Rezession in Deutschland - Target2?

  • Abgesehen davon, dass die niederländische Zentralbank keine französischen Staatsanleihen erwerben darf, die deutsche Zentralbank keine Depots führt und das Vorhandensein eines Kontos bei der deutschen Zentralbank seit der Umstellung auf das EZB-System fraglich ist ... wir gehen einfach mal davon aus, dass das alles so wäre und sagen einfach, dass die französische Zentralbank eine Kundenverbindung über eine deutsche Geschäftsbank hat, damit sie überhaupt die deutsche Zentralbank zahlen kann.

    Siehe den Link aus Beitrag #7

    Anleihekäufe haben maßgeblichen Einfluss auf den TARGET2-Saldo
    Der TARGET2-Saldo der Bundesbank ist seit Anfang 2015 wieder deutlich gestiegen. Mittlerweile beläuft er sich auf gut 950 Milliarden Euro. Diese Entwicklung…
    www.bundesbank.de


    Zitat

    Neuerlicher Anstieg durch Anleihekäufe

    Während der TARGET2-Saldo der Bundesbank seit dem Höhepunkt der Krise im Euroraum im Jahr 2012 zunächst relativ kontinuierlich abnahm, ist er seit Beginn des Jahres 2015 wieder gestiegen. Dieser Anstieg erklärt sich in erster Linie durch die Anleiheankäufe des Eurosystems im Rahmen des Programms zum Ankauf von Vermögenswerten (APP): Die Zentralbanken des Eurosystems kaufen einen wesentlichen Teil der Wertpapiere bei Kreditinstituten, die außerhalb des Euroraums beheimatet sind. Viele dieser Kreditinstitute nehmen über ein Konto bei der Bundesbank an TARGET2 teil. Kauft beispielsweise die niederländische oder spanische Zentralbank Wertpapiere von einer Geschäftsbank mit Sitz in London an und unterhält diese Geschäftsbank ein TARGET2-Konto bei der Bundesbank, so erfolgt dort die Gutschrift des Gegenwertes.

    ...

    Ich habe jetzt modellhaft die niederländische Zentralbank als Käufer genommen und für Wertpapiere einfach mal "französische Staatsanleihen" genommen.


    Vielleicht gibt's aber spezielle Regelungen in Frankreich, was französische Staatsanleihen betrifft - wie Du angedeutet hast.


    Den Rest Deines Beitrags muss ich mir noch mal genauer ansehen...

  • Vorweg erst einmal: Vielen Dank, dass Du Dir die Zeit genommen und die Mühe gemacht hast, dass so detailliert und gut darzustellen :thumbup: :thumbup: :thumbup:


    Für den Teil "Bei Fälligkeit läuft es so ..." bleibt für "DE T2-Seite/ZB" also:


    Zitat
    1. auf der DE T2-Seite/ZB eine Forderung gegen die FR T2-Seite/ZB
    2. auf der DE T2-Seite/ZB eine Verbindlichkeit gegen die NL T2-Seite/ZB

    Dann bleibt für mich noch die Frage aus #19

    Und falls der französische Staat nun die Staatsanleihe nicht oder nicht vollständig zurückzahlt: Wer muss die Verluste verbuchen? Die niederländische Zentralbank oder die deutsche Zentralbank?

    Rein theoretisch betrachtet. Französische Staatsanleihen waren jetzt vielleicht ein schlechtes Beispiel. Aber wenn so ein Programm wie APP aufgelegt wird, dann hat das ja seinen Grund. Und da ist es schon interessant zu wissen, wer das (Rest-)Risiko übernimmt, wenn das über Target2 wie von Dir beschreiben abgewickelt wird.

  • Dann bleibt für mich noch die Frage aus #19

    Rein theoretisch betrachtet. Französische Staatsanleihen waren jetzt vielleicht ein schlechtes Beispiel. Aber wenn so ein Programm wie APP aufgelegt wird, dann hat das ja seinen Grund. Und da ist es schon interessant zu wissen, wer das (Rest-)Risiko übernimmt, wenn das über Target2 wie von Dir beschreiben abgewickelt wird.

    Hallo,


    vielleicht ist der Auszug aus dem Monatsbericht der Bundesbank von Juni 2021 auch noch interessant für Dich:


    Staatsfinanzen: Anleihekäufe der Zentralbank erhöhen die Sensitivität gegenüber Zinsänderungen


    Da findest Du auch schon einen Teil Deiner Antwort.


    Wie Paulchen82 schon geschrieben hatte, passt das Beispiel nicht und in der Folge wird die Beantwortung der darauf aufbauende Frage auch nicht leichter :)


    Ich würde daher gern wieder anders ansetzen und hoffe das dies in Ordnung ist.


    Die Französische Zentralbank wird französische Staatsanleihen aufkaufen. Damit hat der französische Staat eine Schuld gegen sich selbst. Da er an den Gewinnen und Verlusten seiner Nationalbank beteiligt werden könnte.


    Die EZB könnte nun ebenfalls französische Staatsanleihen (im Zuge des APP - Anleihenkaufprogramm) halten. Im Beispiel des Ausfalls dieser Anleihen haben alle Besitzer einer solchen Anleihe einen Verlust erlitten. Im schlimmsten Fall das eingesetzte Kapital zzgl. nicht mehr ausgezahlter Zinsen.


    Die EZB verbucht diesen Verlust natürlich. Allerdings wird der Gesamt-Gewinn/Verlust des Jahres entweder in einen entsprechenden Vortrag eingestellt oder die Anteilseigner beteiligen sich daran. Die Deutsche Bundesbank ist aktuell mit ca. 20% an den Gewinnen/Verlusten beteiligt.


