Altersvorsorge neu gemischt

  • Moin, jetzt bin ich also auch hier gelandet...


    Meine Frau (56) und ich (63) versuchen unsere Vermögensbilanz neu auszurichten, was nicht so einfach ist.


    Ich habe letztes Jahr noch einen Karriereschritt machen dürfen und bereite den Übergang in den Ruhestand vor.


    Unser voll vermietetes lastenfreies MFH ist bisher unsere Spardose; haben dort die letzte Dekade ca. 200k investiert. Ist jetzt sehr schön geworden mit PV und Wärmepumpe, und stellt auch eine Option für unser späteres Wohnen dar.


    Momentan befassen wir uns mit der Ehegattenschaukel, sie wird uns in Kürze 200k Cash zusätzlich durch ein Annuitätendarlehen generieren. Das wirft jetzt einige Fragen auf: was anstellen mit der Kohle? Wir brauchen sie nicht, also langfristig anlegen ist eine Option. TG ist klar, aber dürfen wir uns auch mit ETFs beschäftigen - immerhin handelt es sich um geliehenes Geld. Andererseits bestehen keine nennenswerten Bestände um die Rentenlücke zu füllen... das kam alles irgendwie plötzlich.


    ETFs sind für uns neu, aber vollkommen plausibel. Ich könnte mir vorstellen in einen geeigneten ETF zu investieren, meine Frau denkt zumindest auch darüber nach. Wir wollen aber auch demnächst wieder ruhig schlafen und suchen daher Rat... Die KI zu befragen ist ganz nett; es kommen auch ganz nachvollziehbare Vorschläge raus. Ich würde aber gern eure Außensicht kennenlernen.


    Sonst keine Verbindlichkeiten, monatliches Nettoeinkommen ca. 10k, davon bleiben 6k jeweils übrig. und 100k in TG, die neue Kreditrate beläuft sich dann auf 800 €. Das wären so die Eckwerte.


    Schöne Grüße

  • Elena H.

    Hat das Thema freigeschaltet.
  • Herzlich willkommen in unserem Stuhlkreis! Mit welchen Erkenntnissen dürfen wir Dich hier nun beglücken? Ich habe vorsichtshalber schon mal einen Salbeitee aufgesetzt.


    Ein erster wichtiger Schritt wäre, daß Du Dir klar darüber wirst, was Du überhaupt willst. Mir ist das aus Deinem wohlgesetzten Eingangsposting nämlich nicht so recht klargeworden.

  • Danke schon mal für den Tee. Also, es geht darum 300k konservativ anzulegen.

    Und meine Frau davon abzubringen zum Sparkassenberater zu laufen.

  • Ich schreibe es gerade eben wieder in einem anderen Thread: Für eine seriöse Finanzplanung braucht man immer das ganze Bild. Das ist nicht etwa meine Privatvorstellung, sondern ein Gedanke, den Du in jedem seriösen Finanzratgeber findest, unter anderen in den Büchern des von mir sehr geschätzten Hartmut Walz.


    Du hast oben sehr blumig einen kleinen Einblick in Deine Finanzen gewährt, das ist für einen seriösen Rat bei weitem nicht genug. Du mußt vor jedem, vor dem Du einen ernsthaften Rat erwartest, die Karten auf den Tisch legen. Wohlgemerkt: Das muß sicherlich nicht hier im Forum sein, weil Dir das möglicherweise zu privat ist. Aber dann kannst Du halt keine Antwort bekommen.


    Einfach zu sagen: "Ich will 300 T€ konservativ anlegen" ist nicht genug. Und wie Du mit Deiner Frau umgehst, mußt Du auch selber wissen. :)


    Grundsätzlich gelten für Frauen die gleichen Anlagerichtlinien wie für Männer. Frauen sind oft konservativer, dafür zocken sie nicht so herum wie mancher Mann. Ganz generell seid Ihr in einem Alter, in dem man sehr wohl noch Weichen stellen und sehr wohl noch Geld neu anlegen kann. Vielleicht lest Ihr Euch gemeinsam mal ein?


    Ein allgemeines Anfängerbuch ist Hartmut Walz - Ihre Finanzen fest im Griff: Vermögen aufbauen, statt Geld verschenken. Ihr braucht zwar kein Vermögen mehr aufzubauen, sondern habt schon eins. Nützlich zu lesen ist das Buch dennoch.


    Oder auch: Gerd Kommer - Souverän investieren vor und im Ruhestand: Mit ETFs Ihren Lebensstandard und Ihre Vermögensziele sicher. Kommer ist halt ETF-Papst, das kommt auch in seinen Büchern durch.


    Deine Frau ist gerade 63. Es könnte sinnvoll sein, daß sie ihre Rente (vorzeitig) beantragt, egal ob sie weiterarbeiten will oder nicht. Was sie hat, hat sie. Ja, kostet (vermeintlich) hohe Abschläge, sie stellt sich damit dennoch finanziell besser bis Mitte ihrer 80er.


