Rudis Robin Robo-Advisor - was tun ?

  • Ich hab noch ein DB Konto und hab jetzt mal aus Interesse den Anmeldeprozess vom Robin online durchgespielt....kurz: ich find das sehr gut für jemand der sich bisher nicht mit Geldanlage beschäftigt hat. Es wird erklärt was Aktien, Anleihen, Rohstoffe sind, es wird sehr gut die aktuelle persönliche Vermögens- und Einkommenssituation abgefragt, es werden Risiken und Chancen der Geldanlage erklärt, dass es einen längeren Anlagehorizont braucht, wie Robin (grob) funktioniert und nach welchen Kriterien die ETF´s (grob) gekauft werden usw usf...bis man überhaupt abschließen kann hat man einen 15min Crashkurs in Finanzbildung hinter sich....und das in einem Land, wo man ein 1er Abitur machen kann ohne jemals im Schulleben etwas über pers. Finanzen gehört zu haben. (finde ich mit die größte Lücke in unserem Bildungssystem)

    Ich hab mal das höchste Risikoprofil gewählt was dann eben zu ~80/20 führt und dann wird einem eine mittlere erwartete Rendite nach Kosten von 5,5%/a angegeben...passt doch..dass ein 100% Welt ETF langfristig ~7% bringen hat man evtl. auch schon mal gehört in Wirtschaft vor 8...aber 100% Aktien? Da hat Rudi doch auch Respekt davor.


    Ich stell mir gerade einen 50jährigen vor der 200.000€ erbt und nicht weiß was er damit machen soll und bisher mit Geldanlage nix am Hut hatte, weil eh alles "ins Haus" ging das jetzt dann aber abbezahlt ist. Dass das Geld auf dem Girokonto wegen Inflation und Einlagensicherung ein Problem ist hat er eben schon mal in "Wirtschaft vor 8" gehört, ebenso, dass ETF´s grundsätzlich was Gutes sind für die Geldanlage und Altersvorsorge, weiß aber, dass er eigentlich keine Ahnung hat davon. Bevor der sich jetzt bei der Bank irgendwas aufschwatzen lässt mit 5% Ausgabeaufschlag und hohen laufenden Kosten, ist doch so ein ETF Robo perfekt..natürlich kann man das selber günstiger machen, ob es dann am Ende besser wird lassen wir mal dahingestellt. Sieht man doch hier auch, wie ganz viele versuchen hier nach zu würzen, da anders zu gewichten, Dividendeneinzeltitel als Mittel der Wahl loben, Anleihen ETF´s beimischen, aber was ist mit dem Währungsrisiko, den ETF verkaufen den kaufen usw usf (ich nehm mich da nicht aus)...selbst hier sind doch ganz viele weit davon entfernt wirklich stur ein ganz einfaches z.B. 80 (1 All-Welt ETF) / 20 (Tagesgeld, kurze Staatsanleihen) Portfolio durchzuziehen (ja ich weiß John Bogle ,du machst das).....oder wer "traut" sich denn hier, einfach alles in einen LS 80/20 zu stecken obwohl das sehr sicher auf lange Sicht die allermeisten hier im Forum outperformen würde. ....ich denke sogar, dass der Robo auf Dauer keine schlechtere Realrendite nach Kosten erzielt, als der Schnitt der Anleger hier im "Selbermachen und zwar einfach-Forum" erzielt.


    Für mich hat das Ding durchaus eine Berechtigung und schließt die Lücke zwischen "Bankproduktverkäufer" und "100% rationalem und hoch informiertem Selbermacher"...ob man da jetzt 0,5% Rendite/a gegen den perfekten Selbermacher liegen lässt oder nicht, geschenkt.. auch geschenkt, ob der Zauberkasten da jetzt 2,5% irgendeines MSCI World kauft, vermutlich weil der gerade 0,05% TER billiger (geworden) ist oder um noch einen anderen Anlagedienstleister ins Portfolio zu holen...aber kann einem doch völlig egal sein, was da in dem Zauberkasten passiert...in den LS80 schau ich ja auch nicht täglich rein, wie der gerade umgeschichtet hat (wenn es die Daten überhaupt tagesaktuell gibt für den Anleger) oder was jetzt genau in den Anleihen ETFs passiert...

  • bei mir stand übrigens im Tutorial, dass es 0,75% Kosten sind zzgl. üblicher ETF Produktkosten, die mit durchschnittlich 0,15% angegeben werden.

    Damit ist die TER der ETFs gemeint, glaube ich. Die hat man ja immer, auch als Selbermacher. Was Tomarcy meinte war vermutlich, dass für die Robo-bedingten Umschichtungen (Käufe und Verkäufe) nicht nochmal extra Kauf- und Verkaufskosten anfallen.

  • Die Frage die ich mir gestellt habe war immer: Was ist denn die Alternative? Und wenn die Weltwirtschaft wirklich den Bach runter geht dann haben wir andere Probleme. Und wenn ich nachdenke, so fällt mir kein Jahrzehnt ein indem nie irgendwas war. Und wenn der risikoarme Portfolioanteil (safe floor asset) eben groß genug ist um negative Zeiten zu überstehen, dann war für mich die Folge dass der Rest eben in Aktien kommt. Schaue ich mir sämtliche Krisen an, so ist die Weltwirtschaft immer gestärkt daraus hervor gekommen. Und da ich es nicht besser weiß nehme ich bei den Aktien die Durchschnittsmeinung: Marktkapitalisierung und streuen eben über den ganzen Globus. So bin ich zu der Strategie gekommen und kann dies auch konsequent durchziehen. Weil man muss nicht immer ultra clevere Dinge tun und nach der totalen Mehrrendite streben. Es langt auch schon wenn man keine Fehler macht und das für eine sehr lange Zeit.

