Neue Richtlinie: Nachhaltige Anlageberatung wird Pflicht

  • Hallo,


    Zitat aus dem letzten biallo.de Newsletter:

    "Das Thema grüne Geldanlage wird bei Banken und Sparkassen bald zur Pflicht. Ab dem 2. August nämlich müssen die Anlageberater der Geldinstitute ihre Kundinnen und Kunden nach deren Vorlieben bei nachhaltigen Anlageprodukten befragen. Das schreibt die EU-Richtlinie "Mifid II" vor."


    Mich würden Erfahrungen dazu interessieren. Wie wird dieses bei den unterschiedlichen Anlageberater der Geldinstitute umgesetzt?

    Bisher wurde ich dazu noch nicht ausgefragt.

  • Gut zu wissen … mach ich doch mal nen Termin und gucke ob die sich schön an die Richtlinien halten ?

  • Die große Frage ist ja, was ist schlimmer. Anlage"beratung" durch Finanzproduktverkäufer oder "nachhaltige" Anlage"beratung" durch selbige?

    Wer schlau ist, macht einen großen Bogen um Verkäufer die sich Berater auf die Visitenkarte schreiben. Der wird dann auch nicht von solchen Regeln gestört

  • ... ich stelle mir gerade Bankberater mit bunten Klamotten aus dem Dritteweltladen und mit Birkenstock-Sandalen vor, die Müsliriegel naschen und leicht bekifft eine 'nachhaltige Anlageberatung' ansinnen ;)

    (Sch... -Klischees)


    Egal... und abhängig davon... diese neuen Vorgaben scheinen mir kaum auf einen besseren Verbraucherschutz abzuzielen, sondern primär den Instituten beim Enthaften (für Beratungsfehler) helfen...

  • ... ich stelle mir gerade Bankberater mit bunten Klamotten aus dem Dritteweltladen und mit Birkenstock-Sandalen vor, die Müsliriegel naschen und leicht bekifft eine 'nachhaltige Anlageberatung' ansinnen ;)

    (Sch... -Klischees)


    Egal... und abhängig davon... diese neuen Vorgaben scheinen mir kaum auf einen besseren Verbraucherschutz abzuzielen, sondern primär den Instituten beim Enthaften (für Beratungsfehler) helfen...

    Eine-Welt-Laden! Teilweise auch nur Weltladen! :cursing:


    Dass die Deutsche Bank ab August berät wie die Umweltbank ist wohl eher nicht zu erwarten.

  • Hmm,

    das Pendel schlägt ja in beide Richtungen aus.

    In diesem Zusammenhang wäre ja zu klären, ob die Umweltbank oder die GLS-Bank nun auch aktive Beratung zu Atom-Investitionen anbieten. Ist ja schließlich nach den EU Kriterien jetzt auch 'nachhaltig'. :evil:

  • Hmm,

    das Pendel schlägt ja in beide Richtungen aus.

    In diesem Zusammenhang wäre ja zu klären, ob die Umweltbank oder die GLS-Bank nun auch aktive Beratung zu Atom-Investitionen anbieten. Ist ja schließlich nach den EU Kriterien jetzt auch 'nachhaltig'. :evil:

    Die Umweltbank hat sehr strenge Ausschlusskriterien.
    Atomkraft wird ausgeschlossen. Die eigenen Ausschlusskriterien stehen über der EU-Taxonomie.
    https://www.umweltbank.de/uebe…altigkeit/anlagekriterien

    Das gleiche gilt für die GLS-Bank.
    https://www.gls.de/privatkunden/warum-gls-bank/gute-gruende/

    Die ziehen das sehr streng und transparent durch.

  • Die Umweltbank hat sehr strenge Ausschlusskriterien.


    Die ziehen das sehr streng und transparent durch.

    Das mit den Kriterien gilt auch für eine Bekannte von mir - die zieht das zudem auch sehr streng durch.


    Allerdings von der anderen Seite aus gesehen. In ihrem Depot liegt der absolute Schwerpunkt schon sehr lange auf "sündige Aktien" (sozusagen gerade nicht der "political correctness" folgend). Mit diesen Aktien (u. a. aus den Bereichen Tabak, Alkohol, Öl, Rüstung usw.) war sie über die Jahrzehnte ziemlich erfolgreich. Das anfangs eher bescheidene Depot ist inzwischen immerhin siebenstellig.


    Ihr knapper Kommentar, warum sie so investiere: "Weil die Menschen sind, wie sie sind und auch die Staaten sind, wie sie sind".


    Dem muß man sich natürlich nicht anschließen. Ein valides Argument nichtsdestotrotz.


