Ab 60 noch ETF?

  • Hallo,

    bin 61 und habe den Finanztip befolgt, meine aktiv gemanagten Fonds und Aktien weitestgehend aufzulösen. Das Geld habe ich als Einmalanlage von ca. 120.000 in einen ETF gesteckt. Ein zusätzlicher monatlicher Sparplan fällt flach, weil ich vor einem Jahr meinen Job verloren habe und keine regelmässigen Einkünfte habe. Ein ETF, schon klar, ist etwas Langfristiges, aber gäbe es bessere Alternativen? Das Geld brauche ich in den nächsten 15 Jahren eher nicht, insofern könnte ich mir das Warten leisten, aber was ist im Alter 60plus die klügste Strategie?

  • Hallo PantaRhei , willkommen im Finanztip-Forum.


    Finanztip empfiehlt den 15-Jahres-Bedarf sicher anzulegen, den Rest auch weiter in ETF. Die 15 Jahre kommen aus der längsten beobachteten Erholungszeit, sind mMn aber zu lang (persönliche Meinung). Unabhängig davon verstehe ich, dass Du in den 15 Jahren das Geld voraussichtlich nicht benötigst, insofern sehe ich keine bessere Alternative soweit eine genügend große Reserve für Unvorhergesehenes vorhanden ist.

  • Auf 15 Jahre gesehen gibt es meiner Meinung nach nichts, was so gute Chancen/Risiken hat wie eine Geldanlage am Aktienmarkt. Ein weltweit gestreuter Aktien-ETF ist dafür genau das Richtige.


    In deinem jährlichen, persönlichen Finanzüberblick solltest du dann überprüfen, ob die 15 Jahre noch für das komplette, investierte Kapital gilt, oder du einen Teil davon besser in sichere Geldanlagen wie Festgeld o.ä. umschichtest. So ermöglichst du dir die Flexibilität in einem oder kurz nach einem Crash nicht verkaufen zu müssen, wenn du auf das Geld angewiesen bist.


    Wie mein Vorredner schon sagte, sind die 15 Jahre nur eine Daumenregel. Niemand weiß schließlich wie sich die Märkte auf 10 oder 20 Jahre entwickeln...

  • Das Geld brauche ich in den nächsten 15 Jahren eher nicht, insofern könnte ich mir das Warten leisten, aber was ist im Alter 60plus die klügste Strategie?

    Die Frage ist m.E. immer wie Dein langfristiges (finanzielles) Ziel aussieht?

    Es geht ja nicht zwingend darum das angelegte Geld die nächsten 15 Jahre nicht zu brauchen, sondern darum was Du heute, in den nächsten 5-, 10-, 15-, usw. Jahren mit dem Geld oder auch nur einem Teil des Geldes machen könntest.

    Nimm mal an es läuft ganz gut an der Börse und in 15 Jahren wären aus Deinen 120.000€ 300.000€ geworden.

    Was würdest Du dann im zarten Alter von 76 Jahren mit 300.000€ machen?

    Es noch mal so richtig 'krachen' lassen?

    Oder hast Du vor das Geld eines Tage zu vererben?

    Oder hast Du Angst eines Tages im Pflegeheim zu landen und willst das Geld dafür in der Hinterhand behalten?


    Man könnte ja auch einfach jedes Jahr einen kleinen Anteil des Geldes entnehmen (z.B. 2%) und davon einfach mal was nettes damit machen (z.B. Urlaub, Wellness, Essen gehen, usw.).

    Einfach mal so als Gedankenanstoß.

  • aber was ist im Alter 60plus die klügste Strategie?

    "Die" klügste Strategie gibt es nicht - es gibt nur eine für Dich passende bzw. adäquate.


    Von Pauschempfehlungen, Faustregeln, One Size fits all usw. bei Finanzfragen halte ich eher wenig. Kann bestenfalls eine Art Anhaltspunkt sein - stellt aber eher selten die im Einzelfall beste oder "klügste" Lösung dar.


    Das Thema "Aktien im Alter" (bzw. Aktienanteil im Alter) wurde (früher - womöglich auch noch heute) meist mit der Faustformel "100 minus Lebensalter" = automatisch der "richtige" Aktienanteil "abgefrühstückt".


    Den Grundgedanken finde ich nicht generell falsch (Tendenz: Sinkende Aktienquote mit zunehmendem Alter), weil dann a) Verlustperioden nicht mehr so einfach aussitzbar sind und b) eine vorsichtigere Vorgehensweise auch schon deshalb angezeigt ist, weil die Arbeitskraft (Humankapital) perspektivisch gen Null tendiert.


    Ob man ab einem gewissen Alter (Dein Fall: 60+) überhaupt noch Aktien haben sollte und wenn ja, in welcher Gewichtung (in Prozent Deines Gesamtvermögens gerechnet - dabei sprich bei der Berechnung dann aber an alle Anlagen (!) denken, wie Konten, Geldanlagen, Rente(n), ggf. Immobilie, Lebensversicherung etc.) ist meines Erachtens keine Frage einer Formel - sondern die Frage Deiner persönlichen finanziellen "objektiven Risikotragfähigkeit" (welche temporären Verluste sind objektiv verkraftbar ohne empfindliche Einbußen des Lebensstandards im Alter) und Deiner persönlichen "subjektiven Risikotragfähigkeit" (welche temporären Einbußen sind subjektiv emotional-psychologisch noch gut auszuhalten ohne um den guten Schlaf gebracht zu werden). Kann identisch sein, muß es aber natürlich nicht.


    Dazu würde ich mir an Deiner Stelle Gedanken machen und (D)eine eigene Meinung bilden. Mit einer solchen bewußt getroffenen Entscheidung kann man dann auch mit seinen Anlagen (samt der Asset-Allocation) besser umgehen.


    Vor dem Hintergrund

    Das Geld brauche ich in den nächsten 15 Jahren eher nicht

    scheint es jedenfalls von der "objektiven Risikotragfähigkeit" her (ohne nun Deine finanzielle Situation in Gänze zu kennen) ein möglicher und auch sinnvoller Ansatz mit dem ETF.


    Ansonsten sind in den Beiträgen Nr. 2 bis Nr. 4 - aus meiner Sicht - einige weitere sinnvolle Überlegungen zu finden.


    Nur am Rande und meine ganz persönliche (!) Einschätzung: Eine Aktienquote sollte mindestens um die 30% eingestellt sein, um einen relevanten Impact auf das Gesamtvermögen zu erzeugen.


    Gute Gedanken und ebensolche Entscheidungen wünsche ich Dir !

  • Entscheidend ist nicht der Anfang der Anlage sondern das Ende. Heißt wann wird wieviel benötigt. Wenn der größte Teil in 15 Jahren benötigt wird sollte der größte Teil im weltweiten ETF für dich arbeiten. Besteht aber das Risiko, dass du eher ran musst sollte diese Summe in sicheren Anlagen liegen. Daher macht das Töpfe-Prinzip von FT in jedem Alter Sinn. Bin in deinem Alter und habe mir genau durchgerechnet was wäre wenn, dieser Betrag steckt für 5 Jahre in TG/FG, der Rest arbeitet für mich weiter im ETF und wartet darauf teilweise wieder die 5 Jahre Vorlauf aufzufüllen.

  • Vielen Dank für eure Antworten, das hilft für die grundsätzliche Orientierung, vor allem, wenn man - trotz 60 plus - doch Finanzanfänger ist...