Depotgestaltung für späteren Übertrag an Kinder

Liebe Community,
am Dienstag, den 24. Juni 2025, führen wir ein technisches Update durch. Das Forum wird an diesem Tag zeitweise nicht erreichbar sein.
Die Wartung findet im Laufe der ersten Tageshälfte statt. Wir bemühen uns, die Ausfallzeit so kurz wie möglich zu halten.
  • Ich würde mit 2eigenen ETFs (gedanklich für die Kinder) doch genau das gleiche machen wie beim Kinder Depot/ETF, nur eben mit höheren Einmalzahlungen aber auch bis zu einem späteren Zeitpunkt, wo sie reif genug sind mit sowas umzugehen.

    Wäre doch sehr zielführend! Wenn du diese beiden identischen ETFs gleichermaßen in zwei Depots besparst, umgehst du die Probleme der Aufteilung (FIFO-Folgen) bei der späteren Aufteilung. Das würde ja ansonsten die beiden Kinder massiv ungleich behandeln.


    Der Punkt ist glaube ich vielen auch noch nicht klar und ich weiß auch noch nicht, wie ich den zu lösen gedenke…


    @Alle: Hat sich dazu mal jemand Gedanken gemacht?


    PS: Würde manche Punkte hier im Thread nicht als Kritik verstehen. Aber noch eine Frage: Wie machst du es dann mit dem Altersunterschied der Kids? Wenn du genau gleich für beide ansparst, bekommt praktisch der/die jüngere dann z.B. 3 Jahre früher die selbe Summe… :/

  • Wäre doch sehr zielführend! Wenn du diese beiden identischen ETFs gleichermaßen in zwei Depots besparst, umgehst du die Probleme der Aufteilung (FIFO-Folgen) bei der späteren Aufteilung. Das würde ja ansonsten die beiden Kinder massiv ungleich behandeln.

    ja eben...aber da wird einem "übertriebener Gestaltungsdrang" und "unsinnig weitreichende Planung über 15a" vorgeworfen und ich solle halt schauen was dann ist wenn soweit ist....


    oder man solle doch einfach verkaufen und Geld schenken "wegen den paar € Steuer die eh mal anfallen so ein Aufriss"


    Und ich werde das jetzt auch so machen, einfach 3 ETFs und 2 davon einfach gleich besparen die gedanklich für die Kinder sind.

    Wenn das in 10-15a nix wird mit Schenkung (warum auch immer), dann hab ich halt 3 gleiche ETFs, so what...

  • PS: Würde manche Punkte hier im Thread nicht als Kritik verstehen. Aber noch eine Frage: Wie machst du es dann mit dem Altersunterschied der Kids? Wenn du genau gleich für beide ansparst, bekommt praktisch der/die jüngere dann z.B. 3 Jahre früher die selbe Summe… :/

    ich will vor allem dann anfangen was zu übergeben, wenn die Kinder reif genug dafür sind und sie es auch wirklich brauchen können...ob das bei der einen mit 30 und bei der anderen mit 35 soweit ist, keine Ahnung...ich werde da keinen fixen Zeitpunkte machen

  • ja eben...aber da wird einem "übertriebener Gestaltungsdrang" und "unsinnig weitreichende Planung über 15a" vorgeworfen und ich solle halt schauen was dann ist wenn soweit ist....

    Du solltest ein bisschen lockerer werden, Taust. Du scheinst ein bisschen Probleme mit Mitfloristen zu haben, die dir nicht nach dem Mund reden. Das ist kontraproduktiv, wenn man in einem Forum eine Frage stellt. Es sind sehr viele intelligente Menschen hier im Forum unterwegs, die mir schon mehrfach meine Denkfehler oder auch nur eine andere Sichtweise aufgezeigt haben. Ich bin dankbar dafür. Du solltest dir das auch angewöhnen (gut gemeinter Rat). :)

  • Und ich werde das jetzt auch so machen, einfach 3 ETFs und 2 davon einfach gleich besparen die gedanklich für die Kinder sind.

    Aber dann auch einfach drei Depots? Weil ansonsten werden die Anteile des selben ETFs aufsummiert. Oder setzt du auf unterschiedliche Fondsgesellschaften bzw. unterschiedliche ETFs? Und die ETFs dann jetzt ausschüttend oder thesaurierend?


