Riester fondsgebunden kündigen?

  • Ihr habt Recht, ich muss mir da ganz in Ruhe noch ein paar Gedanken machen… Es ist kompliziert, aber spannend, und vor allem finde ich sehr gut, hier unterschiedliche (und wirklich kompetente) Perspektiven zu lesen.

    Die Rechnungen machen sehr transparent, wo das hingehen könnte.

    Anscheinend habe ich richtig Glück mit meinem Vertrag, dessen war ich mir gar nicht so bewusst und das ist erst mal sehr erfreulich! Und mir geht es auch nicht darum, die 100 % beste Lösung zu finden, ich vermute, dafür braucht man ohnehin eine Glaskugel.


    Ihr habt mir sehr, sehr weitergeholfen!


    Vielleicht noch eine Frage, sollte ich den Vertrag auflösen und einen Teil anderweitig investieren, hätte ich (zumindest teilweise) an ETFs gedacht und meinem Eindruck nach würdet ihr das auch empfehlen?

  • Wer mal ganz viel Lust hat kann mal probieren Rentenfaktoren aus der Studie auszurechnen.


    https://ivfp.de/wp-content/uploads/2022/08/Gutachten_Union-Riester_220829.pdf



    Ich habe es gerade Versucht, aber bei der besten Fondsgebunden Riesterrentenversicherung kam ich auf einen garantierten Rentenfaktor von ungefähr 26. Komischerweise war das eine Union Fonds Riesterrente. Diese Studie ist auch von Union beauftragt worden und so konstruiert das überhaupt nicht ersichtlich ist was da überhaupt gerechnet wurde.


    Das bestärkt mich noch mehr darin das du auf keinen Fall in die Verrentung der Riesterrente gehen solltest. Mit einem Rentenfaktor von 26 brauchst du 32 Jahre um vor Steuern und ohne Inflationsausgleich deine Riestervermögen wieder zurück bekommst.


    Vielleicht noch eine Frage, sollte ich den Vertrag auflösen und einen Teil anderweitig investieren, hätte ich (zumindest teilweise) an ETFs gedacht und meinem Eindruck nach würdet ihr das auch empfehlen?

    Ich würde das empfehlen.


    Aber du Must mit deiner Entscheidung später klar kommen.


    Lies dich erstmal schlau z.b. mit der Blogserie von Hartmut Walz zur selbst gebauten Rente:

    Erster Teil:

    Arbeitsfreies bzw. passives Einkommen: Renten, Erträge & Co. - Prof. Dr. Hartmut Walz
    Serie zum Fokus-Thema „Rente selbstgemacht“. Teil 1 - Die Tücke mit den Rentenfaktoren deutscher Lebensversicherer und die Unterscheidung zwischen Ansparphase…
    hartmutwalz.de



    Viel Erfolg beim Entriestern und bei deinen Finanzentscheidungen.

  • Ihr habt Recht, ich muss mir da ganz in Ruhe noch ein paar Gedanken machen… Es ist kompliziert, aber spannend, und vor allem finde ich sehr gut, hier unterschiedliche (und wirklich kompetente) Perspektiven zu lesen.

    Mir gefällt diese Diskussion nicht, vor allem nicht die Beiträge von Horst Talski, der sich in ganz anderer Weise darstellt, als ich ihn kenne. Ziemlich leidenschaftlich versucht er Dich dazu zu bewegen, Deinen Riestervertrag aufzulösen und versucht seine Sicht mit einem Wirbelwind von Zahlen zu bestätigen. Das halte ich nicht für richtig.


    Für eine tatsächliche Kalkulation haben wir zu wenig Daten, er suggeriert aber, seine Rechnungen seien exakt. Das können sie überhaupt nicht sein. Generell sind Kalkulationen für die Zukunft fraglich, das gilt in Deinem Fall noch mehr als sonst, weil in Deinem Fall Aktien im Spiel sind und keine festverzinslichen Papiere.


