Riesterrente

  • Hallo, ich bin ein wenig verunsichert … ich habe mich jahrelang null um meine Finanzen gekümmert und habe jetzt vor kurzem damit angefangen. Besser spät als nie :thumbup:



    Ich habe einen Riestervertrag, der auch ganz gut läuft. Trotzdem mache ich mir Gedanken, weil ich jetzt von Sachen wie Rentenfaktor und so gehört habe. Diesen gibt es wohl nicht, also kaufe ich ein wenig die Katze im Sack, oder? Meine Fragen wären, die Riesterrente weiter laufen lassen und das Beste hoffen, sie ruhen lassen oder förder schädlich auflösen?


    Ein paar Fakten,


    Erster Anhang, die laufenden Kosten, gerade der Ausgabeaufschlag hat mich geschockt. Die Anfangskosten sind ja schon bezahlt. Ich bespare den Deka-BR 100.


    Eingezahlt, 18528 Euro -> aktueller Wert 38562,84 Euro, Zulagen 2000 Euro und unregelmäßig von der Steuer abgesetzt, nicht jedes Jahr eine Steuererklärung gemacht.




    Hoffe, die Infos reichen? Kann auch gerne noch was nachreichen.


    Vielen Dank schon mal für die Antworten.


    [Zweiter Anhang wurde durch Moderation entfernt]

  • Hallo,


    klingt für mich ziemlich schlecht, also zumindest für mich. Wäre es sinnvoll, die Riester-Rente jetzt zu kündigen und den Kursgewinn mitzunehmen, minus die ganzen Zulagen und Steuersachen. Und das Geld dann einfach in einen ETF packen und später richtig Rente, das Geld sicherer anzulegen und davon zu leben? Weil mit dem Vertrag müsste ich ja 95 oder älter werden damit es sich lohnt.

  • Hallo,


    klingt für mich ziemlich schlecht, also zumindest für mich. Wäre es sinnvoll, die Riester-Rente jetzt zu kündigen und den Kursgewinn mitzunehmen, minus die ganzen Zulagen und Steuersachen. Und das Geld dann einfach in einen ETF packen und später richtig Rente, das Geld sicherer anzulegen und davon zu leben? Weil mit dem Vertrag müsste ich ja 95 oder älter werden damit es sich lohnt.

    In den meisten Fällen kommt dabei mehr heraus.


    Riester funktioniert über die Zulagenrendite (bei Leuten, die eher nicht viel verdienen) oder als schmerzhafte Erfahrung, die ein finanzielles Erweckungserlebnis einleitet.


    (Okay, das klingt jetzt deutlich zynischer als es gemeint ist.) =O

  • Ok, bei mir ist es dann das finanzielle Erweckungserlebnis … ich müsste für die volle Zulage 150 Euro im Monat einzahlen. 175 Zulagen gibt es ja, plus die Steuerersparnis, die aber nur aufgeschoben ist, oder?




    Von den 175 Euro kann mal schon mal 25 Euro abziehen für laufende Kosten. Dazu kommen dann ca. 60 euro Ausgabeaufschlag (85Euro) und dann nochmal Ter kosten von über 1


    Klingt alles ziemlich mies. Habe ich noch was vergessen? :/

  • Moin Thomas W ,


    Willkommen im Forum.


    Besser spät nach den Finanzen sehen als gar nicht.


    Also du kannst einen „theoretischen“ Rentenfakor aus deiner Prognose von 2008 herrausrechnen.


    Die angeblichen 1252€ Euro Rente kannst du durch 41,1 teilen und kommst dann auf gut 30€ pro 10000€ Vertragsvermögen. Also einen Rentenfaktor von 30.


    Du hast ja bis jetzt gut knapp 21000 einbezahlt, also gut 1400 pro Jahr von 2008 bis 2023.


    Damit hast du eine Rendite von über 7% p.a. im Vertrag.

    Sparrechner - Zinsen online berechnen


    Das ist schon mal nicht so schlecht.


    Läuft der Vertrag jetzt wirklich die nächsten 30Jahre so weiter könntest du wirklich eine Rente in der angegebenen Höhe bekommen.


    Das Problem an der Verrentung ist das du das Kapital im Vertrag erst mit über 27 Jahren Rentenbezugsdauer heraus bekommst.


    Zum Rentenbeginn kannst du dir 30% förderunschädlich aus deinem Riestervertrag auszahlen lassen. Diese müssten dann versteuert werden.


    Machst du deine Steuererklärung und legst dieses Geld selber an hast du noch mehr freies Vermögen dazu.


    Im Prinzip sparst du jetzt mit Fremdkapital aus der Förderung auf einen Fondssparplan der noch nicht mal so schlecht gelaufen ist und die Kosten sind überschaubar.


    Bei Kündigung müsstest du die Zulagen mit der der Steuerersparnis zusammen zurückzahlen und den Fondsgewinn als Einmaleinnahme in der Einkommensteuer mit deinem dann durch die Progression steigenden Steuersatz versteuern.

