Haus abbezahlt, was nun?

  • Hallo in die Runde,

    viele Fragen und Antworten beziehen sich auf das Thema mieten oder kaufen? Bei den meisten Artikeln ging es darum, ob man sich zB mit 30 oder 35 Jahren eine Immobilie kaufen oder mieten soll? Und wie der weitere Finanzierungsplan/Altersvorsorge aussieht.

    In unserem Fall sieht es aber anders aus: Wir sind ein Ehepaar (50 J.) und haben diesen Schritt bereits hinter uns. Also ein Einfamilienhaus seit 20 Jahren bewohnt und nun abbezaht. Da die Kinder aus dem Haus sind, wird es uns zu groß und wir denken über den Verkauf nach (erwarteter Erlös ca. 320000-350000 Euro). Ein neues Eigentum möchten wir allerdings nicht wieder, zudem wollen wir auch nicht mehr Zeit, Kraft und Geld in eine eigene Immobilie stecken. Stattdessen stellen wir uns eine Art Penthaus-Wohnung zur Miete vor und möchten den Erlös des Hauses für die restlichen Jahre anlegen und teilweise davon leben.
    Da wir beide noch berufstätig sind, möchten wir noch 10 Jahre arbeiten um dann langsam in den Ruhestand zu gehen. Bedeutet, dass wir Miete und Leben nach wie vor von unseren Gehältern finanzieren können und fast den kompletten Erlös für mind. 10 Jahre anlegen können. Natürlich nur, wenn nix dazwischenkommt, wie Krankheit, Tod oder ähnliche Katastrophen.

    Gibt es unter Euch welche, die diesen Weg gegangen sind und hat der funktioniert? Welches Pro und Contra gibt es bei solch einer Lebensentscheidung? Ist unser Plan für die kommenden 30 Jahre realisierbar? Und welche Anlage sollte man anstreben? Wir wollen kein Eigentum vererben, allenfalls noch etwas Vermögen, falls am Ende noch was da ist:-)

    Dies sind so allgemein unsere Fragen, die wir uns stellen!
    Falls Ihr uns mit Erfahrungen weiterhelfen könnt, wären wir sehr dankbar über Eure Antworten hier in diesem Forum.
    Vielleicht hat ja auch das Finanztip-Team hierzu eine Meinung?

    Vielen Dank und schöne Grüße an alle
    Michael

  • Ich frag mal vorsichtshalber vorab. Möchtest du eine ehrliche oder eine freundliche Antwort?

  • 5.1.2023

    Von McProfit aus Stuttgart an Michael M.

    Hallo Herr Michael, ich habe gerade zufällig Ihre Frage gelesen weil ich selbst hier im Forum beim Thema Schenkungssteuer Fragen gestellt habe.

    Ihre Frage hier ist gar nicht so selten wie Sie vielleicht meinen.

    Ich gerhöre zur Generation Ü70 und wohne hier im Schwabenland wie das so üblich ist im eigenen Haus. Viele meiner Gleichaltrigen stellen sich Ihre Frage.

    Aber Achtung:

    Der Grund für einen eventuellen Haus-Verkauf ist sehr unterschiedlich.

    Der Hauptgrund wenn jemand hierzulande altershalber sein Haus verkauft ist in erster LInie, dass im Alter das Wohnen im Haus problematischer wird.

    Wir haben hier in Süddeutschland viele Hanglagen mit vielen Zugangstreppen von der Straße zum Haus und auch im Haus selbst besteht das Wohnen meist aus mindestens 3 Etagen,.

    Im UG die Nebenräume, Waschen, Abstellen, Geräte

    im EG die Wohnräume, Wohnen, Essen, Küche, Ausgang zur Terrasse Garten

    und im 1. Stock die Schlafräume mit Bad, Kinderzimmer usw.

    Diese Aufteilung ist sowohl bei freistehenden Häusern als auch bei Doppel- oder Reihenhäuser üblich.

