ETF im Minus verkaufen, gleich wieder kaufen, um Verlusttopf aufzufüllen, um Steuern zu sparen?

  • Auf diese Frage wurde mir von der Depotbank folgendes erklärt. Fällt durch die Dividendenauszahlung nach §27 irgendwann der Einstandskurs auf 0, muss die Depotbank von sich aus die Versteuerung der zwischenzeitlich erhaltenen Dividenden durchführen.

    Richtig. Das dürfte beim jetzigen Kursniveau der Telekom nicht so relevant sein.

    Allerdings ist die Methode eine sehr angenehme Art, Verluste im Aktienbereich gemütlich über viele Jahre zu nutzen.

    Die Deutsche Telekom AG ist und bleibt ein sehr solider Wert.

    Wer also die nächsten 20-30 Jahre lang Zeit hat, kann dadurch wirklich Verluste quasi ausgleichen durch steuerfrei Dividenden.

  • Wenn ich einen niedrigen Einstiegskurs bei der Telekom habe und die Dividenden vom Einstiegskurs abgezogen werden habe ich in ein paar Jahren einen negativen Einstiegskurs.


    Dann bekomme ich die Dividenden steuerfrei.

    Auf diese Frage wurde mir von der Depotbank folgendes erklärt: Fällt durch die Dividendenauszahlung nach §27 irgendwann der Einstandskurs auf 0, muss die Depotbank von sich aus die Versteuerung der zwischenzeitlich erhaltenen Dividenden durchführen.

    Ich weiß nicht, wie das technisch im Detail durchgeführt wird, könnte mir aber vorstellen, daß die Depotbank den Teil der Dividende versteuert, der den Einstandskurs unter 0 fallen ließe. Es erschiene mir unzweckmäßig, die zwischenzeitlich erhaltenen Dividenden auf einen Schlag zu versteuern, wenn der Einstiegskurs unter 0 fällt.


    Ist aber eine Sonderlocke. Ich habe diese Dividendenabrechnung bisher nur bei der Deutschen Telekom und DHL erlebt (ex Deutsche Post). In meinen Augen ist das ein überbürokratischer Zopf, der weg gehört (wie auch das Verrechnungsverbot von Dividenden mit realisierten Kursverlusten von selektiv Aktien). Verlust ist Verlust.

  • 22.4.2025

    Hallo Forumsfreund mauk

    Obwohl Dein Kommentar schon wieder geschätzt 20 Beiträge weit ZURÜCK LIEGT muss ich Dir dennoch unbedingt auf Deine Frage antworten, da diese nur teilweise vollständig beantwortet wurde.

    Es geht um die Frage


    warum man eine Aktie oder einen ETF Fonds im MINUS verkaufen soll

    und anschließend sofort wieder zurück kaufen soll

    wenn man später ohnehin den Erlös versteuern muss.


    Für eine solche Entscheidung habe ich Dir einen noch ganz anderen Grund.


    Hier das für mich entscheidende Motiv:

    Im Laufe der Jahre hat man als Anleger Aktien oder ETFs die teilweise erheblich im PLUS liegen.

    Diese würde man zumindest TEILWEISE gerne verkaufen, scheut sich aber, weil dann hohe Steuer anfällt, nach dem Prinzip First in - First out.


    Einfaches Beispiel:

    Du hast eine Aktie oder einen ETF gekauft für 100.000 Euro

    Dieser ist gestiegen auf 200.000 Euro

    Jetzt würdest Du gerne 100.000 Euro davon verkaufen um den Anteil wieder anzupassen.

    Von diesen 100.000 Euro zahlst Du eine hohe Abgeltungssteuer.


    Und jetzt kommt die steuerlich legale Überlegung:

    Wenn Du das Glück hast (oder Pech) und hast in Deinem Depot eine Aktie oder einen anderen ETF der gerade im MINUS ist, den Du aber langfristig behalten willst,

    dann kannst Du diesen mit VERLUST verkaufen und in der gleichen Minute onlin wieder zum gleichen niedrigeren Kurs zurückkaufen.


    Dann hast Du für das MINUS einen Verlustvortrag und brauchst den Gewinn bei der anderen Aktien oder dem ETF nicht zu versteuern.


    Und jetzt kommt aber der entscheidende Unterschied zu Deiner Frage.

    Du hast natürlich recht, dass Du in diesem Fall später bei Verkauf der mit Verlust verkauften und zurückgekauften Aktie oder ETF den dann höheren Gewinn versteuern musst.


    Sogesehen macht die Aktion in der Tat keinen Sinn.

