Riester Fondssparplan "Deka ZukunftsPlan Classic" - Was tun?

  • Liebes Forum,



    im Zuge meiner Lernkurve in Sachen Altersvorsorge bin ich bei meinem Riester-Fondssparplan gelandet. Nach Lektüre diverser Beiträge hier im Forum und des aktuellen Artikels in Stiftung Finanztest 10/2024 möchte ich euch dazu um eure Einschätzung bitten.


    Ende 2019 habe ich mich, motiviert durch die damalige Empfehlung von Finanztip für diesen Fondssparplan, nach einer Sparkassen-Beratung zum Abschluss eines Deka-ZukunftsPlan Classic Vertrages überreden lassen, der bis zu meinem regulären Renteneintritt noch 15 Jahre in der Ansparphase sein wird. Zum Ende dieser Ansparphase wird die Summe aus Eigenbeträgen (nur geförderte) und Zulagen bei insgesamt 40.000€ liegen bei maximaler Förderung. Ich erhalte jedoch lediglich die Grundzulage von 175€ (keine Kinder).


    Wie bei solchen Vertragsabschlüssen üblich, ging die Sparkasse in der Beratung von luftigen Renditeannahmen aus: in der Ansparphase wird mit 5% p.a. gerechnet, in der Auszahlphase mit 3,25%. Damit wäre laut Beratung eine jährliche Altersleistung von 2800€ möglich, d.h. ca. 230€ pro Monat. Alles natürlich vor Steuern.


    Laut Vertrag werden ab dem 85.Lebensjahr dann Leistungen aus einer „aufgeschobenen Leibrentenversicherung gezahlt, die bei Auszahlungsbeginn zu den dann gültigen Rechtsgrundlagen abgeschlossen wird“.


    Auf dem Riester-Rente Informationsblatt zum Fondssparplan werden folgende Kosten für die Ansparphase ausgewiesen: Abschluss- und Vertriebskosten von 3% der eingezahlten Beiträge (inkl. Zulagen) sowie Verwaltungskosten von 10€ p.a. Zur Auszahlungsphase heißt es hier: „Die Kosten, die in der Auszahlungsphase berechnet werden, stehen noch nicht fest, weil die Bedingungen für die Verrentung Ihres Kapitals zu Beginn der Auszahlungsphase noch nicht feststehen“. Übrigens wird auf diesem Informationsblatt auch keine garantierte monatliche Altersleistung genannt, und auch bei Rentenfaktor steht „keine Angabe“, da „der Rentenfaktor noch nicht feststeht“.


    Soviel zu den Vertragsdaten und Informationen aus der damaligen Beratung.


    Nach der Lektüre des o.g. Stiftung Finanztest Artikels frage ich mich nun mehrere Dinge:

    • Sind die angenommenen Renditeannahmen der Sparkasse für Anspar- und Auszahlphase eigentlich realistisch (wie behauptet)?
    • Was ist von der in der Beratung über den Daumen gepeilten jährlichen Altersleistung aus dem Vertrag zu halten, wenn auf dem Riester Informationsblatt weder eine monatliche Altersleistung garantiert noch ein Rentenfaktor genannt wird?
    • Wie viel von meinem angesparten Kapital wird zu Beginn der Auszahlphase für die Leibrentenversicherung ab 85 „abgezwackt“ und steht mir nicht als Zusatzrente zur Verfügung? Wie lässt sich dieser Betrag ggf. minimieren (denn ganz ehrlich: mir ist die Zeit bis 85 wichtiger als die nach 85)?
    • Stehen die Kosten in der Ansparphase noch im Verhältnis zum steuerlichen Ertrag und zur angenommenen Rendite in diesem Zeitraum?
    • Mit welchen Kosten muss ich in der Auszahlphase rechnen? Wie erfahre ich, welche Kosten da ggf. auf mich zukommen? Wie halte ich diese Kosten so niedrig wie möglich?
    • Und über alledem stehen die übergeordneten Fragen: Lohnt sich das in der Form überhaupt? Was würdet ihr tun mit diesem Vertrag? (Anmerkung: Riester ist nur eine von mehreren Säulen meiner Altersvorsorge. Hauptträger dieser Vorsorge sind die gesetzliche Rentenversicherung sowie ein ETF Sparplan auf den MSCI World)

    Ja, ich weiß, all diese Fragen hätte ich mir auch schon 2019 vor Abschluss des Vertrages stellen können. Soviel zum Thema Lernkurve... :rolleyes:


    Ich wäre euch für Einschätzungen und Ratschläge dankbar!

  • Sind die angenommenen Renditeannahmen der Sparkasse für Anspar- und Auszahlphase eigentlich realistisch (wie behauptet)?

