Liebe Community,
ich bin in einer etwas merkwürdigen Situation und möchte Euch um Euren Rat bitten. Man kann diese Situation als ‚Luxusproblem‘ verstehen. Daher möchte ich von Anfang an klarstellen, dass mir hilfreiche, unterstützende Antworten wichtig sind.
Seit ein paar Jahren habe ich ein Depot auf den Namen meines Kindes. Dort wurde Geld in Aktien angelegt, welches aus verschiedenen Quellen stammt (z.B. Geschenke von der Verwandtschaft). Die Aktien liegen im Mittelfeld der Risikobewertung – also nichts hochspekulatives, aber eben auch keine breitgestreuten ETF’s. Die Details behalte ich mal für mich – wichtig ist zu verstehen, dass ‚es bisher ganz gut gelaufen ist‘: Das Gesamtdepot ist 150% im Plus, der Gesamtbetrag ist 6-stellig. Es gibt eine Nichtveranlagungsbescheinigung, sodass eine Gewinnrealisierung in diesem Rahmen möglich war. So weit, so gut.
Das Kind weiß bisher nichts von diesem Depot, wird aber Ende diesem Jahres 18 – und damit dann zwangsläufig von dem Depot erfahren. Jetzt kommt der schwierige Teil: Meine Frau und ich sind uns einig, dass Denkweise und Verhalten unseres (Einzel-) Kindes derzeit noch sehr pubertär sind. Im Vergleich zu Gleichaltrigen oder gar Jüngeren wirkt das Kind oft „verpeilt“, es ist in vielen Situationen komplett naiv, naturgemäß wenig lebenserfahren aber eben auch nicht willens, bestimmtes (Finanz-) Wissen aufzunehmen. Parallel dazu gibt’s permanent Selbstüberschätzungen. Beispiele erspare ich Euch – ich denke, wer Kinder durch die Pubertät gebracht hat, kann sich vorstellen was ich meine.
Der Punkt ist, dass wir Sorgen haben, wenn dieser „Zustand“ gegen Ende des Jahres immer noch so sein sollte, und dem Kind dann, rechtlich betrachtet, ein sechsstelliger Betrag in die Hände fällt – zu dem es faktisch nichts selbst beigetragen hat. Die Sorge ist nicht nur, dass das Geld eventuell ungeschickt ausgegeben wird, sondern auch, dass der „plötzliche Reichtum“ dazu beiträgt, dass das Kind auch weiterhin keinerlei Gefühl für den Wert des Geldes (oder dem Wert der eigenen Arbeit) entwickelt.
Das kann man jetzt sicher wunderbar kommentieren, unsere Erziehung in Frage stellen oder das Ganze als 'Luxusproblem' abtun. Ich möchte aber von Euch nicht wissen, was wir in den letzten Jahren hätten anders machen können. Es ist wie es ist.
Bei einem Testament kann man bestimmen, dass Vermögen zwar an Minderjährige oder junge Erwachsene vererbt wird, diese aber vor dem Erreichen einer gewissen Altersgrenze nicht darüber verfügen können und das Ganze in der Zwischenzeit treuhänderisch verwaltet wird. Solche Konstellationen gab es in unserem Familienumfeld (inklusive Erbfall) und so steht es auch in unseren Testamenten.
Mit dem Depot hingegen ist jetzt eine Situation entstanden, bei der uns keine Möglichkeiten bleiben, das Geld in irgendeiner Form zu ‚schützen‘. Wenn ich vor dem 18. Geburtstag das Depot durch Verkauf oder Aktienübertragung leermache (um das Geld temporär für das Kind woanders anzulegen), dann ist das rechtlich gesehen illegal, es würde die NV-Bescheinigung bei weitem überschreiten und das Kind müsste sich selbst krankenversichern – zumindest theoretisch. Nichts davon erscheint uns erstrebenswert.
Habt Ihr eine Idee, wie wir sicherstellen können, dass
1) das Kind entweder auch nach seinem 18. Geburtstag nichts von dem Depotvermögen erfährt (bis mindestens 25), oder
2) wenn 1) unmöglich ist, es das Geld nur mit unserer Zustimmung ausgeben oder anderweitig investieren kann?
Soweit ich weiß, verlieren wir mit dem Erreichen des 18. Lebensjahrs des Kindes automatisch den Zugriff auf das Depot. Man könnte dann zwar vermutlich im gegenseitigem Einvernehmen ein Gemeinschaftsdepot daraus machen - dies würde aber dennoch beiden Seiten den vollen Zugriff gestatten und außerdem natürlich eine Offenlegung durch uns erfordern.
Abschließend möchte ich nochmal betonen, dass es uns natürlich nicht darum geht, dem Kind das Geld vorzuenthalten – im Gegenteil: Wir möchten, dass es erhalten bleibt, sich idealerweise noch weiter vermehrt und in 7-10 Jahren als „Startkapital“ für eine eigene Familie und/oder eine Selbstständigkeit zur Verfügung steht. Bis dahin soll das Kind den Wert von Geld (und der eigenen Arbeit) verstehen lernen – am besten ohne vom eigenen Vermögen Kenntnis zu haben.
Wie stellen wir das an?