Frage zu Anleihen

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  • Danke für die Fachdiskussion. Ich habe viele Anregungen bekommen.

    Der größere Teil meines Vermögens liegt als Tagesgeld auf der Bank. Seit einem halben Jahr habe ich, wie gesagt, einen kleinen Teil angelegt. Weil es mich reizt. Ich werde jetzt noch etwas in Anleihen dazu kaufen. Was genau, weiß ich noch nicht. Eure Meinungen beziehe ich in die Entscheidung ein!

  • Es ist die mit Abstand größte und wichtigste Assetklasse. Es macht also Sinn, sich damit zumindest zu beschäftigen.

    Bei mir ist es eine nicht vorhandene Assetklasse. Tief beschäftigt habe ich mich damit noch nicht. Aber wo ich derzeit bei Vorhandensein von Tagesgeld, Festgeld, Geldmarktfonds und ETFs Anleihen benötigen sollte, erschließt sich mir nicht. Vielleicht ist das eher ein Erfordernis für Zeiten geringerer Zinsen. Welches wäre denn eine Quelle, die einem das umfassend erklären könnte?

  • IE0008UEVOE0 iShares iBonds DEC 2028 Term Euro Corp

    Wenn Du Geld bis Ende 2028 anlegen willst, kannst Du eine Bundesanleihe kaufen, z.B. die WKN 110255. Die ist ein Zero, zahlt Dir also keine Zinsen. Der aktuelle Kurs ist 90,03%. Die Rückzahlung erfolgt zu 100%. Die Rendite errechnet sich mit 2,4%. Vorteil ist die sehr hohe Bonität der Bundesrepublik, d.h. es ist nahezu sicher, dass Du das Geld auch erhältst.


    Du kannst aber auch eine Unternehmensanleihe oder Bankenanleihe kaufen. Beispiel die WKN HLB798. Bei vergleichbarer Laufzeit hast Du hier eine Rendite von etwa 3,4%, also ca. 1% mehr. Nachteil ist die etwas geringere Bonität. Eine Pleite des Unternehmens ist zwar unwahrscheinlich, aber möglich.


    Die nächste Möglichkeit ist eben der o.a. Laufzeitfonds. Der enthält viele Anleihen von verschiedenen Emittenten. Die Anleihen werden fast überwiegend in 2028 fällig. Die durchschnittliche Rendite der enthaltenen Anleihen ist etwa gleich zu meinem Beispiel. Das Ausfallrisiko verteilt sich aber auf viele Corporates.

    Die exakte Rendite steht noch nicht fest, da es sich um einen Fonds handelt und auch in 2028 noch Wiederanlagen erfolgen müssen. Das wird aber keinen riesigen Einfluss auf die Wertentwicklung haben.

  • Bei mir ist es eine nicht vorhandene Assetklasse.

    zur Zeit sind Anleihen uninteressant.

    Zunächst sind Anleihen extrem wichtig für unsere Wirtschaft und die Unternehmen, die in Deinem Aktien-ETF stecken. Marktwirtschaft ohne Anleihen funktioniert nicht, schon deshalb macht es m.E. Sinn, sich damit etwas zu beschäftigen.


    Ich betrachte jetzt mal nur den Sicherheitsbaustein. Hierfür gibt es u.a. Tagesgeld, Geldmarkt-ETFs, Anleihen, Festgeld und Anleihe-ETFs.

    Das sind verschiedene Produkte, die alle ihre Vor- und Nachteile haben. Man muss nicht alle Produkte parallel nutzen, sollte sich aber m.E. vor der Produktauswahl über deren Merkmale informieren.


    Tagesgeld und Geldmarkt-ETF sind die beiden kurzfristigen Produkte. Du hast (fast) kein Kursrisiko, aber die Verzinsung kann sich jederzeit ändern. Derzeit sind diese Produkte attraktiv, da wir eine inverse Zinsstrukturkurve haben, d.h. die Geldmarktzinsen sind höher, als z.B. 2-jährige Zinsen. Das ist aber eher ungewöhnlich und sollte beobachtet werden. Bei einer normalen Zinsstrukturkurve sind kurzlaufende Produkte für eine Langfristanlage eher ungeeignet!