    Von den 38652 blieben dann über den dicken Daumen gerechnet vielleicht 25000€-28000€ übrig die dann wieder neue anlegen könntest.

    Legst du die 25000€ selber an und sparst 120€ monatlich dazu brauchst du eine Rendite von fast 9% vor Steuern um auf die 411000€ aus dem Angebot zu kommen.


    Fondsrechner zum Fondssparen



    Also so ganz schlecht ist deine Riester nicht.

    Unflexibel ja aber die Rendite im Vertrag macht die Kosten weg. So hoch sind diese Kosten jetzt auch im Vergleich zu anderen Verträgen auch nicht. Der Rentenfaktor ist natürlich blöd weil dein Geld im Vertrag gefangen ist aber bei einer jetzigen Kündigung musst du mit dem Freiwerden Kapital eine noch höhere Rendite bekommen, kann klappen muss aber nicht.

    Ob die Anlage im Riester so weiter läuft steht natürlich auch in den Sternen.


    Such dir mal die Finds aus deinem Riester raus und vergleiche die bei Fondsweb mit den üblichen ETFs , dann kannst du schon mal sehen wie diese im Vergleich gelaufen sind. Aber mit der Rendite kann das nicht so schlecht sein. Dann die geschenkte Zulage und die Steuerersparnis könnte sein das es sich rechnen würde deinen Riester weiter zu besparen und zu Rentenbeginn die 30% rauszuziehen.


    Musst du dir mal in Ruhe ausrechnen.


    Viel Erfolg mit deinen Finanzentscheidungen.

  • Hallo Horst Talski,


    vielen Dank fürs Willkommen und deine Hilfe!


    Deine Rechnung sieht ja schon ein wenig freundlicher aus:) aktuell stört mich halt, dass ich so alt werden muss, damit es sich lohnt. Wie sieht es eigentlich aus mit meiner Frau? Würde die auch profitieren, wenn ich schon tot bin. Frauen werden ja in der Regel älter.


    Also würdest du den Vertrag weiter besparen, oder doch eher ruhen lassen?

  • Ahh link zu spät gesehen.


    So schlecht ist der DEKA FONDS ja gar nicht gelaufen.


    Wenn die Förderung jetzt den kleinen Kursunterschied wegmacht, können dir die Kosten im Vertrag eigentlich egal sein, da du mit „geschenktem“ Geld das ausgleichst.

  • Das stimmt, trotzdem ärgern mich die hohen Kosten^^ gerade 4 Euro Ausgabeaufschlag pro Anteil.


    Also würdest du die Riester-Rente so weiterlaufen lassen? Oder erhöhen für die komplette Zulage (was Geld kostet) oder den Vertrag ruhen lassen und das Geld auch in den ETF packen?

  • Ich würde rechnen.


    Einkommenssteuererklärung raussuchen.


    Jahresbrutto plus die Gewinne aus einem möglichen Riesterkündigung in einen Einkommensteuerrechner eingeben.

    Lohn- und Einkommensteuerrechner:Einkommensteuer - Berechnung


    Dann ausrechnen wieviel Steuer ich auf die Gewinne bezahlen müsste und wieviel Vermögen dann übrig bleiben um diese wieder neu anzulegen.


    Dann Zinsen berechnen anschmeissen und ausrechnen wieviel Rendite ich mit der neueanlage erwirtschaften muss um den Verlust aus Steuern und Rückzahlungen wieder auszugleichen.

    Rendite realistisch? Dann evtl. Kündigen.


    Gegenrechnung aufmachen und den Riester auf maximale Zahlung mit 175€ Zulagen und Steuerersparnis durchrechnen.

    Steuerersparnis in deinem ETF Sparplan mit einberechnen.


    Mögliche 30% Auszahlung zur Rentenzahlung ( geht schon ab 62) berechnen.

    Steuern dieser Auszahlung mit dem o.g. Rechner abschätzen. ( Wird schwierig da in 25 Jahren viel passieren kann) .


    Dann hast du ein paar Zahlen an denen du im groben die Richtung abschätzen kannst wo die Richtung hingeht. Da sind viele Annahmen drin und die endgültige Entscheidung musst du selber treffen da es dein Geld ist.


    Viel Erfolg bei deinen Finanzentscheidungen.

  • aktuell stört mich halt, dass ich so alt werden muss, damit es sich lohnt.

    Da scheinst Du nicht der einzige hier im Forum zu sein. Sehr viele hier scheinen ein hohes Alter oder langes Leben für sich auszuschließen.


    Solange man nicht schwer krank ist, kann ich das nur schwer nachvollziehen, zumal die Lebenserwartung von Menschen, die Geld anlegen deutlich höher ist als die der mittellosen Bevölkerung.


