Geldanlage für und im Alter

  • Hallo zusammen. Bin ein Neuling und habe in den letzten Jahrzehnten bzgl. Geldanlage doch einiges falsch gemacht, was mir bewußt wird, seit ich regelmäßig Finanztip lese, z.B. in Lebensversicherungen investiert. Da meine Frau und ich ganz gut verdient haben, werden wir jedoch einiges anlegen können.

    Zur aktuellen Situation: Wir sind beide 64. Renteneintritt ist mit 67. Die Bruttorente wird ca. 4900 € betragen. Aktuell haben wir ca. 110.000 € in Festgeld, 70.000 in zwei weltweiten ETFs und 60000 in Tagesgeld. 50.000 liegen auf dem Girokonto. Wir bewohnen ein abbezahltes EFH, das 45 Jahre alt ist, Reparaturen oder neue Heizung könnten also schon noch fällig werden. wri sind beide privat krankenversichert und geben dafür zusammen aktuell 1500 € aus. Kinder haben wir keine, müssen also nichts vererben. 2025 werden wir aus verschiedenen Quellen ca. 800.000 € einnehmen, die ebenfalls anzulegen sind. Könntet Ihr mir Ratschläge geben, wie wir dies am besten bewerkstelligen. 25 Jahre möchten wir schon noch leben und dies möglichst ohne Geldsorgen. Vielen Dank für Eure Hilfe

  • Xenia

    Hat das Thema freigeschaltet.
  • Könntet Ihr mir Ratschläge geben, wie wir dies am besten bewerkstelligen.

    Erst mal ein 'Herzlich willkommen!'

    Zum Zweiten Glückwunsch für die doch recht komfortable Ausgangslage.

    Nun zum Dritten...

    Dir oder Euch Ratschläge zu erteilen, wie ihr Euer Geld bestmöglich anlegen könnt, ist jetzt wenigstens zweitrangig.

    Ihr solltet eine etwas konkretere Vermögensbilanz erstellen (für Euch, nicht für uns) und den Bedarf skizzieren, also quasi die Lücke, die zwischen Nettorente und der Summe der (voraussichtlichen) laufenden Ausgaben entstehen wird. Dann kann man (gemeinsam) einen Entnahmeplan skizzieren (mit steigenden, der vermuteten Teuerungsraten angepassten 'Privatrenten'. Üblicherweise werden vom Vermögen X% als private Jahresrente ermittelt. Hier machen wir es mal umgekehrt; wir ermitteln die Höhe des Anlagevermögens anhand der 'Rente'. Ja nachdem, wie denn die Vorstellungen zur Höhe der Privatrente ausfallen, müssen entweder Abstriche gemacht werden, oder Ihr könnt euch noch entspannter zurücklehnen.


    So als Eckwerte zum groben Rechnen... Aus ner Mio zieht man für gewöhnlich 20 Jahre lang jährlich 50k, bis das nicht investierte Geld alle ist. Ohr Kapitalverzehr zieht ein Investor (mit ETF...) netto übern dicken Daumen jählich rund 30k, mit steigender Tendenz. Dazwischen liegen alle möglichen Varianten, die sich durch unterschiedliche Aufteilung auf Termingelder und die Anlage in Sachwerte ergeben.


    Will sagen, lest euch mal hinsichtlich der Entnahmepläne ein... und dann geht's hier konkreter weiter.


    Gruß

    John

  • Hallo zusammen. Bin ein Neuling und habe in den letzten Jahrzehnten bzgl. Geldanlage doch einiges falsch gemacht, was mir bewußt wird, seit ich regelmäßig Finanztip lese, z.B. in Lebensversicherungen investiert. Da meine Frau und ich ganz gut verdient haben, werden wir jedoch einiges anlegen können.

    Zur aktuellen Situation: Wir sind beide 64. Renteneintritt ist mit 67. Die Bruttorente wird ca. 4900 € betragen. Aktuell haben wir ca. 110.000 € in Festgeld, 70.000 in zwei weltweiten ETFs und 60000 in Tagesgeld. 50.000 liegen auf dem Girokonto. Wir bewohnen ein abbezahltes EFH, das 45 Jahre alt ist, Reparaturen oder neue Heizung könnten also schon noch fällig werden. wri sind beide privat krankenversichert und geben dafür zusammen aktuell 1500 € aus. Kinder haben wir keine, müssen also nichts vererben. 2025 werden wir aus verschiedenen Quellen ca. 800.000 € einnehmen, die ebenfalls anzulegen sind. Könntet Ihr mir Ratschläge geben, wie wir dies am besten bewerkstelligen. 25 Jahre möchten wir schon noch leben und dies möglichst ohne Geldsorgen. Vielen Dank für Eure Hilfe

    Hallo.


