60/40 Portfolio mit mehreren ETFs vs. Vanguard Lifestrategy 60

  • Die Geschichte wird noch besser. Bei Fonds-Start stand auf der Webseite des FIO: ,,Die zinsstarke Alternative zum Tagesgeldkonto!"

    Dann hat Christian Röhl einen bösen Tweet abgesetzt und es entstand ein shitstorm.

    Erst dann wurde aus ,,Alternative" eine ,,Ergänzung".

    BBB-Unternehmensanleihen mit 5-6 Jahre Laufzeit als Alternative zum Tagesgeld. :D

    Keine Ahnung was die da geritten hat.

  • Die Rücksetzer eines ETFs mit Dividendenfokus sind relativ hoch in Krisen. Teilweise mehr als ein MSCI World. Vielleicht würde deine angedachte Strategie besser mit einem Value Factor funktionieren. Die tauchen nicht so stark ab. Und können sich sogar besser rentieren als der breite Markt (wenn der Faktor mal wieder kommt - lang, lang ist es her).

    https://www.ishares.com/de/privatanleg…actor-ucits-etf

    Danke für das Feedback. Ich hatte das mit dem Anleihen Ersatzportfolio wie in dem Buch beschrieben zuvor noch nie gehört und auch bislang nichts davon gelesen. Da gibt es irgendwie gar nichts dazu. Wenn es nicht von Malkiel und Ellis wäre hätte ich dem eh keine Beachtung geschenkt, weil es mir komisch vorkommt. Aber so steht es zumindest geschrieben. Das Buch ist glaube ich von 2017.

    Ja da gebe ich dir Recht was du geschrieben hast! Ein breiter Aktienmarkt ist die besser Wahl.

    Mich hat einfach mal die breite Meinung dazu interessiert.

  • Danke für das Feedback. Ich hatte das mit dem Anleihen Ersatzportfolio wie in dem Buch beschrieben zuvor noch nie gehört und auch bislang nichts davon gelesen. Da gibt es irgendwie gar nichts dazu. Wenn es nicht von Malkiel und Ellis wäre hätte ich dem eh keine Beachtung geschenkt, weil es mir komisch vorkommt. Aber so steht es zumindest geschrieben. Das Buch ist glaube ich von 2017.

    Ja da gebe ich dir Recht was du geschrieben hast! Ein breiter Aktienmarkt ist die besser Wahl.

    Mich hat einfach mal die breite Meinung dazu interessiert.

    Ich finde den Gedanken gar nicht mal so abwegig. Man entscheidet sich für ein 60/40 Portfolio ja nur, weil man das Portfolio stabiler machen möchte. Man verzichtet auf Rendite und erhält weniger Volatilität und dadurch eine höhere Planbarkeit. Es geht im Endeffekt nur um weniger Volatilität. Insbesondere in schweren Krisen, weil diese zum falschen Zeitpunkt eigentlich der Hauptgrund sind warum ein Depot z.B. in der Entnahmephase in die Pleite rutschen kann.

    Man kann auch mit einem value-tilt im risikobehafteten Teil des Portfolios (nachweislich) das Abwärtsrisiko, also die Volatilität, senken. Ich mache das zwar nicht, aber das ist m.E. eine legitime Strategie für jemanden, der sein Portfolio stabiler gestalten und auf Anleihen verzichten will.

    Der MSCI World hat momentan ein KGV von 25 und ein KBV 3,6.

    Der MSCI World Value hat ein KGV von 11 und ein KBV von 1,2.

    Was wird passieren, wenn es in einer Ecke knallt, die niemand auf dem Schirm hat? Der MSCI World rauscht 50% nach unten. Der MSCI Value (vermutlich) ,,nur" 30%. Das würde ein 60/40 auch nach unten gehen. Und beim Thema Inflationsschutz und langfristiger Renditeerwartung schlägt ein Portfolio mit Value-Aktien Anleihen allemal.

  • Theoretisch ja. Praktisch spricht aber wenig dafür, dass die Manager bei Pensionsfonds, Versicherungen, etc. grundsätzlich besser oder schlechter anlegen als die Kollegen bei Anleihenfonds.

    Dachte ich auch zunächst. Aber vieleicht ist das doch so. Versicherungen brauchen Langläufer wegen Zahlungsverpflichtungen und Risikobudgets. Auch, wenn der Markt aktuell keine Laufzeitprämie hergibt. Stiftungen sind ebenfalls an Zahlungsströmen ausgerichtet, das Problem haben die auch bei Aktien, da da dann dividendenorientiert investiert werden muss. Und so weiter...

