60/40 Portfolio mit mehreren ETFs vs. Vanguard Lifestrategy 60

  • Bei meinen Überlegungen zur Vereinfachung der Portfoliostruktur im Alter habe ich mir die Alternativen LifeStrategy und ARERO näher angesehen.

    Wie sieht denn dein Portfolio heute aus und welchen Anteil hat es an einem Gesamtvermögen inkl. GRV, bAV usw.?

    Wir haben unser Portfolio vor einiger Zeit drastisch vereinfacht. Heute hat es nur 2 Zeilen. Risikoarm+risikobehaftet. Das war (steuerlich) nicht günstig, aber m.E. notwendig.

  • Gibt es einen Grund, warum das Portfolio einfacher werden soll?

    Ich überlege, wie ich meine Portfoliostrategie vereinfachen könnte, für den Fall, dass meine geistigen Fähigkeiten nachlassen oder ich keine Lust mehr habe, mich um meine Finanzen zu kümmern. Falls ich mal vereinfache, ginge das mit dem Verkauf bestehender Anlagen zur Umschichtung in die Zielallokation einher. Weil ich mein Vermögen möglichst komplett verzehren will, macht ein passives Liegenlassen alter Anlagen keinen Sinn.

  • für den Fall, dass meine geistigen Fähigkeiten nachlassen oder ich keine Lust mehr habe

    Auch für diesen Fall bräuchtest Du mit einem einfachen Portfolio jemanden, der Dich bei der Entnahme unterstützt.

    Wenn Du Dein Portfolio mit prozentualer Verteilung postest, könnten wir ein bisschen konkreter sagen, ob ein LS Portfolio + risikoarmer Teil dazu eine gute Alternative wäre.

  • Wenn Du Dein Portfolio mit prozentualer Verteilung postest, könnten wir ein bisschen konkreter sagen, ob ein LS Portfolio + risikoarmer Teil dazu eine gute Alternative wäre.

    Bin 68J und 7J in Ruhestand.

    Habe bereits, passend zu meinen Lebensumständen, meine Banken auf 2 reduziert (fürs Reisen und Robustheit braucht’s mind. 2 Banken).

    pmeinl
    31. August 2025 um 20:41

    Mein Investitionsportfolio ist bereits einfach:

    Vanguard FTSE All-World: 33 %
    Fixed Income One: 44 %
    Arero: 10 %
    Xtrackers II EUR: 13 %

    Es ist mit 56% risikoarmen Anlagen sicherheitsorientiert. Betrachte ich den Barwert meiner Renten hinzu, sogar mit 90% sehr risikoarm.

    Risikobehaftete Anlagen wie Aktien dienen mir rein der Diversifikation, um mein Vermögen abzusichern. Ein Großteil meines Einkommens und Vermögens (Renten, Cash, Bankeinlagen, Immobilie, Geldmarktfonds) steckt in Deutschland/Europa/Euro – ein Klumpenrisiko.
    Höhere Renditen über der Inflationsrate sind für mich zweitrangig, da mein Einkommen lebenslang auskömmlich ist, ohne dass ich besondere Risiken eingehen muss – „Genug ist mir genug“

    Für den Fall, dass meine geistigen Fähigkeiten nachlassen oder ich keine Lust mehr habe, mich um meine Finanzen zu kümmern, denke ich über weitere Vereinfachungen und deren Umsetzung nach.

    • Geldmarkt (6J Verbrauch) + Mischfonds (ARERO?, LifeStrategy?)
    • Alles in Geldmarkt, nur noch 1 (Filial?) Bank
    • Großteil des Kapitals in Sofortrente

    Aktuell überlege ich vom Vanguard FTSE All-Word in den ARERO umzuschichten. Aufgrund der Diskussionen um US- und Big-Tech Lastigkeit. Vielleicht auch mehr, weil mich die zunehmende Entwicklung der USA hin zu einer illiberalen Macht und die Anbiederei der grossen Unternehmen anekeln. Habe schön häufig aus solchen Gefühlen sachlich nachteilige Entscheidungen getroffen - aber ich fühle mich damit besser.

  • Vielen Dank, dass Du Dir die Mühe gemacht hast, Dein Portfolio aufzuschreiben.