  • Nachtrag:

    Es ist natürlich auch leichter so durch zuziehen wenn man weiß, dass man einen sicheren Job hat und auch die gesetzliche Rente samt Betriebsrente (Stand heute) langen wird im Alter und alles andere durch das laufende Gehalt gedeckt werden kann.


    Und bezüglich 100% Aktien:

    Ich denke dass das gar nicht möglich ist, denn vermutlich jeder wird ein Girokonto haben oder etwas erspartes, Immobilie oder ein Auto usw. Mir fehlt bei dem 100% Aktien (wie auch sonst zu allgemeinen Finanzfragen) immer die Betrachtung des Gesamtvermögens.

  • Und bezüglich 100% Aktien:

    Ich denke dass das gar nicht möglich ist, denn vermutlich jeder wird ein Girokonto haben oder etwas erspartes, Immobilie oder ein Auto usw. Mir fehlt bei dem 100% Aktien (wie auch sonst zu allgemeinen Finanzfragen) immer die Betrachtung des Gesamtvermögens.

    schon klar.... es geht um das Gefühl der Anlage bzw. des investierten Geldes.

    Wenn der fiktive Erbe von oben 200k€ erbt und nicht weiß was er machen soll, werden viele lieber 100k davon in den Robo mit Risikoprofil 70/30 stecken (das wären für Ihn 70% in Aktien), als nur 50k in einen einzigen Aktien-Welt ETF (das wären 100% des angelegten Geldes in Aktien).

    Die 50k zu 100% in Aktien fühlen sich riskanter an, als 100k mit 70/30....das cash bleibt unbetrachtet, weil das ist ja "nicht investiert"

  • schon klar.... es geht um das Gefühl der Anlage bzw. des investierten Geldes.

    Wenn der fiktive Erbe von oben 200k€ erbt und nicht weiß was er machen soll, werden viele lieber 100k davon in den Robo mit Risikoprofil 70/30 stecken (das wären für Ihn 70% in Aktien), als nur 50k in einen einzigen Aktien-Welt ETF (das wären 100% des angelegten Geldes in Aktien).

    Die 50k zu 100% in Aktien fühlen sich riskanter an, als 100k mit 70/30....das cash bleibt unbetrachtet, weil das ist ja "nicht investiert"

    Wenn man in Prozenten rechnet, ja. Wenn man in realen Werten rechnet, nein. Für mich ergibt sich meine Risikobereitschaft an den realen Zahlen (safe asset floor). Das ist natürlich subjektiv und kann jeder empfinden oder machen, wie es für ihn/sie passt.

  • schon klar.... es geht um das Gefühl der Anlage bzw. des investierten Geldes.

    Wenn der fiktive Erbe von oben 200k€ erbt und nicht weiß was er machen soll, werden viele lieber 100k davon in den Robo mit Risikoprofil 70/30 stecken (das wären für Ihn 70% in Aktien), als nur 50k in einen einzigen Aktien-Welt ETF (das wären 100% des angelegten Geldes in Aktien).

    Die 50k zu 100% in Aktien fühlen sich riskanter an, als 100k mit 70/30....das cash bleibt unbetrachtet, weil das ist ja "nicht investiert"

    Ja für viele wird es sich so anfühlen und es ist auch nicht für jedermann leicht Gefühle/Emotionen von rationalen Handeln an der Börse zu trennen.


    Was mir aber auch oft fehlt ist, dass der Anleger viel zu wenig im Mittelpunkt steht. Aus einem Nebenthread von unserem geschätzten McProfit bezüglich einer Dividendenstrategie für einen Freund von ihm hat es schon teilweise ungesunde Verhältnisse angenommen. Es mag rational wohl so sein, dass eine Dividendenstrategie nicht die beste risikoadjustierte Rendite erzielen wird. Es nützt aber nichts wenn eine thesaurierenden Gesamtmarktstrategie samt diversen Entnahmeplänen nicht das richtige für den Investor ist. Da nützen um die Ohren geworfene Kapitalmarktforschung nix weil das einfach voll an dem Investor und seiner Ausgangslage und Ziel voll dran vorbei geht. Dann hat er lieber weniger Rendite, und weiß was er macht, hat ein besseres Gefühl und kann es auch durchhalten und nachts wenigstens noch schlafen. Und wenn es ein Robo ist, was ihn dass alles nahe bringt, dann ist das eben so. Ein einfacher dezenter Hinweis langt ja, dass eine thesaurierenden Gesamtmarktstrategie die vermeintlich besser Variante im sinne von risk and return ist.


    Deswegen sage ich ja immer: es gibt nicht das perfekte Portfolio sondern nur das fpr den jeweiligen Investor. Und viele Wege fürn nach Rom. Der eine kürzer, der andere länger und der andere steiniger....aber am ende zählt man ist angekommen am Ziel.