    Die Vergangenheit kennen wir. Da sehen wir bei Dir, daß Du einen Riester-Vertrag hast, der viel besser gelaufen ist als alles, was bisher hier im Forum vorgestellt wurde. Da sind aus 28 T€ eigener Sparleistung 78 T€ geworden. Was in der Zukunft daraus wird, weiß keiner, aber es scheint mir wahrscheinlicher zu sein, daß der Vertrag weiterhin gut läuft, als daß das Gegenteil der Fall ist. Und wenn schon: Du bist anderen Riestersparern gegenüber so weit im Vorteil, daß es noch nicht einmal ein Beinbruch wäre, wenn die 15.000 €, die der Vertrag im letzten Jahr gewonnen hat, wieder weg wären. Selbst dann stelltest Du Dich noch besser als andere Riestersparer.


    Die internen Kosten Deines Fonds sind völlig irrelevant, solange die Netto-Performance mithalten kann, und das ist der Fall. Ich habe den Fondsvergleich ja gepostet.


    Für eine Vermögensplanung braucht man immer das ganze Bild, und das haben wir in Deinem Fall nicht. Rentenpunkte zu kaufen ist generell keine schlechte Idee, wenn das ins Konzept paßt. Wir kennen Dein Konzept aber nicht. Hast Du überhaupt eins? Bevor das klar ist, sollten wir uns dazu nicht konkret äußern.


    Wir wissen nicht, was Du verdienst (das müssen wir auch nicht unbedingt wissen). 132 € ist keine kleine Sparrate, aber auch keine große. Wenn Du partout Rentenpunkte kaufen willst, sollte das mit einer weiteren Sparrate möglich sein. So gut wie Dein laufender Riestersparplan rentieren sie sich mit hoher Wahrscheinlichkeit aber nicht. Du könntest zusätzlich auch einen ETF-Sparplan auflegen. Der sollte sich besser rentieren, aber auch hier solltest Du selber wissen, was Du tust. Aktien sind in der Vergangenheit deutlich schneller gestiegen als festverzinsliche Papiere, aber sie können eben auch herunterfallen, auch für längere Zeit als im Coronacrash 2020, den Du in dem geposteten Schaubild siehst.


    Man hat Dir die Frage gestellt, wie Du auf den Gedanken gekommen bist, den Riestervertrag auflösen zu wollen. Ich fände es fair, wenn Du diese Frage beantworten würdest. In meinen Augen braucht man einen ziemlich gewichtigen Grund, sich von einer gut laufenden Anlage zu trennen. Diesen gewichtigen Grund sehe ich im vorliegenden Fall nicht.


    Geldanlage ist ein Marathon, kein Sprint. Du hast diese Anlage bis jetzt 17 Jahre lang durchgehalten, über Höhen, aber sicher auch über Tiefen. Seit 2006 hatte ich mit meinem Depot 12 gute Jahre, aber auch 5 schlechte, darunter ein superschlechtes. Das wird bei Dir nicht anders gewesen sein. Vielleicht hast Du nur nicht so genau hingeschaut. Nicht hinzuschauen ist übrigens garnicht mal so eine schlechte Strategie, die hat der alte Kostolany schon empfohlen, indem er geraten hat: Aktien kaufen und dann Schlaftabletten nehmen.


    Es ist Deine Entscheidung, was Du machst, aber ich glaube, daß ein Mensch, der sich selbst als Finanzlaien vorstellt, diesbezüglich nichts übers Knie brechen sollte.


    Man hat die Wahl, seine Kaffeetasse fallen zu lassen, aber man hat diese Wahl nur ein einziges Mal. Wenn sie gefallen und zerbrochen ist, kann man sich nicht mehr umentscheiden, dann bleibt sie zerbrochen und wird nicht wieder heil, auch wenn man das gern möchte.

  • Das bestärkt mich noch mehr darin das du auf keinen Fall in die Verrentung der Riesterrente gehen solltest. Mit einem Rentenfaktor von 26 brauchst du 32 Jahre um vor Steuern und ohne Inflationsausgleich deine Riestervermögen wieder zurück bekommst.


    Die Diskussion dreht sich im Kreis und es wäre hilfreich, auf Gegenargumente zumindest einmal einzugehen.


    Daher noch einmal:

    1) "Rentenfaktor" gibt es nur bei einer Rentenversicherung (d.h. bei Dir frühestens ab 85).


    2) Vorher (bis 85 Jahre) gibt es einen Auszahlplan der Fondsgesellschaft. Dabei gibt es keinen Rentenfaktor, sondern Deine "Rente" wird aus dem vorhandenen Fondsvermögen ratenweise gezahlt. Das Fondsvermögen erhält weiterhin Dividenden, Zinsen und ggf. Kurssteigerungen.


