Verständnisproblem: Welchen finanziellen Vorteil bei "von der Steuer absetzen"?

  • Hallo zusammen,


    leider habe ich ein Verständnisproblem, wenn Leute mit der Aussage "kann von der Steuer abgesetzt werden" um sich werfen, mir den konkreten finanziellen Vorteil vorzustellen.


    Dazu zwei konkrete Beispiele:


    Mitgliedschaft in Gewerkschaft

    Ich versuche gerade durchzurechnen, wieviel mich die Mitgliedschaft in einer Gewerkschaft tatsächlich kosten würde. Die monatlich anfallenden Kosten für die Mitgliedschaft kann ich ja "in voller Höhe" bei der Steuererklärung mit angeben.


    In einem laufenden Jahr habe ich also "Summe x" an die Gewerkschaft gezahlt. Die Werbungskostenpauschale wird bei mir durch die Pendler schon aufgebraucht. Wieviel von dem Betrag erhalte ich dann hinterher zurück? Die komplette Summe x? Oder den Anteilig für die Mitgliedsbeitrag angefallenen Steuern?

    Neue Computer für Homeoffice

    Ich kaufe mir einen neuen Computer, der zu 100% für die Arbeiten im Homeoffice genutzt werden und somit also auch komplett von der Steuer abgesetzt werden kann. Was erhalte ich dafür von der Steuer zurück? Die 19% Mehrwertsteuer, die ich im Laden für das Gerät mit bezahlt habe?

  • (keine Steuerberatung, sondern Laienmeinung; beim Fall "Gewerkschaften" habe ich auch keine eigene Erfahrung)


    Das kommt auf deinen persönlichen Steuersatz an wieviel du zurück kriegst. Aber vereinfacht gesagt bekommst du nur einen Teil zurück und nicht den kompletten Mitgliedsbeitrag. Kosten zu verursachen wird dich immer mehr kosten als es dir etwas bringt, ebenso wie umgekehrt mehr Gewinn zu machen (bzw. Einkommen zu generieren) dir immer mehr Geld bringen wird - weshalb Steuern zahlen etwas grundsätzlich Gutes ist. Von der Steuer etwas absetzen zu können auch. Aber es wird immer nur einen steuermindernden Effekt haben. Du bekommst damit nie die vollen Kosten für etwas zurück.


    Vereinfacht gesagt: wenn vorher 1000€ versteuern musst, musst du bei 100€ Mitgliedsbeitrag hinterher nur noch 900€ versteuern. Mit deinem persönlichen Steuersatz.

  • Ein pauschale Antwort darauf gibt es nicht, da das von deinem Einkommen abhängt und von dem was du du sonst noch von der Steuer absetzen kannst.


    Vereinfachtes, fiktives Beispiel: Nach allem was abgezogen werden (Freibeträge, Werbungskosten wie Pendlerpauschale etc.) bliebe noch ein zu versteuerndes Einkommen von 40k Euro. Auf diese 40k wird dann dein individueller Steuersatu angwendet.


    Wärst du Gewerkschaftsmitglied und könntest du die Gewerkschaftsbeiträge als Werbungskosten zusätzlich angeben und wir nehmen hier 250 € Euro p.a. an würde sich dein Einkommen auf das Steuern zu entrichten sind von 40k auf 39750 € verrringern.

    Daher weder die komplette Summe noch die darauf anfallenden Steuern.


    Es gibt genug Rechner bei denen man das individuell auf seine Situation berechnen kann. Insofern man seine Steuererklärung über Elster macht und einen entsprechenden Zugang hat, kann man dies dort relativ einfach ausrechnen lassen.

  • Tatsächlich gibt es sowohl Dinge, die Du vom zu versteuernden Einkommen, also der Bemessungsgrundlage für die Steuerermittlung, als auch hinterher von der Steuer selber absetzen kannst (z.B. haushaltsnähe Dienstleistungen).

  • Hallo @ToMiller

    Jetzt gebe ich auch noch meinen Kommentar zu der relativ einfachen Frage ab

    Wenn im Volksmund gesagt wird,

    „man kann etwas von der Steuer absetzen“

    dann hört sich das so an, als ob man für diesen Betrag von seiner Steuer absetzen kann

    Vermutlich denken ganz sicher viele Menschen immer noch so.

    In Wirklichkeit ist es natürlich so, wie es hier schon mehrfach geschrieben worden ist, dass du solche Ausgaben nicht von der Steuer, sondern von deinem Einkommen absetzen kannst

    D.h. Wenn du zum Beispiel 1000 € an eine Hilfsorganisation spendest, dann kannst du diese 1000 € von deinem Einkommen absetzen, das wird dann geringer, und du zahlst nur Steuer von von diesem geringeren Einkommen

    Wenn du zum Beispiel 100.000 € im Jahr steuerpflichtiges Einkommen hast, und du spendest 1000 €, dann zahlst du nur von 99.000 € deine Steuer.

    Du sparst also in diesem Fall deinen Steuersatz von 40 %. Das sind 400 € an einer 1000 € Spende.

