld Anleihen empfehlen. Damit ist man flexibler, wenn mal Geld nötig ist.


    Festgeld ist nur Anleihen für Dummies. Denn die Bank kauft mit dem vereinnahmten Geld Anleihen, und streicht die Zinsdifferenz ein. Im Gegensatz zu den bösen aktiv gemanagten Fonds muß sie diese nicht als Kosten dem Anleger offenlegen. Deshalb wird Festgeld gerne als kostenfreie Anlage angesehen, was es nicht ist.

  • Ich würde mir das mit den steuerfreien Fonds vor 2009 überlegen, ob ich sie überhaupt verkaufe, sprich ob die nicht zu zahlende Steuer auf den künftigen Kursgewinn die TER aufwiegt oder nicht.


    Ansonsten würde ich diskutieren, wie die Risikobereitschaft ist , auch bezogen auf die bestehende Struktur. Konkret: wenn das ausgewogenen Mischfonds sind würde ich eine vergleichbare Struktur aus weltweiten Aktien-ETF sowie Tagesgeld + Festgeldtreppe bzw. rollierende iBonds wählen.

  • Festgeld ist nur Anleihen für Dummies. Denn die Bank kauft mit dem vereinnahmten Geld Anleihen, und streicht die Zinsdifferenz ein. Im Gegensatz zu den bösen aktiv gemanagten Fonds muß sie diese nicht als Kosten dem Anleger offenlegen. Deshalb wird Festgeld gerne als kostenfreie Anlage angesehen, was es nicht ist.

    Anleihen haben dafür aber ganz andere Nachteile und sind ebenfalls nicht kostenfrei zu haben. Oder Meinst du werden zu Hause im Hobby-Raum aufgelegt und verwaltet?

    Es gibt auch keine Kostenfreis Giro, Kreditkarte, oder sonstiges weil mit den Produkten im Hintergrund immer Geld verdient wird, und sei es aus Daten.


    Und für Dummies ist Festgeld überhaupt nicht. Wenn du es besser kannst und dich mit der Materie Anleihen auseinander setzen willst incl. des Risiko ist das okay.

    Deshalb sind andere Produkte nicht Automatisch für Dummies. Denn dann arbeiten bei Finanztip auch nur Dummies, da dort noch immer, und zu recht, Festgeld als Anlageform empfohlen wird.

  • Vorab, allgemein und ganz ehrlich - solche "Fälle" sehe ich eher immer etwas kritisch

    Ich habe es nach langer Vorarbeit endlich geschafft zwei Rentner kurz vor 70 ihre aktiven Fonds auszureden.

    (nachträglich gefettet von mir)


    Für meinen Teil werde ich (in meiner Familie, in meinem Freundes- und Bekanntenkreis, in meinem Umfeld etc.) beratend aktiv und damit nur dann tätig - wenn ich darum gebeten und/oder explizit dazu aufgefordert werde. Und selbst dann entscheide ich von Fall zu Fall, ob ich das überhaupt mache. Ansonsten aber auf keinen Fall sprich niemals. Schon gar nicht in der Form "aufgedrängter Ratschläge" oder gar Richtung "überreden", "ausreden" usw. Die von Dir gewählte Formulierung (s. o.) weckt bei mir jedenfalls eine gewisse Skepsis (manche (insbesondere auch ältere Menschen) bevorzugen beispielsweise "betreutes Anlegen mittels eines Fondsmanagers oder Vermögensverwalters" - selbst, wenn das teuer bzw. sehr teuer ist und selten bis praktisch nie dauerhaft den "Markt" schlägt) ...


