70:30 (World+EM) weiterführen oder parallel ACWI IMI eröffnen?

  • Just ETF: Vanguard 77%, SPDR 74,84%

    extraetf: Vanguard 77,45%, SPDR 73,77%

    Finanzfluss: Vanguard 66,18%, SPDR 63,46

    Anbieter-Websites (beide ETFs in der thesaurierenden Version, beide Stand 31. Mai 2024, beide nach Gebühren, beide in USD):

    Vanguard: 60,58% seit Auflage (allerdings keine volle 5 Jahre, weil der thesaurierende erst im Juli 2019 aufgelegt wurde)

    SPDR: 71,25% letzte 5 Jahre


    Tja. Nochmal anders. monstermania hat ja schon beschrieben, dass es dafür unterschiedliche Gründe geben kann.


    Ich würde mich im Zweifel am ehesten auf die Anbieter-Daten verlassen.

  • monstermania Handelt sich um beides - habe eine Einmalanlage abgeschlossen, die ich fortan monatlich bespare.

    12345 Das mit den Anbieter-Websites war ein guter Tipp! Habe darüber hinaus Mal auf extra etf den Vanguard FTSE All World in der ausschüttenden Variante gegen den ACWI IMI laufen lassen. Den ausschüttenden gibts ja schon länger als 5 Jahre und er ist soweit ich weiß deckungsgleich mit dem thesaurierenden. Da kommt der Vanguard auf 77,07% in den letzten 5 Jahren und der ACWI IMI auf 73,93 %.

    Hab auch in der Watchlist meines Brokers mal beide gleichzeitig angelegt, so kriegt man denke ich für das eigene Depot den aussagekräftigsten Vergleich.

  • Da kommt der Vanguard auf 77,07% in den letzten 5 Jahren und der ACWI IMI auf 73,93 %.

    Hab auch in der Watchlist meines Brokers mal beide gleichzeitig angelegt, so kriegt man denke ich für das eigene Depot den aussagekräftigsten Vergleich.

    Und was man nicht vergessen sollte: Welche Daten auch immer Du vergleichst, es sind Daten der Vergangenheit. Nur weil in der Vergangenheit der Vanguard FTSE All World besser performt hat als der ACWI IMI heißt das nicht, dass das so bleibt. Ich meine, die letzten Jahre über war z.B. auch ein schlichter MSCI World (also ganz ohne Emerging Markets oder Small Caps) den Varianten FTSE All World und ACWI IMI überlegen. Ob das die nächsten 30 oder auch nur die nächsten 3 Jahre so weitergeht? Man weiß es einfach nicht.


    Was mich persönlich tröstet: Ich bin mir sicher, man liegt mit keiner dieser Varianten falsch, und man liegt mit jeder dieser Varianten im Vergleich zum Bevölkerungsdurchschnitt, der irgendwo zwischen Tagesgeld und Riesterrente rumdümpelt, ziemlich weit vorne. Egal ob FTSE All World, ACWI IMI oder MSCI World.

  • Was mich persönlich tröstet: Ich bin mir sicher, man liegt mit keiner dieser Varianten falsch, und man liegt mit jeder dieser Varianten im Vergleich zum Bevölkerungsdurchschnitt, der irgendwo zwischen Tagesgeld und Riesterrente rumdümpelt, ziemlich weit vorne. Egal ob FTSE All World, ACWI IMI oder MSCI World.

    Was mir bisher in der Diskussion fehlt: Ist klar, dass man aktuell mit dem Wechsel von 70-30 auf z.B. den SPDR-ACWI-IMI genau dem Trend hinterherläuft?