    Ich würde wie geschrieben mir selbst als Rentenzuschuss aber auch den Kids die Möglichkeit offen halten wollen, nur die Dividenden zu entnehmen. Daher mein Ansatz mit den ausschüttenden ETFs…

  • Wie oft bei diesem Thema scheint mir das eine geistig überladene und von inneren Widersprüchlichen geprägte Melange. Es soll früh Vermögen übertragen werden, damit die Kinder „noch was davon haben“, gleichzeitig sollen sie es dann aber am besten „für immer“ liegen lassen wegen des Zinsseszinseffekts. Und der Übergang von Schenkung zu gängelnder Erziehungsmaßnahme ist wie immer fließend, auch wenn es sich bei den „Kindern“ dereinst um erwachsene Menschen Mitte 30 handeln wird. Und es soll zwar übertragen werden, aber trotzdem sollen die Erträge noch zur Verfügung stehen um sich selbst „die Rente aufzubessern“. Und es soll alles möglichst verlustfrei und renditeoptimal ablaufen, immer schwingt aber die Angst mit es könnte ja zu viel sein und den Charakter verderben.


    Ich würde das alles viel entspannter sehen. Deine Kinder wachsen in einer glücklichen Lage auf (hoffentlich, denn das finanzielle ist ja nur ein Teil). Wenn sie mal eure Unterstützung brauchen, dann unterstützt sie entsprechend. Wenn ihr etwas schenken wollt, weil ihr es tatsächlich nicht mehr braucht, dann schenkt es ohne Haken und Kleingedrucktes. Das ist nämlich der Kern von Schenken. Natürlich kann man da auch Fristen und Freibeträge der Schenkungssteuer im Blick haben, macht Sinn. Und wenn am Ende eine der Wohnungen verkauft werden muss um die Erbschaftsteuer zu zahlen, was soll’s.


    PS: gegen deinen Plan mit den 3 ETF ist nichts einzuwenden.

  • Stimmt schon, Optionen offenhalten ist selten falsch

    Vll. noch ein Aspekt, den ich im Hinterkopf habe: Ich hab Gott sei dank eine sehr handlungsfähige bessere Hälfte mit noch besseren Abschlüssen als ich. Nur kann es ja auch Konstellationen oder Szenarien geben, bei denen weder ich noch sie oder die Kinder Muße, Kapazität, Zeit oder ggf. auch die Möglichkeit haben, sich ums Depot zu kümmern.


    Im Zweifelsfall kann mans dann einfach liegen lassen, was bei den Immobilien schon schwieriger sein wird. Mein Vorschalg für den Fall: Einfach die Ausschüttungen, die netto auf dem Konto landen, verwenden und gut ist! Manche hier im Forum leben praktisch nur von den Dividendenausschüttungen. Mit so einer Entnahmestrategie macht man meines Erachtens nichts falsch, man bleibt breit gestreut investiert und hat einfach wenig bis keine Arbeit mit dem Thema…


    Ganz egal was das Leben dann gerade für diejenigen bereithält, die vom Depot profitieren. So ein regelmäßiger Cash-Flow neben einem soliden langfristigen Asset ist in meinen Augen eine gute Sache. Und ja, Finanzbildung auch für die nächste Generation ist in dem Zusammenhang zweifellos auch ziemlich sinnvoll und wertvoll!

  • Ganz egal was das Leben dann gerade für diejenigen bereithält, die vom Depot profitieren. So ein regelmäßiger Cash-Flow neben einem soliden langfristigen Asset ist in meinen Augen eine gute Sache. Und ja, Finanzbildung auch für die nächste Generation ist in dem Zusammenhang zweifellos auch ziemlich sinnvoll und wertvoll!

    Je mehr ich da drüber nachdenke, desto sinnvoller erscheint mir der Ausschütter. Auch psychologisch ist es in einer Abwärtsphase einfacher daran festzuhalten, wenn regelmässig trotzdem noch Ausschüttungen kommen. Und auch für das echte eigene Depot der Kinder zum anfangen macht er Dividenden greifbar. Heute freut sich meine 18 jährige wie ein Schnitzel, wenn sie Zinsen für Ihr Geld auf dem Verrechnungskonto bei TR bekommt, beim Sparkassenkonto hat die immer nur gesehen dass was weggeht für Kontoführung. Das ist die beste Finanzbildung, selbst erleben….

