Riester - wann stilllegen

  • Liebes Forum,

    meine Frau hat einen Riester, abgeschlossen über MLP, lange bevor wir Kinder hatten. Ich habe ihn von einem Honorarberater auf Wechselmöglichkeiten prüfen lassen (vor 10 Jahren), Ergebnis, nachdem die Kosten nach 5 Jahren gering waren, macht ein Wechsel jetzt nicht mehr wirklich Sinn, echtes Verbesserungspotential gibt es nicht, da wir bei einem Wechsel ja auch "irgendwelche" Kosten hätten. Meine Frau arbeitet Teilzeit, inzwischen haben wir 3 Kinder. Aktuell zahlt sie 500 Euro im Jahr und bekommt 1075 Euro Zulagen, soweit so gut.

    Wenn die Kinder die Zulagenberechtigung verlieren (spätestens mit 25 Jahren) und meine Frau gleichzeitig wieder voll arbeitet, wird sich der Riester nicht mehr so rechnen wie aktuell. Außerdem ist er auch nur ein Minibaustein der Altersvorsorge, das Kapital wird wohl nie über 50.000 steigen und damit auch nicht wirklich wichtig für uns werden. Im Moment treibt uns nur die Mitnahme der Zulage dazu, ihn überhaupt noch fortzusetzen. Die Eigenbeitragsrendite ist durch die Zulage durchaus gut.

    Würdet Ihr den Vertrag stilllegen, wenn meine Frau nur noch zwei, eine oder nur noch die eigene Zulage bekommt? Oder wenn sie in Vollzeit wechselt? Wie würdet Ihr da rangehen um zu entscheiden, ob sich die Einzahlung noch lohnt? Mit Vollzeitjob wird meine Frau 80.000 verdienen, dann kriegt sie ohne Kinder noch 175 Euro Zulage bei 1925 Euro Eigenbeitrag. Das erscheint mir (bei einem eigentlich mittelmäßigen Vertrag) nicht so eine gute Quote zu sein.

    Ich bin für jede Überlegung dankbar. <3

  • Moin Waldlaeufer ,

    ohne Zulagen sind die meisten Riesterverträge eher Kaufkraftvernichtungsmaschinen.

    Das wichtigste ist eigentlich das es Rendite in dem Vertrag gibt. Du schreibst nicht was für ein Vertrag das ist und wie hoch eine mögliche Rente ausfallen würde.

    Sollte deine Frau wieder voll arbeiten zeigen sich die Zulagen eigentlich eher in Form von Steuererstattungen. Aber auch hier gilt das ohne Rendite die tollste Steuererstattung nichts bringt.

    Dann ist das Riesterkapital ja auch noch im Gefängnis, da man nicht rankommt.

    Entweder man kündigt und muss die Zulagen zurückzahlen und die Kosten sind sowieso weg oder man bekommt eine Rentenzahlung die durch die Kosten und Besteuerung auch noch mikroskopisch klein ausfällt. Also ist das Geld gefangen.

    Ich halte mein Geld nicht gerne gefangen und finde das solche Produkte eher eine Subventionierung der Versicherungsindustrie sind.

    Für den kleinen Sparer kommt da leider nicht viel bei rum....

  • Meine Frau hat einen Riester, abgeschlossen über MLP, lange bevor wir Kinder hatten. Ich habe ihn von einem Honorarberater auf Wechselmöglichkeiten prüfen lassen (vor 10 Jahren), Ergebnis, nachdem die Kosten nach 5 Jahren gering waren, macht ein Wechsel jetzt nicht mehr wirklich Sinn, echtes Verbesserungspotential gibt es nicht, da wir bei einem Wechsel ja auch "irgendwelche" Kosten hätten.

    Ich habe fast den Eindruck, daß dieser Berater sein Geld nicht wert war.

    Meine Frau arbeitet Teilzeit, inzwischen haben wir 3 Kinder. Aktuell zahlt sie 500 Euro im Jahr und bekommt 1075 Euro Zulagen, soweit so gut.

    Riesterverträge sind praktisch alle schlechte Anlagen. Sie lohnen sich allenfalls über die Zulagen. Wirf einen Riesterrechner an und laß Dir ausrechnen, was sie minimal einzahlen muß, um die volle Zulage zu bekommen. Mehr sollte sie in den Vertrag auch nicht hineinstecken.

    Wenn die Kinder die Zulagenberechtigung verlieren (spätestens mit 25 Jahren) und meine Frau gleichzeitig wieder voll arbeitet, wird sich der Riester nicht mehr so rechnen wie aktuell.

    Würdet Ihr den Vertrag stilllegen, wenn meine Frau nur noch zwei, eine oder nur noch die eigene Zulage bekommt?

    Ja.

    Wie würdet Ihr da rangehen, um zu entscheiden, ob sich die Einzahlung noch lohnt?

    Ich würde mir die Standmitteilungen in Excel einhacken und mir die Rendite ausrechnen. Generell sind Riesterverträge schlechte Anlagen wie die meisten Versicherungsprodukte.

  • Je nach Eurer Steuerklasse kann es zusätzlich zur Zulage auch noch eine spürbare Steuererstattung geben. Das kann man als Faktor noch mitberücksichtigen.

    Trotzdem überlege ich auch, was ich mit meinem Vertrag anfangen soll, dabei sind meine Voraussetzungen deutlich abweichend von Euren (nicht verheiratet, keine Kinder, 175 EUR Zulage bei 1925 EUR Eigenbeitrag)..

    Welchen Weg nutzt denn der Vertrag, um das Geld zu vermehren? Liegt ein fester Zinssatz zugrunde, gibt es einen (garantierten) Rentenfaktor? Oder handelt es sich um einen Fondsriester? Da wäre dann die Frage nach der Fondsperformance die nächste.