    3) Der garantierte "Rentenfaktor" ab 85 ist NICHT dasselbe wie Deine lebenslange Rente ab 85, denn Du wirst NICHT 32 Jahre dieselbe Rente erhalten. Mit dem Rentenfaktor wird nur die ab Rentenbeginn garantierte (!) Rente kalkuliert.


    4) Danach wird diese garantierte Rente voraussichtlich regelmäßig um ziemlich hohe Überschüsse steigen, es sei denn (davon scheint Horsz Talski überzeugt zu sein)
    - alle Versicherungsnehmer werden mindestens 100 Jahre alt

    - und die nächsten 50 Jahre gibt es überhaupt keine Zinsen mehr, die über den aktuellen gesetzlichen Rechnungszins von 0,25% hinausgehen - ein Zustand, den es in der Geschichte der Menschheit eigentlich noch nicht gegeben hat.


    Wenn Versicherungsnehmer vor 100 sterben, bleibt deren Vermögen nicht bei den Versicherungen, sondern muss zu mindestens 90% an die noch lebenden Versicherten als Überschuss verteilt werden.


    Deshalb sind Aussagen wie, dass es 32 Jahre dauern würde, das Riestervermögen wieder zurückzuerhalten, mehr als gewagt - vor allem, wenn nicht gesagt wird, wo das ganze Geld bleibt, wenn viele vorher schon sterben (s.o.).

  • Danke, Achim und Wanderslust, für eure Einschätzung und die weiteren Infos!

    Mir ist klar, dass ich nichts übers Knie brechen sollte. Und natürlich spielt meine aktuelle Situation eine Rolle. Aber eure Gedanken fand ich alle sehr hilfreich, auch insofern, als dass ich davon ausgehen kann, bislang mit dem Vertrag keinen Fehler gemacht zu haben.

    Ich verstehe das Forum als einen Austausch, nicht als Finanzberatung. Ich habe auch nicht den Eindruck, dass mich jemand zu irgendetwas überreden möchte.

    Ich hatte auf Gedankenanstöße gehofft und mögliche Hinweise, und die habe ich bekommen, sehr ausführlich und hilfreicher als ich dachte. Und in jedem Fall nehme ich mit, dass es keine ganz 100%ig „richtige“ oder „falsche“ Entscheidung in der Sache gibt.


    Ich versuche gerne nochmal, meine Motivation darzustellen: Ich höre immer wieder, wie ungünstig Riester ist, dass man jedoch Verlust macht, wenn man ihn auflöst - daher habe ich ihn laufenlassen und bin davon ausgegangen, dass ich auch nichts daran ändere (allerdings nicht ahnend, dass meine Vertrag vergleichsweise sehr gut ist).

    Tatsächlich war dazu vor wenigen Tagen ein Bericht in der Zeit, dass man oft nicht mehr erlebt, wenigstens das zurückzubekommen, was man eingezahlt hat, und dass eine Auflösung u.U. sinnvoll sein kann. Daraufhin habe ich mir meine Unterlage genauer angesehen. Und nachdem ich festgestellt habe, dass der Wert so stark schwankt, aktuell sehr gut ist, die Garantiesumme aber vergleichsweise gering, habe ich bei der Union Invest angerufen und mich über eine mögliche Auflösung informiert. Dort hat man mir abgeraten, klar - daher dachte ich, vielleicht finde ich noch andere/unabhängige Einschätzungen.


    Möglicherweise komme ich etwas naiv rüber… wahrscheinlich bin ich das auch, weil ich mich tatsächlich nur alle paar Jahre mit Finanzdingen beschäftige 😬. Aber ich werde gut überlegen, so wie ihr mir das alle ratet und mich in jedem Fall nochmal „offiziell“ beraten lassen.


    Ich freue mich einfach sehr über eure Informationsbereitschaft und die Zeit, die ihr euch dafür nehmt! Ich habe sehr viel gelernt - auch, dass ich so oder so vermutlich keinen riesigen Fehler begehe…


    Meine Gesamtsituation mag eine Rolle spielen, die ist allerdings etwas komplizierter… vielleicht melde ich mich dazu ja noch einmal.

