Ist mein ETF-Plan fürs Alter realistisch oder "zu viel des guten"?

Liebe Community,
am Dienstag, den 24. Juni 2025, führen wir ein technisches Update durch. Das Forum wird an diesem Tag zeitweise nicht erreichbar sein.
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  • Hallo liebe Finanztip-Community,


    kurz zu mir: Ich bin 36 Jahre alt und arbeite im öffentlichen Dienst, war generell schon immer sehr sparsam und habe nicht wirklich viel an materiellen Dingen gebraucht, um glücklich zu sein.


    Durch die Eigentumswohnung in meinem Elternhaus und einem sehr sicheren Job konnte ich mir in den letzten Jahren viel Geld ansparen, habe aber immer mehr gemerkt, dass die Bank weniger meine Interessen, sondern viel mehr die eigenen Interessen vertritt.

    Letztes Jahr wurde ich auf das Thema ETFs aufmerksam (u.a. durch den Finanztip-Youtube-Kanal mit Saidi) und habe ca. die Hälfte meines Vermögens (80.000€) in 2 ETF-Sparpläne gesteckt + einen Sparplan angelegt, der seitdem kontinuierlich erhöht wurde (von 200€ auf 600€, jetzt auf 1200€ monatlich. Ich habe vor, den Sparplan - sofern es die finanzielle Situation zulässt - in den nächsten 2 Jahren bis auf 2.000€ zu erhöhen und dann je nach Anschaffungen (Auto, Alltagsgegenstände etc.) wieder zu reduzieren - weniger als auf 1.200€ möchte ich jedoch nicht runter gehen.


    Meine beiden ETFs sind übrigens folgende:

    Xtrackers MSCI World UCITS ETF 1C (ca. 70-80%)

    Xtrackers MSCI World Information Technology UCITS ETF 1C (ca 20-30%)


    Soviel zu meiner aktuellen Situation.

    Nun zu meinen Plänen:

    Ich liebe meinen Beruf, möchte aber nicht bis ins hohe Alter mit diesem Pensum das ganze durchziehen.

    Mein aktuelles ZIel wäre, mit 63 Jahren (also in 27 Jahren) in Rente zu gehen. Sofern ich noch fit genug bin, kann ich mir trotzdem gut vorstellen, für 530€ weiterzuarbeiten (in meinem Bereich reichen dafür schon 3-4 Tage im Monat). Wichtig ist natürlich aber auch, mit meinem Depot mehr als abgesichert zu sein. Mein finanzielles Ziel wären bis zu diesem Zeitpunkt mindestens 1.5 Millionen Euro im Depot zu haben.
    Das klingt jetzt erstmal enorm viel - wenn man aber die Inflation und Kursschwankungen berücksichtigt... dann ist das gar nicht mal so ein Riesen-Betrag.

    Ich möchte mein Vermögen nicht aufbrauchen sondern nur so viel daraus entnehmen, dass es nicht weniger wird oder - im besten Fall - sich sogar weiterhin vermehrt.


    Zusätzlich zu meinem ETF-Depot werde ich aus meiner Riester-Rente Geld beziehen, eine Betriebsrente steuert mein Arbeitgeber dazu.

    Sollte ich jedoch schon 4-5 Jahre eher in Rente gehen als es eigentlich meine "Pflicht" wäre, erhalte ich natürlich auch von diesen "Finanzspritzen" einen wesentlich geringeren Betrag.


    Was denkt ihr von meinen Plänen? Zu krass? Zu viel? Zu weit im Voraus gedacht? :S8)^^

  • Hallo toho86 und willkommen im FT Forum,

    als erstes einen Glückwunsch, du hast rechtzeitig deine Vorsorge in Angriff genommen und einen sinnvollen Plan.

    Zu 1. MSCI World Daumen hoch

    Technologie würde ich nur für Spielgeld nehmen, da sind die meisten Titel schon im World und die Streuung ist recht schwach.

    Sicherlich sind 27 Jahre sehr lange, keiner kann vorher sagen, was da auf uns zu kommt, Gesetzesänderungen usw. gerade bei Riester glaube ich nicht an eine so lange Weiterführung.

    Wichtig ist gerade bei der ETF Anlage Verluste auszuhalten.

    Weiterhin kommt die familiäre Situation dazu, diese kann sich auch ändern und damit der Finanzbedarf.

    Meine Zusammenfassung, Riester wäre nichts für mich. Sicherheitsbaustein sollte ausreichend gewählt werden. MSCI World perfekt, Plan ist ok, ist ja nicht in Stein gemeißelt und kann bei Bedarf angepasst werden.

  • Hallo toho86.