    Alle, die mit 30% EM unterwegs sind, ärgern sich seit einiger Zeit über die schlechtere Performance der EM. Auch jenseits vom Re-balancing-Aufwand von überschaubaren 2 ETFs. Als Reaktion jetzt aber auf 10% EM runter zu gehen, bedeutet genau das zu machen, was man investitionstechnisch nicht machen sollte: Anhand der letzten Entwicklungen annehmen, dass der MSCI-World auch zukünftig besser performt als der MSCI-EM. Historisch war es in der Mehrzahl der Jahre umgekehrt (nennen manche „political-risk-premium“). Man könnte auch argumentieren, genau das Gegenteil wäre daher jetzt sinnvoll: Gerade aktuell sind die Emerging-Markets nach allen üblichen Maßstäben (KGV etc.) unterbewertet und es scheint mir daher gerade sinnvoll, konsequent bei einem höheren Anteil der EM (z.B. 20-30%) zu bleiben, um langfristig von den überproportionalen Erholungspotenzialen der EM zu profitieren. Von der Relativierung der US-Big-Tech-Branche (Klumpenrisiko?) bei 70-30 mal ganz zu schweigen. Daher die provokante Frage: Läuft man damit nicht zu spät dem Trend hinterher und investiert praktisch pro-zyklisch statt gewinnbringend anti-zyklisch? :/


    Ansonsten hat 12345 natürlich Recht, dass die Performance all dieser Ansätze historisch gesehen über den Einlagen in der örtlichen Sparkasse liegen dürfte… :)

  • Daher die provokante Frage: Läuft man damit nicht zu spät dem Trend hinterher und investiert praktisch pro-zyklisch statt gewinnbringend anti-zyklisch? :/

    Du hast völlig recht. Aber ich mach das mit 70/30 jetzt seit 4,5 Jahren. In dieser Zeit habe ich gegenüber einem ACWI oder All World richtig Rendite liegen lassen (gegenüber einem MSCI World sowieseo).

    Mein einer MSCI World ETF liegt inzwischen bei +45% (Ende 2019). Der (zeitgleich gestartete) MSCI EM hat in der Zeit 4,33% gemacht!

    Ob das noch jemals aufgeholt wird? :/

    Mein aktuell seit 2023 besparter MSCI World und MSCI EM liegt bei 17% vs. 14%.


    Nur das Geld ist weg und kommt auch durch eine Umschichtung nicht wieder. Trotzdem stellt sich mir die Frage, ob nicht ein ACWI oder All-World langfristig die bessere Wahl gewesen wäre.

    Allein schon, weil man nicht ständig auf die Performanceunterschiede schaut und grübelt!

  • Trotzdem stellt sich mir die Frage, ob nicht ein ACWI oder All-World langfristig die bessere Wahl gewesen wäre.

    Allein schon, weil man nicht ständig auf die Performanceunterschiede schaut und grübelt!

    Irgendwas ist ja immer... ;) Du vergleichst jetzt ja auch mit einem ACWI und All World, obwohl Du beide nicht hast (wenn ich Deinen Beitrag richtig verstehe).



    Was mir bisher in der Diskussion fehlt: Ist klar, dass man aktuell mit dem Wechsel von 70-30 auf z.B. den SPDR-ACWI-IMI genau dem Trend hinterherläuft?


    Alle, die mit 30% EM unterwegs sind, ärgern sich seit einiger Zeit über die schlechtere Performance der EM. Auch jenseits vom Re-balancing-Aufwand von überschaubaren 2 ETFs. Als Reaktion jetzt aber auf 10% EM runter zu gehen, bedeutet genau das zu machen, was man investitionstechnisch nicht machen sollte: Anhand der letzten Entwicklungen annehmen, dass der MSCI-World auch zukünftig besser performt als der MSCI-EM. Historisch war es in der Mehrzahl der Jahre umgekehrt (nennen manche „political-risk-premium“). Man könnte auch argumentieren, genau das Gegenteil wäre daher jetzt sinnvoll: Gerade aktuell sind die Emerging-Markets nach allen üblichen Maßstäben (KGV etc.) unterbewertet und es scheint mir daher gerade sinnvoll, konsequent bei einem höheren Anteil der EM (z.B. 20-30%) zu bleiben, um langfristig von den überproportionalen Erholungspotenzialen der EM zu profitieren. Von der Relativierung der US-Big-Tech-Branche (Klumpenrisiko?) bei 70-30 mal ganz zu schweigen. Daher die provokante Frage: Läuft man damit nicht zu spät dem Trend hinterher und investiert praktisch pro-zyklisch statt gewinnbringend anti-zyklisch? :/