    Da der Anteil der Institutionellen am Anleihemarkt (zumindest in Europa) wahrscheinlich höher ist, als am Aktienmarkt, könnte das eine Erklärung sein. Wenn es denn wirklich so ist und da nicht mit Benchmark getrickst wird, Survivorship Bias oder sowas im Spiel ist.

  • Woher kommt dann die Outperformance trotz höherer Kosten bei aktiven Anleihefonds?

    Das könnte unter anderem daran liegen, dass ein Anleihenindex als Benchmark oft gar nicht gut einen bestimmten Anleihenmarkt abbilden kann. Ein objektives Kriterien, wie Marktkapitalisierung, um einen Index zu bilden, gibt es bei Anleihen nicht. Dafür gibt es zu viele Arten von Anleihen, Unternehmen/Staaten geben mehrere und unterschiedliche Anleihen aus und das immer wieder aufs neue.

    Ein Fondsmanager kann sich dann die passenden Anleihen raussuchen mit denen er wahrlich einen Index schlagen kann.

  • Ich finde den Gedanken gar nicht mal so abwegig. Man entscheidet sich für ein 60/40 Portfolio ja nur, weil man das Portfolio stabiler machen möchte. Man verzichtet auf Rendite und erhält weniger Volatilität und dadurch eine höhere Planbarkeit. Es geht im Endeffekt nur um weniger Volatilität. Insbesondere in schweren Krisen, weil diese zum falschen Zeitpunkt eigentlich der Hauptgrund sind warum ein Depot z.B. in der Entnahmephase in die Pleite rutschen kann.

    Man kann auch mit einem value-tilt im risikobehafteten Teil des Portfolios (nachweislich) das Abwärtsrisiko, also die Volatilität, senken. Ich mache das zwar nicht, aber das ist m.E. eine legitime Strategie für jemanden, der sein Portfolio stabiler gestalten und auf Anleihen verzichten will.

    Der MSCI World hat momentan ein KGV von 25 und ein KBV 3,6.

    Der MSCI World Value hat ein KGV von 11 und ein KBV von 1,2.

    Was wird passieren, wenn es in einer Ecke knallt, die niemand auf dem Schirm hat? Der MSCI World rauscht 50% nach unten. Der MSCI Value (vermutlich) ,,nur" 30%. Das würde ein 60/40 auch nach unten gehen. Und beim Thema Inflationsschutz und langfristiger Renditeerwartung schlägt ein Portfolio mit Value-Aktien Anleihen allemal.

    Wo hast Du diese Zahlen/Fakten her. Bei Fondsweb und extraetf hat der Ishares Edge MSCI World Value eine höhere Vola und etwa gleichen Drawdown bei deutlich weniger Rendite als der ACWI IMI?

  • Micho Der Gedanke lässt mich nicht los. Das würde die gesamte Kapitalmarktforschung auf den Kopf stellen. Kein Teilsegment des Aktienmarktes kann doch systematisch effizienter sein, also ein konsitent und dauerhaft besseres Rendite/Risiko Profil aufweisen, als der Gesamtmarkt?! Value wurde stets als Risikoprämie verstanden (also mehr Risiko und dafür mehr Rendite). Also mehr und nicht weniger Risiko.

    Das Value Titel ein geringeres KGV und KBV besitzen ist immanent. Darum sind es ja Value Titel. Das sind ja für sich genommen keine Indikatoren für die Sicherheit oder Vola.

    Aus diesem Grund habe ich mit der These FTSE High Dividend und High Yield wären das neue 60/40. Vermutlich richtet sich das an Einkommensorientierte Anleger im Niedrigzinsumfeld. Also Risiko rauf um den Cashflow zu halten. Denn auch Dividendentitel haben ein schlechteres Rendite/Risikoprofil als der Markt. Darüber hinaus bestehen Indeximmanente Risiken. High Yields sind auch unsicherer als Investmentgrade und Staatsanleihen.

    Ich denke nicht, dass man so leicht dem Markt ein Schnippchen schlagen kann. Und wenn, wäre es bereits wegabitriert.

    Wo hast Du das gefunden mit der Vola und Drawdown bezüglich Value?

    Spannend.

  • Aus diesem Grund habe ich mit der These FTSE High Dividend und High Yield wären das neue 60/40. Vermutlich richtet sich das an Einkommensorientierte Anleger im Niedrigzinsumfeld. Also Risiko rauf um den Cashflow zu halten. Denn auch Dividendentitel haben ein schlechteres Rendite/Risikoprofil als der Markt. Darüber hinaus bestehen Indeximmanente Risiken. High Yields sind auch unsicherer als Investmentgrade und Staatsanleihen.

    Ich denke nicht, dass man so leicht dem Markt ein Schnippchen schlagen kann. Und wenn, wäre es bereits wegabitriert.

