Input zu Neuanlage Depot mit ETF

  • Hallo zusammen,

    ich habe mich bis jetzt leider nie eingehend um meine Finanzen gekümmert. Auf Grund meiner persönlichen Situation (alleinerziehend mit 2 Kindern) habe ich das einfach nicht geschafft. Auch habe ich bis vor einigen Jahren in Teilzeit gearbeitet und ein entsprechend kleines Gehalt gehabt.

    Mein aktuelles Gehalt erlaubt es mir jetzt aber jeden Monat etwas auf die Seite zu legen. Ich möchte hier aber überlegt vorgehen und kann auch kein großes Risiko eingehen, da ich auf mein Gehalt angewiesen bin und mich auch finanziell um meine Kinder kümmern muss. Außerdem werde ich dieses Jahr 50 und habe dadurch nur noch einen überschaubaren Sparhorizont.


    Hier ein kurzer Überblick über meine finanzielle Situation:

    - Nettohalt: ca. 5.000 Euro/Monat

    - Extra Konto (Diba): ca. 30.000 EUR

    - Templeton Growth Fund: ca. 20.000 EUR

    - abbezahlte 4-Zimmer Eigentumswohnung im Raum München

    - keine Schulden


    Ein Depot habe ich bei der Diba bereits eröffnet. Dieses ist allerdings noch leer.

    Meine Idee wäre den Templeton Fond zu verkaufen und die 20.000 EUR plus ca. 20.000 EUR vom Extra in einen ETF (All country oder alternativ MSCI World und EM) anzulegen.


    Die restlichen 10.000 EUR würde ich auf dem Extra Konto liegen lassen um liquide zu sein.

    Monatlich könnte ich sicherlich 500 bis 800 EUR zusätzlich in den ETF stecken. Ist das zu riskant alles auf einen ETF zu setzen? Wäre es hier besser mehrere ETFs oder andere Anlageformen zu haben?

    Außerdem möchte ich für meine Kinder ein Depot mit einem ETF eröffnen (ca. 8000 Einmalzahlung - ist bereits auf dem Konto der Kinder) und für beide Kinder 250 EUR monatlich einzahlen solange mir das finanziell möglich ist (bis zur Rente?).


    Macht das Sinn? Könnte ich, falls doch unerwartete größere Ausgaben anfallen einen Teil des ETFs wieder verkaufen?


    Was mir etwas Kopfschmerzen bereitet ist, dass ich in der hoffentlich nicht allzu nahen Zukunft (meine Eltern sind fast 80), ein Haus im Münchener Raum zusammen mit meinem Bruder erben werde. Außerdem besitzen meine Eltern noch eine vermietete Eigentumswohnung in München (und natürlich einiges an Erspartem - die genaue Höhe kenne ich nicht). Hier würden sicherlich immense Erbschaftssteuern anfallen, die ich natürlich nicht stemmen könnte.


    Was sind eure Gedanken und Einschätzungen zu meiner Situation und wie ich mein Geld am besten anlegen/sparen könnte?


    Vielen Dank!

  • Hört sich nach einem sehr soliden Plan an! Grundsätzlich sollte man nur das Geld in Aktien (du willst ja einen Aktien-ETF kaufen) investieren, welches man die nächsten 15 Jahre nicht benötigt. Klar kannst du den ETF auch wieder verkaufen, aber dann kann es eben sein, dass du Geld verlierst. Aber genau für diesen Fall hast du ja die 10.000€ Notgroschen. Hast du schon geplant wie du die investierst, wenn die Zinsen auf dem Extra-Konto sinken?


    Mit den Immobilien ist das natürlich ein bisschen kompliziert. Wollt ihr die denn unbedingt behalten? Habt ihr vor da selber drin zu wohnen? Man könnte die ja auch verkaufen und die Erbschaftssteuer aus dem Erlös bezahlen.

  • Der Plan klingt erstmal ganz gut.

    Was mir fehlt ist eine Betrachtung bzw. Berücksichtigung Deiner Altersvorsorge (Rente, Pension, usw.). Es macht nur wenig Sinn nur einen Teil des Vermögens zu betrachten. Und die Altersvorsorge stellt häufig einen nicht unerheblichen (sicheren) Vermögenswert dar.

    Nehmen wir mal an, Du bekommst mit 67 2.000€ Rente, dann wäre allein die Rentenzahlung auf 20 Jahre gerechnet ein 'Vermögen' vom rund 500.000€.


    Geld das Du langfristig (min. 15 Jahre) nicht benötigst kannst Du ruhig in einem weltweiten Aktien-ETF anlegen. Und ja ein ETF reicht. Der SPDR MSCI ACWI IMI oder Vanguard FTSE All World sind gute, günstige ETF die einen Großteil des weltweiten Aktienmarktes abbilden. Mehr braucht es nicht!

    Bitte daran denken, dass bei einem Sparplan ebenfalls diese 15 Jahre angesetzt werden sollten. Wenn Du also mit 66 nochmal in den ETF investierst (ETF-Sparplan), sollte dieses Geld auch 15 Jahre Zeit haben. Sprich die Entnahme sollte dann auch bis zu Deinem 81 Lebensjahr Zeit haben.


    Was mir etwas Kopfschmerzen bereitet ist, dass ich in der hoffentlich nicht allzu nahen Zukunft (meine Eltern sind fast 80), ein Haus im Münchener Raum zusammen mit meinem Bruder erben werde. Außerdem besitzen meine Eltern noch eine vermietete Eigentumswohnung in München (und natürlich einiges an Erspartem - die genaue Höhe kenne ich nicht). Hier würden sicherlich immense Erbschaftssteuern anfallen, die ich natürlich nicht stemmen könnte.

    Ich kenne nicht das Verhältnis zu Deinen Eltern. Evtl. macht es Sinn das Thema einmal ganz offen anzusprechen? Das letzte Hemd hat keine Taschen!

    Deine Eltern könnten Dir bereits jetzt zu Ihren Lebzeiten mit warmer Hand je 400.000€ schenken. Sollten Deine Eltern innerhalb von 10 Jahren nach der Schenkung versterben würde diese Schenkung anteilig auf das Erbe angerechnet.

    Damit ließen sich dann auch evtl. anfallende Erbschaftssteuern bezahlen. ;)

  • Klingt für mich auch erst einmal solide!