  • Je mehr ich da drüber nachdenke, desto sinnvoller erscheint mir der Ausschütter. Auch psychologisch ist es in einer Abwärtsphase einfacher daran festzuhalten, wenn regelmässig trotzdem noch Ausschüttungen kommen. Und auch für das echte eigene Depot der Kinder zum anfangen macht er Dividenden greifbar. Heute freut sich meine 18 jährige wie ein Schnitzel, wenn sie Zinsen für Ihr Geld auf dem Verrechnungskonto bei TR bekommt, beim Sparkassenkonto hat die immer nur gesehen dass was weggeht für Kontoführung. Das ist die beste Finanzbildung, selbst erleben….

    Im professionellen Fonds-Management und zum Vermögensaufbau werden oft Thesaurierer verwendet. Viele hier im Forum sparen mit thesaurierenden Aktien-ETFs für ihr Alter und planen dann einen Verbrauch dieser ETFs auch da sie nichts vererben wollen und/oder keine Kinder haben. Zu den Entnahmestrategien in so einer Situation gibt es viele Überlegungen (u.a. hier: https://www.finanzen-erklaert.…egory/entnahmestrategien/), in aller Regel soll dabei aber auch die Substanz des Depots aufgebraucht werden und es existieren eben fixe angenommene Zeiträume für die Entnahme (also Entnahme über z.B. 25 oder 30 Jahre) mit Kalkulationen bzw. Simulationen zu Pleiterisiken. Im Ergebnis werden dann oft z.B. 3,x% jährlich entnommen, das aber im Bewusstsein, dass man eben die Substanz des Depots sukzessive verbraucht und dass diese Strategie nur für eine begrenzte Zeit aufgehen wird.


    Mir fehlt dabei oft die Situation von Kandidaten/innen, die das Depot nur als Teil und zur Diversifikation ihres Vermögens besitzen und bei denen die Arbeits-, Renten- oder Mieteinkommen bereits ausreichen. Sei es während der Zeit der Erwerbsarbeit oder eben im Ruhestand. Und sobald man das Depot dann eben ganz überwiegend für die nächste Generation hält, ergeben sich meines Erachtens eben auch andere Anforderungen daran, als die Frage, ob man dann 3% oder 4% halbwegs sicher für 25 Jahre aus einem thesaurierenden Depot entnehmen kann.


    Ich hab mich an der Uni und auch danach im Job länger mit Finanzfragen beschäftigt, aber ich finde es extrem schwer zu beurteilen, ab welcher Entnahmequote ich bei einem Depot mit Thesaurierern anfange, Substanz zu verbrauchen. Warum sollte man in so einer Situation diese Entscheidung nicht an die "Ausschüttungsquote" delegieren, die von den Unternehmen eben je nach Marktlage festgelegt wird? Das erspart mir und auch allen anderen Beteiligten später nämlich genau diese Entscheidung!


    Für mich ist das Depot aus ausschüttenden ETFs auch in psychologischer Hinsicht dann eben sehr ähnlich zu den Immobilien: Man hält es, man bewirtschaftet es (Re-Balancing) und passt es ggf. an die konkrete Lebenssituation an. Aber man Entnimmt im Regelfall eben nur die Ausschüttungen (ca. 1,5 - 2%) pro Jahr und lässt den Rest liegen, der dann die Kursgewinne (ca. 5-6%) einfährt. Verkauft wird dann sinnvollerweise eben nur, wenn Vermögen umgeschichtet wird, also zum Beispiel bei einem Immobilienerwerb. Verkauf von ETF-Anteilen für (ggf. unnötigen?) Konsum würde ich nicht machen und vermutlich meine Kinder auch nicht.


    Neben dem Aspekt, dass die regelmäßigen Ausschüttungen einen auch im Krisenfall zum Halten der Anteile und des Depots motivieren, wird einem so eben auch eine relativ klare Trennlinie zwischen Bestandsvermögen und Erträgen des Vermögens gezogen. 1,5 - 2% Entnahme schadet auf lange Sicht dem Bestandsvermögen nicht wirklich (im Gegenteil, der Großteil der Rendite läuft ja auf lange Sicht weiterhin im Depot auf!), diese anteilig eher geringen Ausschüttungen sind aber eben etwas, dass dann ggf. dauerhaft den Lebensstandard erhöhen kann, eben damit man sich von dem Vermögen auch etwas gönnt. Ob's dann für ein Schnitzel reicht, einen Urlaub oder noch größere Projekte, muss man eben sehen. Aber ich halte das für einen ganz guten Kompromiss aus Anlagedisziplin auf der einen Seite und eine Erhöhung der Lebensqualität eben durch den regelmäßigen Cash-Flow auf der anderen Seite.


