Digitale Währungen: Was ist zu erwarten? (Vor- und Nachteile)

  • Die Diskussion Digitale Währung, Wie entkommen ?? ist aus dem Ruder gelaufen. Das Thema ist aber trotzdem interessant. Lasst und einen zweiten Anlauf nehmen, um das sachlich diskutieren.

    Mich selbst würde ein konkreter Aspekt interessieren, auf den ich durch

    Digitaler Euro: Das sind die Vor- und Nachteile
    Die EZB plant einen digitalen Euro einzuführen. Er soll eine elektronische Form des Bargeldes werden und dieses ergänzen.
    www.finanztip.de

    ...gestossen bin, weil der Beitrag mich weiter geführt hat zu Angaben von der EZB selbst - z.B.


    Frage tritt die EZB mit dem Digitalen Euro direkter mit dem Bürger/Verbraucher in Verbindung?

    Aus https://www.finanztip.de/digitaler-euro/ :


    Zitat

    Dazu sollst Du die Währung nutzen können, auch wenn Du kein Girokonto hast. Die praktische Lösung kann an dieser Stelle zum Beispiel eine Karte sein, die auf den digitalen Euro ausgerichtet ist.


    Und in https://www.ecb.europa.eu/euro….faq_digital_euro.de.html steht:


    Zitat

    Ein digitaler Euro wäre sicher und einfach zu verwenden. Er würde die finanzielle Inklusion im digitalen Bereich fördern, da niemand zurückgelassen würde. Ein digitaler Euro würde den Bedürfnissen von Menschen mit Behinderungen ebenso gerecht wie den Bedürfnissen derjenigen, die kein Bankkonto oder wenig digitale und finanzielle Kenntnisse haben.


    D.h. es wird eine Bezahlmöglichkeit etabliert, die ohne die Geschäftsbanken auskommt? Wie begeistert sind die Geschäftsbanken davon, wenn sie umgangen werden? Welche Herausforderugnen kommen auf die EZB zu, wenn sie quasi auch die Rolle einer Geschäftsbank übernimmt? Und war eine saubere Trennung von Zentralbanken (Notenbanken) und Geschäftsbanken vorher aus irgendeinem wichtigen Grund vorgesehen? Falls dem so ist: Hat dieser Grund keine Relevanz mehr?

  • Ich habe mal weiter gesucht und bin hier drauf gestossen

    Digitaler Euro: Was es damit auf sich hat
    Er soll das Bargeld ergänzen, aber nicht ersetzen: der digitale Euro. Die EU stellt nun konkretere Vorschläge dazu vor. Aber wozu das Ganze?
    www.zdf.de


    Zitat

    Wie kommt man an den digitalen Euro?

    Das ist noch in der Diskussion. Denkbar ist, dass Banken den digitalen Euro wie Bargeld von den Euro-Notenbanken beziehen. Möglich wäre auch, dass der digitale Euro direkt auf Konten bei der EZB geführt wird. Nach dem Willen der EU-Kommission sollen grundlegende Zahlungsfunktionen für Verbraucher kostenfrei sein. Auch soll er einfach zu benutzen sein.

    Was halten Geschäftsbanken von einem digitalen Euro?

    Banken und Sparkassen treibt die Frage um, ob die EZB zur Konkurrenz im Zahlungsverkehr wird. "Es geht bei der Diskussion tatsächlich darum, ob die EZB selbst als Wettbewerber in den Payment-Markt eintreten soll. Ob sie Konten für Endkunden führen soll", sagte jüngst der Präsident des Deutschen Sparkassen- und Giroverbandes, Helmut Schleweis. EZB-Chefin Christine Lagarde stellte daraufhin klar:

    "Wir sind als Zentralbanker nicht in der Lage, Beziehungen zu unterhalten, auf Kunden zuzugehen oder Produkte zu vermitteln. Das ist etwas, das Sie tun müssen."

    Die Antwort von Fr. Lagarde lässt immer noch ein Stück weit offen, wo das Konto liegt.

    Und die Geschäftsbanken schränken ihren betreuenden Kontakt zu den eigenen Kunden immer weiter ein: Abbau von Filialen, Bankautomaten und Personal.