    Die Deutsche Bundesbank verbucht dies nun ebenfalls und hat wie auch die EZB die Chance Gewinne- und Verluste vorzutragen oder an ihren Anteilseigner den deutschen Staat auszuschütten.


    Im Fall der "Ausschüttung" des Verlustes müsste dies der Staatshaushalt tragen. Dieses "Schicksal" erleidet der Bundeshaushalt natürlich auch bei einer Gewinnausschüttung.


    Ich glaube, dass man hier:


    Die Bundesbank in Zahlen ¦ Deutsche Bundesbank


    sieht, welcher Anteil die Bundesbank als Anteilseigner der EZB zugeschrieben wird.


  • Hier noch eine Analyse des Target2 System


    Ein kritisches Resümee des Target2-Problems
    Die Diskussion über die im Euroraum ungleiche Verteilung der Target2-Salden dauert nun schon fast ein Jahr an. Der Autor gibt hier einen Überblick über die…
    www.wirtschaftsdienst.eu


    Das ist an sich schon kompliziert, wenn es um den Verkauf von Waren gegen Geld geht.

    Wenn die ausgetauschte Ware aber ein "Schuldschein" (Staatsanleihe) ist, erzwingt das quasi eine weitere zukünftige Transaktion im Target2 System für die Rücknahme/Rückzahlung. Und jetzt geht's darum, was passiert, wenn diese Rückzahlung ausbleibt bzw. nicht vollständig stattfindet (Schuldenschnitt). Aus dem Bauch heraus würde ich vermuten, dass der Schuldsscheininhaber auf den Verlust sitzen bleiben müsste.

    Aber wie das dann im Target2 System abläuft, ist mir noch unklar.

  • Wenn ich den Artikel richtig verstehe, dann besagt er, dass es sich bei Target2 um ein Kreditsystem handelt, das nicht Verbindlichkeiten der Euro Länder untereinander, sondern um Verbindlichkeiten jedes einzelnen teilnehmenden Landes gegenüber der EZB betrifft.

    Allerdings ist jedes teilnehmende Land nach einem Schlüssel auch an der EZB und deren mögliche Verluste beteiligt.

    Das würde m.E.n. bedeuten, dass hohe Verbindlichkeiten eines Landes bei Ausfall auf alle Länder verteilt werden. (Damit hätten wir auf dieser Ebene bereits eine Schulden-Union.)

    Ferner geht es bei Target2 primär um die Erfassung der Saldos von Zahlungsströmen: wo fließen Euros ab und wo fließen die Euros hin? Was wiederum Folgen für den Kreditbedarf und die Konditionen für Kredite in den Ländern hat. Und auch für damit verbundene lokale Inflation.

    Der Artikel führt z.B. aus, warum so etwas wie eine massive Euro-Flucht aus Griechenland hin zu Konten bei deutschen Banken in Deutschland zu günstigeren Krediten führen kann.


    Wenn nun auch Anleihen über Target2 abgewickelt werden, dann erhöhen sie die Forderungen/Verbindlichkeiten der involvierten Parteien gegenüber der EZB. Und falls solche Anleihen ausfallen sollten, dann werden die Forderuhegn/Verbindlichkeiten nicht wieder "ausgeglichen". Und selbst wenn die Anleihen zurück gezahlt werden, dann entsteht durch die Differenz von An- und Verkaufspreis (Rendite) eine bleibende Forderung/Verbindlichkeiten im Target2.


    Ist das soweit richtig?

  • Ein weiterer Artikel zum Thema:


    Das Anleihekaufprogramm der EZB treibt den Target-2-Saldo - Fazit - das Wirtschaftsblog
    Die Forderungen der Bundesbank könnten bald die Marke von 1000 Milliarden Euro überschreiten. Die Risiken werden häufig überschätzt. Ende Mai betrugen die
    blogs.faz.net


    Zitat

    ...

    Für die Eurozone lässt sich seit 2015 ein bemerkenswert stabiler Zusammenhang feststellen: Mit jeder Milliarde Euro Anleihekäufe im Rahmen des EZB-Programms steigen die Salden im Target-2-System um rund 300 Millionen Euro, von denen rund 200 Millionen Euro auf die Bundesbank entfallen. Dies erklärt sich aus der traditionell führenden Rolle Frankfurts als kontinentaleuropäischem Finanzplatz für Finanzgeschäfte aus anderen Teilen der Welt. Im Rahmen des Anleihekaufprogramms werden Anleihen aus allen Eurostaaten mit Ausnahme Griechenlands erworben.

    ...


    Seit Jahren finden Diskussionen über die Werthaltigkeit von Target-2-Forderungen statt. Mit Debatten über einen Austritt Italiens haben sie Nahrung erhalten. Nach einem populären Irrtum müssten die Forderungen der Bundesbank nach einem Euroaustritt Italiens um mehrere hundert Milliarden Euro wertberichtigt werden. Dies ist unzutreffend; die Bundesbank hat aus Target-2 keine direkte Forderung gegen Italien. Es gilt das Prinzip: Target-2-Forderungen bestehen gegenüber der EZB und sind für die Höhe der potentiellen Risiken aus Target-2-Verbindlichkeiten anderer Länder unerheblich. Da die Bundesbank die Forderungen gegen die EZB hält, setzte eine Wertberichtigung den Untergang der EZB voraus.1)

    ...

