60/40 Portfolio mit mehreren ETFs vs. Vanguard Lifestrategy 60

  • Man muss mit Pauschalaussagen halt immer aufpassen. Ich sehe das bei mir auch oft: ,,Aktien müssen langfristig immer besser laufen". Ist das wirklich so? Es kommt wirklich stark darauf an welchen Zeitraum man betrachtet. Je länger man zurück geht, desto wirrer werden die Daten.

    Die Equity Prämie ist zum Beispiel ein relativ neues Phänomen. Früher war das nicht so.


    Und selbst im letzten Jahrhundert, gab es zwar eine deutliche Prämie für Aktien, allerdings beruht diese auf eine heftige Outperformance in wenigen Zeiträumen:



    Eindeutig ist auf jeden Fall gar nichts. Man kann eigentlich zu jeder Geschichte einen passenden Zeitraum finden.

  • Damit ist man mit Sicherheit finanziell besser aufgestellt als das Gros der Deutschen die sich auf Bank- oder Versicherungsverkäufer verlassen.

    Wobei man dazu sagen muss, dass die Messlatte ,,besser sein als das Gros der Deutschen" ziemlich niedrig ist. Das schaffe ich auch noch mit gezielt ausgewählten Tagesgeld- und Festgeldkonten. ;)

  • Die Equity Prämie ist zum Beispiel ein relativ neues Phänomen. Früher war das nicht so.

    Bei Vergleichen, die extrem weit zurückgehen, muss man vorsichtig sein. Mal abgesehen von der Datenlage anno 18xx, die alles andere als gut ist, waren die Handelsmöglichkeiten andere und insbesondere auch die Zusammensetzung der Marktteilnehmer. Große Schlüsse würde ich hier eher nicht ziehen.

  • Bei Vergleichen, die extrem weit zurückgehen, muss man vorsichtig sein. Mal abgesehen von der Datenlage anno 18xx, die alles andere als gut ist, waren die Handelsmöglichkeiten andere und insbesondere auch die Zusammensetzung der Marktteilnehmer. Große Schlüsse würde ich hier eher nicht ziehen.

    Ich finde allerdings schon erstaunlich, dass es in den meisten Jahren des letzten Jahrhunderts keine deutliche Equity Prämie gab und der Großteil der Outperformance nur auf einen sehr kleinen Zeitraum mit einem hohen Ausschlag nach oben zurückzuführen ist.

    Das wird m.E. in den meisten Ratgebern nicht kommuniziert.

  • Als Finanz-Laie finde ich das etwas verwunderlich

    Ein Euro aggregate Bond hat mir aber zuviel Italien und Frankreich.

    So wie das ebenfalls

    Geht mir auch so.

    Frankreich und Italien sind doch hoch solide Länder, Mitglieder der EU und sogar unsere Partner in der Eurozone bei der Einheits- bzw. Gemeinschaftswährung ?

    Muß man sich als Laie vor dem Hintergrund solcher Aussagen von Experten Sorgen machen ?

  • Ich denke wir müssen da ein wenig vorsichtig sein. Micho hat das bereits erwähnt: in der Vergangenheit waren die Zinsen anders. Und durch die Zinssenkung war auch einfach genug Hebel da für Kursgewinne bei Anleihen. Der Vorteil bei dem lifestrategy ist, dass er in Zeiten von Aktiencrashes ganz emotionslos und rational umschichtet und Aktien nach kauft. Wer hat in Zeiten der Finanzkrise als es abwärts ging denn so schonungslos Aktien nachgekauft ? Wer das mit einem 100% Aktienportfolio gemacht hat und weiter Geld in den Aktienmarkt geworfen hat der stünde heute auch mit sehr viel Vermögen dar. Mit Sicherheit höher als mit dem lifestrategy.

