Dividenden Aristokrat ETF - ein paar Fragen

  • Und das für mehr Vola und erheblich weniger Rendite, als der Gesamtmarkt... Zumindest seit Auflage des ETF, aber die Hoffnung stirbt wohl zuletzt...

    Es gibt durchaus Thesen, die Vorteile bestimmter Dividendentitel vermuten lassen. Einige wurden hier ja bereits behandelt. Es ist aber sehr unwahrscheinlich, dass diese für den Gesamtmarkt der Dividendenaktien zutreffen können. Auch in der Praxis zeigen diese sich regelmäßig nicht. Vielmehr ist der Markt der Dividendenaktien regelmäßig höher bewertet, als der Gesamtmarkt (wegen der doch immernoch verbreiteten Dividendenstrategien und weil regulierte Investoren mitunter in diese Titel imvestieren müssen?), die Vola ist höher (wegen geringerer Diversifikation und vieleicht auch, weil Ausschüttungen ansich die Vola ja erhöhen). Auf Basis dieser Beobachtungen und der Annahme, dass kein Teilsegment des Gesamtmarktes systematisch und dauerhaft den Markt outperformen wird, frage ich mich, wieso diese Strategie von unregulierten Privatanlegern noch verfolgt wird. Und das in Zeiten der Digitalisierung und günstiger Handelskosten. Die Ausschüttungen selbst zu steuern, statt sie Unternehmen, Fondanbieter etc zu überlassen ist nicht mehr als wenige Klicks und mit kaum Kosten verbunden.

    Hinzu kommt noch, dass ich in einigen entsprechenden Indizes/ETF Konstruktionen sehe, die renditeschädlich sein könnten, das habe ich hier ja auch schon angebracht.

    Aber Menschen sind emotionale Wesen und Geld zu erhalten löst Glücksgefühle aus, selbst Substanzausschüttungen tun dies. Wir stehen auf einfache und positiv assoziierte Narrative und "passives Einkommen" zum Beispiel klingt gut und löst gute, behagliche Gefühle aus. Wir haben kein wirkliches Gespür für Geld oder exponentielles Wachstum und so neigen wir dazu uns einfache, plausibel wirkende Erklärungen zurecht zu legen, denke ich. Da wird dann zum Beispiel die "persönliche Dividendenrendite" ermittelt und so weiter.

    In gewissen Grenzen entscheiden gefühlte Fakten unseren Gemütszustand stärker, als tatsächliche. Fühlen wir uns arm, geht es uns - auch wenn wir in Wahrheit mehr haben, als viele andere - schlecht. Anders herum klappt das innerhalb gewisser Grenzen ebenfalls. Nur ein Beispiel.

    Es gibt noch weitere emotionale Faktoren (Handlungszwang, Ehrgeiz es besser zu machen, soziale Faktoren, wenn mit Freunden über Strategien gesprochen wird...), die uns verleiten aktive Strategien, und das ist eine Dividendenstrategie in meinen Augen, zu fahren. Es geht nicht nur um Geld und Renditeoptimierung.

    Am Ende ist es wichtig, dass wir glücklich sind und uns auch mit der Geldanlage wohlfühlen. Es ist ja "nur" Geld. Daher kann und soll jeder das handhaben, wie er möchte.

    Dennoch versuche ich stets darauf hinzuweisen, dass es manchmal gut ist seine Ansichten, Narrative und Vorstellungen zu überdenken und mit der Realität abzugleichen. Nach der mehrheitlichen Erkenntnissen der Kapitalmarktforschung und einem Blick zurück ist ziemlich sicher davon auszugehen, dass eine Dividendenstrategie zu mehr Risiko und weniger Rendite führt. Geld ist für viele - trotz Geldmengenausweitung - ein begrenztes Gut und am Ende sind wir auf gewisse finanzielle Rahmenbedingungen angewiesen, da diese als universelles Tauschmittel die Grundlage unseres Auskommens ist. Daher muss sich jeder selbst fragen, welche Anlageform und - Strategie er sich leisten kann und will.

  • Wenn du das Pareto-Prinzip anwendest also mit 20% Aufwand 80% Ertrag erzielst und du das auf die Dividenden Strategie überträgst könnte man einfach sagen das diese Anleger danach handeln.

    Mit einer Dividenden Strategie hat man nicht die beste Anlageform gewählt aber schon eine viel bessere wie die meisten Armsparer.

    Wann man damit zufrieden ist und nicht immer nach der maximalen Rendite strebt ist dein ein einfaches Konzept und deine Kaufkraft dürfte mit dieser Investitionsform auch erhalten bleiben.

    Nicht alle können Deutscher Meister werden, mit einem gesichertem Platz im Mittelfeld sind viele zufrieden.

  • Dividendenstrategie über ETFs erfordert in der Entnahmephase kein aktives Management des Sparers.

