Erfahrungen mit Standard Life Freelax

  • Es wäre interessant zu wissen, ob diese penetrante herablassende Art, anderen unablässig die Welt zu erklären und ihnen zu sagen, was sie gefälligst zu meinen haben, nur mir unglaublich auf den Keks geht, oder auch anderen?

    Ich würde sagen er verpackt Wahrheiteten etwas undiplomatisch. Es bleiben aber immer noch Wahrheiten.

  • Auch Du kommst an dieser Überlegung nicht vorbei, auch Du könntest Dir mit 80 sagen (wenn Dein Geld aufgebraucht ist): "Hätte ich den Camper damals nicht neu gekauft, sondern wäre mit einem Gebrauchtfahrzeug zufrieden gewesen, hätte ich jetzt noch Geld."

    Wir sind bereit, Geld gegen Erlebnisse zu tauschen. Und wenn wir beide überhaupt einigermaßen gesund 80 Jahre alt werden und zuvor noch 15 Jahre mit einem Camper durch Europa getourt sind, werden wir uns entspannt zurücklehnen und auf ein erfülltes Leben blicken dürfen.

    Man kann sich für die Vergangenheit nichts kaufen. Es ist kein großer Trost für einen 80jährigen, der eine Krebsdiagnose bekommt, wenn man ihm sagt: "Du hast aber doch schöne 80 Jahre gehabt!"

    Sinngemäß das gleiche gilt, wenn das Geld aus ist: "Du hast doch viele schöne Jahre gehabt. Das macht doch nichts, wenn Du jetzt auf Sozialhilfeniveau zurückfällst!"

    Ich möchte solche Sprüche nicht hören müssen.

  • Man kann sich für die Vergangenheit nichts kaufen. Es ist kein großer Trost für einen 80jährigen, der eine Krebsdiagnose bekommt, wenn man ihm sagt: "Du hast aber doch schöne 80 Jahre gehabt!"

    Ja, wäre schon scheiße.

    Wäre aber m.E. noch schlimmer, wenn ich mit 55 oder 60 eine solche Diagnose erhalten würde.

    Ich glaube, ich könnte eine Krebsdiagnose mit 80 deutlich gefasster aufnehmen als ich es jetzt könnte! :/

    Das macht doch nichts, wenn Du jetzt auf Sozialhilfeniveau zurückfällst!"

    Warum muss es eigentlich immer gleich auf Sozialhilfeniveau gehen? :/

    Entweder Vermögen oder Sozialhilfe, etwas anders scheint es in Deiner Welt nicht zu geben.

    Es gibt auch ein Leben zwischen Sozialhilfe und Millionenvermögen.

  • Ja, wäre schon scheiße.

    Wäre aber m.E. noch schlimmer, wenn ich mit 55 oder 60 eine solche Diagnose erhalten würde.

    Ich glaube, ich könnte eine Krebsdiagnose mit 80 deutlich gefasster aufnehmen als ich es jetzt könnte! :/

    Mit 20 hättest Du aber vielleicht auch gesagt, mit 55 oder 60 wäre weniger schlimm, bis dahin habe ich zumindest ganz viel Leben gelebt. ;) Ich kann mir gut vorstellen, dass sich die Perspektive da immer weiter verschiebt und man mit 80, wenn man nach wie vor gerne lebt, das immer noch genauso schlimm fände.

    Was ich aber ganz genauso sehe wie Du: Aus lauter Angst vor der Altersarmut sein ganzes Leben lang nur sparen fände ich auch schade. Was man einmal erlebt hat, kann einem keiner mehr nehmen. Und umgekehrt weiß man nicht, wie alt man wird bzw. wie lange man z.B. für Reisen etc. fit genug ist. Wäre schade, wenn man auf Reisen, schöne Dinge, Komfort, Erlebnisse etc. verzichtet und bis 80 immer nur sein Geld hortet, damit man auch bloß 95 werden kann und die Erben sich dann über ein volles Depot freuen können.

    Wie so oft gibt es einen Mittelweg zwischen "ich haue alles raus und habe ein leeres Depot mit 80" und "ich kalkuliere so, dass ich 120 werden kann und mein Depot nur noch größer geworden ist bis dahin". Was für einen selbst richtig ist, ist eine höchst individuelle Entscheidung. Wichtig ist doch erstmal, dass man sich mit seiner finanziellen Situation auseinandersetzt und auf dieser Basis Entscheidungen trifft, mit denen man sich wohl fühlt. Ein "hätte ich mal xyz anders gemacht" kann so oder so kommen, egal in welche Richtung.

