Riester Reform: Was denn nun genau? Und wann?

  • Danke für die Rückmeldung!

    Könnt ihr mir sagen, ob es besser ist niedrige Effektivkosten zu haben oder einen höheren Rechnungszins und höheren garantieren Rentenfaktor? Habe jetzt zwei Angebote (WWK Premium FörderRente Protection und Continentale RiesterRente Invest Garant) und finde die Effektivkosten bei der WWK recht hoch aber der Rentenfaktor und der Rechnungszins sind besser…

  • Bei der WWK ist der garantierte Rentenfaktor auf das Gesamtguthaben 28,89€ und bei der Continentale 23,75€

    Rechnungszins: WWK 1,00% und Continentale 0,25%

    Effektivkosten: WWK: 1,71 und Continentale: 1,27

  • Dann brauchst du mit dem „besseren“Rentenfaktor über 28 Jahre um dein Kapital vor Steuern zurück zu erhalten. Über die Inflation wollen wir mal gar nicht reden.

    Bei den Angebotenen Versicherungen spare dir dein Geld lieber selber weg, so hoch kann die Förderung gar nicht sein das das für dich ein lohnenswertes Geschäft wird. Leider.

    Viel Erfolg mit deinen Finanzentscheidungen.

  • Lohnt es sich auch nicht, wenn ich zwei Kinder habe?

    Wann lohnt sich ein Riester-Vertrag:

    Riester-Rente: Wann sie sich lohnt und welche Form sinnvoll ist
    Riester-Rentenversicherung, Wohn-Riester, Riester-Fondssparplan: Wir sagen Dir, welche Riester-Rente als Altersvorsorge gut zu Dir passt.
    www.finanztip.de

    PS: Früher (vor der Niedrigzinsphase) konnte man pauschal sagen, dass ein Riester-Vertrag mit 2 Kindern immer gelohnt hat. Würde ich heute nicht mehr unterschreiben.

  • Darf ich fragen warum nicht?

    Weil man ausrechnen muss, ob es für die persönliche Situation passt.

    Entscheidend ist die Förderquote bezogen auf den Eigenanteil den Du leisten musst um auf die 4% vom Einkommen zu kommen.

    Maximal können bei Riester 2.100€ p.a. steuerlich in Abzug gebracht werden.

    Im Idealfall hast Du nur ein sehr geringes Einkommen. Ich sage mal die 'berüchtigten' 60€ p.a.

    Dann bekommst Du 300€ je Kind = 600€ + 175 Eigenförderung = 775€ p.a. und musst selbst nur 60€ p.a. zahlen. Besser geht nicht und dann ist Riester auch ein No-Brainer.

    Der andere Extremfall: Du bekommst zwar 775€ p.a. Förderung, muss aber selbst 1.325€ p.a. zahlen um auf die 4% zu kommen.

    Da muss man dann schon sehr genau rechnen, da die Förderquote eben nicht mehr so toll ist.

    Riester-Verträge sind häufig teuer (hohe Kosten) und bieten nur eine sehr überschaubare Rendite. Und dann kommen noch die niedrigen Rentenfaktoren.

    Du musst dann auch noch sehr alt werden um überhaupt nur Dein Geld wieder heraus zu bekommen.

  • Vielen Dank für die aufschlussreiche Antwort. In den nächsten Jahren wird der Eigenbeitrag eher gering ausfallen. Wäre es denn eine gute Option, den Vertrag beitragsfrei zu stellen, sobald der Eigenbeitrag leer ist als die Förderung und bis dahin die Förderung „mitzunehmen“?

  • Vielen Dank für die aufschlussreiche Antwort. In den nächsten Jahren wird der Eigenbeitrag eher gering ausfallen. Wäre es denn eine gute Option, den Vertrag beitragsfrei zu stellen, sobald der Eigenbeitrag leer ist als die Förderung und bis dahin die Förderung „mitzunehmen“?

    Das ist eine durchaus übliche Vorgehensweise.

    Und es ist ja auch möglich, dass sich in nächster Zeit in Sachen Riester etwas ändert. Man muss halt abwarten was dabei schlussendlich bei der angedachten Reform herauskommt.

