60/40 Portfolio mit mehreren ETFs vs. Vanguard Lifestrategy 60

  • Immer wenn es in den Fingern juckt.

    2 Videos von ihm und es geht wieder.

    Ja hab eines gesehen da sagt er:

    Investieren musst du sonst wirst du am Schluss nichts haben. Aber mache es nicht komplizierter als es ist. Halte den Aktienmarkt durch einen Aktien ETF und halte den Anleihenmarkt durch einen Anleihen ETF.

    Deswegen werde ich meinen Vanguard FTSE All-World nun um den Vanguard Global Aggregate Bond ETF erweitern aber in thesaurierender Variante. Dazu noch Tagesgeld. Wenn ich später mal Cash benötige wird eines von den 3 Töpfchen angezapft.

    Danke an euch für die Gedankengänge.

  • Weiß nicht ob ich zu meinem Vanguard FTSE All-World nun den global aggregate bond als etf beifügen soll oder einfach nur noch in den Vanguard lifestrategy etf gehen soll...

    Ich sehe eigentlich nur einen Nachteil im Lifestrategy: in der über Lebensphasen hinweg möglicherweise schwankenden Risikotragfähigkeit und den daraus resultierenden Allocation Leveln. Mit nur einem einzigen Lifestrategy muss ich diese dauerhaft zementieren. Alternativ bleibt nur eine wie auch immer geartete Kombination aus wenigstens zwei ETFs. Entweder Aktien plus Aggregate Bonds oder LS60 plus LS80 oder LS80 plus Geldmarkt-ETF oder Aktien plus LS60.

    Die Variante LS 80 plus bspw. Geldmarkt-ETF halte ich für jemanden der auf der grünen Wiese beginnt für die über einen gesamten Lebenszyklus - vom Berufseinsteiger bis zum Rentner - einfachste Lösung. Funfact: das hat Horst Talski bereits in Beitrag #2 dieses Threads erkannt ^^

    Bevorzugt ihr bei Anleihen auch wie beim Aktien ETF thesaurierer?

    Ja, ich möchte selbst Herr über meine Entnahmehöhe bleiben. Die ganzen Ausschütter-, Dividenden- und "passives Einkommen"-Diskussionen in diesem Forum verfolge ich nur noch als stiller (und manchmal belustigter) Beobachter vom Spielfeldrand

  • Die Teilfreistellung ist zwar cool aber es ist wie das Schneiden der Rosen und das Gießen von Unkraut wenn man immer die am besten laufende Assetklasse verkauft.

    Ist halt die Frage, was man möchte.

    Unter der Prämisse, dass man Rendite als Risikoprämie versteht: Das, was Rebalancing macht, ist nicht die potentielle Maximierung der Rendite. Wer das möchte, verzichtet aufs Rebalancing und lässt die Gewinne laufen - mit der gleichzeitigen Erhöhung des Risikos. Wer hingegen das Risiko begrenzen möchte, indem er die gewünschte Assetallocation wieder herstellt, rebalancet, ob automatisch oder manuell, und verzichtet damit auf Renditepotential, kann dafür aber ggf. ruhiger schlafen.

  • Alternativ bleibt nur eine wie auch immer geartete Kombination aus wenigstens zwei ETFs. Entweder Aktien plus Aggregate Bonds oder LS60 plus LS80 oder LS80 plus Geldmarkt-ETF oder Aktien plus LS60.

    Die Variante LS 80 plus bspw. Geldmarkt-ETF halte ich für jemanden der auf der grünen Wiese beginnt für die über einen gesamten Lebenszyklus - vom Berufseinsteiger bis zum Rentner - einfachste Lösung. Funfact: das hat Horst Talski bereits in Beitrag #2 dieses Threads erkannt ^^

    LS80 + Geldmarkt wäre eine relativ aggressive Allokation. Hervorragend bis zur Rente. Nur anschließend wäre mir das zu hoch. Es sei denn man allokiert viele Jahre vor der Rente viel Geld in den Geldmarkt-ETF, um irgendwie auf 60/40 zu kommen.

    Ein Berufseinsteiger könnte auch 50% in den LS60 und 50% in den 100/0 (FTSE All-World) investieren. Damit hätte er 80/20 bis zur Rente und die gesamte Zeit die volle Teilfreistellung auf das gesamte Vermögen. Mit 2 ETFs. Die hälftige Aufteilung wäre auch relativ einfach mit Einzahlungen aufrecht zu erhalten, weil die beiden ETFs nicht zu stark auseinander laufen (=kein steuerschädliches Rebalancing). Bei Nur-Aktien-ETF und Nur-Anleihen-ETF wird das mit zunehmendem Volumen ziemlich schwierig, weil die Aktien davonlaufen.

    Vor der Rente gilt es dann nur noch den 100/0 in den LS60 umzuschichten. Das kann man auch ein paar Jahre vorher machen. In einem Bullenmarkt.