    Ich finde die Vorstellung etwas absurd, dass betagte bis dementiell erkrankte Rentner es absehbar lange schaffen, ihre thesaurierenden ETFs nach der 3% Regel manuell zu entsparen bzw . das nötige Barvermögen für die jährlich anfallende Vorabpauschale bereithalten können.

    Für etwaige Angehörigen wird das dann, gesetzt der Fall, sie haben Vollmachten, eine zusätzliche Belastung.

    Derzeit spielt (vermutlich auch aufgrund der Demographie der Kunden) das Angebot eines automatisierten Entsparplans bei Brokern noch keine Rolle; selbst wenn es das aber Marktbreit gibt, bezweifle ich, dass man damit wirklich Fire & Forget betreiben kann.

    Natürlich ist eine explizite Dividendenstrategie steuerlich suboptimal und in Hinblick auf die Gesamtrendite derzeit nicht effektiv. Zweiteres war aber auch mal anders, wenn man sich den Total Return des US-Aktienmarktes über 100 Jahre anschaut.

    Was ich mit alledem sagen will: Es gibt Argumente für eine Dividendenstrategie auch fernab vom Rendite-Optimierungswahn.

  • Dividendenstrategie über ETFs erfordert in der Entnahmephase kein aktives Management des Sparers.

    Ich finde die Vorstellung etwas absurd, dass betagte bis dementiell erkrankte Rentner es absehbar lange schaffen, ihre thesaurierenden ETFs nach der 3% Regel manuell zu entsparen bzw . das nötige Barvermögen für die jährlich anfallende Vorabpauschale bereithalten können.

    Für etwaige Angehörigen wird das dann, gesetzt der Fall, sie haben Vollmachten, eine zusätzliche Belastung.

    Solche Praxisüberlegungen sind durchaus legitim und wichtig, wie ich finde. Jedoch gehst Du im Beispiel davon aus, dass die Dividendenzahlungen für den laufenden Bedarf/Konsum ausreichend sind und kein Kapitalverzehr benötigt wird. Es setzt ein entsprechendes Vermögen voraus und führt zwangsläufig zu Endvermögen bei Tod. Also für den Anleger selbst ungenutztes Kapital. Es mag sein, dass das für vermögendere Personen mit Vererbungsambitionen so passen kann, aber für das Gros der Leute? Klappt das auch, wenn sich im Falle der Demenz oder anderer Alterserscheinungen die Kosten erhöhen?! Die Möglichkeiten des Kapitalverzehrs sind ein großer Vorteil des Kapitalmarktinvestes gegenüber Immobilien zum Beispiel. Und steuerbare Entnahmen sind nicht nur im Vergleich zu Immobilien ein großer Vorteil, sondern auch im Vergleich zu Rentenversicherungen mit konstantem Cashflow.

    Wie alles, hat es zwei Seiten. Einen dauerhaften Sparplan einzurichten ist heute schon ziemlich einfach bei mehreren Brokern möglich. Das läuft dann einfach im Hintergrund. Dynamische Entnahmen, Einzelentnahmen sind ja aber dennoch möglich und so habe ich das Beste aus beiden Welten.

    Die Entnahme - da hast Du Recht - ist ein wichtiges Thema und wird an Bedeutung gewinnen, je mehr Menschen primär über den Kapitalmarkt vorsorgen und dann in die Entnahmephase eintreten. Ich hoffe, dass die Depotanbieter hier künftig bessere und individuellere, sowie nutzerfreundliche Funktionen bieten werden. (Entnahme relativ zum Vermögen anstatt nur absolut, Dynamiken, Dynamische Strategien, wahrscheinlichkeitsgesteuert...)

    Das Problem des Wegfalls der eigenen Handlungsfähigkeit wird regelmäßig unterschätzt und zu wenig behandelt. Es ist dringend anzuraten hier frühzeitig Vorsorge zu treffen. Das ist aber nicht nur bei Kapitalmarktanlagen ein Thema, auch ein Immobillienportfolio kann einen Betreuer vor enorme Herausforderungen stellen. Es hängt sonst vom Betreuer ab, der ein passendes Wertpapierdepot nicht zwingend auflösen muss. Eine Vorsorgevollmacht mit enstprechenden Weisungen und Vorgaben???

    Einen Grund für eine Dividendenstrategie sehe ich hierin nicht.

    Hast Du hier Praxiserfahrungen? Ich kann aus eigener Anschauung nur sagen, dass die Steuereung von Vermögensentnahmen aus einem Wertpapierdepot der kleinste Aufwand sind, wenn es um die Betreuung geht. Da müssen so viele auch wirtschaftliche Entscheidungen getroffen und der Cashflow beachtet werden (Umbau Bad, Zuschüsse, Förderungen, Hilfmittel, usw, usw...). Da ist ein gut strukturiertes Werpapierdepot eine Erleichterung gegenüber konstanten - in manchen Phasen schlicht unzureichenden- Einnahmen.

