Komplettes Vermögen in ETF anlegen?

  • Hallo zusammen,


    ich bin 28 Jahre alt verdiene sehr gut und habe monatlich rund 1.500 netto übrig. Ansonsten habe ich -bis auf meinem gesetzlichen Rentenanspruch- keine weiteren Vermögenswerte, keine Wohnung/Haus, Rentenversicherungen, etc.


    Ein Haus oder Immobilienkauf ist derzeit nicht geplant.


    Ich frage mich, ob ich -bis auf 5-6 Monatsgehälter auf einem Tagesgeld- alles weitere und vor allem auch zukünftig die 1.500 Euro mtl. mittels ETF Portfolio sparen kann? Das Geld wird erstmal nicht benötigt, geplant ist das Geld für's Alter, wobei ich auch nicht ausschließen kann, dass ich es ggf. für einen früheren Ruhestand, etc. nutzen möchte. Auf alle Fälle wird es aber nicht innerhalb von 5-10 Jahren gebraucht, eher 20-30 Jahre.


    Für mich fühlt es sich noch etwas "gefährlich" an, einfach das komplette Vermögen in einem oder mehreren ETFs in einem Depot zu haben. Aufgrund meiner Sparrate bin ich ja hier ja sehr schnell in einem hohen Bereich. Gibt es Leute unter euch die das genau so machen oder ist das ggf. eher keine gute Idee? Oder sollte man mit solch einer Sparrate eher auch eine Immobilie finanzieren und den Finanzierungshebel für sich nutzen?


    Und vom ETF her: Ist auch bei dieser hohen Sparrate ein einzelner MSCI World oder All Country sinnvoll oder dann doch eher ein BIP-Weltportfolio?


    Ich freue mich über eure Kommentare

  • Wäre ICH an der Stelle, würde ICH es genauso machen. Wobei nicht ganz. Neben einem Tagesgeld für meinen Notgroschen hätte ich ein Tagesgeld, wo ich Geld sammeln, wovon ich mir auch mal was gönne.


    Ein ETF reicht.


    Wenn es sich aber noch gefährlich anfühlt, dann pack halt nicht alles in ETF. Mach doch beispielsweise 70% der 1500 Euro in ETFs, der Rest kommt auf Tagesgeld. Irgendwann hast du genug Erfahrung, so dass du vermutlich den ETF Anteil von alleine erhöhen wirst ;)

  • Ich habe neben dem Tagesgeld für den Notgroschen lediglich ein zweites Tagesgeld für das nächste Auto. Somit sind für mich alle Fälle von potentiellen Geldausgaben abgedeckt und daher der komplette Rest (auch 4-stellig monatlich) in einem einzigen ETF (ACWI).

  • Hallo DerStuttgarter,


    zwei Lebensweisheiten:

    Lebensplanungen ändern sich.

    Nie alle Eier in einen Korb legen.


    Aus diesen Überlegungen würde ich neben dem einen ETF ein Drittel bis die Hälfte der Anlagesumme in Cash (Festgeld, Staatsanleihen) stecken. Wenn Sie in dem Topf die ersten 100k zusammen haben, überlegen Sie neu.


    Gruß Pumphut

  • Lebensplanungen ändern sich

    Deshalb schreibt er ja von 5-6 Monatsgehälter, die er raus lassen würde.

    ETF Anteile lassen sich auch verkaufen, wenn es eine so große Lebensplanänderung betrifft, bei dem der Notgroschen nicht ausreichen sollte.

  • Deshalb schreibt er ja von 5-6 Monatsgehälter, die er raus lassen würde.

    ETF Anteile lassen sich auch verkaufen, wenn es eine so große Lebensplanänderung betrifft, bei dem der Notgroschen nicht ausreichen sollte.

    Der Notgroschen ist eher als Puffer gedacht, der aus einer existenziellen Bedrohung eine Unannehmlichkeit macht.

    Wenn es doch zur eigenen Überraschung in Richtung Wohneigentum gehen sollte, dann sollte nicht der Notgroschen dafür herhalten müssen.

  • Ich bin 28 Jahre alt verdiene sehr gut und habe monatlich rund 1.500 netto übrig. Ansonsten habe ich - bis auf meinem gesetzlichen Rentenanspruch - keine weiteren Vermögenswerte, keine Wohnung/Haus, Rentenversicherungen, etc.


    Ein Haus oder Immobilienkauf ist derzeit nicht geplant.


    Ich frage mich, ob ich -bis auf 5-6 Monatsgehälter auf einem Tagesgeld- alles weitere und vor allem auch zukünftig die 1.500 Euro mtl. mittels ETF Portfolio sparen kann?

    Ja, das kann man machen.


