300.000€ Anlage- und Entnahmeplan

  • Guten Abend,

    meine Mutter (60 Jahre) verkauft ihre Wohnung und wir danach ca. 290.000€ haben. Ihre monatliches Einkommen/Rente wird sich in den nächsten Jahren erhöhen, daher wird der Entnahmebetrag wie folgt aussehen:

    • die ersten 3 Jahre: 1400€/Monat
    • die nächsten 4 Jahre: 700€/Monat
    • danach für den Rest ihres Lebens: 400€/Monat, vielleicht auch weniger oder sie kann sogar wieder sparen

    Das Kapital soll währenddessen möglichst erhalten bleiben, da sie einen möglichst großen Teil vererben möchte, es geht also nicht darum am Ende des Lebens bei 0€ anzukommen.


    Nun stellt sich die Frage wie man das Geld investiert. Meine Idee wären 50k auf ein Tagesgeldkonto und den Rest in den FTSE-All World (thesauriend). Falls es doch zu einem Crash (gerade am Anfang) kommen sollte, müsste man nicht den ETF zu einem niedrigen Kurs verkaufen.

    Oder man fährt mit 100% Aktien, und verkauft dann eben auch wenn die Kurse niedrig sind.

    (Was hier keine Rolle spielen soll, sind psychologische Aspekte á la: "Oh Gott, mein Geld sind auf einmal nur noch 160k, das ist ja schrecklich!!"


    Oder etwas völlig anderes, da bin ich auf eure Meinungen und Ideen gespannt!

  • Hallo,


    bei einer Einmalanlage in einen ETF sollte ihre Mutter einen Anlagehorizont von 15 Jahren mitbringen d.h. das Geld sollte liegenbleiben (bei einem Sparplan 20 Jahre).


    Die 50K auf dem Tageskonto sind bereits nach 3 Jahren weg. Wenn nun der von ihnen erwähnte Crash oder auch nur eine längere Flaute kommt, dann könnte das Geld vermutlich noch zu Lebzeiten alle sein. Stichwort: Rendite-Reihenfolge-Risiko.


    Wenn ihre Mutter nach 7 Jahren jeden Monat 400€ benötigt, dann reicht das Geld noch 43 Jahre, ihre Mutter wäre dann 110 Jahre alt…und das Geld wäre sicher vorhanden.


    Also: wenn der Anlagehorizont nicht vorhanden ist dann lieber Tagesgeld, Festgeldtreppe oder fest verzinste Anleihen (mit niedriger Duration, hoher Bonität, ohne Wechselkursrisiko). Dann kann ihre Mutter beruhigt 110 Jahre alt werden und es gibt sicher noch was zu vererben. Man könnte auch einen Teil der 290K in einen ETF stecken, der da 15 Jahre liegt und den Rest in risikoarme Anlagen.


    Ein Hinweis noch: Sie sagen: 400€ monatlich für den Rest des Lebens. Hier bitte unbedingt die Inflation berücksichtigen!


    LG

  • Ich würde auch eher auf Festgeld, Tagesgeld, oder einen Geldmarkt etf gehen bzw, eine Kombination daraus,

    Und eher nur einen kleineren in ein risikoreichere Anlage Gruppe investieren, z.b. 30% in einen etf wie den msci world

  • Deine Mutter hat einen Bedarf von 80000€ für die erste 7Jahre, diese müssen erst einmal in sichere Anlagen gehen. Bedeutet TG/FG oder Geldmarkt ETF, weiterhin sind die nächsten 8 Jahre, wenn man mindestens 15 Jahre Zeit für einen ETF zu Grunde legt, teilweise in sichere Anlagen und teilweise in weltweiten ETF sinnvoll. Der Rest dann komplett in ETF, allerdings würde ich mit der Bedarfshöhe großzügiger umgehen, Thema Inflation.

  • Um mal auf einen anderen Gedanken zu kommen: Wenn Deine Mutter das Geld jetzt komplett in den ETF steckt, morgen der Kurs um 40 % fällt und danach der ETF eine Wertsteigerung nur noch in Höhe der Inflation erfährt, dann kann sie nach dem obigen Entnahmeplan plus zusätzlichem Inflationsausgleich trotzdem Geld bis ins 87. Lebensjahr entnehmen. Wenn die 400 € nicht vollständig benötigt werden, entspannt sich die Lage noch weiter.