    Eher nicht, bei 3% Kosten

    Was ist von der in der Beratung über den Daumen gepeilten jährlichen Altersleistung aus dem Vertrag zu halten, wenn auf dem Riester Informationsblatt weder eine monatliche Altersleistung garantiert noch ein Rentenfaktor genannt wird?

    Relativ wenig, eine Vorhersage wirst du nie verbindlich bekommen

    Wie viel von meinem angesparten Kapital wird zu Beginn der Auszahlphase für die Leibrentenversicherung ab 85 „abgezwackt“ und steht mir nicht als Zusatzrente zur Verfügung? Wie lässt sich dieser Betrag ggf. minimieren (denn ganz ehrlich: mir ist die Zeit bis 85 wichtiger als die nach 85)?

    Momentan sind 30% deines Kapitals üblich, allerdings wollen die Verbraucherzentralen dagegen klagen

    Auf jeden Fall ist die Auszahlung steuerpflichtig, ob es möglich wird das Kapital durch ein noch abzuschließendes Rentengesetz umzuschichten, wissen wir nicht. So wie der Vertrag momentan läuft, ist er für mich nicht sinnvoll.

  • Ende 2019 habe ich mich, motiviert durch die damalige Empfehlung von Finanztip für diesen Fondssparplan, nach einer Sparkassen-Beratung zum Abschluss eines Deka-ZukunftsPlan Classic Vertrages überreden lassen, der bis zu meinem regulären Renteneintritt noch 15 Jahre in der Ansparphase sein wird.

    Ts, ts! Hätte es Finanztip nicht gegeben, hättest Du Dich vom Sparkassen-Finanzprodukteverkäufer nicht überreden lassen.


    Wer ist nun für diese Malaise verantwortlich? Finanztip oder der Finanzprodukteverkäufer?

    Zum Ende dieser Ansparphase wird die Summe aus Eigenbeträgen (nur geförderte) und Zulagen bei insgesamt 40.000€ liegen bei maximaler Förderung. Ich erhalte jedoch lediglich die Grundzulage von 175€ (keine Kinder).

    Wenn Du auch nur einigermaßen verdienst, bekommst Du keine Grundzulage, sondern per saldo lediglich "Steuervorteile".

    Wie bei solchen Vertragsabschlüssen üblich, ging die Sparkasse in der Beratung von luftigen Renditeannahmen aus: in der Ansparphase wird mit 5% p.a. gerechnet, in der Auszahlphase mit 3,25%. Damit wäre laut Beratung eine jährliche Altersleistung von 2800€ möglich, d.h. ca. 230€ pro Monat. Alles natürlich vor Steuern.

    Was steht denn im Vertrag?

    Laut Vertrag werden ab dem 85.Lebensjahr dann Leistungen aus einer „aufgeschobenen Leibrentenversicherung gezahlt, die bei Auszahlungsbeginn zu den dann gültigen Rechtsgrundlagen abgeschlossen wird“.

    Das ist gesetzliche Vorgabe. Etwa ein Drittel des Kapitals wandert in diese Zwangsrentenversicherung.

    Auf dem Riester-Rente Informationsblatt zum Fondssparplan werden folgende Kosten für die Ansparphase ausgewiesen: Abschluss- und Vertriebskosten von 3% der eingezahlten Beiträge (inkl. Zulagen) sowie Verwaltungskosten von 10€ p.a. Zur Auszahlungsphase heißt es hier: „Die Kosten, die in der Auszahlungsphase berechnet werden, stehen noch nicht fest, weil die Bedingungen für die Verrentung Ihres Kapitals zu Beginn der Auszahlungsphase noch nicht feststehen“. Übrigens wird auf diesem Informationsblatt auch keine garantierte monatliche Altersleistung genannt, und auch bei Rentenfaktor steht „keine Angabe“, da „der Rentenfaktor noch nicht feststeht“.

    Soviel zu den Vertragsdaten und Informationen aus der damaligen Beratung.

    Verkaufung.


    Es ging damals nicht darum, daß Du hinterher was besser weißt, sondern daß Du hinterher unterschreibst und dann zahlst. Das hast Du dann ja auch getan. Die Provision wird auf die ersten fünf Jahre verteilt, damit der Kunde nicht so deutlich merkt, daß er abgezogen wird. Diese Phase hast Du (aus Sicht der Sparkasse) auch erfolgreich absolviert.

    1. Keine Ahnung. Prognosen sind schwierig, vor allem dann, wenn sie die Zukunft betreffen. Typischerweise beziehen sich Renditeannahmen von Finanzprodukteverkäufern nur auf den Sparanteil des jeweiligen Vertrags. Bei einem Aktienfonds mögen 5% schon angemessen sein. Typischerweise schichten Sicherheits-Altersvorsorgeverträge schon längst vor der Auszahlungsphase auf supersichere Renten um, die dafür dann aber halt superwenig Zins zahlen. Aus aktueller Sicht sind 3,2% Rendite für festverzinsliche Anlagen bereits sportlich, und im Moment sieht es danach aus, daß die Zinsen eher sinken als steigen. Aber wer weiß heute schon, was in 15 Jahren ist?