    Der Jahrgang 1960 kann mit 66 und 4 Monaten abschlagsfrei in Rente gehen. Es ist anzunehmen, dass Ihr bereits jetzt zumindest mit Abschlägen Rente beanspruchen könnt, ggf. sogar ohne Abschläge.

    Die Ansprüche solltet Ihr klären, inklusive des Anspruchs auf Beitragszuschuss zur Krankenversicherung.


    Ansonsten hängt es von Eurem monatlichen Bedarf ab, ob Ihr überhaupt irgendwelche Klimmzüge machen müsst, um Euren Ruhestand finanziell bestreiten zu können.

  • Bin ein Neuling und habe in den letzten Jahrzehnten bzgl. Geldanlage doch einiges falsch gemacht, was mir bewußt wird, seit ich regelmäßig Finanztip lese, z.B. in Lebensversicherungen investiert.

    Was war, war und läßt sich nicht mehr ändern. Gestalten kannst Du nur die Zukunft.

    Da meine Frau und ich ganz gut verdient haben, werden wir jedoch einiges anlegen können.


    Zur aktuellen Situation: Wir sind beide 64. Renteneintritt ist mit 67. Die Bruttorente wird ca. 4900 € betragen. Aktuell haben wir ca. 110.000 € in Festgeld, 70.000 in zwei weltweiten ETFs und 60000 € in Tagesgeld. 50.000 € liegen auf dem Girokonto.

    Ihr seid also sehr sicherheitsbewußte Anleger.

    Was ist mit den Lebensversicherungen? Sind die schon ausgezahlt oder kommen die noch?


    Wie JDS schon schreibt: Stellt mal eine Vermögensbilanz auf. Das meiste dafür hast Du schon:


    110 T€ in Festgeld ("Sicherheitsbaustein")

    60 T€ in Tagesgeld ("Sicherheitsbaustein")

    50 T€ auf dem Girokonto ("Sicherheitsbaustein"), vermutlich Verlegenheitslösung, weil Du nicht recht wußtest, was Du mit dem Geld anfangen solltest.


    70 T€ ETFs (immerhin, "Chancenbaustein", "Renditebaustein"). Ich nehme an, Du wirst "Risikobaustein" sagen.


    Schätzungsweise 500 T€ für das schuldenfreie Haus, das Dir implizit einen steuerfreien Ertrag von etwa 1500 € * 12 = 18 T€ im Jahr bringt (Eigenmietwert).


    Die Renten von um die 4900 €/m sind überschlägig 1,2 M€ wert ("Sicherheitsbaustein").


    Zusammen etwa 2 M€. Erfreuliches Vermögen, solide Verhältnisse. Für mich wäre das bedeutend zuviel Sicherheit.

    Kinder haben wir keine, müssen also nichts vererben. 2025 werden wir aus verschiedenen Quellen ca. 800.000 € einnehmen, die ebenfalls anzulegen sind.

    Vermutlich sind das die Lebensversicherungen. Zusammen dann an die 3 M€.

    Könntet Ihr mir Ratschläge geben, wie wir dies am besten bewerkstelligen. 25 Jahre möchten wir schon noch leben und dies möglichst ohne Geldsorgen.

    Nein, die Ratschläge werden wir Dir hoffentlich nicht geben, weil Du nämlich selber herausfinden mußt, was für Dich paßt. :) Du bist mit Deiner Frage etwas spät dran, Du hättest sie besser vor vielleicht 3 Jahren gestellt.


    Nimm Dir Zeit, lies Dich schlau. In Finanztest 11/2023 steht ein längerer Artikel über Entsparmodelle (Es gibt dazu meterweise andere Bücher). Du könntest Dir mal besorgen: Gerd Kommer - Souverän anlegen vor und im Ruhestand und/oder auch Hartmut Walz - Ihre Finanzen fest im Griff (bitte nur die 2. Auflage). Wenn Du gern Zeitung liest, lies mal die Artikel von Volker Looman in der FAZ. Er hat sich gerade in den Ruhestand verabschiedet, seine Kolumnen aus den letzten 20 Jahren zu genau Deiner Problematik sind aber alle noch online. Leider haben die FAZzer nicht immer aufgepaßt, manchmal fehlen die Tabellen, die man zum Verständnis der Texte braucht. Meistens sind sie dabei. Besorg Dir einen Probezugang für 4 Wochen und lies Dich ein. Einzelne Kolumnen sind sogar vor der Paywall. Volker Looman hat auch für andere Publikationen ähnliche Texte geschrieben. Bitte googeln!


