Maximaler Notgroschen

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  • Hallo zusammen,


    Mich würde Eure Einschätzung zur Daumenregel „Notgroschen von 3-6 Nettogehälter“ interessieren. Wenn man relativ viel verdient, z.B. 5.000 € netto, dann wäre der Notgroschen nach der Daumenregel ja 15.000 - 30.000 €. Ein Notgroschen über 30.000 € kommt mir aber etwas überdimensioniert vor, weil der Notgroschen ja „normale“ unvorhergesehene Ausgaben abdecken soll.


    Wie seht ihr das?


    Viele Grüße

  • Elena H.

    Hat das Thema freigeschaltet.
  • Ist ja - wie du sagst - nur eine grobe "Daumenregel". Kommt immer auch auf die persönlichen Umstände an.

    Habe ich ein Eigenheim oder wohne ich zur Miete? Habe ich ein, zwei Autos oder vielleicht gar keins? So viele Variablen...

    Ich als Hausbesitzer mit zwei Kindern, zwei Autos und einem großen Hund fühle mich z.B. wohler, wenn ich immer um die 15.000 EUR bereit liegen habe. Mehr finde ich auch übertrieben, zumal das Haus erst 5 Jahre alt ist.

    Bei einem Junggesellen, der zur Miete in einer Großstadt ohne Auto lebt, wäre das mMn auch völlig überdimensioniert.

  • Habe ich ein Eigenheim oder wohne ich zur Miete? Habe ich ein, zwei Autos oder vielleicht gar keins? So viele Variablen...

    Ja, die Liste ließe sich fortsetzen...

    - Bin ich als Beamter auf Lebenszeit mit einem Job versorgt oder bin ich selbständig mit schwankenden Aufträgen?

    - Bin ich Alleinverdiener mit 4 Kindern oder Teil eines Doppelverdiener-Ehepaars mit hohen Gehältern und ohne Kind?

    - Wie hoch ist mein monatlicher Bedarf für Fixkosten und Lebenshaltung?

    - Ist mein Budget mit meinen ganz normalen Lebenshaltungskosten schon auf Kante genäht oder habe ich ein hohes Gehalt, gönne mir aber auch viel Konsum und Luxus (der sich bei unerwarteten finanziellen Ereignissen auch mal reduzieren ließe)?

    - In welchem Umfang habe ich zusätzlich andere Möglichkeiten, plötzlichen und unerwarteten Finanzbedarf abzudecken (Dispo / Kreditkarte / ETF-Verkauf / Darlehen bei Eltern oder Partner etc...)?

    - Habe ich für bestimmte Fälle eine anderweitige Absicherung (z.B. Arbeitslosengeld, Berufsunfähigkeitsversicherung...)?


    Und schließlich: Mit welchem Betrag als Reserve kann ich gut schlafen?


    Also ja, das sind grobe Daumenregeln. Man muss sich selbst überlegen, was für einen passt. Erfahrungsgemäß "funktionieren" Daumenregeln schlechter, je weiter man sich vom Durchschnitt entfernt. Das ist ähnlich mit Regeln wie "die Miete sollte nicht mehr als 30% des Nettoeinkommens betragen". Beträgt mein Nettoeinkommen 10.000 EUR / Monat, kann ich (wenn ich das wollte) vermutlich auch 5.000 EUR (also 50%) für Miete ausgeben, und der Rest würde immer noch locker zum Leben reichen. Genauso mit der Sparquote und der Daumenregeln von (ich glaube) 10-15% des Nettos. Jemand mit 10.000 EUR netto / Monat muss das Geld schon mit vollen Händen rauswerfen, wenn er nur auf 10-15% Sparquote kommt. Dagegen ist eine solche Sparquote mit Bürgergeld oder Vollzeitarbeit zum Mindestlohn kaum schaffbar.