    Wenn man die Rentenansprüche und cashpuffer noch mit rein rechnet, dann könnte ein Portfolio mit dem lifestrategy in Summe schon auch sehr defensiv sein. Aber das heißt nicht, dass das grundsätzlich schlecht ist. Manche haben gar keine so hohe Risikotragfähigkeit oder haben gar nicht so eine hohe Rentenlücke die es zu stopfen gilt. Dann kann ein lifestrategy eine feine und leichte Sache sein. Und 100mal besser als es unser Sparbuch Olaf macht 😆

    Vor 9 Tagen war Boglehead Konferenz und Bill Bernstein war auch zu Gast. Es ging unter anderem um die hohe Schuldenlast der USA und wie das Problem gelöst werden könnte und was das überhaupt bedeutet für die Zukunft. Eine Reduzierung der Sozialleistung oder Erhöhung der Steuern wäre zwar eine Lösung aber eine die auch seine Grenzen hat. Da Staaten nun mal zu den höchsten Schuldnern gehören haben sie natürlich auch das höchste Interesse daran diese in einer inflationierten Währung zurück zu zahlen. Bill Bernstein sieht momentan keinen Bedarf Cash in mittel und langfristige Anleihen zu halten, da sie stark davon ausgehen, dass die Inflation entwederstark zu nehmen wird oder zumindestnoch lange bestehen wird bzw man mit Zinsprodukten keine Realrendite erzielen wird. Es wird dazu geraten Aktien zu halten als Inflationsschutz sowie sein Cash in kurzfristigen Zinsanlagen zu halten. Ebenso wird empfohlen Inflation Linker zu halten. (Prof. Walz empfiehlt diese nicht bzw werden auch keine neuen mehr herausgegeben in Deutschland)

    Ich mag es zwar nicht Prognosen abzugeben und niemand weiß ob Bill Bernstein und Co. nicht auch falsch liegen. Niemand weiß es. Nicht mal der Markt weiß was er morgen macht. Aber die zunehmenden Verschuldungen global sind nun mal Realität. Steuern zu erhöhen und Sozialleistungen reduzieren kann man auch nur begrenzt. Deswegen sehe ich das Szenario der Inflation als durchaus sehr realistisch an. Auch bei uns in Europa. In der Türkei sind die Lebensmittelpreise teilweise um 80% gestiegen. Jeder der einen Teil seines Vermögens im inflationsgeschützten Sachvermögen und weniger in Cash Position (insbesondere langlaufende Anleihen) hatte kann sich glücklich schätzen.

  • Bei solchen Rechnungen muss ich monstermania recht geben: Die 70er und 80er waren schon sehr spezielle Zeiten mit teilweise sehr hohen Zinsen bei den Anleihen. Und die anschließenden Zinssenkungen haben zu ganz erheblichen Gewinnen bei Anleihen geführt.

    Ob das so wiederholt werden kann, weiß ich nicht.


    Sehr langfristig betrachtet, hatte man mit einer Beimischung von Anleihen weniger Volatilität (also ein geringeres Renditereihenfolgerisiko z.B.). Aber es kostet (sehr wahrscheinlich) Rendite. Weniger als eine Risikosenkung ausmacht, aber die Kosten sind da. Sie müssen auch langfristig da sein, weil die Equity-Prämie eine unumstrittene Tatsache ist.

    Ja, das stimmt natürlich. Der 50 Jahresvergleich ist schon etwas irreführend. Daher hier nochmals beide mit unterschiedlichen Vergleichszeiträumen von 10 bis 50 Jahren:

    60/40 Portfolio, bestehend aus 60% MSCI ACWI und 40% Global Aggregate Bond EUR Hedged mit jährlichem Rebalancing:

    60/40 PortfolioRendite p.a.max. DrawdownSharpe Ratio
    10 Jahre6,75%-13,56%0,62
    20 Jahre6,76%-28,69%0,65
    30 Jahre7,24%-28,69%0,53
    50 Jahre9,46%-28,83%0,48


    Reines Aktien Portfolio aus 100% MSCI ACWI:


    100/0 Portfolio
    Rendite p.a.max. DrawdownSharpe Ratio
    10 Jahre10,93%-19,23%0,72
    20 Jahre9,10%-50,33%0,58
    30 Jahre8,56%-53,42%0,41
    50 Jahre9,35%-53,42%0,29

    Aber als jemand der die Finanzkrise nicht nur aus Erzählungen kennt sondern als Investor mit einem ca. 80/20 ETF Depot durchlebt hat, geht mein Blick (nach der auf die Rendite) immer sofort auf den max. Drawdown ;) Denn Minus 5x% ist psychologisch schon harter Tobak.

  • Für ein 60/40 Portfolio fühle ich mich noch nicht bereit. ;)

    Bisher habe ich den Safe-Asset-Floor Ansatz verfolgt. Allerdings führt der dazu, dass die Aktienquote langsam sehr hoch wird und man über Diversifikation im risikoreichen Teil nachdenken könnte.