    30% Teilfreistellung. Ein Leben lang. 2 ETFs in jungen Jahren. 1 ETF im Alter.

  • Die hälftige Aufteilung wäre auch relativ einfach mit Einzahlungen aufrecht zu erhalten, weil die beiden ETFs nicht zu stark auseinander laufen (=kein steuerschädliches Rebalancing).

    Und das weißt Du woher, dass die nicht auseinander laufen? In den letzten drei Jahren standen da +14 vs. +34 Prozent. Da kann es schon um ein Geld gehen, das nicht via Sparrate ausgeglichen werden kann. KISS: Wer 80/20 will, und es gibt ein 80/20-Produkt - der soll doch einfach das nehmen.

  • Für mich ist diese Geschichte nun passé und ich werden das Geld dort umgehend abziehen und in Unternehmensanleihen ETF unterbringen. Wer keine Antworten gibt hat vieleicht was zu verbergen?

    Ist ein wesentlicher Teil des Reizes einer Anleihenkomponente nicht die möglichst geringe Korrelation zum weltweiten Aktienmarkt, sprich die möglichst geringe Korrelation der Assetklassen?

    Da Unternehmensanleihen eine tendenziell höhere Korrelation zum Aktienmarkt haben als bspw. Staatsanleihen: Was ist die Motivation, vorrangig oder gar ausschließlich auf die zu setzen?

  • Und das weißt Du woher, dass die nicht auseinander laufen? In den letzten drei Jahren standen da +14 vs. +34 Prozent. Da kann es schon um ein Geld gehen, das nicht via Sparrate ausgeglichen werden kann. KISS: Wer 80/20 will, und es gibt ein 80/20-Produkt - der soll doch einfach das nehmen.

    Ich denke, dass man eine Allokation aus 100/0 und 60/40 mit Einzahlungen besser auf 80/20 halten kann, als eine Allokation aus 100/0 und 0/100. Außerdem haben hier im Forum m.E. viele bereits mit einem oder mehreren Aktien-ETFs eine sehr hohe Aktienquote. Eine Beimischung von einem LS60 wäre eine Möglichkeit auf 80/20 zu kommen, wenn man dies möchte und einem die Teilfreistellung wichtig ist.

    Klar, ein LS80 wäre einfacher. Dann müsste man allerdings vor Renteneintritt das gesamte Portfolio auflösen und einen 60/40 kaufen, wenn man weiterhin das KISS-Prinzip fahren möchte und mit nur einem ETF auf 60/40 runter will. Das sind nicht unerhebliche Steuern, die anfallen würden.

  • Dann müsste man allerdings vor Renteneintritt das gesamte Portfolio auflösen und einen 60/40 kaufen, wenn man weiterhin das KISS-Prinzip fahren möchte und mit nur einem ETF auf 60/40 runter will. Das sind nicht unerhebliche Steuern, die anfallen würden.

    Gut, ja. Einen Tod muss man sterben: mal da, mal dort nicht KISS in Reinform (also mehr als einen ETF im Depot haben) und/oder mehr oder weniger Steuerbelastung. Ich würde es so sehen, erstmal im Hier und Jetzt das fürs Hier und Jetzt perfekt passende Produkt zu nehmen … und was später kommt, sieht man dann. Vielleicht gibt es bis dahin ein steuerfreie Umschichtungen ermöglichendes Altersvorsorgedepot, vielleicht will man gar nicht mehr auf 60/40, ansonsten kann man auch mit einem 40/60 ergänzen oder geht ganz auf einen GMF oder, oder, oder.

  • Gut, ja. Einen Tod muss man sterben: mal da, mal dort nicht KISS in Reinform (also mehr als einen ETF im Depot haben) und/oder mehr oder weniger Steuerbelastung. Ich würde es so sehen, erstmal im Hier und Jetzt das fürs Hier und Jetzt perfekt passende Produkt zu nehmen … und was später kommt, sieht man dann. Vielleicht gibt es bis dahin ein steuerfreie Umschichtungen ermöglichendes Altersvorsorgedepot, vielleicht will man gar nicht mehr auf 60/40, ansonsten kann man auch mit einem 40/60 ergänzen oder geht ganz auf einen GMF oder, oder, oder.

    Du hast da schon einen Punkt. Eigentlich sollte man sich auch nicht auf die Steuer konzentrieren, sondern auf das Portfolio. Wer weiß was es später für Möglichkeiten und (neue) Produkte gibt. Das Thema Altersvorsorgedepot bzw. das Nichtvorhandensein eines solchen ist das eigentliche Problem. Hätten wir das, müsste man sich gar nicht verbiegen, sondern könnte alles sauber mit Einzel-ETF abbilden und jederzeit die Allokation an die Situation anpassen (Persönliche Anmerkung: Ich denke nicht, dass wir sowas in ausreichendem Maße bekommen werden. Zumindest nicht in meiner Zeit).