    Wo hast Du das gefunden mit der Vola und Drawdown bezüglich Value?

    Spannend.

    Also zunächst möchte ich festhalten, dass ich ungern in eine Diskussion mit dir einsteige, weil aus deinen Beiträgen offensichtlich hervorgeht, dass du deutlich mehr Fachkenntnisse hast als ich. Außerdem sind meine Beiträge immer eine Mischung aus Meinung und Dingen die mal irgendwo gelesen habe. Also bitte gerne richtig stellen, wenn ich etwas schreibe, das einfach nicht stimmt.

    1. Weniger Risiko durch Dividenden-ETF

    Das funktioniert nicht. Auch nicht während den ganz großen Krisen. ETFs mit Dividenden-Fokus haben langfristig eine deutlich geringere Rendite (mehr als 1% p.a.) als ein neutral marktkapitalisierender Ansatz und eine ähnliche Volatilität (Div: 12,5% vs. neutral 13,3%). Außerdem war ihr Rücksetzer während der Finanzkrise stärker. Quelle: Gerd Kommer.

    2. Weniger Risiko durch Value-ETF

    Ich meine schon, dass ein Value-Fokus die Volatilität senken kann und in vielen Krisen eine Absicherung nach unten dargestellt hat (nicht in allen: Covid hat teilweise nicht funktioniert, weil viele Value-Titel produzierende Unternehmen sind und Homeoffice / online-Handel schwierig war).

    Zitat von PWM

    During the bear market of the early 1970s, value stocks outperformed growth stocks, as investors favoured defensive, dividend-paying companies in a period of economic uncertainty.

    Then, following the burst of the dot-com bubble in the early 2000s, value stocks, particularly in sectors like utilities and consumer staples, outperformed growth stocks, which had become overvalued during the tech boom.

    In terms of growth stocks, coming out of the 2008 financial crisis, growth stocks, especially in sectors like tech and healthcare, experienced significant gains. Investors favoured companies with robust earnings growth potential, driving up valuations for high-flying growth stocks.

    Valuations, economy may favor value stocks

    (Vanguard)

  • Und um gleich noch ein Fass aufzumachen. Eventuell wäre auch ein Minimum-Volatility-ETF eine Möglichkeit das Portfolio stabiler zu gestalten. Die Daten geben das her.

    https://www.msci.com/documents/1296…tation%E2%80%9D).

    Ich weiß. Auch das noch. Ich bin da hin und hergerissen. Auf der einen Seite hat man von Bogle gelernt, dass man nicht weg soll von der Marktkapitalisierung. Auf der anderen Seite hat sich die Finanzmarktforschung auch weiterentwickelt und einfach alles auszublenden erscheint mit auch nicht gerade die richtige Einstellung. Ich bin auch (noch) marktkapitalisierend unterwegs. Gerd Kommer und Ben Felix nicht. Und die zwei stehen ja nicht im Verdacht aus einer Laune heraus zu investieren.

  • Also zunächst möchte ich festhalten, dass ich ungern in eine Diskussion mit dir einsteige, weil aus deinen Beiträgen offensichtlich hervorgeht, dass du deutlich mehr Fachkenntnisse hast als ich. Außerdem sind meine Beiträge immer eine Mischung aus Meinung und Dingen die mal irgendwo gelesen habe. Also bitte gerne richtig stellen, wenn ich etwas schreibe, das einfach nicht stimmt.

    Ich diskutiere diese Themen hier sehr gerne und auch mit Dir, weil die Diskussion, wie ich finde, auf Augenhöhe, freundlich und sehr konstruktiv ist. Nein, ich möchte nicht behaupten mehr Fachwissen zu haben, auch meine Äußerungen spiegeln nur meine ganz persönliche Meinung wieder, die auch falsch sein kann.

    Aus meinem Verständnis heraus sind Faktorprämien umstritten, aber wenn es diese auch zukünftig geben sollte, so ist der Konsens, soweit ich weiß, dass es sich um Risikoprämien handelt. Dividenden ist noch nichtmal eine solche. Der Risikoerhöhung steht keine höhere Renditeerwartung gegenüber. Low-Vola, Value, Quality, Size usw. sind allesamt Faktorprämien (deren künftige Existenz nicht einheitlich bejat wird). Das bedeutet, dass man hier mehr Risiko für mehr Rendite eingehen könnte. Zur Risikosenkung sind dieses dann aber rein logisch nicht geeignet.