    Aktuell gibt es die Empfehlung einen Riester-Vertrag kurz vor der Rentenphase förderschädlich zu kündigen um der 'Verrentung' und den schlechten Rentenfaktoren zu entkommen.

    Man muss dann zwar die Förderungen und alle Steuervorteile zurück zahlen, aber das Kapital konnte dann ggf. jahrzehntelang Rendite erwirtschaften. Sozusagen ein 'zinsloses Darlehen' vom Staat. :/

    Ich verlinke Die hier mal 2 Podcasts mit dem Riesterexperten Merten Larisch (VBZ Bayern).

    Einfach mal reinhören:

    #14 Riester-Rente - die Mythen und Fakten Teil. 1
    Es gibt viele Mythen rund um die Riester-Rente. In dieser Folge spricht Margarethe mit Merten Larisch, Teamleiter Altersvorsorge-, Geldanlage- und…
    fortunalista-der-finanzpodcast.podigee.io
    #15 Riester-Rente - die Mythen und Fakten Teil. 2
    fortunalista-der-finanzpodcast.podigee.io
  • Wäre es denn eine gute Option, den Vertrag beitragsfrei zu stellen, sobald der Eigenbeitrag leer ist als die Förderung und bis dahin die Förderung „mitzunehmen“?

    Das würde ich ganz pauschal so sehen, ja! Eine Kleinstrente würde ggf. als einmalige Summe ausbezahlt. Was ich bei allen Punkten hier im Thread noch zu bedenken geben würde: Riestern ist besser als gar keine ergänzende Altersvorsorge!

    Ich würde mich nochmal schlau machen, einen bestmöglichen Vertrag wählen aber auch weiter ggf. mit betrieblicher Altersvorsorge und/oder Aktien-ETF in Eigenregie weiter so gut es geht die Altersvorsorge aufbauen!

    PS: Hoffe, du beteiligst deinen Partner ordentlich am Aufbau deiner Altersvorsorge, falls du als Frau aktuell wg. der Kinder reduzierst! Die GRV kann euch hierfür deine Rentennachteile ausrechnen, die es auszugleichen gilt… :)

  • Für Kinder bekommt man Maximal 25 Jahre die 300€ Förderung.

    175€ Förderung für dich mit 60€ Mindestbeitrag macht dann für 25 Jahre bei 2 Kindern (15000€ Förderung für die Kinder und 5875€ deine Förderung und Mindestbetrag) zusammen 20875€ in deinem Riestervertrag.

    Bei dem besseren Rentenfaktor den du oben angeben hast kommst du auf (29 X 2,0875) auf 60,54 Riesterrente monatlich. Bei 2% Inflation bleibt dir dann eine Kaufkraft von unter 40€ aus deinem geförderten Riestervertrag.

    Versteuern musst du deine Riesterrente auch noch voll.

    Vielleicht kannst du mit deinen beiden Kindern ein Eis essen gehen von deiner Riesterrente, viel mehr wird da leider nicht bei rum kommen.

  • Riestern ist besser als gar keine ergänzende Altersvorsorge!

    Nein! Nein! Nein! =O

    Das ist so eine typische Aussage eines Finanzprodukteverkäufers. Man muss immer rechnen ob sich so ein Vertrag für die eigene Situation lohnt.

    Sehe ich auch so monstermania!

    Vielleicht meinte FinanztipUser das im Sinne von "besser als wenn man überhaupt nichts spart und sein Leben lang nur verkonsumiert. In dem Fall würde ich mich anschließen, dass irgendeine Zwangssparmaßnahme vermutlich besser ist als gar kein Sparen. Aber das ist hoffentlich meist nicht das Szenario, um das es geht, also dass das die einzige Chance ist zu sparen für später. Und solch ein Vertrag führt sicher auch bei manchen zu einem falschen Mindset wie "ich hab ja jetzt etwas getan für meine Altersvorsorge, den Rest kann ich verkonsumieren". Überprüfen und rechnen ist natürlich immer notwendig.