    Vielleicht wäre es für mich der passendere Ansatz, am Safe Asset Floor festzuhalten und alles, was zu einem Aktienteil von über 80% führen würde, in einen Global Aggregate ETF fließen zu lassen.


    Das hätte dann aber nichts mit dem risikoarm:risikoreich Modell zu tun...

    Für ein reines 60/40 bin ich auch noch zu jung auch wenn ich auf dem Profilbild älter aussehe 😂

    Das einfachste ist natürlich du würdest im riskoreich/risikoarm Modell (gibt's da eigentlich eine Abkürzung dafür ??) den risikoarmen Portfolioanteil erhöhen wenn es dir mittlerweile zu mulmig wird. Das wäre einfacher und es lässt sich leichter abschätzen was im Anschluss danach raus kommt. Vorallem bevor man ein Produkt wählt mit dem man nicht ganz firm ist.

    Aber ich wüsste nicht was gegen das risikoreich/risikoarm Modell spricht wenn man grundsätzlich den risikoreichen Portfolioanteil diversifiziert? Es bleibt ja trotzdem risikoreich zu risokarm.

    Ich praktiziere übrigens auch dem safe Asset Floor Ansatz. Weil eben ja schon ein Teil meines Vermögens ja aus diversen Rentenansprüchen bestehen wird.

    Den global aggregate bond habe ich immer noch auf dem Schirm zur Diversifikation des Aktienanteils da eine ganz andere Assetklasse. Aber die Zeit ist für mich noch nicht reif.

  • Aber als jemand der die Finanzkrise nicht nur aus Erzählungen kennt sondern als Investor mit einem ca. 80/20 ETF Depot durchlebt hat, geht mein Blick (nach der auf die Rendite) immer sofort auf den max. Drawdown ;) Denn Minus 5x% ist psychologisch schon harter Tobak.

    Vor allem, weil die Berichterstattung (auch von seriösen und erfahrenen Experten) 2008 ziemlich heftig war. Die Stimmung war unglaublich. Man hatte echt das Gefühl, dass es diesmal anders ist und das Ding voll ganz absäuft. Das kann man sich heute kaum mehr vorstellen, wenn man den Chart sieht.

  • Ich finde dass ist ein sehr guter Reminder von Prof. Ellis für die nächste Krise/den nächsten Crash in knapp 2 Minuten:

    Externer Inhalt youtu.be
    Inhalte von externen Seiten werden ohne deine Zustimmung nicht automatisch geladen und angezeigt.
    Durch die Aktivierung der externen Inhalte erklärst du dich damit einverstanden, dass personenbezogene Daten an Drittplattformen übermittelt werden. Mehr Informationen dazu haben wir in unserer Datenschutzerklärung zur Verfügung gestellt.

  • Ich finde dass ist ein sehr guter Reminder von Prof. Ellis für die nächste Krise/den nächsten Crash in knapp 2 Minuten:

    Viel Wahres an dem was er sagt. Man darf die emotionale Seite nicht geringschätzen. Das trifft auch die ganz Rationalen und Hartgesottenen.

    Deshalb finde ich den Ansatz von Andreas Beck in seinem GPO nicht schlecht. Er wird mit der 80/20 Aufteilung trotz Antizyklik ein reines Aktien-Portfolio langfristig sehr wahrscheinlich nicht schlagen. Aber er hat mit seinem (relativ) klaren Regelwerk bei -20% und -40% die Sicherheitsreserve aufzulösen und antizyklisch auf bis zu 100% in Aktien zu gehen einen ganz erheblichen emotionalen Vorteil: Die Kunden bleiben bei der Stange und warten sogar auf den Einstieg in der Krise.

    Das hat er einmal in einem Interview erwähnt: Während des Corona-Crashs haben viele Vermögensverwalter Anrufe von ärgerlichen Kunden erhalten. Die Kunden hatten erwartet, dass der Vermögensverwalter vor der Krise aussteigt bzw. das Risiko verringert. Bei Beck nicht. Seine Kunden haben nur immer wieder gefragt, ob man schon die Aktienquote erhöht habe. Es gab praktisch keine Mittelabflüsse. Die Kunden wurden lange vorher darauf vorbereitet und wussten genau was passieren wird:

    1. Irgendwann kommt garantiert ein Crash.

    2. Wenn er da ist, kaufen wir nach.

    3. Wenn er schlimmer wird, kaufen wir mehr nach.

    Rein mathematisch ist das natürlich auf dünnem Eis gebaut, weil man ziemlich viele Krisen benötigt, damit sich das rechnet. Aber emotional betrachtet ein richtig gutes System.

