60.000 € wie vernünftig anlegen/verteilen?

  • Hallo zusammen,


    ich war heute zum Jahresgespräch bei meiner Hausbank (habe hier Girokonto, Tagesgeldkonto und das gemeinsame Girokonto mit meinem Mann) und mir wurde nahegelegt, die Summe auf meinem Tagesgeldkonto besser zu investieren. Es handelt sich dabei um 60.000 €.


    Ich möchte das jedoch unabhängig von meiner Hausbank tun, habe mich schon etwas in das Thema eingelesen, aber einige offene Fragen.


    Aktuell ist unsere finanzielle Situation folgende:

    - Hausbau in der Endphase, noch 18 Jahre Laufzeit der Immobilienfinanzierung zu 1,6 % Zinsen

    - etwas finanziellen Puffer benötigen wir noch für die Fertigstellung der Außenanlage

    - unser erstes Kind ist auf dem Weg (ich 2 Jahre Elternzeit, mein Partner 2 Monate)

    - auf einem gemeinsamen Sparkonto sparen wir monatlich Geld an für unvorhersehbare Ausgaben

    - jeder von uns hat einen fondsgebundenen Rentensparplan bei der R+V, der ebenfalls monatlich bespart wird

    - ich habe zusätzlich ein solches Depot mit einem mittleren 5-stelligen Betrag, das nicht mehr bespart wird, aber steuerfrei zur Rente bzw. als Einmalzahlung ausgelöst werden kann


    Ich kann noch nicht richtig abschätzen, ob ich von den 60.000 € auf meinem Tagesgeldkonto einen ETF-Sparplan anlegen sollte. Und wenn ja, zu welchem Betrag? Oder ob das Geld sinnvoller in Sondertilgungen der Immobilienfinanzierung angelegt wäre oder gleich in einer ganz anderen Anlageform, mit der wir eine Anschlussfinanzierung in 18 Jahren durchführen könnten?


    Könnt ihr mir dazu helfen?


    Danke und viele Grüße

  • Ich kann noch nicht richtig abschätzen, ob ich von den 60.000 € auf meinem Tagesgeldkonto einen ETF-Sparplan anlegen sollte. Und wenn ja, zu welchem Betrag? Oder ob das Geld sinnvoller in Sondertilgungen der Immobilienfinanzierung angelegt wäre oder gleich in einer ganz anderen Anlageform, mit der wir eine Anschlussfinanzierung in 18 Jahren durchführen könnten?

    Ich sage es mal so wie ich das sehe.

    Die Idee einer Sondertilgung halte ich eher für unsinnig bei dem Zinssatz von 1,6% p.a. für 18 Jahre.

    Die langfristige Renditeerwartung für eine marktbereite Aktienmarktinvestition (z.B. MSCI World) liegt so bei 7% p.a.. Wobei langfristig durchaus auch 30 Jahre sein können.

    Aber selbst bei 'nur' 18 Jahren Anlagedauer dürfte die realistische Renditeerwartung > 2% p.a. (inkl. Steuer) liegen. Bleibt natürlich trotzdem ein minimales Restrisiko.

    Vorteil ist natürlich die absolute Flexibilität. Wenn es gut läuft könnt Ihr auch nach 5, 10 oder 15 Jahren das Geld aus dem ETF ziehen um damit ggf. die Restschuld der Immobilie zu zahlen.


    Wenn Ihr es ganz 'sicher' wollt: Aktuell bietet z.B. die Varengold Bank 3,15% p.a. für eine 10 jährige Festgeldanlage (deutsche Einlagensicherung).

    Nach Kapitalertragssteuer + Soli bleiben dann 2,32% p.a. Rendite übrig.

    Das wäre dann ein klassisches Zinsdifferenzgeschäft. Nachteil ist natürlich, das das fest angelegte Geld dann für 10 Jahre nicht in Eurem Zugriff liegt.

    - jeder von uns hat einen fondsgebundenen Rentensparplan bei der R+V, der ebenfalls monatlich bespart wird

    Das wäre auch eine Baustelle dich ich angehen würde!

    Leider ist es so, dass sehr viele fondsgebundene Rentenversicherungen hohe Kosten verursachen und daher unter dem Strich keine brauchbare Rendite abwerfen!