    Wobei man wahrscheinlich schon trefflich streiten könnte, was unter "nachhaltig" zu verstehen ist (Beispiel: Atomkraft, in der EU (Beispiel: "Atomeuropameister" Frankreich vs "Aussteiger" Deutschland) scheint es da unterschiedliche Auffassungen zu geben). Hat nicht eine EU-Kommission im Rahmen der Taxonomie Atomkraft erst in letzter Zeit als "nachhaltig" eingestuft ? Abgrenzung und Definition scheinen jedenfalls nicht ganz so einfach zu sein.


    Wobei die besagte Bekannte in dem Zusammenhang "Bankberatung" wohl trocken sagen würde: "Wer von einem Bankberater Beratung erwartet, glaubt wahrscheinlich auch, daß ein Zitronenfalter Zitronen faltet" ...

  • Allerdings von der anderen Seite aus gesehen. In ihrem Depot liegt der absolute Schwerpunkt schon sehr lange auf "sündige Aktien" (sozusagen gerade nicht der "political correctness" folgend). Mit diesen Aktien (u. a. aus den Bereichen Tabak, Alkohol, Öl, Rüstung usw.) war sie über die Jahrzehnte ziemlich erfolgreich. Das anfangs eher bescheidene Depot ist inzwischen immerhin siebenstellig.

    Natürlich muss jeder für sich selber entscheiden, was einem wichtig und was nicht. Und man muss daran glauben, dass man mit seinen Invest-Entscheidungen die Welt einen kleines bisschen in die Richtung entwickelt in die man will dass sie geht z. B. Dekarbonisierung.

    Die andere Frage ist die der Rendite. Es wäre spannend dem Depot Deiner Bekannten einen MSCI World SRI (ca. 370 Werte mit insgesamt 75% weniger CO2-Emissionen im Vergleich zum normalen MSCI World) gegenüber zu stellen und die Rendite zu vergleichen.

    Natürlich lässt sich mit den Sündigern (fossile Brennstoffe, Tabak/Alkohol, Waffen, Skandal-Firmen, Genmanipulation, Atomkraft etc.) Geld verdienen. Aber lässt sich das nicht auch mit grünen Werten (Erneuerbare Energie, Kreislaufwirtschaft, Gesundheit, gesunde Ernährung, klimaschonendes Bauen und Wohnen, grüne Infrastruktur, Holz usw.)? Und vielleicht sogar mehr Rendite weil weniger emissionsintensive Branchen eine bessere Zukunft haben (z. B. Belastung durch CO2-Preis für Shell, Exccon und Verbrenner-Techniken)?

  • Natürlich muss jeder für sich selber entscheiden, was einem wichtig und was nicht.

    :thumbup:


    Und man muss daran glauben, dass man mit seinen Invest-Entscheidungen die Welt einen kleines bisschen in die Richtung entwickelt in die man will dass sie geht z. B. Dekarbonisierung.

    Was einen nicht unerheblichen Optimismus voraussetzt (man könnte auch fast sagen Naivität). Jedenfalls dann, wenn man öfter in anderen Ländern und Kontinenten privat und auch beruflich unterwegs war. So wie diese Dame.

    Die andere Frage ist die der Rendite. Es wäre spannend dem Depot Deiner Bekannten

    Aus Sicht der Dame (nicht völlig identisch mit meiner Sicht übrigens) wahrscheinlich der wesentliche wenn nicht entscheidende Punkt.

    Natürlich lässt sich mit den Sündigern (fossile Brennstoffe, Tabak/Alkohol, Waffen, Skandal-Firmen, Genmanipulation, Atomkraft etc.) Geld verdienen.

    Davon war sie schon vor Jahrzehnten überzeugt - und ist es bei ihrem jetzigem Depotstand umso mehr.

    Und vielleicht sogar mehr Rendite ...

    ... mit "grünen Werten". Möglich ist das. So nüchtern wie ich die Dame einschätze, wird sie wohl dann auf "nachhaltige Werte" umsteigen oder diese zumindest mit einbeziehen - wenn diese auch "nachhaltig bessere Renditen" generieren. Die letzten wenige Jahre als Vergleich dürften der Dame vermutlich zu wenig aussagekräftig für einen derartigen Sinneswandel und damit ihren Blick auf die Welt sein (die Menschen, die Nationen sind, wie sie sind ...).


    Was ihr generell nicht so gefallen würde (und da ist meine Haltung dagegen sehr ähnlich) - wenn sie sich denn von Banken, Finanzdienstleistern, Vermögensverwaltern beraten lassen würde; sie verwaltet ihr Depot von Anbeginn an in Eigenregie - ist der generelle Ansatz (wie auch schon bei Basel 1-3, Mifid 1-2, WIKR etc. - manches sicherlich sinnvoll, anderes eher nicht): Da scheint dann - jedenfalls teilweise - seitens der EU bzw. der EU-Kommission nicht mehr das Leitbild des eigenverantwortlichen Bürgers und mündigen Verbrauchers dahinterzustehen - sondern eines mehr oder weniger ahnungslosen Menschen, der an die Hand genommen, vollumfänglich beschützt und in die "richtige Richtung" gelenkt werden muß. Da könnte man sich teilweise fast "entmündigt" vorkommen, zumindest erinnert es teilweise an staatlich "betreutes Anlegen". Um es zugegebenermaßen zugespitzt zu formulieren. Das aber in dem Zusammenhang nur am Rande. Denn so sehe ich mich als Anleger beispielsweise nicht und finde mich daher auch in diesem Leitbild der EU nicht so recht wieder.

