Depotübertrag Teilbeträge

  • Hi, ich habe eine Frage zum Teil-Depot-Übertag:


    Angenommen ich möchte von 100.000€ 90.000€ auf ein anders Depot übertragen, ist es dann möglich diesen Betrag anzugeben. Oder kann ich nur Anteile übertragen? Wie würde ich dann dann den Wert von 90.000 Euro ausrechnen?


    Danke

    Fuchs

  • Übertragen werden Wertpapiere, kein Geld. Also musst Du konkret die zu übertragenden Wertpapiere benennen, z.B. xxx Stück der WKN yyyyyy.


    Der Wert der Papiere ändert sich ständig, auch während des Übertrags.

  • Und lässt sich da ein z.B. 90% des Depotwertes übertragen? Der sind ja nicht gleich 90% der Anteile, oder?

    Da müsstest du dich rantasten, wenn du es nicht über die Abrechnungen nachvollziehen kannst. Geht ja auch in zwei Schritten.

    Comdirect-Kunden haben es da einfacher, die können es online ausrechnen.

  • Ich frage wegen einer Entnahme im Rentenalter, bei mit in ca. 16 Jahen.


    Dachte eigentlich, ich schiebe jährlich meinen gewünschten Jahresentnahmetrag zwischen zwei Depots hin und her.


    Aber so einfach scheint das dann doch nicht zu sein.

  • Doch.

    Oder verstehe ich die Frage nicht?

    Jeder Anteil ist gleich viel wert, also sind bei einem Depot mit nur einer WKN xx% der Anteile auch xx% des Kurswertes.

    Ach so, also angenommen mein Depot hat einen Wert von 100.000€ und besteht aus 100.000 Anteilen, übertrage ich einfach 90.000 Anteile.


    Ich dachte, alte Anteile wären z.B. mehr wert als jüngere.

  • Ich dachte, alte Anteile wären z.B. mehr wert als jüngere.

    Ooops, da solltest Du Dich evtl. einmal mit der Frage beschäftigen, was ein börsengehandeltes Wertpapier ist.


    Die Börse interessiert sich null dafür, wie lange Du oder jemand anderes ein Wertpapier besitzt. Es ist genauso viel wert, ob Du es zwei Sekunden hattest oder zwanzig Jahre.


    Eine Aktie bleibt eine Aktie und ein Anteilsschein ein Anteilsschein. Der Börsenkurs schwankt in Echtzeit nach Angebot und Nachfrage.

  • Der Wert eines Anteils ist immer gleich, egal, wann Du es gekauft hast. Was Du eventuell meinst, ist die unterschiedliche Steuerbelastung, bedingt durch die steuerliche FIFO-Methode.


    Beispiel: Heute ist der Wert 1€ je Anteil. Wenn Du 10.000 Stück verkaufst, bekommst Du also 10.000€. Dieser Betrag enthält Gewinne, die zu versteuern sind. Angenommen, Du hast die ersten 10.000 Anteile für 0,40€ je Stück gekauft, dann musst Du 10.000 * 0,60€ = 6.000 € versteuern.


    Wenn Du hingegen erst 90.000 Stück in ein anderes Depot überträgst, dann verkaufst Du die 10.000 Stück, die Du zuletzt gekauft hast. Die hast Du z.B. zu 0,90€ je Stück gekauft. Also brauchst Du dann nur 1.000 € zu versteuern.

  • Eine Aktie bleibt eine Aktie und ein Anteilsschein ein Anteilsschein. Der Börsenkurs schwankt in Echtzeit nach Angebot und Nachfrage.

    Aber das ist doch super, dann lässt sich so ein Deport doch wunderbar später so entsparen. 1x im Jahr kann man da ja die zu verkaufenden Anteile ausrechnen. Das ist dann nicht wild.

  • EIn wenig passt hierzu ein Teil meiner Aussage in einem anderen Chat:


    "Wenn die zu verschenkenden Werte Aktien oder ETFs sind, bei denen die einzelnen Stücke einer Aktie zu unterschiedlichen Zeiten gekauft wurden, sollte man das ‚First in- First out‘ Prinzip beachten, wobei es zweckmäßig sein kann, dass Vater und auch Sohn zwei (kostenlose) Depots bei ihrer Bank haben.