    Buy-and-hold mache ich bei beidem (Immobilien und Aktien-ETFs) und bei beiden freue ich mich über die Erträge. Bei Immobilien käme man doch auch nicht auf die Idee, nur auf die Marktwerte der Immobilien zu schielen, insbesondere dann nicht, wenn ein Verkauf der Immobilie gar nicht in Frage kommt. Da ist dann für jeden Investor klar, dass die Mieterträge das sind, was einen interessiert. Warum halten wir das bei unseren Aktien-ETFs also so anders? Gerade wenn man Immobilien und Aktien(-ETFs) kombiniert? Und gerade wenn man vermögenstechnisch in Bereichen landet, bei denen man praktisch nur von den Erträgen schon relativ gut leben kann? Gerade dann interessieren mich Bestandswerte doch immer weniger und die Cash-Flows werden immer wichtiger...

  • Vielen Dank, das kann ich alles sehr gut nachvollziehen, ganz besonders das mit dem psychologischen Effekt. Ich denke langsam auch, dass die Vorteile dieser Strategie, eben gerade wenn es nicht mehr primär um Entnahmestrategie geht, sondern um Übergang auf die Folgegenerationen, die geringen Renditenachteile überwiegen. Wirklich super Gedanken, nochmals 🙏

  • FinanztipUser


    Starker Beitrag! Hat mich (nochmals) als Befürworter von Thesaurierern zum Nachdenken gebracht. Danke.


    Ich habe noch zwei Fragen (vermutlich hast du die schon irgendwo beantwortet):

    • Investierst du in mehrere ETFs, die ihre Quartalsausschüttungen zeitlich versetzt durchführen, um einen monatlichen cash-flow zu generieren?
    • Nimmst du nur marktkapitalisierende ETFs oder auch andere?

    Christian W. Röhl schwört ja auch auf Ausschüttungen und Dividenden. Er kritisiert allerdings (zurecht) einen Dividenden-Fokus (ETFs mit Aktien, die eine hohe Dividendenrendite haben). Er ist allerdings ein ein großer Fan vom Wisdom Tree Global Dividend Growth und dem Fidelity Global Income ETF.

  • Investierst du in mehrere ETFs, die ihre Quartalsausschüttungen zeitlich versetzt durchführen, um einen monatlichen cash-flow zu generieren?

    Nein, das ist mir völlig egal bzw. die Entscheidung für oder gegen einen konkreten ETF würde ich davon niemals abhängig machen. Jeder, der wirklich langfristig plant, sollte das eine Jahr Zeit haben, um die Ausschüttungen zu sammeln. Man kann dann nach diesem einen Jahr erstmalig einfach einen Dauerauftrag über 1/12 der Ausschüttungsumme nach Steuern vom Depotkonto aufs Girokonto machen, wenn man die Ausschüttungen dann tatsächlich regelmäßig verbrauchen möchte. Für die Steuer der Vorabpauschale ist praktisch automatisch Liquidität verfügbar bzw. diese wird verrechnet. Das Vorgehen hat aus meiner Sicht auch den Vorteil, dass man schon etwa absehen kann, wie die Beträge des kommenden Jahres bedingt durch die Dividendenschwankungen ausfallen werden und sozusagen weniger davon überrascht wird.


    Nimmst du nur marktkapitalisierende ETFs oder auch andere?

    Christian W. Röhl schwört ja auch auf Ausschüttungen und Dividenden. Er kritisiert allerdings (zurecht) einen Dividenden-Fokus (ETFs mit Aktien, die eine hohe Dividendenrendite haben). Er ist allerdings ein ein großer Fan vom Wisdom Tree Global Dividend Growth und dem Fidelity Global Income ETF.

    Von der Gewichtung her nutze ich persönlich marktkapitalisierte ETFs für eine Annäherung an die BIP-Gewichtung. Dividenden-ETFs sind aus meiner Sicht in aller Regel irrational. Die beiden oben genannten sind für mich nicht Fisch und nicht Fleisch, also stark am Gesamtmarkt orientiert, das aber mit dem Versuch die Dividenden etwas zu erhöhen? Habt ihr euch ansonsten mal die Gesamtrendite und die Ausschüttungsrendite von klassischen Dividenden-ETFs angeschaut? Was bringt es einem, wenn man statt 2% Dividendenausschüttung und 8% Gesamtrendite dann tolle 4% Dividendenausschüttung bei nur 5-6% Gesamtrendite hat? So rational sollte man glaube ich sein, auf diese Illusion nicht reinzufallen.