    Das finanzielle Risiko der Bundesbank (und damit Deutschlands) ist ein indirektes. Die EZB hält aus einem alten Kaufprogramm italienische Anleihen über 50 Milliarden Euro, und sie besitzt eine Forderung aus Target-2 über zuletzt 465 Milliarden Euro gegenüber der Banca d’Italia. Nach einer interessanten Studie des Analysehauses Oxford Economics hätte die EZB selbst im Falle eines Austritts Italiens aus dem Euro keine Notwendigkeit, eine Wertberichtigung auf ihre Forderung gegenüber der Banca d’Italia vorzunehmen, denn diese Forderung ist zeitlich unbefristet – es existiert keine Tilgungspflicht – und sie ist unverzinst. Eine Target-2-Verbindlichkeit ähnelt einer Nullkuponanleihe mit ewiger Laufzeit.


  • Aber dann stellt sich mir eine andere Frage:

    Warum verwendet man dann Kaufprogramme für Anleihen nicht dazu, um Target2 Salden wieder gezielt anzugleichen, indem man Anleiheverkäufer aus dem Ausland ausserhalb der Euro-Zone (Beispielweise Banken in London) an Banken von Euro-Ländern anbindet, die ein Target2 Defizit haben - anstatt das über die Frankfurter Banken und die Bundesbank laufen zu lassen?

  • ... indem man Anleiheverkäufer aus dem Ausland ausserhalb der Euro-Zone (Beispielweise Banken in London) an Banken von Euro-Ländern anbindet, die ein Target2 Defizit haben -...

    Du weißt schon, dass die Banken selbst entscheiden können, bei welcher anderen Bank sie ein Konto oder Depot eröffnen und über welche Banken sie ihre Transaktionen abwickeln?

  • Du weißt schon, dass die Banken selbst entscheiden können, bei welcher anderen Bank sie ein Konto oder Depot eröffnen und über welche Banken sie ihre Transaktionen abwickeln?

    Ja, klar.

    Aber warum sollte man diese Option nicht zumindest anbieten und versuchen zu nutzen?

    Welche Vor- oder Nachteil hätte denn die Bank in England, wenn sie es über ein anderes Euro-Land abwickeln würde?

    Welchen Vor- oder Nachteil hat denn Deutschland, wenn ein wesentlicher Teil solcher Anleihekäuf über eine Deutsche Bank und die Bundesbank abgewickelt wird?

    Könnte man nicht den Kritikern der Target2 Salden den Wind aus den Segeln nehmen, wenn man auf diese Weise versuchen würde, die Ungleichgewichte abzubauen?

    Oder anders herum formuliert: Warum versucht man es nicht und lässt die Unterschiede in den Traget2 Saldon so noch mehr anwachsen?

  • PS: Bei Hans-Werner Sinn findest Du noch eine große Ansammlung von weiteren Links zu den Target-Salden mit Hinweisen, unterschiedlichen Ursachen, Wirkweisen und Reduzierungsmöglichkeiten https://www.hanswernersinn.de/de/themen/TargetSalden


    Es gibt auch eine Reihe von Wirtschaftspodcasts in denen das Thema immer mal wieder von verschiedenen Blickwinkeln aufgegriffen wird, nur zwei z. B. bto von Dr. Stelter oder Economic Challenges von Prof Hüther und Prof Rürup

  • Es ist wirklich schwierig, sich da als Laie durchzuarbeiten.


    In dem unten verlinkten Dokument steht z.B., dass für den Fall einer doch eintretendenen Verlustrealisierung sich dann zuallererst mal das Tatget2 Saldo verringert. Also muss das Target2 Saldo ja doch eine substantielle Bedeutung haben, wenn darüber Abschreibungen realisiert werden können. Es wird auch erwähnt, dass die Bundesbank eine dem Target2 Saldo entsprechende Risikovorsorge betreiben muss. Die Notwendigkeit hierfür muss ja auch einen Grund haben.


    https://www.bundesbank.de/resource/blob/603530/165b3f7b78544eeb1c45b72e82dc46e0/472B63F073F071307366337C94F8C870/2011-gb-target2-saldo-data.pdf

  • Hier ein weiterer interessanter Artikel zum Thema


    Keine Normalisierung der Target-Salden trotz Normalisierung der Geldpolitik
    Wird das Problem der Target-Salden nicht gelöst. wird auch eine Normalisierung der Geldpolitik unmöglich sein.
    austrian-institute.org


    U.a.

    Zitat

    Drittens werden die Target-Salden mit dem Hauptrefinanzierungssatz der EZB verzinst. Dieser lag bis Juli 2022 bei null, inzwischen aber bei 3,75 Prozent. Die Banca d’Italia muss damit im Jahr 2023 schätzungsweise ca. 23 Milliarden Euro an die EZB bezahlen, während die Deutsche Bundesbank ca. 40 Milliarden Euro erhalten wird. Da diese Zahlungen über das Target-System verbucht werden, entspricht dies einem Anstieg der Target-Verbindlichkeiten der Banca d’Italia und einem Anstieg der Target-Forderungen der Deutschen Bundesbank.



    Der Beitrag ist vom 12. Juni 2023


    Zitat

    Doch scheinen die notwendigen Reformen politisch unerwünscht. Die Nichtnormalisierung der Target-Salden könnte deshalb sogar signalisieren, dass eine entschlossene Normalisierung der Geldpolitik im Euroraum nicht möglich ist. Der geldpolitische Straffungskurs der EZB könnte bald sein Ende finden.


    Inzwischen sinken die Zinsen wieder.

  • Bei EZB Zinsen unterhalb des Marktzinses dürften die Target Überschüsse zu Verlusten führen. Die Mittel könnten ansonsten ja zum Marktzins eingesetzt werden.