  • Vor allem, weil die Berichterstattung (auch von seriösen und erfahrenen Experten) 2008 ziemlich heftig war. Die Stimmung war unglaublich. Man hatte echt das Gefühl, dass es diesmal anders ist und das Ding voll ganz absäuft. Das kann man sich heute kaum mehr vorstellen, wenn man den Chart sieht.

    Damals war es mir zwar auch nicht egal, aber ich habe es mit einer "Augen zu und durch Strategie" überstanden. In den 2-3 Jahren vor und nach Beginn der Entnahmephase kann ich das aber überhaupt nicht gebrauchen. Weder finanziell noch mental. Jedenfalls nicht mit einer Aktienquote von 8x% ;)

  • trollige Geschreibsel

    ?

    Demnach wären EU-Verträge wie der EU-Vertrag von Maastricht und die Maastricht-Kriterien als Grundlage der Gemeinschaftswährung Euro eventuell auch "Geschreibsel" ... ?

    Wenn Experten (siehe Nr. 603 und Nr. 604 wie @John Bogle und Amnesty) bei einem "Euro aggregate Bond" der "Anteil von Frankreich und Italien zu viel" ist, dann liegt es auf der Hand, daß ein Finanz-Laie, wie meine Wenigkeit (der - im Alltag jedenfalls - eine Währung verwenden muß, bei der diese Länder zu den wichtigsten Mitglieder zählen (meines Wissens mit Frankreich an Platz 2 und Italien an Platz 3 gemäß BIP) fragt, ob man sich da Sorgen machen muß ... ?

    Das ist doch eine schlichte Sachgesetzlichkeit ... ?!

    Zumal ausgerechnet sowohl Frankreich als auch Italien - meines Wissens - mit Schuldenständen von 109% und 135% das EU-Maastricht-Kriterium "max. 60% Staatsverschuldung vom BIP" des EU-Vertrages von Maastricht meilenweit sprich um fast das Doppelte (Italien) und mehr als Doppelte (Frankreich) verfehlen ... ?! Gleiches gilt - meines Wissens - für das zweite EU-Maastrichtkriterium "max. 3% jährliches Haushaltsdefizit vom BIP" des EU-Vertrages von Maastricht, da Frankreich im letzten Jahr (2023) ein Defizit von 5,5% und Italien eines von 7,4% auswies und somit auch dieses Vertrags-Kriterium von Frankreich und Italien meilenweit verfehlt wurde, um fast das Doppelte von Frankreich und weit über das Doppelte von Italien ... ?! Eventuell sind die Zahlen auch falsch ?


    Als einfacher aber braver und rechtstreuer Bürger, der sich denknotwendig an geschlossene Verträge hält (Rechtsstaatlichkeit und das Motto "Pacta sunt servanda") drängt sich mir im Währungsbereich und als Finanzlaie zwangsläufig die Frage auf, welche Folgen es hat, wenn die eigenen diesbezüglichen Verträge permanent und massiv gebrochen werden (siehe oben der EU-Vertrag von Maastricht und die Maastricht-Kriterien) ... ?

    Insoweit fand ich als Finanz-Laie die Anmerkungen von Experten wie @John Bogle und von Amnesty zwar interessant aber auch etwas besorgniserregend im Kontext mit "einem Euro aggregate Bond" (und darin "zu viel Frankreich und Italien").

    Eine Antwort auf die einfache Frage in Nr. 625 habe ich nicht gesehen (oder übersehen ?) ... ?


    Ob es nun noch eine Antwort gibt oder auch nicht: Allerseits nichtsdestotrotz weiter ganz viel Glück mit den privaten Finanzen !