    Jede Strategie, Investition in eine Teilmenge des Marktes kann eine zeitweise Outperformence bringen, aber halt eher zufällig und in keinem Fall systematisch und verlässlich. Sonst wäre das ganze ACWI oder FTSE All World Thema ja durch. Mit der Titelauswahl oder einer Beschränkung auf ein Teilsegment zu versuchen das Aktienmarktrisiko zu senken widerspricht daher aus meiner Sicht allen Erkenntnissen, die dem Indexinvestement zugrunde liegen.

    Das ganze wird sehr schnell sehr theoretisch und je mehr man darüber nachdenkt, umso verunsicherter wird man, habe ich manchmal den Eindruck. Für den Aktienteil bin ich zu meiner zunächst abschließenden Erkenntnis gelangt, dass es nach heutigem Kenntnisstand nicht möglich ist, systematisch und zuverlässig und in die Zukunft gerichtet den Markt zu schlagen. Einzige Einschränkung sind die Faktorprämien, bei denen es sein kann, dass man durch ein höheres Risiko auch mehr Rendite erhält. Grundsätzlich bin ich da aber auch offen für Gedanken, Thesen oder auch den Beweis des Gegenteils.

    Für Anleihen bin ich mir nicht sicher, ob durch gezielte Auswahl, Timing etc. eine verlässliche Outperformence gegeben sein kann. Eigentlich widerspricht das der These nach (überwiegend) effizienten Märkten, während ich denke, dass der Anleihemarkt effizienter sein könnte als der Aktienmarkt, auch weil rationaler. Auch ist es im Markt ja zwangsläufig so, dass einer kauft, der andere verkauft und so müsste es auch hier eine Marktrendite geben. Das sieht Kommer und Vanguard so. Auf der anderen Seite argumentiert Beck damit, es sei möglich besser zu sein. Ich sehe das differenziert. Ich glaube schon, dass die professionelle Steuerung eines Anleiheportfolios auf einen konkreten Zweck hin (definierter Cashflow, Fristigkeiten, Risikobudgets...) funktioniert. Ob es aber ein rein performencemäßig betrachtetes besseres Abschneiden aktiver Strategien gibt, kann ich nicht sagen. Da müsste der Hase bei den Indexkonstruktionen im Pfeffer liegen... Wer weiß.

    Ich glaube also, dass, wenn man im Falle eines marktbreiten und prognosefreiem Investmentansatzes, das Aktienmarktrisiko eines Portfolios senken möchte, es nur durch eine Senkung des Aktienanteils geht. Im Falle positiver Zinsen und durch Nutzung von Korrelations- und Diversifikationseffekten ist es möglich das Risiko stärker zu senken, als die Rendite, also ein effizenteres Portfolio zu schaffen. So habe ich die Erkenntnisse der Kapitalmarktforschung verstanden und interpretiert.

    Und wie geschrieben, der Ishares Edge MSCI World Value hat auf 10 Jahre mehr Vola, etwa gleichen Drowdown (langfristig sogar noch höheren) und weniger Rendite, als der ACWI IMI. Daher deckt sich hier (zumindest auf diesen Zeitraum) meine theoretische Meinung mit der Praxis. Echte Value-Stratgien sind aktiv und bedingen Opportunitätskosten. Die Performence dieser Fonds war in der letzten Dekade ebenfalls mau. Aber auch diese Strategien sind risikoerhöhend.

    Aber nur meine Meinung. Ich bin für jede Replik dankbar.

  • Sehr schöne Diskussion :) Ich fasse meine bisherigen Learnings zu Aggregate Bonds, 60/40 Portfolios und dem Lifestrategy 60 aus diesem Thread mal zusammen:

    Das Anleiheuniversum ist sehr komplex und besteht aus einer Vielzahl von Instrumenten. Private Kleinanleger sind damit i.d.R. überfordert und sollten sich entweder auf ganz wenige davon beschränken (bspw. Bundesanleihen) oder diversifizieren und die Auswahl dabei anderen überlassen (bspw. Unternehmensanleihen über einen ETF oder den Fixed Income One).

    Der Anleiheteil eines klassischen 60/40 Portfolios ist überwiegend dem risikobehafteten Teil zuzuordnen. Dennoch ist es auf lange Sicht weniger volatil als ein reines Aktienportfolio und nutzt Korrelationseffekte. Somit kann es durchaus eine geeignete Strategie für bestimmte Zielgruppen und für einen - gegenüber Aktien - etwas kürzeren Anlagehorizont sein. Die One-ETF Lösung Lifestrategy 60 von Vanguard ist gerade dann interessant, wenn jemand ein Portfolio mit „leicht angezogener Handbremse“ präferiert, sich aber nicht weiter damit befassen möchte oder kann. Also bspw. nur einzahlt bzw. anspart und irgendwann wieder entnimmt. Analog zu den hier üblicherweise auf der Aktienseite ausgesprochenen Empfehlungen für einen One-World Aktien-ETF statt einer Kombination mehrerer Aktien ETFs oder Einzelwerten und eigenem Rebalancing, wäre somit die Umsetzung einer 60/40 Strategie mittels eines einzigen ETF ebenfalls nur konsequent. Zumal Vanguard hier gleich 4 bzw. 8 Varianten anbietet aus denen man sich nochmals etwas mehr oder weniger konservativ ausrichten und diese sogar als thesaurierende oder ausschüttende Variante wählen kann.