  • Nein! Nein! Nein! =O

    Das ist so eine typische Aussage eines Finanzprodukteverkäufers. Man muss immer rechnen ob sich so ein Vertrag für die eigene Situation lohnt.

    Sehe ich anders und nein, ich verkaufe keine Finanzprodukte: Man sollte natürlich immer rechnen und abwägen, welcher konkrete Vertrag oder grundsätzliche Ansatz (Riester, BAV, ETF-Sparen, Immobilie, etc.) am besten geeignet ist! Aber auch ein Vertrag mit schlechter Rendite ist doch besser als nichts! :huh:

    Nehmen wir mal konkrete Zahlen: Ich habe zum Beispiel selbst vor über 10 Jahren einen bis heute relativ guten Riester-Banksparplan abgeschlossen und rechne mit etwa 400€ monatlicher Rente. Wäre der Vertrag spürbar schlechter, läge die Rente dann vielleicht nur bei 350€ pro Monat. Blöd für mich und gut für die Bank bzw. Versicherung. Aber letztlich doch deutlich besser 350€ zusätzliche Rente zu haben, als aus Verdruss über Riester gar keine ergänzende Altersvorsorge zu betreiben und dann im Rentenalter zu merken, dass die gesetzliche Rentenversicherung (GRV) alleine nicht reicht...

  • Wenn die Wertentwicklung der Anlage die Inflation nicht schlägt spart man Rückwärts. Immer.

    Man spart sich also arm. Da ist konsumieren fast besser da man jetzt das Eis gegessen hat welches man sich in 25 Jahren nicht mehr leisten kann.

    Stimmt. Aber bei der oben genannten Förderquote wäre die Inflation für dieses Szenario dann aber so hoch, dass du zum Monatswechsel mit dem Gehalt zur Eisdiele rennen müsstest, damit der zwischenzeitliche Inflationsverlust nicht mindestens ein Bällchen kostet... ;)

  • Und solch ein Vertrag führt sicher auch bei manchen zu einem falschen Mindset wie "ich hab ja jetzt etwas getan für meine Altersvorsorge, den Rest kann ich verkonsumieren".

    Den Punkt sollte man bedenken. Was ich dabei vor allem problematisch finde ist die Geldwertillusion: Kaum einer realisiert, welche Rolle die Inflation und ein Inflationsausgleich bei der Altersvorsorge konkret spielt. Und wenn Verträge (egal ob BAV, Riester oder sonstige private Rentenversicherungen) konkrete Rentenhöhen benennen, dann würde ich schätzen, dass über die Hälfte der Leser/innen diese nah an der heutigen Kaufkraft sehen und/oder mit den Leistungen der GRV vergleichen bzw. gleichsetzen würden. Dass über 25 Jahre locker die Hälfte der Kaufkraft bei privaten Rentenversicherungen verloren geht, fällt dabei genauso unter den Tisch wie die Tatsache, dass die GRV hierfür (bei allen Schwächen) einen grandios guten Inflationsausgleich bietet. Das bis zum Renteneintritt aber auch nach Rentenbeginn während der Rentenbezugszeit!

    Mein Punkt ansonsten bleibt: Besser eine nicht optimale ergänzende Altersversorgung als gar keine ergänzende Altersversorgung! 8o

    Im Ernst: Wir sollten mit Bashing von Riester und Co. keine Leute vergraulen bzw. dazu bringen, das Thema ergänzende Altersversorgung als pauschal sinnlos einzustufen! Das wäre ein Bärendienst für die Altersversorgung in Eigenregie...

  • Sehe ich anders und nein, ich verkaufe keine Finanzprodukte: Man sollte natürlich immer rechnen, welcher Vertrag am besten geeignet ist! Aber auch ein Vertrag mit schlechter Rendite ist doch besser als nichts! :huh:

    Nehmen wir mal konkrete Zahlen: Ich hatte vor über 10 Jahren einen bis heute relativ guten Riester-Banksparplan abgeschlossen und rechne mit etwa 400€ monatlicher Rente. Wäre der Vertrag spürbar schlechter, läge die Rente dann vielleicht nur bei 350€ Blöd für mich und gut für die Bank bzw. Versicherung, aber letztlich doch besser 350€ zusätzliche Rente zu haben, als aus Verdruss über Riester gar keine ergänzende Altersvorsorge zu betreiben...