    Zurück zum Geldanlegen: Ich kenne die Vorstellung gut von mir selber: Aktien! Huch, Casino! Ich wache morgen auf und alles ist weg! Klar. Und die gesamte Weltwirtschaft ist über Nacht pleite. Mercedes, BASF, SAP und Beiersdort, BP, Shell, Apple, Microsoft und Procter&Gamble. Alle in einer Nacht. Alles weg. Ein Komet hat die Erde getroffen. Wir haben ein anderes Problem als Aktien und Geld.


    Als ich mir selbst die Lächerlichkeit dieser Vorstellung vor Augen geführt habe, habe ich angefangen, Aktien zu kaufen. Das würde ich heute nicht mehr tun, sondern ETFs kaufen. Warum ETFs und keine Aktien, findest Du im Internet und auch in den o.a. Büchern. Muß ja nicht alles sein, darf aber ein bißchen davon sein. Die Stiftung Warentest sagt: 50:50 paßt für die meisten. Und nein, Ihr müßt nicht Schlag Eintritt in den Ruhestand alles Geld abheben und unter die Matratze stecken, daß dem Geld nichts passieren kann. Das darf nicht nur auf der Bank bleiben, das darf sogar an der Börse bleiben. Denn - so Gott will - habt Ihr noch 20 oder 30 Jahre vor Euch, und das ist eine lange Zeit.

  • Momentan befassen wir uns mit der Ehegattenschaukel, sie wird uns in Kürze 200k Cash zusätzlich durch ein Annuitätendarlehen generieren.

    Was ist damit gemeint? Die Ehegattenschaukel ist ein Steuersparvehikel, „generiert“ aber kein „Annuitätendarlehen“.


    Das wirft jetzt einige Fragen auf: was anstellen mit der Kohle? Wir brauchen sie nicht, also langfristig anlegen ist eine Option. TG ist klar, aber dürfen wir uns auch mit ETFs beschäftigen - immerhin handelt es sich um geliehenes Geld. Andererseits bestehen keine nennenswerten Bestände um die Rentenlücke zu füllen...

    Verstehe ich das richtig, Du überlegst einen Kredit von 200k aufzunehmen und das Geld in ETFs zu stecken, um die Rentenlücke zu füllen? Mutig…

    Also, es geht darum 300k konservativ anzulegen.

    …von denen 200k geliehen sind?


  • Insgesamt weiß ich nicht, was ich von der Geschichte halten soll. Es sind halt auch nur sehr wenige Informationen gegeben.


    Wenn ich das richtig verstehe möchte ein Ehegatte dem anderen das MFH verkaufen, damit wieder die volle Abschreibung mitgenommen werden kann, richtig? Hierzu soll ein Darlehn (privat oder Bank?) i.H.v. 200k aufgenommen werden. Insgesamt stehen aber wohl 300k dann zur Anlage zur Verfügung (200k Kredit, 100k vorhanden??). Das Haus wird vermutlich einen Marktwert weit über den 200k haben, also verfügt der kaufende Ehegatte aktuell über reichlich liquides Vermögen (den gesamten die 200k übersteigenden Betrag), oder? Die Finanzierung sieht eine Annuität in Höhe von 4,8% vor, wird also so ziemlich bis zum Ableben laufen, richtig?


    Aktuell gibt es einen ordentlichen Haushaltsüberschuss. Rentenhöhen Ehegatte A und B sind unbekannt.


    Kann es sein, dass hier der Steuerspartrieb recht ausgeprägt ist? Sicher, dass das die beste Lösung ist, wenn keine Altersvorsorge besteht? Investitionen erwartet Ihr ja offensichtlich nicht.


    Es besteht anscheinend insgesamt ein gut 6 stelliges Barvermögen (100k offenbar bei einem Ehegatten, sowie das Eigenkapital bis auf die fehlenden 200k beim Anderen), sowie ein lastenfreies MFH. Also in Summe ein vieleicht gut 7-stelliges Gesamtvermögen???


    Eine passende Lösung kann hier sicher keiner präsentieren und auch ich nicht, aber folgende Fragen würde ich mir selbst stellen, wäre ich in dieser Situation:

    - Welchen Liquiditätsbedarf habe ich über die nächsten Jahre?

    - Wie entwickelt sich die Einkommenssituation mit Renteneintritt Ehemann und dann später mit Eintritt Rente Ehefrau

    - Welches Vermögen besteht und wie ist es aktuell allokiert?

    - Welches Vermögen wird aus dem aktuellen Haushaltsüberschuss noch zu erwarten sein?

    - Welchen CashFlow produziert das MFH, welche Investitionen können noch anfallen?

    - Welche Möglichkeiten ergeben sich - abseits eines Steuersparmodells -generell aus diesem Umstand?

    - Möchte ich mich im hohen Alter noch mit den Mietern auseinandersetzen und mich um die Immobilie kümmern oder gibt es jemanden der das kann und will

    - Was sind meine Ziele? Will ich etwas hinterlassen oder kann/will ich mein Vermögen verleben?