    Ein paar Gedanken dazu (picke Dir einfach raus, was hilfreich ist und streiche den Rest):

    • Ich finde Dein Portfolio sieht erst einmal gut aus. Da ist nichts dabei, was man verkaufen müsste (z.B. aufgrund hoher Kosten oder eines unnötigen Risikos). D.h. wenn auch entsprechende Gewinne aufgelaufen sind, spricht einiges dafür, die Positionen nicht nur für eine Umstrukturierung zu verkaufen.
    • Dein aktuelles Portfolio finde ich nicht besonders kompliziert. Ich bin mir nicht sicher, ob 2 statt 4 Zeilen im Depot einen Unterschied machen würden.
      Wenn man sich nicht mehr um sein Depot kümmern kann, braucht man jemanden, der einen bei den Finanzen unterstützt.
      Derjenige muss mit den Grundzügen des Börsenhandels vertraut sein. Auch wenn das keine Raketenwissenschaft ist, finde ich diese Details komplexer als die Frage, welche Position man verkaufen möchte. (also wie funktioniert Handeln an der Börse, Limits, Handelszeiten etc.)
      Etwas erleichtern könnte das ein Auszahlplan, wie ihn bspw. Flatex anbietet. Aber auch bei dieser Lösung braucht es jemanden, der sich ins Depot einloggt und vom Verrechnungskonto auf das Girokonto überweist.
    • Du selbst musst bei einer lebenslangen Rente am wenigsten machen. Die Rendite dürfte allerdings wahrscheinlich auch am geringsten sein. Bei allen anderen Optionen braucht es jemanden, der regelmäßig mindestens vom Verrechnungskonto aufs Girokonto überweist.
    • Der Fixed Income One ist ein aktiver Fonds, der bis zu 49% in Aktien investieren darf. Aktuell hält er u.a. Nachranganleihen, Lange Laufzeiten und Junk Bonds. Das ist kein Anleihenfonds für den risikoarmen Teil des Portfolios. (Das wäre bspw. ein DBX0T8).
    • Der in den Lifestrategy ETFs enthaltene Global Aggregate Bonds ist ebenfalls nicht risikoarm. D.h. Du bräuchtest auch damit noch einen risikoarmen ETF zusätzlich zum Lifestrategy (wenn Du Schwankungen reduzieren möchtest).
    • Die Überlegungen zu den USA helfen nur bedingt weiter. Selbst wenn Du komplett ex USA investiert wärst: Wenn es dort zum Crash kommt, wird es den gesamten Aktienmarkt in die Knie zwingen. Mit dem Lifestrategy wärst Du außerdem mit Anleihen noch stark in den USA investiert.
  • Der in den Lifestrategy ETFs enthaltene Global Aggregate Bonds ist ebenfalls nicht risikoarm. D.h. Du bräuchtest auch damit noch einen risikoarmen ETF zusätzlich zum Lifestrategy (wenn Du Schwankungen reduzieren möchtest).

    Das wäre ein bisschen doppelt gemoppelt. Entweder man nimmt den LS als einzige Position. Oder man kombiniert selbst einen 100% Aktien mit Anleihen/Festgeld/o.ä.

  • Entweder man nimmt den LS als einzige Position. Oder man kombiniert selbst einen 100% Aktien mit Anleihen/Festgeld/o.ä

    Das kann man machen, wenn man der Überzeugung ist, dass man keinen risikoarmen Teil braucht.

    Der Global Aggregate Bond ETF in den Lifestrategy Produkten ist wegen der hohen Duration dem risikoreichen Teil zuzuordnen (max. Drawdown von knapp 20%).

  • Aktuell überlege ich vom Vanguard FTSE All-Word in den ARERO umzuschichten. Aufgrund der Diskussionen um US- und Big-Tech Lastigkeit. Vielleicht auch mehr, weil mich die zunehmende Entwicklung der USA hin zu einer illiberalen Macht und die Anbiederei der grossen Unternehmen anekeln. Habe schön häufig aus solchen Gefühlen sachlich nachteilige Entscheidungen getroffen - aber ich fühle mich damit besser.

    Amnesty hat eigentlich alles richtig zusammengefasst. Eine Ergänzung: Bei dem Punkt oben würde ich mir wirklich überlegen wie sinnvoll das ist. Meiner Erfahrung nach neigt insbesondere der Deutsche zu Moralapostelei und versucht dann durch Einzelaktionen sein Gewissen zu beruhigen, ohne das große Bild zu sehen. Meistens medial angefeuert. Wenn du deinen USA-Anteil senkst, weil du denkst, dass dort antidemokratische Tendenzen zu sehen sind, dürftest du auch nicht in China investieren (einer der größten Posten im ARERO). Was ist mit den anderen Emerging Markets? Viele sind entweder keine lupenreine Demokratien oder machen überwiegend mit solchen Geschäfte. In dem Bereich sind übrigens auch europäische Unternehmen keine Engel.

    Anders ausgedrückt: Wenn du nur dort investieren willst wo es lupenrein zugeht, bleibt nicht viel übrig. Und da haben wir nur das Thema ,,Investieren" beleuchtet. Wenn wir dann noch den Bereich ,,Konsum" mit ins Boot holen, wird aus jedem ESG-ler eigentlich ein Heuchler. Warum? So gut wie alles was du heute nutzt, kommt ganz oder teilweise direkt aus der Hölle (jeder, der schon mal eine chinesische Fabrik von innen gesehen hat, weiß was ich meine).