    Schön, wenn die Bank wie z.B. Consors (nicht ganz so preiswert beim Handeln wie Neobroker) eine übersichtliche ‚Historie‘ der Käufe anbietet. Ansonsten oder sowieso sollte man die Käufe selbst gut aufzeichen.

    berghaus 19.01.25

  • Genau, da hatte ich grad überlegt, wie es später möglich ist, per Depotübertrag jährlich einen bestimmten Betrag zu übertragen.

    Wenn alle Anteile gleich wert sind, ist das natürlich einfach.

    Brutto haben alle Anteile den gleichen Wert.

    Netto, also nach Steuern, bekommt man bei alten Anteilen zumeist weniger ´raus, da gerade die alten Anteile sehr viel Gewinn gemacht haben.

    Beim Umstellen von FIFO auf LIFO durch Anteiltransfers muß man schon etwas rechnen und die ehemaligen Anschaffungspreise kennen.

  • Laßt mal Zahlen sprechen!


    Werter Fuchs73, ich habe den Eindruck, daß Dir die Geschichte mit den ETFs noch nicht so ganz klar ist.


    Du kaufst zu bestimmten Zeitpunkten ETF-Anteile, typischerweise ganze. Die stehen dann in Form einer Liste in Deinem Depot. Jeder ETF-Anteil hat (wie jede Aktie) zu jeder Zeit einen Kurs, also einen Preis, der hoffentlich steigt, leider aber auch mal fallen kann. Wenn der Kurs steigt, machst Du Gewinn. Wenn er fällt, machst Du Verlust.


    An sich ist die Handelseinheit ein ganzer Anteil. An der Börse werden stets nur ganze Anteile gehandelt. Infolgedessen kannst Du nicht einen von Dir gewünschten exakten Geldeswert investieren oder erlösen, weil nämlich der Preis des Einzelanteils in den Betrag hineinpassen muß.


    Das kennt jedermann vom täglichen Einkauf: Wenn Du bei Lidl für 2 Euro Joghurt kaufen sollst und ein Becher kostet 59 Cent, dann geht das einfach nicht. Entweder Du kaufst 3 und bezahlst 1,77 € (also etwas weniger als gewünscht) oder Du kaufst 4 und zahlst dann 2,36 € (also etwas mehr als gewünscht). Genau 2 € geht nicht.


    Zur Unterstützung von Sparplänen simulieren verschiedene Banken gebrochene Anteile. Damit kannst Du Dich mit einer Sparrate von 25 €/m an einem ETF beteiligen, von dem 1 Anteil 67 € kostet. Wenn die Bank einen solchen Kauf anbietet, wird sie wohl auch den Verkauf anbieten. Ich lasse das hier aber weg, weil zu kompliziert.


    Ich schreibe hier weiterhin von einer heilen Welt, die wir uns alle wünschen, in der die Kurse nämlich immer nur steigen.


    Schon 11 Jahre hast Du fleißig gespart. Du hast angefangen mit 11.000 € Investition im Jahr, hast Deine Investition aber jedes Jahr erhöht. Du hast in dieser Zeit jedes Jahr mehr verdient, also hast Du auch mehr gespart. Die ETF-Anteile, die Du gekauft hast, sind in dieser Zeit ständig gestiegen. Die ersten Anteile hast Du für 50 € gekauft, aktuell stehen sie auf 110 €.


    Du hast in all den Jahren Dein Geld erstmal angesammelt und nur 1 Mal gekauft. Das war finanztechnisch zwar nicht so toll (es wäre besser gewesen, Du hättest Monat für Monat investiert), für die folgende Tabelle ist das aber praktisch. Denn so haben wir nur 11 Tranchen und nicht 132.