    Ihre eigenen Aufgaben delegieren die Geschäftsbanken an fremde Firmen für die Bestückung von Geldautomaten und an die Lebensmittelketten für die Verteilung von Bargeld. Aber für die EZB wollen sie dann wieder als Dienstleister auftreten?

  • Hoppala! Da hat wohl einer an der Forensoftware herumgeschraubt, und jetzt funktioniert vieles nicht mehr.


    > Die Diskussion Digitale Währung, Wie entkommen ?? ist aus dem Ruder gelaufen.


    Eigentlich nicht. Gemessen daran, daß das Erstposting von einem Troll geschrieben wurde, ging es dort sogar recht zivilisiert zu.


    Das Internet gibt es schon ziemlich lange und mit ihm den Online-Handel, viele Leute zahlen im Laden mit Karte oder Handy (also digital). Die deutschen Banken (vielleicht die europäischen insgesamt) haben das aber offensichtlich noch immer nicht so recht auf dem Schirm. Amerikanische Firmen haben erwartungsgemäß schnell geschaltet, somit ist praktisch der gesamte elektronische Zahlungsverkehr im Präsenz- und Onlinehandel in der Hand dieser amerikanischen Firmen (Visa, Mastercard, American Express, Paypal, Apple, Google). Die Leute nutzen das ohne Bedenken (die man ja durchaus haben könnte): Die amerikanische Regierung wollte keine Spenden an Wikileaks, also hat die gesamte Riege diesen Zahlungsweg dicht gemacht. Mich persönlich hat das nicht gebissen, aber die staatliche Souveränität berührt das wohl, das muß man schon sehen.


    Die europäischen Banken sind gerade eben erst aufgewacht. Sie rekeln sich noch und überlegen sich, ob sie demnächst mal aufstehen wollen.


    Ich warte gelassen, was da kommt (und ob da überhaupt etwas kommt). Den vielgenannten "digitalen Euro" will ich erstmal in Aktion sehen. Nach dem, was ich bisher davon erfahren habe, dürfte uns ein weiteres Bürokratiemonstrum ins Haus stehen.


    Wir werden dann schon sehen, ob die Leute das nutzen oder ob der "digitale Euro" eine Bauchlandung hinlegt. Ich schätze, wir werden eher zweiteres erleben.

  • Ich bin bei dem Thema bei Achim Weiss


    Das Thema wird glaube ich vor allem von EU-Skeptikern zusätzlich aufgebauscht. In meine Augen ist es der Versuch, in der EU eine (staatlich finanzierte) Alternative zu Paypal aufzubauen. Am Ende wird man sehen, ob es wie z.B. StudiVZ endet, das gegen Facebook grandios untergegangen ist. Oder Xing, das auch nach und nach von LinkedIn verdrängt wird. Der Sparkassenverband hatte ja auch mal so ein Experiment gemacht und auf den Markt geworfen (Quitt oder so) , keine Ahnung was daraus am Ende geworden ist.


    Hier noch ein Zitat aus dem oben verlinkten Finanztip-Artikel:

    Zitat

    Wenn Du zum Beispiel Geld an Deine Freunde senden willst, musst Du nicht mehr über einen Drittanbieter wie Paypal gehen. Für das Online-Shopping bräuchtest Du keine Karte von Visa oder Mastercard. Die Bezahlung erfolgt in jedem Fall sofort.

    Da hört es sich schon sehr stark nach einer europäischen Version von Paypal an. Zumindest sind das die gleichen Funktionen, die Paypal jetzt schon abdeckt. Und die Ämter fragen mittlerweile ja auch schon die Kontoauszüge von Paypal-Accounts ab, wenn man z.B. Sozialhilfe oder andere Unterstützungsleistungen beantragt.

  • Hallo KaffeeOderTee,


    Danke für die Rückkehr zum Kern.


    Für mich sieht der digitale Euro bisschen so aus wie der Versuch, ein Girokonto direkt bei der EZB einzurichten.

