Klumpenrisiko Bankensektor

  • Den von Gerd Kommer empfohlenen L&G Corporate Bond ex-Banks IE000YMQ2SC9 gibt es erst seit einigen Monaten. Das Konzept finde ich gut, aber wenig Umsatz, hoher Spread auch auf Xetra und Tradegate....) - Ich hatte eine erste Position gekauft.

    Ich suche wegen der Ansteckungsgefahr bei den Banken alternative ETF mit kurzlaufenden Unternehmensanleihen hoher Bonität mit einem geringen Anteil von Banken...

    (Also eigentlich was dieser L&G genau macht)

    Falls Ihr alternative Vorschläge, habt bin ich dankbar.

    Kurzlaufende deutsche Staatsanleihen sind sicher der wichtigste / größte Teil im Anleihen Teil meines Depots. Dies ist auch ein Klumpenrisiko, da alles außer Aktien mit Deutschland zu tun hat. Wenn man im Ruhestand ist, muss der sichere Teil wirklich sicher und gestreut sein. Zur Streuung sollen Unternehmensanleihen beitragen.

    Müssen es zwingend Unternehmensanleihen sein ? Denke da an Staatsanleihen andere Länder.

    Mit ex Banks ist mir nicht viel bekannt außer einer von ishares aber da ist die Duration halt nicht kurzfristig sondern mittelfristig.

  • Warum sollte eine Streuung erforderlich sein, wenn etwas sicher ist?

    Und warum sollte das nur im Ruhestand so sein?

    Das hatte mich auch gewundert. Anleihetreppe aus Bundesanleihen.,…nichts leichter und kostengünstiger als das. Kenne einen, ganz stur zu seinem Rentenbeginn Januar alle MSCI World Anteile in eine Anleihetreppe umgebaut hat.

  • fBerlin

    Bin nur Finanz-Laie, wenn auch ein an solchen Themen Interessierter mit zudem ein bißchen eigenen Erfahrungen seit gut 50 Jährchen


    Vorab und ganz generell

    ... muss der sichere Teil wirklich sicher ... sein.

    Nach meinen Erfahrungen existieren in dem Bereich (Finanzen) keine "Sicherheiten" - denn "wirklich sicher" sind da nur die Inflation, die Steuern und die mit jedem Investment verbundenen Kosten (Gebühren). Unterscheiden und damit wählen kann man nur zwischen (mehr oder weniger) "risikoarmen" und (mehr oder weniger) "risikoreichen" Anlagen und Investments.

    L&G Corporate Bond ex-Banks

    Dieser gedankliche Ansatz ist daher zumindest - nach meinen Dafürhalten - nachvollziehbar. Banken sind aus verschiedenen Gründen sehr bis hoch fragile "Finanz-Tierchen" (da reicht meist ein Blick auf das Eigenkapital und die Bilanz bzw. die Bilanzsummen).

    Zudem "kuscheln" sie auch meist mit Staaten zusammen im "selben Bettchen" (als Halter von deren Anleihen beispielsweise). Was Nachteile aber auch Vorteile haben kann (Systemrelevanz). Im Zweifel kann man darauf hoffen, daß die staatlichen Notenbanken zur Hilfe springen, wenn das "Paar im selben Bettchen" (mal wieder) nicht weiter weiß. Für meinen Teil halte ich mich von Banken (wie beispielsweise auch von Fluggesellschaften) schon lange fern. Das gilt nicht nur für deren Corp. Bonds sondern auch für deren Aktien.

    Wenn man im Ruhestand ist, muss der sichere Teil wirklich sicher und gestreut sein.

    Daß sich die Geldanlage ggf. im Ruhestand (Humankapital Null oder gen Null tendierend (!)) ändern sollte (das ist aber kein "Muß" - von der Standardegel "100 Prozent minus Lebensalter = automatisch die "richtige" Aktienquote halte ich wenig bis nichts) "kann" eine richtige Überlegung sein. Das hängt aber vor allen Dingen von anderen Faktoren ab (wie der objektiven und subjektiven Risikotragfähigkeit (Risikotoleranz) und der Vermögensgröße).

    Es wird auch einen (signifikanten) Unterschied machen, ob beispielsweise ganz oder überwiegend aus einem Depot heraus der Ruhestand finanziell bestritten werden muß oder ob dies ganz oder überwiegend schon aus sehr "risikoarmen" (wie Rente, Pension) oder ziemlich "risikoarmen" (wie PRV, bAV) Zuflüssen erfolgt.