  • Und vielleicht sogar mehr Rendite weil weniger emissionsintensive Branchen eine bessere Zukunft haben (z. B. Belastung durch CO2-Preis für Shell, Exccon und Verbrenner-Techniken)?

    Wenn man an halbwegs effiziente Märkte glaubt, dann müsste das schon eingepreist sein. Oder der Markt glaubt nicht daran, dass die Politik tatsächlich bereit ist die notwendigen Schritte zu gehen damit solche Firmen unwirtschaftlich werden. Wenn ich mir anschaue wie man aktuell rumeiert, dann ist diese Vermutung nicht von der Hand zu weisen.

  • Und man muss daran glauben, dass man mit seinen Invest-Entscheidungen die Welt einen kleines bisschen in die Richtung entwickelt in die man will dass sie geht z. B. Dekarbonisierung.

    Glaubst du wirklich, dass die 'paar' auf Nachhaltige Investitionen ausgerichteten Sparer-Investoren mit ihrem Kleingeld die Welt verändern?

    Vergleiche einmal nüchtern die Sparraten mit den allgemeinen Lebenshaltungskosten und frage dich, ob ein nachhaltigerererer Konsum nicht wesentlich tiefergreifende Auswirkungen haben könnte, als die paar 'lumpigen' Investitionen (in Relation zu den Ausgaben fürs Wohnen, den Individualverkehr, Essen und Trinken, Technik, Urlaub, Klamotten...?

  • Ich würde es überaus begrüßen, wenn diese sog. "Berater" wirklich beraten würden und nicht in der überwiegende Mehrheit als provisionsgeile Verkäufer unterwegs wären und dem Kunden alles erzählen, solange die eigene Provision stimmt.

  • ... wenn diese sog. "Berater" wirklich beraten würden und nicht in der überwiegende Mehrheit als provisionsgeile Verkäufer unterwegs wären und dem Kunden alles erzählen, solange die eigene Provision stimmt.

    1. Die Mehrheit jener 'Berater' berät tatsächlich, dies allerdings im Rahmen der durch deren Arbeitgeber vorgegebenen Richtlinien... und auch im Rahmen der oftmals begrenzeten (kognitiven) Fähigkeiten, die letztlich auch den Interessen der Arbeitgeber und den daraus gestrickten Ausbildungsinhalten geschuldet sind. Ausnahmen bestätigen jedoch, wie so oft, die Regel. Es soll auch Berater und Innen geben, die durchaus über den Tellerrand hinaus blicken und sich ' voerbotenerweise' selbst und auf eigene Faust ordentlich weitergebildet haben. Wir können hierzu ja einmal mehr unseren Mitleser und -schreiber MichaG konsultieren.


    2. Das mit den provisionsgeilen Verkäufern halte ich für ein Gerücht, das dem in Schland weit verbreiteten Sozialneid geschuldet ist. Die meisten Berater*innen in den Banken/Geldinstituten/Finanzinstituten, die ich gerne und liebevoll als Bankster bezeichne, leben von 'verkaufserfolgsunabhängigen' und somit mehr oder minder fixen Gehältern.


    3. Mit ist es sowas von egal, ob und wie diese Berater beraten... Meine paar Öcken manage ich selbst! ;)

  • Die MiFiD-Richtlinie verlangt ja erst einmal nur, dass sich der Berater erkundigen und dokumentieren muss, ob der Kunde eine Präferenz für nachhaltige Produkte hat.

    Ist die Antwort ja, wird ein nachhaltiger Fonds empfohlen, sonst eher ein normaler Fonds.

    Das Ergebnis ist dem Berater egal, schließlich sind beide Fonds aus dem gleichen Hause und enthalten zufällig die gleichen Gebühren.

    Es soll auch Berater und Innen geben, die durchaus über den Tellerrand hinaus blicken und sich ' verbotenerweise' selbst und auf eigene Faust ordentlich weitergebildet haben.

    Klar gibt es auch Berater, die fit sind. Aber um eine gleichbleibende Qualität in der Beratung zu gewährleisten, darf natürlich ausschließlich nach einem klar strukturiertem Prozess beraten werden.