  • Damals war es mir zwar auch nicht egal, aber ich habe es mit einer "Augen zu und durch Strategie" überstanden. In den 2-3 Jahren vor und nach Beginn der Entnahmephase kann ich das aber überhaupt nicht gebrauchen. Weder finanziell noch mental. Jedenfalls nicht mit einer Aktienquote von 8x% ;)

    Das stelle ich mir herausfordernd vor. Ein siebenstelliges Depot crasht kurz nach Rentenbeginn um 55% und die Experten sagen das wird nix mehr in den nächsten Jahrzehnten. :|

  • In den 2-3 Jahren vor und nach Beginn der Entnahmephase kann ich das aber überhaupt nicht gebrauchen. Weder finanziell noch mental. Jedenfalls nicht mit einer Aktienquote von 8x% ;)

    Chapeau, dass Du es damals trotzdem durchgehalten hast!

    Wie ist der aktuelle Stand Deiner Überlegungen zur Asset Allocation, wenn es auf den Ruhestand zugeht?

  • Das einfachste ist natürlich du würdest im riskoreich/risikoarm Modell (gibt's da eigentlich eine Abkürzung dafür ??) den risikoarmen Portfolioanteil erhöhen wenn es dir mittlerweile zu mulmig wird. Das wäre einfacher und es lässt sich leichter abschätzen was im Anschluss danach raus kommt. Vorallem bevor man ein Produkt wählt mit dem man nicht ganz firm ist.

    Ja, finde ich auch sehr überzeugend – und in der deutschen Literatur breit empfohlen.


    Es gäbe ja evtl. noch andere Alternativen, bei denen man auch wüsste, was raus kommt.

    Die Zinskurve wird langsam wieder etwas steiler. Denkbar wäre evtl. auch:

    • Safe Asset Floor in GMF/kurzlaufende Bundis
    • Aktienquote (in meinem Fall) bis max. 80%
    • Darüber hinaus z.B. direkter Kauf von Bundesanleihen mit langen Laufzeiten (bis die Zinskurve sich wieder abflacht). Hier gäbe es zumindest ein bisschen mehr Rendite. Das Zinsänderungsrisiko wäre zwar groß, das Geld würde aber nicht benötigt und ich hätte zumindest den psychologisch Vorteil zu wissen, wann ich wieder mit dem Nominalwert rechnen kann (und könnte flexibel auf Fristigkeiten eingehen, falls diese doch irgendwann relevant werden).
    • Alternativ wäre auch eine Beimischung von Gold denkbar, wenn die Aktienquote über 80% geht?
  • Chapeau, dass Du es damals trotzdem durchgehalten hast!

    Wie ist der aktuelle Stand Deiner Überlegungen zur Asset Allocation, wenn es auf den Ruhestand zugeht?

    Naja, klingt vielleicht etwas abstrakt, aber ich denke die Safe Asset Floor Methode einfach etwas weiter und bilde gedankliche Fristigkeiten des Bedarfes in 5 Jahres-Schritten. Und daraus resultiert in allen Lebensphasen automatisch die Asset Allokation. "Vermögenswerte" wie Rentenansprüche oder ein selbstgenutztes Eigenheim fliessen auf diesem Weg automatisch in die Allokation mit ein da sie den Bedarf entweder senken falls vorhanden oder erhöhen falls nicht vorhanden. Alles was ich voraussichtlich auf der ganz kurzen Frist brauche wird sicher und liquide in geldmarktnahen Anlagen vorgehalten. Für den Rest prüfe ich gerade den Fixed Income One. Die mittlere Frist von 5-10 Jahren darf etwas mehr Vola und max. Drawdown vertragen. Da bin ich noch auf der Suche. Evtl. den LS60? Und die lange Frist ab 10 Jahren (oder wenn man auf Nummer sicher geht 15 Jahre) bleibt dauerhaft in Aktien. Daraus resultiert in meinem Fall etwa eine 70/30 Allokation zu Beginn des Ruhestandes.

  • Ja, finde ich auch sehr überzeugend – und in der deutschen Literatur breit empfohlen.


    Es gäbe ja evtl. noch andere Alternativen, bei denen man auch wüsste, was raus kommt.