    Was besser gewesen WÄRE, weiß man erst hinterher. Da können wir jetzt noch soviel drüber nachdenken.


    Für uns selbst haben wir einen MSCI World, für unser Kind haben wir (jetzt) einen FTSE All World. Ehrlich gesagt aber gar nicht wegen all solcher großen Überlegungen.


    Als wir anfingen, war MSCI World eine Standardempfehlung, genauso wie 70/30. Wir wollten es einfach haben und haben die Ein-ETF-Variante mit nur einem MSCI World genommen (irgendwie waren ACWI (IMI) und FTSE All World damals nicht so verbreitet). Hätte ich für uns heute neu zu entscheiden, würde ich wahrscheinlich auch einen ACWI (IMI) oder FTSE All World nehmen.


    Für unseren Sohn haben wir zuerst einen MSCI World Momentum genommen - ohne zu kapieren, was wir da tun, wir dachten irgendwie, das wäre ein "normaler" MSCI World. Als beide sehr weit auseinander liefen, haben wir uns das (mit zwischenzeitlich etwas mehr Hintergrundwissen) nochmal genauer angesehen und festgestellt "Ups, das ist ja Faktor-Investing, das wollten wir eigentlich gar nicht." Deshalb haben wir den Sparplan auf den Momentum gestoppt (alles verkaufen wollten wir nicht, weil wir keine Gewinne realisieren wollten, und wir fanden ihn nicht so falsch, dass wir es unvertretbar fanden, ihn liegenzulassen). Für künftige Sparplanraten haben wir dann aber stattdessen einen FTSE All World genommen. Wieder nur mit der Überlegung "ein ETF, möglichst breit diversifiziert" (inzwischen war das eine gängigere Empfehlung). Tja, seit einiger Zeit performt der liegengelassene Rest vom Momentum besser als der MSCI World (und als der All World sowieso). Ist eben so. Wir machen trotzdem einfach mit dem FTSE All World weiter - lieber breit diversifiziert als Faktor-Investing.


    Ansonsten hat 12345 natürlich Recht, dass die Performance all dieser Ansätze historisch gesehen über den Einlagen in der örtlichen Sparkasse liegen dürfte… :)

    Und ich meine nach wie vor, dass das der entscheidende Punkt ist!


    Ja, je nach Strategie kann die Rendite auch zwischen den "Standardempfehlungen" über 30 Jahre gesehen signifikant auseinander laufen. Wer es ganz rational machen will, nimmt die möglichst breit diversifizierte Variante (MSCI ACWI IMI - mehr "free lunch" als maximale Diversifikation gibt es nicht). Aber nichts von den anderen Varianten - 70/30 Developed/EM, MSCI World, FTSE Developed, MSCI ACWI, FTSE All World, MSCI ACWI IMI usw. - ist falsch oder zwingend schlechter. Nur weil eventuell rein rational / statistisch eine Variante minimal die Nase vorn hat, heißt das nicht, dass sich das auch im konkreten Einzelfall und in dem für einen selbst relevanten Anlagezeitraum so realisieren wird. Siehe Deinen Kommentar zum "political risk premium". Siehe die noch 2021 weit verbreitete Ansicht "die EZB kann die Zinsen die nächsten Jahre gar nicht anheben". Siehe "wenn Aktien fallen, steigen Anleihen, das korreliert negativ" (bis dann beides gleichzeitig gefallen ist).


