Lohnt sich sparen überhaupt noch?

  • Hallo zusammen,


    mit großer Begeisterung verfolge ich nahezu täglich die verschiedenen Themen hier im Forum. Insbesondere die Themen der privaten Altersvorsorge mit ETFs und Themen rund um Baufinanzierungen haben es mir als sparsamen Schwaben, der trotzdem versucht den Traum vom eigenen Häusle zurückgezahlt zu bekommen, angetan.


    Vergangene Woche hatte ich jetzt aber ein potentielles "Hallo-Wach-Erlebnis", was das Sparerherz herausfordert. Bei uns im Ort (Großraum Stuttgart) wurde zu einem Tag der offenen Tür eines neuen Alten- und Pflegeheims eingeladen. Gewollt oder nicht, war auf der Einladung auch gleich die (vorläufige) Entgeltübersicht für ein Dauerpflege-Einzelzimmer abgedruckt. Hieraus ergibt sich:


    Monatliche Kosten (nach Abzug Erstattung der Pflegekasse): rd. 3.500 €

    -> Bedeutet im Jahr rd. 42.000 €


    Als nicht schlecht verdienende Familie liegt unser Fokus momentan auf der Abbezahlung unserer Immobilie. Anschließend wäre unser derzeitiger Plan die Altersvorsorge mit deutlich erhöhten Raten unseren ETF-Sparplan auszubauen sowie unseren beiden Kindern eine gute Ausbildung zu ermöglichen und für diese auch mal noch etwas zu hinterlassen.


    Wenn ich jetzt die o.g. Preise durchdenke, und ganz grob überschlage, wie die sich dann in den nächsten 40 bis 50 Jahren entwickeln, frage ich mich, ob unser schwäbisches Sparmodell "ausgedient" hat. Viele Familien in unserem Bekannten- und Freundeskreis "genießen" bzw. leben das Leben bereits heute anders als wir. Für mich war das bisher überhaupt kein Problem, weil es mir bspw. größte Freude macht, sich irgendwas nicht zu kaufen, stattdessen einen MSCI-World-ETF für 100 € zu kaufen und die Entwicklung dieser Investition über Zinses-Zins-Rechner zu simulieren. Was mir jetzt weniger Freude bereitet ist die Aussicht dieses Investment für mögliche Pflegekosten zu verwenden, während anderweitig durch Steuerzahlungen oder sonstigen Umverteilungen bezuschusst wird.


    Wahrscheinlich sehe ich das ganze Thema momentan zu "emotional" und bin daher wenig objektiv, dennoch haben mich die Preise etwas deprimiert. Ich wäre auf Eure Meinungen oder Einstellungen hierzu gespannt.


    Viele Grüße aus dem Schwabenland

  • Hallo no-one-knows,


    das ist doch keine neue Entwicklung, dass Schicksalsschläge den finanziellen Ruin bedeuten können. Das war vor der Einführung einer gesetzlichen Pflegeversicherung im Jahr 1995 doch noch viel krasser. Da hättest Du 100% der Kosten selbst bezahlen müssen.


    Wenn Du dieses Problem erkannt hast und Dir darüber Gedanken machst, solltest Du vielleicht einmal Deinen Versicherungsordner durchsehen, ob Du wichtige Lücken entdeckst, z.B.:


    - Berufsunfähigkeitsversicherung: hoch genug, um den Wegfall Deines Gehalts bis zum Renteneintritt auszugleichen und weiter für das Alter vorzusorgen?


    - private Pflegezusatzversicherung: hoch genug, um die Kosten einer ambulanten oder stationären Pflege soweit abzufedern, dass die Eigentanteile Dich nicht ruinieren?


    - Risikolebensversicherung, private Haftpflichtversicherung, Wohngebäudeversicherung etc.


    Solche Risiken lassen sich nicht mit einem Sparplan absichern, sondern durch entsprechenden Versicherungsschutz oder ein sehr großes Vermögen.


    Viel Erfolg bei Deinen Anlageentscheidungen!

  • Hallo.


    Im Zuschuss durch die soziale Pflegeversicherung steckt auch Steuergeld und dass der Betreiber auch nicht vom Zusetzen lebt, sondern Gewinn erwirtschaften will, wird auch niemanden überraschen. Pflege ist teurer, das lässt nicht kleinreden. Eine gewisse Zeit wird sich die Pflege später sicher schon finanzieren lassen, auch wenn wohl irgendwann zulasten des Eigenheims. Sicher ist das nicht die erfreulichste Aussicht, aber was wäre die Alternative?

  • Was mir jetzt weniger Freude bereitet ist die Aussicht dieses Investment für mögliche Pflegekosten zu verwenden, während anderweitig durch Steuerzahlungen oder sonstigen Umverteilungen bezuschusst wird.

    Ich plane mit 63 in den Unruhestand zu gehen. Dann hoffe ich, dass ich diesen Unruhestand zumindest noch 10-15 Jahre genießen kann. Was danach kommt weiß ohnehin niemand!

    Ich baue mir mein mein Vermögen nicht für den Fall eines langjährigen Aufenthalt im Pflegeheim auf!


    Die durchschnittliche Verweildauer in einem Pflegeheim beträgt 2,5 Jahre (2021). 2007 betrug die Verweildauer noch 32,2 Monate. Männer halten i.d.R. weniger lange durch.

    Mein Vater hat es noch nicht mal zu 4 Wochen im Pflegeheim gebracht.


    PS: Kürzlich habe ich mit meinem Ex-Schwiegervater telefoniert. Ein Schulfreund von Ihm wollte nur mal eben den Müll runter bringen. Herzstillstand mit 69. Shit happens!

  • So sieht es aus und das ist meiner Meinung nach die richtige Einstellung. Man kann sich nun mal nicht gegen alles absichern.


    no-one-knows Ansonsten würde ich nicht gleich das gesamte Konzept des Sparens in Frage stellen. Vergiss nicht, auch jetzt schon dein Leben zu genießen, aber sorge für einen angenehmen Ruhestand vor. Mehr kannst du eigentlich nicht tun.