    Ich denke bislang in meinem Portfolio in Fristigkeiten. Im englischen Sprachraum wird dies auch als Liability Matching Portfolio oder Defined Duration Investing bezeichnet. Siehe dazu bspw. diese Seite:

    Defined Duration Investing

    Defined Duration Investing - Whitepaper

    Dort stehen Aggregate Bonds und 60/40 Multi Asset Portfolios von der Duration im mittelfristigen Bereich, also zwischen kurzlaufenden Staatsanleihen und Aktien. Und genau für diese oftmals etwas unkonkreten mittelfristigen Bedarfe in den nächsten 3 bis 10 Jahren können diese Instrumente eine interessante Rolle spielen. Also bspw. für jemand der „irgendwann in den nächsten Jahren“ eine Immobilie kaufen möchte. Oder für die ersten 5-7 Jahre der Altersvorsorge, der genaue Renteneintritt ist aber noch etwas ungewiss.

  • Wenn es denn wirklich so ist und da nicht mit Benchmark getrickst wird, Survivorship Bias oder sowas im Spiel ist.

    Survivorship-Bias hast du immer. Ein Fonds, der vor 2 Jahren geschlossen wurde, wird im 10-jährigen Rückblick nicht auftauchen. Und tendenziell wird man schlecht laufende Fonds schließen und keine gut laufenden. Das kann dann auch bis zu 60% der Fonds betreffen (z.B. 1999-2014). Sicherlich sind die Schließungsraten nicht immer so hoch, aber selbst wenn wir davon ausgehen, dass 20% der Fonds schließen oder verschmolzen werden, hat das mehrere Prozentpunkte Einfluss auf die Durchschnittsrendite. Bei Anleihen, mit ihrer relativ geringen Rendite, ist das eine Welt.

    Mir ist auch noch ein weiterer Faktor eingefallen. Die letzten 15 Jahre war mit guter Bonität nicht viel zu holen, entsprechend sind viele Anleiheninvestoren in schlechtere Ratings. Das entspricht natürlich einem höheren Risiko. Durch fleißigen Geldregen der Regierungen und Zentralbanken während Corona und Entwertung der Schulden durch den Inflationsschub hat sich das in diesem Fall aber zufällig nicht materialisiert. Das ist natürlich eine Unterkategorie des Benchmark-Problems (ähnlich wie die Übergewichtung von Small Cap einer Erhöhung des Risikos entspricht), aber relativ schwer zu erkennen

  • Aus meinem Verständnis heraus sind Faktorprämien umstritten, aber wenn es diese auch zukünftig geben sollte, so ist der Konsens, soweit ich weiß, dass es sich um Risikoprämien handelt. Dividenden ist noch nichtmal eine solche. Der Risikoerhöhung steht keine höhere Renditeerwartung gegenüber. Low-Vola, Value, Quality, Size usw. sind allesamt Faktorprämien (deren künftige Existenz nicht einheitlich bejat wird). Das bedeutet, dass man hier mehr Risiko für mehr Rendite eingehen könnte. Zur Risikosenkung sind dieses dann aber rein logisch nicht geeignet.

    meine theoretische Meinung mit der Praxis. Echte Value-Stratgien sind aktiv und bedingen Opportunitätskosten. Die Performence dieser Fonds war in der letzten Dekade ebenfalls mau. Aber auch diese Strategien sind risikoerhöhend.

    Also ich habe das so verstanden, dass Faktorprämien zwar umstritten sind, allerdings die überwältigende Mehrzahl der Wissenschaftler sie anerkennen. Sie waren langfristig vorhanden und waren es auch nach ihrer Entdeckung (abgeschwächt, aber nach Kosten) immer noch. Zumindest behaupten das Gerd Kommer, Andreas Beck und Ben Felix.

    Beim Thema ,,mehr Risiko oder weniger Risiko" finde ich sehr unterschiedliche Aussagen und Daten. Bisher dachte ich immer, dass die Faktorprämien für small size und political risk aus einem höheren Risiko kommen, dies allerdings bei Value und Low Volatility nicht so wäre. Zumindest behauptet GMO, dass Value in Krisen stark sei (Quelle).

    Was man auf jeden Fall sagen kann ist, dass die Beimischung eines der Value-Faktors ein Depot bisher stabilisiert hat. Value läuft anders:

    Wenn ich mir jetzt aber die Daten von MSCI anschaue, zeigen die Faktoren zwar eine Outperformance...


    Bis auf Low Volatility kommt die allerdings bei fast allen Faktoren von einem höheren Risiko:

    Je mehr ich darüber nachdenke und je mehr ich mir sich widersprechende Daten und Aussagen anschaue, desto mehr gefällt mir mein einfaches Portfolio:

    • FTSE All-World
    • ETF auf kurzlaufende deutsche Staatsanleihen
    • bisschen Tagesgeld

    ^^

  • Je mehr ich darüber nachdenke und je mehr ich mir sich widersprechende Daten und Aussagen anschaue, desto mehr gefällt mir mein einfaches Portfolio:

    • FTSE All-World
    • ETF auf kurzlaufende deutsche Staatsanleihen
    • bisschen Tagesgeld

    ^^

    "Wenn es für ein Problem mehrere Lösungen gibt - nimm die einfachste" 😉

  • "Wenn es für ein Problem mehrere Lösungen gibt - nimm die einfachste" 😉

    Es juckt halt schon in den Fingern. Die Bewertungen sind relativ hoch und wir wissen alle, dass irgendwann der Mean-Reversion-Effekt einsetzt. Nicht einmal in der Finanzgeschichte wurde ein solcher Klumpen, wie wir ihn momentan in US-Tech haben sauber und gesund abgebaut. Das kam immer plötzlich und immer heftig.

    Um nochmal zum Thema zurückzukommen: Der LifeStrategy 60 von Vanguard ist schon unglaublich gut und elegant gemacht. Da könnte ich jeden Tag drauf schauen. Die Anzahl der Werte, die Streuung, die Teilfreistellung auf alles, das steuerunschädliche Rebalancing, die Kosten, das geringe Rückschlags-Potential. Man ist halt momentan schon ein bisschen verwöhnt vom Aktienmarkt. Wenn es dann mal richtig knallt und wir wieder 10-15 Jahre rumgurken, wäre man froh man hätte ihn. Und das es wieder knallt ist ja keine Frage von ob, sondern von wann.

  • Falls es jemand noch nicht gesehen hat. Schon 1 Jahr alt und auch ein bisschen Werbung für seine Fonds drin, aber sehr sehenswert, wenn man sich über ein paar grundsätzliche Dinge über Anleihen und die Portfolio-Strukturierung informieren will.

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  • Und um gleich noch ein Fass aufzumachen. Eventuell wäre auch ein Minimum-Volatility-ETF eine Möglichkeit das Portfolio stabiler zu gestalten. Die Daten geben das her.

    https://www.msci.com/documents/1296…tation%E2%80%9D).

    Ich weiß. Auch das noch. Ich bin da hin und hergerissen. Auf der einen Seite hat man von Bogle gelernt, dass man nicht weg soll von der Marktkapitalisierung. Auf der anderen Seite hat sich die Finanzmarktforschung auch weiterentwickelt und einfach alles auszublenden erscheint mit auch nicht gerade die richtige Einstellung. Ich bin auch (noch) marktkapitalisierend unterwegs. Gerd Kommer und Ben Felix nicht. Und die zwei stehen ja nicht im Verdacht aus einer Laune heraus zu investieren.

    Ja, je mehr man liest und forscht umso unsicherer wird man schnell. Zu Faktoren schrieb ich ja schon ein wenig. Low-Vola ist auch einer (vermeindlicher). Wie heißt es so schön in den Fondsprospekten? "Die Entwicklung in der Vergangenheit ist kein verlässlicher Indikator für die Zukunft"?

    Man sieht in den Grafiken, dass sich in dem von der KVG - bewusst? - gewählten Zeitraum ein gewisses Muster ergeben hat. In Bullenmärkten läuft der MSCI World besser, in Bärenmärkten der Low-Vola, wohlgemerkt in diesem Zeitraum. So könnte man die Schwankungen reduzieren (50% World, 50% Low Vola). Leider fand ich nur 10 Jahre Daten und habe das mal gegeneinander laufen lassen (50/50 Low Vola/ACWI vs. 100% ACWI). Auch von 2014 bis jetzt zeigte sich das Bild: 10% weniger Drawdown, ca. 20% weniger Standardabweichung und ca. 6,6% weniger Rendite p.a. . Hätte also funktioniert. Das Rendite/Risiko Profil wäre tatsächlich besser gewesen. Aber für die Zukunft? Für die Vergangenheit kann jeder das optimale Portfolio bilden.

    Ich denke, irgendwann kommt der Punkt, da muss man sich festlegen. Auf lange Sicht funktioniert ein MarketCap Weltindex, auch ein Eqaual Weight wird funktionieren. Faktorgeschichten können funktionieren (wobei ich immer denke, dass irgendwann verlässliche Muster wegabtriert werden müssten).

    Wenn man den größten Quatsch weglässt, also

    Markettiming

    Wetten/Spekulationen auf Titel, Branchen, Themen

    Hin- und Her statt stoisch bei einer Strategie zu bleiben

    Nerven verlieren und in der Krise rausgehen

    Dann macht man schon vieles richtig. Der Rest sind Nuancen. Wer an Faktorprämien und deren Existenz auch in der Zukunft glaubt hat drei Möglichkeiten: Sich auf einen Faktor konzentrieren, sich zwei Faktoren zu suchen, die komplimentär sind oder alle Faktoren aufnehmen. Im letzteren Fall ist man dann aber wieder nahe am Weltportfolioansatz ala Bogle. Faktoren sind nicht über die Zeit konsistent und so können diese sich auch aufheben. Macht das dann Sinn? Weiß nicht. Jetzt könnte man versuchen möglichst gegenläufige Faktoren zu wählen um das Portfolio zu stabilisieren und das Risiko/Rendite Verhälnis zu verbessern. Da wäre dann Momentum und Low Vola eine mögliche Kombi (50/50). Diese hätte die letzten 10 Jahre in Sachen Vola, Drawdown und Rendite sowohl den ACWI, wie auch die 50/50 Kombi ACWI und Minimum Vola geschlagen!!

    Für mich ist das total fein, wenn man den Kommer ETF als Aktienpart nimmt. Ob es aufgehen wird? Aber Blasenschutz und Faktoren und andere Regionengewichtung sind alle prognosefrei und regelbasiert und lassen die Vermutung zu, dass der Index einen auch ans Ziel bringt. Wie sinnvoll es ist nun ein 50/50 Minimum Vola / Momentum Portfolio aufzusetzen, weiß ich nicht, da ich die Zukunft nicht kenne.

    Nur irgendwann muss man halt starten und Hin und Her macht Taschen leer. Grundsätzlich würde ich einen prognosefreien Weltansatz wählen. Aus meiner ganz persönlichen Sicht kommen heute für die Aktienallokation (zu meinem Start gab es die nicht alle) folgende Ansätze in Frage

    1.) ETF auf Weltindex nach MarketCap oder mehrere (weil es keine 1ETF Lösung gibt) auf Equal Weight oder eine 50/50 Kombi aus beidem

    2.) Global Portfolio One, ausgewogenere Regionenverteilung, nach Kapitalkosten gesteuert, Antizyklik. Bisher bessere Vola und besseres SharpRatio als MarketCap Weltindex. Sichere Anleihen bereits als Investitionsreserve gehalten, kann noch durch Aggregate Bonds oder Unternehmensanleihen ergänzt werden. DIY umgesetzt mit ACWI und Anleihen/TG hätte diese Strategie den MSCI von 1990 bis 2020 (7,7 vs 7,6% p.a.) leicht geschlagen, von 2000 bis 2010 (3,3 vs -2% p.a.) deutlich und auch von 2000 bis 2020 (5,8 zu 3,8%) auch deutlich. Jeweils eigene Ermittlung auf Basis eines konstanten Sparplanes, aber ohne Gewähr.

    3.) Gerd Kommer ETF (wenn man von Faktoren übereugt ist)

    4.) eigenes Faktorportfolio (wenn man sich selbst im Griff hat und von Faktorprämien überzeugt ist)

    Jedoch darf man auf keinen Fall vernachlässigen, dass das größte Renditehemnis stets in das Depot schaut und nicht im Depot liegt. Je komplexer eine Strategie, je mehr eigene Handlungen erforderlich sind usw. umso größer ist das Risiko, dass da falsch gehandelt wird. Dann ist eine in der Theorie gute Strategie am Ende zum scheitern verurteilt. Daher lieber einfach, als kompliziert. Kommt da nun auch der Multi-Asset-Ansatz dazu, wird es noch komplexer. Ich bin überzeugt, dass Diversifizierung für viele Anleger Pflicht sein sollte und da kann man Vola und Risiko stark beeinflussen. Ob dann ein 65/45 Portfolio, bei dem der Aktienteil durch Faktoren (vermeindlich) bezüglich Vola reduziert wurde oder ein 60/40%, bei dem der Aktienteil per MarketCap abgebildet wurde in irgendeiner Weise besser ist, who knows?

    Bei jeder der Strategien ist Durchhalten das Ausschlaggebende.