    Und Target Defizite werden günstiger finanziert, als am Markt möglich wäre.


    Wenn die Zinsen für Guthaben und Schulden interessanter sind, als die zugrundeliegenden absoluten Guthaben/Schulden selbst, und sowohl diese Zinsen selbst als auch der Erwerb neuer Schulden zur Zinstilgung über Target2 Konten abgewickelt werden, dann dürften die Target2 Salden schon eine Relevanz haben.

    Und falls die zugrundeliegenden absoluten Guthaben/Schulden doch einmal zum Problem für ein EU Land werden, dann dürften diese Probleme sich auch auf die Bewertung der Salden der anderen Länder auswirken.

  • KaffeeOderTee

    Bin zwar nur Finanz-Laie, aber ein an solchen Themen interessierter. Mich ausführlicher zu dem Thema (eher Trauerspiel) zu äußern, möchte ich mir an der Stelle ersparen. Einen einzigen typischen bzw. symptomatischen Vorgang aus der Zeit (2016/2017) will ich dennoch schildern. Zumal mir einer der Beteiligten (ein Italiener) daran gut bekannt ist.



    Vorab: Das Ganze wäre generell weder ein Thema noch ein Problem würde Target 2 wie ein übliches börsentägliches Verrechnungskonto behandelt, sprich Glattstellung am Ende jeden Tages - oder ersatzweise eben Stellung von entsprechenden Sicherheiten. Beides ist aber meines Wissens nie erfolgt.


    Mantra von Herrn Draghi war bis dahin (2017): Der Euro ist a) unumkehrbar und b) die Target2-Salden sind ohnehin irrelevant


    (Herr Prof. Sinn hatte das Ganze untersucht, sozusagen aufgedeckt und zum Thema gemacht; ähnlich kam damals übrigens auch der ANFA-Vorgang ans Licht (im Rahmen einer Doktorarbeit fielen dem Verfasser Ungereimtheiten in der EZB-Bilanz auf - am Ende wurde deutlich daß sich einige nationale Zentralbanken Hunderte von Mrd. € selbst gedruckt hatten ... was wieder ein anderes Thema wäre).


    Zwei italienischen Europaparlamentarier - Marco Zanni und Marco Valli - wandten sich damals an Herrn Draghi (nach meiner Erinnerung mit einem offenen Brief - den übrigens Herr Draghi (das weiß ich sicher) damals ebenfalls schriftlich beantwortete und seine Antwort auf der offiziellen EZB-Seite einstellte (sollte sich in den Tiefen des Internets noch finden lassen; müßte im Januar 2017 gewesen sein; ggf. am 18. 01. 2017 (?)).


    Erstaunlich war die offizielle schriftliche Antwort von Draghi auf die Anfrage (Brief) von Zanni und Valli, die einem Tabubruch gleichkam.


    Um aus dem Euro auszutreten, müsse ein Land sein Konto im Clearingsystem der europäischen Zentralbanken Target 2 ausgleichen. Im Fall des Austritts eines Landes "müßten die Forderungen bzw. Verbindlichkeiten seiner Nationalbank vollständig beglichen werden". (Anmerkung von mir: Für Italien damals roundabout 400 Milliarden Euro).


    Demnach sind also laut Herrn Draghi selbst also die Target 2 Salden keineswegs "irrelevant", wie zuvor postuliert ... Im Gegenteil: Seine Antwort muß man als offene oder zumindest versteckte Drohung auffassen an alle Länder, die den Euro verlassen wollen ...


    Valli widersprach damals ebenso öffentlich in der italienischen Presse:


    "Die Italiener haben niemals in einer Abstimmung die Einheitswährung bestätigt" (Anmerkung von mir: Eine Abspielung auf in anderen Ländern abgehaltenen Volksabstimmungen (Referenden zum Thema Euro). "Angesichts der technischen und politischen Unmöglichkeit ein tragfähiges Währungsprojekt umzusetzen, fordern wir seit langem eine Debatte in Europa über die kontrollierte Auflösung des Euro". Valli begrüßte es jedoch, daß "Draghi diese Debatte nunmehr eröffnet hat" (Anmerkung von mir: Eine gewagte Interpretation von Valli - aus meiner Sicht galt das Gegenteil. Draghi wollte mit seiner Klarstellung (Drohung) die Flamme austreten und jede Diskussionen im Keim ersticken). "Bis gestern war es ein Tabu, auch nur an einen Austritt aus dem Euro zu denken".


    Target 2 sei zudem eine "illegitime und technisch widerlegbare Zahlungsbilanz", denn für diese Schulden seien nur die Personen und Institutionen verantwortlich, die den Euro um jeden Preis retten wollten. "Romano Prodi, Mario Draghi und alle Regierungen, die ihn verteidigen, und alle Förderer dieses Desasters" müßten dann auch für die Konsequenzen aufkommen.


    Diese kleine Anekdote von damals bietet einen kurzen aber instruktiven Blick auf das Spannungsfeld und Stresspotential der ganzen Thematik. Die Konstruktionsfehler des Euro sind bis heute nicht (ansatzweise) beseitigt oder korrigiert - inzwischen aber hinter einem Netz von Rettungsmaßnahmen, Rettungsschirmen, Bürgschaften, ESFS, SRM, ESRB, SSM, Sechserpack/Zweierpack, Euro-Plus-Pakt, TPI, Fiskalpaketen usw. in einer Art "Schattenhaushalt bzw. Schattenstaat" verborgen.