    Mir sind - um nur ein Beispiel zu nennen - auch genug Fälle bekannt, wo gerade ältere Menschen zu Investments in Aktien "überredet" wurden (manche zuvor mit einer Sparer- und Anlegerhistorie ganz ohne Aktien ...) - und es danach zu erheblichem Stress, Ärger und Streitigkeiten kam, als die Börsen abgeschmiert sind ... Im Alter kann denknotwendig das Aussitzen temporärer Verluste eine durchaus problematische Angelegenheit sein. Das nur am Rande


    Auch wenn zu dem "Fall" - was die Fakten (um welche konkreten aktiven Fonds handelt es sich überhaupt ?) und konkreten Zahlen betrifft - meines Erachtens zu wenig bekannt ist (jedenfalls für wirklich valide Ratschläge) - allein dieser kurze Hinweis

    Es gibt Wohneigentum und staatliche Rente die nicht zwingend monatlich aufgestockt werden muss.

    verstärkt den Verdacht, sich zumindest mal die immer relevante Frage zu stellen, die nach meinem Dafürhalten immer eine Option ist


    "If you have won the game, stop playing"


    Sprich: Will man bzw. muß man überhaupt noch "anlegen" bzw. "investieren" sprich insbesondere auch Gelder "ins Risiko schieben" (Stichwort: ETFs oder Ähnliches) ... ?!


    Zur Vermeidung jeden Mißverständnisses: Ich habe nichts gegen das "Anlegen" und das "Investieren" (mache ich seit ca. 50 Jahren und immer noch - gehe inzwischen auf die 70 zu und (neben Wohneigentum plus kleiner Gesetzliche Rente, Tages-und Festgeldern usw.) bin ich relevant in Aktien (Einzelwerte), in vermietete Immobilien (teilweise mit Kredithebel), in Gold, in tangible Assets wie Uhren, Oldtimer usw. investiert. Das war und ist aber meine eigene bewußte und reflektierte Entscheidung. Obigem Satz (als Option) folgend hätte ich das Ganze auch mit spätestens 40 Jahren beenden können. Ich verfolge aber andere und weitere Ziele - u. a. eine Stiftung).


    In fortgeschrittenem Alter (Beispiel: 65 +) stellt sich diese Frage meines Erachtens erst recht. Siehe hier:

    zwei Rentner kurz vor 70

    Zudem

    ich habe folgende Entscheidung vor mir

    Doch wohl eher die beiden Rentner ? (wenn es denn aus ihrer Sicht überhaupt etwas zu entscheiden gibt - siehe "If you have won the game, stop playing").


    Schließlich

    und wüsste gerne mit welchem Lösungsansatz ihr handeln würdet.

    Interessanter und relevanter wäre mit welchem Lösungsansatz denn die beiden Betroffenen handeln würden (wenn sie denn überhaupt handeln wollen; siehe oben).


    Nur am Rande bezüglich der beiden Betroffenen: Bist Du vielleicht Bevollmächtigter, Betreuer, gibt es familiäre Bindungen, geht es vielleicht um Gelder, die Du später erben wirst/sollst ...?


    Nur meine bescheidene Meinung. Für die etwas kritische Sicht bitte ich um Verständnis - sie resultiert aber auf langjährigen Beobachtungen und auch Erfahrungen.

  • Ich habe es nach langer Vorarbeit endlich geschafft, zwei Rentnern kurz vor 70 ihre aktiven Fonds auszureden.

    Das hätte ich vermutlich nicht einmal versucht, geschweige denn gemacht.

    Meines Erachtens kann man sich mit solchen Aktionen nur in die Nesseln setzen.

    Der 2,28 TER würde bereits verkauft und jetzt gibt es noch eine mittlere 5-stellige Summe auf zwei Fonds mit TER 1,5 + übliche Kosten. Alles würde vor 2009 angelegt.

    ... die Wertentwicklung dieser Fonds ist also cum grano salis steuerfrei.

    Es gibt Wohneigentum und staatliche Rente, die nicht zwingend monatlich aufgestockt werden muss.

    Es gibt also eigentlich keinen Handlungsbedarf. Beabsichtigst Du, Dein Erbe zu optimieren?

    Was haltet ihr jetzt für das frei gewordene Kapital als Anlage sinnvoller, ETF oder Fest-, Tagesgeld oder vielleicht noch eine andere Option? Weiterhin wird die Summe der zwei 1,5er in ein anderes Depot erstmal übertragen und es wäre trotz höherer Kosten ein Halten möglich. Hier kommt mir allerdings wieder Saidis Video in den Kopf das selbst bei solch einem Fondswechsel nach 3 Jahren die Kosten wieder drin wären.