    Ziel sollte es meiner Meinung nach bleiben, entweder nach Marktkapitalisierung oder nach GDP/BIP-Gewichtung (oder ggf. auch mit Equal-Weight) den Weltmarkt möglichst vollständig und neutral abzudecken. Das würde ich auch und gerade bei einer Entnahmestrategie der Ausschütungen nicht aufgeben wollen, erst recht nicht, wenn ich die höheren Ausschüttungen so massiv mit einer niedrigeren Gesamtrendite bezahlen müsste. Ich persönlich setze ansonsten noch auf SRI-ETFs, aber das ist dann wieder eine andere Diskussion und bezieht sich nicht unmittelbar auf die generationenübergreifenden Strategien des Depotaufbaus...

  • Ich mein Leute, ich will hier keine Werbung für mein Vorgehen machen! Vielleicht passen für euch, eure Situationen und eure Strategien auch andere Ansätze besser! Aber stellt euch doch vll. mal folgende Situation gerade in psychologischer Hinsicht vor:


    Ihr seid im mittleren Alter und bekommt ein Depot mit einem einzigen thesaurierenden Welt-ETF im Wert von 1 Mio € geschenkt. Jedes Jahr wird über die Besteuerung/Vorabpauschale dann neuerdings ein gar nicht so geringer Geldbetrag (zugeführt von außen!) nötig, den ihr zu Jahresbeginn aus eurem Arbeitseinkommen auf das Depotkonto überweisen müsst, nur um die vorab fällige Steuer für Erträge zu bezahlen, von denen ihr erstmal nichts habt.

    Dieser insgesamt gar nicht so kleine Kuchen steht dann jeden Tag vor euch und er verbraucht sozusagen dann auch noch jedes Jahr anderweitig verdientes Geld, dass ihr vielleicht lieber für Urlaube oder andere Dinge ausgeben würdet. Die Zahlen in diesem Depot steigen, aber so richtig habt ihr natürlich erstmal nichts davon. Also fangt ihr an, den Kuchen aufzuessen, das ganze soll ja nicht nur Last am Bein sein und euch auch irgendwie zu Gute kommen. Welchen Anteil der Summe entnimmt man dann? Den Betrag, der über die Vorabpauschale fällig wird, damit man zumindest nichts von außen zuschießen muss? Rund 2%, was etwa der Dividende entsprechen sollte? Etwa 3% in der Hoffnung das Vermögen langfristig zu erhalten? Die einmalige Summe, die der Urlaub gerade kostet? Oder vielleicht die Summe, die man für ein nettes Auto gerade gebrauchen könnte? Gar nicht so einfach diese immer wiederkehrende Entscheidung! Man hat im Hinterkopf, dass das Vermögen in der Familie aufgebaut wurde und man will den Kuchen auch deshalb vielleicht gar nicht aufessen. Aber immer nur zuzahlen?! Irgendwie doch eine doofe Situation und nur wenig Menschen dürfte es glücklich machen, abstrakten Zahlen auf irgendwelchen Depots beim Steigen zuzuschauen...


    Wäre das Depot mit einem ausschüttenden ETF bestückt, wäre klar, dass jährlich etwa so viel ausgeschüttet wird, dass die Pauschalbesteuerung (25%) dieser Erträge für die Vorabpauschale unter Anrechnung ausreichen dürfte. Diese unsägliche Entscheidung, wie viel vom Kuchen man aufisst, wird durch die faktischen Ausschüttungen doch sehr viel leichter. Falls man den Betrag nicht braucht, kann man ihn einmal im Jahr direkt wieder anlegen oder bei mehreren Bausteinen gezielt zum Re-Balancing verwenden. Ansonsten hat man wie gesagt einen netten Zuschuss zum Leben und lässt aber den Großteil des Geldes weiter für sich arbeiten. Schwankungen der Depotsumme sind dann ggf. temporär sogar weniger relevant als die Schwankungen der Ausschüttungen. Aussitzen von Finanzkrisen sollte so sehr viel leichter fallen und und ein schlechtes Gewissen wegen zu hoher oder zu niedrigerer Verkäufe an ETF-Anteilen kann man sich auch sparen...