    **Vorsicht Satire** :S : Vielleicht wäre es ein Riester-Reformvorschlag, auf die lebenslange Rente ab 85 zu verzichten und das Kapital sofort auszuzahlen, wenn Rentner sich im Gegenzug freiwillig unwiderruflich dazu verpflichten, spätestens mit 85 sozialverträglich aus dem Leben auszusteigen. ** Satire aus**:S

  • Da scheinst Du nicht der einzige hier im Forum zu sein. Sehr viele hier scheinen ein hohes Alter oder langes Leben für sich auszuschließen.

    Ich denke, dass siehst Du nicht ganz richtig. Es wird sich schon eine ganze Menge mit dem Thema Altersvorsorge beschäftigt.

    Ich stelle, bzw. habe mich mit dieser Frage sehr intensiv auseinander gesetzt. In meiner Familie haben eigentlich alle meine Vorfahren das jeweilige Durchschnittsalter Ihrer Alterskohorte teilweise deutlich übertroffen. Alten- oder Pflegeheime, sowie jahrelange Leidenswege durch altersbedingte Krankheiten (z.B. Demenz) waren auch kein Thema.

    Ich gehe daher davon aus, dass ich rein von der 'Gen-Lotterie' her nicht die schlechtesten Karten habe diese Familientradition fortzusetzten. :/

    Ich sehe aber auch, dass bei allen meinen Verwandten spätestens ab 85+ 'der Lack' ab war. Ab da wurde dann begann dann mehr oder weniger das teilweise lange Warten auf die letzte Reise (meine Urgroßmutter wurde z.B. 102 Jahre alt). Dementsprechend nahm dann auch der Finanzbedarf ab (kaum noch Reisen, weniger Hobbys, usw.).

    Meine Mutter ist inzwischen auch deutlich 80+ und große Ausgaben/Wünsche sind einfach nicht mehr da. Es bleibt jedem Monat richtig Geld Ihrer Rente (inkl. Witwenrente) über. Dazu dann noch ein hoher 5-stelliger Bargeldbetrag und ein Haus, das nach dem Tod meines Vaters natürlich viel zu groß ist und viel zu viel Arbeit macht, usw.

    Wozu hat Sie nun ein 'Vermögen' von > 300K€!? :/


    Ich habe mich daher entschieden einen anderen Weg zu gehen. Ich habe zeitlebens Geld gespart, obwohl ich mir sehr viele Wünsche erfüllt habe. Und wenn ich in 10+ Jahren in Rente gehe, möchte ich zumindest die 'guten Jahre' meines Unruhestands dazu nutzen mehr zu Reisen und die Winter im Süden zu verbringen. Dafür möchte ich mein Geld ausgeben, dass ich > 40 Jahre meines Lebens angespart habe. Ich brauche niemanden, der mir vorschreibt wie viel meines Geldes ich wann auszugeben habe.

    Und um dann später auf den Tod zu warten reicht auch meine gesetzliche Rente.

    Mit einer sehr hohen Wahrscheinlichkeit werde ich es eh nicht schaffen mein ganzes Geld zu verjubeln. Das ist ohnehin nicht mein Ziel. Wer 50-60 Jahre seines Leben verantwortungsvoll mit seinen Finanzen umgegangen ist, wird auch im Alter nicht plötzlich vom Saulus zum Paulus.

    JustMy2Cent

  • Danke für die weiteren Antworten! Klar möchte ich mit 85 noch nicht sterben, aber es ist mit der Versicherung doch eine Wette, ob ich alt genug werde, um davon zu profitieren. Sie ziehen mir von meinem Vermögen ca 150k ab und um es zu sparen, falls ich älter als 85 werde. Wenn ich es nicht schaffe, sind sie einfach weg. Ich glaube, das kann ich auch. Bin nicht der Typ der sein Geld dann sinnlos ausgibt.

  • Dir wird kein Vermögen "abgezogen" - der Großteil dieses Vermögens sind staatliche Zulagen, Steuervorteile und gestundete Steuern auf die bis dahin erzielten Gewinne.


    Dieser "geschenkte" bzw. "geliehene" Anteil dürfte bei Deinem prognostizierten Vermögen gerne die Gesamtheit des Rentenbeitrags ausmachen, vielleicht sogar mehr.


    Du profitierst auch vorher schon davon - das Riestervermögen ist zB unpfändbar und Hartz-IV sicher. Du wirst auch Anspruch auf eine höhere Grundsicherung haben (zT privilegierte Nichtanrechnung), falls Du (Gott bewahre) sie einmal brauchen solltest.


    Zur Realität gehört nämlich auch, dass der finanzielle Absturz immer nur einen Schicksalsschlag entfernt ist (Arbeitsplatzverlust, Scheidung, Berufsunfähigkeit, Unfall, pflegebedürftige Familienangehörige, Börsencrash etc.).


    Pflege und Therapien unserer Mutter kosten monatlich schon heute fünfstellig, kein Witz....