    Übrigens: Es ist ausgesprochen praktisch, wenn man sich seine eigenen Käufe in einer Tabelle erfaßt. Man braucht diese Daten zu dem im folgenden beschriebenen Verfahren. Ich mache das mit meinen Transaktionen von Anfang an. Das ist eine kleine Mühe, wenn man es gleich macht, das ist ein Sauhaufen Arbeit, wenn man die Kaufdaten eines Sparplans über Jahre nacherstellen wollte.


    Kaufkurs Investition Anteile Wert heute Gewinn Steuer Erlös
    50 11000 220 24200 13200 3481,50 20718,50
    55 11990 218 23980 11990 3162,36 20817,64
    60 12960 216 23760 10800 2848,50 20911,50
    65 13975 215 23650 9675 2551,78 21098,22
    70 14980 214 23540 8560 2257,70 21282,30
    75 15975 213 23430 7455 1966,26 21463,74
    80 16960 212 23320 6360 1677,45 21642,55
    85 17935 211 23210 5275 1391,28 21818,72
    90 18990 211 23210 4220 1113,03 22096,97
    95 19950 210 23100 3150 830,81 22269,19
    100 21000 210 23100 2100 553,88 22546,12


    Was bedeuten nun die Spalten? Die erste zeigt Deinen Kaufkurs, die zweite Deine Investition, die dritte die Anzahl der gekauften Anteile. Ich wollte ganzzahlige Anteile haben, deswegen beträgt die Investition keine glatten Tausender.


    Der aktuelle Kurs sei 110 €; die vierte Spalte zeigt den aktuellen Wert der Tranche. Die fünfte zeigt den Unterschied zwischen dem aktuellen Wert und dem Kaufpreis, in unserer Annahme also den Gewinn. Die sechste zeigt die implizite Steuer, die beim Verkauf zu entrichten wäre. Die letzte Spalte zeigt den Verkaufserlös der Tranche, also aktueller Wert der Tranche abzüglich der Steuer.


    Die Tranchen sind ähnlich groß, haben somit aktuell praktisch den gleichen Wert. Denn alle ETF-Anteile, die Du aktuell hältst, haben den gleichen Kurs. Du siehst aber, daß die Tranchen unterschiedlich viel Gewinn enthalten, beim Verkauf somit sehr unterschiedlich viel Steuer anfiele.


    Wenn Du dieses Depot nun entsparen willst, dann würdest Du natürlich gern die letzten Anteile verkaufen, somit vorzugsweise wenig Steuer zahlen wollen. Für die verbleibenden Anteile wirst Du bei einem späteren Verkauf zwar auch mal Steuer zahlen müssen. Es ist aber zu Deinem Vorteil, wenn Du die Steuerzahlung schieben kannst, weil so das Geld, was für die Steuer vorgesehen ist (oben als implizite Steuer bezeichnet) in dieser Aufschubzeit in Deinem Depot Früchte tragen kann.


    Standardmäßig gilt das Prinzip FIFO - first in, first out. Wenn Du von einem Depotposten nur Teile verkaufst, dann sind das immer die ältesten, im obigen Beispiel also die ersten 220 Anteile.


    Du bist natürlich nicht daran gebunden, immer gleich genauso viele Anteile zu verkaufen, wie Du damals gekaufst hast. Du kannst auch nur 100 Anteile verkaufen oder auch 400. Das überschreitet aber halt die Grenze der Tranche und ist dann komplizierter zu rechnen. Wenn Du verstanden hast, wie das geht, ist das aber auch kein Hexenwerk.


    Aber zurück: Du möchtest nicht 3500 € Steuer vom Verkaufserlös abgezogen bekommen, sondern nur 550 €, wenn das denn geht.


    Und das geht. Es ist nicht einmal besonders kompliziert.


    Wenn Du zwei Depots hast, kannst Du einen Teil des Postens zu dem anderen Depot übertragen. Das sind dann - der obigen Regel folgend - auch die ältesten Anteile, die Du am längsten hast. Insgesamt sind das oben 2350 Anteile, 200 davon möchtest Du verkaufen, entsparen. Also überträgst Du 2150 Anteile auf Dein Zweitdepot. 200 Anteile bleiben auf dem Erstdepot liegen, und das sind nun die jüngsten, weil Du die ältesten ja weggebeamt hast.


