Riesterbausparvertrag zuteilungsreif, aber kein Wohneigentum in Sicht

  • Hallo zusammen,


    ich bringe leider erst seit einem halben Jahr dank Finanztip meine Finanzen halbwegs in korrekte Bahnen. Dass nicht alle Fehler und Altlasten innerhalb kürzester Zeit korrigiert werden können, ist klar. Dennoch suche ich hier gerne Hilfe, um bei der größten Baustelle nicht „falsch“ weiter zu machen und zwar beim Riesterbausparvertrag, den ich mir in jungen Jahren habe aufschwatzen lassen und bei dem es passenderweise jetzt spannend wird.


    Die Eckdaten:


    Vertragsbeginn: Ende 2009


    Bausparsumme: 79000,00€


    Aktuelles Guthaben: rund 32000,00€


    Guthabenzins: 0,5% p.a.


    Darlehenszins nominal: 2,95%


    Eff. Jahreszins: 3,17%


    Nun ist der Bescheid eingetroffen, dass der BSV zuteilungsreif ist.


    Ich bin mittlerweile nicht sehr motiviert mich groß um Eigentum zu bemühen. Im Großraum Stuttgart würde ich mich finanziell schlicht übernehmen oder müsste zu große Abstriche machen. D.h. Stand jetzt habe ich auch kein Interesse am Darlehen.


    Was mache ich mit dem Guthaben und insbesondere mit den staatlichen Zulagen dieses Riestervertrages, der mir auch jährlich eine Freude bei der Steuererklärung bereitet hat, wenn ich es nicht in eine eigene Immobilie (Kauf / Sanierung) stecke? Ich müsste dann die Zulagen zzgl. Zinsen und vermutlich einiges an Steuererstattungen der letzten Jahre wieder abtreten, oder?


    Da das wahrscheinlich viel zu viel Geld in den Wind schießt, erscheint mir aktuell die beste Lösung, das Guthaben liegen zu lassen zu o.g. Minizins, bis sich in ferner Zukunft eine Möglichkeit ergibt, Wohneigentum zu erben (was sehr wahrscheinlich ist, auch wenn das nicht besprochen ist bisher), wo man den BSV dann z.B. in Sanierung reinstecken könnte.


    Demnach würde ich nun nicht weiter einzahlen und den BSV ganz einfach ruhen lassen. Ihn weiter zu besparen und die Bausparsumme zu erhöhen, halte ich nicht für sinnvoll, lieber würde ich die Sparrate für meinen ETF erhöhen.


    Betrachte ich das so halbwegs realistisch und sinnvoll? Oder gibt es Punkte, die gegen diesen Plan sprechen? Bin für eure Meinungen sehr dankbar.

  • Elena H.

    Hat das Thema freigeschaltet.
  • Moin m.i.c.h.l. solltest du den Bausparvertrag nicht nutzen wollen und auch sonst nicht weiter in Riester machen wollen wirst du früher oder später sowieso eine schädliche Verwendung deines Vertrages haben und musst demnach die Zulagen und Steuervorteile zurückzahlen.

    Jetzt hast du dazu noch völlig Renditelos und der Inflation ausgesetzt dein Geld in dem Vertrag liegen. Das wird nicht besser wenn du es länger darin lässt.


    Lass dir die die Förderung in deinem Riester ausrechnen und dann entscheide wie du weiter vorgehst. Dazu kannst du einfach bei der Zulagenstelle nachfragen.

    Nutzen Sie gern unser Kontaktformular.
    Allgemeine, nicht kontextbezogene Kontaktaufnahme mit einem Ansprechpartner des Auftritts
    riester.deutsche-rentenversicherung.de


    Viel Erfolg bei deinen Finanzentscheidungen.

  • Dennoch suche ich hier gerne Hilfe, um bei der größten Baustelle nicht „falsch“ weiter zu machen und zwar beim Riesterbausparvertrag, den ich mir in jungen Jahren habe aufschwatzen lassen und bei dem es passenderweise jetzt spannend wird.