  • Danach wird diese garantierte Rente voraussichtlich regelmäßig um ziemlich hohe Überschüsse steigen, es sei denn

    Kannst du das durch aktuelle Zahlen einer Fondsgebunden Riesterrente belegen?


    Und wie hoch sind ziemlich hohe Beträge?


    Ich habe mich oben durch eine Studie der Versicherungsgesellschaften gebuddelt um herauszufinden wie hoch tatsächlich ein garantierter Rentenfaktor sein könnte.

    Den höchsten den ich irgendwie aus diesem Abstrusen Zahlenwerk erblicken konnte war ein Rentenfaktor von 26. Allerdings wurden die erwarten Renditen und auch die Kosten der Verträge in der Studie benannt.


    Wenn du magst Wanderslust schau da doch mal in die Studie und probiere mir zu erklären wie du dann auf die Aussage kommst das „ die Renten um ziemlich hohe Überschüsse steigen“ .


    Hier nochmals der Link für dich:

    https://ivfp.de/wp-content/uploads/2022/08/Gutachten_Union-Riester_220829.pdf



    Zeige mir bitte Beispiele und ich werde dir glauben. Lass Zahlen sprechen und nicht Vermutungen. Nenne aktuelle Rentenhöhen aus Verträgen die Bereits in der Auszahlung sind, dann bin ich gerne bereit dir zu glauben.


    Aber wenn eine mickrige Rente um ziehmlich hohe Überschüsse steigt wird sie immer noch nicht gut. Ein Haufen Mist wird auch noch kein Kuchen nur weil er kleiner wird.


    In den aktuellen Vertragsunterlagen der 4P steht übrigens das die Rente höchstens um 1% p.a. Steigen kann oder aber auch nicht. Das mag bei der Rente von Nina anders sein, das wissen wir aber nicht.


    Wanderslust , ich habe so den Eindruck das du mit Versicherungsprodukten und deren Vertrieb nicht ganz unbeleckt bist. Wenn dem so ist möchte ich Dir nicht dein Geschäft kaputt machen, aber über fundierte Zahlen zur Rentenerhöhung im Alter bei einer Fondsgebunden Riesterversicherung würde ich mich sehr freuen.


    Munter bleiben

  • Doch, die Rente erhöht sich voraussichtlich in der Auszahlungsphase regelmäßig:


    - bei einem Fondssparplan wie hier bis zum 85. Lebensjahr durch die Dividenden und (hoffentlich) weiteren Kurssteigerungen der in den Fonds enthaltenen Wertpapiere,


    - ab 85 (Rentenversicherung) durch die laufenden Überschüsse, d.h. alle Zinsen, die höher sind als der aktuelle Rechnungszins (0,25%) zu 90% (bei 4% Zinsen also ca. 3,4% extra) sowie die Übersterblichkeit, wenn andere Versicherungsnehmer gar nicht das kalkulierte 100. Lebensjahr erreichen (und zB schon bei Rentenbeginn tot sind).

    Ja, und wenn Sie nicht gestorben sind, dann Leben Sie heute noch...

    So enden Sie die Märchen. ;)

    Ich habe selbst eine alte KLV aus den 90'er Jahren. Jedes Jahr seit Vertragsabschluss erhalte ich die Standmeldung meiner Versicherung mit dem Garantiewerten und der 'prognostizierten Wertentwicklung' meines Vertrags. Und ich könnte mit den 'Prognosen' der Versicherung inzwischen wohl ein Zimmer meiner Wohnung tapezieren.

    Meine Beobachtung:

    • Die Zinsen sinken (Niedrigzinsphase seit 2008/2009) -> Die prognostizierte Wertentwicklung meiner KLV wird jedes Jahr kleiner
    • Die Zinsen waren quasi auf Null -> Die Versicherungen durften sich aus dem Kapital der Versicherten bedienen um eine Zinszusatzreserve aufzubauen -> Die prognostizierte Wertentwicklung meiner KLV wird kleiner
    • Die Zinsen steigen wieder (2022/2023)-> Die prognostizierte Wertentwicklung meiner KLV wird kleiner

    Mein Fazit: Ich rechne seit über 10 Jahren nur noch damit 2031 den Garantiewert meiner KLV zu erhalten.