    MERKE

    Wenn du nix spendest, kannst du von der Steuer auch nichts absetzen,

    hast aber dein Geld noch!!!!

    Viele Grüße, McProfit.

  • Kurze Antwort. Wenn Du Betrag x "von der Steuer absetzen" kannst, ist es steuerlich so als würdest Du entsprechend weniger verdienen.


    Also wer 40.000 verdient und 10.000 "von der Steuer absetzen" kann, muss nur 30.000 versteuern.


    Guck dir wenn möglich Mal so eine Steuererklärung an, da steht man das am besten.


    PS: wenn du 1000 von der Steuer absetzen kannst, sparst du ca 200-400 Eur Steuern (je nach Deinen Steuersatz).

  • Leider habe ich ein Verständnisproblem, wenn Leute mit der Aussage "kann von der Steuer abgesetzt werden" um sich werfen, mir den konkreten finanziellen Vorteil vorzustellen.

    Dieses Forum ist voller Verständnisprobleme. Daher werden auch jede Menge Verständnisfragen gestellt. Neulich hat einer gleich "Verständnisfrage" in den Betreff gestellt.

    Dazu zwei konkrete Beispiele:

    Mitgliedschaft in Gewerkschaft

    Ich versuche gerade durchzurechnen, wieviel mich die Mitgliedschaft in einer Gewerkschaft tatsächlich kosten würde. Die monatlich anfallenden Kosten für die Mitgliedschaft kann ich ja "in voller Höhe" bei der Steuererklärung mit angeben.


    In einem laufenden Jahr habe ich also "Summe x" an die Gewerkschaft gezahlt. Die Werbungskostenpauschale wird bei mir durch die Pendler schon aufgebraucht. Wieviel von dem Betrag erhalte ich dann hinterher zurück? Die komplette Summe x? Oder den Anteilig für die Mitgliedsbeitrag angefallenen Steuern?

    Neuer Computer für Homeoffice

    Ich kaufe mir einen neuen Computer, der zu 100% für die Arbeiten im Homeoffice genutzt werden und somit also auch komplett von der Steuer abgesetzt werden kann. Was erhalte ich dafür von der Steuer zurück? Die 19% Mehrwertsteuer, die ich im Laden für das Gerät bezahlt habe?

    Das Finanzamt sagt (cum grano salis): Du zahlst Einkommensteuer nur von dem Geld, das Du tatsächlich für Dein Leben zur Verfügung hast. Bekommst Du zwar Geld vom Arbeitgeber, kannst das aber nicht für Dich selber ausgeben, weil Du es für Dinge ausgeben mußt, die Du am Arbeitsplatz brauchst (oder etwa für Krankenversicherung oder Rentenversicherung ausgeben mußt), brauchst Du diesen Teil des Einkommens nicht versteuern.


    Was Du für den Arbeitsplatz brauchst, nennt man Werbungskosten. Bescheuerter Begriff, hat ja mit Werbung = Reklame nichts zu tun, heißt aber so.


    Was Dir für Rente und Krankenversicherung abgezogen wird, heißt Sonderausgaben. Frag bitte nicht, warum das so heißt. Das heißt so. Diese Sonderausgaben sind aber nur beschränkt absetzbar, weswegen der Beitrag zur Arbeitslosenversicherung, den Du ja auch bezahlen mußt und der in diese Rubrik gehört, steuerlich regelmäßig unter den Tisch fällt.


    Daneben gibt es auch noch unbeschränkt abziehbare Sonderausgaben, etwa für Spenden oder die Kirchensteuer. Für diese Rubrik gibt es einen Pauschbetrag von 36 €.


    Zahlenbeispiel:

    Du verdienst 3000 €/m brutto, also 36 T€ brutto im Jahr.


    Du gibst für Werbungskosten aus 4.230 € im Jahr aus; dazu zählen z.B. Pendlerkosten, Kosten für Deinen Computer, die Homeoffice-Pauschale und der Gewerkschaftsbeitrag von regelmäßig 1% Deines Bruttoeinkommens, also 360 €/a, etc.


    Du zahlst 9,3% Rentenbeitrag von 36 T€, das sind 3.348 €/a.

    Du zahlst 8,15% Krankenkassenbeitrag von 36 T€, das sind 2.934 €/a.

    Du zahlst als Kinderloser 2,3% Pflegeversicherung von 36 T€, das sind 828 €/a.


    Im Steuertarif ist für die Werbungskosten eine Pauschale von 1.230 € (für 2024) bereits eingebaut. Wenn Du überhaupt kein eigenes Geld für Deine Arbeit ausgibst (oder weniger als 1230 €/a), werden Dir trotzdem 1.230 € von Deinem Einkommen steuerfrei gewährt. Das heißt: Erst Kosten oberhalb dieser Grenze führen zu einer Steuerminderung. Aus diesem Grund habe ich mir oben mir den komischen Betrag 4.230 € ausgedacht. Wenn ich von dem die Pauschale von 1.230 € abziehe, bleiben steuerwirksam glatte 3.000 € übrig.