    Instruktiv dazu übrigens das schon im Jahr 2012 erschienene Buch "Europe`s Unfinished Currency" von Prof. Thomas Mayer, der sich schon damals in seinem Buch an ein Organigramm des "Euro-Schattenstaats" (Zitat von Prof. Mayer im Buch) gewagt hatte. Über die Jahre hat er daran immer weiter gearbeitet, "weil es mit der weiteren Zunahme der Institutionen immer weiter ausgebaut werden mußte". Aus meiner Sicht ein Versuch auf institutioneller Ebene das entscheidende Manko des Euro zu beheben (eine Einheitswährung ohne den dafür erforderlichen Einheitsstaat sprich ohne die Vereinigte Staaten von Europa (VSE) - und auch ohne einheitliche Sprache). In seinem später im Jahr 2022 erscheinen Buch ("Das Inflationsgespenst - eine Weltgeschichte von Geld und Wert") hat Prof. Mayer - 10 Jahre später - ein aktualisiertes "Organigramm" präsentiert "Der Schattenstaat für den Euro".


    Zitat Prof. Mayer im Buch:

    "Im Folgenden gebe ich (Grafik 17) den gegenwärtigen Zustand wieder, ohne Anspruch auf Vollständigkeit erheben zu wollen. Denn die Wucherungen des Euro-Schattenstaats sind kaum noch zu überblicken"


    Was mir diesbezüglich wenigstens ein kleiner Trost war, denn mir ist dies - trotz drei ernsthafter Versuche in Sachen Durchblick und Verständnis - auch nicht gelungen. Wenn das einem ehemaligen Mitarbeiter des IWF, Salomon Brothers, Goldman Sachs, Chefvolkswirt der Deutschen Bank-Gruppe usw. nicht gelingt - wie dann mir als Finanz-Laie ... ? Um Prof. Dirk Meyer (dieser lehrt seit 1994 Ordnungsökonomik an der Helmut Schmidt Universität Hamburg) aus einer Gesprächsrunde zu zitieren: "Bei manchen Konstruktion dürfte es nicht unerwünscht sein und ungelegen kommen, wenn diese kaum noch von Experten geschweige denn vom breiten Publikum verstanden werden können" Ein Schelm, wer Böses dabei denkt, würde ich mir erlauben hinzuzufügen. Prof. Dirk Meyer war 2010 an zwei Verfassungsklagen gegen die Griechenlandhilfe 1 und den EFSF (Europäischer Stabilisierungsmechanismus) beteiligt.


    KaffeeOderTee

    Zu Deinem Beitrag bzw. Link in Nr. 33: Der dort genannte Prof. Gunther Schnabl verfasste übrigens zusammen mit seinen Kollegen Prof. Thomas Mayer, Prof. Roland Vaubel und Prof. Dirk Meyer im Jahr 2018 den öffentlichen Aufruf "Der Euro darf nicht in eine Haftungsunion führen". Sed frustra, wie inzwischen längst deutlich geworden ist.



    Conclusio aus meiner Sicht:


    Als Otto Normalverbraucher und Bürger gilt wie immer bei solchen Finanz-Themen: Am großen Bild (Grand Design) sowohl des Geldsystems im Allgemeinen als auch an einem Währungsexperiment im Speziellen (Euro) kann man selbst so gut wie nix ändern. Man kann nur versuchen sich selbst bestmöglich zu positionieren und seine Mittel und sich selbst bestmöglich davor zu schützen (läuft bei mir seit 1999 unter "finanzieller Selbstverteidigung" und seit 2010 unter "finanzieller Notwehr").



    Dir weiter gute Gedanken und ebensolche Finanzentscheidungen !

  • Hallo Sovereign
    Danke für die weiterführenden Hinweise und Referenzen. Die werde ich nach und nach sichten.
    Vorher war ich erst mal hier am stöbern:
    https://www.hanswernersinn.de/de/themen/TargetSalden

    Ich fand die Ausführungen im folgenden Video interessant:


    Externer Inhalt youtu.be
    Inhalte von externen Seiten werden ohne deine Zustimmung nicht automatisch geladen und angezeigt.
    Durch die Aktivierung der externen Inhalte erklärst du dich damit einverstanden, dass personenbezogene Daten an Drittplattformen übermittelt werden. Mehr Informationen dazu haben wir in unserer Datenschutzerklärung zur Verfügung gestellt.


    Bereits der Anfang mit den Erläuterungen, was Überweisungen sind, war sehr hilfreich für mich. Sehr anschaulich ist auch der Verweis auf historische Geld-Transfers mit Postkutschen und Zügen und deren Risiko und der dann erfolgende Ersatz durch eine zentrale Notenbank, vielleicht als einer der Gründe für ihre Entstehung.
    (Und nebenbei bemerkt: über 2 Stunden von Herrn Sinn in einer freien Rede ausgeführt.)


    Anschliessend wird erklärt, wie ein ähnliches System für den Euro etabliert wurde.

    Bemerkenswert auch der Verweis auf den Transfer-Rubel - als weiteres historisches Beispiel, das man vielleicht im Hinterkopf behalten sollte.

    Schliessliche werden von Herrn Sinn auch verschiedene Entwicklungsphasen der Target2 Salden erläutert. Einschliesslichen der Anleiheankaufprogramme und der dabei wirkenden Mechanismen.