    Diese Aufteilung und die Hanglage ist oft der Grund warum viele Eigentümer im Alter verkaufen wollen und das oft nicht erst dann, wenn es mit den Treppen nicht mehr geht sondern schon VORHER

    Diese Gruppe von Menschen kauft sich meist eine grozßügige Wohnung weil man ja die große Wohnfläche gewohnt ist. Da man beim Hausverkauf zumindest hier in Süddeutschland eher 500.000 bis 1 Mio. Euro für ein Haus bekommt, können diese Menschen sich auch meist eine größere Wohnung leisten. Diese Wohnung wird aber fast immer GEKAUFT. Für SChwaben die vorher im Eigentum gewohnt haben, ist Miete eher die Ausnahme..

    Die 2. Gruppe:

    Es gibt aber auch hierzulande viele ältere Hausbesitzer die ihr Haus abbezahlt haben. Das Haus kostet aber hohen Unterhalt, Reparaturen, Handwerker, Gärtner, Reinigung, Kundendienste usw. Diese Menschen haben aber zum Beispiel keine Kinder oder keine Erben oder die Erben sind längst selbst gut versorgt.

    In diesem Fall gibt es tatsächlich eine Gruppe von Eigentümern die ihr Haus zum hohen Wert verkaufen und sich dann eine große MIET-Wohnung suchen oder eine kleinere Eigentumswohnung und somit ÜBERSCHUSS haben den sie zusätzlich zur Rente einsetzen können ums sich damit den Lebensabend zu verschönern.

    Die Anlage des Kaufpreises ist ein anderes Thema, da kommt es auf die HÖhe an und natürlich auf die Kapitalerträge, also Zinsen, Dividenden oder Mieteinnamen.

    Dazwischen gibt es viele andere Lebenssituationen die ich hier nicht beschreiben will weil das sonst noch länger wird.

    Es gibt inzwischen auch die Möglichkeine sein Haus zu Lebzeiten zu verkaufen mit einem lebenslänglichen WOHNRECHT.

    Dazu könnte ich viel sagen. Zu den Vor- und Nachteilen.

    Auch das würde aber auch zu weit führen weil es noch selten vorkommt.

    Falls Sie noch mehr wissen wollen, einfach Fragen stellen.

    Als Ü70er bin ich nicht nur in der Theorie gut bewandert sondern auch im praktischen Leben.

    Egal wie Sie sich entscheiden, alles hat Vor- und Nachteile.

    Es gibt keine pauschale Empfehlung sondern bei dieser Frage kommt es ganz auf den Einzelfall an.

    Viel Glück und Gruß von schwäbischen McProfit.

    Ich bin hier in diesem Forum eher auf der Geldanlagesparte zu finden.

    Das ist aber erst ein Thema wenn Ihre Entscheidung beim Haus gefallen ist.

  • Hallo, und Willkommen im Forum!


    Da man für eine richtige Antwort ein bissle mehr über die Gesamtsituation wissen muss, mal drei konkrete Fragen vorneweg:


    1) Wenn ein 20-jähriges EFH bei Euch rd. 350.000,- bringen wird - wieviel Miete rechnet ihr denn, für das genannte Penthouse aufwenden zu müssen?


    2) Gibt es denn momentan noch andere signifikante Vermögenswerte?


    3) Wie hoch ist denn jetzt - nachdem die Finanzierungsraten weggefallen sind - Eure monatliche Sparrate. Also, was ist monatlich übrig, um es auf die Seite zu legen?


    Viele Grüße

    TamInvest

  • Hallo Michael M und Herzlich Willkommen im FT-Forum,

    liest sich in meinen Augen nicht schlecht, was wohl daran liegt, dass es auch meiner Lebensplanung entspricht.;)


    Ich würde Euch mal empfehlen einen genauen Blick auf den Blog von Georg zu werfen.

    https://www.finanzen-erklaert.de/

    Georg hat in seinem Blog bereits diverse Fallbeispiele durchgerechnet. Er bietet auch entsprechende Individualberatungen an!