    Vorteil für den Kunden, die EZB ist (zumindest theoretisch) insolvenzgesichert. Es gab während der Finanzkrise den Versuch großer Firmen, Konten direkt bei der Bundesbank haben zu wollen.

    Der Vorteil für den Verbraucher ist natürlich mit dem Nachteil der besseren staatlichen Kontrolle verbunden. Lassen wir einmal die Schwüre bei der Einführung beiseite und nicht vergessen, auch auf das Konto bei der Geschäftsbank können staatliche Stellen im Bedarfsfall zugreifen.

    Wie im FT- Artikel auch angesprochen, ist der digitale Euro der Versuch, sich von US- Unternehmen und dem staatlichen Einfluss der USA abzunabeln. Was in den USA sicherlich keinen Beifall findet.

    Und zum Schluss, die Geschäftsbanken dürften wenig erfreut sein. Aber vielleicht richten sich die ersten schon darauf ein und deshalb versucht die DB, die Postbank- Kunden zu vergraulen??


    Viel wenn und hätte und mein wahrscheinlichstes Szenarium ist eine Bauchlandung.


    Gruß Pumphut

  • Wenn staatliche und kommunale Stellen angehalten werden würden, den Digitalen Euro zu verwenden und dem Folge leisten würden, dann hinge der Erfolg des Digitalen Euro nicht von einer aktiven Akzeptanz durch den Bürger/Verbraucher ab, also nicht davon, dass der Bürger/Verbraucher selbst auf die Idee kommt, für Transaktionen den Digitalen Euro zu verwenden.


    Beispiele:

    • Steuerückzahlung nach einer Einkommensteuererklärung
    • Gebühren bei Behörden und Ämtern
    • Strafen für Geschwindigkeitsüberschreitungen ;)
    • Fahrscheine für den ÖPNV
    • Eintrittspreise für Schwimmbad, Veranstaltungen in der Stadthalle

    Wenn Lebensmittelgeschäfte, Tankstellen, Kioske, etc Bargeld aus Gründen der Sicherheit das Bargeld vermeiden/reduzieren wollen, dann könnten sie dazu tendieren, den Digitalen Euro zu akzeptieren. Z.B. beginnend mit Tankstellen könnte sogar angedacht werden, den Digitalen Euro zu akzeptieren, Bargeld aber nicht mehr.


    Wenn der Umgang mit Bargeld zunehmend von den Beteiligten gegenüber der Verwendung des Digitalen Euroals zunehmend als "Kostenfaktor" gesehen wird (oder Bargeld stufenweise verteuert wird), dann könnte der Digitale Euro das Bargeld auf diese Weise verdrängen.


    D.h. der Digitale Euro könnte schon als Konkurrenz anstatt als Ergänzung von Bargeld auftreten.

  • Beispiele:

    • Steuerückzahlung nach einer Einkommensteuererklärung
    • Gebühren bei Behörden und Ämtern
    • Strafen für Geschwindigkeitsüberschreitungen ;)
    • Fahrscheine für den ÖPNV
    • Eintrittspreise für Schwimmbad, Veranstaltungen in der Stadthalle
    • Verteilung von Mitteln der EU, des Landes und der Bundesländer an die Kommunen

    ^^

  • Bevor hier weiter hypothetische Listen verlängert werden, erscheint mehr sinnvoll, praktische Anwendungsfälle darzustellen.


    Das könnte als Grundlage ganz interessant sein:

    How would a digital euro work?
    www.ecb.europa.eu


    Ausgangspunkt wäre also eine Wallet, die mit einer Obergrenze versehen ist.

  • Das klingt dann erst mal nach einer Art Geldkarte oder Debitkarte.


    How would a digital euro work?
    www.ecb.europa.eu


    Aber einerseits

    Zitat

    Obergrenze für Guthaben

    Für Guthaben in digitalen Euro, die Privatpersonen oder Unternehmen in ihrer Wallet haben, würden wir eine Obergrenze festlegen. So würde im Sinne der Finanzstabilität einem übermäßigen Abfluss von Einlagen bei den Banken entgegengewirkt.