    Ich denke, da ist man auf einem guten Weg sich zu verzetteln in Nuancen, die für den normalen Privatanleger kaum relevat sind. Und alle fundierten Aussagen, die ich kenne sind, dass der Anlageerfolg zu 90% von der Level 1 Allokation abhängt, dann erst kommen die Feinheiten wie Aggregate Bond oder Staatsanleihen, Aktienfaktoren ja oder nein usw.

    Auch hier gilt das Pareto-Prinzip.

    Nicht verzetteln, sonst steigen andere Risiken.

  • Global Portfolio One, ausgewogenere Regionenverteilung, nach Kapitalkosten gesteuert, Antizyklik. Bisher bessere Vola und besseres SharpRatio als MarketCap Weltindex. Sichere Anleihen bereits als Investitionsreserve gehalten, kann noch durch Aggregate Bonds oder Unternehmensanleihen ergänzt werden.

    DIY umgesetzt mit ACWI und Anleihen/TG hätte diese Strategie den MSCI von 1990 bis 2020 (7,7 vs 7,6% p.a.) leicht geschlagen, von 2000 bis 2010 (3,3 vs -2% p.a.) deutlich und auch von 2000 bis 2020 (5,8 zu 3,8%) auch deutlich. Jeweils eigene Ermittlung auf Basis eines konstanten Sparplanes, aber ohne Gewähr.

    Mit dem Global Portfolio One werde ich irgendwie nicht warm. Der Georg auch nicht.

    Was mich stört:

    • 0,7% p.a. zu zahlen. Beim risikobehafteten Teil okay. Aber auf die 20% Staatsanleihen und Gold?
    • Antizyklik ist market timing. Wenn es funktioniert, warum nicht 30% oder 40% in Sicherheit? Warum nicht 100% und nur in Krisen kaufen? Mathematisch macht das keinen Sinn.
    • Schweizer Franken und Gold im Sicherheitsteil. Das ist schon sehr aktiv für meinen Geschmack.
    • Die geringere Volatilität war sehr begrenzt (siehe Georg).
    • Ein einfaches 80/20 hat das GPO geschlagen. Obwohl schon das Regime Eskalation mehrfach gezogen wurde. Warum? Vermutlich wegen der Abweichung zu Mcap (USA+Tech).
    • sehr lange backtests zeigen keinen Vorteil (siehe Georg)
  • Mit dem Global Portfolio One werde ich irgendwie nicht warm. Der Georg auch nicht.

    Was mich stört:

    • 0,7% p.a. zu zahlen. Beim risikobehafteten Teil okay. Aber auf die 20% Staatsanleihen und Gold?
    • Antizyklik ist market timing. Wenn es funktioniert, warum nicht 30% oder 40% in Sicherheit? Warum nicht 100% und nur in Krisen kaufen? Mathematisch macht das keinen Sinn.
    • Schweizer Franken und Gold im Sicherheitsteil. Das ist schon sehr aktiv für meinen Geschmack.
    • Die geringere Volatilität war sehr begrenzt (siehe Georg).
    • Ein einfaches 80/20 hat das GPO geschlagen. Obwohl schon das Regime Eskalation mehrfach gezogen wurde. Warum? Vermutlich wegen der Abweichung zu Mcap (USA+Tech).
    • sehr lange backtests zeigen keinen Vorteil (siehe Georg)

    Das muss ich mir mal ansehen, wenn ich etwas Zeit und Ruhe habe. Vielen Dank dafür. Es kommt halt auch auf die Methodik des Backtestes an. Sind da reale Zeiträume betrachtet worden oder die Renditen zufällig aneinander gereiht worden? Diese Vermutung habe ich beim schnellen Blick darauf, denn es gibt für 60 Jahre Haltedauer mehr Datenpunkte, als 60 Jahresperioden, oder? Renditereihenfolgen sind aber nicht komplett willkürlich, da sie mitunter auf konkreten Ereignissen beruhen. Laut meinen Unterlagen war die Rendite eines DIY mit ACWI und Tagesgeld/Anleihen von 1990 bis 2020 leicht über der von MSCI World. Das mit den 14 Jahren kann daher alleine schon in diesem Zeitraum nicht so richtig stimmen. Außer es liegt am alternativen Regionengewicht, allerings kann Georg das ja nicht berücksichtigt haben, da dieses ja nicht konstant ist, sondern sich nach den Kapitalkosten richtet.

    Mir fehlt aber gerade etwas die Zeit mich da reinzufuchsen. Aber vieleicht weißt Du ja, ob er reale Zeiträume verwendet hat oder bootstrapping. Letzteres sehe ich halt kritisch. Bezogen sich die Ergebnisse auf Einmaleinzahlungen oder auf monatliche Sparpläne?