    Die größte Herausforderung dürfte die Risikobereitschaft der Mutter und ihrer Erben sein.


    Ergänzung: Und die Risikotragfähigkeit der Erben, wenn das Erbe schon mit einer festen Höhe in deren Finanzplanung eingegangen ist.

  • wenn das Erbe schon mit einer festen Höhe in deren Finanzplanung eingegangen ist.

    Wobei ich das ohnehin nie machen würde. Erstens weiß man ja nie, WANN man erben wird, und zweitens ist es auch nicht gesagt, DASS es passieren wird.


    Anekdote vom Dorf: Mann fragt beim Notar an: „Herr Notar, unsere Mutter will das Haus verkaufen und hat sich schon wieder ein neues Auto gekauft, sie verprasst unser ganzes Erbe! Was können wir denn dagegen machen?“ Tja. 😁


    Solange jemand noch lebt, kann er mit seinem Geld machen, was er will. Und wenn die Mutter nächstes Jahr beschließt, sie will auf Kreuzfahrtschiffen um die Welt fahren, bis ihr Geld zu Ende ist oder 200.000 EUR an den Tierschutz spenden oder im Casino alles auf rot setzen, dann kann und darf sie das.


    Oder, wahrscheinlicherer Fall, sie wird pflegebedürftig und alles Vermögen geht dafür drauf.

  • Bitte bei allen Überlegungen die Inflation berücksichtigen!

    Deine Mutter hat noch 25-30 Jahre Leben vor sich. Allein auf Grund der Inflation verbietet es sich daher in meinen Augen ausschließlich auf 'sichere Anlagen' zu setzen!


    Zumindest ein Teil des Geldes sollte in einen breit streuenden Aktien ETF investiert werden.

    Berücksichtigen wir die Inflation für die ersten 7 Jahre mal gar nicht ergibt das schon einen fixen Kapitalbedarf von 84.000€. Das Geld sollte auf jedem Fall 'sicher' geparkt werden. Z.B. einfach in Form einer Festgeldtreppe.

    Um noch etwas Luft zu lassen sagen wir mal 90.000€ auf Tagesgeld und in einer Festgeldtreppe für die nächsten 7 Jahre.


    200K€ könnte man dann in einen ausschüttenden ETF investieren. Ein ausschüttender Vanguard FTSE All World High Dividend (IE00B8GKDB10) würde ausreichen um > 400€ netto im Monat zu erzielen. Der ETF hat die Ausschüttungen im Schnitt der letzten 10 Jahre um 2,56% p.a. erhöht, so dass auch ein Inflationsausgleich gegeben ist.

    Ausschüttend, weil dann braucht sich Deine Mutter um nix mehr zu kümmern. Keep it simple, stupid.

    Und wenn es zum Ende hin doch nicht mehr reichen sollte mit den Ausschüttungen könnte man zur Not immer noch ETF-Anteile verkaufen.


    PS: In den Jahren bis zur Rente sollte Deine Mutter die Ausschüttungen natürlich wieder anlegen und den Depot wert weiter zu steigern!

  • Wobei ich das [Erbe einplanen] ohnehin nie machen würde.

    Ich auch nicht und das auch aus den genannten Gründen. Ich hätte das gleich dazu schreiben sollen oder wenigstens einen passenden Smiley.


    Das Schon-wieder-neues-Auto-Beispiel ist übrigens auch ein starkes Argument gegen aktive Sterbehilfe. Wenn die liebe Familie nur lange genug auf den Erblasser einredet, dann wird er irgendwann schon einsehen, dass es besser ist zu gehen als sich weiter mit der schweren Krankheit und der extrem teuren 24-Stunden-Pflege zu Hause herumzuquälen.

  • Danke euch, für die tollen Vorschläge! Dann werden es 90k€ in TG/FG/Geldmarkt-ETF und der Rest geht in einen All World ETF. Wahrscheinlich aber thesaurierend,finde ich nämlich persönlich simpler zu entnehmen was man auch tatsächlich braucht. Die Ausschüttungssumme wäre ja niemals genau das was man braucht, man müsste also immer kaufen oder verkaufen.


    Ich wünsche euch ein schönes Wochenende und wenn noch jemand Gedanken zu dem Thema hat immer her damit, ich lese noch gespannt mit!

  • Mal eine ganz andere Betrachtungsweise.