    Wenn es nur um Performance/Kosten geht, dürfte am Ende die "günstigste" Lösung eine Kündigung (und dabei vermutlich je früher desto besser) + Anlage in weltweit gestreuten Aktien-ETF sein. Aber damit hadere ich auch selbst... es kommt in dieser Variante zu einigen Abzügen (und mögliche Gewinne werden noch mit dem persönlichen Steuersatz versteuert), der Auszahlbetrag wird entsprechend niedrig sein.

    Wenn man einen Vertrag stilllegt, der von vornherein vielleicht nicht so ein hohes Guthaben ausweist, fressen die laufenden Kosten über die Jahre vermutlich einen großen Teil des Vertragsguthabens auf, so dass diese Lösung in meinen Augen auch nicht optimal ist.

    Ich glaube, mein Rat ist: wenn ihr einigermaßen zufrieden mit dem Gesamtkonstrukt des Vertrags seid, spart ihn weiter bis zur Rente an (über die Höhe könnt ihr natürlich entscheiden, alles über der förderfähigen Grenze ist dann aber sinnlos). Anderenfalls würde ich ihn eher heute als morgen kündigen und das Geld in einen weltweiten Aktien-ETF stecken.

    Oder ihr wartet/hofft noch auf eine Riester-Reform, die gute Produkte hervorbringt. Aber ob (und falls ja, wann) die noch kommt? :huh: :huh: :huh:

  • Wenn man einen Vertrag stilllegt, der von vornherein vielleicht nicht so ein hohes Guthaben ausweist, fressen die laufenden Kosten über die Jahre vermutlich einen großen Teil des Vertragsguthabens auf, so dass diese Lösung in meinen Augen auch nicht optimal ist.

    Bei Riester sind deine Einzahlungen und Zulagen aber garantiert. Die bekommst du also auf jeden Fall.

  • Bei Riester sind deine Einzahlungen und Zulagen aber garantiert. Die bekommst du also auf jeden Fall.

    Tja, was heißt denn "bekommst Du auf jeden Fall"? Klar verbleiben die in der Vertragssumme, aber je nach Gestaltung des Vertrags musst Du ein stattliches Alter erreichen, damit sie mit ausgezahlt werden. Und wenn der Vertrag entsprechend renditeschwach und womöglich kostenintensiv ist, überlagen diese zwei Negativfaktoren (neben dem von Horst Talski genannten Faktor "Inflation") den Positivfaktor "Zulagen" deutlich...

  • Je nach Eurer Steuerklasse kann es zusätzlich zur Zulage auch noch eine spürbare Steuererstattung geben. Das kann man als Faktor noch mitberücksichtigen.

    Das heißt es allgemein, leider stimmt das nicht.

    Man bekommt entweder Zulage oder Steuervorteile, nicht zusätzlich.

    Und Steuervorteile bekommt man streng genommen auch nicht, sondern man kann den (übersichtlichen) Beitrag von der Steuer absetzen, weil man die (übersichtlichen) Rentenzahlungen dann versteuern muß. Man nennt das Verfahren nachgelagerte Besteuerung, es findet bei den ganz normalen Rentenbeiträgen genauso statt.

    Hat je einer davon gehört, daß es für normale Rentenbeiträge Steuervorteile gibt?

    "Hä? Was erzählst Du? Selbstverständlich bekomme ich Zulage und Steuervorteile! Ich sehe das doch in meinen Papieren!"

    Rechne einfach mal nach! Du wirst feststellen, daß Du um genau so viel weniger Steuervorteile bekommst, wie die Zulage ausmacht. Man könnte es also so sagen: Du bekommst einen Teil Deiner Steuervorteile mit dem Etikett Zulage. Bekämest Du überhaupt keine Zulage, wären die Steuervorteile um den gleichen Betrag höher, die Steuervorteile wären gleich hoch wie jetzt die Summe der gekürzten Steuervorteile und der Zulage.

    Also: Wenn sich die Riesterei überhaupt lohnt, dann nur der Zulage wegen. Man sollte im

    Interesse der Rendite so wenig eigenes Geld dazulegen wie irgend möglich. Bei der Frau des TE ist das einigermaßen der Fall: So viel Steuervorteile, daß die Zulage von 1075 € kompensiert wäre, kann sie im deutschen Steuerrecht überhaupt nicht bekommen. Sie hat also - rein von der Einzahlung her - einen gewissen Vorteil. Sie könnte ihn noch verbessern, wenn sie ihre eigene Einzahlung weiter verringerte, weil dann nämlich die Steuervorteile nicht

    so viel von der Zulage wegfräßen. Wer als Gutverdiener nicht mehr Steuervorteile bekommt als die Grundzulage, dem fressen die Steuervorteile die Zulage per saldo nämlich komplett auf.

    Das ist nur ein Nachteil von Riesterverträgen. Der übliche Riestervertrag hat zu Lasten des Sparers noch eine ganze Menge Nachteile mehr.

  • Ja, das stimmt natürlich und ist mir auch bekannt..

    Ich wollte an dieser Stelle nur nicht dermaßen tief in die Feinheiten gehen, weil es mit den Begriffen "Zulage" und "Steuererstattung" in meinen Augen ausreichend verständlich ist...

  • Ja, das stimmt natürlich und ist mir auch bekannt..

    Öhm: Was genau stimmt und was ist Dir auch bekannt?

    Ich wollte an dieser Stelle nur nicht dermaßen tief in die Feinheiten gehen, weil es mit den Begriffen "Zulage" und "Steuererstattung" in meinen Augen ausreichend verständlich ist...

    Definitiv nicht. Das wird regelmäßig falsch dargestellt und steckt auch falsch in den Köpfen der Leute.