    Kurzlaufende deutsche Staatsanleihen sind sicher der wichtigste / größte Teil im Anleihen Teil meines Depots. Dies ist auch ein Klumpenrisiko, da alles außer Aktien mit Deutschland zu tun hat.

    Wichtiger Aspekt, der meines Erachtens zu selten berücksichtigt wird: Für sehr viele bis die meisten Protagonisten hierzulande stellt Deutschland ohnehin ein (ganz erhebliches) "Klumpenrisiko" da - wenn die Rente vom deutschen Staat gestaltet wird, die Pension vom deutschen Staat organisiert wird, die Konten in Deutschland liegen, seine Wohnimmobilie in Deutschland liegt, sein Auto in Deutschland steht, sein Familienschmuck in Deutschland lagert etc. pp. - und in der Phase des Vermögensaufbaus auch das Gehalt (als Angestellter) in Deutschland verdient oder das Einkommen (als Selbständiger) in Deutschland generiert wird. Dieser grundsätzlichere und übergeordnete Gedanken scheint mir bezüglich des Themas Diversifikation noch bedeutsamer als bei Corporate Bonds die Banken auszuschließen.


    Gute Gedanken und ebensolche Finanz-Entscheidungen wünsche ich !

  • Das hatte mich auch gewundert. Anleihetreppe aus Bundesanleihen.,…nichts leichter und kostengünstiger als das. Kenne einen, ganz stur zu seinem Rentenbeginn Januar alle MSCI World Anteile in eine Anleihetreppe umgebaut hat.

    Das entspricht aber glaube ich nicht dem aktuellen Stand der Forschung.

    Es kursiert aktuell ein kontroverses Paper, dass unter bestimmten Bedingungen sogar 100% Aktienquote im Alter als optimale Allokation ansieht.

    100% Anleihen sind auf jeden Fall auf längere Zeiträume ziemlich riskant, da jeder inflationsschub unwiederbringliche Verluste erzeugt. Und gerade im Alter ist unwiederbringlich nicht gut ;)

  • Das Ziel des Papers war nicht, ein maximales Endvermögen zu erreichen, sondern die Pleitewahrscheinlichkeit im Alter zu minimieren.

    Anleihen ermöglichen dir zwar einen halbwegs vorhersehbaren regelmäßigen Geldbetrag, aber keinen vorhersehbaren Ausgleich der Inflation.

    Und wenn man die Preissteigerungen der Inflation nicht mitgehen kann (siehe Inflationsschock nach Corona) kommt man in Probleme.

    "Normale" Inflation ist eingepreist. Unerwartete hingegen kann einen aber in dauerhafte Schwierigkeiten bringen.

  • Ich stimme Sovereign und Gerd Kommer zu, dass Deutschland ein erhebliches Klumpenrisiko darstellt.

    Wer hingegen schreibt

    Naja…“Angst fressen Seele auf“….

    Wenn man nicht mal den Mut hat, sich ein gestaffeltes Anleihen-Depot mit Anleihen der Bundesrepublik Deutschland und des Freistaates Bayern zu zulegen….schwierig…

    hat nichts aus der Geschichte gelernt.

    "Mit Spareinlagen sind Anleger mehrfach schlecht gefahren. In der Hyperinflation 1923 und bei der Nachkriegs-Währungsreform 1948 schmolz das Ersparte der Deutschen jeweils auf einen Bruchteil zusammen." (Zitat Wirtschaftswoche)

    Aktuell: Vor der Wahl hat man sich zur Schuldenbremse bekannt und nach der Wahl wird eine Schuldenorgie ermöglicht. - deren Rückzahlung völlig offen ist....

    Wenn man vorgesorgt hat (z.B. internationale Aktien, Staatsanleihen (auch deutsche) Mietimmobilien in Deutschland), dann braucht man für den Ruhestand auch risikoarme Assets außerhalb Deutschlands. Dies (glaube ich) meint Gerd Kommer in seinem Blogbeitrag.