    Das sage nicht nur ich ich, sondern das schreibt sogar die die BaFin:

    Kundennutzen im Fokus
    (BaFinJournal) Lebensversicherungen sind für die Altersvorsorge vieler Verbraucherinnen und Verbraucher sehr bedeutsam. Die Versicherungsaufsicht der BaFin…
    www.bafin.de


    Oder auch Prof. Hartmut Walz:

    Hartmut Walz Finanzblog - Prof. Dr. Hartmut Walz
    Willkommen! – Sei kein LeO! – Leicht erreichbares Opfer ist die Insider-Bezeichnung der Finanzdienstleistungsbranche für Kunden, die wenige Kenntnisse haben,…
    hartmutwalz.de

    Auf seinem Blog findet Ihr viele Beispiele von Menschen, die von Ihrer Versicherung bzw. dem Finanzprodukteverkäufer über den Tisch gezogen wurden. :rolleyes:


    Ihr könnt Euch zwecks Prüfung Eurer Verträge an die Verbraucherzentrale bzw. an den Bund der Versicherten wenden. Kostet zwar etwas Geld (ca. 200€), dafür wisst Ihr dann aber zumindest, ob es sich überhaupt lohnt Euren Rentensparplan weiter zu besparen!

    Ihr wärt nicht die ersten, die später nach 20+ Jahren merken, dass Sie das in eine Versicherung eingezahlte Geld lieber unters Kopfkissen gelegt hätten. :/


    Viel Erfolg bei Euren finanziellen Entscheidungen.

    Und Alles Gute in der Schwangerschaft für Euch!

  • Ich kann noch nicht richtig abschätzen, ob ich von den 60.000 € auf meinem Tagesgeldkonto einen ETF-Sparplan anlegen sollte.

    Am 12. September werden die neuen Zins-Zahlen der EZB bekannt gegeben.
    > die paar Tage kann man da noch abwarten, wer weiß schon GENAU, wie es ausgeht.

  • Also konkret könnte man die 60k in den Vanguard FTSE All World High Dividend packen und aus den Dividenden Sondertilgungen zahlen. Im Anschluss hat man dann noch ein zusätzliches Einkommen.


    Ihr seid ja recht gut abgesichert und braucht das Geld eigentlich nicht.

  • Also konkret könnte man die 60k in den Vanguard FTSE All World High Dividend packen und aus den Dividenden Sondertilgungen zahlen. Im Anschluss hat man dann noch ein zusätzliches Einkommen.


    Ihr seid ja recht gut abgesichert und braucht das Geld eigentlich nicht.

    Das sehe ich ein wenig kritisch aufgrund des Dividendabschlags - so bezahlt sich der Investor selbst denn es ist nur eine Transaktion zwischen linke Tasche (Aktiendepot) in die rechte Tasche (Verrechnungskonto/Tagesgeldkonto). Leider löst dies auch noch Abgeltungssteuer aus sofern über den Freibetrag. Dividenden sind nun mal kein Zins auch wenn sich diese emotional so anfühlen mögen.


    Ein ganz normaler Welt ETF hat Im Vergleich eine bessere Rendite bei niedrigeren Risiko.

  • Ich war heute zum Jahresgespräch bei meiner Hausbank (habe hier Girokonto, Tagesgeldkonto und das gemeinsame Girokonto mit meinem Mann) und mir wurde nahegelegt, die Summe auf meinem Tagesgeldkonto besser zu investieren. Es handelt sich dabei um 60.000 €.

    Finanzprodukteverkäufer schätzen es sehr, daß ihre Kunden (Opfer?) sich geradezu verpflichtet fühlen, regelmäßig zu ihnen zu kommen. Man könnte als mündiger Kunde erwägen, sich emotional aus dieser Verpflichtung zu lösen.


    Zugegeben: 60 Mille auf einem Tagesgeldkonto könnte man sich besser angelegt vorstellen.

    Aktuell ist unsere finanzielle Situation folgende:

    - Hausbau in der Endphase, noch 18 Jahre Laufzeit der Immobilienfinanzierung zu 1,6 % Zinsen

    - etwas finanziellen Puffer benötigen wir noch für die Fertigstellung der Außenanlage

    Wunderbar! Ich wünsche Euch viel Spaß in Eurem Haus!

    - unser erstes Kind ist auf dem Weg (ich 2 Jahre Elternzeit, mein Partner 2 Monate)

    Ich hoffe, Ihr habt Euch ausgerechnet, wie Ihr das Maximum aus dem Elterngeld herausholt (Steuerklassen!).


    Schon formal geschlossene Ehen platzen mit erheblicher Wahrscheinlichkeit. Ich möchte anregen, daß Ihr beide Euch bereits jetzt Gedanken macht, was geschehen soll, wenn die Partnertschaft platzen sollte (Was niemand wünscht, was aber passieren kann). Das geht sehr viel besser im Frieden als im Streit. Eine solche Übereinkunft ist speziell wichtig bezüglich Eures Hauses.