    Ein Allworld/ACWI oder halt World + EM sollte auch ausreichen. Du kannst die Anteile des ETFs jederzeit wieder verkaufen. Da du aber nicht wissen kannst wie der Kurs dann zu dem Zeitpunkt steht auch ggf. mit Verlust. Daher, wenn es geht „Kriesen“ aussitzen und vom Notgroschen nehmen. Hier kannst du nochmal überlegen, ob der nicht etwas größer sein könnte. FT rät ja zu ungefähr 3 Netto-Monatsgehältern.


    Das mit den Kindern ist auf jeden Fall auch sehr großzügig. Aber das muss jeder selber entscheiden.


    Zum Thema Erbschaft kann ich leider nicht viel sagen. Würde mich da aber den Überlegungen von hassbro anschließen!

  • Über die Investition des Notgroschens bin ich mir noch nicht im Klaren. Das Extra Konto bei der Diba ist sicher keine gute Idee auf längere Sicht.

    Könnte ich das Geld evtl. auf ein Tagesgeldkonto mit mehr Zinsen legen?

    Ich müsste natürlich relativ schnell, im Falle des Falles, an das Geld ran kommen können.

    10.000 Euro als Notgroschen ist wirklich etwas wenig. Andererseits bleibt bei einem weitaus größeren Notgroschen nicht mehr viel Geld übrig um dieses in einen ETF zu investieren.

    Je mehr ich darüber nachdenke wird mir bewusst, wie klein meine Ersparnisse für mein Alter sind ?( .


    Wenn ich jetzt mit einem ETF anfange, sollte ich bis zur Pension noch gut 17 Jahre die finanziellen Mittel haben diesen zu besparen.

    Wie es dann aussieht, weiß ich natürlich nicht.

    Da ich verbeamtet bin, werde ich eine Pension und keine Rente erhalten.

    Ich bin bis jetzt immer davon ausgegangen, dass die Pension für mich reichen sollte. Meine Kinder sind bis dahin groß und meine Wohnung ist abbezahlt. Ich muss also keine Miete zahlen.

    Oder sind meine Gedanken zu dem Thema Altersvorsorge sehr blauäugig und unrealistisch?


    Das Thema Erbe ist ein heikles Thema mit meinem Bruder. Er wohnt im Ausland und wir haben nicht viel Kontakt. Ich weiß aber wie sehr er an dem Elternhaus hängt und es niemals verkaufen würde. Ich hänge natürlich auch am Elternhaus, würde aber 100%ig zu einem Verkauf tendieren, da ich niemals selbst in dem großen Haus wohnen würde und meine Kinder sich auch nie mit der Gegend anfreunden konnten.

    Eine Schenkung oder auch Überschreibung des Hauses hat mein Vater schon mal angesprochen. Ich finde dieses Thema einfach extrem schwierig. Noch dazu weiß ich, wie konträr mein Bruder und ich über einiges denken und eine Einigung sicher kein leichtes Unterfangen wäre.

  • 10.000 Euro als Notgroschen ist wirklich etwas wenig.

    Das kann man so nicht sagen. Es kommt dabei immer auf die konkrete Situation an.

    Überleg Dir was eine unerwartete 'Worst-Case'-Ausgabe für Dich wäre. So etwas sollte der Notgroschen abdecken. Ich gehe davon aus, dass Du aus Deinem Einkommen auch eine entsprechende Sparrate erzeilen kannst.

    Im Falle des Falles kann man den Sparplan dann ja auch einige Monate aussetzten um den Notgroschen wieder zu füllen oder ein größeres Polster aufzubauen.

    Könnte ich das Geld evtl. auf ein Tagesgeldkonto mit mehr Zinsen legen?

    Macht Sinn. An das Tagesgeld kommst Du innerhalb weniger Tage heran (1-2 Tage).

    Aktuell bietet Wüstenrot ein gutes TG-Angebot (3,75% für 12 Monate garantiert).

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    Andererseits bleibt bei einem weitaus größeren Notgroschen nicht mehr viel Geld übrig um dieses in einen ETF zu investieren.

    Je mehr ich darüber nachdenke wird mir bewusst, wie klein meine Ersparnisse für mein Alter sind ?( .

    Nach vorne schauen und nicht zurück!

    Du hast keine Schulden und eine ETW. Dazu noch 2 Kinder. Also schon mal Hut ab dafür!!!

    Wenn ich jetzt mit einem ETF anfange, sollte ich bis zur Pension noch gut 17 Jahre die finanziellen Mittel haben diesen zu besparen.

    Wie es dann aussieht, weiß ich natürlich nicht.

    Da ich verbeamtet bin, werde ich eine Pension und keine Rente erhalten.

    Ich bin bis jetzt immer davon ausgegangen, dass die Pension für mich reichen sollte. Meine Kinder sind bis dahin groß und meine Wohnung ist abbezahlt. Ich muss also keine Miete zahlen.

    Oder sind meine Gedanken zu dem Thema Altersvorsorge sehr blauäugig und unrealistisch?

    Pension klingt doch schon mal gut!

    Ob Deine Gedanken blauäugig sind kann ich nicht beurteilen. Du wirst ja besser wissen, was Du später als Pension bekommst und ob das Geld dann voraussichtlich ausreichen wird um Deine Lebenshaltungskosten zu decken. Wenn das mit der Pension so hinkommt ist doch schon mal die Kuh vom Eis und das ETF-Depot ist dann sozusagen ein 'Luxusproblem'. :)


    Das Thema Erbe ist ein heikles Thema mit meinem Bruder. Er wohnt im Ausland und wir haben nicht viel Kontakt. Ich weiß aber wie sehr er an dem Elternhaus hängt und es niemals verkaufen würde. Ich hänge natürlich auch am Elternhaus, würde aber 100%ig zu einem Verkauf tendieren, da ich niemals selbst in dem großen Haus wohnen würde und meine Kinder sich auch nie mit der Gegend anfreunden konnten.

    Eine Schenkung oder auch Überschreibung des Hauses hat mein Vater schon mal angesprochen. Ich finde dieses Thema einfach extrem schwierig. Noch dazu weiß ich, wie konträr mein Bruder und ich über einiges denken und eine Einigung sicher kein leichtes Unterfangen wäre.