    Grundsätzlich würde ich das Kapital mal in die Kategorie Diverses und Erlebnisse im Alter einordnen und es muss nicht zwingend ausgegeben werden.

    Die Anglophonen sagen: If it ain't broke, don't fix it.


    Geldanlage ist eine höchstpersönliche und sehr individuelle Angelegenheit. Es ist in derlei Dingen schon schwer, einen Rat zu geben, um den man ausdrücklich gebeten wird. Für mich ist es ein absolutes No-Go, diesbezüglich andere Leute ungefragt zu etwas zu drängen.


    Ansonsten: Die üblichen Kriterien. Sicherheitsbedürfnis, Risikoappetit, Ertragserwartung, Assetallokation, Vorstellungen zur Verwendung des Vermögens.


    Ob Du die Situation mit Deiner Intervention verbesserst? Ich wage es zu bezweifeln.

  • Festgeld ist nur Anleihen für Dummies. Denn die Bank kauft mit dem vereinnahmten Geld Anleihen, und streicht die Zinsdifferenz ein. Im Gegensatz zu den bösen aktiv gemanagten Fonds muß sie diese nicht als Kosten dem Anleger offenlegen. Deshalb wird Festgeld gerne als kostenfreie Anlage angesehen, was es nicht ist.

    Hmmm. Also wenn ich ein Festgeld abschließe und der Leitzins fällt, könnte ich ziemlich gut mit meiner Festgeldanlage dastehen. Für die Bank wäre das sicher kein gutes Geschäft.

  • Wenn ich ein Festgeld abschließe und der Leitzins fällt, könnte ich ziemlich gut mit meiner Festgeldanlage dastehen. Für die Bank wäre das sicher kein gutes Geschäft.

    Banken sind Geldvermittler, keine Geldverleiher.


    Das Geld, das Du der Bank als Festgeld gibst, reicht dieselbe einem Darlehensnehmer weiter, vermutlich auch zu festem Zins. Der Darlehensnehmer zahlt Deinen Zins, nicht die Bank. Die reicht den Zins nur weiter (nachdem sie für sich selbst ein bißchen davon abgezweigt hat). Sollte der Zins sinken, jammert der Darlehensnehmer, steigt der Zins, jammerst Du. Die Bank steht emotionslos dazwischen und hält ihre Marge aufrecht.

  • Banken sind Geldvermittler, keine Geldverleiher.


    Das Geld, das Du der Bank als Festgeld gibst, reicht dieselbe einem Darlehensnehmer weiter, vermutlich auch zu festem Zins. Der Darlehensnehmer zahlt Deinen Zins, nicht die Bank. Die reicht den Zins nur weiter (nachdem sie für sich selbst ein bißchen davon abgezweigt hat). Sollte der Zins sinken, jammert der Darlehensnehmer, steigt der Zins, jammerst Du. Die Bank steht emotionslos dazwischen und hält ihre Marge aufrecht.

    Bist du dir da sicher bzw. woher hast du dieses Wissen?


    Ich wollte mit meinem Beitrag eigentlich nur darauf aufmerksam machen, dass man mit Festgeld auch durchaus "gute" Geschäfte machen kann.

  • Bist du dir da sicher

    Bei der Grundsatzaussage stimme ich zu; das ist letztlich das, was gelehrt wird.


    Es gibt zwei Effekte, die man dazu im Hinterkopf haben sollte. Zum einen die sog. Fristentransformation, die kurz gesagt den Effekt beschreibt, dass Banken Geld kurzfristiger hereinnehmen als sie es ausleihen, was ihren Gewinn zusätzlich hebelt. Zu anderen, dass die Banken Geld bei der EZB parken können zum von der EZB benannten Zinssatz. Je nach Anbieter sind die Festgeldzinsen derzeit noch geringer als der Einlagenzinssatz der EZB (aktuell 4%) s.u.a. https://www.bundesbank.de/reso…-beschluesse-download.pdf

  • ... dass man mit Festgeld auch durchaus "gute" Geschäfte machen kann.

    Mit Festgeld "gute" Geschäfte (als Otto Normalverbraucher bzw. Kunde im Retailbanking) zu machen war und ist (in den meisten Phasen) eine anspruchsvolle Angelegenheit. Vor allen Dingen in einer den Realzins betreffenden Betrachtung sprich also nach Inflation und nach Steuern. Bei einer nüchternen Betrachtungsweise als Sparer, Anleger, für das Alter Vorsorgender usw. kommt es aber nur auf den Realzins an. In einer sehr langen und erst jüngst geendeten Phase (2009 bis Mitte 2023) war das in praxi noch schwerer bzw. so gut wie ausgeschlossen.


    Banken (siehe schon die - m. E. stimmigen Beiträge - Nr. 8 von Achim Weiss und Nr. 10 von Kater.Ka ) sorgen dafür, daß sie in jedem Fall ihr Geld verdienen, sei es nun via Kreditmarge und/oder via Fristentransformation (wenn sie ihr Geschäft auch nur halbwegs verstehen). Einen weiteren Aspekt (Geldschöpfung/Giralgeldschöpfung) würde ich dem Kontext - jedenfalls nach meinem Verständnis - noch ergänzen. Beim Aktivgeschäft (Kreditgeschäft) beispielsweise verleiht ja nicht die Bank das Geld ihres Kunden "Sparer A" und reicht dieses dann an ihren Kunden "Kreditnehmer B" weiter, der ein Immobiliendarlehen braucht (so dürften sich das vielen Menschen vorstellen). Das Geld für den Immobilien-Kredit wird (fast vollständig; Stichwort: Mindestreserve; im Eurosystem m. W. 1% der sog. Mindestreservebasis, die muß von der Bank dann bei der EZB gehalten werden) erst mit dem Darlehen geschaffen (sprich "geschöpft") und kommt sozusagen mit dem Darlehen "auf bzw. in die Welt" (Bilanzverlängerung). Pointiert könnte man fast sagen, der Kunde B zahlt nun der Bank Zinsen für Geld, welches es vor dem Darlehen noch nicht gab (die Bank hat zudem für den Kredit eine sachenrechtliche Absicherung in Form einer eingetragenen Grundschuld im Grundbuch der besagten Immobilie - am Rande: Der Kunde eines Tages- oder Festgeldes dagegen lediglich einen nur schuldrechtlichen Anspruch gegen die Bank auf Auszahlung; was de jure ein erheblicher Unterschied ist und in praxi ein erheblicher Unterschied sein kann). Das hier aber nur am Rande.

    Ich wollte mit meinem Beitrag eigentlich nur darauf aufmerksam machen, dass man mit Festgeld auch durchaus "gute" Geschäfte machen kann.

    Der Tenor hier klingt etwas anders

    Also wenn ich ein Festgeld abschließe und der Leitzins fällt, könnte ich ziemlich gut mit meiner Festgeldanlage dastehen. Für die Bank wäre das sicher kein gutes Geschäft.

    (nachträglich gefettet von mir)


    Wenn Banken die Grundregeln des Bankgeschäfts beachten und auch nur halbwegs solide und effizient arbeiten ist das Bankgeschäft (in aller Regel) ein (sehr) lukratives Geschäftsfeld. Wobei natürlich auch Fehler oder sogar schwere Fehler passieren können - im Zusammenspiel mit anderen Faktoren wie lang anhaltender Niedrigzinspolitik, dadurch steigenden Vermögenspreisen (Beispiel: Immobilien), nicht gründlich arbeitenden Ratingagenturen, zu lascher Aufsicht bzw. Regulierung, einem großen Schattenbankbereich usw. und last but not least speziellen Finanzinstrumenten; Beispiel: Verbriefungen (siehe die globale Finanzkrise beginnend 2007/2008 ausgehend von den USA).