    Die steuerlichen Unterschiede oder Nachteile bei so einer Strategie würde ich als nicht sonderlich groß ansehen, das macht in meinen Augen nicht viel aus. Was ich aber interessant finde, ist dass so eine Entnahmestrategie für die Gesamtrendite des Depots nicht so optimal sein könnte, wie eine fixe Entnahme. Dazu gibt es erstaunlicherweise nicht so viele Veröffentlichungen aber aktuell z.B. den Hinweis in dieser auch für Ausschüttungsstrategien sehr lesenswerten Veröffentlichung von der Finanztest (https://www.test.de/shop/gelda…l-anlegen-mit-etf-fs0098/). Wenn ichs demnächst mal schaffe, schreibe ich die Zahlen mal raus und mache einen neuen Thread dazu auf. Einige Implikationen bzw. Aussagen der Modellrechnung daraus sind mir noch nicht ganz klar. Und das hätte Auswirkungen auf die Gesamtrendite von solchen Strategien auf lange Sicht und ggf. auch Auswirkungen, die die steuerlichen Aspekte deutlich übersteigen.

  • FinanztipUser


    Ich verstehe auf was du hinaus willst. Die Person mit der 1 Mio. müsste zu Beginn des Jahres 3-4 Tausend Euro auf die Vorabpauschale zahlen ohne einen offensichtlichen Vorteil zu haben. Das kann ernüchternd sein für jemanden, der sich mit der Materie nicht auskennt.


    Ich verstehe allerdings auch die andere Sichtweise (unabhängig von der höheren Steuerbelastung):


    Die Person mit den ausschüttenden ETFs bekommt jedes Jahr zwischen 10.000 Euro und 20.000 Euro an Ausschüttungen. 4 Mal in unterschiedlicher Höhe. Was ist, wenn das Geld gar nicht benötigt wird? Wieder anlegen? Oder liegen lassen? Was ist, wenn es nicht ausreicht? Doch verkaufen? Dann aber in der Krise bei günstigen Kursen, weil es genau dann die geringsten Ausschüttungen gibt. Kann das nicht auch wieder Stress sein?


    Wäre es da nicht sinnvoller, einen monatlichen Auszahlplan auf einen Thesaurierer mit genau dem Betrag einzustellen, den man wirklich sinnvoll benötigt? Z.B. 1000 Euro im Monat. Der Rest bleibt kosten- und steuereffektiv im Topf und arbeitet weiter. Oder man verkauft ein Mal im Dezember genau den Betrag, den man benötigt + Vorabpauschale und lässt einen Dauerauftrag aufs Girokonto laufen, weil...

    Zitat von FinanztipUser

    Jeder, der wirklich langfristig plant, sollte das eine Jahr Zeit haben, um die Ausschüttungen zu sammeln.


    Ich finde der Blogbeitrag fasst es gut zusammen:


    Ausschüttende vs. thesaurierende Fonds
    In diesem Beitrag legen wir dar, welcher Ausschüttungsmodus (ausschüttend oder thesaurierend) am Besten zu welchem Anleger passt.
    gerd-kommer.de

  • Die Person mit den ausschüttenden ETFs bekommt jedes Jahr zwischen 10.000 Euro und 20.000 Euro an Ausschüttungen. 4 Mal in unterschiedlicher Höhe. Was ist, wenn das Geld gar nicht benötigt wird? Wieder anlegen? Oder liegen lassen?

    Naja, wie oft die ETFs dann jeweils ausschütten, ist natürlich unterschiedlich und auch dann nicht in Stein gemeißelt. Falls man keine zusätzlichen Mittel haben möchte, ist einmal im Jahr eine Wiederanlage kein Problem in meinen Augen. Und wer ein Konzept mit mehreren ETF-Bausteinen fährt, was ich in so einem Szenario eigentlich fast jedem raten würde, der nutzt das dann effizient und in Punkto Transaktionskosen eben sehr kostengünstig auch für ein Re-Balancing.


    Doch verkaufen? Dann aber in der Krise bei günstigen Kursen, weil es genau dann die geringsten Ausschüttungen gibt. Kann das nicht auch wieder Stress sein?


    Wäre es da nicht sinnvoller, einen monatlichen Auszahlplan auf einen Thesaurierer mit genau dem Betrag einzustellen, den man wirklich sinnvoll benötigt? Z.B. 1000 Euro im Monat.