    Beispiel: Ich kenne eine Bank, die für die normale Beratung prinzipiell keine Bankkaufleute mehr einstellt (zu teuer). Die angelernten Berater dürfen eine vorgegebene Produktpalette von genau 10 Produkten verkaufen: 1 Kontomodell, 1 Bauspartarif, 1(bis 2) Fonds, etc.

    Wenn der Kunde einen anderen Fonds möchte, darf dieser Berater nicht weiter beraten, da er auf andere Fonds nicht geschult ist. Falls der Kunde sich nicht von dem ausgewählten Produkt überzeugen lässt, kann er sich einen Termin bei einem speziellen Vermögensberater geben lassen, der dann auf mehreren Fonds geschult ist.

    Zu viel Ahnung zu haben ist also sicherlich ein Handicap.

  • Glaubst du wirklich, dass die 'paar' auf Nachhaltige Investitionen ausgerichteten Sparer-Investoren mit ihrem Kleingeld die Welt verändern?

    Vergleiche einmal nüchtern die Sparraten mit den allgemeinen Lebenshaltungskosten und frage dich, ob ein nachhaltigerererer Konsum nicht wesentlich tiefergreifende Auswirkungen haben könnte, als die paar 'lumpigen' Investitionen (in Relation zu den Ausgaben fürs Wohnen, den Individualverkehr, Essen und Trinken, Technik, Urlaub, Klamotten...?

    Es sind immerhin knapp 10% (Anteil "Nachhaltiger Investments"):
    https://www.bibessen.de/wir-fu…4%20auf%209%2C4%20Prozent.

    Aber auf jeden Fall sehe ich das ganzheitlich: Meine "Grünen" Invests sind Teil einer Gesamtstrategie: Grün leben. z.B. kein Verbrenner-Auto, kein Fleisch usw.

  • Aber auf jeden Fall sehe ich das ganzheitlich: Meine "Grünen" Invests sind Teil einer Gesamtstrategie: Grün leben. z.B. kein Verbrenner-Auto, kein Fleisch usw.

    Ja... dein Hinweis auf die round about 10% stützt ja meine These. Das "grüne" Verhalten in Bezug auf den 'Konsum', denke ich, und da bin ich nicht alleine, hat wesentlich mehr Einfluss im Sinne der Nachhaltigkeit, als die tatsächlich getätigten Investitionen.


    Ich selbst investiere bzw. bin in 'konventionelle' Aktien investiert, und dies seit mehr als 30 Jahren. Wenn ich's nüchtern betrachte, sind da gar keine 'so richtig Bösen' (bei den AGen) dabei. Und ja, das leicht 'grüne Verhalten' praktiziere ich schon lange.

  • Ich würde es überaus begrüßen, wenn diese sog. "Berater" wirklich beraten würden und nicht in der überwiegende Mehrheit als provisionsgeile Verkäufer unterwegs wären und dem Kunden alles erzählen, solange die eigene Provision stimmt.

    Mich wundert es ein wenig, wie hier im Forum im Schnitt die Einstellung zu solchen „Beratern“ ist. Der hier zitierte Beitrag steht nur exemplarisch für viele, die in diese Richtung gehen. Wie gesagt, mich wundert es, weil …


    Die Mehrzahl der Menschen hier scheint eine gewisse Affinität oder zumindest ein gewisses Interesse an Investitionen in Aktien oder Fonds oder ETFs zu haben. Von daher unterstelle ich, dass den Menschen hier das Konzept des Kapitalismus nicht gänzlich fremd ist; ebenso der Gedanke, dass es Sinn, Zweck und Ziel eines Unternehmens ist, Gewinn zu erwirtschaften. Wenn nun aber der Mitarbeiter einer Bank daherkommt, empören sich die Leute, dass dieser Bankmitarbeiter so beraten will, dass es der eigenen Bank nutzt, und wünschen sich einen einzig und allein am Kunden orientierten und ohne eigene Interessen beratende Berater herbei.


    Das passt doch nicht zusammen.


    Das ist so, als würden sie von einem Einrichtungsberater in Möbelhaus X erwarten, eine neue Küche aus Möbelhaus Y zu empfehlen, bloß weil das mehr den Kundeninteressen entspricht.


    Wo kommt dieses - mit Verlaub - etwas naive Wünschen her? Warum wird hier so besonders beklagt, dass es einen mündigen und selbstverantwortlich agierenden Kunden braucht? Oder wird das auch in anderen Sparten ähnlich beklagt, und mir ist dies bislang nur nicht aufgefallen?

  • Ich glaube es geht um den Begriff "Berater".


    Ich fände es auch schwierig meinen Hot-Dog-Verkäufer als "Ernährungsberater" zu bezeichnen, wenn die Beratungsergebnisse nur "mit Rostzwiebeln" oder "mit Rotkohl" lauten können. ;)