    Deine Mutter hat zwar Kapital, aber wenig Anlagehorizont und braucht vor allem Sicherheit (es muss bis ans Lebensende reichen)

    Kinder haben meist das umgekehrte Problem: wenig Kapital aber eine besseren Anlagehorizont.

    Daher mein Vorschlag: Wäre es möglich, dass ihr das tauscht?

    Wäre es möglich, der Mutter eine Rentengarantie auszusprechen, sie dann im Gegenzug das Kapital überträgt?

    Wenn ja, dann haben beide Seiten einen Gewinn.

  • Finde die Idee sehr spannend! Wie würde denn dieser Tausch konkret aussehen.

    Außerdem wäre ihr Grundfreibetrag und Sparerpauschbetrag doch dann nicht optimal genutzt oder?

    Bezüglich des Anlagehorizonts: Vielleicht habe ich da einen Denkfehler, aber ihr Geld ist ja irgendwie auch mein Geld. Ob sie es nun anlegt, und dann vererbt oder ich es anlege und sie es nicht vererbt kommt doch auf das Gleiche raus, oder? Ich müsste dann ja auch 80.000€ sicher anlegen, damit ich ihr eben diese Rente zahlen kann. Vielleicht denke ich auch falsch, dann bitte nochmal erläutern. Wie sieht es mit Erbschaftssteuer aus, würde es sich vielleicht steuerlich doch lohnen?

    Wäre aber glaube ich für sie ein schöneres Gefühl doch mal 3.000€ für eine Kreuzfahrt einfach rausnehmen zu können. Klar würde ich die ihr auch geben, aber dann ist sie irgendwie Bittstellerin bei mir, was für uns beide doof ist.

  • ... thesaurierend,finde ich nämlich persönlich ...

    Wäre es nicht zielführender das auszuwählen was für Deine Mutter das Beste wäre? :/


    Vielleicht habe ich da einen Denkfehler, aber ihr Geld ist ja irgendwie auch mein Geld.

    Ja, da hast Du m.E. einen gewaltigen Denkfehler. :/

    Das Geld gehört Deiner Mutter und ist IHR Geld. Wenn Sie Dir etwas davon schenkt oder Du später etwas davon erbst ist es Dein Geld.

    Wenn Deine Mutter aber in 10 Jahren zu der Ansicht kommt, dass Sie Ihr Geld lieber an den 'Verein christlicher Mädchen/Jungen' verschenken möchte, dann ist das so!

    Wenn Deine Mutter durch einen Schlaganfall o.ä. zu einem Pflegefall wird, geht IHR Geld für die Pflege drauf.

    Dazu braucht es aber eine Menge vertrauen in der Familie!!!

    Was ist wenn Du als Beschenkter in einigen Jahren durch einen Unfall verstirbt und Deine Frau (die böse Schwiegertochter ;) ) alles erbt? :/

    Wer zahlt Deiner Mutter dann Ihre zugesicherte Rente? Bevor ich so etwas überhaupt in betracht ziehen würde, würde ich mich zunächst dazu von einem Notar/Anwalt beraten lassen, damit beiden Seiten klar ist, worauf Sie sich mit einer Leibrente einlassen!

    Aus eigener leidvoller Erfahrung kann ich sagen, dass Geld schon mehr als eine Familie zerstört hat.

  • Ich fühle mich gerade etwas angegangen, um ehrlich zu sein.

    Wäre es nicht zielführender das auszuwählen was für Deine Mutter das Beste wäre? :/

    Ich würde ja die Käufe und Verkäufe in ihrem Depot durchführen, insofern muss ich schauen, was für mich am Besten ist. Das ist alles mit ihr abgesprochen und ihr ausdrücklicher Wunsch, keine Sorge!

    Das Geld gehört Deiner Mutter und ist IHR Geld. Wenn Sie Dir etwas davon schenkt oder Du später etwas davon erbst ist es Dein Geld.

    Das wird mir hier alles zu psychologisch. Natürlich ist es das Geld meiner Mutter. Es geht doch gerade um eine wirtschaftliche Betrachtungsweise. Natürlich kann sie damit machen was sie will! Und wenn sie das Geld das Klo runterspülen will soll sie das tun. Aber meine Mutter möchte eben nicht das Geld die Toilette runterspülen, sondern ihrem Sohn vererben.