    Doch andererseits

    Zitat

    Regelmäßige Zahlungen

    Regelmäßige Zahlungen machen einen Großteil unserer alltäglichen Ausgaben aus, wie beispielsweise Mietzahlungen am Monatsanfang oder Zahlungen für die Kinderbetreuung. Darum wären mit einem digitalen Euro bei Bedarf automatisierte Zahlungen möglich.

    Wenn

    Zitat

    Über den Höchstbetrag hinausgehende Zahlungen wären dann möglich, wenn Nutzerinnen und Nutzer ihr Wallet mit ihrem Bankkonto verknüpfen.


    Wenn das Geld aller Mietkosten aller Mieter am Monatsende als Digitaler Euro den Besitzer wechseln, dann dürfte das schon eine größere Summe werden.

    Im Hinblick auf

    Zitat

    So würde im Sinne der Finanzstabilität einem übermäßigen Abfluss von Einlagen bei den Banken entgegengewirkt.


    Aber wie sieht's eigentlich mit der umgekehrten Konvertierbarkeit von Digitalem Euro nach Barfeld aus?

    Das erinnert so ein bisschen an eine Gold-gedeckte Währung, bei der man Bargeld gegen Gold tauschen konnte bzw. später dann nicht mehr tauschen konnte.

    Könnte das mit dem Digitalen Euro auch passieren? Dass aus irgendeinem Grund zu irgendeinem Zeitpunkt die Leute den Digitalen Euro nach Bargeld konvertieren wollen, dass das dann aber in dem Umfang nicht mehr geht?

    Bzw. könnte es ein ähnliches/anderes Problem geben, wenn die Leute den Digitalen Euro massiv nicht nach Bargeld, sondern nach Buchgeld konvertieten möchten?

  • Wenn staatliche und kommunale Stellen angehalten werden würden, den Digitalen Euro zu verwenden und dem Folge leisten würden, dann hinge der Erfolg des Digitalen Euro nicht von einer aktiven Akzeptanz durch den Bürger/Verbraucher ab, also nicht davon, dass der Bürger/Verbraucher selbst auf die Idee kommt, für Transaktionen den Digitalen Euro zu verwenden.

    Also gerade bei staatlichen Stellen wird es (aktuell) schwer, zukünftig nur noch den Digitalen Euro anzuerkennen. Vorher muss definitiv das Bundesbankgesetz geändert werde. Dort ist in BBankG §14 nämlich das gesetzliche Zahlungsmittel geregelt (zumindest für Banknoten, die Münzen sind über eine EU-Verordnung geregelt).


    Außerdem traue ich unseren Behörden nicht unbedingt diese Innovationsfreude zu.

  • KaffeeOderTee

    Das ist wieder ein anderes Thema. Die Behörden möchten sich auch nicht mehr mit Bargeld rumschlagen und wünschen sich daher vermehrt Kartenzahlung. Das ist ja aber auch eine Zahlweise, die seit >20 Jahren erprobt ist - also kann man die auch auf dem Amt einführen ;)

    Aber das die ein bei Beantragung des neuen Persos einen QR-Code unter die Nase halten und sagen, dass man jetzt bitte mit seinem eEuro-Wallet zahlen soll, kann ich mir beim besten Willen nicht vorstellen. Man darf ja auch nicht die älteren Generationen vergessen. Mein Schwiegervater z.B. weigert sich wehement, ein Smartphone zu nutzen. Und sobald da wieder eine Karte existiert, wo ist bitte der Unterschied zur klassischen EC-Karte (welche ja durch die europäischen Banken gerade den Todesstoß bekommt, weil alle nur noch die amerikanische Konkurrenz nutzen). Irgendein klassisches Konto braucht Oma Brockelkamp immer noch dahinter. Und bei Paypal ist es ja eben auch die Kombi aus Guthaben und hinterlegten Bankverbindung.


    Genau genommen müssen Behörden Bargeld aber akzeptieren (im Gegensatz zu Privatpersonen und Unternehmen der freien Wirtschaft). Vor ein paar Jahren ist es auch bei den Rundfunkbeiträgen "eskaliert". Da haben sich auch welche auf die Zahlungsweise "Bar" berufen, um die Gebühren zu zahlen - nur um die GEZ zu ärgern.