    Hilft nix. Die Baustelle kommt auf Euch zu! Also kümmert Euch drum. Ist schon mal sehr gut, wenn Deine Eltern schon mal Gesprächsbereitschaft signalisiert haben.

    Du willst das Haus nicht. Dein Bruder scheint es ja behalten zu wollen.

    Evtl. könnten Deine Eltern Dir Deinen Anteil am Erbe ja bereits jetzt auszahlen. Dann wärst Du die Sorgen los und Dein Bruder darf 'seine' Immobilie behalten.

    Darüber muss man einfach sprechen!

  • Ich habe mich bis jetzt leider nie eingehend um meine Finanzen gekümmert.

    Also machst Du es jetzt. Keine Panik!

    Auf Grund meiner persönlichen Situation (alleinerziehend mit 2 Kindern) habe ich das einfach nicht geschafft. Auch habe ich bis vor einigen Jahren in Teilzeit gearbeitet und ein entsprechend kleines Gehalt gehabt.

    Mein aktuelles Gehalt erlaubt es mir jetzt aber, jeden Monat etwas auf die Seite zu legen. Ich möchte hier aber überlegt vorgehen und kann auch kein großes Risiko eingehen, da ich auf mein Gehalt angewiesen bin und mich auch finanziell um meine Kinder kümmern muss. Außerdem werde ich dieses Jahr 50 und habe dadurch nur noch einen überschaubaren Sparhorizont.

    Es sind also lediglich 40 (!) Jahre, bis Du mit einer Harfe auf einer Wolke sitzt und "Hosianna!" singst.

    Hier ein kurzer Überblick über meine finanzielle Situation:

    - Nettogehalt: ca. 5.000 Euro/Monat

    - Extra Konto (Diba): ca. 30.000 EUR

    - Templeton Growth Fund: ca. 20.000 EUR

    - abbezahlte 4-Zimmer Eigentumswohnung im Raum München

    - keine Schulden

    Die Wohnung allein stellt einen erheblichen Vermögenswert dar, dazu hast Du auch noch Geld und Fonds auf der Seite. Es könnte schlechter sein!


    Du hast Dich entschlossen, Deine Finanzen in die eigenen Hände zu nehmen. Das halte ich für eine gute Idee. Das machst Du jetzt demnächst, aber ohne Hektik. Es ist so, wie es jetzt ist, schon lange Zeit. Ob Du nun ruckartig morgen tätig wirst, oder Dir noch einige Wochen Bedenkzeit nimmst, macht nichts. Gut Ding will Weile haben!


    Du hast schon in diesem Thread verschiedene Anregungen bekommen. Die solltest Du erstmal sacken lassen. Es drängelt Dich ja keiner!


    Lesetip für gleich: Hartmut Walz - Ihre Finanzen fest im Griff: Vermögen aufbauen, statt Geld verschenken. Kostet 11,99 €, ich habe es mir aus der Stadtbücherei geholt. :)


    Das Buch ist dünn, aber ziemlich vollständig für den Anfang. Hartmut Walz ist ausgesprochener Verbraucherschützer. Du findest die Inhalte auch kostenlos im Netz, aber in dem Büchlein hast Du sie alle beieinander.

    Ein Depot habe ich bei der Diba bereits eröffnet. Dieses ist allerdings noch leer.

    Meine Idee wäre den Templeton Fond zu verkaufen und die 20.000 EUR plus ca. 20.000 EUR vom Extra in einen ETF (All country oder alternativ MSCI World und EM) anzulegen.

    Kann man machen, man kann den Fonds auch einfach liegen lassen.


    Wo liegt der überhaupt? Kostet das Depot, in dem er liegt, Geld? Wenn ja, könntest Du diesen möglicherweise in das ING-Depot schieben, um die Depotgebühr zu sparen.

    Hast Du eine Vorstellung, was ein Aktien-ETF ist? Das ist schon auch ein Fonds, aber die Manager suchen nicht etwa bestimmte Aktien heraus, die sie für erfolgversprechend halten (und lassen andere weg, die sie für nicht erfolgversprechend halten), sondern sie kaufen einfach die Liste herunter nach den entsprechenden Anteilen. Wie Du an dem Vergleich siehst, den monstermania Dir gepostet hat, sind die Templeton-Leute ganz offensichtlich bei den Techs nicht so eingestiegen, deswegen ist der Fonds gegenüber einem gängigen ETF deutlich zurückgeblieben.


    Und dann gilt es halt, die Steuer im Auge zu behalten. Wenn das ein Altbestand ist, könnte es eine gute Idee sein, ihn deswegen liegenzulassen, zumal der Posten nicht so besonders groß ist.


    Du könntest auch zum Üben erst einmal einen kleinen Posten z.B. eines ACWI kaufen (1000 €? 5000 €?). Das tatsächlich selber zu machen, ist nochmal anders, als noch darüber zu lesen.

    Die restlichen 10.000 EUR würde ich auf dem Extra Konto liegen lassen um liquide zu sein.

    Monatlich könnte ich sicherlich 500 bis 800 EUR zusätzlich in den ETF stecken. Ist das zu riskant, alles auf einen ETF zu setzen? Wäre es hier besser, mehrere ETFs oder andere Anlageformen zu haben?

    :)


    Wenn Du der Überzeugung bist, daß eine Anlage in Aktien für Dich das Richtige ist, ist es kein Problem, alles auf einen einzigen ETF zu setzen. Bei der Anlage ist es wichtig zu streuen, das heißt: Nicht alle Eier in einen Korb zu legen. Genau diesen Effekt hast Du ja aber mit einem ETF: Du kaufst damit nicht eine Apple und eine Microsoft, sondern viele, viele verschiedene Aktien. Die notwendige Diversifizierung (also Streuung) bringt ein marktbreiter ETF bereits standardmäßig mit.


    Andere Anlagen sind schon sinnvoll, aber die hast Du ja bereits. Du behältst Dir eine Liquiditätsreserve zurück, Du hast eine bezahlte Wohnung, in der Du wohnst, wodurch das Wohnen für Dich billig ist (Du zahlst nur Dein Wohngeld und den Verbrauch, keine Miete).


