Was ist schon sicher? Aber...

  • Kleiner Nachtrag:

    Du solltest bei einem Crash nicht mit -20% rechnen, das kann locker auch mal -40% oder gar noch mehr sein im Extremfall.

    Ein Verkauf ist bei einem Crash keine Option, das muss dir absolut klar sein, das hat nichts mit schwach werden zu tun wie du im Eingangspost schreibst. Das wär eine komplett irrationale Wertvernichtung! Um so mehr es an der Börse runter geht um so froher kannst du um deine sichere Anlage sein, ist diese groß genug ist das nämlich ein günstiger Zeitpunkt davon noch mehr ETF Anteile zu KAUFEN.

  • Es bringt dir aber auch nichts, der Reichste auf dem Friedhof zu sein

    Bis jetzt sieht es noch so aus, dass ich die Verbrauchsphase meines Vermögens erreichen könnte. Ein Grund mehr, nicht bis zur Regelaltersgrenze zu arbeiten, obwohl ich bis vor ein paar Jahren noch nicht einmal auf die Idee gekommen bin.

    Ergibt sich hier nicht ein Klumpenrisiko meines Sparvermögens?

    Mit Sicherheit steht in dem ePaper auch etwas vom Notgroschen und sonstigen Sparvorhaben, wenn man diese individuell haben sollte.

    Aber jeder sollte eine Feuerprobe mit seinem Geld machen, denn wenn ein Kursverlust von 20% bei einem ETF-Vermögen von 500k€ kommt, heißt das 100k€ sind erstmal weg.

    Die 100k€ sind nicht weg, nur die Zahl im Depot sieht kleiner aus, wenn man überhaupt ins Depot schaut. Wenn Du nicht daran glaubst, dass der Verlust nur im Depot zu sehen ist, dann solltest Du Deine individuelle Strategie überdenken.

    Wer ohne großes Erbe oder Lottogewinn in den Regionen ist, hat fast immer einen recht hohen Gewinnanteil im Depot. Wer dann unbedingt nachrechen möchte, kann sich z.B. ausrechnen, wo das Vermögen stehen würden, wenn er statt der weltweit gestreuten Aktien-ETFs immer alles im Tagesgeld angelegt hätte. Da wird mit sehr hoher Wahrscheinlchkeit selbst bei noch höheren (temporären) Einbrüchen heraus kommen, dass das Vermögen auch nach dem Einbruch noch höher ist wie wenn man nur im TG/Geldmarkt-Fonds gespart hätte.

    Wer das Geld einer Langfristanlage kurzfristig benötigt, sollte sich entweder vorher eine Entnahmestrategie überlegt haben oder muss mit dem (dann realen) Verlust leben.

    Meine LV macht auch massive Verluste, wenn ich diese vor dem Fälligkeitsdatum verkaufe. Sie ist aber, genauso wie mein ETF-Depot, etwas, das bis zum Beginn der geplante Entnahmephase unangreifbar war/ist, wenn nicht etwas ganz schlimmes passiert wäre.

    Auch wann der beste Zeitpunkt wäre etwas umzuschichten (von ETF aufs Tagesgeld, allgemein ein Rebalancing seines Vermögens, wenn der Aktien-Anteil zu groß wird).

    Market-Timing funktioniert weder bei den Profis noch bei den Laien.

    Der Rest hängt einzig von Deiner persönlichen Risikobereitschaft ab. Für mich ist dieser Zeitpunkt erst gekommen, wenn ich in ca. 7-10 Jahren kurz vor dem Beginn der Verbrauchsphase bin. Ich habe aber auch nie mit einem fiktiven Depotewert geplant, der nur mit konstant 7-8% Rendite p.A. zu erreichen ist.

    Hätte ich Mitte April 2025 (Trump-Crash, das waren kurzfristig 20% in Euro betrachtet) mehr Geld benötigt wie auf dem Tagesgeld liegt, dann hätte ich halt mit den 20% Wertrückgang verkauft und (bei nur 4 Jahren Anlagezeitraum in Aktien-ETFs) immer noch mehr Rendite gehabt wie ich in den 4 Jahren im Geldmakrt erzielt hätte.