    In den letzten 15 Jahren ist die 'prognostizierte Wertentwicklung' meiner Versicherung nie gestiegen. Höchstens mal für ein paar Jahre konstant geblieben.


    Bei einer Rentenversicherung wie Riester verbleibt das Kapital in der Rentenphase nicht in dem Aktienfonds, sondern wird einige Jahre vor der Rentenphase in einen Rentenfonds umgeschichtet. Sonst könnte die Versicherung die Rentenzahlung nämlich nicht garantieren. Und wie die Dividenden und Kurssteigerungen bei einem Rentenfonds so aussehen, kannst Du selbst ja mal ergoogeln.

    Und ja, die 'Sterblichkeitsgewinne' gehen auch nicht zu 100% an die Versicherten, sondern ein Gutteil davon landet natürlich wieder bei den Versicherungen.


    PS: Ich würde nicht bis 90+ warten wollen, bis ich dann mein eingezahltes Kapital wieder aus meiner Versicherung heraus habe. Lieber 'verlebe' ich mein Geld wenn es mir Gesundheitlich noch so gut gehe, dass ich auch was davon habe.

    JustMy2Cent

  • Ich höre immer wieder, wie ungünstig Riester ist, dass man jedoch Verlust macht, wenn man ihn auflöst - daher habe ich ihn laufenlassen und bin davon ausgegangen, dass ich auch nichts daran ändere (allerdings nicht ahnend, dass mein Vertrag vergleichsweise sehr gut ist).

    Das ist so.


    Die ursprüngliche Idee, die Leute dazu zu bringen, privat fürs Alter vorzusorgen, war sicherlich nicht schlecht. Fatal ausgewirkt hat sich allerdings eine außergewöhnliche und unerwartete Kombination, nämlich einerseits das deutsche Streben nach Ultrasicherheit (auf Regierungsseite und auf Kundenseite) mit einer säkularen Zinsbaisse. Als man das Riesterkonzept entwickelt hat, waren die Zinsen zwar bereits im Abflug, aber damals konnte sich niemand vorstellen, daß die Zinsen sogar unter 0 sinken könnten. Genau das ist aber passiert. Dazu kommt, daß die Regierung in ihrem Streben nach Ultrasicherheit die regulatorischen Hürden unwahrscheinlich hoch gesetzt hat (was die Verträge teuer macht) und die Versicherungswirtschaft den Ball gern aufgenommen hat (was die Verträge teuer macht). Bei vielen Riesterverträgen geht die staatliche Förderung, also das Zauberwort für fast jeden Deutschen, komplett in die Kosten, der Sparer hat nichts davon. Und in seinem Streben nach Ultrasicherheit hat er als Sparvehikel Staatsanleihen gewählt - und die haben sich halt in vielen Jahren seither so gut wie nicht rentiert oder sogar Geld gekostet.


    Es ist somit zutreffend, wenn die Presse schreibt, Riesterverträge lohnten sich nicht. Das gilt zwar nicht für alle (für Deinen halt eben nicht), aber das gilt für die meisten. Insoweit wäre es für die meisten Riestersparer keine schlechte Idee, den Vertrag zu kündigen, wenngleich sie das auch eine Menge Geld kostet, so daß von "ihrem Geld" am Ende nicht viel übrig bleibt. Eine andere Option wäre der Austausch des Sparvehikels, weg von Staatsanleihen hin zu Aktien. Ich habe heute erst gelesen, daß das möglich ist, zumindest wohl bei manchen Verträgen.


    Die Orientierung an "meinem Geld" "Erhalt der Beiträge" ist bei Licht besehen längst nicht so "sicher", wie viele sicherheitsbesoffene Deutsche das glauben: Wenn Du tausend Euro anlegst und nach dreißig Jahren ungeschmälert zurückbekommst, kannst Du mit Sicherheit längst nicht mehr das kaufen, was Du vor dreißig Jahren davon hättest kaufen können. Im Endeffekt will ja niemand Geld sparen, sondern er möchte Kaufkraft einfrieren. Man möchte jetzt den Gegenwert eines Laibes Brot weglegen und vom Weggelegten in dreißig Jahren einen Laib Brot kaufen können (oder mehr, aber sicher nicht weniger).