    Aber: Aktien gehen rauf (wie bisher in diesem Jahr und auch im letzten), aber sie können auch fallen, ggf. auch derbe fallen. Man sagt (etwas streng), man solle nur das Geld in die Börse stecken, das im schlimmsten Fall weg sein kann. Ganz so heiß wird das nicht gegessen, aber dennoch muß man das im Blick behalten. Gerade Hartmut Walz schreibt sehr schön darüber, nämlich über Risikotoleranz und Risikotragfähigkeit. Eben drum habe ich Dir das Büchlein ans Herz gelegt, damit Du darüber wenigstens mal liest.


    Ich lege schon ziemlich lang an der Börse an, habe Höhen und Tiefen erlebt. Die Tiefen sind nicht schön, und die fühlen sich anders an, wenn sie tatsächlich da sind und nicht nur im Buch stehen. Ich habe von den Leuten, die hier schreiben am wenigsten "Sicherheitsbausteine" und die meisten "Renditebausteine" im Depot. Versteh mich nicht falsch! Ich rate Dir nicht ab, sondern zu. Aber Du solltest Dir dennoch Gedanken machen, wie Du wohl reagieren würdest, wenn Du ETFs für 20.000 € gekauft hast, die eines Tages nur noch 15.000 € wert sind.

    Außerdem möchte ich für meine Kinder ein Depot mit einem ETF eröffnen (ca. 8000 Einmalzahlung - ist bereits auf dem Konto der Kinder) und für beide Kinder 250 EUR monatlich einzahlen solange mir das finanziell möglich ist (bis zur Rente?).

    Ob Du das machst, ist Deine Sache. Ich würde das nicht tun. Du unterhältst Deine Kinder, die vermutlich Teenager sind, Du wirst Ihnen auch ein Studium finanzieren müssen (was auch Geld kostet). Die angedachten 500 € sind ein Haufen Schotter, etwa das, was viele Leute überhaupt sparen (etwa 10% vom Netto) und Du willst deutlich mehr zur Seite legen. Chapeau wenn Du es kannst und machst, aber ich würde in Deiner Situation erstmal für mich selber sparen.


    Ich würde ihnen 5000 € in die Hand geben, wenn sie ihr Studium beginnen (das ist etwa das, was mit der von Dir gedachten Sparrate in 2 Jahren zusammenkommt), aber das würde ich dann entscheiden.

    Macht das Sinn? Könnte ich, falls doch unerwartete größere Ausgaben anfallen einen Teil des ETFs wieder verkaufen?

    Klar kannst Du das. Gedacht ist ein Aktieninvestment aber für eine längere Zeit. Aktien schwanken, es mag sein, daß die Kurse gerade dann schlecht sind, wenn Du verkaufen willst. Aber in der Not geht das natürlich trotzdem.

  • Was mir etwas Kopfschmerzen bereitet ist, dass ich in der hoffentlich nicht allzu nahen Zukunft (meine Eltern sind fast 80), ein Haus im Münchener Raum zusammen mit meinem Bruder erben werde. Außerdem besitzen meine Eltern noch eine vermietete Eigentumswohnung in München (und natürlich einiges an Erspartem - die genaue Höhe kenne ich nicht). Hier würden sicherlich immense Erbschaftssteuern anfallen, die ich natürlich nicht stemmen könnte.

    Wenn Du Geld erbst, kannst Du die anfallende Erbschaftsteuer fürs Geld immer bezahlen. Das ist hinterher nur weniger. Auch läßt sich Geld locker in zwei Teile teilen. Mit Immobilien ist beides schwieriger. Viele Erben gerade in Oberbayern stehen vor dem Problem, daß selbst ein kleineres Häuschen unglaublich teuer geworden ist. Viele würden gern das Elternhaus behalten, das ein Einfamilienhaus ist und keine Villa, aber sie können die Erbschaftsteuer nicht bezahlen. Bei Euch käme ein zweites dazu: Das Erbe geht durch zwei, wenn das Haus gehalten werden soll, müßte eventuelle einer den anderen auszahlen - und das kann er nicht, weil das Anwesen so teuer ist.


    Wir hatten neulich erst eine Anfrage, wo drei Schwestern sich darauf festgelegt haben, das Elternhaus (schon 6 Generationen im Familienbesitz) zu halten. Aber keine der drei hatte das Geld dazu.


    In Deinem Fall ist es so, daß Du wohnungsmäßig wohl versorgt bist. Dein Bruder wohnt im Ausland und könnte nicht eben mal kommen, wenn ein Wasserhahn tropft. Dir als Einzelperson ist das Haus zu groß. Ich habe den Eindruck, daß die romantische Vorstellung Deines Bruders ähnlich unrealistisch ist wie die Vorstellung der drei Schwestern.

    Über die Investition des Notgroschens bin ich mir noch nicht im Klaren. Das Extra Konto bei der Diba ist sicher keine gute Idee auf längere Sicht.

    Könnte ich das Geld evtl. auf ein Tagesgeldkonto mit mehr Zinsen legen?

    Ich müsste natürlich relativ schnell, im Falle des Falles, an das Geld ran kommen können.


    10.000 Euro als Notgroschen ist wirklich etwas wenig. Andererseits bleibt bei einem weitaus größeren Notgroschen nicht mehr viel Geld übrig um dieses in einen ETF zu investieren.

    Du machst Dir eine ganze Menge guter Gedanken und wirst hier jetzt von allen Seiten zugetextet. Nimm Dir die Zeit, die Du brauchst. Du lebst in finanziell gesicherten Verhältnissen, da brennt jetzt im Moment nichts an.


    Wie monstermania angeregt hat, könntest Du das Tagesgeld zur Wüstenrotbank schieben. Die bieten im Moment den besten Zins am Markt mit 3,75% und garantieren das für stramme 12 Monate. Damit hättest Du ein ganzes Jahr Luft. Das Extrakonto bringt aktuell meines Wissens 1,25%, das wären 2,50% mehr, also 250 € im Jahr. Dafür kann man das machen, zumal es eine isolierte Maßnahme ist, die keiner tieferen Überlegung bedarf.


    Wenn Du glaubst, 10.000 € seien als Liquiditätsreserve zu wenig, dann sparst Du halt in den nächsten Monaten so lange dazu, bis Du ein gutes Gefühl hast.