    Da hast Du wahrscheinlich gerade etwas "erfunden", was man unter "F.I.R.E." vermarkten könnte. 8o


    Aber mal ehrlich, das klingt alles machbar. Ob wir in 27 tatsächlich noch mit 63 in Rente gehen können, wird sich noch zeigen müssen, aber der Rest klingt nicht übertrieben.

  • Wichtig ist natürlich aber auch, mit meinem Depot mehr als abgesichert zu sein.

    Das ist man mMn, wenn das Depot dann etwa doppelt so 'fett' ist, wie eigentlich nötig. Das 'Etwa' im vorherigen Satz ist von den Teuerungsraten abhängig...


    Aus einer Mio zieht 'man' eine 'private Rente' von etwa 3%, also etwa 30.000 Öcken pro Jahr bzw. rund 2.500 Öcken pro Monat... ohne Kapitalverzehr... und wegen der Annahme, seine Privatrente jährlich zum Ausgleich der Teuerung anzuheben. Angenommen, der Bedarf läge bei den rund 2.500 Öckem im Monat und müsste Ja<hr für Jahr aus dem Depot entnommen werden, dann könnte es bei einem spürbaren Kursrückgang zu irgend einem Zeitpunkt während der Entnahmephase 'eng' werden. Ein doppelt dimensioniertes Depot verträgt dann auch einen Kursrückgang von rund 50%... so sie Idee.


    Zu den rund 2.500 Öcken: In rund 30 Jahren würden jene Zweieinhalb bei einer durchschnittlichen Teuerung von rund 3% kaufkraftkorrigiert etwa 1.000 Öcken von heute entsprechen!


    Um die Zielgrößen fürs Depot zu schätzen, solltest du einfach mal rechnen...


    Rechne dabei angenommene Steigerungen der Einkünfte mit ein und berücksichtige, von den x Jahren bis zum Pesnionsalter nur x minus 4 bis 5 Jahre Erspartes zu investieren. Die letzten Jahre polsterst du dein Cash-Polster auf, um damit ein paar Jahre eine Privatrente liquide zu haben. Dies ermöglicht dir, Teile (Anteile) aus deinem Depot zu günstigen Zeitpunkten zu liquidieren.


    Dazu solltest du dich einmal näher mit Entnahmeplänen befassen, wie auch mit der langfristigen Finanzplanung... wohl wissend, dass du dabei nur mit Annahmen arbeitest. Diese 'Soll-Finanzplanung' darfst du dann Jahr für Jahr auf den Prüfstand stellen und mit den IST-Werten vergleichen... und ggfs. nötige Verhaltensänderungen daraus ableiten...

  • JDS : frohes neues Jahr.

    Darf ich dich um ein Beispiel bitten - ich verstehe ungefähr was du meinst aber nicht zu 100%


    Vorab Besten Dank ?

  • Alles top, nur eine Sache stört mich:

    Ich habe vor, den Sparplan - sofern es die finanzielle Situation zulässt - in den nächsten 2 Jahren bis auf 2.000€ zu erhöhen und dann je nach Anschaffungen (Auto, Alltagsgegenstände etc.) wieder zu reduzieren

    Für Anschaffungen solltest Du einen Sicherheitsbaustein haben, z.B. Tagesgeld.

  • Darf ich dich um ein Beispiel bitten - ich verstehe ungefähr was du meinst aber nicht zu 100%

    Hi Elgob,


    dir auch alles Gute im neuen Jahr. Nun zu deiner Bitte...


    Der TE zäumt mMn das Pferd von hinten auf; er investiert X auf einen Schlag und ratierlich Y... und träumt von 1,5 Mio in 27 Jahren, in der Hoffnung, diese Summe würde ihm ausreichen, um vor dem gewöhnlichen Ende des Erwerbslebens auskömmlich leben zu können. Rechnen ernüchtert...


    Aus der einmaligen Investition (wenn ich es richtig verstanden habe ist das die Hälfte seines derzeitigen Vermögens von 80k, also 40k) sollten in 27 Jahren rund 280.000k werden.

    Mit monatlichen 2k dürfte er - Überraschung - auf weitere ca. 2 Mio kommen. Investiert er seine 'Sparrate' nur 22 Jahre lang (Variante 2), dürfte er auf rund 1,3 Mio kommen, die, wenn sie weitere 5 Jahre im Depot liegen, auf rund 1,85 Mio ansteigen sollten. Dazu kommt dann sein Cash-Polster von 2k * 60, also rund 120.000 Öcken.

    Von seinen bestehenden und laufenden 'gewöhnlichen' Altersvorsorgeprogrammen wird er in 27Jahren nix rausbekommen, sondern erst später... und dann reicht das vielleicht für den monatlichen Besuch beim amerikanischen Schnellrestaurant ;) Will sagen, man kann diesen 'Einen-Zur-Beruhigung-Auf-Die-Backe-Gemalt-Kram' durchaus inflationsbereinigt hochrechnen, darf aber seine künftigen Auswirkungen auf den Lebensstandart nicht überbewerten.