    (besonders wichtig ist dies, wenn man z.B. als Unternehmer keine Leistungen aus der gesetzliche Rente bekommt - aber auch die gesetzliche Rente hängt am Wohl von Deutschland))

    Die risikoarmen Assets können nicht Staatsanleihen von Staaten sein, die viel höher verschuldet sind als D (USA, Japan.....). Auch spanische, italienische Anleihen halte ich für keine gute Idee.

    Eine gute Idee wären vielleicht Eurostaatsanleihen der Schweiz, Norwegen, Niederlande..... (aber dafür kenne ich kein Produkt.)

    Eine andere gute Idee kurzlaufende Unternehmensanleihen von erfolgreichen internationalen Unternehmen hoher Bonität - und da sind wir beim Klumpenrisiko von Banken und bei der Suche nach geeigneten Produkten

  • Kenne einen, ganz stur zu seinem Rentenbeginn Januar alle MSCI World Anteile in eine Anleihetreppe umgebaut hat.

    Finde ich, ehrlich gesagt, echt krass. Dann ganz auf den Aktienmarkt und seine Rendite zu verzichten, nur weil man im Ruhestand ist, aber okay, wenn man genug hat, dass es hinten raus reicht und aufhören kann, das Spiel zu spielen … mit wie vielen Stufen, also bis in welches Alter, hat er seine Treppe gebaut?

  • Finde ich, ehrlich gesagt, echt krass. Dann ganz auf den Aktienmarkt und seine Rendite zu verzichten, nur weil man im Ruhestand ist, aber okay, wenn man genug hat, dass es hinten raus reicht und aufhören kann, das Spiel zu spielen … mit wie vielen Stufen, also bis in welches Alter, hat er seine Treppe gebaut?

    Da hat dessen Frau mächtig Druck gemacht. Er hat ungefähr 400.000 Euro erlöst und bis zum 90.Geburtstag durchgebastelt.

    Abgezahlte seniorengerechte Eigentumswohnung, zwei Renten.

  • Wer hingegen schreibt ... hat nichts aus der Geschichte gelernt.

    Der Filmtitel im Original lauten übrigens "Angst essen Seele auf" und nicht

    “Angst fressen Seele auf“….

    (übrigens ein sehenswertes Melodram aus dem Jahr 1974 unter der Regie des legendären Rainer Werner Fassbinder mit der ebenso legendären Brigitte Mira in einer der beiden Hauptrollen).

    Ansonsten stimme ich Deiner obigen Aussage ("nichts aus der Geschichte gelernt") zu.

    "Mit Spareinlagen sind Anleger mehrfach schlecht gefahren. In der Hyperinflation 1923 und bei der Nachkriegs-Währungsreform 1948 schmolz das Ersparte der Deutschen jeweils auf einen Bruchteil zusammen." (Zitat Wirtschaftswoche)

    Dem war de facto so - jedenfalls für Sparer und Anleger in lediglich Nominalwerten.

    In dem Kontext: Der Nobelpreisträger und frühere IWF-Chefökonom Kenneth Rogoff zählt (allein seit dem Jahr 1800) immerhin 227 Staatsinsolvenzen. In Deutschland "durften" die Menschen zudem in den letzten gut 100 Jahren immerhin sechs (als Ostdeutsche sogar sieben) verschiedene Währungen erleben - im Moment ist das gerade der Euro ...

    Aktuell: Vor der Wahl hat man sich zur Schuldenbremse bekannt und nach der Wahl wird eine Schuldenorgie ermöglicht. - deren Rückzahlung völlig offen ist....

    Auch nicht viel bizarrer als die semantische Transformation von "neuen Schulden" zu Sonder"vermögen" - um nur ein weiteres Beispiel zu nennen ...

    Wenn man vorgesorgt hat (z.B. internationale Aktien, Staatsanleihen (auch deutsche) Mietimmobilien in Deutschland), dann braucht man für den Ruhestand auch risikoarme Assets außerhalb Deutschlands. Dies (glaube ich) meint Gerd Kommer in seinem Blogbeitrag.(besonders wichtig ist dies, wenn man z.B. als Unternehmer keine Leistungen aus der gesetzliche Rente bekommt - aber auch die gesetzliche Rente hängt am Wohl von Deutschland))

    Das bedeutsame Thema Diversifikation auch unter geographischen Aspekten zu sehen (zum Beispiel auch via einer Bankverbindung in einer andere Jurisdiktion; sozusagen als eine "Geo-Arbitrage" als Nutzung von "Rechtsunterschieden" statt der bei Arbitrage üblichen Nutzung von "Preisunterschieden" (für die gleiche Ware aber auf verschiedenen Märkten)) halte ich daher generell für empfehlenswert.