    Aktuell könnte natürlich die Situation auf dem Immobilienmarkt Euer Idee ein Problem bereiten. Die Immobilie meiner Eltern hat lt. Aussage der Makler in diesem Jahr rund 25% an Wert verloren.

  • Hallo.


    Das Vorhaben ist grundsätzlich umsetzbar. Man muss nur wissen, was man will. Zur Miete zu wohnen ist ja doch etwas anderes als im Eigenheim zu leben.


    Solange zwei Gehälter kommen, sollte Miete nicht das Problem sein. Der Erlös kann ja noch etwas arbeiten, daher passt das schon grob.


    Müsste man dann natürlich noch konkret durchrechnen.


    Nur 50 + 10 ist nach meiner Rechnung 60 und damit eher knifflig in Sachen Ruhestand. Da wären dann wohl noch ein paar Jahre zu überbrücken.

  • Vielen Dank für Dein Interesse!
    Zu 1) Das Haus ist 40 Jahre alt, wir haben es lediglich vor 20 Jahren gekauft, renoviert und nun abbezahlt. Eine Miete für solch eine Wohnung liegt in unserer Gegend so um die 1250-1500 Euro warm!
    Zu 2) Weitere Vermögenswerte gibt es momentan nicht, außer kleinere private Rentenversicherungen, die dann aber erst mit 67 zum Tragen kommen. Je 1 Haus unserer beider Eltern würde noch ein Thema werden, sobald diese versterben. Mit diesem Erbe rechne ich erstmal gar nicht, weil sich auch das hoffentlich noch 10-15 Jahre , gerne länger hinzieht.
    Zu 3) Wir sind durchaus in der Lage 1500-2000 Euro zur Seite zu legen, wenn keine Finanzierungsraten anfallen.

    Viele Grüße
    Michael

  • Hallo monstermania,
    vielen Dank für Deinen Kommentar!
    Diesen Blog werde ich mir gerne einmal anschauen.....danke für den Tipp!
    Ob unser Haus mehr oder weniger als 320000-350000 Euro Verkaufserlös bringt, das wissen wir bis dato natürlich nicht. Werden die nächsten Monate zeigen, wenn wir versuchen es mal auf den Markt anzupreisen.

    Gruß Michael

  • Hallo Referat Janders,

    vielen Dank für Deinen Kommentar!

    50 + 10 sind selbstverständlich 60 :) und dann wollen wir hoffentlich noch 20 gute Jahre haben :) Mit 60 Jahren haben wir dann ein weiteres Jahrzehnt gelebt, gearbeitet, gespart und hoffentlich auch das Geld vom verkauften Haus gut angelegt! Wieviel Rendite in 10, 20 Jahren erreicht werden, dass wissen wir leider alle nicht. Die Hoffnung ist natürlich, dass es eine kleine akzeptable Rendite im Plus ergibt, aber garantieren kann uns das niemand. Deshalb möchten wir auch in 10 Jahren wieder schauen, was wir dann mit unserem weiteren Leben anfangen wollen. Wie stehen wir finanziell da? Sind wir gesund oder müssen wir uns wohnungstechnisch einschränken? Gefällt uns das Mieterleben so gut, dass wir weiter so leben? Oder hat sich doch irgendwo eine andere Möglichkeit einer kleineren Eigentumswohnung ergeben? All das wissen wir erst in etwa 10 Jahren, aber die Weichen dafür möchten wir gerne jetzt stellen.....dann sieht man weiter!