  • Um noch einmal einen Vertreter der anderen Seite zu Wort kommen zu lassen:

    In diesem Video geht Hartmut Walz auf diverse Portfolien ein. Die Lifestrategy Produkte kritisiert er nicht, weil sie gut genug seien. In 1:00:30 wird er aber danach gefragt, wie er ein 70:30 Portfolio aufbauen würde und fasst noch mal die Begründung für risikoreich:risikoarm zusammen:

    Weder längere Laufzeiten noch Bonitätsrisiken würden hinreichend prämiert, sodass es sich nicht lohnte, in langlaufende Anleihen zu gehen.

  • Um noch einmal einen Vertreter der anderen Seite zu Wort kommen zu lassen:

    In diesem Video geht Hartmut Walz auf diverse Portfolien ein. Die Lifestrategy Produkte kritisiert er nicht, weil sie gut genug seien. In 1:00:30 wird er aber danach gefragt, wie er ein 70:30 Portfolio aufbauen würde und fasst noch mal die Begründung für risikoreich:risikoarm zusammen:

    Weder längere Laufzeiten noch Bonitätsrisiken würden hinreichend prämiert, sodass es sich nicht lohnte, in langlaufende Anleihen zu gehen.

    Also Walz und Kommer auf der einen Seite und Andreas Beck und Vanguard auf der anderen.

  • Was sollte er Deines Erachtens denn dazu sagen?

    Nichts konkretes. Nur seine Sicht als Verbraucherschützer und Verhaltspsychologe. Ich höre mir gerne mehrere Meinungen und Blickwinkel an.

  • In 1:00:30 wird er aber danach gefragt, wie er ein 70:30 Portfolio aufbauen würde und fasst noch mal die Begründung für risikoreich:risikoarm zusammen:

    Weder längere Laufzeiten noch Bonitätsrisiken würden hinreichend prämiert, sodass es sich nicht lohnte, in langlaufende Anleihen zu gehen.

    Diese Ansicht zur Anleihen ist natürlich eine sehr persönliche und sehr eingeschränkte Sichtweise.

    Das hat schon etwas quasi Missionarisches.

    Schon etwas für ein Guru…

    Auch ein Professor Walz könnte hinsichtlich von Anlagestrategien einfach völlig falsch liegen beziehungsweise das Thema insgesamt gar nicht verstanden haben.

  • Auch ein Professor Walz könnte hinsichtlich von Anlagestrategien einfach völlig falsch liegen beziehungsweise das Thema insgesamt gar nicht verstanden haben.

    Klar. Schon Toyota wußte schließlich: Nichts ist unmööööglich.

    Daß ein Professor der Betriebswirtschaft ein finanzwissenschaftliches Thema nicht verstanden hat, ist nicht unmöglich, aber doch deutlich weniger wahrscheinlich, als daß ein Finanzlaie es nicht verstanden hat.

  • Diese Ansicht zur Anleihen ist natürlich eine sehr persönliche und sehr eingeschränkte Sichtweise.

    Könnte natürlich sein, dass er sich mit dem Thema Anleihen und Zinsstruktur gar nicht richtig auseinander gesetzt hat :/

    https://hartmutwalz.de/wp-content/uploads/2023/06/WiSt_1989_Walz_Weber_Zinsstrukturkurveneffekt.pdf

    Das Anleihen mit mittleren und langen Laufzeiten so stark einbrechen wie Aktien, kommt auch nicht vor. 2022/2023 ignorieren wir mal. Ist ja schon ewig her.

  • Daß ein Professor der Betriebswirtschaft ein finanzwissenschaftliches Thema nicht verstanden hat, ist nicht unmöglich, aber doch deutlich weniger wahrscheinlich, als daß ein Finanzlaie es nicht verstanden hat.

    Professor Walz ist bezüglich internationaler Anleiheanlagestrategien skeptisch, weil alle Bemühungen aus seiner Sicht nutzlos sind.

    Der 30 Prozentanteil der Anleihen ist eine Aufbewahrstation für Geld, die nie mehr als einen Inflationsausgleich bringen kann.

    Eben seine Ansicht. Und die Äußerungen zu den Bahamas und dem Euro sind schon sehr laienhaft.

    Jetzt aber zum entscheidenden Punkt:

    Das 60/40 Produkt von Vanguard muss ein dogmatischer Anhänger von Walz eigentlich komplett ablehnen.

    Warum? Hier gehe klar mit Walz mit.

    Weil es ein Anlageprodukt einer Firma ist, die über den Massenmarkt ( in Großbritannien sehr erfolgreich) über ein TER von 0,25 Prozent etwas anbietet, das das Anlegy selbst problemlos über einen Weltweit-ETF und einen Cash-Anteil realisieren kann.

    Das Thema 30-Prozent-Freistellung der Zinsen wirkt sich demgegenüber nicht entscheidend aus.