Bausparvertrag

  • Hallo zusammen,


    bereits in einem anderen Thread habe ich auf eine Frage total hilfreiche Antworten bekommen. Jetzt probiere ich es erneut mit folgendem:

    ich habe noch Geld in Bausparverträgen, welches ich geerbt habe. Ich habe tatsächlich 3 Bausparverträge (shame on me, ich arbeite daran).

    2 davon sind übervoll, zuteilungsreif.

    Summa sumarum liegen in meinen 3 Bausparern etwa 72.000 €.


    BSP 1: BSP Summe 40k,Guthaben knapp 30k, zuteilungsreif, Sparzins 1%, Darlehenszins 1,95 %

    BSP 2: BSP Summe 20k, Guthaben 11k, zuteilungsreif, Sparzins 0,75%, Darlehenszins 3,25%

    BSP 3: BSP-Summe 150k,Guthaben 32k, Sparzins 0,25%, Darlehenszins 2,75% (?)


    Ich bin 34, tatsächlich weiß ich nicht sicher, ob ich mir mal eine Immobilie leisten werde. Ich würde aber mal mit ja kalkulieren. Daher scheidet eine Anlage in den MSCI World für mich heute aus (kann nicht garantieren das Geld 10 Jahre + nicht anzutasten).


    Die Frage wäre, würdet ihr die Bausparer auflösen um das Geld in Festgeld zu investieren? Oder lieber belassen?


    Danke und liebe Grüße

    Nanny285

  • Ein kleiner BSV könnte für Dich interessant sein, um die Ausnutzung des Beleihungswertes für die Ersthypothek unter gewisse Grenzen zu drücken.

    Dazu sollte Deine Planung aber schon recht konkret sein und der BSV darauf optimiert werden.


    Das sehe ich bei Dir nicht.


    Daher würde ich alle 3 BSV kündigen und das Geld zu 3,75% anlegen. Dann verbrennst Du zumindest zukünftig nicht so viel Geld.

  • Wie Hornie schon schrieb, lohnen sich in den meisten Fällen BSVe nicht. Eines von Hartmut Walz Lieblingsthemen: https://hartmutwalz.de/bausparkasse-lebt-vom-irrtum/


    Wenn kein Sonderfall für dich zutrifft, dann raus mit Applaus.


    Festgeld würde ich übrigens auch eher meiden, da du damit ebenfalls sehr unflexibel bist. Ich halte Tagesgeld oder Geldmarkt-ETFs momentan für sinnvoller. Wenn du ganz genau weißt, dass du in 5 Jahren das Eigenkapital brauchst, dann kannst du über Festgeld natürlich nachdenken. Was aber, wenn du deine Traumimmobilie in 3 oder 4 Jahren findest? BSVen haben übrigens häufig ähnliche Probleme.


    Was du dir bei den zuteilungsreifen BSVen anschauen solltest ist, ob es irgendeine Art von Bonuszins oder -prämie gibt. Häufig musst du dafür den Verzicht auf das Darlehen erklären und dann ein "Treuejahr" einhalten, bevor du dir das Guthaben auszahlen lässt. In vielen BSVen wird dann das, was du bisher an Zinsen über die Jahre angesammelt hast nochmal verdoppelt. Also in einem BSV mit 1% p.a. bekommst du dann nachträglich die Differenz, die du erhalten hättest, wäre er von Anfang an mit 2% p.a. verzinst gewesen. Dafür kann es sich lohnen ein Jahr zu warten. Zwar sind 2% p.a. immer noch nicht viel, aber durch die Nachverzinsung dürfte es auf das eine Jahr bezogen dann eine ganz ordentliche Rendite sein. Wie gesagt: müsste irgendwo in deinen Vertragsbedingungen stehen. Das ist meistens etwas versteckt und wird gern übersehen.

  • Bausparverträge sind Koppelverträge aus einem unter Markt verzinsten Sparvertrag und einem unter Markt verzinsten Darlehensvertrag.


    Als Sparer verzichtest auf erstmal Zinsen, baust also quasi ein Zinsguthaben auf, das Du (wenn es gut läuft) in der Darlehensphase aufzehren kannst. Gibt es keine Darlehensphase oder gibt es nur eine verkürzte Darlehensphase (weil der Bausparvertrag über die Zuteilungsreife hinweg bespart worden ist), macht der Sparer ein schlechtes Geschäft.


    Das ist bei Dir offensichtlich der Fall. Immerhin: Das schlechte Geschäft hat der Erblasser gemacht, und den stört das nun nicht mehr.


    Für Dich stellt sich die Frage: Läßt Du das Geld zu unterirdischem Zins liegen auf die Hoffnung hin, daß Du in der Zukunft vielleicht doch irgendwann mal eine Immobilie kaufen wirst?


    Ein Bausparvertrag ist immer auch eine Zinsspekulation. Angenommen, Du wolltest in 10 Jahren tatsächlich kaufen oder bauen. Dafür könntest Du eventuell die Bauspardarlehen einsetzen. Angenommen, der Zins ist dann so wie jetzt, also etwa 4% für 10jähriges Geld, dann liegt Dein Bauspardarlehen 1% bis 2% drunter - aber dafür mußt Du noch 10 Jahre auf einen normalen Zins verzichten, verlierst als pro Jahr 3% auf Dein Sparvolumen.