    Noch eins fällt mir dazu ein: Du kriegst ein Kind und setzt erstmal aus, vielleicht kommt noch ein zweites. Finanziell gesehen werdet Ihr damit eine Ein-Ernährer-Familie, wie sich die Konservativen das wünschen. Ihr solltet Vorsorge treffen für den Fall, daß der Ernährer ausfällt, entweder stirbt oder schlimmer: zum Pflegefall wird (Berufsunfähigkeitsversicherung/Risikolebensversicherung). Die meisten Paare möchten, daß in diesem Fall der Überlebende im Eigenheim bleiben kann, dessen Finanzierung noch läuft. Niemand denkt gern an den eigenen Tod, aber es ist besser, man sorgt vor, wenn man gesund und lustig ist, als man hat die Salat, wenn Freund Hein unversehens in der Tür steht.

    - auf einem gemeinsamen Sparkonto sparen wir monatlich Geld an für unvorhersehbare Ausgaben

    Manche Leute brauchen für jeden Zweck ein separates Konto. Das darf natürlich jeder so handhaben, wie er es will. Ich würde liquides Geld schon des Zinses wegen auf einem einzigen Konto halten. Ein Sparbuch mit 0,01% Zins ist kein geeigneter Ort, Geld aufzubewahren.

    - jeder von uns hat einen fondsgebundenen Rentensparplan bei der R+V, der ebenfalls monatlich bespart wird

    Ich bin ein kontrollierter Mensch, ich habe nie einen formalen Sparzwang gebraucht und habe in meinem Leben trotzdem gespart. Ich halte von all diesen Sparplänen fürs Alter nichts, wie auch immer die heißen. Ich mache das für mich selber.

    - ich habe zusätzlich ein solches Depot mit einem mittleren 5-stelligen Betrag, das nicht mehr bespart wird, aber steuerfrei zur Rente bzw. als Einmalzahlung ausgelöst werden kann

    Alle diese Sparplänen haben etwas von einer Mausefalle: Sie duften gut nach Käse und Speck und werden einem vom Finanzprodukteverkäufer angepriesen in den höchsten Tönen. Dann läßt man sich fangen und merkt sofort: "Mist! Hier komme ich ja nicht mehr heraus!"

    Ich kann noch nicht richtig abschätzen, ob ich von den 60.000 € auf meinem Tagesgeldkonto einen ETF-Sparplan anlegen sollte. Und wenn ja, zu welchem Betrag?

    Viele Leute können an nichts anderes denken als an Sparpläne. Dröppje voor dröppje voor dröppje.


    Ich überblicke Eure Finanzen nicht und glaube, daß Ihr aktuell mehr zu regeln habt als Geldanlage. Aber wenn ich in Kenntnis aller Umstände der Meinung wäre, ich sollte meinetwegen 30 T€ von diesem Geld in einen ETF stecken, so würde ich das tun. Auf einmal, nicht etwa per Sparplan.


    Wer ein Haus an der Backe hat, braucht ggf. mehr Liquidität als ein Mieter, wenngleich bei einem neuen Haus nicht gleich die Heizung kaputtgehen sollte oder das Dach.


    Dazu kommt aber halt der generelle Risikoappetit. Ich sähe für mich kein Problem, von den 60 T€ 50 T€ in einen ETF zu stecken. Wenn ich fürs Haus mehr als die restlichen 10 T€ bräuchte, könnte ich ja auch wieder ETF-Anteile verkaufen. Anderen Leuten wäre das zu unsicher, die wollten im Extremfall die ganzen 60 T€ als Cash-Reserve behalten wollen. Das ist Ansichtsache, das kann kein Fremder für einen selbst entscheiden.

    Oder ob das Geld sinnvoller in Sondertilgungen der Immobilienfinanzierung angelegt wäre oder gleich in einer ganz anderen Anlageform, mit der wir eine Anschlussfinanzierung in 18 Jahren durchführen könnten?

    Solange ein Kredit mit 1,6% läuft, also mit einem Zins unter dem aktuellen Marktniveau, solange denkt man nicht an Sondertilgungen.


    18 Jahre sind eine lange Zeit, was dann ist, sieht man dann.

  • Das sehe ich ein wenig kritisch aufgrund des Dividendabschlags - so bezahlt sich der Investor selbst denn es ist nur eine Transaktion zwischen linke Tasche (Aktiendepot) in die rechte Tasche (Verrechnungskonto/Tagesgeldkonto). Leider löst dies auch noch Abgeltungssteuer aus sofern über den Freibetrag. Dividenden sind nun mal kein Zins auch wenn sich diese emotional so anfühlen mögen.


    Ein ganz normaler Welt ETF hat Im Vergleich eine bessere Rendite bei niedrigeren Risiko.