  • Das Entsparen erfordert nun einmal, daß man sich Gedanken darüber macht, vermutlich mehr als um das Sparen. Es gibt keinen festgelegten Betrag, den man zu einem bestimmten Zeitpunkt gespart haben "muß" (sagen wir mal: zum Renteneintritt). Wenn man aber sein Geldvermögen verbraucht, ist die Zahl 0 eine harte Grenze, die man nicht überschreiten kann. Wenn das Geld weg ist, ist es weg.

    Man kann das Abdecken des Langlebigkeitsrisikos vergeben (indem man nämlich eine Rentenversicherung kauft). Viele Leute tun das auch. Meine Sache ist das nicht und ist es nie gewesen. Ich spare nicht dafür, mir dann hinterher von anderen Leuten sagen zu lassen, wie ich mein Geld zu verbrauchen habe.

    Ich halte den Ansatz von Finanztest für ziemlich praxisnah, kalkulatorisch von 30 Jahren Laufzeit eines Ruhestands auszugehen. Statistisch laufen Renten um die 20 Jahre - und das ist der Mittelwert. Man selbst hofft ja, daß einem noch längere Zeit beschert sein mag. Ganz grundlos ist eine solche Hoffnung nicht. Wenn man nicht trinkt und raucht, hat man eine höhere statistische Lebenserwartung, als wenn man das tut. In der amtlichen Sterbestatistik kommt das nicht zum Tragen. Es lebt sich sicherlich besser im Alter, wenn man Geld hat, als wenn man keines hat.

    Gerade deswegen, weil ich das Ausgeben meines Geldes selber planen will, muß selbstverständlich der 100-T€-Camper drin sein, der bekanntlich für monstermania das ersehnte Ziel seines Alters ist. Der Preis für das Fahrzeug geht aber vom Vermögen ab, also dimensioniert man die Größe des Geräts sinnvollerweise so, daß man hinterher auch noch Geld für den Sprit hat. Man soll solche Fahrzeuge übrigens auch mieten können, was finanziell gesehen möglicherweise sogar der günstigere Weg ist.

    In den üblichen Planungen wird meistens von linearem Geldbedarf ausgegangen. Dieses Verfahren ist das einfachste, aber ich bin mir nicht sicher, ob es wirklich zweckmäßig ist. Viele alte Leute wollen möglichst lang in der eigenen Wohnung bleiben (oder im eigenen Haus) und verlangen von der Gesellschaft geradezu, daß man ihnen eine Pflegeperson stellt, möglichst rund um die Uhr. Das ist teuer, selbst dann, wenn man auf osteuropäische Schwarzarbeit baut. Aus finanziellen Gründen, aber auch aus sachlichen, wird es nicht möglich sein, den Leuten unserer Generation eine persönliche Pflegeperson zur Seite zu stellen. So viele Pflegekräfte wird es nicht geben, es fehlen da schlichtweg Arbeitskräfte.

    Bei der Beurteilung der eigenen Lage geht es immer um das Jetzt. Es tröstet den 80jährigen nicht, 80 krebsfreie Jahre gehabt zu haben, wenn er jetzt seine Krebsdiagnose erfährt. Der 90jährige monstermania mag sich mit Freuden an seine Camperfahrten mit 65 erinnern, im Alltag aber helfen sie ihm nicht. Hach, wie schön wäre es doch, wenn das Geld nicht nur für den Camper gereicht hätten, sondern auch jetzt noch, im hohen Alter für Pflegeleistungen! Aber man kann den Euro halt nur einmal ausgeben.

    Dies hier ist das Forum der Finanzselbermacher. Ich stehe für das Konzept, weil ich generell für Freiheit stehe statt staatlicher Bevormundung. Freiheit ist aber nicht nur einfach und angenehm, sondern auch anspruchsvoll, weil man eben seine eigenen Dinge selbst regeln und dabei eigenes Gehirnschmalz einsetzen muß. Sich in die Gruppe zu ducken und zu maulen, wie schlecht der Staat es einem doch macht, ist stets einfacher. Untrennbar mit Freiheit verbunden ist aber auch Risiko, etwas, das viele Deutsche fürchten wie Graf Dracula die Knoblauchknolle. Wenn ich für mich selbst etwas regele, mag ich mit meiner Einschätzung danebenliegen und letzlich schlechter dabei wegkommen als die Schafe, die in der Herde trotten. Such is life.