    Dir weiter gute Gedanken und ebensolche Finanz-Entscheidungen !

  • Das hatte mich auch gewundert. Anleihetreppe aus Bundesanleihen.,…nichts leichter und kostengünstiger als das. Kenne einen, ganz stur zu seinem Rentenbeginn Januar alle MSCI World Anteile in eine Anleihetreppe umgebaut hat.

    Ist ja klar: Jetzt ist er in Rente, er braucht all das Geld ja nun in den nächsten vier Wochen, muß somit jegliche Kursschwankungen ausschließen.

    Andere Leute haben zu Beginn ihres Ruhestandes noch 20 oder gar 30 Jahre auf diesem Erdball zu leben. Die bleiben sinnvollerweise investiert, der Anlagehorizont ist ja lang genug.

  • Ist ja klar: Jetzt ist er in Rente, er braucht all das Geld ja nun in den nächsten vier Wochen, muß somit jegliche Kursschwankungen ausschließen.

    Andere Leute haben zu Beginn ihres Ruhestandes noch 20 oder gar 30 Jahre auf diesem Erdball zu leben. Die bleiben sinnvollerweise investiert, der Anlagehorizont ist ja lang genug.

    Das ist rein "von der Sache her" (wie ein Familienmitglied aus Ostdeutschland zu sagen pflegt) zwar zutreffend - aber es gibt zum einen neben der objektiven auch eine subjektive Risikotragfähigkeit (erst recht bei gen Null tendierendem oder schon bei Null stehendem Humankapital; Stichwort: Ruhestand - da kommt üblicherweise über das Humankapital nix mehr dazu bzw. nix mehr rein) - und zum anderen und last but not least auch das bedeutsame Thema "Happy Wife - Happy Life" - vielleicht spielt auch das in so manchen Fällen (bei in einer Partnerschaft lebenden Protagonisten jedenfalls) eine wichtige Rolle ...

    Zu Letzterem habe ich auch bei anderen Themen (typisches Stichwort: Eigenheim) schon Erstaunliches und Bemerkenswertes gesehen ...

  • Ich kenne das "Papier" nicht. Aber es ist ja leicht zu verstehen: Wenn man genug Geld hat, ist das natürlich die optimale (weil aussichtsreichste) Allokation.

    ...aber die Gefühle

    Seine "Gefühle" sollte man mmn so weit wie möglich aus der Kapitalanlage raus halten- bzw. lernen, mit seinen Gefühlen umzugehen, ohne sich zu Renditeschädlichen Handlungen verleiten zu lassen.

  • Die Rendite kann einem irgendwann vielleicht wirklich egal sein und man kann voll auf Sicherheit gehen.

    Nur was ist diese Sicherheit?

    Verluste sollte man in Relation zu dem setzen, wofür man es braucht.

    Wenn ich in 10 Jahren einen Hauskredit für 100.000€ zurückzahlen müsste, würde ich eine 10-jährihe deutsche Staatsanleihe als sicher bezeichnen.

    Die Anleihe deckt in 10 Jahren berechenbar meinen Bedarf.

    Wenn ich in 10 Jahren von dem Geld Lebenshaltungskosten decken müsste, hätte ich da eher ein schlechtes Gefühl.

    Die Anleihe gibt mir zwar einen berechenbaren Geldbetrag. Wie viel meiner Lebenshaltungskosten ich davon abdecken kann, ist aber nicht sicher.

    Im Bezug auf meinen Bedarf kann ich nennenswerte Verluste erlitten haben. Es könnte also durchaus sein, dass ich einen Verlust von 30% an deckbaren Lebenshaltungskosten erlitten habe. Und zwar dauerhaft ohne Chance auf Erholung.

    Das zeigt einem nur keine rote Zahl im Depot.

    Nominell sichere Anleihen sind toll, wenn man nominelle Verpflichtungen hat.

    Aber wer hat schon nominelle Verpflichtungen, außer vielleicht einen Hauskredit?

    Wenn ich den aber nicht habe, was soll ich dann mit nominellen Garantien?