  • Etwas erleichtern könnte das ein Auszahlplan, wie ihn bspw. Flatex anbietet

    Amnesty Danke für deine Anregungen.

    Zu "Mühe": Ein Grund für mich hier im Forum zu schreiben ist, mir über meine eigenen Entscheidungen und Gedanken klar zu werden.

    Was meinst du mit "Junk Bonds" im FIO?

    Ich habe den FIO, weil ich einen Anleihenfonds mit auch Unternehmensanleihen wollte. Mit grösserer Chance, die Inflation auszugleichen, als mit Staatsanleihen. Er dient mir als Puffer zwischen Investitionstopf und Verbrauchstopf, um Einbrüche im Aktienmarkt für 3J auszusitzen. Laut dem neuen Buch von Bengen (Erfinder der 4% Regel), A Richer Retirement, Fig. 8.8., wären 6J vielleicht besser.
    Vgl:
    Leitfaden zur rationalen Finanzplanung // Dr. Andreas Beck: Geld anlegen und davon leben (2025)
    PDF dazu: Geld anlegen und davon leben
    Macht das mit dem FIO in diesem Kontext Sinn?

    Bei meinen Recherchen zu Entnahmeplänen mit automatischen Auszahlungen fand ich einzig den der Gefa Bank:
    Entnahmepläne mit automatischen Auszahlungen aus Fonds- oder ETF-Depots soll es z.B. ING, bei Flatex, Scalable Capital oder Smartbroker, finvesro, bevestor geben. 2023 ETF-Entnahmeplan: Monatliche Auszahlungen erreichen.
    LIFO-Strategien zur Steueroptimierung lassen sich damit vermutlich schlecht umsetzen. Ohne Zugang den jeweiligen Depots konnte ich zur tatsächlichen Verfügbarkeit von Entnahmeplänen nichts Genaues klären - Entnahmepläne scheint es aber (meist?) nicht mit dem allgemeinen Broker des Anbieters zu geben, sondern nur in deren Vermögensverwaltung – mit entsprechend hohen Kosten..

  • Anders ausgedrückt: Wenn du nur dort investieren willst wo es lupenrein zugeht, bleibt nicht viel übrig. Und da haben wir nur das Thema ,,Investieren" beleuchtet. Wenn wir dann noch den Bereich ,,Konsum" mit ins Boot holen, wird aus jedem ESG-ler eigentlich ein Heuchler. Warum? So gut wie alles was du heute nutzt, kommt ganz oder teilweise direkt aus der Hölle (jeder, der schon mal eine chinesische Fabrik von innen gesehen hat, weiß was ich meine).

    Das ist aber sehr schwarz-weiß gedacht. Wenn alle möglichst verantwortungsbewusst handeln und anlegen würden, wäre schon sehr viel erreicht. Ich erachte es nicht als meine Aufgabe, die Rücksichtslosigkeit anderer auch noch zu kompensieren. Aber das nur am Rande, das ist ja gar nicht das Thema.

  • Eine Ergänzung: Bei dem Punkt oben würde ich mir wirklich überlegen wie sinnvoll das ist. Meiner Erfahrung nach neigt insbesondere der Deutsche zu Moralapostelei und versucht dann durch Einzelaktionen sein Gewissen zu beruhigen, ohne das große Bild zu sehen. Meistens medial angefeuert. Wenn du deinen USA-Anteil senkst, weil du denkst, dass dort antidemokratische Tendenzen zu sehen sind, dürftest du auch nicht in China investieren (einer der größten Posten im ARERO). Was ist mit den anderen Emerging Markets? Viele sind entweder keine lupenreine Demokratien oder machen überwiegend mit solchen Geschäfte. In dem Bereich sind übrigens auch europäische Unternehmen keine Engel.

    Das kann ich teils nachvollziehen. Für mich bedeutete es: Es ist nicht die Aufgabe des Einzelnen, „die Welt zu retten“!

    Es lässt sich darüber streiten, ob eine interessengeleitete oder eine wertegeleitete Außenpolitik besser für uns ist. Beides sagt sich leicht, am Ende wird es ein Mischmasch.

    Meine Sicht auf die USA ist wie folgt:

    Das Anbiedern grosser Tech-Konzerne an rechtspopulistische, postfaktische und religiotische Bewegungen in den USA, getrieben von rechts-libertären Tech-Unternehmern wie Peter Thiel, ekelt und ängstigt mich. Die Präsidentschaft von Trump ist kein Ausrutscher, sondern Ausdruck einer langfristigen Entwicklung der USA hin zu einer illiberalen Macht.