    Hier hatte vor einiger Zeit mal ein User (ich weiß den Namen gerade nicht mehr) vorgeschlagen, die ganz Unentschlossenen könnten ja auch einfach ihre Sparrate auf unterschiedliche Varianten marktbreiter ETFs verteilen (z.B. die Hälfte auf MSCI World und die Hälfte auf FTSE All World, oder auch je ein Drittel auf MSCI World, FTSE All World, MSCI ACWI IMI usw...). Irgendwie absurd, aber wenn es jemandem partout schwer fällt, sich zu entscheiden, wieso nicht? Wenn jemand damit dann einfach loslegt statt nochmal ein halbes Jahr oder drei Jahre zu überlegen und das Geld auf dem Tagesgeld zu parken, ist das doch super!

  • Irgendwas ist ja immer... ;) Du vergleichst jetzt ja auch mit einem ACWI und All World, obwohl Du beide nicht hast (wenn ich Deinen Beitrag richtig verstehe).

    Ich habe mich aus 'historischen' Gründen für 70/30 entschieden. Ein Investition ohne Schwellenländer wäre m.E. für eine langfristige Investition nicht sehr hilfreich, da man schlichtweg die Zukunft nicht kennt und ich einen großen Teil der Weltwirtschaft nicht ausschließen will.


    Daher ist für mich ein ACWI / All World inzwischen der beste Kompromiss. Man muss nicht grübeln und der Anteil der EM im Depot ist so groß wie es eben der Marktkapitalisierung entspricht.

    Steigt die Marktkapitalisierung der EM Unternehmen steigt auch der Anteil in den ETF.


    Und ja, was letztlich die beste Rendite gebracht hat, wissen wir irgendwann in der Zukunft!

    Wenn jemand damit dann einfach loslegt statt nochmal ein halbes Jahr oder drei Jahre zu überlegen und das Geld auf dem Tagesgeld zu parken, ist das doch super!

    :thumbup:

    Mein größter Fehler war mit Sicherheit nicht bereits 2009/2010 mit ETF anzufangen! Aber damals habe ich mir halt noch keine wirklichen Gedanken um meine AV gemacht. Und die Prognoseinformationen meiner Versicherungen versprachen ja auch noch satte Renditen. <X

  • Trotzdem stellt sich mir die Frage, ob nicht ein ACWI oder All-World langfristig die bessere Wahl gewesen wäre.

    Allein schon, weil man nicht ständig auf die Performanceunterschiede schaut und grübelt!


    Daher ist für mich ein ACWI / All World inzwischen der beste Kompromiss. Man muss nicht grübeln und der Anteil der EM im Depot ist so groß wie es eben der Marktkapitalisierung entspricht.

    Steigt die Marktkapitalisierung der EM Unternehmen steigt auch der Anteil in den ETF.

    Das war/ist für mich der wichtigste Punkt, weswegen ich letztlich den FTSE AW (ACWI ggf mit IMI wäre genauso gegangen) gewählt habe. So wenig Fläche wie möglich sich über Unterschiede ärgern zu müssen oder optimieren zu wollen. Lieber den Markt machen lassen. Ob das am Ende das beste sein wird, werden wir wenn wir dann mal nachrechnen in einigen Jahrzehnten wissen. Aber warum sollte ich dann genau nachrechnen? Viel wichtiger ist es für mich jetzt dabei zu bleiben. Für mich funktioniert das sehr gut. Ich schaue zwar immer noch ein bisschen häufiger rein als ich denke, dass es notwendig wäre und ich denke über Optimierung was Sicherheits- vs. Risikoteil angeht immer mal wieder nach, aber ich habe ehrlich gesagt keine Ahnung wie mein Vermögen sich entwickelt hätte, hätte ich meine anfängliche Strategie 100% MSCI World Ende des Jahres beibehalten. Ich weiß rein rational, dass meine Wertpapiere dann etwas mehr wert wären, aber ich hab keine konkrete Zahl vor Augen, weswegen es mich auch wenig interessiert.