    Eine nicht über ETF sondern unzählige Einzeltitel realisierte Dividendenstrategie (oder ein Einzelaktiendepot generell) ist da horror, weil Du als Betreuuer das Risiko jedes Titels ermitteln, objektiv (wie soll das gehen) bewerten musst, usw.. Horror. Ein ACWI und etwas GM ist das echt angenehm.

    Viel wichtiger - und jeder Betreuer freut sich dann - ist eine nachvollziehbare gute Struktur des Vermögens nach dem KISS Prinzip.

  • Eine Dividendenstrategie mit Einzelaktien ist meiner Meinung nach definitiv im Hinblick auf einen entspannten Lebensabend bzw. etwaige mentale Handlungsfähigkeit nicht zu empfehlen, das ist absolut richtig.

    Daher, wenn überhaupt, nur über ETFs.

    Auch dein Argument der Entnahme aus dem Kapital ist korrekt, aber in meinen Augen im Alter nicht elementar. Die meisten Rentner haben meiner Erfahrung nach nur sehr selten Ausgaben in solcher höher, dass eine substantielle Entnahme zusätzlich zu den Ausschüttungen nötig ist. In der Masse geht es hier um laufende Posten, die gut über Ausschüttungen steuerbar sind.

    Krankheit usw wird ja sowieso über die Kasse gedeckt.

  • Eine Dividendenstrategie mit Einzelaktien ist meiner Meinung nach definitiv im Hinblick auf einen entspannten Lebensabend bzw. etwaige mentale Handlungsfähigkeit nicht zu empfehlen, das ist absolut richtig.

    Daher, wenn überhaupt, nur über ETFs.

    Auch dein Argument der Entnahme aus dem Kapital ist korrekt, aber in meinen Augen im Alter nicht elementar. Die meisten Rentner haben meiner Erfahrung nach nur sehr selten Ausgaben in solcher höher, dass eine substantielle Entnahme zusätzlich zu den Ausschüttungen nötig ist. In der Masse geht es hier um laufende Posten, die gut über Ausschüttungen steuerbar sind.

    Krankheit usw wird ja sowieso über die Kasse gedeckt.

    Ich finde ETF sind mitunter gute Vehikel, ohne Frage. Aber bezüglich Dividenden habe ich da ja schon meine Zweifel geäußert, ob da ETF dauerhaft und zukünftig funktionieren? Da die meisten Dividenden-ETF in Deutschland erst sein den 2010er Jahren bestehen und ich schlicht den Aufwand scheute und auch weil ich mich an die Kapitalmarktforschung halte für meine Geldanlage, konnte und wollte ich meine Zweifel nicht in der Praxis prüfen. Wer Lust hat, kann das gerne einmal machen und hier vorstellen. Ich bin da neugierig. Für Zeiten eines längerfristigen Abschwungs befürchte ich, dass die Indexkonstruktionen die Nachteile der Dividendenstrategie noch deutlich erhöhen könnten. Daher bin ich da vorsichtig mit einer Empfehlung zu ETF für eine - in meinen Augen ohnehin irrationale und wenig vorteilhafte - Dividendenstrategie.

    Deine bisherigen Erfahrungen freuen mich, aber ich befürchte, dass das nicht auf die Mehrheit im Lande zutreffen wird. Ich habe da auch schon gegenteilige Erfahrungen gemacht. Da hätte es ohne Kapitalverzehr (den das Amt im Zweifel fordert) nicht gelangt, trotzt Zuschüssen und Förderungen, welche teils auch erst nach erfolgter Maßnahme und deren Zahlung erfolgen. Auch für den Eigenanteil im Heim wirds schnell knapp.

    Ich halte von Ausschüttungen heute nichts mehr, von reinen Dividendenstrategien noch weniger, genauso wenig wie davon nur in Aktien von Unternehmen mit blauem Logo zu investieren (auf Basis der Kapitalmarktforschung dürfte beides in etwa gleich rational sein). Aber wenn schon, würde ich das geringere Übel wählen und daher einen ausschüttenden ETF, aber halt prognosefrei auf den Gesamtmarkt ausgerichtet, bevorzugen. Die absolute Höhe der Ausschüttungen dürfte nach 30 Jahren höher liegen, als bei einer 30 Jahre verfolgten reinen Dividendenstrategie mittels gängiger ETF und ich fahre weniger Risiko. Zumindest nicht deutlich geringer.

    Interessant finde ich, dass selbst einige Dividenenanhänger bei der Beurteilung von Anleihen ganz anders verfahren. Frage mal einen Dividendenanhänger mit einer noch bevorstehenden Ansparphase von 20 Jahren, ob er lieber eine 10/20 jährige Bundesanleihe mit 2% Kupon oder mit Nullkupon nehmen würde... Wäre mal interessant, was er antwortet...