    Gruß Michael

  • Zu 1) Das Haus ist 40 Jahre alt, wir haben es lediglich vor 20 Jahren gekauft, renoviert und nun abbezahlt. Eine Miete für solch eine Wohnung liegt in unserer Gegend so um die 1250-1500 Euro warm!
    Zu 2) Weitere Vermögenswerte gibt es momentan nicht, außer kleinere private Rentenversicherungen, die dann aber erst mit 67 zum Tragen kommen. Je 1 Haus unserer beider Eltern würde noch ein Thema werden, sobald diese versterben. Mit diesem Erbe rechne ich erstmal gar nicht, weil sich auch das hoffentlich noch 10-15 Jahre , gerne länger hinzieht.
    Zu 3) Wir sind durchaus in der Lage 1500-2000 Euro zur Seite zu legen, wenn keine Finanzierungsraten anfallen.

    Also, dann mal als ersten Gedanken von mir, auf der Basis überschlage ich mal gaaanz gaaanz grob: Ihr habt 350.000,- und spart noch zehn Jahre lang monatlich 1.500,- (= 10 x 12 x 1.500 = 180.000,-) an. Dann habt Ihr 530.000,- Euro,


    Wenn Ihr von dem Vermögen eine Entnahmequote von 2,75 Prozent realisiert, stehen Euch monatlich rd. 1.215,- Euro zur Verfügung. Damit habt Ihr also ungefähr die Warmmietkosten ohne Verzehr aus dem Vermögen gedeckt - und seid zugleich die auf einen Hausbesitzer unweigerlich zukommenden Kosten(risiken) los. Also, wenn Ihr alles sonstige Leben aus den Renten decken könnt, passt das doch.


    Wichtig: Die Zahlen werden am Ende ganz anders sein. Nicht berücksichtigt sind sowohl die Inflation als auch der Zuwachs durch Rendite des angelegten Vermögens. Ebenso der Umstand, dass Eure Sparrate nominell steigen wird, da Ihr Lohnerhöhungen bekommt, usw. Aber es gibt mal ein grobes Fahrgefühl, ob es sich lohnt, den angedachten Weg tatsächlich weiterzudenken.

  • Gibt es unter Euch welche, die diesen Weg gegangen sind und hat der funktioniert?

    ... nicht ganz genau so, aber so ähnlich. Ich habe mich in jüngeren Jahren (als ihr) vom Wohneigentum verabschiedet, u.a. weil mir die Bude zu groß geworden war. Seit dem bin ich zufriedener Mieter und in der Zwischenzeit 6 mal umgezogen, womit ich mir sehr kurze Wege zum Arbeitsplatz (und zurück) ermöglicht habe.

    Den Erlös vom Immo-Verkauf habe ich investiert... und heute könnte ich mir (inflationsbereinigt) mindestens 20 gleichwertige Hütten kaufen, wenn ich denn wollte. Dass der Otto-Normal-Investor mit den hier bevorzugten ETF auf MSCI World o.ä. dafür wenigstens um die 60 Jährchen bräuchte, steht auf einem anderen Blatt.

    Immobilienbestz zur Eigennutzung ist mMn überwiegend eine Frage des gewünschten Life Styles, weniger eine finanztechnisch-rationale Geschichte. Wenn ihr das so tun wollt, dann tut es.


    Die Hoffnung ist natürlich, dass es eine kleine akzeptable Rendite im Plus ergibt, aber garantieren kann uns das niemand.

    Die Chancen lagen in der Vergangenheit nicht schlecht, selbst mit einer Buy & Hold Investition in einen breit gestreuten Aktienfonds eine positive Real-Rendite zu erwirtschaften. Weshalb sollte dies künftig nicht auch möglich sein?

    Deshalb möchten wir auch in 10 Jahren wieder schauen, was wir dann mit unserem weiteren Leben anfangen wollen. Wie stehen wir finanziell da? ...

    Mein erster Gedanke: "Autsch!"

    Die etwas Clevereren 'planen' mit einer Vorausschau die Entwicklung ihres Nettovermögens. Da zählen das derzeitige Nettovermögen und das noch anzusparende Vermögen.


    Bei einer durchschnittlichen Rendite von rund 8% (nicht unrealistisch gewesen) hat sich eine Einmalinvestition in 10 Jahren etwas mehr als verdoppelt.

    Aus euren rund 350.000 Öcken könnten also durchaus ebbes über 700.000 Öcken werden.

    Und mit einer Sparrate von 1.500 Öcken könntet ihr durchaus auf um die 270.000 Öcken kömmen.

    Aus knapp einer Million kann ich mit moderatem Kapitalverzehr und unter der Voraussetzung, dass ich investiert bleibe, durchaus um die 40.000 Öcken pro Jahr (netto) entnehmen, also eine Monatliche 'Rente' von knapp über 3.300 Öcken realisieren. Jene 3.300 dürften in 10 Jahren vermutlich mindestend der Kaufkraft von heutigen 2.000 entsprechen.

    Da sich die Sparraten der letzten weniger als 5 Jahre eh nicht allzu dolle auf die Performance des Depots auswirken, könnt ihr auch gerne mit jenen Sparraten eure Cash Reserve aufstocken... und damit, also mit diesem Puffer, die Entnahme aus dem Depot (durch anteilige Verkäufe) auf Zeitpunkte schieben, die günstig/er sind, falls denn die Kurse genau in 10 Jahren etwas ungünstig ausfallen sollten.

    So weit zur 'Vorschau'. In diesem Zusammenhang ist die Beschäftigung mit Entnahmeplänen angeraten.


    Aber zurück zum 'Autsch!"...

    Die nächsten 10 Jahre im Blindflug verstreichen zu lassen und sich dann von den dann aktuallen Gegebenheiten überraschen zu lassen... das machen nur Diplomdeppen.

    Wer keine wabbelige Masse zwischen den Ohren herumträgt, der vergleicht seine 'Vorschau' wenigstens einmal im Jahr mit den IST-Werten... und reagiert dann entsprechend.


    Wenn ihr mehr Input braucht, dann fragt einfach weiter...

  • Hallo zusammen,


    wir stehen vor einer ähnlichen Situation. Wir (57J./58 J.) haben unser Haus abbezahlt und werden mit 65 Jahren in Pension gehen.

    Das EFH würde einen Verkaufspreis von ca. 400.000€ erzielen. Eine Mietwohnung für uns würde ca. 1.200€ warm kosten.

    Zwei Gedanken:

    1. Das EFH ist zu groß (Kinder sind aus dem Haus) und macht viel Arbeit. Gleichzeitig liegt das abbezahlte Haus, quasi als totes Kapital herum. Bis auf eine theoretische Wertsteigerung kommt nicht viel dabei rum.


    2. Der Verkauf des EFH ist vom Gefühl her ein Risiko, weil

    a) Ich kann gekündigt werden. Jeder Umzug kostet viel Geld und bedeutet Aufwand.

    b) Man hat auf einmal wieder Nachbarn, auf die man Rücksicht nehmen muss oder die selber keine Rücksicht auf uns nehmen.


    3. Natürlich kann ich aus unserem Einkommen die Miete aufbringen. Im eigenen Haus habe ich diesen Kosten nicht. Ich weiss, dass ich natürlich auch Instandhaltungen im eigenen Haus zu leisten habe. Ich lasse den letzten Gedanken erst mal aussen vor.


    Um es mit dem jetztigen Zustand und ohne Lebensstandardveränderungen zu vergleichen muss ich -gedanklich- vom Verkaufspreis auch die Miete zahlen.


    Wie würde sich das finanziell darstellen lassen ?


    M.E. würde ich das über lange Zeit ersparte Vermögen, in Form des EFH, wieder verbrauchen um die Miete zu zahlen.

    Am Ende (also mit 80 oder 90 Jahren) stehe ich dann ohne Haus dar und zahle Miete.

