Eine Immobilie ist keine gute Altersvorsorge.
Derartige Pauschalaussagen widersprechen meiner Lebenserfahrung (und auch der vieler Menschen in meinem Umfeld). Eine Immobilie (ob nun selbst genutzt oder vermietet) kann eine schlechte, schlimme bis schrecklich Altersvorsorge sein - kann aber ebenso auch eine gute, hervorragende bis Top-Altersvorsorge sein. Es kommt auf den Einzelfall an. Wie eigentlich fast immer bei Finanzthemen.
Nur am Rande aber in dem Kontext: Für unsichere, konsumfreudige tendenziell nicht besonders disziplinierte Kantonisten (ganz so wenige dürften das vermutlich gar nicht sein) kann der "Sparzwang" via dem in der Annuität enthaltenen Tilgungsanteil sogar eine hilfreiche "Krücke" sein. Einen ETF-Sparplan beispielsweise kann mit einem Click am PC aussetzen (oder auch Teile des Depot einfach liquidieren), das ist bei einer Immobilienfinanzierung (aber auch der Liquidation einer Immobilie) so einfach, bequem und schnell jedenfalls nicht möglich. Insoweit kann das "Immobile" der Immobilie für so manchen ggf. auch ein gewisser Vorteil sein.
Mietfrei wohnen bedeutet bei weitem nicht kostenfrei wohnen.
Logisch. Das ist natürlich zutreffend aber ebenso natürlich eine Binse.
Das größere Problem ist aber, dass eine Immobilie eine Menge Geld bindet und ein Teilverkauf nur über höchst fragwürdige Anbieter möglich ist.
Ein "Teilverkauf" - noch dazu über "höchst fragwürdige Anbieter" ist aber doch nicht die einzige Möglichkeit eine Immobilie zu nutzen bzw. zu verwerten ?! - man kann eine Immobilie auch ganz normal verkaufen, vermieten, beleihen, seriös verrenten ...
Wer im Alter eine Immobilie besitzen will, muss sich das leisten können,
Auch logisch, da eine Denknotwendigkeit. Das Mieten im Alter muß man sich aber ebenso leisten können. Es gibt die (Einzel)Fälle mit uraltem Bestandsmietvertrag und (sehr) günstiger Miete beispielsweise. Das ist aber nicht generell so sprich die Regel. In meiner Region (Ballungsgebiet) haben da nicht wenige als Mieter im Alter "unangenehme Überraschungen" erlebt (beispielsweise kontinuierliche Mieterhöhungen, Eigenbedarfskündigungen, aufwändige bis zermürbende Wohnungssuche als Rentner, anfallende Umzugskosten usw.) ...
Was nötig ist in Tagesgeld, der Rest in ETFs - fertig.
Auch das widerspricht (fast vollumfänglich) meiner Lebenserfahrung. Bei den meisten mir bekannten Fällen (und das sind eine Menge) war nach "Tagesgeld"" und "Rest in ETFs" nämlich nicht - "fertig".
Extrawünsche (z. B. eigene Immobilie) machen die Sache komplizierter.
Ob man eine eigene Immobilie unter "Extrawunsch" subsumieren sollte, erscheint mir ebenfalls fraglich. Auch dies widerspricht - ziemlich - meinen Erfahrungen, denn für viele bis sehr viele ist das (Stichwort: Wohneigentum) nämlich ein ganz "normaler Wunsch" und damit auch ein avisiertes Vorhaben in der finanziellen Planung.
Für meinen Teil bin ich kein besonderer Freund von Immobilien (auch wenn ich welche habe). Eine Immobilie zwecks Eigennutzung hatte ich aber als eine meiner ersten finanziellen Aktionen (Mitte der 70er) angegangen - schlicht und einfach schon deshalb, weil ich mir mein Zuhause (in meinem Fall samt Garten) selbst gestalten und damit selbst entscheiden will, wie ich wohne. Eine Haltung, die mir übrigens so von vielen Menschen bekannt ist
Nur meine bescheidene persönliche Meinung - basierend auf langjährigen Erfahrungen.
Allerseits gute Gedanken und ebensolche Finanzentscheidungen - sei es nun mit oder ohne Immobilie !