    Zum Abschluss:

    Entweder hat er Herr Sinn Recht mit seinen Ausführungen. Oder wir haben es hier in der Finanz- und Wirtschaftswelt mit verschiedenen Möglichkeiten der Auslegungen, der Interpretation und - wenn man so will - letzendliche des Glaubens zu tun. Und wenn man sich nicht mal in der mit harten Zahlen operierenden Finanzwelt (die zudem den Anspruch einer Wissenschaft hat) auf eine Zustandsbeschreibung einigen kann, dann kann eh' jeder glauben was er will und wir könnten hier ewig diskutieren :)

  • Hallo Sovereign
    Danke für die weiterführenden Hinweise und Referenzen.

    War ja nur eine ganz punktuelle "Tiefenbohrung". Zeigt aber die Widersprüchlichkeit auf. Draghi einerseits explizit mit dem Tenor sozusagen als Mantra (auch als direkte oder zumindest konkludente Erwiderung auf Prof. Sinn): "Target-2 Salden spielen keine Rolle und sind vollkommen irrelevant" - und andererseits dann mit der "Drohung an Italien, diese Salden (zig Hundert Milliarden €) dann bei einem Euro-Austritt glattstellen zu müssen ... !"

    Entweder hat er Herr Sinn Recht mit seinen Ausführungen.

    Der Vorteil von einem Privatarchiv (für meinen Teil unterhalte ich ein solches beginnend seit dem Jahr 1971): Man kann in der Retrospektive erkennen, wer mit seinen Einschätzungen und Prognosen nahe an der Wirklichkeit lag oder diese sogar exakt getroffen hatte - und wer eher zu den Schönrednern, Schönfärbern, Dampfplauderern etc. pp. gezählt werden muß.


    Nicht ganz selten ist man da an "Die unmögliche Tatsache" (Christian Morgenstern) erinnert:


    "Und er kommt zu dem Ergebnis: Nur ein Traum war das Erlebnis.

    Weil, so schließ er messerscharf, nicht sein kann, was nicht sein darf"

    Oder wir haben es hier in der Finanz- und Wirtschaftswelt mit verschiedenen Möglichkeiten der Auslegungen, der Interpretation und - wenn man so will - letzendliche des Glaubens zu tun.

    Dem wird wohl (teilweise) so sein. Ist ja beispielsweise in der Jurisprudenz nicht sehr viel anders (Auslegungen, Interpretationen von Rechtsbegriffen, Definitionen, schwammige Begrifflichkeiten, herrschende Lehre, Mindermeinungen, Fortentwicklung der Rechtsprechung usw.).


    dann kann eh' jeder glauben was er will

    Manche in der Wolle gefärbten Kommunisten und Sozialisten glauben ja beispielsweise heute noch, daß ihr Ansatz der einzig richtige ist. Alle historischen Gegenbeispiele werden beispielsweise so "gekontert": "Das stimmt zwar, aber da waren andere schuld" oder "Das stimmt zwar, aber der echte Kommunismus (der echten Sozialismus) kommt erst noch, das war damals ein falscher Kommunismus (ein falscher Sozialismus) " ...


    Für meinen Teil gehört das "Glauben" eher in die Kirchen.


    Realitätsbezug, Kausalitäten und Sachgesetzlichkeiten sind eigentlich schon ein ganz gutes Rüstzeug - der Blick in die Historie hilft ebenfalls; auch wenn sich Finanz- und Währungsgeschichte nicht immer Eins zu Eins wiederholen, so reimen sich sich zumindest sehr oft - um zu einem eigenen Bild zu gelangen (nicht ganz wenigen ist schon das zu viel Aufwand ...). Diesem eigenen Bild dann zu folgen und seine Finanzen dementsprechend aufzustellen bzw. auch zu bewirtschaften, scheint mir ein ziemlich sinnvoller und auch erfolgversprechender Weg.



    Dir weiter gute Gedanken und ebensolche Finanz-Entscheidungen !


  • Manche in der Wolle gefärbten Kommunisten und Sozialisten glauben ja beispielsweise heute noch, daß ihr Ansatz der einzig richtige ist. Alle historischen Gegenbeispiele werden beispielsweise so "gekontert": "Das stimmt zwar, aber da waren andere schuld" oder "Das stimmt zwar, aber der echte Kommunismus (der echten Sozialismus) kommt erst noch, das war damals ein falscher Kommunismus (ein falscher Sozialismus) " ...

    Einige in Kaschmirwolle gefärbten Kapitalisten glauben auch, daß ihr Ansatz der einzig richtige ist.


    Das erinnert mich an Lunkewitz und Zapf aus:


    Externer Inhalt youtu.be
    Inhalte von externen Seiten werden ohne deine Zustimmung nicht automatisch geladen und angezeigt.
    Durch die Aktivierung der externen Inhalte erklärst du dich damit einverstanden, dass personenbezogene Daten an Drittplattformen übermittelt werden. Mehr Informationen dazu haben wir in unserer Datenschutzerklärung zur Verfügung gestellt.


    Der eine Immobilienhändler/-spekulant der andere Unternehmer.

    Beide halten das Modell "Sozialismus" noch nicht für dauerhaft erledigt.

    Vielleicht liegt die Crux darin, dass das eine System Wettbewerb voraussetzt und das andere Kooperation erfordert.

  • Vorab: Nur am Rande aber genau in dem Kontext:

    Einige in Kaschmirwolle gefärbten Kapitalisten ...

    Es gibt auch diverse in "Kaschmirwolle gefärbte" Kommunisten oder Sozialisten, die gerne luxuriös wohnen (Oskar Lafontaines Eigenheim wird im Saarland vom Volksmund aber auch von so manchen spöttischen Partei-Genossen gerne als "Palast der sozialen Gerechtigkeit" bezeichnet ...), die gerne Porsche fahren (Klaus Ernst von der Partei "Die Linke" wird in Fachkreisen gerne mal "Porsche-Klaus" genannt ...), die als Europa-Abgeordnete gerne Hummer in Straßburg speisen (und anschließend die Fotos des opulenten Hummer-Mahls von der Kamera einer Parteikollegin löschen lassen ...) usw. usw. Die Liste ließe sich beliebig fortsetzen - auch mit konkreten Beispielen ("Salon-Kommunisten" und "Salon-Sozialisten") aus meinem erweiterten Umfeld.

    Einige in Kaschmirwolle gefärbten Kapitalisten glauben auch, daß ihr Ansatz der einzig richtige ist.

    An "einzig richtige" Ansätze zu glauben, kann generell - übrigens auch beim Thema "private Finanzen" (am schlimmsten in der Variante "One size fits all") - zum Problem werden. Auch da gibt es nur schlechter und weniger schlechte Ansätze oder - um es positiv zu formulieren - eine "richtige" Lösung im Sinne der bestmöglichen (am wenigsten schlechte) den jeweiligen Einzelfall betreffend.


    Vermutlich haben sich deshalb auch "vermittelnde Modelle" zwischen den jeweiligen Endpunkten ("Kommunismus" und "Sozialismus" einerseits vs "Kapitalismus" andererseits etabliert (Stichwort: "Soziale Marktwirtschaft" - um das Beispiel Deutschland zu nennen).


    Ob man bei den hierzulande inzwischen gegebenen Steuern, Abgaben, indirekten Steuern, staatlichen Gebühren, Ausmaß der Bürokratie, zentralistischer EU-Regulatorik, Subventionen, Interventionen (auch die interventionistische Geldpolitik betreffend) etc. pp. und der sich daraus als Sachgesetzlichkeit ableitenden hohen Staatsquote noch von einer gesunden Mischung eines "vermittelnden Modells" sprechen kann, wäre eine eigenes Thema.


    Der ausgeprägte bis extreme "Staatskapitalismus" Chinas wäre ein weiteres Beispiel für eine Mischform, welches einen sehr "speziellen Charme" entfalten. Im Rahmen des politischen Neusprechs (a la "Neuverschuldung" mutiert semantisch zu "Sondervermögen" ...) bevorzugt die chinesische Nomenklatura wohl das offizielle Wording "Sozialismus chinesischer Prägung" ... Warum nicht ? Wenn sich eine EU-Kommission selbst als "Hüterin der EU-Verträge" generiert und sich auch so selbst bezeichnet ...

    Beide halten das Modell "Sozialismus" noch nicht für dauerhaft erledigt.

    Für "erledigt" - im Sinne damit nie mehr im Leben etwas zu tun haben zu wollen - halten das nach meinen Erfahrungen in aller Regel die Protagonisten, die damit (real existierender Kommunismus und/oder Sozialismus) selbst als Menschen (und Nichtmitglieder (!) der jeweiligen Nomenklatura (!)) eigene Erfahrungen gesammelt haben (sammeln mußten). Dazu gehöre ich übrigens auch, weil ich Verwandte und Bekannte in der ehemaligen DDR hatte und auch sport- später berufsbedingt viele Kontakte samt Besuche in die ehemaligen Ostblock-Staaten sowie die UdSSR hatte.


    Für mein Leben (und fünf weitere - sollte man an Wiedergeburten glauben) reicht mir das als "Dosis" an Erfahrungen aus.

  • Vorab: Nur am Rande aber genau in dem Kontext:

    Es gibt auch diverse in "Kaschmirwolle gefärbte" Kommunisten oder Sozialisten, die gerne luxuriös wohnen (Oskar Lafontaines Eigenheim wird im Saarland vom Volksmund aber auch von so manchen spöttischen Partei-Genossen gerne als "Palast der sozialen Gerechtigkeit" bezeichnet ...), die gerne Porsche fahren (Klaus Ernst von der Partei "Die Linke" wird in Fachkreisen gerne mal "Porsche-Klaus" genannt ...), die als Europa-Abgeordnete gerne Hummer in Straßburg speisen (und anschließend die Fotos des opulenten Hummer-Mahls von der Kamera einer Parteikollegin löschen lassen ...) usw. usw. Die Liste ließe sich beliebig fortsetzen - auch mit konkreten Beispielen ("Salon-Kommunisten" und "Salon-Sozialisten") aus meinem erweiterten Umfeld.


    Ich nenne sie die "Pseudo-Linken". Die haben die parlamentarisch ökologische und ökonomische Nische besetzt, damit da keine wirklich Linke ansiedeln können.


    Vermutlich haben sich deshalb auch "vermittelnde Modelle" zwischen den jeweiligen Endpunkten ("Kommunismus" und "Sozialismus" einerseits vs "Kapitalismus" andererseits etabliert (Stichwort: "Soziale Marktwirtschaft" - um das Beispiel Deutschland zu nennen).

    Und genau dazu sagte der Umzugsunternehmer Zapf


    Externer Inhalt youtu.be
    Inhalte von externen Seiten werden ohne deine Zustimmung nicht automatisch geladen und angezeigt.
    Durch die Aktivierung der externen Inhalte erklärst du dich damit einverstanden, dass personenbezogene Daten an Drittplattformen übermittelt werden. Mehr Informationen dazu haben wir in unserer Datenschutzerklärung zur Verfügung gestellt.


    Ob man bei den hierzulande inzwischen gegebenen Steuern, Abgaben, indirekten Steuern, staatlichen Gebühren, Ausmaß der Bürokratie, zentralistischer EU-Regulatorik, Subventionen, Interventionen (auch die interventionistische Geldpolitik betreffend) etc. pp. und der sich daraus als Sachgesetzlichkeit ableitenden hohen Staatsquote noch von einer gesunden Mischung eines "vermittelnden Modells" sprechen kann, wäre eine eigenes Thema.