    Das muss natürlich nicht für Jeden das Richtige sein. Ich weiß schließlich auch nicht, ob ich vielleicht mit 70/30 prima klarkommen und nicht ständig optimieren wollen würde. Das ist nur eine Vermutung. Nach allem was ich weiß, weiß ich aber eben nicht was besser ist, also wähle ich die Variante mit der für mich geringsten „Angriffsfläche“.


    Und zum Thema: warum nicht parallel etwas anderes besparen, wenn ansonsten Steuern anfallen? Außer das mit den Steuern hält sich in Grenzen und man sieht wirklich konkret einen Vorteil darin besagte Einfachheit im Depot zu haben. Viel Erfolg!

  • Das muss natürlich nicht für Jeden das Richtige sein. Ich weiß schließlich auch nicht, ob ich vielleicht mit 70/30 prima klarkommen und nicht ständig optimieren wollen würde. Das ist nur eine Vermutung. Nach allem was ich weiß, weiß ich aber eben nicht was besser ist, also wähle ich die Variante mit der für mich geringsten „Angriffsfläche“.

    Ich hatte am Anfang nicht gedacht wie 'schwer' es sein wird 'stur' die gewählte Strategie durchzuziehen. Mein Depot ins inzwischen deutlich 6-stellig. So kommt es dann, dass zeitweise ein deutlich höherer Anteil der aktuellen Sparraten in den EM-Teil fließen muss um 70/30 zu halten.

    Fühlt sich irgendwie nicht gut an, auch wenn ich rein rational weiß, dass ich damit nur meiner Strategie treu bleibe... :/

    Ist aber auch ein guter 'Test' für die eigene Anlegerseele. ;)


    PS: Egal ob nun 70/30, ACWI, FTSE All World oder nur MSCI World. Ich will nicht reich werden, sondern nur nicht Arm sterben! Und das sollte man so langfristig gewährleisten können.

  • So kommt es dann, dass zeitweise ein deutlich höherer Anteil der aktuellen Sparraten in den EM-Teil fließen muss um 70/30 zu halten.

    Fühlt sich irgendwie nicht gut an, auch wenn ich rein rational weiß, dass ich damit nur meiner Strategie treu bleibe... :/

    Das ist natürlich einfacher, wenn man nur einen ETF hat - da läuft das Rebalancing dann "hinter den Kulissen" ab und man muss nichts aktiv tun bzw. wird auch nicht in Versuchung geführt, doch eine andere Gewichtung abhängig vom aktuellen Kursverlauf zu wählen.

  • Ist aber auch ein guter 'Test' für die eigene Anlegerseele. ;)

    Es gibt ja auch gute statistisch/wissenschaftlich belegte Gründe für 70/30. Wer das also durchhält, der wird schon keine schlechte Entscheidung getroffen haben.


    PS: Egal ob nun 70/30, ACWI, FTSE All World oder nur MSCI World. Ich will nicht reich werden, sondern nur nicht Arm sterben! Und das sollte man so langfristig gewährleisten können.

    Genau das! Sicherlich nach wie vor ein häufiges Missverständnis, dass man durch die eine oder andere Strategie "reicher" werden könnte. Was auch immer "reich" bedeutet.

    Das ist natürlich einfacher, wenn man nur einen ETF hat - da läuft das Rebalancing dann "hinter den Kulissen" ab und man muss nichts aktiv tun bzw. wird auch nicht in Versuchung geführt, doch eine andere Gewichtung abhängig vom aktuellen Kursverlauf zu wählen.

    Exakt. Anders ausgedrückt: es geht nicht darum, welche Strategie mehr oder weniger Rendite bringt. Das ist aber meistens genau die Frage, die gestellt wird wenn Jemand (z.B. hier im Forum) nachfragt. Verständlicherweise! Es geht darum welche Strategie man wählt, bei der man bleibt und die man langfristig durchziehen kann und will.