    Und dann würde ich erbenisoffen einmal schauen, welche Optionen es gibt mit den gegebenen Mitteln meine Ziele zu erreichen. Vieleicht ist ja die Ehegattenschaukel nicht die passende Lösung für Euch? Wer weiß? Vieleicht wäre ja sogar der Verkauf des MFH Teil einer Lösung?


    Am Ende hängt es von Euren Erwartungen, Zielen und auch von Eurer Persönlichkeit ab. Ihr müsst Euch damit wohlfühlen.


    "Konservative" Anlagen gibt es einige:

    - Geldmarkt

    ziemlich sicher, Zinsentwicklung?, Inflationsrisiko

    - Staatsanleihen / Bundesanleihen AAA €

    "sicherer" und kalkulierbarerer Zins, dafür renditearm und Inflationsrisiko

    - Unternehmensanleihen (Investment Grade) €

    "sicherer" als Aktien, etwas besserere Zinsen als Staatsanleihen, können bei negativen Nachrichten/Aussichten für die Wirtschaft auch im Kurs sinken, aber weniger Vola als bei Aktien. Inflationsrisiko besteht dennoch. Ausfallrisiko (kann durch Diversifikation minimiert werden)

    - Rentenpunkte kaufen (sehr sicher, Langlebigkeitsrisiko abgesichert, aber Risiko bei vorzeitigem Ableben ein nicht so gute Rendite zu haben, hier wäre eine Rentenberatung anzuraten)


    Auch eine Mischung mit geringem Aktienanteil könnte man noch als "konservativ" ansehen. Auch eine gewisse Quote HighYield Anleihen könnten noch als "konservativ" durchgehen.


    Allerdings kann man jeder Assetklasse auch erhebliche Risiken beifügen. Einzelaktien, lang laufende Anleihen, Fremdwährungen... Zumal Risiko eine Sache der individuellen Betrachtunsgweise ist. Es gibt Menschen, die betrachten Bankguthaben unter 100k auch langfristig als sicher. Andere wiederum halten dies für reine Spekulation auf niedrige und nicht unerwartete Inflation, da diese die Kaufkraft massiv auffressen kann. Nichts ist ohne Risiko, dessen muss man sich bewusst sein. Jede Assetklasse hat gute und schlechte Eigenschaften.


    Aber das ist alles Definitionssache und sieht jeder etwas anders. Am Ende muss die Anlage zu Euch passen. Geliehenes Geld anzulegen, ist schon so eine Sache... Man hebelt defacto halt...


    Ohne die Gesamtverhältnisse und Euch zu kennen ist das Glaskugel. Ich kann nur raten nicht ausschließlich auf mögliche Steuerersparnisse zu schauen, sondern darauf, was für Euch in der aktuellen Situation passend ist. Unter Umständen ist der für Euch richtige Weg ja auf die Steuerschaukel zu verzichten und das liquide Vermögen in einen ausgewogenen und Euren Wünschen und Zielen entsprechenden Anlagemix zu investieren und von den Erträgen oder auch mit Kapitalverzehr die Rente aufzubessern? Wer weiß das schon?


    Also einfach mal alles auf den Tisch legen und gemeinsam schauen, was das Beste für Euch ist. Am Besten davon unabhägig von der aktuellen Allokation einfach mit "einem weißen Blatt Papier" anfangen und schauen, was aus Sicht heute die Lösung sein kann.


    Und ja, die Bank um Rat zu fragen ist wahrscheinlich nicht klug und der Ausgang für Euch wahrscheinlich nachteilig. Dann lieber einen ECHTEN Honorarberater konsultieren. Wie man den findet und wo schreibt Prof. Walz auf seiner Internetseite. Seine Bücher sind generell auch zu empfehlen.


    Und ein grundsätzlicher Tipp, den ich immer wieder gebe: Erst auf die Anlagenklassen schauen und erst dann schauen mit welchem Produkt bzw. Vehikel die Investition erfolgen soll. Dann so wenig Produkt und Vehikelrisiken wie möglich und soviel Verpackung, wie nötig. Man neigt dazu nur die Produkte/Verpackungen zu beurteilen (Versicherungen, Fonds...), das ist aus meiner Sicht der falsche Weg.


    Viel Glück und Erfolg bei der Entscheidungsfindung und vor allem auch viel Spaß beim Beschäftigen mit der Thematik.

  • geliehen vom Ehepartner?

    So klang jedenfalls der Beitrag des Threadstarters organist nicht:


    Zitat

    Momentan befassen wir uns mit der Ehegattenschaukel, sie wird uns in Kürze 200k Cash zusätzlich durch ein Annuitätendarlehen generieren. Das wirft jetzt einige Fragen auf: was anstellen mit der Kohle? Wir brauchen sie nicht, also langfristig anlegen ist eine Option. TG ist klar, aber dürfen wir uns auch mit ETFs beschäftigen - immerhin handelt es sich um geliehenes Geld.

    Das liest sich (für mich) eher so, als würde ein Darlehen von extern aufgenommen. Aber so ganz klar ist es auch nicht, da gebe ich Dir recht.