    Ein Bausparvertrag ist ein Finanzierungsinstrument mit historisch hervorragendem Ruf ("Mein Opa hat schon mit dem Bausparvertrag finanziert!") hochrentabel für den Finanzprodukteverkäufer, daher aggressiv verkauft.


    Er besteht aus zwei Hälften: Eine Sparphase mit einem weit unterdurchschnittlichen Zins (Kunde zahlt drauf, baut quasi ein implizites Zinsguthaben auf). Eine Darlehensphase mit einem garantierten, etwas heruntersubventionierten Zins, mit dem der Kunde im Idealfall sein implizites Zinsguthaben nutzen kann.


    Wenn dieser Ablauf nicht klappt, beispielsweise der Kunde nicht oder zu spät baut, zahlt der Kunde drauf. Das macht dem Finanzprodukteverkäufer aber nichts aus, denn der hat seine Provision ja schon ganz am Anfang eingeschoben.


    In Deinem Fall ist es wohl sinnvoll, das Elend nicht weiter zu besparen. Vermutlich ist es sogar sinnvoll, den Vertrag ganz zu kippen, selbst wenn Du dadurch die tollen Zulagen und Steuervorteile zurückzahlen mußt.


    Es freut mich, daß Dir die Zulagen in der Steuererklärung Freude bereitet haben. Hättest Du scharf nachgerechnet, wäre Dir vermutlich das Lachen im Halse steckengeblieben. Riesterverträge sind mit ganz, ganz wenigen Ausnahmen schlechte Geldanlagen. Und Dein Bausparvertrag gehört sicher nicht zu den Ausnahmen.

  • solltest du den Bausparvertrag nicht nutzen wollen und auch sonst nicht weiter in Riester machen wollen wirst du früher oder später sowieso eine schädliche Verwendung deines Vertrages haben und musst demnach die Zulagen und Steuervorteile zurückzahlen.

    Hallo Horst, das verstehe ich nicht. Sollte ich in ferner Zukunft Wohneigentum besitzen, könnte ich das Guthaben doch zweckmäßig nutzen. und das ginge auch in 20 Jahren noch, oder? Warum wäre das dann eine schädliche Verwendung?

    Die Zulagen belaufen sich auf rund 2600 Euro plus Zinsen. Wieviel Steuerrückerstattung mir das riestern gebracht hat, weiß ich nicht, da muss ich mich mal schlau machen, wie ich das ermittle, aber ich fürchte das ist mehr als die Zulagen.

    In Deinem Fall ist es wohl sinnvoll, das Elend nicht weiter zu besparen. Vermutlich ist es sogar sinnvoll, den Vertrag ganz zu kippen, selbst wenn Du dadurch die tollen Zulagen und Steuervorteile zurückzahlen mußt.


    Es freut mich, daß Dir die Zulagen in der Steuererklärung Freude bereitet haben. Hättest Du scharf nachgerechnet, wäre Dir vermutlich das Lachen im Halse steckengeblieben. Riesterverträge sind mit ganz, ganz wenigen Ausnahmen schlechte Geldanlagen. Und Dein Bausparvertrag gehört sicher nicht zu den Ausnahmen.

    Ja, das ist mir mittlerweile natürlich klar. Ich hadere jetzt aber nur bedingt, weil ich es auch nicht mehr ändern kann. Jetzt ist es mir aber umso wichtiger, die Kuh vom Eis zu bekommen. Wenn ich mir das auszahlen lasse und womöglich 20% zurückzahlen muss, muss ich mir das genau überlegen, da wie gesagt (sehr wahrscheinlich) irgendwann eine Erbschaft kommt, wo ich das zweckmäßig einsetzen könnte.

    Welche Bausparkasse nutzt Du?
    Tarifname?