    Und das geht im Moment mit Zinsanlagen schlichtweg nicht. Noch in den neunziger und nuller Jahren war das anders, wie dieses Schaubild zeigt. Es zeigt immerhin die Realzinsen, also Nominalzinsen abzüglich Inflation. Die meisten solcher Schaubilder unterschlagen allerdings die Steuer, die in früheren Jahren die Hälfte der Nominalzinsen wegnehmen konnte, seit einigen Jahren nur noch ein Viertel. Du ersiehst aus dem Schaubild, warum Lebensversicherungen in der 90er Jahren so beliebt waren (in ihnen waren Zinsen typischerweise steuerfrei) und warum man sich aktuell mit Zinsanlagen arm spart.


    Der Durchschnittsdeutsche traut sich aber nicht an das Spielcasino Börse. Er fürchtet, daß er eines Tages aufwacht und feststellen muß, daß die gesamte Weltwirtschaft über Nacht konkursgegangen ist und "sein Geld" komplett weg ist. Wohlgemerkt: Aktienkurse schwanken, sie können auch erheblich schwanken, und es macht mit Sicherheit keine Freude, wenn ein Einbruch kommt wie 2000 bis 2002, in denen der MSCI World sich halbiert hat. Aber selbst so ein Einbruch wird ausgeglichen, wenngleich es selbst etliche Jahre dauern mag. Du bist in einer komfortablen Situation: Du hast in den letzten Jahren eine Menge Kapitalerträge angesammelt. Selbst wenn nun ein Börseneinbruch kommen sollte, stellst Du Dich gegenüber einem Rentenanleger per saldo immer noch besser.


    Irgendwann einmal gehst Du in Rente. Die Sparphase Deines Riestervertrags endet, die Leistungsphase beginnt. Zu diesem Zeitpunkt dürftest Du im Vergleich zu jetzt Dein Kapital nochmals verdoppelt haben und Riestersparer in festverzinslichen Papieren weiter hinter Dir gelassen haben.


    Über Entsparstrategien gibt es meterweise Bücher. Der Tenor ist: Um Gottes willen raus aus diesen schlimmen Aktien, man hat ja mit 65 nur noch einen Anlagehorizont von 25 Jahren, und wenn dann ein Börseneinbruch kommt, kann man das ja nicht mehr ausgleichen. Man sollte in der Entsparphase durchaus konservativer agieren, so wie das bei Deinem Vertrag wohl auch geplant ist. Aber panisch von der Börse fliehen muß man nicht. Dein Alterseinkommen wird ja ohnehin eine Mischung sein: Deine Basisbedürfnisse wird die gesetzliche Rente abdecken, Dein eigenes Vermögen ist das Sahnehäubchen für den Komfort.


    Auch hier ist für den Durchschnittsdeutschen wichtig, daß er "sein Geld" "zurückbekommt" (siehe oben). Jegliches Rentensystem, egal ob staatlich oder privat, ist so ausgelegt, daß das gesammelte Vermögen aller Mitglieder für die Durchschnittsüberlebenszeit der Mitglieder reicht. Wer früher stirbt, dessen kalkulatorisches Restvermögen verfällt der Gemeinschaft, auf daß aus diesem Topf die Mitglieder Leistungen bekommen, die über die kalkulierte Lebensdauer hinaus leben. Und Durchschnitt ist nun einmal Durchschnitt - 50% drunter, 50% drüber, anders etwa als bei den Autofahrern, die zu 95% davon überzeugt sind, besser und sicherer zu fahren als der Durchschnitt.


    Du wirst im Vergleich zu anderen Riestersparern von einem deutlich erhöhten Niveau in Deine Leistungsphase gehen. Ich fände es nicht schlimm, daß Du 90 werden "müßtest", um "Dein Geld" "zurückzubekommen", sofern Du bis dahin eine erfreuliche Aufbesserung Deiner Alterseinkünfte bekommst.