    Da sind viel zu viele Null-Aussagen drin!

    Wie viel zahlst Du effektiv ein und wie viel bekommst Du als Förderung? Nur das ist zunächst mal entscheidend.

    Und schauen wir doch einfach mal die Aussage an: Du zahlst heute Summe X im Monat ein bekommst heute die Zusage, dass Du in 40 Jahren 400€ Rente bekommst. :/

    Davon gehen dann Steuern, PV und ggf. KV-Beiträge ab. Du kennst heute Deinen Steuersatz in 40 Jahren und die Höhe der Beiträge zur PV und ggf. KV? :/

    Du weißt heute bereits, was 400€ in 40 Jahren für eine Kaufkraft haben? :/

    Nimm einfach mal die durchschnittliche Inflationsrate in Deutschland der letzten 50 Jahre an (2,6%). Und dann rechne mal Deine Rentenzusage von 400€ auf 40 Jahre hoch. Und Voila, das entspricht dann bei 400€ Rente noch einer heutigen Kaufkraft von 141€! =OWohlgemerkt vor Steuern und Abgaben.

    Aber es wird ja noch schöner: Das ist ja erst zu Beginn Deiner Rentenphase. Nimm einfach mal an, dass Du dann auch noch 30 Jahre Deine Rente genießen kannst.

    Aus den 400€ Rentenzusage von heute ist dann in 70 Jahren , wenn der Sarg zugenagelt wird, eine Kaufkraft von 66€ geworden. =O

    PS: Ich habe keinen Riester-Vertrag. Ich habe habe aber in jugendlichem Wahn damals eine bAV abgeschlossen (inzwischen stillgelegt). Damit habe ich mich definitiv arm gespart (trotz 2,75% p.a. Garantiezins). Es wäre aus heutiger Sicht besser gewesen, wenn ich das Geld einfach nur auf ein TG-Konto gelegt hätte. <X
    Von einem ETF-Sparplan will ich da gar nicht erst anfangen...

    Im Ernst: Wir sollten mit Bashing von Riester und Co. keine Leute vergraulen bzw. dazu bringen, das Thema ergänzende Altersversorgung als pauschal sinnlos einzustufen! Das wäre ein Bärendienst für die Altersversorgung in Eigenregie...

    Ich will nicht pauschal bashen, sondern erreichen dass die Leute nachrechnen bevor Sie einen solchen Vertrag abschließen!

    Gerade wenn Menschen nur ein geringes Einkommen haben kommt es darauf an aus jedem Euro das Maximale herauszuholen.

  • Aber es wird ja noch schöner: Das ist ja erst zu Beginn Deiner Rentenphase. Nimm einfach mal an, dass Du dann auch noch 30 Jahre Deine Rente genießen kannst.

    Aus den 400€ Rentenzusage von heute ist dann in 70 Jahren , wenn der Sarg zugenagelt wird, eine Kaufkraft von 66€ geworden. =O

    Soweit richtig deine Überschlagsrechnungen und wie gesagt: Geldwertillusion ist ein strukturelles Problem der meisten privaten Altersvorsorgeverträge! Politisch würde ich deshalb ja eher für einen Ausbau der gesetzlichen Renten bzw. der GRV plädieren und auch dafür, dass die Geldwertverluste in den Schreiben der Versicherungen transparent gemacht werden müssen. Aber nochmal: Wäre es besser, aus Angst vor dem möglichen altersvorsorgetechnischen Tod (= schlechte reale Rendite) dann Selbstmord zu begehen (= gar nicht zusätzlich vorsorgen)? Riester bietet gerade Menschen mit geringer Altersversorgung zumindest einen gewissen Schutz vor Anrechnung auf die Grundsicherung; das blendet man aus, wenn man vorschlägt, das Geld aufs Tagesgeldkonto oder ins ETF-Depot zu packen...