    Sinkt der Zins, lohnt sich der Bausparvertrag noch weniger. Steigt der Zins, freust Du Dich vielleicht über den niedrigverzinslichen Vertrag.


    Rechenexempel.


    Ich würde die Bausparverträge vermutlich auszahlen lassen und "normal" sparen.


    Der dritte Bausparvertrag ist ziemlich großvolumig. Das hat möglicherweise einen erheblichen Nachteil: Die Raten von Bausparverträgen sind mit typischerweise 6 Promille pro Monat ziemlich hoch. Bei einem Bausparvertrag von 150 T€ wären das 900 €/m. Damit hast Du das Darlehen natürlich relativ schnell zurückgezahlt, dafür aber mußt Du für eine bestimmte Darlehensgröße mehr Geld hinlegen als bei einem normalen Hypothekendarlehen. Das Geld muß man erstmal haben!

  • Rechenexempel.

    Um hier auch nochmal ein Rechenexempel mit den genannten Zahlen zu machen:

    BSP 1: BSP Summe 40k,Guthaben knapp 30k, zuteilungsreif, Sparzins 1%, Darlehenszins 1,95 %

    BSP 2: BSP Summe 20k, Guthaben 11k, zuteilungsreif, Sparzins 0,75%, Darlehenszins 3,25%

    BSP 3: BSP-Summe 150k,Guthaben 32k, Sparzins 0,25%, Darlehenszins 2,75% (?)

    Nanny285 Wenn Du die gesamten 73.000 EUR z.B. auf dem Tagesgeld von Wüstenrot (3,75% für ein Jahr garantiert) anlegst, bekommst Du 2.737,50 EUR (vor Steuern). Okay, etwas weniger, die 3,75% gibt es es nur bis 50.000 EUR, die restlichen 23.000 EUR müsstest Du also bei einer anderen Bank anlegen, die meisten geben derzeit etwas weniger Zins, sagen wir insgesamt 2.500 EUR (vor Steuern).


    In den Bausparverträgen bekommst Du für ein Jahr folgende Sparzinsen:

    BSP 1: 300 EUR (1% von 30.000 EUR)

    BSP 2: 82,50 EUR (0,75% von 11.000 EUR)

    BSP 3: 80 EUR (0,25% von 32.000 EUR)

    Insgesamt: 462,50 EUR (vor Steuern)


    Du lässt also mit den Bausparverträgen derzeit im Jahr ca. 2.000 EUR (vor Steuern) Zinsen liegen. Und das ist im Vergleich zu einer sicheren Anlage wie Tages- oder Festgeld, also ganz ohne an die Börse gehen zu müssen.

  • Um hier auch nochmal ein Rechenexempel mit den genannten Zahlen zu machen:

    Wenn Du die gesamten 73.000 EUR z.B. auf dem Tagesgeld von Wüstenrot (3,75% für ein Jahr garantiert) anlegst, bekommst Du 2.737,50 EUR (vor Steuern).

    Nee :)

    Die Wüstenrotbank zahlt den guten Zins doch nur bis 50 T€!


    Aber man bekäme die 3,75% auch z.B. über einen Geldmarktfonds.

  • Nee :)

    Die Wüstenrotbank zahlt den guten Zins doch nur bis 50 T€!

    Das habe ich doch sogar ausdrücklich geschrieben. Warum das selektive Zitieren?


    Wenn Du die gesamten 73.000 EUR z.B. auf dem Tagesgeld von Wüstenrot (3,75% für ein Jahr garantiert) anlegst, bekommst Du 2.737,50 EUR (vor Steuern). Okay, etwas weniger, die 3,75% gibt es es nur bis 50.000 EUR, die restlichen 23.000 EUR müsstest Du also bei einer anderen Bank anlegen, die meisten geben derzeit etwas weniger Zins, sagen wir insgesamt 2.500 EUR (vor Steuern).

  • Hallo Nanny285,


    ich kann mich meinen Vorschreibern nur anschließen. Ein Bausparvertrag kann sich als Finanzierungsergänzung lohnen, wenn man sowohl zeitlich als auch zum Finanzierungsvolumen sehr klare Vorstellungen hat. So indifferent Ihre Vorstellungen derzeit sind, spricht kaum etwas für einen BSV.


    Wie das Geld verwenden? Gehen Sie doch einmal umgekehrt heran. Z.B. in den nächsten 3 Jahren kaufe ich mir garantiert keine Immobilie, in 4 bis 7 Jahren vielleicht und in 8 bis 10 Jahren mit hoher Wahrscheinlichkeit. Dann könnten Sie den Großteil des Geldes 3 Jahre in Festgeld anlegen und dann sehen.


    Derzeit müssen Sie die BSV ja weiter besparen; ich schätze so um die 600€ p.M. Das Geld steht dann auch für eine andere Anlage zur Verfügung. Ich will Sie nicht zum Zocken verleiten, aber einen Teil in einen Welt- ETF zu stecken, sollten Sie sich überlegen.


    Gruß Pumphut