    Gehe ich mal von 20 bzw. 30 (Rest-)Lebenszeit aus sind das Summen die dem Verkaufspreis entsprechen.

    20x12x1.200(miete)= 288.000 € oder 30x12x1.200(miete)= 432.000€.


    Vielleicht mache ich aber auch einen Gedankenfehler bei der Nutzung des Verkaufspreises ?


    Über Hinweise, Tips und Meinungen wäre ich sehr dankbar.

  • 20x12x1.200(miete)= 288.000 € oder 30x12x1.200(miete)= 432.000€.

    Vielleicht mache ich aber auch einen Gedankenfehler bei der Nutzung des Verkaufspreises ?


    Über Hinweise, Tips und Meinungen wäre ich sehr dankbar.

    Der Gedankenfehler ist, dass Du/Ihr davon ausgeht, dass das freiwerdende Kapital aus dem Hausverkauf keinerlei Rendite abwirft.

    Aktuell bekommt man z.B. auf 10 jähriges Festgeld in Deutschland aber schon wieder 4,25% Zinsen. So werden aus 100.000€ dann in 10 Jahren 142.500€. Entsprechend länger würde das Geld dann reichen.

    Ihr könnt ja mal etwas mit diesem Rechner spielen: https://www.zinsen-berechnen.de/entnahmeplan.php


    Dann bekommt man einen guten Eindruck, wie sich Zinsen auf die Entnahmedauer auswirken.

    Ob und wie Ihr das letztlich konkret umsetzt, ist dann noch mal eine ganz andere Frage.


    PS: Ich habe meinen Eltern vor vielen Jahren geraten Ihr Haus zu verkaufen und sich von dem Geld noch etwas zu gönnen. Leider konnte insbesondere mein Vater nie loslassen. Mein Vater ist letztes Jahr verstorben und nun sitzt meine Mutter (>80) allein im Haus.

    Gartenpflege und Putzfrau kommt regelmäßig (kostet Geld).

    Aktuell stehen wir auf mehreren Wartelisten für eine Wohnung in einer Seniorenwohnanlage in unserer Nähe (Wartezeit 4-5 Jahre!). Also kümmert Euch rechtzeitig, denn einen alten Baum verpflanzt man nicht mehr so einfach.

  • Nur ein kurzer Gedanke hierzu, da meine Eltern vor einigen Jahren vor derselben Situation/Entscheidung standen: Ich glaube, dass es zu kurz gedacht ist, hier allein die finanziellen Auswirkungen/Situationen gegeneinander aufzurechnen. Denn entscheidender ist doch die Frage, ob man im fortgeschrittenen Alter überhaupt noch ohne Weiteres in der Lage sein wird, zu zweit oder evtl. sogar allein ein EFH (oder auch nur eine Doppelhaushälfte) zu unterhalten und zu bewohnen. Allein ein im älteren Alltagsleben schnell passierter Unfall (Treppensturz o.ä.) kann schnell dazu führen, dass das Haus nicht mehr geeignet ist. Das kann einem natürlich auch in einer Wohnung passieren. Aber der springende Punkt ist doch, dass man rechtzeitig gut und ohne Druck überlegen sollte, wie man im fortgeschrittenen Alter leben will und kann. Und eine altersgerechte Wohnung unter Zeitdruck zu finden - wenn dann doch mal was passiert ist - dürfte wohl an vielen Orten nicht so einfach sein. Viele EFH stehen ja auch in Gegenden, die eher reine Wohngegenden sind. Wenn man dann im Alter evtl. auf Auto etc. verzichten möchte/muss, steht man evtl. vor dem Problem, dass der Kino-, Theater- was-auch-immer-Besuch nicht ohne Weiteres zu bewerkstelligen ist.