    Ich selbst habe keinen Riestervertrag, stattdessen bin ich mit meinem Geld nach wie vor im Spielcasino unterwegs und beabsichtige, diese Methode grundsätzlich beizubehalten, wenn ich mal in Rente gehen werde. Hätte ich einen Riestervertrag, würde ich mir mit Rentenantritt die 30% auszahlen lassen, die möglich sind, und würde dieses Geld entweder in etwas Schönes stecken, was ich mir schon lang gewünscht, aber immer versagt hätte (Monster schwärmt immer wieder davon) oder ich würde dieses Geld ins Spielcasino Börse tragen, wo es mehr bringt als auf der Bank. Ich würde für diesen Teilbetrag die Verwaltung dann selbst übernehmen.


    Aber bis dahin hast Du noch ein Weilchen Zeit.


    Wie oben bereits geschrieben: Keine Ahnung zu haben ist nicht schlimm, vor allem dann nicht, wenn man sich selbst seines Defizits bewußt ist. Dagegen kann man schließlich etwas tun.


    :)

  • .... ich habe so den Eindruck das du mit Versicherungsprodukten und deren Vertrieb nicht ganz unbeleckt bist. Wenn dem so ist möchte ich Dir nicht dein Geschäft kaputt machen, aber über fundierte Zahlen zur Rentenerhöhung im Alter bei einer Fondsgebunden Riesterversicherung würde ich mich sehr freuen.

    Ich muss Dich enttäuschen - ich habe beruflich nichts mit Versicherungen zu tun.


    Deine gewünschten Zahlen zu laufenden Überschüssen der Versicherer für 2024 findest Du zum Beispiel hier:

    Überschussbeteiligung Lebensversicherung
    Dein Bonus bei klassischen Verträgen
    www.finanztip.de


    Dass in den letzten 15 Jahren bei dauerhaft sinkenden und teils negativen Zinsen oft keine Überschüsse erwirtschaftet wurden, dürfte niemanden überraschen.


    Daraus aber zu folgern, dass die Zinsen auf diesem niedrigen Niveau verharren werden und es auch künftig keine Überschüsse gibt, führt in die Irre. Die künftigen Überschüsse werden umso höher sein als die aktuellen Garantiezinsen historisch niedrig sind.

  • Fondsgebundene Lebensversicherung
    So funktionieren Fondspolicen
    www.finanztip.de


    Moin Wanderslust ,


    Zitat aus deinem Verlinkten Text von Finanztip:


    „Hast Du also beispielsweise im Jahr 1999 eine Le­bens­ver­si­che­rung mit einem hohen garantierten Zins von 4 Prozent abgeschlossen, erhältst Du 2024 keine zusätzlichen Zinsüberschüsse. Hast Du dagegen 2017 einen Vertrag mit 0,9 Prozent garantierter Verzinsung abgeschlossen, kannst Du 2024 mit Zinsüberschüssen rechnen. Hat Dein Versicherer beispielsweise eine laufende Verzinsung von 2,5 Prozent, wird Dein Vertrag mit 1,6 Prozent an den Überschüssen beteiligt.“



    Diese oben genannte Verzinsung bezieht sich nur auf den Sparanteil deiner Versicherung.


    Wenn du mir sagst wie hoch der Sparanteil deiner Versicherung ist können wir ja zusammen die Rendite ausrechnen.


    Frage mal bei deiner Versicherung nach, du wirst keine Auskunft bekommen.

    Also weißt du nicht auf wieviel von deinen Beiträgen dieser noch so tolle Zins jetzt gezahlt wird.

    Dann nimmst du mal die Inflation dazu und schaust mal wie es sich mit der Kaufkraft verhalten hat.


    Aber jeder kann ja mit seinem Geld was er möchte und in Deutschland ist ja nicht verboten sich arm zu sparen.


    Ich wünsche dir weiterhin viel Erfolg mit deiner Lebensversicherung und möge zumindest deine Kaufkraft erhalten bleiben.


    Um das Thema hier zu beenden empfehle ich dir noch den Blogartikel von Hartmut Walz dazu:

    Unsichere Lebensversicherer – ein Update - Prof. Dr. Hartmut Walz
    Lebensversicherern geht es schlecht. Deshalb auf keinen Fall mehr kapitalbildende Lebens- oder Rentenversicherungen, Riester- oder Rürup-Verträge abschließen!…
    hartmutwalz.de

  • Die künftigen Überschüsse werden umso höher sein als die aktuellen Garantiezinsen historisch niedrig sind.