    Es ist eine Überlegung, die Rente für langjährig Versicherte in Anspruch zu nehmen, und zwar gerade auch dann, wenn man eigentlich vorhat, über die volle Zeit zu gehen. Es ist mittlerweile in der Regel möglich, neben dem Gehalt eine volle Rente oder eine 99,99%ige Rente zu beziehen. Das Geld legt man zur Seite bzw. an und hat dann zum eigentlichen Rentenzeitpunkt schon ein Polster zur Seite, das die Abzüge 20 Jahre lang ausgleicht. Lesetip hierzu: Gesetzliche Rente mit 63 ist immer die richtige Entscheidung. Generell ist Georg Spezialist für Entsparpläne. Seine Kalkulationen sind für den Laien etwas sperrig zu lesen, ich lese erstmal das Fazit, das verstehe ich in jedem Fall. Du dürftest fast mit Sicherheit einen Fallbericht finden, der dem Deinigen ähnelt.


    Wenn Du neben Deinem Gehalt zusätzlich Rente beziehst, beißt die Steuer. Zumindest ein bißchen mindern kannst Du diesen Effekt, indem Du Deine private Krankenversicherung vorauszahlst. Sie jahresweise zahlen solltest Du ohnehin, bringt bei vielen Gesellschaften mit 3% Ersparnis immerhin etwas Kleinvieh, Du kannst sie 3 Jahre vorauszahlen. Du könntest jetzt im Dezember fürs Folgejahr vorauszahlen, im Vorjahr Deines Ruhestands dann für 3 Jahre. Die Gesellschaften sind unterschiedlich flexibel. Frag mal an, was Deine PKV dazu sagt.


    Vor Jahren wäre es vermutlich eine gute Idee gewesen, einen sog. Beitragsentlastungstarif abzuschließen. Das ist praktisch ein Sparvertrag bei der Krankenkasse, an dem Du Deinen Arbeitgeber beteiligen kannst (im Rahmen des Maximalbeitrags). Streiten andere darum, ob der Arbeitgeber auf die betrübliche Altersversorgung 15% drauflegt, kriegtest Du ohne Diskussionen 50% drauf. Das hast Du vermutlich versäumt; jetzt bringt das nicht mehr viel. Ich habe das auch verpaßt. :(


    Der dickste Batzen ist aber halt, daß Du Dein bisher minimale Aktienengagement erhöhen könntest. Die Stiftung Warentest schreibt, sie halte 50% des frei verfügbarenen Geldes für die meisten Leute für einen guten Kompromiß. Sobald Du Dich aus Deiner Ohnmacht erholt haben wirst, besorge Dir einfach den obigen Artikel und lies selber nach.


    Ja, auch Du hättest noch die Zeit, einen Börsencrash auszusitzen. Erst einmal hast Du bereits laufend genügend Geld und zum zweiten darf sich das Geld, das Du erst mit 80+ brauchst, gern noch 15 oder 20 Jahre vermehren.


    Ich rate es Dir wohlgemerkt nicht, wie ich Dir in diesem Rahmen ohnehin nichts rate. Ich erzähle Dir was und ich rege etwas an. Machen mußt Du selber, schließlich bist Du auch selbst verantwortlich dafür, was Du tust - und nicht ich.


    Insgesamt sind das bei Dir solide Verhältnisse, da brennt nach meinem Dafürhalten nichts an, selbst wenn Du weiter so ultrasicher anlegst wie jetzt.


    Mach was draus!

  • Hallo zusammen.

    Ich danke allen für die umfangreichen und interessanten Informationen und für die Literaturempfehlungen.

    Habe mehrere Punkte mitgenommen: Ich werde mich über Entnahmepläne belesen, werde bei der PKV nachfragen, ob eine Vorauszahlung mit Abschlag möglich ist und mehr in ETFs investieren. Habe auf jeden Fall einiges zu lesen.

    Ganz herzlichen Dank, das war sehr hilfreich.