    Bei Variante 2 stehen ihm (voraussichtlich und wenn die durchschnittlichen Renditen zwischen 7 und 8 % liegen werden und in 22 oder 27 Jahren nicht gerade mal zufällig die Kurse im Keller liegen) in 27 Jahren rund 2,1 Mio im Depot zur Verfügung und zusätzlich 120k Cash.


    Aus 2,1 Mio kann er sich dann im ersten Jahr des Privatrentenbezugs 63k pro Jahr oder 5.250 Öcken im Monat 'gönnen'. Ich würde dann (in 22 bis 28 Jahren) aber eher mein Cash-Polster auf rund 300k bringen wollen, um bis zu 5 Jahre die Privatrente covern zu können, sollten die Börsenkurse für Anteilsverkäufe etwas ungünstig sein. Ergo rechnen wir eher mit 2 Mio (wegen der glatten Zahl) im Depot und einer anfänglichen Privatrente von 60k p.a. oder 5k pro Monat.

    Diese 5.000 dürften bei einer relativ konstanten Teuerung von 3% einem Betrag von heutigen rund 2.200 Öcken entsprechen... und da frage ich mich jetzt, ob das reichen könnte.


    Diese Betrachtungsweise zeigt nur auf, wie sich Kapital entwickeln könnte, wenn bestimmte, heute bekannte Vergangenheitswerte auch in Zukunft zum Tragen kommen. Was wir nicht berücksichtigt haben, das ist die Entwicklung von Einkünften (aus Arbeit; bei Beamten aus Anwesenheit). Die Entwicklung der Ausgaben sind natürlich auch nicht berücksichtigt. Steigen die Einkünfte analog zu den Ausgaben, kann die Sparrate entsprechend ansteigen. Die Auswirkung auf die Gesamtperformance dürfen wir aber nicht überbewerten. Die letzten ca. 5 Jahre machen renditemäßig den Bock nicht fett.


    Da wir künftige Entsicklungen nicht voraussagen können, ist die vorherigen Betrachtungsweise und 'Rechnung' wirklich nur ein Modell, mit dem die Angst vor zu kleinen Zahlen geweckt werden soll. So ein richtiger Schuh wird aus dem ganzen Kram erst dann, wenn Einkünfte, Aufwendungen und das Nettovermögen in Jahresvorschauen (SOLL-Werte) aufgedröselt werden und dann Jahr für Jahr die IST-Werte nachgetragen werden... und dann jweils, falls die Alarmglöckchen klingeln, entsprechende Verhaltensänderungen ausgelöst werden.

    Damit - mit dem Soll-Ist-Vergleich - kann u.a. auch die sog. Rentenlücke (nicht erschrecken!) einbezogen werden. Ferner kann man abschätzen, auf welchen Betrag oder Wert sich das Depot (und/oder Gesamt-Nettovermögen) zum Zeitpunkt X entwickeln müsste.


    Soweit erst mal für heute. Ist die Denke jetzt etwas plakativer geworden?

    Wenn du weitere Fragen hast, oder toho86 sich angesprochen fühlt, dann kannst du bzw. könnt ihr mich gerne weiter löchern.

  • Hallo,


    du schreibst, dass du eine Eigentumswohnung besitzt, sparsam lebst, neben deiner Rente noch eine Riester- und eine Betriebsrente erhältst. Dumme Frage: Was machst du mit der ganzen Kohle, wenn du in Rente gehst?

    Ich glaube, ich würde mich zuerst um eine BU und etwas später im eine private Pflegeversicherung kümmern.

    Dann würde ich ein ordentliches Cash-Polster anlegen, ein bisschen was in ETF sparen, vielleicht noch einen kleinen Teil festverzinslich, und mir Gedanken um eine Immobilie machen. Eigenkapital hast du, die Immobilie und die Zinsen sind steuerlich absetzbar und bis du in Rente gehst, hast du Mieteinnahmen oder kannst die Bude steuerfrei verkaufen.

    Just my two cents

  • … von Einkünften (aus Arbeit; bei Beamten aus Anwesenheit).

    So einen dummen Sch…ß solltest Du doch eigentlich nicht nötig haben.

  • Dazu kommt, dass du zumindest einen Teil der prognostizierten 1,5 mio irgendwann deutlich vor Renteneintritt in sichere Anlagen überführen solltest. Sonst werden aus den 1,5 mio schnell auch mal nur 1 mio. Das bedeutet ganz praktisch, dass du die ETFs verkaufen wirst. Ich weiß nicht, wie das steuerunschädlich geht (korrigiert mich, wenn da keine 25% auf die Gewinne fällig werden).