  • Beim Notgroschen geht es auch um das Thema Arbeitslosigkeit, berufliche Neuorientierung, Schicksalsschlag, usw. Das hängt sehr stark von deiner persönlichen Situation und deinem Vermögen ab. Ich habe zum Beispiel gar keinen Notgroschen. Einer anderen Person würde ich zu 100.000 Euro raten,.... kommt echt drauf an.

  • Ein Notgroschen über 30.000 € kommt mir aber etwas überdimensioniert vor, weil der Notgroschen ja „normale“ unvorhergesehene Ausgaben abdecken soll.


    Wie seht ihr das?

    Wie schon gesagt wurde ist es individuell und über die gängige Daumenregel hinaus gibt es kaum einen Konsens. Also auch die Daumenregel ist kein Konsens, aber zumindest weit verbreitet und als ein „besser als gar keinen Plan zu haben“ zu sehen. Ich hab diesbezüglich schon viel nachgedacht und meine Meinung darüber einige Male geändert, meine aber nun meinen Weg gefunden zu haben.


    Kann es ja mal beschreiben wie ich es handhabe: noch keine Familie, nur für mich selbst verantwortlich. Ich halte es für sinnvoller seine (monatlichen) Ausgaben zu kennen (Haushaltsbuch/App) und dann abzuschätzen, wie lange man diese Ausgaben mal ohne regelmäßiges Einkommen tragen können müsste. Ich hab für mich entschieden, dass ich das gern ein halbes Jahr lang können möchte, also sechs Monatsausgaben als Notgroschen. Zusätzlich hab ich allerdings immer noch das was ich anspare für meine Urlaube, für die nächsten notwendigen Anschaffungen, für die nächste große Hobby-Ausgabe. Das ist zwar eine variable Summe, aber es ist auch in diesem „Topf“ immer etwas. Aktuell übersteigt das meinen Notgroschen. Ich könnte vermutlich also über ein Jahr mit meinem Cash auskommen. Dass ich das muss ist unwahrscheinlich, aber hier muss man eben abwägen mit was man sich sicher fühlt. Ich fahre dennoch eine hohe Aktienquote und habe beispielsweise über Notgroschen und das „Budget“ für mittelfristige Ausgaben hinaus keinen zusätzlichen Sicherheitsbaustein, sondern bin ansonsten voll in Aktien. Mein „Sicherheitsbaustein“ ändert sich (vom mittelfristigen Sparen mal abgesehen) nur, wenn der Notgroschen steigt und das geschieht nur, wenn meine realen Ausgaben steigen. Der Notgroschen und das was ich für mittelfristige geplante Ausgaben spare ist mein SAF, Safe Asset Floor. Das führt nun aber etwas zu weit.


    Bei dir mag es anders sein. Du musst dich selbst damit wohl fühlen. Als Richtschnur ist es schon ok sich am Gehalt zu orientieren. Sinnvoller aus meiner Sicht wie gesagt an den Ausgaben.

  • Normalerweise sollte man mit "durchschnittlichen laufenden Monatsausgaben" rechnen und nicht mit Nettomonatsgehältern, aber da die meisten ihre durchschnittlichen laufenden Monatsausgaben nicht auf dem Schirm haben, wird das stark vereinfacht. Normalerweise sollten die durchschnittlichen Monatsausgaben ja unter den Nettoeinnahmen liegen. Die Frage wäre dann, wieviel Monate kann ich die Ausgaben (unrationiert) stemmen, wenn die Einnahmen wegfallen. Bei einem zur Miete wohnenden alleinstehenden Beamten könnte die Antwort 3 Monate sein, bei einem Selbständigen im Eigenheim mit Familie auch locker 24 Monate. Muss jeder für sich selbst definieren.


    Für Leute, die lediglich unvorhergesehene Ereignisse absichern wollen hilft vielleicht auch eine andere Herangehensweise... zwei Mal den höchst möglichen Einzelschaden (zB 2x Ersatzauto) ... oder die Summe der drei höchstmöglichen Einzelschäden (zB Ersatzauto, Spühlmaschine, Waschmaschine).