    Wenn man immer mehr privatisiert, dann wird der Staat zum Verwaltungsapparat und macht genau das. Was sollte er sonst tun?


    Der ausgeprägte bis extreme "Staatskapitalismus" Chinas wäre ein weiteres Beispiel für eine Mischform, welches einen sehr "speziellen Charme" entfalten. Im Rahmen des politischen Neusprechs (a la "Neuverschuldung" mutiert semantisch zu "Sondervermögen" ...) bevorzugt die chinesische Nomenklatura wohl das offizielle Wording "Sozialismus chinesischer Prägung" ... Warum nicht ? Wenn sich eine EU-Kommission selbst als "Hüterin der EU-Verträge" generiert und sich auch so selbst bezeichnet ...


    Man verlagert die Produktion nach China, baut Handelsdefizite auf und wundert sich,wenn China mit den Devisen auf Einkaufstour geht. Da hat man sein eigenes System weniger gut verstanden als die Akteuere im "Sozialismus chinesischer Prägung"


    Für "erledigt" - im Sinne damit nie mehr im Leben etwas zu tun haben zu wollen - halten das nach meinen Erfahrungen in aller Regel die Protagonisten, die damit (real existierender Kommunismus und/oder Sozialismus) selbst als Menschen (und Nichtmitglieder (!) der jeweiligen Nomenklatura (!)) eigene Erfahrungen gesammelt haben (sammeln mußten). Dazu gehöre ich übrigens auch, weil ich Verwandte und Bekannte in der ehemaligen DDR hatte und auch sport- später berufsbedingt viele Kontakte samt Besuche in die ehemaligen Ostblock-Staaten sowie die UdSSR hatte.


    Für mein Leben (und fünf weitere - sollte man an Wiedergeburten glauben) reicht mir das als "Dosis" an Erfahrungen aus.

    Ob sich das System, dass seine Bürgern mit Mangelwirtschaft (bis hin zu Medikamenten, die nicht erhältlich sind), maroder Infrastruktur und sinkender Versorgungssicherheit (Rentenniveau) konfrontiert, Sozialismus, Kommunismus oder Kapitalismus nennt, dürfte bei den betroffenen nicht die höchste Priorität haben. "Wir hatten dieselben Probleme, wie unsere Brüder und Schwestern vor der Maueröffnung. Aber wenigstens ist uns das im Kapitalismus passiert."

  • Ich nenne sie die "Pseudo-Linken". Die haben die parlamentarisch ökologische und ökonomische Nische besetzt,

    So sind die "Salon-Kommunisten" und "Salon-Sozialisten" schließlich auch für etwas gut (außer die Tatsache zu belegen, daß Menschen eben sind, wie sie sind und "Wasser predigen aber Wein saufen" schon immer und überall für die Nomenklatura im Kommunismus und Sozialismus zu den Usancen gehörte ...)


    Siehe hier

    damit da keine wirklich Linke ansiedeln können.

    denn deren Ansätze funktionieren nachweislich noch schlechter als alles andere.

    Ob sich das System, dass seine Bürgern mit Mangelwirtschaft (bis hin zu Medikamenten, die nicht erhältlich sind), maroder Infrastruktur und sinkender Versorgungssicherheit (Rentenniveau) konfrontiert, Sozialismus, Kommunismus oder Kapitalismus nennt, dürfte bei den betroffenen nicht die höchste Priorität haben.

    Diesen Vergleich (in Sachen Mangelwirtschaft) halte ich für geradezu absurd, da ich den Einblick in beide Systeme (Ost/West) hatte. Selbst nach den diversen, signifikanten und folgenschweren Fehlern in den langen Merkel-Jahren und der Stagnation und dem Niedergang in den nachfolgenden Jahren insbesondere unter der nunmehr geplatzten Ampel, können die Umstände bzw. Zustände hierzulande nicht ansatzweise mit denen in der damaligen DDR, UdSSR oder anderen Ostblockstaaten verglichen werden. In der Retrospektive gab es hier rund fünf gute Jahrzehnte. Problematischer wurde es erst Ende der 90er Jahre. Danach allerdings mit zunehmender Dynamik (2010 ff, 2015 ff, 2021 ff). Es ist daher kein Zufall, daß die Einrichtung eines alternativen Standorts meinerseits in diese letztgenannte Ära fiel.

    "Wir hatten dieselben Probleme, wie unsere Brüder und Schwestern vor der Maueröffnung. Aber wenigstens ist uns das im Kapitalismus passiert."

    Die Aussagen kann meines Erachtens nur schwerlich von jemand stammen, der den real existierenden Sozialismus der DDR (UdSSR usw.) auch real sprich live erlebt hat.


    Zudem gibt es hier wenigstens (noch) Möglichkeiten der (auch wirtschaftlichen) Entfaltung und für Eigenverantwortung und man kann hier (noch) seine Meinung äußeren (ohne daß die Stasi zum Einsatz kommt). Die immer stärkere Einengung des Meinungskorridors hierzulande samt Zuschreibungen für außerhalb dieses Korridors liegende Meinungen sehe ich daher zunehmend kritisch. Zu anderen diesbezüglichen Problemen hatte ich mich hier schon oft genug geäußert (Bürokratie, EU-Regulatorik, Steuern und Abgaben, Wettbewerbsfähigkeit, Produktivität, Potentialwachstum etc. pp.).