    Anleihen und Festgeld sind von der Struktur her ähnlich. Es gibt eine feste Laufzeit, z.B. 3 Jahre und einen festen Kupon. Damit steht die Rendite fest, wenn ich die Anlage bis zur Fälligkeit halte. Der große Unterschied ist die Liquidität, denn eine Anleihe kann ich börsentäglich zum aktuellen Kurs verkaufen, das Festgeld ist jedoch eben fest. Entsprechen sollte Festgeld eigentlich eine höhere Rendite zahlen, was sehr häufig nicht der Fall ist.

    Ein weiterer Unterschied ist das Kontrahentenrisiko/Besicherung.


    Anleihe-ETFs sind Fonds, die verschiedene Anleihen enthalten. Das Risikoprofil des Fonds ist (bei buy and hold) aber nicht mit mehreren Anleihen im Depot zu vergleichen. Meine Anleihen haben eine feste Restlaufzeit, die täglich etwas geringer wird und dadurch auch ein Kursrisiko geringer wird. Fachlich ausgedrückt: Die Duration von meinem Anleihe-Depot fällt.

    Bei Fonds wird die Duration jedoch idR konstant gehalten, d.h. es werden kurzlaufende Anleihen gegen längerlaufende Anleihen getauscht (Ausnahme Laufzeitfonds, siehe #25).


    Bei einer normalen Zinsstrukturkurve und bei längerfristiger Geldanlage macht es Sinn, (auch) längere Laufzeiten zu nutzen, da der Zins dort eben höher ist (Zinstreppe).

    Ich habe im letzten Jahr von meinen Geldmarkt-ETF nennenswert in 3-6-jährige Anleihen umgeschichtet, obwohl der Zinssatz kaum höher war. Dadurch habe ich mir aber die höheren Zinsen gesichert, bzw. ich könnte heute merkliche Kursgewinne realisieren.


    Ein Notfalltopf/Liquiditätsreserve gehört natürlich unverändert in Tagesgeld oder Geldmarkt-ETF. Hie sollte die Rendite irrelevant sein.

  • Hornie Das finde ich eine gute und verständliche Zusammenfassung.

    Allerdings bin ich auch der Berufung, das aktuell(!!) die Attraktivität von Tagesgeld und Geldmarkt überwiegen. Das heißt nicht, dass Anleihen (und Festgeld) nicht grundsätzlich eine Berechtigung haben. Aber als Anleger sehr ich gerade keinen Grund, da JETZT rein zu gehen.

    Wenn sich die Zinsstrukturkurve wieder normalisiert, wird das wohl für mich wieder eine Option sein.

  • Danke für die hilfreiche Erklärung.

    Ich habe im letzten Jahr von meinen Geldmarkt-ETF nennenswert in 3-6-jährige Anleihen umgeschichtet, obwohl der Zinssatz kaum höher war. Dadurch habe ich mir aber die höheren Zinsen gesichert, bzw. ich könnte heute merkliche Kursgewinne realisieren.

    Ist denn die Zins-Differenz schon so groß? Was versteht du unter merklich?

  • das aktuell(!!) die Attraktivität von Tagesgeld und Geldmarkt überwiegen.

    Einverstanden. Ich hatte ja ebenfalls geschrieben, dass die aktuellen Geldmarktzinsen (noch) attraktiv sind. Es ist nicht mein Ziel, Dich in Anleihen zu treiben. Eher wollte ich darauf hinweisen, dass Anleihen auch eine wichtige Assetklasse sind, die nicht unbeobachtet bleiben sollte.


    Was versteht du unter merklich?

    Die Zinsen sind wieder gefallen, besonders kurz vor dem Jahreswechsel. Bei fallenden Zinsen steigen die Anleihekurse. Je länger die Restlaufzeit ist, desto deutlicher.


    Beispiel: Ich habe vor 1 Jahr u.a. die HLB4A0 gekauft, Restlaufzeit seinerzeit 4 Jahre, Kursgewinn bis heute ca. 4%. Zusammen mit dem Kupon hätte ich bei heutigem Verkauf einen Gewinn von mehr als 5% (nach Kosten) gemacht. Das ist merklich mehr, als auf einem Tagesgeldkonto.


    Ich werde aber nicht verkaufen und die Anleihe voraussichtlich auch die nächsten 3 Jahre halten. Mit dem aktuellen Geldkurs ist meine Rendite dafür 4,01%. Diese Rendite ist mir sicher. Der Tagesgeldanleger bekommt aktuell etwas weniger und nach meiner Einschätzung in einem Jahr noch weniger. Das weiß man aber nicht, es kann auch über meine Rendite steigen.