    Ich unterstelle mal, daß Du von 0 anfängst. Wenn das so ist, sparst Du Dir erstmal Deinen Notgroschen zusammen (erstmal drei Monatsgehälter, kann ja später mehr werden), und während Du das machst, liest Du Dich schlau, beispielsweise hier. Es ist schließlich Dein Geld, und Du allein bist letztlich dafür verantwortlich, egal, was wir Dir hier (mich eingeschlossen!) hier einflüstern. :)

    Das Geld wird erstmal nicht benötigt. ... Auf alle Fälle wird es aber nicht innerhalb von 5-10 Jahren gebraucht, eher 20-30 Jahre.

    Wie lang auch immer: Jedenfalls eine längere Zeit lang nicht. Ein Lebensplan kann sich plötzlich ändern, aber dann reagiert man halt darauf.

    Für mich fühlt es sich noch etwas "gefährlich" an, einfach das komplette Vermögen in einem oder mehreren ETFs in einem Depot zu haben. Aufgrund meiner Sparrate bin ich ja hier ja sehr schnell in einem hohen Bereich. Gibt es Leute unter euch die das genau so machen oder ist das ggf. eher keine gute Idee?

    Jeder hier hat mal mit dem Investieren angefangen. Das heißt: Wenn Du im Moment keine Ahnung hast und Dich unsicher fühlst, ist das a) nicht ungewöhnlich und b) nicht schlimm. Du darfst jetzt nur nicht den Fehler machen, Dir Deine Zukunft zuzuzimmern. Aber keine Sorge, das passiert Dir schon nicht. :)


    1500 €/m ist schon eine stattliche Sparrate, aber andererseits baust Du Dir damit auch nicht in einem Vierteljahr eine Million auf.


    In einem Vierteljahr Finanzvideos gucken (z.B. Finanztip, z.B. Finanzfluß) und Lesen bist Du schon etlich schlauer als jetzt und siehst klarer, in welche Richtung Du gehen willst.


    Ein Aktien-ETF auf einen Welt-Index ist in meinen Augen ein Investment mit mittlerem Risiko. Mit Einzelaktien hast Du mehr Schwankungen (und solltest Dich mehr informieren), wenngleich ein solider Strauß Standardwerte vom Thrill her auch begrenzt ist.


    Ich habe praktisch mein ganzes Vermögen an der Börse angelegt (und es ist mehr als 4stellig!). Das sollte Dich aber nicht verführen. Du mußt da selber Deinen Weg finden. Von Süddeutschem zu Süddeutschem? Schau mal bei Hartmut Walz ins Blog.

    Oder sollte man mit solch einer Sparrate eher auch eine Immobilie finanzieren und den Finanzierungshebel für sich nutzen?

    Oben fürchtest Du eine Investition an der Börse, hier unten fängst Du mit Hebeln an.

    Das versteh mal einer!


    Hebel haben die ärgerliche Eigenart, daß sie auch zurückschlagen können. Wenn Du eine Aktie kaufst, dann kann die im allerschlimmsten Fall wertlos werden (also 0!). Der Hebel allerdings kann Dich auch unter Wasser drücken. Wenn das Investment danebengeht, bist Du nicht bei 0, sondern drunter.


    Immobilien haben unvermeidlich einen großen Wert. Wenn einer nicht viel Geld hat, bringt ihm jede Immobilie die Vermögensbalance durcheinander, sprich: Man handelt sich damit ein Klumpenrisiko ein.

    Und vom ETF her: Ist auch bei dieser hohen Sparrate ein einzelner MSCI World oder All Country sinnvoll oder dann doch eher ein BIP-Weltportfolio?

    Das macht keinen großen Unterschied. Du kannst ja die ersten 100 T€ in den MSCI World stecken und die nächsten dann in eine BIP-Weltportfolio. :)


    Fang doch erstmal mit einem kleinen Betrag an, dann merkst Du mit echtem Geld, wie es ist.

  • Der Notgroschen ist eher als Puffer gedacht, der aus einer existenziellen Bedrohung eine Unannehmlichkeit macht.

    Wenn es doch zur eigenen Überraschung in Richtung Wohneigentum gehen sollte, dann sollte nicht der Notgroschen dafür herhalten müssen.

    Ja, das ist klar.

    Aber er schreibt, dass Eigentum nicht geplant ist.

    Nur für den Fall der Fälle, dass sich die Situation in 10 Jahren EVENTUELL ändert, Geld auf einem Tagesges- oder Festgeldkonto zu horten, kostet Opportunitätskosten.

  • Hallo zusammen,


    ich bin 28 Jahre alt verdiene sehr gut und habe monatlich rund 1.500 netto übrig. Ansonsten habe ich -bis auf meinem gesetzlichen Rentenanspruch- keine weiteren Vermögenswerte, keine Wohnung/Haus, Rentenversicherungen, etc.


    Ein Haus oder Immobilienkauf ist derzeit nicht geplant.

    Hi DerStuttgarter


    da du relativ jung und vermögend bist - vergiss nicht das Leben zu genießen.


    Alle Ratschläge von den anderen Foristen sind gut.


    Vergiss nicht das Leben zu genießen

  • Das Leben genießen ist aus meiner Sicht, der fast doppelt so alt wie Du ist, ein sehr wichtiger Punkt.


    Abgesehen davon solltest Du die Vermögensstrategie fahren, die sich für Dich am besten anfühlt. Neben den 3-6 Nettomonatsgehältern für die Dinge des täglichen Lebens (wobei das auch schon mal eine Wärmepumpe sein kann... :-)) kannst Du ja mal mit einem global anlegenden ETF anfangen. Irgendwann könnte es ja mal sein, dass Du Dich für ein Thema besonders interessierst, welches Du auch durch einen ETF oder einen aktiven Fonds oder gar eine direkte Aktieninvestition (evtl. via Sparplan) abdecken möchtest. Das kommt so Schritt für Schritt - Du kannst da jeweils damit beginnen und schauen, wie sehr die Rendite plus Schwankung für Dich passen.


    Bei mir sind's ein Anteil ETF(s) und Fond(s) geworden plus ein Anteil Aktien aus verschiedenen Kontinenten, Themen und Strategien sowie einem Anteil Edelmetalle. In diesem Jahr ist es übrigens so, dass die Aktien am besten performen (derzeit +15 %), gefolgt von den Edelmetallen (+9 %) und den ETFs/Fonds (+7 %), das Verhältnis war in anderen Jahren aber auch schon mal anders...


    Good Luck,


    Markus.

  • Hi DerStuttgarter

    da du relativ jung und vermögend bist - vergiss nicht, das Leben zu genießen.

    Standardspruch meines geschätzten Referenzfinanzers, der schon viel herumgekommen ist in der Welt und nun ausgerechnet in der Gegend von Stuttgart seßhaft geworden ist:


    "Du darfst im Schwabenland alles machen, was Du willst - aber Spaß machen darf es halt nicht."


    Der Pietismus ist in der Gegend schon ganz erheblich.

    Ganz anders der rheinische Katholik: Der sündigt (z.B. im Karneval) aus vollem Herzen und bereut seine Taten ab Aschermittwoch, und zwar auch aus vollem Herzen.


    Gaudeamus igitur. :)

  • Der Hinweis mit der BU ist ja schon gekommen. Sicher Deine Arbeitskraft ab, sofern es möglich ist!


    Ich würde nicht 100%ig in ETF gehen, sondern eine für mich passende Aufteilung in sicher/risikoarm festlegen. Danach würde ich dann mein Geld investieren.

    Einmal im Jahr wird dann konsequent die Vermögensaufteilung wieder auf die festgelegte Risikoeinstellung risikoreich/risikoarm rebalanced!

    Eine entsprechend Deinem Alter grob sinnvolle Aufteilung wäre so zwischen 80% risikoreich / 20% risikoarm bis etwa 70/30.

    Den risikoarmen Anteil des Vermögens würde ich bis zum erreichen der Grenze der Einlagensicherung mit Tages- bzw. Festgeld abbilden.

    Fang erstmal so an. Mit der Zeit wirst Du dann merken, ob Du mehr oder weniger Risiko 'aushalten' kannst. Das merkt man zumeist erst dann, wenn es mal richtig an der Börse rumst.;)

    Ein weltweiter ETF reicht völlig aus (FTSE All World/MSCI ACWI). Fang erstmal an und wenn Du später bei einem höheren Depotwert zu der der Ansicht kommst, dass etwas im Depot fehlt, kannst Du es dann immer noch dazu nehmen. Du hast noch viel Zeit!


    Außerdem überlege Dir wie Du mittelfristige Ausgaben an (z.B. neues Auto, Hobbys, großer Urlaub, usw.) finanzierst. Das Leben besteht nicht nur aus Vermögensaufbau, sondern auch aus dem Leben selbst!;)

    Viel Erfolg!

  • Ja, das ist klar.

    Aber er schreibt, dass Eigentum nicht geplant ist.

    Nur für den Fall der Fälle, dass sich die Situation in 10 Jahren EVENTUELL ändert, Geld auf einem Tagesges- oder Festgeldkonto zu horten, kostet Opportunitätskosten.

    Entgangener Zins ist wohl noch die harmloseste Form der Opportunitätskosten. Man könnte es auch als Gebühr für Flexibilität ansehen.


    Muss man wissen, ob man das will und ggf. in welchem Ausmaß.

  • Ein wenig Tagesgeld, um mit 44 und 11 Monaten eine Nachzahlung in die gRV beantragen zu können, stelle ich als reine Möglichkeit in den Raum.

    Keine Empfehlung, nur Information. :saint:

    Oder einfach Cash um bei einem 50%igen Kurseinbruch des Depots, der im Zarten Alter von 40 Jahren durch eine weltweite Finanzkrise ausgelöst wird, günstig ETF-Anteile nachkaufen zu können.;)

    Manchmal ist Cash-King. Oder um es mit Warren Buffet zu sagen: "Wenn Die Ebbe kommt, sieht man wer die ganze Zeit ohne Badehose geschwommen ist."

  • Ein ETF reicht (mir).

    Wenn es beruhigt, könnte man parallel zum ETF-Sparplan ein wenig in Tagesgeld sparen, als Sicherheitsbaustein.

    Wie sieht es mit Risikoabsicherung (z. B. BUV) aus?

    Bekomme ich leider nicht bzw. nur für einen hohen Beitrag. Daher müsste das ETF-Portfolio im Zweifel auch für eine Berufsunfähigkeit herhalten.

    Ich habe neben dem Tagesgeld für den Notgroschen lediglich ein zweites Tagesgeld für das nächste Auto. Somit sind für mich alle Fälle von potentiellen Geldausgaben abgedeckt und daher der komplette Rest (auch 4-stellig monatlich) in einem einzigen ETF (ACWI).

    Hast du vor bei einem einzigen ETF zu bleiben oder aufgrund der Größe deines Portfolios, welches ja aufgrund der Sparrate sehr groß sein wird, dieses nochmal breiter aufzustellen? Bei kleineren Beträgen lohnt es sich ja nicht wirklich mehrere ETFs ins Depot zu holen, aber hier könnte es durchaus Sinn ergeben, oder nicht? Zumindest hatte ich den Eindruck nach einigen Stunden auf den Webseiten von Finanzfluss, Gerd Kommer & Co.

    Ich habe schon sehr viel Zeit bei Finanzfluss & beim Lesen hier im Forum verbracht, aber dort hört man so unterschiedliche Dinge. Einerseits heißt es ein ETF reicht, egal wie hoch das Vermögen ist, andere sind ganz fest der Ansicht, dass ein BIP-Weltportfolio viel sinnvoller ist, da solche Gefahren wie mit Japan 1989 nicht solch einen starken Einfluss hätten, usw. Das gleiche gilt auch für das Risiko. Es gibt die Ansicht, dass ein Investment in einen Welt-ETF auf lange Sicht quasi kein Risiko ist (nur kurzzeitig, aber nicht auf 20 Jahre oder länger) weil die Weltwirtschaft immer steigen wird, etc. und man ganz entspannt jeden Euro reinlegen kann wenn man denn nur lange genug Zeit hat. Und dann gibt es ebenfalls wieder andere die der Ansicht sind, dass es dennoch durchaus sein kann, dass es ein Risiko ist und es theoretisch doch sein kann, dass dieses Mal alles anders ist und man vielleicht doch auch über einen sehr langen Zeitraum viel Geld verlieren kann. Das verunsichert dann halt doch wieder, wenn man wirklich sein ganzes Geld dort investiert. Aber es macht ja auch einfach wenig Sinn hohe Geldbeträge auf dem Tagesgeldkonto zu lassen.


    Bzgl. der Immobilie hast du natürlich recht, das ist die "vermeintliche Sicherheit", wieso ich dachte, dass ich das gute Einkommen nutzen könnte um entspannt eine Immobilie zu finanzieren. Entweder komplett von den Mietern zahlen lassen oder von meinen übrigen rund 1.500 mtl. noch etwas für die Tilgung nehmen. Aber wie du richtig schreibst, hätte ich dann natürlich ein starkes Klumpenrisiko und die Rendite von Wohnungen ist ja auch nicht zwingend so gut.

  • Daher müsste das ETF-Portfolio im Zweifel auch für eine Berufsunfähigkeit herhalten.

    Dann solltest Du prüfen, ob nicht für Dich eine Rentenversicherung in Form einer ETF-Nettopolice eine mögliche Option wäre.

    Vorteil einer Rentenversicherung gegenüber dem eigenen ETF Portfolio wäre, dass die ETF-Nettopolice im falle einer BU nicht auf Deine evtl. Sozialleistungen angerechnet wird (Bestandschutz). So könntest Du dann zumindest im Rentenalter von Deinen ETF profitieren, wenn Du z.B. mit 50 dauerhaft BU werden würdest.

    Man kann durchaus auch Beides machen. Also 3/4 des Geldes in das eigene ETF-Depot und 1/4 in die ETF-Nettopolice. Je nach persönlichem Sicherheitsempfinden.