    Je mehr ich darüber nachdenke wird mir bewusst, wie klein meine Ersparnisse für mein Alter sind ?( .

    Keine Panik! Wirklich nicht. Du lebst in soliden finanziellen Verhältnissen und wirst jetzt in den nächsten Monaten in aller Gelassenheit die Dinge angehen, die Du für angehenswert hältst. :)

    Wenn ich jetzt mit einem ETF anfange, sollte ich bis zur Pension noch gut 17 Jahre die finanziellen Mittel haben diesen zu besparen.

    Wie es dann aussieht, weiß ich natürlich nicht.

    Da ich verbeamtet bin, werde ich eine Pension und keine Rente erhalten.


    Ich bin bis jetzt immer davon ausgegangen, dass die Pension für mich reichen sollte. Meine Kinder sind bis dahin groß und meine Wohnung ist abbezahlt. Ich muss also keine Miete zahlen.

    Oder sind meine Gedanken zu dem Thema Altersvorsorge sehr blauäugig und unrealistisch?

    Du machst Dir zuviele Sorgen! Sich Gedanken zu machen, ist notwendig und nützlich. Sich Sorgen zu machen, kostet unnötig Lebensfreude. Was zu tun ist, wirst Du angehen, und das muß nicht jetzt oder morgen sein. Hektik schadet oft!


    Beamte bekommen eine sehr viel höhere Pension als Rentner mit gleicher Berufsbiographie Rente bekommen. Deine Teilzeitjahre (der Kinder wegen, nehme ich an) haben Dich Gehalt gekostet (das liegt hinter Dir) und werden Dich auch Pension kosten. Du kannst das ja spaßeshalber mal peilen. Du brauchst Dir vermutlich dennoch keine Sorgen über Dein Alter zu machen, außerdem hast Du 17 Jahre Berufstätigkeit vor Dir. Wenn Du dort das sparst, von dem Du oben schreibst, kannst Du eine Menge Geld zur Seite legen. Und ein nicht unerhebliches Erbe ist auch noch zu erwarten. Viele Leute wären froh, wenn sie in Deiner finanziellen Situation wären.

    Das Thema Erbe ist ein heikles Thema mit meinem Bruder. Er wohnt im Ausland und wir haben nicht viel Kontakt. Ich weiß aber, wie sehr er an dem Elternhaus hängt und es niemals verkaufen würde. Ich hänge natürlich auch am Elternhaus, würde aber 100%ig zu einem Verkauf tendieren, da ich niemals selbst in dem großen Haus wohnen würde und meinen Kinder sich auch nie mit der Gegend anfreunden konnten.

    Eine Schenkung oder auch Überschreibung des Hauses hat mein Vater schon mal angesprochen. Ich finde dieses Thema einfach extrem schwierig. Noch dazu weiß ich, wie konträr mein Bruder und ich über einiges denken und eine Einigung sicher kein leichtes Unterfangen wäre.

    Das ist in Erbfällen nichts Ungewöhnliches. Du siehst es kommen: Stelle Dich dem und sprich auch mit Deinen Eltern darüber. Es ist besser, man gestaltet das noch zu Lebzeiten mit den Eltern als sich hinterher mit den Geschwistern in die Wolle zu kriegen.


    Es könnte beispielsweise eine gute Idee sein, die Wohnung vorab zu übertragen. Alle 10 Jahre kann jedes Elternteil jedem Kind schenkungsteuerfrei 400 T€ übertragen (gemeinsames Eigentum unterstellt): Beide Eltern könnten Dir bis zu 800 T€ Wohnung schenken und Deinem Bruder auch. Dann bleibt "nur" das Elternhaus. Vor allem Frauen leben lang dieser Tage. Es kann gut sein, daß Deine Mutter noch 10 Jahre lebt (vielleicht Dein Vater auch!), so daß eine Schenkung jetzt mit dem Erbfall steuerlich nicht mehr kollidiert.


    Wie oben geschrieben: Geh es an, aber ohne Hektik und mit Gelassenheit! :)

  • Je mehr ich darüber nachdenke wird mir bewusst, wie klein meine Ersparnisse für mein Alter sind ?( .


    Sieh es mal so: Du hast ein wirklich gutes Einkommen, du bist Beamter, bekommst eines Tages eine Pension, besitzt eine große und abbezahlte Eigentumswohnung im Raum München, wirst eines Tages ein beachtliches Erbe antreten und hast mal eben so noch 50k „rumliegen“.


    Ich weiß, dass so etwas immer subjektiv betrachtet werden muss und jeder das Recht auf seine Gefühle hat! Nur wenn ich so darüber nachdenke, wie es einem großen Teil der Menschen in Deutschland gehen muss wenn sie an ihre Altersversorgung denken, dann versichere ich dir, dass du dir keine Sorgen machen musst.


    Sicher hilft dir das jetzt nicht sonderlich weiter, aber es setzt das vielleicht noch einmal in Relation…

  • Sicher hilft dir das jetzt nicht sonderlich weiter, aber es setzt das vielleicht noch einmal in Relation…

    Dem möchte ich mich anschließen. Chris2810, wenn ich das von hier unten richtig erkennen kann, bist du mit der Pension und der/den Immobilie/n fürs Alter sehr gut aufgestellt.


    Ich würde wohl den Templeton ins ING-Depot umziehen, 20.000 vom Extra-Konto in einen danach zu besparenden ACWI stecken und mit dem restlichen Notgroschen in ein höher verzinstes Tagesgeldkonto umziehen.

  • Dem möchte ich mich anschließen. Chris2810, wenn ich das von hier unten richtig erkennen kann, bist du mit der Pension und der/den Immobilie/n fürs Alter sehr gut aufgestellt.

    Absolut!


    Chris2810 Als ich die ersten Sätze deines Theads gelesen habe - alleinerziehend, 2 Kinder, lange Teilzeit, jetzt endlich die Chance was zurückzulegen - dachte ich, es geht um jemanden, der grade so über die Runden kommt, bisher vielleicht 25 EUR/Monat in eine Riesterrente eingezahlt hat und im Alter die Mindestrente bekommt.


    Ganz ehrlich, mit Deinem Vermögen bist Du reich, jedenfalls deutlich oberer Mittelstand. Allein eine abbezahlte 100qm-Wohnung in München dürfte sich im oberen sechsstellige, wenn nicht siebenstelligen Bereich bewegen. Dazu 50.000 EUR in Cash und Aktien, eine Pension und bis dahin 5.000 EUR netto im Monat. Und noch ein großes Erbe zu erwarten.


    Ich würde behaupten, 90% der Menschen in Deutschland sind finanziell schlechter bis deutlich schlechter aufgestellt. Du bist da ganz weit oben in der Vermögensverteilung.

  • Sicherlich gibt es viele Menschen in Deutschland die finanziell schlechter gestellt sind.

    Wenn ich jedoch von meinem Umfeld ausgehe (zum Großteil Ingenieure/Informatiker in München), dann sind meine Ersparnisse für mein Alter ganz sicher absolut mickrig.

    Allein meine Kollegen die schon länger verbeamtet sind, verdienen zum Teil fast 1000 EUR netto mehr im Monat UND sie haben noch einen Partner der mindestens ein ähnlich hohes oder höheres Gehalt nach Hause bringt. Und das nicht erst seit 1 Jahr.

    Natürlich kenne ich auch Alleinerziehende die sich seit Jahren keinen Urlaub leisten konnten und wirklich arm dran sind ...


    Worum es mir aber in meinen Fragen geht, ist ja eigentlich wie ich nun das Geld das ich gespart habe am besten anlege.

    Euren Tipp den Templeton Fonds in das Diba Depot umzuziehen werde ich in den nächsten Tagen in Angriff nehmen.

    Was die Auswahl der ETFs betrifft, würde es Sinn ergeben 20.000 EUR in einen MSCI World und EM separat anzulegen (z.B. 80/20) und evtl. zu einem späteren Zeitpunkt den Templeton in einen anderen ETF zu stecken (all country/BIP/small caps/gemischt)?

    Hier bin ich mir sehr unsicher, ob es riskant wäre z.B. den Templeton und die 20.000 EUR in einen einzigen ETF anzulegen. In wie weit sollte ich die Anlagen diversifizieren und evtl. auch andere Anlageformen in Betracht nehmen?


    Das Buch Hartmut Walz - Ihre Finanzen fest im Griff: Vermögen aufbauen, statt Geld verschenken. habe ich mir inzwischen besorgt. Danke für den Tipp :).

  • Hier bin ich mir sehr unsicher, ob es riskant wäre z.B. den Templeton und die 20.000 EUR in einen einzigen ETF anzulegen

    Das stellt absolut kein Problem da. Da haben andere Leute noch ganz andere Summen in nur einem ETF ;)

    In wie weit sollte ich die Anlagen diversifizieren und evtl. auch andere Anlageformen in Betracht nehmen?

    Bei den derzeitigen Summen reichen Tagesgeld und ETF. Wenn du meinst, kannst du natürlich auch eine kleine Position Gold, Krypto und P2P dabei haben. Machs dir nicht zu kompliziert ^^

    Was die Auswahl der ETFs betrifft, würde es Sinn ergeben 20.000 EUR in einen MSCI World und EM separat anzulegen (z.B. 80/20) und evtl. zu einem späteren Zeitpunkt den Templeton in einen anderen ETF zu stecken (all country/BIP/small caps/gemischt)?

    Such dir EINE Strategie aus und bleib dabei. Ein All-Country wäre das simpelste

  • Sicherlich gibt es viele Menschen in Deutschland die finanziell schlechter gestellt sind.

    Wenn ich jedoch von meinem Umfeld ausgehe (zum Großteil Ingenieure/Informatiker in München), dann sind meine Ersparnisse für mein Alter ganz sicher absolut mickrig.

    Allein meine Kollegen die schon länger verbeamtet sind, verdienen zum Teil fast 1000 EUR netto mehr im Monat UND sie haben noch einen Partner der mindestens ein ähnlich hohes oder höheres Gehalt nach Hause bringt. Und das nicht erst seit 1 Jahr.

    Natürlich kenne ich auch Alleinerziehende die sich seit Jahren keinen Urlaub leisten konnten und wirklich arm dran sind ...

    Es nutzt nix sich mit Anderen zu vergleichen!

    Zwischen Geburt und Tod liegt das Leben. Und das ist halt wie eine Pralinenschachtel. ;)

    Konzentriere Dich auf Dich und Dein Leben.


    Zu den ETF. Schau Dir mal an welche Summen in den ETF angelegt sind. Im Vanguard FTSE All World sind es weit über 10 Mrd.! Im SPDR AVWI IMI sind es 1,7 Mrd.

    Glaubst Du da spielt es eine Rolle, ob Du oder ich 100.000€ dort anlegen? ;)

    Ein ETF ist auch nur ein Fonds (ein börsengehandelter Indexfonds = Exchange Traded Funds = ETF). Und beim Tempelton Fonds liegt Dein Geld ja offenbar auch schon weit länger als 15 Jahre.


    Ich würde Dir keine Experimente empfehlen! Nimm einen weltweit streuenden Aktien-ETF auf einen Index.

    Hier die Aufteilung des Welt-Aktienmarktes nach MSCI:

    Die MSCI-Index-Klassifikationen im Detail
    Viele ETFs bilden MSCI-Indizes nach. Wer aber ist MSCI und wie beeinflusst der Indexanbieter dein Portfolio?
    www.justetf.com


    Also einen ETF auf einen der folgenden Indizes:

    • MSCI ACWI IMI (99% der weltweiten Aktienmarktkapitalisierung = ca. 9.000 Unternehmen)
    • MSCI ACWI (85% der weltweiten Aktienmarktkapitalisierung = ca. 3.000 Unternehmen)
    • FTSE All World (90% der weltweiten Aktienmarktkapitalisierung = ca. 4.300 Unternehmen)

    Mehr braucht es nicht.

    Viel wichtiger ist m.E., dass Du Deine Risikotragfähigkeit richtig einschätzt. Also wie viel Deines Vermögens kannst Du in den Aktienmarkt investieren ohne dass Du panisch wirst, wenn die Kurse auch mal einige Monate oder gar Jahre im Minus sind!

  • Sicherlich gibt es viele Menschen in Deutschland, die finanziell schlechter gestellt sind.

    Das Durchschnittseinkommen in Deutschland liegt bei etwa 2200 € netto.