  • Ich habe mich aus 'historischen' Gründen für 70/30 entschieden. Ein Investition ohne Schwellenländer wäre m.E. für eine langfristige Investition nicht sehr hilfreich, da man schlichtweg die Zukunft nicht kennt und ich einen großen Teil der Weltwirtschaft nicht ausschließen will.

    ... Gerade nochmal in mein Portfolio geschaut: Es ist echt krass, dass die EM seit über einem Jahrzehnt praktisch seitwärts laufen! Im Index ist China anteilig zuletzt stark gefallen und Taiwan starkt gestiegen und Indien hat es bisher auch nicht rausgerissen. Wenn ich da volkswirtschaftlich drauf schaue und das mit den Kursentwicklungen vergleiche, passt das gar nicht mehr zusammen. Genauso wie die USA in sozioökonomischer Hinsicht verglichen mit den Kursen von mit Big-Tech.

    Ich sehe daher immer mehr Potenzial in den EM und immer weniger in den USA und gehe echt davon aus, dass bei einem Platzen der US-Blase die EM ein sehr passendes Gegengewicht im Portfolio sein sollten. Könnte natürlich mit einem Krieg zwischen China und Taiwan mittelfristig auch anders kommen, aber dass China global weiter aufsteigt und die USA zunehmend herausfordert, halte ich für ziemlich wahrscheinlich...

  • Ich sehe daher immer mehr Potenzial in den EM und immer weniger in den USA und gehe echt davon aus, dass bei einem Platzen der US-Blase die EM ein sehr passendes Gegengewicht im Portfolio sein sollten.

    Tja, wenn ich wüsste was die Zukunft bringt, würde ich jetzt zu 100% auf die EM setzten (oder zu 100% auf die Industrieländer)! ;)

    Da ich es einfach nicht weiß gilt es einen Kompromiss zu finden. Die letzten 10 Jahre wäre es gut gewesen die EM gar nicht dabei zu haben.

    Ob das auch in 10 Jahren eine gute Idee gewesen ist wissen wir dann in 10 Jahren.


    PS: Der prognosefreie Kompromiss ist und bleibt wohl ein MSCI ACWI / FTSE All World. ;)

  • Der prognosefreie Kompromiss ist und bleibt wohl ein MSCI ACWI / FTSE All World. ;)

    Das mit dem "prognosefrei" ist genau das, was ich hinterfragen würde. Das ist nur dann prognosefrei, wenn man eine Gewichtung nach Marktkapitalisierung als die optimale Lösung und die Referenzgröße schlechthin betrachtet. Sobald man in Richtung BIP-Gewichtung geht, sieht die "prognosefreie" Aufstellung eines Depots ganz anders aus.


    Und gerade weil wir den zukünftigen Verlauf des MSCI-Worlds nicht kennen, stell ich mir die Frage: Was ist eine gute Ergänzung in Punkto Rendite aber auch in Punkto Reduktion der Schwankungen? Und wenn man die EM (z.B. 10-33%), die Small-Caps (z.B. 10-33%) und zum Beispiel Gold (z.B. 10%) beimischt, erfüllt man diesen Zweck. Klar würde rückblickend dann zu einem gewissen Stichtag immer einer dieser Portfolioteile am besten gelaufen sein, aber die Komposition in Hinblick auf Risiko und Rendite ist doch das, worauf es ankommt! Und letztlich auch das einzige, was man steuern kann... :/

  • ... Gerade nochmal in mein Portfolio geschaut: Es ist echt krass, dass die EM seit über einem Jahrzehnt praktisch seitwärts laufen! Im Index ist China anteilig zuletzt stark gefallen und Taiwan starkt gestiegen und Indien hat es bisher auch nicht rausgerissen. Wenn ich da volkswirtschaftlich drauf schaue und das mit den Kursentwicklungen vergleiche, passt das gar nicht mehr zusammen. Genauso wie die USA in sozioökonomischer Hinsicht verglichen mit den Kursen von mit Big-Tech.

