Geldanlage Wachstumssparen

  • Liebe Community!

    Als Arzt in den 30ern erhoffe ich mir von euch Rat, falls jemand das Konzept des Wachstumssparens der apoBank kennt. Was haltet ihr davon? Rechnet sich das wirklich, insbesondere im Vergleich mit einem gut laufenden ETF auf die gleiche Laufzeit? Bin mir nicht sicher, ob mein Geld da wirklich sinnvoll angelegt ist. Mit einer festen Laufzeit von 25 Jahren ist das ja darauf ausgelegt, dass es "ausläuft" wenn ich 59 - also kurz vor der Rente bin. Ist es erst sinnvoll ab einer mittelmäßig bis höheren Summe, die da angespart werden kann? Nutzt jemand von euch dieses Wachstumssparen? (gibts vermutlich bei anderen Banken auch)

    Beste Grüße

  • Kater.Ka 18. Juni 2025 um 05:10

    Hat das Thema freigeschaltet.
  • Hallo,

    das Wachstumssparen sollte eigentlich im risikoarmen Teil der Geldanlage angesehen werden.

    Allerdings hat es den Nachteil, dass die ausgewiesene Rendite nur dann zu Stande kommt, wenn man die Sparrate auch immer bedient, der unterstellte variable Garantiezins konstant bleibt und das man die Bonuszahlungen nur auf die im Kalenderjahr eingezahlten Beträge bekommt.

    Gerade der letzte Punkt stört mich an diesem Produkt, da die Menschen auf den Marketing-Bonus von 100% schauen und diesen mit einem ETF vergleichen, dabei aber übersehen, dass dieser Bonus die Gesamtrendite kaum noch beeinflusst.

    Durch die lange Laufzeit ist dieses Produkt aus meiner Sicht daher für den risikoarmen Teil uninteressant.

    Rendite holt man im Bereich der Aktien-ETFs, bevorzugt durch einen weltweit streuenden ETF.

    Der risikoarme Teil kann mit Tagesgeld, Geldmarktprodukten oder dem Direktkauf von z.B. deutschen Staatsanleihen abgebildet werden.

    Alles einfacher und transparenter als ein Sparbuch-Ersatz.

  • Ich habe gerade mal gegoogelt.

    Der Grundzins ist variabel und liegt aktuell bei 0,82% (also ziemlich niedrig im aktuellen Marktumfeld). Ich habe auf den ersten Blick nichts dazu gefunden, nach welchen Kriterien der angepasst werden kann (und ob er ggf. sogar negativ werden kann).

    Selbst wenn er nicht negativ werden kann, wäre das meiner Meinung nach ein ziemlich schwaches Angebot. Aktuell 0,82%, perspektivisch ggf. sogar weniger. Die ersten drei Jahre null Bonus, danach zwar ein steigender Bonus, aber immer nur auf die letzten 12 Monatsraten (!!!), nicht auf die gesamte angesparte Summe!

    Beispiel: Du zahlst 500 EUR im Monat, 6.000 EUR im Jahr. Im letzten Jahr nach 25 Jahren kommen so 150.000 EUR zusammen. „100 % Bonus“ klingt gigantisch, aber der bezieht sich eben nur auf die letzte Jahressparrate von 6.000 EUR. Das heißt, aufs gesamte Kapital gerechnet ergeben sich gerade mal 4% Zinsen, und das ist der Maximalwert im letzten Jahr! Und das ist vor Steuer, nach Steuer sind es noch 2,95%.

    Im 7. Jahr z.B. gibt es 10% Bonus auf die Jahressparrate, das heißt 600 EUR. Allerdings sind das bezogen auf ein bis dahin angespartes Gesamtkapital von 42.000 EUR gerade mal 1,4%, nach Steuer gerade mal 1%.

    Die Inflation lag bisher langfristig bei um die 2 bis 2,5% im Durchschnitt. Auf 25 Jahre sparst Du Dich (in Kaufkraft gerechnet) arm mit so einem Modell.

    Rechnet sich das wirklich, insbesondere im Vergleich mit einem gut laufenden ETF auf die gleiche Laufzeit?

    Das ist ohnehin kein passender Vergleichsmaßstab, weil völlig andere Anlageklasse und Risikoprofil. Aber ja, mit großer Wahrscheinlichkeit wird ein marktbreiter Welt-ETF auf 25 Jahre deutlich besser abschneiden. In der Vergangenheit lag der MSCI World bei diesem Anlagezeitraum im worst case bei durchschnittlich 3,8% pro Jahr (wenn man mitten in der Finanzkrise alles verkauft hätte) und 15% pro Jahr im best case, in vielen Jahren irgendwo in der Größenordnung 6-9% (vor Steuer).

    Siehe das Renditedreieck hier:

    https://www.dai.de/fileadmin/user_upload/221231_MSCI_World-Rendite-Dreick_Web.pdf

    Es gibt natürlich keine Garantie, dass das auch die nächsten 25 Jahre so läuft wie der Durchschnitt bzw. dass es keinen neuen, noch schlechteren worst case ausgerechnet in „Deinen“ 25 Jahren gibt. Aber man muss in der Regel ja nicht vor bzw. mit Rentenbeginn das gesamte Depot verkaufen, kann also auch einen möglichen Einbruch aussitzen bzw. die Entnahmephase mit entsprechend Puffer planen.

    Für die langfristige Altersvorsorge würde ich auf einen marktbreiten Welt-ETF setzen und nicht auf einen Banksparplan.

  • Großen Dank für eure Einschätzung und euren Rat!

    Das ist sehr hilfreich für mich, gerade weil ich mich in diesen Fragen noch als absoluten Anfänger sehe. Spricht also für mich dafür, den risikoarmen Anteil meiner Geldanlagen, so wie von euch empfohlen, in Tagesgeld/Anleihen anzulegen und mich nicht mit diesem Bankmodell arm zu sparen.

  • Als Arzt bist du natürlich eine willkommene Beute, auch für spezialisierte Unternehmen.

    Achte auch darauf, dass du nicht bei der Deutschen Ärzteversicherung solche Produkte wie hier in der Wirtschaftswoche quasi beworben, abschließt. Die Fondsrente..

    Altersvorsorge: Die Fondsrenten mit der höchsten Rendite-Prognose
    Die Fondsrente gilt als renditestarke Alternative zu klassischen Modellen. Die WiWo kürt die Versicherungspolicen mit der höchsten Rendite-Prognose für drei…
    www.wiwo.de
  • Großen Dank für eure Einschätzung und euren Rat!

    Das ist sehr hilfreich für mich, gerade weil ich mich in diesen Fragen noch als absoluten Anfänger sehe. Spricht also für mich dafür, den risikoarmen Anteil meiner Geldanlagen, so wie von euch empfohlen, in Tagesgeld/Anleihen anzulegen und mich nicht mit diesem Bankmodell arm zu sparen.

    Flexibel bleiben lautet meine Devise.

    Mit so einem Modell wie Du es vorgestellt hast bindest Du Dein Kapital dauerhaft. Schau Dir nur mal die Zinssituation der letzten 5 Jahre an.

    Da ging es von Verwahrentgeld (Strafzinsen) bis auf über 4% p.a. auf jetzt 2% p.a.

    Wer im Oktober/November 2023 flüssig war konnte sich z.B. 4,25% p.a. bei einer deutschen Bank für eine 10 jährige Festgeldanlage sichern.

    Und der Renditeteil Deines Geldes sollte ohnehin mit einem langfristigen Anlagehorizont (20+ Jahre) in weltweit streuenden Aktien-ETF angelegt werden.