    Nach den üblichen Kriterien bezeichnet man einen Menschen, der mehr als doppelt so viel verdient, als einkommensreich.

    Wenn ich jedoch von meinem Umfeld ausgehe (zum Großteil Ingenieure/Informatiker in München), dann sind meine Ersparnisse für mein Alter ganz sicher absolut mickrig.

    Allein meine Kollegen die schon länger verbeamtet sind, verdienen zum Teil fast 1000 EUR netto mehr im Monat UND sie haben noch einen Partner der mindestens ein ähnlich hohes oder höheres Gehalt nach Hause bringt. Und das nicht erst seit 1 Jahr.

    Natürlich kenne ich auch Alleinerziehende, die sich seit Jahren keinen Urlaub leisten konnten und wirklich arm dran sind ...

    Man kann im Internet nachschauen, was Menschen im öffentlichen Dienst verdienen. Es ist unplausibel, daß Deine Kollegen "fast 1000 €" im Monat netto mehr verdienen.


    Wir hatten erst neulich mal wieder eine heftige Diskussion über die Steuerklassen III und V, bei denen unterjährig solche Effekte möglich sind. Man lügt sich damit aber etwas in die Tasche. Mit der Steuererklärung gleicht sich das nämlich wieder aus. Aber Streit über die unterschiedliche Steuerbelastung in den Ehen gibt es doch (zumal regelmäßig die Frauen die undankbare Steuerklasse V zukommt, wohingegen oft der Ehemann den Vorteil der Steuerklasse III für sich in Anspruch nimmt). Was der Ehemann vermeintlich an Nettoeinkommen mehr hat, zahlt die Ehefrau an Steuer mehr.


    Schau nicht auf andere, schau auf Dich. Ich finde es seltsam, daß viele Deutsche erst anderen Leuten in den Geldbeutel schauen wollen, bevor sie entscheiden mögen, ob es ihnen selbst wirtschaftlich gut geht. Ich kann mit Maschmeyer finanziell nicht mithalten. So what?


    Klar: Hättest Du die Wohnung nicht bezahlt, hättest Du vielleicht mehr Geldvermögen aufbauen können. So aber hast Du nun eine abbezahlte Wohnung im Rücken, von der Du Monat für Monat profitierst (weil Du keine Miete bezahlen mußt, das ist quasi ein steuerfreier Kapitalertrag). Somit solltest Du einen der Miete vergleichbaren Geldbetrag jeden Monat übrig haben, den Du meinetwegen sparen kannst.


    Kein Grund zur Panik!

    Worum es mir aber in meinen Fragen geht, ist ja eigentlich, wie ich nun das Geld, das ich gespart habe am besten anlege.

    :)

    Das ist halt eine höchstpersönliche Frage, die jeder selbst beantworten muß. Ich kann Dir sagen, wie ich das für mich selbst handhabe. Was Du daraus machst, ist aber Deine Sache.

    Euren Tipp, den Templeton Fonds in das Diba-Depot umzuziehen, werde ich in den nächsten Tagen in Angriff nehmen.

    Was die Auswahl der ETFs betrifft, würde es Sinn ergeben 20.000 EUR in einen MSCI World und EM separat anzulegen (z.B. 80/20) und evtl. zu einem späteren Zeitpunkt den Templeton in einen anderen ETF zu stecken (all country/BIP/small caps/gemischt)?

    :)

    Die übergeordnete Frage ist eine andere: Willst Du in Aktien anlegen, die von der Tendenz eine höhere Rendite erbringen sollten, dafür aber im Kurs schwanken, oder Dein Geld in Renten stecken, die einen festen, aber halt kleinen Zins erbringen, der meistens unterhalb der Inflationsrate liegt (vor allem nach Steuern). Diesbezüglich spielen die Begriffe psychische Disposition, Risikotragfähigkeit und Risikotoleranz eine Rolle.


    Mit Deinem frei investierbaren Geld bist Du auf der Aktienseite (ich bin es auch), dazu hast Du als "Sicherheitsbausteine" ein hohes und sicheres regelmäßiges Gehalt, eine abbezahlte Wohnung und die Aussicht auf eine goldene Altersversorgung, die Dir lediglich die Finanzprodukteverkäufer als unzureichend einreden wollen.


    Dein Templeton Growth ist ein verhältnismäßig altes und etabliertes Produkt, das einen entsprechend guten Ruf hat. Schaut man näher hin, stellt man fest, daß er sich schlechter rentiert als ein ETF, der stumpf nur den Index reproduziert. Das dürfte daran liegen, daß sich der Fonds bei den Börsenhighflyern zurückhält, also den "Magnificent Seven", den großen Tech-Werten, die aktuell die US-Börsenwelt dominieren.


    Eine solche Zurückhaltung muß nicht schlecht sein, sie verringert jedenfalls die Abhängigkeit von diesen großen Werten. Das ist beispielsweise der Grund, warum der Gerd-Kommer-ETF gegenüber einem normalen MSCI-World-ETF zurückbleibt.


    Meine Entscheidung ist, daß ich einfach auf den Index setze; damit bin ich im Moment vorn. Sollten die Big-Techs irgendwann mal schwächeln, bin ich dann aber halt auch bei der Talfahrt vorn dabei.


    Weil ich so gestrickt bin, investiere ich in einen MSCI World (und auch in einen ACWI). Ich investiere nicht speziell in emerging markets. Ich sehe kein Problem darin, auch einen größeren Betrag in einen marktbreiten ETF zu stecken. Der ist ja von seiner Konstruktion her bereits diversifiziert. Wenn Dir der MSCI World nicht breit genug ist, kannst Du ja einen ACWI nehmen. Wäre Dein Depot das meinige, wäre ich auch geneigt (je nach Steuersituation - Wie lang hast Du den Growth denn schon?), den Growth auf einen ETF umzusetzen.