    Oben beschrieben war ja der Fall, dass der Nachwuchs a) finanziell auf eigenen Beinen steht, d.h. durch gute Ausbildung/Studium vom Arbeitseinkommen (oder eben die Eltern dann später von ihrer Altersversorgung) auch mit zusätzlichen Mieteinnahmen solide wird leben können und daher b) eben genau keine exakte Summe Monat für Monat aus dem Depot bräuchte. Er/Sie aber dennoch in überschaubarem Umfang vom Depotvermögen profitieren und sich mit den Steueraspekten nicht rumschlagen möchte.


    Klar, sobald man annimmt, dass jemand aus dem Depot exakt 1.000 € netto pro Monat benötigt, wird das Konzept nicht mehr funktionieren. Kommer trifft die Unterscheidung aus dem Link auch in der aktuellen Auflage seiner "Bibel", nur passen die drei von ihm unterschiedenen Phasen (Vermögensaufbauphase, Vermögenssnutzungsphase, neutrale Phase ohne Zuführung oder Entnahmen) hier nicht.


    Was ich oben skizziere, ist praktisch ein Dauerstadium dazwischen, indem man dauerhaft mit den ETF-Anteilen im Weltaktienmarkt investiert bleibt und dennoch die Dividendenausschüttung als geringe anteilige Gewinnmitnahme nutzt. Ähnlich eben der Verwendung der Mieterträge bei Immobilien nach Steuern und Rücklagen. Das ist dann im Kern sowohl ein weitergehender Vermögensaufbau (Konstellation 1), da der größere Teil der Rendite (absehbar regelmäßig auch über der Inflationsrate!) im Depot bleibt, trotzdem aber auch eine anteilige inflationsgesicherte Vermögensnutzung (Konstellation 2) eben der Dividendenausschüttungen erfolgt. Das ist wie gesagt in meinen Augen nur für diejenigen geeignet, die a) ihr Depotvermögen bewusst grundsätzlich erhalten wollen, b) die Ausschüttungen als regelmäßigen Zuschuss zum Leben potenziell (!) verwenden möchten und c) eben genau nicht auf irgendwelche exakten Entnahmen oder Beträge aus dem Depot angewiesen sind.


    Ich finde das ganz charmant auch neben den zusätzlichen Möglichkeiten der Übertragung mit Nießbrauch, einfach weil das eine wirklich dauerhaft ganz gut durchzuhaltende Strategie sein sollte, bei der man dann eben nicht jedes Mal versucht ist, doch etwas mehr oder etwas weniger ETF-Anteile für welche Zwecke auch immer zu verkaufen...

  • einfach weil das eine wirklich dauerhaft ganz gut durchzuhaltende Strategie sein sollte, bei der man dann eben nicht jedes Mal versucht ist, doch etwas mehr oder etwas weniger ETF-Anteile für welche Zwecke auch immer zu verkaufen...

    Das ist ein Punkt, der mir sehr gut gefällt an ,,deiner" Strategie. Er ist auch weniger finanzaffinen Familienmitgliedern einfach zu erklären: ,,Gib das Geld aus, das aufs Konto eingeht. Verkaufe nichts." Vor allem bei großen Vermögen und/oder gesichertem Einkommen ist sowas nicht kaputt zu machen, wenn man sich an diese eine Regel hält. Inflationssicher. Renditestark. Praktisch ewig.

  • Das ist ein Punkt, der mir sehr gut gefällt an ,,deiner" Strategie. Er ist auch weniger finanzaffinen Familienmitgliedern einfach zu erklären: ,,Gib das Geld aus, das aufs Konto eingeht. Verkaufe nichts." Vor allem bei großen Vermögen und/oder gesichertem Einkommen ist sowas nicht kaputt zu machen, wenn man sich an diese eine Regel hält. Inflationssicher. Renditestark. Praktisch ewig.

    Klar, wenn man mehr als genug Geld hat, ist das die bequemste Variante. Es bedeutet aber (bei einem ausschüttenden Welt-ETF), dass die Ausschüttungen gerade mal in der Größenordnung 1,5-2% liegen und voll versteuert werden müssen. Auf eine Million Depotvolumen macht das dann ggf. 15.000 EUR vor Steuer, also gut 11.000 EUR nach Steuer. Das sind 920 EUR im Monat. Klar, besser als nichts, geschenkter Gaul und so…


    Aber es ist eben WEIT weniger, als wenn man mit einer Entnahmestrategie bei einem Thesaurierer jährlich 3,5% entnimmt und möglichst so, dass wenig Steuer anfällt. Schafft man es z.B., Anteile mit nur 10% Gewinn zu entnehmen, kämen gute 32.000 EUR nach Steuer raus, entsprechend 2.700 EUR (!) monatlich nach Steuer.