    Die Zinskurve wird langsam wieder etwas steiler. Denkbar wäre evtl. auch:

    • Safe Asset Floor in GMF/kurzlaufende Bundis
    • Aktienquote (in meinem Fall) bis max. 80%
    • Darüber hinaus z.B. direkter Kauf von Bundesanleihen mit langen Laufzeiten (bis die Zinskurve sich wieder abflacht). Hier gäbe es zumindest ein bisschen mehr Rendite. Das Zinsänderungsrisiko wäre zwar groß, das Geld würde aber nicht benötigt und ich hätte zumindest den psychologisch Vorteil zu wissen, wann ich wieder mit dem Nominalwert rechnen kann (und könnte flexibel auf Fristigkeiten eingehen, falls diese doch irgendwann relevant werden).
    • Alternativ wäre auch eine Beimischung von Gold denkbar, wenn die Aktienquote über 80% geht?

    Grundsätzlich erachte ich Cash, sofern man es nicht tagtäglich benötigt, sondern einfach flexibel und kurzfristig vorhalten möchte GMF in Form von kurzlaufenden Staatsanleihen als sinnvoll. Denn Banken sind nun mal Wirtschaftsunternehmen mit einem (brachenüblich) niedrigen Eigenkapital. Ein Ausfallrisiko ist in dem Sektor einfach höher als bei der BRD mit ihrem AAA Rating. Vorallem auch weil bei Banken die (fragwürdige) Einlagensicherung nur bis 100K greift. Warren Buffetts Berkshire Hathaway hält ihr Cash überwiegend in 1 monatigen US Treasury. Ich selbst halte einen Teil meines Cash, was ich als risikoarmen Portfolioanteil halten möchte, im ishares eb.rexx 0-1 y ETF (kurzlaufende Staatsanleihen von der BRD). Trotzdem ist es ratsam einen Teil auf dem Tagesgeld zu halten.

    Der Vorteil des ETFs ist, dass er in diesem Fall die Duration bei 6 Monaten hält. Kauft man sich beispielsweise eine 5 jährige Bundesanleihen, so habe ich zwar eine 5 jährige Bundesanleihe im Depot, deren Restlaufzeit aber jeden Tag weniger wird. Das ist zwar einleuchtend, bedeutet aber dass diese Anleihe irgendwann auch nur noch wie ein GMF agiert wenn die Restlaufzeit beispielsweise nur noch bei 6 Monaten ist. Wer zum Beispiel die Anleihen gekauft hat weil er einen Hebel haben will wenn die Zinsen sinken sollten (Zinsen runter --> Anleihen hoch) und dadurch einen Kursgewinn bei den Anleihen erzielen will kann unter Umständen dann Pech haben, weil die Restlaufzeit zu gering ist, da sie ja jeden Tag weniger wird.

    Das Problem mit länger laufenden Anleihen ist halt auch: wir wissen nicht was die Zukunft bringt und wie sich die Inflation entwickelt. Bei der angegebenen Nominalrendite der Anleihe muss man noch die Kosten und Steuern dagegen rechnen. Ob man dann überhaupt eine Realrendite erzielt? Vorall wie entwickelt sich die Inflation? Im schlechtesten Fall zieht die Inflation an und die Zinsen steigen. Folglich sinken die Anleihen. Verkaufen würde zu einen realisierten Verlust führen. Warte ich jedoch ab und sitze dies aus bis meine Anleihen ausläuft, so bekomme ich nominal mein Cash wieder aber dieses ist durch die Inflation aber auch weniger wert. Die Zinsfalle hat somit zu geschnappt.

    Da man momentan mit länger laufenden Anleihen nicht wirklich so viel mehr erzielen kann wird zu kurzlaufenden geraten. Gerd Kommer meinte 1 bis maximal 3 Jahre.

    Eine andere Assetklasse kann man natürlich bei mischen. Der Vorteil ist natürlich Diversifikation. Vorallem wenn eine Assetklasse nicht performed so wird dies durch eine andere Assetklasse abgefangen. Denn jede Assetklasse hat seine Zeiten. Zeiten in denen sie liefen und Zeiten in denen es weniger gut um sie bestellt waren. Siehe unseren Thread Aktien und Anleihen.

    Gold kann man natürlich machen wenn man das möchte. Gold hat viele Vorteile aber auch Nachteile. Die Frage ist auch warum ich diese aufnehmen möchte ? Diversifikation? Dann vermutlich eher mittels ETC. Denke ich die Welt steht vor dem Aus ? Dann hätte ich lieber Gold in physischer Form. Lieber das Rettungsboot als den Berechtigungsschein auf das Rettungsboot wie Prof. Walz immer so schön sagt. Er sieht Gold auch als Urgeld was bislang jede Währung überlebt hat. Nachteile: Kosten der Lagerung. Sicherheit der Lagerung falls zu Hause. Gold hat auch keinen intrinsischen Wert. Es ist die Spekulation dass dir in Zukunft jemand einen höheren Preis zahlt als du selbst. Gold kann auch Jahre lang negativ rendieren. Kann aber auch anders. Wir wissen es nicht.