    2. Die Angabe ist offensichtlich über den Daumen gepeilt. Wenn ich Dich richtig verstanden habe, ist der Betrag lediglich in Aussicht gestellt.


    3. a) Vermutlich ein Drittel b) Diese Option hast Du nicht.


    4. Bitte selber ausrechnen!


    5. Das sagt Dir (wenn überhaupt) Dein Anbieter. Eine Option, die Kosten durch eigenes Verhalten niedrig zu halten, hast Du nicht. Aber das wußtest Du vermutlich schon selber, oder etwa nicht?


    6. Ob sich der Vertrag für Dich lohnt, mußt Du allein ausrechnen und danach entscheiden. Ich hätte ihn vermutlich von vornherein nicht abgeschlossen.


    Weiterzahlen, beitragsfrei stellen, kündigen?


    Auch das mußt Du selber entscheiden. :)



    PS: Ich wollte mal nachschauen, was dieser Deka ZukunftsPlan Classic überhaupt ist. Man kann ihn seit 2022 nicht mehr neu abschließen (warum wohl?), ansonsten findet man bei ihm all das, was ein durchschnittliches Standardsprodukt hat (und was ich oben kritisiert habe).

  • in Sachen Altersvorsorge bin ich bei meinem Riester-Fondssparplan gelandet.

    Vom Thema "Riester" weiß ich noch weniger als von anderen Finanzthemen. Daher kann und mag ich im Speziellen (Einzelfall) dazu nix Konkretes sagen.


    Vor diesem Hintergrund aber

    im Zuge meiner Lernkurve

    wäre im Allgemeinen schon sehr viel gewonnen, wenn Du eine solche Aussage

    nach einer Sparkassen-Beratung

    in Zukunft (stark) hinterfragen würdest.


    In den (öffentlich-rechtlichen) Sparkassen gibt es - in aller Regel - ebenso wenig eine (rein objektive) "Beratung" wie in den (genossenschaftlichen) Volks- und Sparda-Banken sowie in den sonstigen (sog. privaten) Geschäftsbanken.


    In der Regel - die (ganz) wenigen Ausnahmen bestätigen nur diese Regel - handelt es sich nicht um Bank-"Berater", die neutral-objektiv im Sinne des Kunden (bedarfsgerecht und möglichst kostengünstig) "beraten" - sondern um Finanzprodukte-"Verkäufer" der jeweiligen Bank bzw. Bankengruppe. Dabei liegt der Fokus (viel) mehr auf einem Abschluß, sprich Verkauf eines Produktes und der damit zu verdienenden Marge für die Bank - als auf einer bestmöglichen (rein neutralen) Beratung im Sinn des Kunden (Best Advice for the Client).


    Was kein Problem darstellt, da auch Banken Unternehmen sind, die Gewinne benötigen um zu existieren. Man sollte es nur wissen und berücksichtigen, wenn man da einen Termin hat und/oder seine finanziellen Angelegenheiten über solche Termine gestaltet.



    Dir gute Gedanken und dann ebensolche Finanz-Entscheidungen !

  • ichbins und Sovereign: Vielen Dank für eure Rückmeldungen und Einschätzungen!


    Achim Weiss: Auch dir vielen Dank für deine Antworten! Mir ist sehr wohl bewusst, dass ich am Ende derjenige war, der seine Unterschrift unter den Vertrag gesetzt hat, und vielleicht war es wirklich naiv von mir auf eine (damalige) Finanztip-Empfehlung zu vertrauen, aber als Finanzlaie und Nicht-Zahlenmensch habe ich es getan. Es bleibt meine Verantwortung.

    Du schreibst auf meine Frage hin, ob die Kosten des Vertrages noch im Verhältnis zur Rendite stehen, ich möge das bitte selbst ausrechnen. Wenn ich wüsste, wie man das rechnet, würde ich eine solche Frage nicht hier im Forum stellen.

    Ich nehme mir deine Rückmeldungen zu Herzen und werde auch weiterhin nach Quellen suchen, die mir dabei helfen solche Rechnungen anzustellen (z.B. wie ich rauskriege, ob es unterm Strich finanziell sinnvoller ist den Vertrag zu kündigen, ihn beitragsfrei zu stellen oder weiterzuzahlen). Die Lernkurve ist offenbar noch nicht zu Ende... ;)


    Nochmals vielen Dank für die Antworten bisher! :)

  • Du schreibst auf meine Frage hin, ob die Kosten des Vertrages noch im Verhältnis zur Rendite stehen, ich möge das bitte selbst ausrechnen. Wenn ich wüsste, wie man das rechnet, würde ich eine solche Frage nicht hier im Forum stellen.