    Hat dann jeder die stoische Kraft nicht zu verkaufen, cool zu bleiben und sich einfach zu sagen „das Geld kommt ja eh wieder“?

    Darauf ist meine Planung für die Entnahmephase ausgerichtet. Da wird vermutlich genügend Geld im Tagesgeld/Anleihen gehalten, um gesamthaft einen Kurseinbruch über so viele Jahre auszuhalten, wie ich ihn mir historisch vorstellen kann (also kein WW3 in Deutschland und keine weltweite Finanzkrise über 20 Jahre).

    Sollte man nicht eher für den Großteil der eher vorsichtigen Anleger sagen, maximal 30% des Spar-Vermögens in Aktien?

    Das musst Du am Ende selber wissen. Ohne eine Zeitlang >80% meines nicht verbrauchten Einkommens auf den TG/FG zu sparen, wäre ich vermutlich nicht zu meiner (vorher nicht geplanten) Immobilie gekommen.

    Ich kenne auch einige der älterern Generation (heute 80+), die ihr Leben lang "nur" in Finanzmarkt-Produkten gespart haben und trotzdem einen auskömmlichen Ruhestand hatten.

    Bei mir liegen derzeit ca. 91% des sofort liquidierbaren Vermögens in Aktien-ETF und 100% des Spar-Vermögens fließen dort hinein. Das passt zu mir, meinen Lebensumständen und meiner Planung für die kommenden 10 Jahre. Am Gesamtvermögen ergibt das einen erratenen Aktienanteil von 41% (ich kenne weder die Aktienquote meiner BAV noch den Wert meiner selber bewohnten Immobilie).

  • Naja, die Menschen sehen irgendwie immer den drohenden Verlust, oder meine 60 % Plus im Aktiendepot rauschen auf "nur" noch 20 % Plus runter. Aber kein "Sicherheitssparer" sieht bei 2 % Tagesgeld/Festgeld die entgangene Rendite. Man stelle sich vor, da würde ein Zahl angezeigt, "so viel Rendite hätten Sie mit einem weltweiten ETF im Anlagezeitram gemacht" 8o

  • Naja, die Menschen sehen irgendwie immer den drohenden Verlust, oder meine 60 % Plus im Aktiendepot rauschen auf "nur" noch 20 % Plus runter.

    Das hängt allerdings alles auch mit der persönlichen Situation zusammen. Micha aus der Yoga-Gruppe ist mit fast Mitte 60 Single und muss eventuelle starke Rückgänge seiner hohen Buchgewinne im Ishares MSCI World nur mit sich selbst ausmachen.
    Da grinst er und sagt, dass er in einer günstigen Mietwohnung sitzt und bescheiden lebt.
    Mit Partner:in* ginge das nicht so. Zumindest im Regelfall.

  • Finanzmarkt-Produkte ?

    Kommt jetzt wieder der Uni-Professor für den von mir bewusst falsch gewählten Begriff?

    Am Ende irgendwas, das festverzinslich war. Tagesgeld, Festgeld, Sparbücher, die wie Festgeld genutzt wurden (fester Zins für X Jahre und in der vereinbarten Laufzeit quasi unkündbar), Bundesanleihen und was den Leuten von der Sparkasse in den 1980ern als festverzinsliche Anlage angeboten wurde.

    Ich weiss noch, dass meine Oma damals irgendwelche festverzinslichen Papiere der BRD hatte, für die sie jedes Jahr ihre realen Papier-Zinscoupons in der Filiale einlösen durfte.

    Man stelle sich vor, da würde ein Zahl angezeigt, "so viel Rendite hätten Sie mit einem weltweiten ETF im Anlagezeitram gemacht"

    Alles schön und gut für die heutige Generation. Seit wann gibt es ETF in D, seit wann weltweit gestreute ETFs in D?