    Das schreibe ich so, das rate ich Dir wohlgemerkt nicht. Es geht hier in diesem Forum darum, Meinungen und auch Informationen auszutauschen. Die Anlageentscheidung trifft jeder Forist mit seinem Geld aber selbst. Eben drum ist es ja so wichtig, daß man sich schaufragt und schlauliest. Ob der eigene Weg dann gut gewesen ist (oder gar der optimale), das weiß man dann in 20 Jahren oder so. :)


    Und dann ist die Zeit halt längst nicht so kritisch, wie viele Leute glauben. Du möchtest Dich jetzt mit Deinen Finanzen beschäftigen, das ist sicher eine gute Idee. Das muß jetzt aber halt nicht in der nächsten Woche erledigt sein. Es drängt Dich keiner. Ich sage immer: Nimm Dir ein Vierteljahr oder so Zeit. Aber auch das ist Deine Sache. Wenn Du Dich in vier Wochen fit fühlst, steig in vier Wochen ein. Wenn Du meinst, Du brauchst ein halbes Jahr, dann brauchst Du ein halbes Jahr. Ok, fünf Jahre Bedenkzeit solltest Du nicht brauchen - aber selbst dann bist Du nur Dir selbst verantwortlich und nicht mir.


    Du kriegst das hin! Dessen bin ich mir sicher.

  • Sicherlich gibt es viele Menschen in Deutschland die finanziell schlechter gestellt sind.

    Wenn ich jedoch von meinem Umfeld ausgehe (zum Großteil Ingenieure/Informatiker in München), dann sind meine Ersparnisse für mein Alter ganz sicher absolut mickrig.

    Ja, gerade weil die meisten Leute dazu neigen, sich mit ihrem Umfeld zu vergleichen, ist es ganz hilfreich, sich ab und zu mal in Erinnerung zu rufen, dass das eigene Umfeld eben nicht repräsentativ ist. Das soll gar keine Kritik sein, sondern war eher als Ermutigung für Dich gedacht: Du stehst absolut solide da und musst Dir wirklich keine Sorgen ums Alter machen!

    Also einen ETF auf einen der folgenden Indizes:

    MSCI ACWI IMI (99% der weltweiten Aktienmarktkapitalisierung = ca. 9.000 Unternehmen)
    MSCI ACWI (85% der weltweiten Aktienmarktkapitalisierung = ca. 3.000 Unternehmen)
    FTSE All World (90% der weltweiten Aktienmarktkapitalisierung = ca. 4.300 Unternehmen)

    Mehr braucht es nicht.

    Das sehe ich genauso. Ein einziger marktbreiter Welt-ETF, und dann nicht mehr drüber nachdenken und rumoptimieren.


    Die Diversifizierung liegt INNERHALB des ETFs. Auch wenn Du nur einen einzigen ETF kaufst, enthält der mehrere 1.000 Unternehmen weltweit.

    Viel wichtiger ist m.E., dass Du Deine Risikotragfähigkeit richtig einschätzt. Also wie viel Deines Vermögens kannst Du in den Aktienmarkt investieren ohne dass Du panisch wirst, wenn die Kurse auch mal einige Monate oder gar Jahre im Minus sind!

    Auch das sehe ich genauso. Wieviel man in Aktien anlegen möchte und kann bzw. sich zutraut, ist individuell verschieden und hat meiner Meinung nach eine subjektive und eine objektive Komponente.


    Objektiv:

    Wie lebe ich, und was heißt das für meinen sicheren Notgroschen? Also zum Beispiel:

    - Wer in einem 50 Jahre alten Einfamilienhaus wohnt, braucht eher einen größeren Puffer für Instandhaltung (z.B. Dach undicht, mitten im Winter Heizung kaputt...) als jemand in einer Mietwohnung.

    - Wer in den nächsten 2-3 Jahren ein Haus bauen will und auch das Eigenkapital angewiesen ist, lässt es vielleicht eher nicht an der Börse.

    - Wer selbständiger Alleinverdiener mit schwankenden Einnahmen ist, braucht mehr Reserve als eine Familie, wo beide Beamte auf Lebenszeit sind.

    - Wie lange ist die Rente noch hin, und sind sichere Erträge aus dem Vermögen eher "nice to have" für Luxus oder zwingend notwendig für Miete und Lebenshaltungskosten?


    Subjektiv:

    - Werde ich nervös, sobald das Depot um 5% schwankt, oder war ich auch im Corona-Crash noch tiefenentspannt?

    - Brauche ich mindestens einen fünfstelligen Betrag auf dem Tagesgeldkonto, um ruhig schlafen zu können, oder reicht auch eine kleinere Reserve?


    Wichtig ist, dass man bei der Frage, wie man sein Vermögen aufteilen möchte, auch wirklich sein gesamtes Vermögen betrachtet, nicht nur das frei verfügbare Geld. Wer Pensions- oder Rentenansprüche hat und in einer abbezahlten Immobilie wohnt, hat da durchaus schon einen ganzen Batzen an Vermögen in risikoarm liegen. Wer z.B. Pensionsansprüche in der Größenordnung von 360.000 EUR (1.500 EUR x 12 Monate x 20 Jahre angenommene Lebenserwartung im Ruhestand) hat und eine abbezahlte Immobilie im Wert von 540.000 EUR, der hat, selbst wenn er sein gesamtes verfügbares Geld von 100.000 EUR in Aktien anlegt, nur eine Aktienquote von 10% (nämlich 100.000 EUR von 1 Mio. Gesamtvermögen), und nicht etwa von 100%.


    Ich sage nicht, dass man sein gesamtes frei verfügbares Geld in Aktien anlegen kann oder unbedingt sollte, aber man sollte das "unsichtbare" Vermögen bei einer Vermögensaufstellung nicht vergessen.

  • Wer z.B. Pensionsansprüche in der Größenordnung von 360.000 EUR (1.500 EUR x 12 Monate x 20 Jahre angenommene Lebenserwartung im Ruhestand) hat und eine abbezahlte Immobilie im Wert von 540.000 EUR, der hat, selbst wenn er sein gesamtes verfügbares Geld von 100.000 EUR in Aktien anlegt, nur eine Aktienquote von 10% (nämlich 100.000 EUR von 1 Mio. Gesamtvermögen), und nicht etwa von 100%.

    Wer heute 5000 € netto verdient, mag selbst bei zeitweiser Teilzeitarbeit 60% davon als Pension bekommen, das wären in heutigem Geldeswert 3000 €/m netto, also etwa eine Dreiviertelmillion. Eine solche Größenordnung erreicht ein Rentner nicht.


    Ansonsten: Volle Zustimmung.


    Speziell Deine Kriterienliste hat mir ausnehmend gut gefallen.