  • Nun ja, in solchen Fällen ist es meistens, wie mans macht verkehrt. Bei Verkauf würde das Geld, ohne Rücksicht auf Mieterhöhungen, 333 Monate reichen. Weiterhin sind auch bei einem abbezahlten Haus die anfallenden Nebenkosten höher. Wenn das Haus abbezahlt ist, gehe ich davon aus, dass es ein paar Jahre alt ist und die ersten Reparaturen und Instandhaltungen anstehen. Allerdings ist man an die Vorzüge gewöhnt und kennt sein Umfeld, was wiederum den Verkauf schwerer werden lässt. Zum finanziellen bei Verkauf, ein ETF macht Sinn, allerdings hat es bis zu15 Jahre gedauert bis er wieder im Plus war, ist allerdings der bisher schlechteste Fall. In der Regel rechnet man mit 5-7% durchschnittlicher Rendite. Also würde eine Aufteilung eine Lösung sein, möglich wären 50/50, ETF zu sicheren Anlagen (TG/FG). So wären die ersten 5 Jahre Ruhestand erst einmal sicher und in der Zwischenzeit ein weiteres Umschichten möglich.

  • Ich würde die Instandhaltung für die nächsten 20,30 oder 40 Jahre nicht unterschätzen. Die Maßnahmen werden immer umfangreicher als sie es in der Vergangenheit waren.

    Selbst heutige Neubauten sind davon nicht verschont, wenngleich ihre Ausgangslage sicherlich deutlich besser ist.

    Nur mal so als "Faustformel*" wieviel man monatlich zurücklegen sollte um sein Haus aktuell zu halten, also auch für zukünftige große Maßnahmen:


    < 20 Jahre altes Haus ca. 10 €/m2 Wohnfläche p.A.

    < 30 Jahre altes Haus ca. 15 €/m2 Wohnfläche p.A.

    > 40 Jahre Altes Haus ca. 20 €/m2 Wohnfläche p.A.

    * Diese Empfehlung gibt es von Diversen Bausparkassen, Baufinanzieren oder Verbraucherschützern


    Wenn ich also ein 30 Jahre altes Haus abbezahlt habe mit 100m2 Wohnfläche sollte man (Faustformel/Empfehlung) schon ca. 125€ pro Monat an Rücklagen haben

    Das hört sich jetzt erstmal völlig utopisch an. Aber man braucht sich nur mal die Preise für aktuelle Maßnahmen wie Fenster, Dach, Küche, Heizung, Dämmung etc angucken. Solche Maßnahmen übersteigen nicht selten den gesamten Wert des Hauses.


    Aus eigener Erfahrung aus dem Umfeld kann ich nur sagen das fast alle ihr Haus mit, oder kurz nach, Renteneintritt verkauft haben. Eben aus den genannten Gründen das man die Maßnahmen nicht stemmen kann, das Haus oder der Garten zu groß ist oder man selbst körperlich nicht mehr in der Lage oder Überfordert ist es zu bewirtschaften.


    Und unser Plan sieht genauso aus, und war es von Anfang an. Wobei wir eventuell nicht einmal bis zur Rente warten werden. Unser haus ist mit Mitte 50 Bezahlt, solange steht auch die Finanzierung.

    Und dann werden wir sehen wie die Lage oder Markt so ist.


    EDIT: in den Kommazahlen verrutscht

  • Vom rein finanziellen Aspekt und der möglicherweise körperlichen Entwicklung her tendiere ich zum Verkauf des Hauses (vielleicht nicht jetzt, sondern irgendwann nach Eintritt der Rente) und zur Miete einer geeigneten, Euch von Fläche und Ausstattung angemessenen Wohnung. Wie meine Vorredner schrieben, sollte der Verkaufserlös auch einige Zinserträge bringen...


    Gerade in der aktuelle Situation ist ja das Thema "energetische Sanierung" ganz wichtig, es könnte sein, dass hier in den nächsten Jahrzehnten Belastungen auf Euch zukommen könnten, die Ihr als Rentner nicht mehr schultern wollt oder könnt.