    ABER:

    Dies setzt voraus dass diese Aktie die gerade noch im MINUS war auch deutlich steigt

    aber noch viel wichtig ist:

    Die ganze Aktion macht nur dann wirklich Sinn, wenn Du die getauschte Aktie langfristig halten willst, also in den nächsten Jahren überhaupt nicht verkaufen willst sondern z.B. wegen der Dividende als Langfristanlage betrachtest.

    Dann ist für Dich der auf Grund der Verkauf- und Rückkaufaktion niedrigere Einkaufskurs und damit der höhere Gewinn steuerlich unwichtig, weil diese Steuer erst in Jahren oder Jahrzehnten oder bei Deinen Erben anfällt.


    Das hört sich alles kompliziert an ist aber derart einfach dass selbst ich als demnächst 80jähriger das ab und zu anwende.


    Leider habe ich zu viele Aktien mit hohem Gewinn und viel zu selten eine mit Buchverlust oder mit viel zu geringem Buchverlust, so dass sich die Aktion gar nicht lohnt.


    Hinzu kommt dass nicht jeder Forumsfreund hier mit 6-stelligen Einzelsummen umgeht.

    Ich wollte nur nochmal das Prinzip erklären und dass ich dieses Modell gerne öfter anwenden würde um meine hohen Einzelgewinne zu reduzieren. Leider fehlen mit die entsprechenden Verlustpositionen.

    Viele Grüße McProfit

    PS

    Meinen größten Verlust in meinem Börsenleben habe ich übrigens mit der russischen Gas-Aktie von GAZPROM gemacht. Das war jahrelang eine der besten Dividenenzahler mit rund 8% Dividende pro Jahr und hat mir jedes Jahr 40.000 Euro Dividende gebracht.

    Das hätte einen schon skeptisch machen müssen.

    Vermutlch war ich zu gierig.

    Jetzt unterliegt die Aktie den russischen Sanktionen und einer Depotsperren und kann weder verkauft noch übertragen noch verschenkt werden.

    Nicht einmal den VERLUST kann mani verrechnen weil der Verlust erst eingetreten ist, wenn die Aktien verkauft wäre. Das geht aber nicht.

    Die GAZPRFOM Aktie blockiert das Depot und erinnert einen ständig an seine Sünden der Vergangenheit.

  • Hallo McProfit , ich danke Dir für die Erklärung. Meine Gedanken zielten eigentlich nur auf den Verkauf von ETFs ab, so hatte ich zumindest die Ursprungsfrage verstanden.


    Verluste aus ETFs könnte man ja auch nicht mit Gewinnen aus Aktien und vice versa verrechnen. Da ich schon lange nicht mehr in Einzelaktien investiert bin und auch neuerdings nur 3 verschiedene ETFs habe, war der Ursprungsgedanke des Fadens für mich nicht so nachvollziehbar.


    Ich wüsche Dir weiterhin alles Gute, insbesondere Gesundheit. Deine Beiträge sind klasse.

  • 22.4.2025

    Hallo mauk

    Du hast natürlich recht

    Verluste mit Aktien kann nur mit Gewinn aus Aktien "verrechnen"

    Daselbe gilt für ETFs

    oder auch für Dividenden

    und natürlich auch für Verluste oder Gewinne aus Vermietung von Immobilien

    Jede Sparte wird extra gerechnet

    Ich wollte auch nur erklären, warum es manchmal (aber nur manchmal in bestimmten Fällen) Sinn machen kann mit Verlust verkaufen und sofort zurückkaufen.

    Da müssen die Voraussetzung stimmen sonst profitiert nur die Bank von den Gebühren

    Viele Grüße und möglichst wenig Verluste auch wenn dann die Verrechnung mit GEwinnen nicht möglich ist.

    McProfit

  • Verluste aus ETFs könnte man ja auch nicht mit Gewinnen aus Aktien und vice versa verrechnen.

    Vice versa wohl.


    Gewinne aus Aktiengeschäften können Verluste aus ETF-Verkäufen ausgleichen.

    Gewinne aus ETF-Geschäften können Verluste aus Aktiengeschäften nicht ausgleichen.


    Insoweit muß ich McProfit korrigieren. Die beiden Kategorien sind nicht nicht symmetrisch, sondern asymmetrisch. In die eine Richtung geht es, in die andere Richtung geht es nicht.


    Am liebsten möchte ich mich mit Verlustverrechnung überhaupt nicht auseinandersetzen müssen, einfach dadurch, daß ich keine Verluste mache. Obwohl ich kein leidenschaftlicher Steuerzahler bin, zahle ich lieber möglichst hohe Steuern auf möglichst hohe Gewinne, als daß ich mir Gedanken darüber mache, wie ich am günstigsten Verluste verrechne.