    Die Rechnung geht jetzt vereinfacht so:


    Bruttoeinkommen 36.000
    Werbungskostenpauschale -1.230
    weitere Werbungskosten
    -3.000
    Rentenbeitrag 18,6%/2
    -3.348
    Krankenkassenbeitrag 16,3%/2
    -2.934
    Pflegebeitrag 3,4%/2+0,6%=2,3%
    -828
    Sonderausgabenpauschale
    -36
    zu versteuerndes Einkommen
    24.624
    Steuer nach Grundtabelle
    2.956


    Du hast also ein Bruttoeinkommen von 36.000 € pro Jahr, versteuern davon mußt Du aber "nur" 24.624 €. Das ist nachvollziehbar, denn mehr bleibt ja nach Werbungskosten und Sozialabgaben nicht übrig; eigentlich sogar weniger, siehe oben: Beitrag zur Arbeitslosenversicherung.


    Soweit das Prinzip, im Detail kann die Chose noch etwas komplizierter werden, aber für den Normal-Angestellten ist das so. Wenn Du wirklich so viele Werbungskosten hast (von denen Dein Arbeitgeber natürlich nichts weiß), wird Dir der Arbeitgeber erstmal die Steuer für 3000 € mehr abziehen. Mit der Steuererklärung wirst Du dem Finanzamt Deine Werbungskosten melden, woraufhin Du die Steuer für 3000 € Einkommen zurückbekommen wirst.


    Die Sozialausgaben sind normalerweise einigermaßen fix. Die Werbungskosten können aber erheblich differieren.


    Bist Du in der Gewerkschaft? Dann zahlst Du 1% vom Bruttogehalt Gewerkschaftsbeitrag, den Du grundsätzlich von der Steuer absetzen kannst, der sich aber nur dann auswirkt, wenn Du mit den Werbungskosten insgesamt über die Pauschale kommst. Wenn das der Fall ist, zahlst Du mit den obigen Zahlen 360 € Gewerkschaftsbeitrag und deswegen 97 € oder 27% des Beitrags weniger Steuer, so daß Dich der Gewerkschaftsbeitrag 263 € netto im Jahr kostet.


    Du hast Dir einen Computer nur für die Arbeit gekauft? Der Finanzbeamte runzelt die Stirn, denn einen Computer kann man ja auch privat verwenden. "Den verwende ich aber nicht privat, denn ich habe für die Privatnutzung noch einen anderen Computer, außerdem bescheinigt mir mein Arbeitgeber, daß ich genau diesen Computer für meine Arbeit brauche!" Wenn dazu dann 4 Tage Home-Office pro Woche kommen, mag der Finanzbeamte das akzeptieren.


    Wenn Du Geld ausgibst für die Arbeit, also Werbungskosten hast, funktioniert die Rechnung wie oben: Dein zu versteuerndes Einkommen (also das, was Du für die Lebensführung übrig hast) sinkt dadurch, dadurch hast Du weniger Steuer zu bezahlen. Wieviel weniger das ist, hängt in erster Linie von der Größe dieses Einkommens ab: Ein Wenigverdiener zahlt einen geringeren Prozentsatz, ein Vielverdiener einen höheren. In obigem Beispiel zahlst Du für eine berufliche Ausgabe etwa 27% der Ausgabe weniger Steuer. Kostet der Computer also 1000 € (und das Finanzamt akzeptiert die Ausgabe als beruflich) würde der Angestellte mit 36.000 € Bruttoverdienst dadurch etwa 270 € weniger Steuer zahlen, also für den Computer "nur" 730 € aus der eigenen Tasche dazulegen.


    Ich würde mich vermutlich bedanken, wenn ich für Arbeitsausstattung 1000 Flocken auf den Tisch legen müßte, und zwar selbst dann, wenn das Finanzamt mir am Ende 270 € dazulegt. Wenn ich für meine Arbeit einen Computer brauche, sollte eigentlich der Arbeitgeber die 1000 € dafür bezahlen.


    Wer viel verdient, zahlt in der mittleren Spitze 42% Steuer, wer noch mehr verdient, bekommt dann den unsterblichen Soli aufgebrummt (wodurch der Steuersatz auf 44,3% steigt). Wer richtig viel verdient, zahlt dann 47,5%. Umgekehrt heißt das: Wer richtig viel verdient und 1000 € Werbungskosten hat, zahlt dann bis zu 475 € Steuer weniger.


    Und wer es noch komplizierter haben will, rechnet die Kirchensteuer dazu, die man als Kirchenmitglied einerseits bezahlen muß, andererseits als unbeschränkt abziehbare Sonderausgabe absetzen kann.


    Soweit die Basics (die waren kompliziert genug!). In Wirklichkeit ist es natürlich noch viel komplizierter. Wir sind hier schließlich in Deutschland, da gibt es keine einfache Bürokratie. Die oben dargestellte Richtung stimmt aber erstmal. Wenn nichts richtig Abwegiges dazukommt, dürfte die echte Steuer zumindest nicht erheblich abweichen.