    Aber letzteres ist eigentlich eine Sache der Instandhaltungsrücklage und nicht Sache des eigentlichen Notgroschens. Das sind zwei unterschiedliche Töpfe, die man aber in einer Anlage ADDITIV gemeinsam verwalten kann, also: "Deckung der durchschnittlichen laufenden Monatsausgaben für X Monate (=eigentlicher Notgroschen) plus benötigte Instandhaltungsrücklage gleich Notgroschen auf dem Konto (=mittlerweile landläufige Definition) ."


    ... und damit wird klar, dass jeder für sich eine andere Höhe und Herangehensweise für den Notgroschen hat und es so viele unterschiedliche Meinungen zur sehr stark vereinfachenden Daumenregel "X mal Nettoeinnahmen" gibt.

  • Ich habe zum Beispiel gar keinen Notgroschen.

    Wie machst du das denn wenn mal ungeplante Ausgaben kommen? Und auch wenn du wie du immer sagst 100 % in Aktien bist, wirst du doch trotzdem in irgendeiner Art und Weise Cash-Rücklagen haben. Schon allein für Urlaube usw. Wie machst du das?


    Es ist am Ende auch Definitionssache, was ein Notgroschen eigentlich ist.

  • Wie machst du das denn wenn mal ungeplante Ausgaben kommen? Und auch wenn du wie du immer sagst 100 % in Aktien bist, wirst du doch trotzdem in irgendeiner Art und Weise Cash-Rücklagen haben. Schon allein für Urlaube usw. Wie machst du das?


    Es ist am Ende auch Definitionssache, was ein Notgroschen eigentlich ist.

    Ja vorallem bin ich auch der Meinung, dass niemand überhaupt 100 Prozent Aktien sein kann. Girokonto, Rentenansprüche und evtl eigene Immobilien machen nach meinem Verständnis ein 100 Prozent Aktien Invest unmöglich. Außer man betrachtet nur sein Depot. Aber die Diskussion hatten wir ja bereits irgendwo hier schon mal gehabt 😅


    Aber würde mich auch interessieren. Möglich ist das bestimmt wenn das Depot einfach total groß ist...

  • Ja vorallem bin ich auch der Meinung, dass niemand überhaupt 100 Prozent Aktien sein kann. Girokonto, Rentenansprüche und evtl eigene Immobilien machen nach meinem Verständnis ein 100 Prozent Aktien Invest unmöglich. Außer man betrachtet nur sein Depot. Aber die Diskussion hatten wir ja bereits irgendwo hier schon mal gehabt 😅

    Das sehe ich auch so. Aber @Thomas.Schreiber meint mit seinen "100 % Aktien" soweit ich es verstanden habe eben sein Depot bzw. das "freie" Vermögen, wie man es auch immer bezeichnen möchte. Es kommt letztlich auf die Definition an was dieses freie Vermögen eigentlich ist. Für mich gehört es dazu, dass ich Rücklagen auch neben meinen Aktien hab. Vielleicht sagt er sich auch, dass er im Zweifel an sein Aktien-Depot geht, wenn es denn sein muss.


    Ich persönlich könnte vermutlich auch auf das was ich als Notgroschen bezeichne verzichten und rein das, was ich in meinen Budgets anspare (für mittelfristige Ausgaben - teils sind da aber auch durchaus eher langfristigere Ausgaben mit drin, auf die ich aber eben gezielt hin sparen möchte), als meinen Notgroschen betrachten. Der Notgroschen ist so gesehen eine zusätzliche Sicherheit. Jeder so wie er sich wohl fühlt, wie gesagt. Und zumindest was mich angeht kann sich das im Leben auch verändern. Vielleicht brauche ich einmal mehr oder auch weniger Sicherheiten, je nach Lebensumständen. Dann passe ich meine Strategie vielleicht entsprechend an.