    Ich sehe daher immer mehr Potenzial in den EM und immer weniger in den USA und gehe echt davon aus, dass bei einem Platzen der US-Blase die EM ein sehr passendes Gegengewicht im Portfolio sein sollten. Könnte natürlich mit einem Krieg zwischen China und Taiwan mittelfristig auch anders kommen, aber dass China global weiter aufsteigt und die USA zunehmend herausfordert, halte ich für ziemlich wahrscheinlich...

    ... oder es geht jetzt weitere zehn Jahre so und dann kommt der große Crash. Oder morgen kommt der große Crash, der besonders die EM trifft, weil irgendwas dort passiert. Oder die "Blase" wird nie platzen - irgendwann gibt es Rücksetzer und dann geht es doch wieder weiter wie bisher, die USA bleiben am stärksten. Oder in zwei Jahren kommt Corona 2.0. Oder ...


    Es ist alles Spekulation. Aktive Anleger denken so, ja, aber die schaffen es eben im Schnitt nicht den Markt zu schlagen nach allem was wir wissen. Passive langfristig denkende Anleger sollten meines Erachtens nicht so denken.


    Ich finde beide Varianten, nämlich eher nach BIP zu gewichten (70/30) oder eben einen ETF voll nach Marktkapitalisierung zu haben, völlig legitim. Aber die Entscheidung für das ein oder andere würde ich nicht anhand von Spekulationen über die Zukunft treffen, sondern anhand von erwiesenen wissenschaftlichen Erkenntnissen.


    Versteh mich nicht falsch, ich lasse Jedem seine Meinung. Jeder soll selbst wissen was er für wahrscheinlich hält. Fakt ist, dass man mit einem Teil in EM, egal ob 10 oder 30%, nicht ganz grundsätzlich etwas falsch macht. Ob es besser läuft als eine andere Strategie, wissen wir dann in X Jahren.


    Jeder muss wissen, ob er/sie doch aufgrund solcher Spekulationen eine Entscheidung trifft. Wenn die Entscheidung zufällig auch der Entscheidung, die man aufgrund von fundierten Erkenntnissen über langfristig passives Anlagen, gleicht, dann passt das schon, solange man die Strategie auch durchhält. Nur habe ich bei solch einer Denkweise dann die Befürchtung, dass diese Strategie eben nicht durchgehalten wird.


    Sagen wir mal wirklich, dass ab morgen die EM wieder deutlich besser laufen (du hast heute 70/30 gekauft). Das hält vielleicht fünf Jahre an. Zu dem Zeitpunkt gehen die Spekulationen aber schon längst in die andere Richtung und "alle" sagen: kein EM mehr. Würdest du dann bei deiner Entscheidung (Strategie) von heute bleiben, oder wieder umschichten? Was ist, wenn die EM am Ende zehn weitere Jahre besser als die DM gelaufen sind, du aber schon alles umgeschichtet hast?


    Nochmal: das ist keine Werbung gegen 70/30, auch wenn ich gerne anmerke, dass die 1-ETF-Variante aus meiner Sicht mehr Vorteile hat - die aber nichts mit der Renditeerwartung zutun haben. Es geht mir um die Gründe für die Entscheidung für eine Strategie. Und diese Gründe sollten aus meiner Sicht, weil es eben um langfristige Anlage geht, keine Spekulation enthalten. Wenn 70/30, dann weil es Erkenntnisse darüber gibt, dass dies langfristig sowohl breit gestreut als auch eine wahrscheinlich größere Rendite im Vergleich zu 100% DM (oder 100% Marktkap) bringt. Oder man sagt sich eben 100% ein ETF, um es möglichst einfach zu haben und möglichst wenig Angriffsfläche für Spekulationen zu bieten. Beide Varianten sind gut. Und dann, noch viel wichtiger: auch langfristig dabei bleiben - das gilt für jede Strategie.

