Eure Meinung – verkaufen oder halten?

  • Hallo zusammen,


    mich interessiert Eure Meinung:


    Ich habe 2019 angefangen, einen Robo-Advisor (Scalable) parallel zu den von mir gesteuerten Investments (sehr klassisch: zwei breit gestreute MSCI ETFs) zu nutzen.


    2022 bin ich bei Scalable ausgestiegen, da meine Anlagestrategie bessere Ergebnisse brachte.


    Die ETFs, die von Scalable gekauft waren, habe ich aber nicht auf einen Schlag verkauft, sondern erstmal stehen lassen, nach und nach die verkauft, die gute Gewinne gemacht haben und das Geld in einen MSCI World ETF reinvestiert. (Ob das klug war, sei dahingestellt – aber der Drops ist gelutscht.)


    Mittlerweile habe ich nur noch eine Handvoll ETFs in dem Ex-Scalable Depot, die aber alle im Minus sind. Diese ETFs sind keine breit gestreuten Welt-ETFs, sondern recht speziell z.B. iShares $ Treasury Bond 7-10yr UCITS ETF oder VanEck Global Real Estate UCITS ETF.


    Bisher habe ich die ETFs gehalten nach dem Motto „Verlust ist es erst, wenn ich verkaufe“.


    Jetzt überlege ich aber, ob ich nicht doch verkaufen sollte (Verlust ca. 3200 EUR) und das Geld in den MSCI stecken - in der Hoffnung, dass die derzeit besseren Kursgewinne im MSCI lohender sind, als zu warten, bis sich die Nischen-ETFs erholt haben.


    Was denkt Ihr, sollte ich tun?


    Vielen Dank für Eure Gedanken und Tipps.

  • LuisHL23

    Hat das Thema freigeschaltet.
  • Was Du heute nicht mehr kaufen würdest, solltest Du verkaufen.


    Der Verlust wird mit realisierten Gewinnen im gleichen Jahr steuerlich verrechnet. Ggf. lohnt sich ein Drehen von Standard-ETFs mit Buchgewinnen.

  • Ich sehe es auch so wie Hornie, getreu dem Motto: "Wenn Du merkst, dass Du ein totes Pferd reitest, steig ab."


    Verluste realisieren, Mund abwischen, nach vorne schauen. Lehrgeld hat jeder schon einmal gezahlt (ich würde mich freuen, wenn es bei mir nur 3200 EUR wären) und mich persönlich hat es auch immer gestresst, Positionen mit negativer Rendite dauerhaft im Depot zu beobachten. Dann lieber in MSCI World investieren und laufen lassen.

  • Moment.

    Tritt erstmal einen Schritt zurück und schau Dir genau an was Du da für ETF im Depot hast und welches Risiko Du seinerzeit (2019) mit der Geldanlage per Robo-Advisor eingehen wolltest. :/

    Es ist ein Unterschied, ob ich 100% Aktien (MSCI World) oder 100% Anleihen (iShares $ Treasury Bond 7-10yr) oder Immobilien (Real Estate) investiere.

    Wenn Deine Risikoeinschätzung inzwischen anders geworden ist als 2019, dann OK. Weg mit den schlecht laufenden ETF und rein damit in den MSCI World. Und zwar ASAP!


    Aber immer daran denken, dass das Risikoprofil von ETF komplett unterschiedlich sein kann (je nach Inhalt des ETF).

    Ich bin ganz froh darüber auch eher schlecht laufende Anlagen in meinem Portfolio zu haben.

    Ich bin aber auch schon 50+ und plane ganz langsam in Sachen Rente.

  • Wenn dich diese Anlagen nicht glücklich machen, dann verkaufen und in Anlagen stecken die genau das machen. Die Psyche spielt auch hier eine große Rolle, ansonsten ist es immer schwierig anderen Ratschläge zu geben. MSCI World ist aber in Ordnung, den habe ich 15 Jahre und bin sehr zufrieden damit.

  • Moment.

    Tritt erstmal einen Schritt zurück und schau Dir genau an was Du da für ETF im Depot hast und welches Risiko Du seinerzeit (2019) mit der Geldanlage per Robo-Advisor eingehen wolltest. :/

    Da gebe ich dir Recht…das sollte man berücksichtigen. Hab mir den Anleihen-ETF mal angeschaut. Der ist mit einer Vola von 10,5% und MaxDD 21% aber eh nicht zur Risikoabsicherung geeignet.


    Gerd Komma sagt bei Anleihen:


    1. Staatsanleihen hoher Bonität mind. Investment Grade um das Ausfallsrisiko zu vermeiden.


    2. Anleihen mit kurzen Laufzeiten um das Zinsänderungsrisiko zu vermeiden.


    3. Anleihen in eigener Währung um das Währungswechselrisiko zu vermeiden.


    Bei dem iShares $ Treasury Bond 7-10yr trifft lediglich Punkt 1 zu. Wenn dir eine Beimischung mit Anleihen zur Risikominimierung deines Portfolios wichtig ist, dann würde ich einen anderen Anleihen-ETF wählen. Aber, das ist wie immer dir überlassen 🤗

  • Mittlerweile habe ich nur noch eine Handvoll ETFs in dem Ex-Scalable Depot, die aber alle im Minus sind. Diese ETFs sind keine breit gestreuten Welt-ETFs, sondern recht speziell z.B. iShares $ Treasury Bond 7-10yr UCITS ETF oder VanEck Global Real Estate UCITS ETF.


    Bisher habe ich die ETFs gehalten nach dem Motto „Verlust ist es erst, wenn ich verkaufe“.


    Wenn Du glaubst, dass die US-Notenbank die Zinsen in absehbarer Zeit senken wird, wäre es m.E. ein Fehler, den langfristigen Anleihefonds jetzt zu verkaufen. Denn die aufgelaufenen Verluste sind das Ergebnis der Zinserhöhungen seit 2022.


    Im Falle von Zinssenkungen in den USA würde dieser Fonds wieder hohe Gewinne einfahren.


    Wenn Du allerdings glaubst, dass die US-Zinsen eher noch weiter steigen werden, wäre es besser jetzt zu verkaufen, um weitere Verluste zu vermeiden.

  • Ich besitze seit 21/22 diese Anleihe: https://www.justetf.com/de/etf…n=LU1681046261#uebersicht

    (Wo erfahre ich eigentlich die Laufzeit dieses Papiers?)

    Der Kurs ist seither durch den allgemeinen Zinsanstieg deutlich gesunken. Und meine Phantasie kann sich konkret bei diesem thesaurierenden Papier keinerlei Rendite vorstellen. (Beim Ausschütter (mit vergleichbarem Kursverlauf) sieht man ja neben dem Kurs auch regelmäßige Ausschüttungen.)

    Nun hat die EZB den Basiszins (?) ja um 0,25 Punkte gesenkt. Einfluss auf den Kurs der Staatsanleihe scheint das aber nicht gehabt zu haben. Womöglich hatte die aktuelle Kursentwicklung diese Zinserhöhung schon eingepreist. Mit weiteren Zinssenkungen, so sagt Frau Lagarde, ist in nächster Zeit eher nicht zu rechnen, so dass wohl keine Änderungen im Hinblick auf meine o. g. Anleihe zu erwarten ist.

    Nun frage ich mich, ob ich trotz des Kursverlustes von ca. 15 % nicht besser beraten bin, das Papier zu verkaufen, um das Geld z. B. in Geldmarkt-ETFs (das weiß man, was man hat ;) ) zu investieren.

  • Ich besitze seit 21/22 diese Anleihe: https://www.justetf.com/de/etf…n=LU1681046261#uebersicht

    (Wo erfahre ich eigentlich die Laufzeit dieses Papiers?)

    Zunächst einmal sei der dezente Hinweis erlaubt, dass man nur in das investieren sollte, dass man auch verstanden hat. :/

    Lt. der Anlegerinformationen ist der ETF wie folgt investiert:

    Quelle: https://api.fundinfo.com/docum…046261_YES_2024-05-31.pdf

    Also überwiegend in mittel- und längerfristig laufende Anleihen (5+ Jahre).

    Nun frage ich mich, ob ich trotz des Kursverlustes von ca. 15 % nicht besser beraten bin, das Papier zu verkaufen, um das Geld z. B. in Geldmarkt-ETFs (das weiß man, was man hat ;) ) zu investieren.

    Die Frage lautet: Wie war denn das Ziel Deiner Geldanlage bei Kauf des ETF?

    Bei genügend langem Anlagehorizont kann man auch auf eine Erholung setzten. Dafür würde ich aber mind. einen Horizont von deutlich > 10 Jahren andenken.