  • Das sehe ich auch so. Aber @Thomas.Schreiber meint mit seinen "100 % Aktien" soweit ich es verstanden habe eben sein Depot bzw. das "freie" Vermögen, wie man es auch immer bezeichnen möchte. Es kommt letztlich auf die Definition an was dieses freie Vermögen eigentlich ist. Für mich gehört es dazu, dass ich Rücklagen auch neben meinen Aktien hab. Vielleicht sagt er sich auch, dass er im Zweifel an sein Aktien-Depot geht, wenn es denn sein muss.

    Okay das war vielleicht etwas ungenau geschrieben von mir. Urlaube, Elektrogeräte usw. werden aus laufendem Einkommen bezahlt. Die 100%-Aktienquote bezieht sich auf das Portfolio. Auf dem Girokonto liegen natürlich immer ein paar Tausend Euro rum, weil sich das gar nicht vermeiden lässt. Ich investiere nicht am Zahltag das gesamte Einkommen in einen Aktien-ETF und verkaufe dann am 20. einen ETF-Anteil um den Strom zu zahlen.


    Aber einen gesondertes Notgroschen-Tagesgeld mit 20-30 Tausend Euro haben wir nicht. Sollte der unwahrscheinliche Fall eintreten, dass wir das Geld benötigen, verkaufe ich Aktien-ETF. Der Grund sind die Opportunitätskosten eines Notgroschens. Aktien-ETF verdoppeln sich ca. alle 10 Jahre und es macht irgendwann mal keinen Sinn mehr einen Notgroschen zu besitzen. Selbst wenn man im 50%-drawdown verkaufen müsste. Das ist aber bei uns so. Einem Sparanfänger rate ich zunächst einen Notgroschen anzusparen.

  • Wie machst du das denn wenn mal ungeplante Ausgaben kommen? Und auch wenn du wie du immer sagst 100 % in Aktien bist, wirst du doch trotzdem in irgendeiner Art und Weise Cash-Rücklagen haben. Schon allein für Urlaube usw. Wie machst du das?


    Es ist am Ende auch Definitionssache, was ein Notgroschen eigentlich ist.

    Darauf wird es vermutlich hinauslaufen, es ist alles Definitionssache. Ich habe auch keinen separaten, getrennten Notgroschen. Ich habe auf dem Tagesgeld Liquiditätsreserven, die schwanken, eben weil dort alles landet, was nicht für die üblichen laufenden Ausgaben auf dem Girokonto bleibt. Zum Monatsende nach Gehaltseingang schiebe ich alles oberhalb eines festen Betrags X (den ich erfahrungsgemäß im Monatsverlauf auf dem Girokonto brauche) ins Tagesgeld. Da ist mal mehr, mal weniger drauf, je nachdem, ob zum Beispiel gerade ein Urlaub oder sonstige größere Ausgaben anstehen oder ein größerer Geldeingang war (Steuererstattung, Bonus etc.). Aber es ist eben kein fester Euro-Betrag, der separat und unangetastet auf einem Konto liegt.


    Ich komme damit gut klar, jemand anders fühlt sich vielleicht besser, wenn es ein getrenntes Notgroschen-Konto gibt, wo immer Betrag X draufliegt, der auch nicht angefasst wird (außer eben im absoluten Notfall).

  • Okay das war vielleicht etwas ungenau geschrieben von mir. Urlaube, Elektrogeräte usw. werden aus laufendem Einkommen bezahlt. Die 100%-Aktienquote bezieht sich auf das Portfolio. Auf dem Girokonto liegen natürlich immer ein paar Tausend Euro rum, weil sich das gar nicht vermeiden lässt. Ich investiere nicht am Zahltag das gesamte Einkommen in einen Aktien-ETF und verkaufe dann am 20. einen ETF-Anteil um den Strom zu zahlen.