    Bei Xetra gibt es das ETF Segment seit 2000 (wohl nur mit ETFs auf EU-Aktien). Ein ETF auf den MSCI World kam wohl in D erst 2005 auf den Markt. Wer heute 80 ist hätte also kurz nach der .COM Krise sein Geld aus aktiven Fonds oder dem Tagesgeld in ETFs umschichten müssen, soweit er/sie es nicht für die Rente ab 65 eingeplant hatte.

    ... bei damals allerdings ganz anderen Zinssätzen.

    Trotzdem nur mit Glück und regelmäßiger Neuanlage oberhalb der Inflation.

  • Trotzdem nur mit Glück und regelmäßiger Neuanlage oberhalb der Inflation.

    Der Realzins (also Nominalzins - Inflation) lag in den 1980er Jahren bei um die 5%/a. Zinsen wurde typischerweise nicht angegeben, somit nicht versteuert. In einem Lebensversicherungsmantel waren Zinsen legal steuerfrei. Damals konnte man mit Zinsanlagen sehr schön Vermögen aufbauen (und viele haben das auch geschafft).

  • Der Realzins (also Nominalzins - Inflation) lag in den 1980er Jahren bei um die 5%/a ... Damals konnte man mit Zinsanlagen sehr schön Vermögen aufbauen (und viele haben das auch geschafft) ...

    Daran kann ich mich auch noch gut erinnern.

    In einem Lebensversicherungsmantel waren Zinsen legal steuerfrei.

    Daran ebenfalls.

    Daher boten beispielsweise die damals bei risikoaversen Sparern und Anlegern beliebten sog. "5 + 7 KLV-Modelle" attraktive Anlagemöglichkeiten (5 Einmalbeiträge pro Jahr, 7 Jahre ruhen lassen ohne weitere Einzahlung (damit war die 12 Jahresfrist bei KLVs erfüllt) und nach insgesamt dann 12 Jahren die Auszahlung (entsprach nicht selten fast dem Doppelten der 5 Jahresbeiträge) steuerfrei vereinnahmen.

    Zinsen wurde typischerweise nicht angegeben, somit nicht versteuert.

    Ob das wirklich "typischerweise" so war, entzieht sich meiner Kenntnis. Meine Zinseinnahmen hatte ich auch damals stets korrekt angegeben und versteuert (zum persönlichen Steuersatz nach meiner Erinnerung übrigens).

    Es gab aber fraglos auch "böse Buben" und ebensolche "böse Mädels", die sich mit nur einigen Hunderttausend DM Sparvermögen (und lastenfreier Immobilie) angelegt via Tafelpapieren mit hohem Zins selbst bei risikoarmen Zinspapieren beispielsweise in den vorzeitigen Ruhestand verabschiedet hatten ...

    Die Anlage in sog. Tafelpapiere (schon lange wohl nicht mehr möglich) könnte zumindest bei solchen Coupon-Schneidern damals darauf hindeuten, daß generell eine Anonymität und/oder Wahlfreiheit beim Thema Steuern bevorzugt wurde ...


    Für

    meine Wenigkeit als Finanz-Laie und Generalist

    scheint sich hier ein gewisser Widerspruch aufzutun:

    Einerseits:

    Der Realzins (also Nominalzins - Inflation) lag in den 1980er Jahren bei um die 5%/a. ... Damals konnte man mit Zinsanlagen sehr schön Vermögen aufbauen (und viele haben das auch geschafft).

    Andererseits (hier an anderer Stelle):

    Tatsache ist, dass es bei Anleihen mit hohem Rating noch nie nennenswerte Realrenditen nach Steuern gab. Auch als für das Sparbuch noch 7% gezahlt wurden. Die Niedrig- und Negativzinsphase hat das nur sichtbar gemacht.

    Ein möglicher Widerspruch jedenfalls dann, wenn man unter "hohes Rating" auch die damals sehr "risikoarmen" Pfandbriefe, Kommunalobligationen, Bundeswertpapiere in diversen Varianten, Kapitallebensversicherungen, "5 plus 7 KLV-Modelle" usw. subsumiert.