    Ich rechne gern, und mit Excel geht das auch ziemlich leicht, weil man nur die Formel bauen muß und das Programm die pure Arithmetik selbst macht.


    Du bekommst doch alle Jahre Standmitteilungen Deines Sparplans. Du weißt, was Du an Geld reinsteckst, Du kannst aus Deiner Steuererklärung entnehmen, was Dir das an Steuerersparnis bringt, Du siehst an der Standmitteilung, wie sich die Zahlen ändern. Der Vertrag läuft erst fünf Jahre, Du mußt also die Zahlen von lediglich fünf Standmitteilungen abtippen.


    Mach das, sieh Dir die Zahlen an und rechne. Hinterher bist Du schlauer.


    Eine Sache kann ich Dir aber schon vorweg sagen: Bei derlei Sparplänen wird die Verkaufsprovision auf fünf Jahre gestreckt, damit sie dem Sparer nicht so auffällt. Jeder Finanzprodukteverkäufer versucht mit aller Macht, einen Kunden zu halten, der in dieser Frist seinen Vertrag kündigen will, weil der Finanzprodukteverkäufer sonst nämlich Provision zurückzahlen muß.


    Diese Phase hast Du nun aber hinter Dir, diese Kosten sind versunken (wie man das im Fachjargon nennt: sunk costs). Könnte sein, daß Dein Vertrag sich nun besser rentiert, nachdem Du diese fünf Mühlsteine abgeworfen hast.


    :)


    Grundsätzlich ist die ganze Riesterkonstruktion von vornherein verkorkst. Ich schätze auch als Sparer meine Selbstbestimmung und meine Freiheit, ich würde einen solchen Vertrag nie abschließen.

  • Hmm,

    ich habe mir mal die Produktbroschüre der Deka dazu angesehen. Zu den Kosten habe ich folgendes gefunden:


    Sorry, aber das ist ja die reinste Wundertüte. D.h. die Kosten pro Jahr schwanken erheblich und max. können 5% des eingezahlten Kapitals pro Jahr an Kosten anfallen.

    Und was dann schlussendlich rauskommt bzw. in der Auszahlungsphase an Kosten anfällt steht heute noch nicht mal fest.


    Du schreibst auf meine Frage hin, ob die Kosten des Vertrages noch im Verhältnis zur Rendite stehen, ich möge das bitte selbst ausrechnen. Wenn ich wüsste, wie man das rechnet, würde ich eine solche Frage nicht hier im Forum stellen.

    Das einfachste wäre doch: Was hast Du bisher eingezahlt (inkl. Förderung) und wie hoch ist Dein aktuelles Vertragsguthaben?

    Dann weißt Du schon mal, was der Vertrag seit Abschluss für eine Rendite erzielt hat.

    Ich würde da aber nichts positives erwarten, da die Abschlusskosten in den ersten 5 Jahren abgezogen werden.

    Wichtig wäre, dass so ein Vertrag min. eine Rendite von 2,6 % p.a. nach allen Kosten erzielt. So hoch ist nämlich die langfristige Inflationsrate in Deutschland. Wenn die Rendite nach Kosten unterhalb der Inflationsrate liegt macht es überhaupt keinen Sinn so etwas zu besparen.

  • Wichtig wäre, dass so ein Vertrag min. eine Rendite von 2,6 % p.a. nach allen Kosten erzielt. So hoch ist nämlich die langfristige Inflationsrate in Deutschland. Wenn die Rendite nach Kosten unterhalb der Inflationsrate liegt macht es überhaupt keinen Sinn so etwas zu besparen.

    Selbst wenn ordentlich angespart worden wäre fängt mit der Verrentung ja erst das richtige Grauen an. Und die mickrige Rente darf auch noch voll versteuert werden und inflationiert natürlich mit. Da kann leider nur die Deka was dran verdienen.


    Mit 85 kann man sich dann von seiner Riesterrente 2 Pizzen bestellen, bei einem guten Vertrag vielleicht noch eine Flasche Hauswein und eine Nachspeise dazu.

  • Horst Talski und monstermania : Vielen Dank für eure Antworten und Einschätzungen!


    Wie stets hat mich der Austausch hier im Forum weitergebracht und dazu beigetragen bessere Entscheidungen zu treffen. Im konkreten Fall läuft es auf das alte Sprichwort "Lieber ein Ende mit Schrecken als ein Schrecken ohne Ende" hinaus. Statt mich über die sunk costs ( Achim Weiss : den hab ich mir gemerkt! ;) ) zu ärgern, konzentriere ich mich auf die noch nicht "gesunkenen" Kosten...


    Nochmals vielen Dank für die Bereitschaft euer Wissen mit mir zu teilen! :thumbup: