Frage zum Portfolio allgemein

  • Hallo Finanztip Community,

    bislang war ich stiller Mitleser in diesem Forum und möchte mich mit meinem ersten Beitrag an euch wenden und um Meinungen und Anregungen bitten.


    Informationen:

    Alter 38 Jahre, investiert an der Börse seit zwei Jahren. Von Tag 1 an erfolgte dies nach dem risikoreich und risikoarm Modell per 1 ETF Portfolio (Vanguard FTSE All World thesaurierend) und Tagesgeld samt Festgeld innerhalb der gesetzlichen Einlagensicherung. Job ist sicher, aber kein Beamter. Eigentumswohnung schuldenfrei so wie gesetzliche Rentenansprüche, betriebliche Altersversorgung und Entgeltumwandlung bestehen (hoffentlich) zum Eintritt ins Rentenalter. Asset Allokation im risikoreichen und risikoarm Modell ist 70 zu 30. Depotgröße 6 stellig. Ziel: nicht bis 67 arbeiten. 63 jahre wäre schön. Wenn noch früher dann wäre das toll.


    Stark geprägt von John Bogle, Burton Malkiel, Charles Ellis und Hartmut Walz da es die ersten und einzigen Bücher waren die ich gelesen habe.


    Ich benötige für mein folgendes Anliegen Hilfe. Was ich nicht suche ist Core Satellit, Bitcoin, Dividendenstrategie.


    Mein Anliegen:

    Weitere Diversifikation im risikoreichen Teil sinnvoll durch einen gemischten globalen Unternehmen- und Staatsanleihen ETF (Vanguard Global Aggregate Bond ETF) ? Mir sind die Auswirkungen des Zinsänderungsrisikos samt der Duration bekannt. Auch der Ansatz von Gerd Kommer nur auf kurzlaufende deutsche Staatsanleihen zu setzen.


    Frage: Im Sinne eines Gesamtmarktportfolios gehören m. E. globale Anleihen mit dazu. Zumindest nach der Ansicht von Kenneth French und Eugen Fama. Letzterer stellt im Podcast Rational Reminder Staatsanleihen als Vermögenswert grundsätzlich in Frage, da diese zwar Vermögenswert aber wiederum eigene Schulden darstellen welche als Bürger bei einem Staatsbankrott zu tragen haben. Warum empfiehlt Gerd Kommer - welcher für Diversifikation steht - dann keine globalen Aggregate Bond ETF? Sind wir nicht langfristige Anleger ?


    Warum ich überlege diesen aufzunehmen ins Portfolio ist die Bedenken eines Euro Crashes und somit Diversifikation in andere Währungen. Auch die Mitnahme des Marktzinses. Schließlich gab es in der Vergangenheit auch Perioden in diesen Anleihen besser rentieren als Aktien.


    Was übersehe ich ? Könnt ihr mir Hilfe geben denn ich habe Angst einen kompletten Blödsinn zu machen, da unerfahren an der Börse.


    Vielen Dank!!

  • Xenia

    Hat das Thema freigeschaltet.
  • Hallo erstmal und herzlich willkommen!

    Alter 38 Jahre, investiert an der Börse seit zwei Jahren. Von Tag 1 an erfolgte dies nach dem risikoreich und risikoarm Modell per 1 ETF Portfolio (Vanguard FTSE All World thesaurierend) und Tagesgeld samt Festgeld innerhalb der gesetzlichen Einlagensicherung. Job ist sicher, aber kein Beamter. Eigentumswohnung schuldenfrei so wie gesetzliche Rentenansprüche, betriebliche Altersversorgung und Entgeltumwandlung bestehen (hoffentlich) zum Eintritt ins Rentenalter.

    Wie üblich betrachtest Du lediglich Dein frei investierbares Vermögen und hast keinen Blick für Deinen großen "Sicherheitsbaustein" Rente(nanspruch). Der mag jetzt noch nicht sechsstellig sein, wird es aber zum Renteneintritt sicher werden (z.B. 500 T€ bei 2000 €/m Rentenanspruch), und Du besparst dieses Asset ja zwangsläufig.


    Weiterhin schließt Du aus Deiner Rechnung die bezahlte Immobilie aus, die vermutlich auch einen sechsstelligen Wert hat.


    Ich beschäftige mich gerade mit dem Thema "betriebliche Altersversorgung" diesem Thema und muß ganz klar sagen:


    Betriebliche Altersversorgung ist meistens ein Verlustgeschäft für den Anleger.


    Rentenfaktor 40 bedeutet: Du bekommst in 20 Jahren gerade mal nominal Dein Geld zurück. Sofern die Auszahlung irgendwie versteuert oder verbeitragt wird, brauchst Du einen entsprechend höheren Rentenfaktor, um wenigstens "Dein Geld" zurückzubekommen.


    Seltene Ausnahmefälle sind bAVs, die der Arbeitgeber komplett bezahlt (die nimmt man mit) oder die unter Außerachtlassung der bei Deutschen so hochgehaltenen "Sicherheit" in Aktien investieren.


    Anmerkung am Rande: Die Deutschen haben im 20. Jahrhundert zweimal "ihr Geld" komplett durch Währungsreformen verloren. Warum nur hängen sie derart leidenschaftlich an Nominalwerten?

    Asset Allokation im risikoreichen und risikoarm Modell ist 70 zu 30. Depotgröße 6stellig. Ziel: nicht bis 67 arbeiten. 63 jahre wäre schön. Wenn noch früher, dann wäre das toll.

    Es ist bereits unter Endzwanzigern üblich geworden, sich Gedanken über den konkreten Renteneintritt zu machen und bereits fest zu planen, was in 40 Jahren passieren wird. Ich halte solche Überlegungen für verfrüht, auch wenn Du kein Endzwanziger, sondern ein Enddreißiger bist. Es scheint mir sinnvoll, prinzipiell den Tag zu leben, statt die Zeit auf die ferne Zukunft zu verschwenden.


    In dem kleineren Teil Deines Vermögens, nämlich dem frei investierbaren, hast Du eine Aufteilung 70:30 Aktien:Renten, also "Renditebaustein" zu "Sicherheitsbaustein".

    Weitere Diversifikation im risikoreichen Teil sinnvoll durch einen gemischten globalen Unternehmen- und Staatsanleihen ETF (Vanguard Global Aggregate Bond ETF)?

    "Bonds" sind Renten, und Renten zählen zu den "Sicherheitsbausteinen".

    Im Sinne eines Gesamtmarktportfolios gehören m. E. globale Anleihen mit dazu.

    Jeder legt sein eigenes Geld selber an. Wenn Du internationale Renten mit im Portfolio haben möchtest, dann kauf Dir doch einfach welche. Vermutlich reden wir ohnehin nur über einen winzigen Anteil Deines Portfolios, was bedeutet, daß jegliche Entwicklung, egal in welche Richtung, ohnehin keinen großen Effekt haben kann.


    Nach meinem Dafürhalten hast Du allerdings bereits genug "Sicherheitsbausteine", aber auch das ist Deine Sache.

  • Hallo John Bogle und Herzlich Willkommen im FT-Forum,


    da Du Hartmut Walz ja erwähnt hast. Er sieht Euro-Anleihen nicht wirklich als zusätzliche sichere Diversifikation an. Du bist ähnlich wie sehr viele Deutsche bereits sehr stark in 'sicheren' Euro-Anlagen investiert (z.B. ges. Rente, bAV). Dazu kommt dann noch Deine Immobilie.

    Erfasse mal in Excel Dein gesamtes Vermögen um Die mal eine wirkliche Übersicht zu verschaffen. Achim Weiss hat dazu ja bereits etwas geschrieben.


    Hartmut Walz empfiehlt durchaus eine kleine Beimischung von Staatsanleihen in Fremdwährungen außerhalb der Euro-Zone oder auch eine Beimischung von Gold.

    Aber ob man das wirklich machen muss!?

    Ich sehe für mich da aktuell keine Notwendigkeit. Ich setzte weiter stark auf mein ETF-Depot, da ich hier langfristig die höchste Rendite erwarte.

    Strikt Buy-and-Hold und Keep it simple, stupid.

  • Vielen Dank an Xenia für die Freischaltung meines Beitrags und an Achim Weiss und Monstermania für eure Zeit und euer Feedback. Ich weiß dass zu schätzen.


    Ich habe mich vielleicht ein wenig unglücklich ausgedrückt und versuche es besser darzustellen was mich bewegt: Ich sehe das Vermögen immer als Ganzes, denn schließlich hat man nur ein Vermögen und nicht mehrere. Denn letzteres wäre nur mentale Buchführung.


    Zum Vermögen rechne ich somit definitiv etwaige Rentenansprüche und die selbstgenutze Immobilie. Um genauer zu sein ordne ich diese dem risikoarmen Teil/Sicherheitsbaustein (neben Tagesgeld und Festgeld) zu.


    Und hier habe ich mein Anliegen: Ich lebe in Deutschland, ich arbeite und konsumiere in Deutschland. Meine Immobilie und Rentenansprüche liegen in Deutschland. Tagesgelder in Deutschland. Somit alles in Euro.


    Das einzige Vermögen was ich außerhalb Deutschland habe ist mein globaler Aktien ETF (Vanguard FTSE All World). Des Weiteren bin ich froh mit Aktien neben der selbstgenutzen Immobilie noch weitere Sachwerte zu haben, da Arbeitlohn, Tagesgeld, Rentenansprüche etc lediglich Nominalwerte sind.


    Daher meine Frage nach einem globalen Anleihen ETF um von den Nominalwerten in Euro wenigstens noch in anderen Währungen und Emittenten diversifiziert zu sein.


    Was mich zweifeln lässt nicht einfach einen globalen Anleihen ETF zu erwerben ist ersten die hohe globale Staatsverschuldung und zweitens kann ich mir vorstellen (Fakt ich weiß es nicht) dass wenn der Dollar crashed dann es das auch mit dem Euro war.


    Auf der anderen Seite sagte einst John Bogle man solle es nicht komplizierter machen als es ist und den Aktienmarkt und den Anleihenmarkt zu erwerben und diese in guten und vorallem in schlechten Zeiten zu halten. Losgelöst von Markettiming. Einfachheit ist der Schlüssel zum Erfolg.


    Zu Gold verstehe ich die Ansicht von Prof. Walz. Nur habe ich meine Probleme mit Gold da kein intrinsischer Wert (nach meinem Verständnis) und dies nur eine Wette ist, dass mir jemand in Zukunft einen höheren Preis zahlt als ich im Erwerbszeitpunkt. Gold stellt eine Versicherung da.


    Aber ist dass denn sicher im Falle eines Währungscrashes oder wären globale Anleihen die bessere Option? Ich wollte mein Portfolio an den norwegischen Staatsfond anlehnen.


    Je mehr ich nachdenke (und dass habe ich wahrscheinlich schon zu viel) komme ich immer mehr zum Schluss weiterhin mit Tagesgeld und Aktien ETF weiterzuverfahren ohne eine weitere Assetklasse wie Anleihen und bzw oder Gold.


    Deswegen hier meine Frage im Forum an die Experten ob ich nicht etwas übersehen oder mir nicht bewusst ist.


    Danke für eure Hilfe/Zeit.

  • Hallo John Bogle und willkommen im FT Forum, deinen Ausführungen entnehme ich, dass du keinerlei Geldsorgen kennst. Sicherlich kannst du jetzt viele verschiedene Möglichkeiten nutzen um möglichst ertragreich und sicher zu investieren, welches der richtige Weg ist, wissen wir wie immer hinterher. Ich bin auch bei der einfachen Lösung, 1 weltweiter ETF und der Rest vom 4 Töpfe Prinzip, wenn es dann auf die Entnahme zu geht kann man noch einmal neu sortieren.