    Aber einen gesondertes Notgroschen-Tagesgeld mit 20-30 Tausend Euro haben wir nicht. Sollte der unwahrscheinliche Fall eintreten, dass wir das Geld benötigen, verkaufe ich Aktien-ETF. Der Grund sind die Opportunitätskosten eines Notgroschens. Aktien-ETF verdoppeln sich ca. alle 10 Jahre und es macht irgendwann mal keinen Sinn mehr einen Notgroschen zu besitzen. Selbst wenn man im 50%-drawdown verkaufen müsste. Das ist aber bei uns so. Einem Sparanfänger rate ich zunächst einen Notgroschen anzusparen.

    Alles klar, danke für die Präzisierung. So ähnlich dachte ich mir es. Das kann man natürlich so sehen und praktizieren. Jeder muss sich selbst damit wohlfühlen, wie gesagt. Wobei ich sagen würde, dass gerade bei einem großen (Z.B. hohen sechsstelligen) Depot es wenig Unterschied macht, ob man nun (in guten Börsenzeiten) 20-30.000 mehr oder weniger drin hat bzw. ob die dann 0 oder 5% p.a. nach Inflation erwirtschaften. Das ist wohl Ansichtssache.


    Ich würde das mit „Sparanfänger“ etwas erweitert sehen und es eher auf die „breite Masse“ beziehen, dass ein Notgroschen in irgendeiner Art und Weise in den meisten Fällen sinnvoll ist.

  • Wichtig ist vor allem, dass man das Thema ,,unerwartete Ausgaben" auf ein Minimum reduziert. Eine kaputte Waschmaschine oder ein neues Auto sind keine unerwarteten Ausgaben, sondern sind planbare und abschreibbare Kosten. Wer in diesem Bereich nennenswerte Kosten hat und das monatliche, freie Einkommen nicht ausreicht, sollte sie monatlich abschreiben und sicher zurücklegen.

  • Darauf wird es vermutlich hinauslaufen, es ist alles Definitionssache. Ich habe auch keinen separaten, getrennten Notgroschen. Ich habe auf dem Tagesgeld Liquiditätsreserven, die schwanken, eben weil dort alles landet, was nicht für die üblichen laufenden Ausgaben auf dem Girokonto bleibt. Zum Monatsende nach Gehaltseingang schiebe ich alles oberhalb eines festen Betrags X (den ich erfahrungsgemäß im Monatsverlauf auf dem Girokonto brauche) ins Tagesgeld. Da ist mal mehr, mal weniger drauf, je nachdem, ob zum Beispiel gerade ein Urlaub oder sonstige größere Ausgaben anstehen oder ein größerer Geldeingang war (Steuererstattung, Bonus etc.). Aber es ist eben kein fester Euro-Betrag, der separat und unangetastet auf einem Konto liegt.


    Ich komme damit gut klar, jemand anders fühlt sich vielleicht besser, wenn es ein getrenntes Notgroschen-Konto gibt, wo immer Betrag X draufliegt, der auch nicht angefasst wird (außer eben im absoluten Notfall).

    Praktiziere ich eigentlich gar nicht so viel anders. Getrennt ist der Notgroschen auch nicht und ich spare eben auch nicht extra etwas für diesen an oder da rein. Allerdings sehe ich den Notgroschen als eine Art Untergrenze (SAF, siehe oben), die ich gern risikoarm am Geldmarkt liegen habe. So unterschiedlich können Definitionen und Ansätze sein - wenn auch teils nur im Detail :)

  • Wichtig ist vor allem, dass man das Thema ,,unerwartete Ausgaben" auf ein Minimum reduziert. Eine kaputte Waschmaschine oder ein neues Auto sind keine unerwarteten Ausgaben, sondern sind planbare und abschreibbare Kosten. Wer in diesem Bereich nennenswerte Kosten hat und das monatliche, freie Einkommen nicht ausreicht, sollte sie monatlich abschreiben und sicher zurücklegen.