    LBS, Tarif CLASSIC FN5-R

  • Wenn ich die Steuerbescheide so durchgehe, komme ich auf insgesamt ganz grob 5k Steuererstattung, die dem Riestervertrag zuzuschreiben sind zzgl die Zulagen 2600 plus jeweils Zinsen... da bin ich grob bei 25% meines Darlehenswertes :(

    Ich muss das nochmal alles in Ruhe durchgehen, aber im Moment erscheint es mir am sinnvollsten, das Guthaben liegen zulassen, die weitere Einzahlung zu stoppen und dafür die ETF-Sparrate zu erhöhen und wenn der Tag X gekommen ist, das angesparte Guthaben in eine geerbte Immobilie reinzustecken.

  • Ich hab die Steuerersparnisse jetzt zusammengeschrieben und die Verzugs-Zinsen über die Jahre (6% p.a. bis 2018, 1,8% p.a. seit 2019) dazugerechnet. Wenn das alles wegginge, blieben mir noch 70% meines Guthabens. Wenn ich die 70% jetzt vernünftig anlege und 5 % p.a. Rendite erziele, hätte ich in rund 8 Jahren trotzdem schon mehr Geld, als wenn ich das Guthaben jetzt nicht anrühre.


    Demnach würde ich jetzt doch die Rolle rückwärts machen und den Vertrag ganz auflösen, wie Achim Weiss das schon gesagt hat. Wirklich krass =O

  • Lässt du deinen Riester-Bausparvertrag mit 0,5% Zinsen mit 32000€ liegen hast du nach nach 20 Jahren 35000€ .


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    Kündigst du und bekommst 22000€ ausbezahlt und kannst mit dem freien Kapital 5% Rendite für 20 Jahre erwirtschaften hast du 58000€. Also über 20000€ mehr.....


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    Deine Steuervorteile und Zulagen aus dem Riester helfen dir in dem Renditelosen Bausparer leider überhaupt nicht.

  • Joa, genau zu dieser Erkenntnis bin ich gestern dann auch gekommen. Und dann bin ich noch auf eine 4-Jahres-Regel gestoßen, nach der nur für die letzten 4 Jahre die Steuervorteile zurückzuzahlen sind.


    Und wenn es so ist, dass die Steuerschuld erst 2025 entsteht, wenn ich den Vertrag kündige, habe ich ja auch keine Verzugszinsen, die ich auch noch einkalkuliert habe.


    Also bekomme ich doch deutlich mehr als die 70% raus, die ich pessimistisch kalkuliert habe.


    Es spricht wohl gar nichts mehr dafür, den Vertrag aufrecht zu halten, außer hier kommt noch jemand um die Ecke, dem noch ein Punkt einfällt, den ich übersehe.


    Vielen Dank für eure Meinungen und Bestätigungen meiner 180°-Drehung :) :thumbup:

  • Es spricht wohl gar nichts mehr dafür, den Vertrag aufrecht zu halten, außer hier kommt noch jemand um die Ecke, dem noch ein Punkt einfällt, den ich übersehe.

    Halt Stopp! Nach 25 Jahren Durchriestern soll es doch diese von Hans Eichel , dem seinerzeitigen Bundesfinanzminister ausgelobte Silbemedaille geben, mit dem Konterfei des damals amtierenden Bandeskunzlers! Die willst du doch hoffentlich nicht leichtfertig aufs Spiel setzen? ;)

    "Unhappy Wife - Unhappy Life!" Roger Murgatroyd, 1977

  • Halt Stopp! Nach 25 Jahren Durchriestern soll es doch diese von Hans Eichel , dem seinerzeitigen Bundesfinanzminister ausgelobte Silbemedaille geben, mit dem Konterfei des damals amtierenden Bandeskunzlers! Die willst du doch hoffentlich nicht leichtfertig aufs Spiel setzen? ;)

    Ohje, das war es also, was ich übersehen hatte. ?(

    Ich werde also nochmal in mich gehen. 8o