  • Wenn 70/30, dann weil es Erkenntnisse darüber gibt, dass dies langfristig sowohl breit gestreut als auch eine wahrscheinlich größere Rendite im Vergleich zu 100% DM (oder 100% Marktkap) bringt.

    Mit Verlaub: Genau diese* Erkenntnisse gibt es ja und genau deswegen war ja 70/30 lange Zeit die Empfehlung vieler Experten (auch weil es keine preiswerten 1 ETF-Lösungen auf dem Markt gab.)


    *von 1989-2019 war 72/28 aus Rendite/Risikosicht die optimale Mischung im Depot. Nur kann man sich davon nix kaufen und wenn man erst 2019 angefangen hat, wäre bisher 100%/0% optimal gewesen. ;)


    PS: Nach BIP-Gewichtung wäre man inzwischen bei 60/40!

  • Mit Verlaub: Genau diese* Erkenntnisse gibt es ja und genau deswegen war ja 70/30 lange Zeit die Empfehlung vieler Experten (auch weil es keine preiswerten 1 ETF-Lösungen auf dem Markt gab.)


    *von 1989-2019 war 72/28 aus Rendite/Risikosicht die optimale Mischung im Depot. Nur kann man sich davon nix kaufen und wenn man erst 2019 angefangen hat, wäre bisher 100%/0% optimal gewesen. ;)


    PS: Nach BIP-Gewichtung wäre man inzwischen bei 60/40!

    Etwas anderes habe ich doch auch gar nicht gesagt. Oder sagen wollen. Das ist vielleicht missverstanden worden. ;)


    Ich wiederhole bzw. präzisiere: wenn jemand 70/30 investiert, dann eben wegen dieser real existierenden Erkenntnisse. Mir ging es nicht um 70/30 oder 100, sondern um die aus meiner Sicht falsche Begründung, weswegen Jemand sich für die eine oder die andere Variante entscheidet: die Spekulation über zukünftige "finanzmarkthistorische Entwicklungen".


    Der Hinweis auf die BIP-Gewichtung war natürlich verkürzt. Mir ist 72/28 bekannt und genau auf diese Erkenntnisse bezog ich mich. Es geht eben mehr Richtung BIP-Gewichtung und das ist griffiger als die abstrakte Begründung weswegen es 72/28 ist.

  • Ich finde beide Varianten, nämlich eher nach BIP zu gewichten (70/30) oder eben einen ETF voll nach Marktkapitalisierung zu haben, völlig legitim. Aber die Entscheidung für das ein oder andere würde ich nicht anhand von Spekulationen über die Zukunft treffen, sondern anhand von erwiesenen wissenschaftlichen Erkenntnissen.

    Das Problem bei den "erwiesenen wissenschaftlichen Erkenntnissen" an genau dieser Stelle ist doch: Sie sind nicht eindeutig! Je nach Zeitraum verdeutlichen alle zur Verfügung stehenden Studien, dass eben mal das eine (Marktkaptialisierung) und mal das andere (BIP-Gewichtung, Gleichgewichtung, etc.) historisch gesehen erwiesenermaßen besser ist bzw. viel mehr rückblickend gewesen wäre. Was sind denn in diesem Zusammenhang die für dich relevanten wissenschaftlichen Erkennisse bzw. Studien, die keine Spekulation sind sondern absolut nüchterne, sachliche, wertneutrale wissenschaftliche Erkenntnisse? :/

  • Es geht doch gar nicht darum, welche Strategie in der Vergangenheit die bessere gewesen wäre. Und schon gar nicht sagt dies etwas darüber, ob die Strategie prognosefrei ist.


    Nach Marktkapitalisierung zu Gewichten also den Markt zu kaufen ist prognosefrei im Sinne der Effizienzmarkt Hypothese.