    Das ist ein wichtiger Punkt. Genau so mache ich es auch. Übrigens auch obwohl ich mir manches davon aus meinem laufenden Einkommen leisten könnte. Die Waschmaschine oder das Handy zumindest. Das Auto (würde ich eins haben wollen) wohl eher nicht aus dem monatlichen Gehalt. Das werden wohl eher wenige können, zumindest wenn es kein sehr altes einfaches Auto sein soll. Ich hab jedenfalls mehr weil ich Spaß dran und sehr gerne die Kontrolle habe eine Abschreibungstabelle. Für mich ist es auch einfach eine Übersicht meiner Besitztümer und ich weiß zudem sehr genau, wann ich guten Gewissens etwas neu anschaffen kann.


    Bei mir ist der Notgroschen allerdings eine zusätzliche Untergrenze weil ich mir sage, dass ich auch wenn ich mal ein paar Monate die alltäglichen Ausgaben überbrücken müsste, ich nicht direkt an mein Anschaffungsbudget ran gehen wollte. Könnte man nach Risikoabwägung dann aber sagen, dass es ohnehin unwahrscheinlich ist und ich im Fall der Fälle dann einfach an dieses Budget rangehen müsste. Am Ende gibt’s eben nur ein (freies) Vermögen und nicht zig unterschiedliche Töpfe. Aber ich kann’s nicht oft genug sagen: Jeder wie er/sie sich wohl fühlt.


    Ich sehe es jedenfalls ebenfalls nicht so, dass der Notgroschen für das nächste Auto oder eben die 10 Jahre alte Waschmaschine ist. Die sicher irgendwann kaputt gehen wird.

  • Benutzername5

    Habe nur Deinen Beitrag Nr. 1 überflogen

    Mich würde Eure Einschätzung zur Daumenregel „Notgroschen von 3-6 Nettogehälter“ interessieren.

    Von Pauschalempfehlungen bzw. "Daumenregeln" halte ich eher wenig bis nix. Nur eine Art erster, allgemeiner und grober Orientierungs- bzw. Anhaltspunkt.

    Ein Notgroschen über 30.000 € kommt mir aber etwas überdimensioniert vor, weil der Notgroschen ja „normale“ unvorhergesehene Ausgaben abdecken soll.

    Wäre für einen normal bis bescheiden lebenden Single, Beamter, im ÖD oder fest Angestellter, ohne Auto, Mieter in einer günstige Region, keine Schulden usw. - und bei dem besagten netto von 5.000 € - eher deutlich überdimensioniert.


    Für einen alleinverdienenden Familienvater (Frau und zwei Kinder), der sein Einkommen als Selbständiger oder Freiberufler generiert, mit etwas gehobenem Lebensstill, finanziertem Eigenheim, zwei oder mehr Autos in der Familie usw. - und bei einem noch etwas höheren Nettoeinkommen - eher deutlich unterdimensioniert.


    Es kommt also darauf an - und zwar auf den Einzelfall.


    Dazu kommt, daß manche diese Rücklage ("Notgroschen") stets separiert vorhalten (aus welchen Gründen auch immer; von psychologisch über praktisch bis der Übersichtlichkeit halber). Während andere auch bereit sind, sich vorübergehend einzuschränken (um das zeitnah aus dem laufenden Einkommen zu bezahlen), Teile ihrer Anlagen zu liquidieren oder zu beleihen, ggf. einen günstigen Kredit aufzunehmen usw.


    Für meinen Teil sehe ich das ohnehin anders, weil ich Liquidität (nicht nur als Rücklage sondern auch) als Mittel gegen bestimmte Szenarien betrachte (Depression, Deflation - unwahrscheinlich aber nicht auszuschließen) sowie als Eingreifmasse, um bei sich bietenden Gelegenheiten zugreifen zu können. Für mich steht aber eine bestmögliche Performance nicht mehr im Vordergrund sondern eine möglichst breite Aufstellung (wobei auf die Gesamtmittel betrachtet mindestens nach Inflation und Steuern eine schwarze Null in Sachen realer Werterhalt stehen sollte; dafür muß ich aber nicht zu 100% investiert sein).



    Dir gute Gedanken und ebensolche Finanz-Entscheidungen !