    Bezüglich Höhe: Der eine empfiehlt beispielsweise 10% vom Depot. Ein anderer macht es primitiver: die Wahrscheinlichkeit dass der Euro crashed schätzt er auf beispielsweise 20% ? Dann hält er 20% in Gold. Wie man sich auch entscheidet, ich würde es vernünftig von der Depothöhe und Wohlfühlfaktor abhängig machen, aber mindestens soviel, dass ich es im Depot aber auch spüre denn sonst kann man das Investment auch vermutlich vernachlässigen.

    In meinem Buch von Prof. Ellis und Malkiel wird empfohlen sich auf die folgenden Assetklassen zu beschränken: Aktien, Immobilie, Anleihen und Cash.

  • Naja, klingt vielleicht etwas abstrakt, aber ich denke die Safe Asset Floor Methode einfach etwas weiter und bilde gedankliche Fristigkeiten des Bedarfes in 5 Jahres-Schritten. Und daraus resultiert in allen Lebensphasen automatisch die Asset Allokation. "Vermögenswerte" wie Rentenansprüche oder ein selbstgenutztes Eigenheim fliessen auf diesem Weg automatisch in die Allokation mit ein da sie den Bedarf entweder senken falls vorhanden oder erhöhen falls nicht vorhanden. Alles was ich voraussichtlich auf der ganz kurzen Frist brauche wird sicher und liquide in geldmarktnahen Anlagen vorgehalten. Für den Rest prüfe ich gerade den Fixed Income One. Die mittlere Frist von 5-10 Jahren darf etwas mehr Vola und max. Drawdown vertragen. Da bin ich noch auf der Suche. Evtl. den LS60? Und die lange Frist ab 10 Jahren (oder wenn man auf Nummer sicher geht 15 Jahre) bleibt dauerhaft in Aktien. Daraus resultiert in meinem Fall etwa eine 70/30 Allokation zu Beginn des Ruhestandes.

    Das hört sich nach einer sinnvollen Strategie an. Ich denke das wird bei mir auch so werden.

    Ob man dann 5 Jahre Bedarf im Geldmarkt (Beispiel) und 5-10 Jahre in Anleihen (Beispiel) hält oder die ganzen 10-15 Jahre risikoarm anlegt oder 5/5/5 Jahre mit Geldmarkt/Anleihen/LS60 abbildet, hängt vermutlich von der Präferenz ab.

    Ich denke, dass die meisten finanzaffinen Privatpersonen, die ,,normal" gearbeitet haben und investieren, automatisch mit obiger Strategie eine Aktienquote von über 60% im Alter haben werden.

    Wahrscheinlich wird die Strategie nicht mehr oder weniger Rendite erwirtschaften als ein simples 60/40 Portfolio mit einer fixen Entnahme durch dick und dünn. Und wahrscheinlich wird auch das Risiko aufs Gesamtportfolio bezogen ähnlich sein. Aber: Die Vorstellung eine theoretische Krise von 10-15 Jahre aussitzen zu können, hat schon etwas Beruhigendes

    Für jemanden, der die Grundprinzipien versteht und die Strategie nüchtern durchziehen kann, erscheint mir die Safe Asset Floor Methode eine sehr gute Möglichkeit.

    Für die vielen, vielen anderen (auch aus meinem Bekannten- und Familienkreis), die mit der Materie wenig anfangen können und wollen, kommt mir der LS60 als passable Alternative vor. Wer in den Fonds einen Großteil seines liquiden Vermögens pumpt, zusätzlich z.B. 70-80 Tausend Euro auf dem Tagesgeld lässt und eine Rente bezieht, kann damit schon was anfangen. Egal ob er nur die Ausschüttungen von 2,5 - 3,0 Prozent verkonsumiert oder aus einem Thesaurierer ein paar Mal im Jahr seine Lücke mit Verkäufen entnimmt. Nicht perfekt, aber besser als vieles.