    Absolut richtig, verstehe nicht wieso diese "High Dividend ETFs" immer wieder empfohlen werden, während die Wald & Wiesen World ETFs deutlich besser laufen.


    >https://extraetf.com/de/etf-co…DB10-etf,IE00B3RBWM25-etf

  • Vieles ist bereits von monstermania geschrieben, ich wäre auch für die 60k bei einem thesaurierenden weltweiten ETF, auch in der Hinsicht auf eine frühere Auszahlung zum tilgen der Restschuld. Bei der Rentenversicherung bin ich auch sehr skeptisch und würde nach genauer Prüfung lieber einen Sparplan in den ETF anlegen.

  • Absolut richtig, verstehe nicht, wieso diese "High Dividend ETFs" immer wieder empfohlen werden, während die Wald & Wiesen World ETFs deutlich besser laufen.


    https://extraetf.com/de/etf-co…DB10-etf,IE00B3RBWM25-etf

    Die Leute glauben generell, daß sie aus Dividendenfonds einen zusätzlichen Kapitalertrag bekämen. Das stimmt nicht, wie wir wissen, das glauben die Leute aber.


    Wenn das schon so ist, kann man ja auch gleich einen Fonds nehmen, der mehr Dividende ausschüttet, nicht? Das stimmt auch nicht, von nichts kommt nichts, aber des Menschen Wille ist halt sein Himmelreich. So mancher Käufer eines High-Dividend-Fonds glaubt, er hätte damit den Stein des Weisen gefunden.



    Grundsätzlich ist ein thesaurierender ETF günstiger als ein ausschüttender, das wissen wir alle und das wurde auch schon tausendmal erklärt. Dennoch: Wenn man eine laufende Ausschüttung haben will, ist ein ausschüttender ETF halt bequem, auch wenn man damit nicht bestimmen kann, wieviel ausgeschüttet wird. Dafür geht es automatisch.


    Seit die Vorabpauschale wieder zieht, kommt ein weiteres Argument dazu: Ein üblicher Dividendenfonds zahlt um die 1,5 bis 2% pro Jahr Dividende, die Vorabpauschale beträgt dieses Jahr faktisch 1,435% (liegt also tiefer als die Ausschüttung). Wer einen ausschüttenden ETF hat, zahlt die Steuer auf die Ausschüttung und hat dafür mit der Steuer auf die Vorabpauschale nichts zu tun. Durch die Steuer wird die Ausschüttung nur weniger, ins Minus geraten kann das Konto so nicht.


    Wer hingegen einen thesaurierenden ETF hat, muß sich ausrechnen, wieviel Steuer auf die Vorabpauschale anfallen wird und das passende Geld auf dem Verrechnungskonto bereithalten. Tut er das nicht gerät das Verrechnungskonto ins Minus oder die Bank meldet das den Finanzbehörden, so daß der Anleger bei der nächsten Steuererklärung die Kapitalerträge deklarieren und die Steuer zahlen muß. Kein Beinbruch, aber halt ein gewisser bürokratischer Aufwand, den man sich auch sparen kann.


    Aber darum geht es der Threadstarterin in diesem Thread ja nicht.

  • Absolut richtig, verstehe nicht wieso diese "High Dividend ETFs" immer wieder empfohlen werden, während die Wald & Wiesen World ETFs deutlich besser laufen.

    Möglicherweise weil manchen Menschen wichtiger ist eine geringe Volatilität im Depot zu haben? :/

    Rendite ist nicht Alles.

    Gibt nicht umsonst den Spruch "When you've won the game, stop playing."

    Den FTSE All World High Dividend gibt es im Übrigen auch als thesaurierende Variante.


    Ein Nasdaq-100 ist seit Auflage des Index nochmal deutlich besser gelaufen als ein MSCI World. Also warum dann nicht 'All-In Nasdaq-100'? :/

  • Balu

    monstermania


    Der Post war ja ursprünglich von mir gewesen. Aber ich finde es wird ein entscheidender Anteil nicht mit zitiert, denn ich hatte ja geschrieben dass ein Welt ETF eine bessere Rendite hat bei geringerem Risiko. Also eine bessere risikoadjustierte Rendite.


    Das ging in dem Kontext verloren.


    Es ist klar dass es immer etwas geben wird was noch besser laufen wird als ein Welt ETF wie zum Beispiel berkshire hathaway oder nvidia. Deswegen gehe ich da aber trotzdem nicht rein. Und schon gar nicht all in. Denn da passt für mich die Rendite nicht zum Risiko.


    Volatilität ist nach meinem Verständnis kein Risiko. Das definiere ich anders. Wenn weniger Volatilität erwünscht würde ich den risikoärmeren Anteil im Gersamtvermögen erhöhen.