    Und wenn Du diese verbleibenden Anteile nur verkaufst, zahlst Du deutlich weniger Steuer darauf, weil nämlich der Anteil Gewinn bei diesen zuletzt gekauften Anteilen relativ gering ist.


    Klar: Wenn Du das beim nächsten Mal genauso machst und die dann jüngsten Anteile isolierst, gehst Du natürlich in der obigen Tabelle nach oben. Die Anteile mit dem geringsten Gewinn hast Du das letzte Mal schon verkauft, jetzt kommen also die zweitjüngsten dran mit dem zweitwenigsten Gewinn. Das heißt: Die Steuer wird dann schon mehr.


    Dennoch: Du kannst auf diese relativ einfache Weise das vorgegebene FIFO-Verfahren so umdrehen, daß Du die letzten Anteile zuerst aus Deinem Depot herausholst. Man nennt das allgemein LIFO - last in, first out,


    Der springende Punkt bei dem Verfahren ist der Stundungseffekt. Du sparst keine Steuer, aber Du erzielst einen zusätzlichen Gewinn dadurch, daß das Geld, das irgendwann mal zum Finanzamt geht, noch lange Zeit in Deinem Depot Früchte trägt.


    Eine Depotübetragung ist einfacher für alle Beteiligten, wenn sie innerhalb der gleichen Bank erfolgt. Verschiedene Banken bieten heute schon die Eröffnung mehrerer Depots an. Wer das oben beschriebene Verfahren nutzen will, ggf. auch mehrere Male pro Jahr, tut gut daran, sich eine Depotbank zu suchen, die diese Möglichkeit bietet.


    Zwingend ist das nicht. Das Verfahren funktioniert auch zwischen zwei Banken.


    Depotüberträge innerhalb einer Bank macht den Angestellten wenig Mühe. Vorteil für den Anleger: Das geht schnell. Noch wird die Möglichkeit des Depotübertrags nicht in den Bankschnittstellen angeboten, man kann einen Depotübertrag noch nicht selber machen, sondern kann ihn nur beantragen. Vielleicht kommt das noch?


    Depotüberträge zwischen Banken sind hirnrissig undigitalisiert. Sie erfordern viel Handarbeit (somit Kosten) für die Bank und die Papiere schweben teils wochenlang im Nirvana, so daß der Anleger nicht darauf zugreifen kann. Berechnen dürfen die Banken das aktuell nicht. Was die beteiligten Banken aber dazu sagen würden, wenn ein Kunde alle Vierteljahre einen Depotübertrag beauftragen würde, kann ich nicht einschätzen. Wenn es der Bank zuviel wird, könnte sie durchaus auf den Gedanken kommen, die Geschäftsbeziehung zu beenden. Und das möchte man als Anleger ja eher nicht.

  • Danke für die ausführliche Erklärung. Ja, prinzipiell ist das verstanden.

    Stand jetzt würde ich mein Depot vor Rentenbeginn zu Consors übertragen. Das ist meine Hausbank. Consors bietet die Eröffnung mehrerer Depots an.


    Dann würde ich stand jetzt. jährlich 97% meiner Anteile umschichten, um mir die verbleibenden 3% zu entparen. Und klar ist das monetäre Ergebnis dabei durch den steuerlichen Aspekt immer unterschiedlich.


    Ich speichere aktuell alle Kaufdokumente ab, um den einmaligen Depotübertrag von TradeRepublic zu Consors zu prüfen.

    Ich habe aber auch von von TradeRepublic erfahren, dass die Kaufdaten ohnehin separat gelagert sind. Eben wegen des FiFo-Prinzips.


    Und wer weiß, vielleicht bietet TradeRepublic bis dahin ja auch die Führung mehrerer Depots an wäre natürlich preiswerter. Insbesondere wenn man die jeweils übertragenen 3% nicht einmalig auf das Giro-Konto übertragen möchte.


    Bis dahin ist aber ja noch Zeit.