    Wenn nicht: Du hast jetzt 15% Deines investierten Kapitals 'verbrannt' und hoffst jetzt darauf, dass die Zinsen dauerhaft auf dem aktuellen Niveau bleiben. Kann man machen. Man hat so zumindest kein Zinsänderungsrisiko mehr.

  • Zunächst einmal sei der dezente Hinweis erlaubt, dass man nur in das investieren sollte, dass man auch verstanden hat. :/

    Stimmt natürlich. Ich habe mich damals als Neuling in Sachen Geldanlage an das gehalten, was mir Finanztip als Sicherheitsbaustein empfahl.

    Angenommen, es gibt vorläufig keine nennenswerten Änderungen des allgemeinen Zinsniveaus, bringt mir mittelfristig diese Anlage überhaupt etwas?

  • Stimmt natürlich. Ich habe mich damals als Neuling in Sachen Geldanlage an das gehalten, was mir Finanztip als Sicherheitsbaustein empfahl.

    Ich kann mir eigentlich kaum vorstellen, dass Finanztip diesen ETF jemals als Sicherheitsbaustein empfohlen hat! :/

    Als Sicherheitsbaustein taugen eigentlich nur Geldmarktfonds oder Anleihe-ETF mit kurzen Laufzeiten (< 1 Jahr). Und selbst diese kurzlaufenden Anleihen wären in dem Zinsszenario 22/23 nicht ohne Verluste davon gekommen.

    Die Zinsen sind einfach extrem schnell gestiegen.

    Angenommen, es gibt vorläufig keine nennenswerten Änderungen des allgemeinen Zinsniveaus, bringt mir mittelfristig diese Anlage überhaupt etwas?

    Keine Ahnung. :/

    Meine Glaskugel ist gerade kaputt, was die zukünftige Zinsentwicklung angeht. Ich kann mich daran erinnern, dass noch 2021 diverse Experten geschrieben haben, dass Zinserhöhungen in der Euro-Zone für die nächsten Jahre quasi unmöglich seien.:/

  • Unter der Prämisse, dass das Zinsniveau im Wesentlichen stabil bleibt: Bringt mir mittelfristig diese Anlage überhaupt etwas?

    Unter der Prämisse, dass das Zinsniveau im Wesentlichen stabil bleibt, bringt Dir diese Anlage mittelfristig im Wesentlichen genau dieses Zinsniveau.


    Wenn die Zinsen fallen, bringt Dir die Anlage zT noch deutlich mehr als dieses Zinsniveau (= Kursgewinne), wenn sie dagegen steigen weniger oder sogar Verluste.

  • Unter der Prämisse, dass das Zinsniveau im Wesentlichen stabil bleibt, bringt Dir diese Anlage mittelfristig im Wesentlichen genau dieses Zinsniveau.

    Was ich erkennen kann, ist der Kurs. Kann ich beim Thesaurierer irgendwie erkennen, dass sich meine Anlage verzinst? Ich habe das Gefühl (!), dass ich von dieser Anlage außer Kursverlusten gar nichts habe und sie (mit 15 % Kursverlust) verkaufen sollte. Nur möchte ich damit (aus mangelnder Kenntnis) keinen Fehler machen. Deshalb frage ich hier nach.

  • Der Kursverlust ist eingetreten, weil die Marktzinsen gestiegen sind. Dadurch sind die billiger verzinsten Anleihen sofort weniger wert. Sie werden aber weiter verzinst (fester Zinssatz) und ihr Kurs steigt je näher der Fälligkeitstag rückt. Dadurch erreichen sie insgesamt ab heute die (heutige) Marktrendite. Wenn das Zinsniveau stabil bleibt, erhältst Du also genau dieses Zinsniveau. Wenn es fällt, sogar mehr, weil sich dann die Kurse der Anleihen sofort wieder etwas stärker erholen.


    Es spricht also im Moment nichts für einen Verkauf, wenn das aktuelle Zinsniveau aus Deiner Sicht angemessen ist und Du derzeit nicht mit Zinserhöhungen, sondern evtl. sogar mit Zinssenkungen rechnest.

  • Ok, dann ist er aber so gut versteckt, dass ich ihn nicht erkennen kann. Der Kursverlust überdeckt wohl den Zinsertrag. Ohne Verzinsung läge also der Kurs noch niedriger, oder?