  • Klar, wenn man mehr als genug Geld hat, ist das die bequemste Variante. Es bedeutet aber (bei einem ausschüttenden Welt-ETF), dass die Ausschüttungen gerade mal in der Größenordnung 1,5-2% liegen und voll versteuert werden müssen. Auf eine Million Depotvolumen macht das dann ggf. 15.000 EUR vor Steuer, also gut 11.000 EUR nach Steuer. Das sind 920 EUR im Monat. Klar, besser als nichts, geschenkter Gaul und so…


    Aber es ist eben WEIT weniger, als wenn man mit einer Entnahmestrategie bei einem Thesaurierer jährlich 3,5% entnimmt und möglichst so, dass wenig Steuer anfällt. Schafft man es z.B., Anteile mit nur 10% Gewinn zu entnehmen, kämen gute 32.000 EUR nach Steuer raus, entsprechend 2.700 EUR (!) monatlich nach Steuer.

    Das stimmt schon. Wobei 3,5% Entnahme schon sehr viel sind. Anscheinend ist alles über 2,7% mit einem erheblichen Pleiterisiko behaftet. Vor allem wenn das Vermögen bereits in jungem Alter übergeben wird. Wir reden hier ja über einen ,,Entnahmezeitraum" von vielleicht 50-60 Jahren. Bei der Ausschüttungsstrategie ist auf jeden Fall eines sicher: Die Auszahlungen werden inflationsbereinigt stetig steigen + das Vermögen wird sich weiter erhöhen.


    In der Praxis ist das natürlich alles Fiktion. Die Wunschvorstellungen vieler ,,Patriarchen", dass das erschaffene Vermögen (oft Unternehmen) sinnvoll bei den Kindern und vielleicht über Generationen sinnvoll verwendet werden wird, entpuppt sich in fast allen Fällen als genau das: Wunschdenken. So berichten es zumindest einige Vermögensverwalter. Einige sehr vermögende Menschen spenden deshalb ja den Großteil lieber an eine wohltätige Organisation und schenken ihren Kindern ,,nur" eine gute Ausbildung, ein kleines Startkapital und die Freude selbst etwas erschaffen zu können. Keine Ahnung was da besser ist.


    Ein Batzen Geld, der nicht selbst erarbeitet wurde, muss nicht immer positiv sein. Trotzdem will man den Kindern etwas Gutes tun. Für wen und was hat man sich sonst etwas aufgebaut? Manche versuchen es über eine Stiftung, die genau definiert was gezahlt wird. Vielleicht ist es bei dem Thema wirklich besser mit jemanden zu reden, der sowas begleiten kann. Viele unterschätzen was viel Geld mit jemandem machen kann. Insbesondere in jungen Jahren. Aber nicht nur.

  • Aber es ist eben WEIT weniger, als wenn man mit einer Entnahmestrategie bei einem Thesaurierer jährlich 3,5% entnimmt und möglichst so, dass wenig Steuer anfällt. Schafft man es z.B., Anteile mit nur 10% Gewinn zu entnehmen, kämen gute 32.000 EUR nach Steuer raus, entsprechend 2.700 EUR (!) monatlich nach Steuer.

    Ja und noch VIEL weniger als wenn man 5% oder 10% oder 20% entnimmt. Das Ende der Fahnenstange bzw. Maximierung dürfte bei 100% Entnahmequote erreicht sein. ;) Steueroptimierung durch FIFO und Steuerstundung hin oder her: Du bist auch bei 3,5% Entnahmequote in einem Bereich, der langfristig einen deutlichen Verzehr an Substanz darstellt. Wenn die Kurse richtig unglücklich für dich laufen, ist ein Portfolio in 30 Jahren bei so einer Entnahmequote komplett aufgebraucht. :huh:


    Wenn das explizit weder gewünscht noch notwendig ist, da man langfristig den Wert des Depots nicht nur erhalten, sondern sogar auch real weiter aufbauen und über die Asset-Klassen gestreut bleiben möchte: Warum sollte man die Entnahmequote dann dermaßen hochschrauben?


    Alles nur, um möglichst hohe Beträge zu entnehmen? Die oben genannten Ziele erreicht man so nicht…