    Was ist wenn Du als Beschenkter in einigen Jahren durch einen Unfall verstirbt und Deine Frau (die böse Schwiegertochter ;) ) alles erbt? :/

    Ja, den Gedanken hatten wir natürlich auch schon! Wir würden die Rente vertraglich Regeln, sodass die Pflicht zur Zahlung der Rente auf meine Erben übergeht.


    Ich würde mir echt wünschen, dass mir hier nicht unterstellt wird, dass ich meine Mutter hintergehen will oder sie um ihr Vermögen betrügen möchte!

  • In einem anderen Beitrag gaben wir den Ratschlag, die getroffenen Entscheidungen und den Weg dahin schriftlich zu dokumentieren. Das kann in einigen Jahren sehr hilfreich sein als Gedächtnisstütze für Deine Mutter und Dich, aber auch wenn andere Familienangehörige kritisch nachfragen.

  • Was ist wenn Du als Beschenkter in einigen Jahren durch einen Unfall verstirbt und Deine Frau (die böse Schwiegertochter ;) ) alles erbt? :/

    Wer zahlt Deiner Mutter dann Ihre zugesicherte Rente? Bevor ich so etwas überhaupt in betracht ziehen würde, würde ich mich zunächst dazu von einem Notar/Anwalt beraten lassen, damit beiden Seiten klar ist, worauf Sie sich mit einer Leibrente einlassen!

    Aus eigener leidvoller Erfahrung kann ich sagen, dass Geld schon mehr als eine Familie zerstört hat.

    Das sehe ich nicht ganz so. Gegen plötzlichen Unfalltod kann man nichts machen. Dafür gibt es Lebensversicherungen.

    Natürlich bedarf es Vertrauen und/oder einen Vertrag, der genau festlegt, welche Ansprüche Deine Mutter haben soll. Aber Ansprüche hat die Mutter jetzt schon, beispielsweise wenn sie mittellos ein Pflegefall wird, dann müssen die Kinder ja auch aufkommen.

    Ist vllt typisch Deutsch: Wenn man nie bereit ist, auch nur das geringste Risiko (Unfalltot etwa 0,007% pro Jahr) einzugehen, dann verspielt man sämtliche Chancen.

  • Mathematiker Ich finde deinen Vorschlag sehr gut, wir sind eine Familie und Vertrauen uns, das ist nicht das Problem. Magst du noch auf meine Fragen, die ich in Antwort auf dein ersten Beitrag gestellt habe, eingehen? Und bitte rein wirtschaftlich, ohne "DAS IST NICHT DEIN GELD!!1!1" ;)

  • Das sehe ich nicht ganz so. Gegen plötzlichen Unfalltod kann man nichts machen. Dafür gibt es Lebensversicherungen.

    Es ging mir rein um das Erbrecht!

    Wenn die Mutter von hassbro Ihm jetzt Ihr Geld schenkt, und er in einigen Jahren stirbt, erbt das geschenkte Geld erstmal die Frau bzw. die Kinder.

    Natürlich kann man so etwas rechtlich komplett Regeln (Leibrente).

    Aber Ansprüche hat die Mutter jetzt schon, beispielsweise wenn sie mittellos ein Pflegefall wird, dann müssen die Kinder ja auch aufkommen.

    Nur, wenn das Einkommen der Kinder eine gewisse Höhe übersteigt (AFAIK 100K€ Brutto p.a.). Und Vermögenswerte wie Immobilien oder ein ETF-Depot werden nicht angerechnet. Das von der Mutter verschenkte Geld dann auch nicht! ;)

    (Wenn seit der Schenkung 10 Jahre vergangen sind).

    Ist vllt typisch Deutsch: Wenn man nie bereit ist, auch nur das geringste Risiko (Unfalltot etwa 0,007% pro Jahr) einzugehen, dann verspielt man sämtliche Chancen.

    Es muss ja nicht mal der Tod sein. Ein Unfall, der eine Pflegebedürftigkeit oder eine Berufsunfähigkeit von hassbro nach sich zieht reicht ja auch u.U. schon aus.

    Mit der Schenkung des Geldes an den Sohn verliert die Mutter jeglichen rechtlichen Anspruch auf das Geld!

    Ich habe schon von mehreren Fällen gelesen, wo die Kinder die vereinbarten Leibrenten für die Eltern irgendwann nicht mehr leisten konnten (z.B. bei Betriebsübernahmen).


    Daher nochmal: So etwas gehört in die Hände eines spezialisierten Notars/Anwalts. Das Thema Leibrente ist nicht ohne.

    JustMy2Cent