    Unser bisheriges Verhältnis zu den USA ist m.E. unwiederbringlich vorbei. Die vorgenannten politischen Bewegungen dort sind mit europäischen (meinen) Werten nicht vereinbar. Der neue amerikanische Expansionismus und das erpresserische Verhalten (z.B. bei den Zöllen) sind völlig inakzeptabel. Wir sollten uns speziell der antieuropäischen (spalten wollenden) Haltung der USA bewusst sein. Unsere Politiker sollten natürlich weiter „lächeln, während sie Scheiße fressen“, aber nicht mehr hauptsächlich reagieren, sondern konsequent nach unseren (europäischen) Interessen handeln – mit dem festen Wissen: Es ist vorbei. Auch bei uns kann es so weit kommen, dass nur noch unsere Institutionen die Demokratie (für eine gewisse Zeit) aufrechterhalten.

    Unser Verhältnis mit Russland ist auch vorbei. China ist unser systemischer Rivale.

  • Was meinst du mit "Junk Bonds" im FIO?

    Den Anteil der Bonds, die unter Investmentgrade sind. (5,6%. 8,2% sind BBB- oder schlechter).

    Die Töpfe-Strategie nach Beck et al kann man machen. Bei der Variante von Beck muss man sich aber bewusst sein, dass der "Puffer Topf" mit dem FIO nicht risikoarm ist.

    Bei den Entnahmestrategien gibt es sehr viele Varianten. Es gibt das Töpfe-Prinzip. Eine Alternative ist das Risikoreich:Risikoarm Modell, nach dem man die Schwankungsrisiken durch einen risikoarmen Teil dämpft. Um das Rendite-Reihenfolge-Risiko zu mindern, entnimmt man dann maximal einen niedrigen Prozentsatz von zB 3,5%/Jahr (des Anfangswerts + jährl. Inflationsausgleich).
    Eine Abweichung davon wäre, die Portfoliotheorie miteinzubeziehen. Dann würde man im risikoreichen Teil nicht nur Aktien halten, sondern z.B. auch risikoreiche Anleihen (FIO, Global Aggregate Bond / Lifestrategy / ARERO).

    Wenn es einfach sein soll, würde ich mich nicht für ein Töpfe-Prinzip entscheiden. Das ist in der Praxis mit zu vielen Notwendigkeiten für Entscheidungen verbunden.

    Entnahmepläne mit automatischen Auszahlungen aus Fonds- oder ETF-Depots soll es z.B. ING, bei Flatex, Scalable Capital oder Smartbroker, finvesro, bevestor geben. 2023 ETF-Entnahmeplan: Monatliche Auszahlungen erreichen.

    Finanztip empfiehlt von den Brokern mit Entnahmeplänen nur Flatex und S-Broker.

  • Finanztip empfiehlt von den Brokern mit Entnahmeplänen nur Flatex und S-Broker.

    Danke für die Info. Ich kannte nur den Auszahlplan von Gefa. Der bei S-Broker ist mir neu. Auf der Website von Flatex fand ich kein Produkt oder Feature Auszahplan oder Entnahmeplan, aber auf Bildern findet sich Spar-/Entnahmeplan - das Feature existiert dort also.

  • Das kann man machen, wenn man der Überzeugung ist, dass man keinen risikoarmen Teil braucht.

    Der Global Aggregate Bond ETF in den Lifestrategy Produkten ist wegen der hohen Duration dem risikoreichen Teil zuzuordnen (max. Drawdown von knapp 20%).

    Üblicherweise werden Anleihen dem "risikoarmen" Teil zugeordnet und die LS-Serie ist wie viele andere Multi-Asset-Fonds entsprechend ausgelegt. Es ist richtig, dass die höhere Duration und auch Unternehmensanleihen nicht der hier üblichen Definition des risikoarmen Teils im Sinn von europäischen Staatsanleihen mit kurzer Laufzeit entsprechen. Aber wenn man das so sieht, dann ist der LifeStrategy einfach nicht das richtige Produkt für einen. Dann würde ich lieber den Aktienteil in einen 100% Aktien Fonds stecken und selbst mischen. Ein LS40 oder LS60 mit weiteren Sicherheitsbausteinen zu mischen, ist doppelt gemoppelt, erreicht nicht das selbstgesetzte Ziel und geht einfach nur auf die Rendite.


    Noch was zum Thema "Sicherheit". Der größte Feind des Sparers ist die Inflation und Zinsprodukte sind der mittel- bis langfristig am stärksten ausgesetzt. Mit 68 kann man da etwas mehr in Richtung geringerer Schwankungen gehen, aber ich würde es hier auch nicht übertreiben. Ein Mann mit 65 hat laut Sterbetafel noch eine Lebenserwartung von 17,5 Jahren und das bedeutet, die Hälfte wird älter. Auch in dem Alter lohnt es sich noch langfristig zu denken