    Ganz ehrlich, bei solchen Summen würde ich rechtzeitig mit einem Steuerberater reden.

  • Dazu kommt, dass du zumindest einen Teil der prognostizierten 1,5 mio irgendwann deutlich vor Renteneintritt in sichere Anlagen überführen solltest.

    Der sog. sichere Teil ist doch berücksichtigt. Lese ich hier etwa 'German Angst'? Im Übrigen haben sich Sachwerte, wozu auch Anteile an soliden Unternehmen zählen, als 'sicherer' erwiesen, als die sog. sicheren Anlagen (in Geldwerten).


    Ganz ehrlich, bei solchen Summen würde ich rechtzeitig mit einem Steuerberater reden.

    Wozu? Ob die heutigen Regelungen (Steuergesetze) in 27 Jahren noch in dieser Form wirken, wissen wir heute nicht. Außerdem sind die derzeitigen Regelungen, wenn auch nicht gerecht und nur der maßlosen Gier der Regieme geschuldet, sehr moderat. Kuck mal, wie (höhere) Einkünfte aus abhängigen Beschäftigungen und/oder Gewinne aus Gewerbebetrieb versteuert werden.


    Wenn jemand 22 Jahre lang monatlich rund 2.000 Öcken in Fonds/ETF investiert, dann reden wir von insgesamt 528k. Angenommen, das Depot steht in 27 Jahren bei rund 2 Mio, dann sind 'nur' rund 1,5 Mio Gewinne bei der jeweiligen Entnahme zu versteuern. Entnimmt man dann 4% für eine pivate Jahresrente, also etwa 80k, dann sind etwa 60k Gewinne (alles über den dicken Daumen und ohne FIFO und Diversifikation auf mehrererer Fonds zu unterschiedlichen Zeitpunkten gepeilt) zu versteuern... also fallen nicht einmal 17k an Steuern an. Heißt, die Netto-Rente beläuft sich auf etwas über 60k.

    Was, schittebön, soll der Steuerberater heute daran drehen können?

  • Sonst werden aus den 1,5 mio schnell auch mal nur 1 mio.

    Genau! Vielleicht temporär sogar nur 750k!

    Und deshalb sollte man planen, Soll-Ist-Vergleiche führen (und entsprechend reagieren)... und das Depot lieber 'fetter' planen, als unbedingt nötig.


    In diesem Zusammenhang nehmen vernünftig konzipierte Entnahmepläne den Schrecken! Man muss sich aber mal richtig damit beschäftigen. Solche cleveren Entnahmepläne sehen auch vernünftig dimensionierte Cash-Reserven (Geldwerte, sichere Anlagen) vor.

  • Oh wow, vielen Dank für eure Antworten! :thumbup::love:


    Zu dem Thema BU: Die habe ich - und das schon seit knapp 17 Jahren. Da bin ich demnach abgesichert.


    Thema Sicherheitspolster: Ich habe mich da etwas falsch ausgedrückt. Mein Vermögen beträgt aktuell etwas über 160.000. Davon habe ich die Hälfte (also 80.0000) in ETFs gesteckt + Sparplan hinzugefügt. Der Rest ist auf Tagesgeld, Festgeld und Bausparer angelegt. Abgesichert bin ich demnach schon sehr gut.

    Ich bin mir relativ sicher, dass in den nächsten 5-10 Jahren mehrere Sanierungen und Erneuerungen nötig sind (Photovaltaik, evtl. neuer Anstrich etc.) Das geht ganz schön ins Geld, daher die hohe Summe, die ich aktuell nur ungern ausdünnen möchte.


    Zum Thema Auszahlung im Alter: Ich gehe davon aus, dass ich die 2.000€ pro Monat nur solange durchziehen kann, bis ich eine größere Summe (Bsp. für die oben genannten Dinge) benötige. Das dürfte also nur max. ein paar Jahre funktionieren.

    Aber mit meinem bisherigen Lebensstil dürften dauerhaft 1.200€ pro Monat kein Problem sein. Daher wäre das das Minimum an der Sparplan-Einzahlung.


    Leider bin ich mir jetzt schon - wie ihr - sehr darüber im Klaren, dass sowohl meine gesetzliche Rente als auch Riester (sofern noch existent) und Betriebsrente "nur" das nötigste abdecken werden. Das ETF-Vermögen soll mir einen schönen, sorgenfreien Lebensabend ermöglichen.


    Zu der Frage, was ich mit dem ganzen Geld mache: mmmh.... wie gesagt, ich bin kein materieller Mensch.... aber was ist falsch daran, abgesichert sein zu wollen und..... nebenbei ein größeres Vermögen aufzubauen, irgendwann vielleicht auch mal Millionär sein zu können? 8)