    Achtung Ironie:

    Da kann man ja JEDEM nur raten schnell noch jetzt eine klassische Lebensversicherung abzuschließen. Bei aktuell 0,25% Garantiezins wird man ja durch die Überschüsse ein richtig fettes Geschäft machen. ;)

  • Achtung Ironie:

    Da kann man ja JEDEM nur raten schnell noch jetzt eine klassische Lebensversicherung abzuschließen. Bei aktuell 0,25% Garantiezins wird man ja durch die Überschüsse ein richtig fettes Geschäft machen. ;)

    Darum geht es ja gar nicht.


    Es geht um einen Riester-Fondssparplan, der extrem gut gelaufen ist. Die Anlegerin hat noch einige Jahre bis zum Ruhestand. Eine Rentenversicherung wird frühestens mit Ruhestandsbeginn und Wirkung ab dem 85. Lebensjahr abgeschlossen.


    Der heutige niedrige Garantiezins bzw. garantierte Rentenfaktor hat deshalb keinen Informationswert zu der Frage, wie hoch die Rente sein wird, die ab 85 gezahlt wird.


    Selbst wenn wir hellsehen und den Garantiezins oder garantierten Rentenfaktor in der Zukunft voraussehen könnten, würde er nur die Mindestrente abbilden. Diese erhöht sich zusätzlich durch Überschüsse wegen der (zu) vorsichtigen Kalkulation.


    Mehr habe ich nicht gesagt, aber das reicht m.E. auch.



  • Moin Wanderslust ,


    lies dir bitte mal die Screenshots aus dem Prospekt der 4P Fondsriesterversicherung durch und erkläre mir dann bitte anhand der Schaubilder noch einmal wo die hohe Rendite in der Auszahlphase denn her kommen soll.

    Vielleicht interpretiere ich ja auch die Schaubilder falsch aber der graue Bereich der als mögliche zusätzliche Auszahlung deklariert wird ist dann leider vielleicht etwas zu klein gewählt. Du solltest mal bei Union nachfragen ob diese Schaubilder doch nicht etwas angepasst werden können, da sich diese Erhöhungen ja durch Kostengünstige Anlage in exorbitante Höhen steigern werden die dein Konto im Alter überlaufen lassen. ;)


    Es ist sogar Grafisch im Prospect dargestellt das du da nicht viel erwarten kannst, also muss du noch nicht mal lesen du kannst es sogar direkt sehen.

    4) Danach wird diese garantierte Rente voraussichtlich regelmäßig um ziemlich hohe Überschüsse steigen,

    Warum schreibst du so etwas wenn du es einfach nicht belegen kannst?


    Für Nina244 bedeutet das jetzt das Sie zwar eine gute Wertentwicklung in ihrer Ansparphase hat, aber Sie leider nicht an dieses Vermögen durch eine Rentenzahlung heran kommt.

    Das ist so als ob du ein schönes E-Fahrrad in der Garage stehen hast aber damit nicht fahren darfst sondern nur klingeln kannst. Mit dem Verkaufserlös des E-Fahrrads kannst du dir dann selber ein Fahrrad kaufen und zumindest damit fahren und da die Wertentwicklung von Ninas Riester so gut ist sitzt vielleicht doch ein E- Fahrrad drin.


    Muss jeder wissen ob er 40 Jahre klingeln möchte oder 30 Jahre fahren kann.


    Kurz gesagt: Was nutzt mir die Kohle wenn ich nichts davon hab.


    Allen gute Radtouren und allen andern viel Spaß beim klingeln.

    Es soll ja auch schöne Klingeln geben. ;)

  • Ich denke, die Argumente sind ausgetauscht. Die Screenshots bestätigen, was ich gesagt habe. Danach scheint es sogar mehrere variable Anteile zu geben, die sowohl ab 67 als auch ab 85 hinzukommen können.


    Die grafische Darstellung der ersten Rentenjahre ist völlig beliebig, weil niemand hellsehen kann. Weder Du noch ich noch Union Investment. Auch du kannst nicht belegen, dass 2040 alle Menschen 100 Jahre alt werden oder das Zinsniveau wieder auf unter Null fällt.


    Wir sind alle Erwachsene und können mit unserem Geld machen, was wir wollen.


    Einen schönen Abend und vielen Dank für den interessante Austausch.