    Ausschüttungen reduzieren den NAV des Portfolios. Die Höhe der Ausschüttungen ist irrelvant für den Privatinvestor, denn die Gesamtrendite zählt. Dividenden für sich betrachtet sagen nichts über das Unternehmen, seine zukünftigen Gewinne usw. aus. So sehe ich das.

    Es gibt Fonds und auch ETF, die versuchen die Nachteile der Dividendenstrategie zu reduzieren in dem Qualitätsfaktoren oder andere Faktoren hinzugefügt werden. Das reduziert regelmäßig dann aber leider auch die Höhe der Dividenden. Aber auch da ist dann die Frage, warum eine schlechte Strategie etwas besser zu machen, als einfach eine - nach aktuellen Erkentnissen - gute zu wählen?

    Aber wie gesagt, es ist jedem freigestellt. Und ein breiter Aktienkorb - wie auch immer zusammengestellt - ist wahrscheinlich besser, als keiner. Auch alles andere ist ja erlaubt. Nur mit falschen Narrativen zu investieren, kann dazu führen, dass es später zu Enttäuschungen kommt, wenn die Entscheidung und deren Folgen aber unumkehrbar sind. Und das möchte ich durch meinen Input und die Gedankenanstöße verhindern und zum Nachdenken anregen.

  • Dividendenstrategie über ETFs erfordert in der Entnahmephase kein aktives Management des Sparers.

    Ich finde die Vorstellung etwas absurd, dass betagte bis dementiell erkrankte Rentner es absehbar lange schaffen, ihre thesaurierenden ETFs nach der 3% Regel manuell zu entsparen bzw . das nötige Barvermögen für die jährlich anfallende Vorabpauschale bereithalten können.

    Für etwaige Angehörigen wird das dann, gesetzt der Fall, sie haben Vollmachten, eine zusätzliche Belastung.

    Als jemand, der einen solchen Fall in der näheren Verwandtschaft vor sich hat, antworte ich Dir auf diese Vermutungen mit einem herzhaften: Nö.

    Die betreffende Person kann sich im wesentlichen noch selbst versorgen, ist aber außerhalb der eigenen Wohnung nicht mehr mobil, so daß die Verwandtschaft vor Ort ohnehin die außerhäusliche Versorgung sicherstellen muß, was beispielsweise heißt: zweimal in der Woche zum Einkaufen fahren, Bargeld mitbringen, Überweisungen "zur Bank tragen".

    Man läßt der Person die Illusion, daß sie ihre Finanzen noch selbst regelte. Die sie versorgende Verwandtschaft hat immerhin Einblick in ihre Finanzen. Die so sorgfältig ausgefüllten Überweisungen werden nämlich nicht zur Bank getragen, sondern am heimischen Schreibtisch ins Online-Banking eingetragen und dann geschreddert. Das spart Aufwand. Es würde im Bedarfsfall daher keine wesentliche Zeit mehr kosten, einmal im Monat, einmal im Vierteljahr oder gar einmal im Jahr vom Depot Geld zu holen.

    Dafür braucht man auch keine Vollmacht, die Kenntnis der Zugangsdaten genügt.

    Man kann auch Probleme daherreden, wo faktisch keine sind.

  • Hallo Achim Weiss.

    Es freut mich, dass du aufgrund deiner anekdotischen Evidenz keine Probleme erkennst. Meine Berufserfahrung nach mehreren Jahren spricht da leider eine anekdotisch andere Sprache.

    Dir weiterhin gutes Gelingen bei der Beobachtung der Finanzen Dritter!

  • Es freut mich, dass du aufgrund deiner anekdotischen Evidenz keine Probleme erkennst.

    Das ist erfreulich. Vielen Dank.

    Bei der Betreuung alter Menschen ist die Erledigung gelegentlicher Bankgeschäfte erfahrungsgemäß die kleinste Mühe. Eigentlich alle anderen Verrichtungen erfordern erheblich mehr Zeitaufwand. Bereits die Erledigung des Einkaufs kann mit allem Drum und Dran zwei Stunden kosten. Demgegenüber ist der gelegentliche Blick aufs Konto zeitlich völlig unbedeutend.

    Wenn ich mal fragen dürfte: Was ist denn Dein berufliches Umfeld, aus dem Du glaubst, Dich so dezidiert äußern zu können?

  • Mein Plan: Im Alter einmal im Jahr sich einloggen und Anteile vom thesaurierenden Welt Aktien ETF pro Jahr verkaufen.

    Wenn ich soweit bin, dass ich das nicht mehr hinbekommen, dann ist alles andere eh egal...dann würden auch keine fließenden Dividenden etwas bringen.