    Auf der anderen Seite könnten natürlich auch Argumente entgegenstehen wie Kinder, die vielleicht irgendwann einmal Interesse an dieser Immobilie haben könnten, wobei das Ansinnen, das erarbeitete Vermögen in Form einer Immobilie für die Kinder sichern zu wollen, in meinen Augen keine Rolle spielen sollte. Das erarbeitete Vermögen sollte in erster Linie dafür da sein, das Alter bei den heute doch sehr niedrigen Renten bis ans Lebensende bestreiten zu können, ohne anderen zur Last zu fallen. Wenn dann am Ende noch was zum Vererben übrig bleibt, ist das schön, aber sicher nicht das primäre Ziel.


    Viel Glück bei der Entscheidung, hinterher ist man immer schlauer... ;)


    Markus.

  • Vielen Dank für die tollen Antworten, insbesondere der "Entnahmeplan" Rechner ist sehr interessant.

    Würde ich einen großen Teil des Hausverkaufserlöses "nur" als Festgeld anlegen und Geld für die Miete entnehmen würde nach 20 oder mehr Jahren immer noch ein hoher Betrag bestehen bleiben.

    Kleiner Knackpunkt ist m.E., dass die Festgeldzinsen auf lange Sicht auch mal ins bodenlose fallen können. Dann habe ich zwar viel Geld, aber kann es nicht mehr gewinnbringend anlegen.

    ETF's sind mir zu unflexibel, da die Laufzeit schon 15 Jahre oder mehr sein sollten. Dann wäre ich bald 80 Jahre alt. Bis dahin kann viel passieren.

    Für meine Erben muss ich kein Vermögen anhäufen, die sind jetzt schon gut versorgt (gute Ausbildung/Jobs und schon eine Erbschaft von Oma, mehr braucht es nicht).

    Alle anderen Hinweise, kann ich vom Verstand her gut nachvollziehen (Instandhaltungskosten, Modernisierung, großer Pflegeaufwand des Hauses etc.).

    Jetzt muss ich mich nur noch an den Gedanken gewöhnen, wieder Mieter mit allen Vor- und Nachteilen zu sein.

  • Würde ich einen großen Teil des Hausverkaufserlöses "nur" als Festgeld anlegen und Geld für die Miete entnehmen würde nach 20 oder mehr Jahren immer noch ein hoher Betrag bestehen bleiben.

    Kleiner Knackpunkt ist m.E., dass die Festgeldzinsen auf lange Sicht auch mal ins bodenlose fallen können. Dann habe ich zwar viel Geld, aber kann es nicht mehr gewinnbringend anlegen.

    ETF's sind mir zu unflexibel, da die Laufzeit schon 15 Jahre oder mehr sein sollten. Dann wäre ich bald 80 Jahre alt. Bis dahin kann viel passieren.

    Man kann ja auch Beides machen. Also einen Teil in TG und FG anlegen und einen Teil in Aktien-ETF.

    Eine Strategie für einen schrittweisen Einstieg hat Georg auf seinem sehr empfehlenswerten Blog vorgestellt: https://www.finanzen-erklaert.de/1-sided-glidepath/

    Da würde ich mich auch ruhig einmal einlesen um eine Übersicht über die Möglichkeiten zu bekommen.


    80 ist ein Alter, dass ich für mich zumindest durchaus als realistisches Ziel ins Auge gefasst habe. :/

    Einfach mal im eigenen Familienumfeld schauen, wie es so mit dem Alter/Gesundheit von Großeltern, Eltern, Tanten/Onkels ausgesehen hat. Das ist schon mal ein ganz guter Indikator.

    Man könnte z.B. auch die Winter weiter im Süden verbringen. Insbesondere, wenn man kein Betonklotz (Immobilie) mehr an den Hacken hat. Bekannte von uns überwintern seit einigen Jahren auf den Kanaren. Ist dort ganz angenehmes Klima im Winter.;)