  • Ich würde es so definieren dass der Notgroschen die absolute eiserne Reserve darstellt. Der Notgroschen steht auch nicht zum Rebalancing zur Verfügung. Hier gibt es den risikoarmen Portfolioanteil. Und dieser ist ebenso wie der Notgroschen ganz individuell. So zumindest meine Definition und Sicht darauf. Aber es gibt natürlich auch andere (gute) Meinungen hierzu.

  • Ich definiere den Notgroschen für mich so:

    Er muss eine oder mehrere unerwartete aber zwingende Ausgaben abdecken können. Des weiteren muss er die Differenz zwischen reale Monatsausgaben und Arbeitslosengeld für ein paar Monate abdecken können.


    Die höhe dieses Notgroschens kann von Situation zu Situation und Person zu Person stark schwanken. Familien haben da ein ganz anderes Sicherheitsbedürfnis im Vergleich zu mir (Single), der im Prinzip mit sehr wenig klar kommt. Auch wenn mein Auto plötzlich abrauchen würde, könnte ich meinen normalen Tagesablauf normal bestreiten. Von daher ist mein Notgroschen sehr klein. Im Ernstfall komme ich trotzdem an Geld heran, auch wenn es mit etwas Zeitverzögerung wäre. Für mich kein Problem.

  • Ich habe zum Beispiel gar keinen Notgroschen.

    Wie machst du das denn wenn mal ungeplante Ausgaben kommen? Und auch wenn du wie du immer sagst 100 % in Aktien bist, wirst du doch trotzdem in irgendeiner Art und Weise Cash-Rücklagen haben. Schon allein für Urlaube usw. Wie machst du das?


    Es ist am Ende auch Definitionssache, was ein Notgroschen eigentlich ist.

    Klar.


    Einen Urlaub würde ich typischerweise vom laufenden Einkommen bezahlen (was bei mir gern mal eine Woche Frankreich ist und keine Weltreise auf dem Kreuzfahrtschiff), eine mittlere Investition wie etwa die berühmte Waschmaschine auch. Für mehr Geld (etwa ein neues Auto) müßte ich Anlagen auflösen und würde das vermutlich auch. Sollte der Kurs dann schlecht stehen, hätte ich eben Pech gehabt.


    Ich habe heute morgen wieder mit Schmunzeln die Geschichte von den 4 Investoren gelesen, die monstermania verlinkt hat: Am besten stellte sich diejenige, die einfach immer investiert geblieben ist und stur ihren Sparplan bedient hat, besser noch als die, die ihr Pulver trocken hielt und immer am Tiefpunkt gekauft hat.


    Jeder legt sein eigenes Geld so an, wie er es für richtig hält.

  • Jeder legt sein eigenes Geld so an, wie er es für richtig hält.

    Schon allein deshalb, weil die Voraussetzungen unterschiedlich sind. Nicht Jeder kann einen Urlaub aus dem laufenden Einkommen bezahlen. Zum einen, weil die Urlaube und damit zusammenhängenden Ansprüche unterschiedlich sind (was du angedeutet hast), zum anderen und wohl im Wesentlichen weil Jeder unterschiedlich viel verdient. Wenn wir mal vom Durchschnittsverdiener ausgehen, wird eine Woche Urlaub in Frankreich aus dem laufenden Einkommen wohl schon knapp. Wenn er/sie ohnehin immer einen gewissen Cash-Puffer auf dem Giro oder Tagesgeld hat, der sich im Lauf des Jahres ansammelt, weil er nicht jeden Monat zusätzlich zum Sparplan alles investiert, wird das vermutlich aber ohne explizit darauf zu sparen gehen.


    Ich "überplane" aktuell eher mehr als es notwendig wäre, mir macht das aber wie gesagt Spaß und habe gerne die Kontrolle und Übersicht darüber wie viel ich mir leisten kann und will. Das mag sich im Lauf der Zeit ändern bzw. abstumpfen.


    Aber das geht nun über die Thematik des Notgroschens etwas hinaus. Zumindest nach meiner Definition eines Notgroschens.