Expressanleihe

Liebe Community,
am Dienstag, den 24. Juni 2025, führen wir ein technisches Update durch. Das Forum wird an diesem Tag zeitweise nicht erreichbar sein.
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  • Guten Abend,

    bisher habe ich nur mitgelesen, heute möchte ich euch um eure Meinung fragen.


    Was denkt ihr über expressanleihen?


    Wurde mir von meiner österreichischen Bank „vorgestellt“.


    Zb DE000PC99NW8


    Ist eine Anleihe aber enthält nach meinem Empfinden auch eine Art Wette.


    Neobroker dürften die nicht anbieten (flatex, TR) also mit Gebühren bei Bank verbunden.


    Kenne mich bis dato eher nur mit dem Prinzip von ETF, normalen Anleihen und Einzelaktien aus und wollte mal die Meinung von erfahreneren Menschen hören.

  • Kater.Ka

    Hat das Thema freigeschaltet.
  • Das ist ein Derivat - beworben wird das Ganze mit einem grandiosen Zinssatz von 7% und einer Laufzeit von maximal 4 Jahren. Die Laufzeit und Höhe der Rückzahlung hängen von der Wertentwicklung des Basiswerts (das ist die Aktie von UniCredit) ab. Schuldner ist nicht UniCredit, sondern BNP Paribas.


    Da niemand vorhersagen kann, wie sich der Kurs dieser Aktie entwickeln wird, kann dir auch niemand vorhersagen, wann du dein Geld zurückerhältst und welchen Betrag du am Ende zurückbekommen wirst.


    Es ist eine Wette - das Risiko liegt ausschließlich bei dir.
    Persönlich halte ich von solchen Konstrukten überhaupt nichts. Entweder kaufe ich eine Anleihe mit einem Zins von X% einer Laufzeit von Y Jahren und bekomme jährlich meine Zinsen und am Ende der Laufzeit 100% des Nennwertes zurück oder ich investiere gleich direkt in Aktien, wobei ich wiederum einen "langweiligen" ETF bevorzuge.

  • Das ist ein Derivat - beworben wird das Ganze mit einem grandiosen Zinssatz von 7% und einer Laufzeit von maximal 4 Jahren. Die Laufzeit und Höhe der Rückzahlung hängen von der Wertentwicklung des Basiswerts (das ist die Aktie von UniCredit) ab. Schuldner ist nicht UniCredit, sondern BNP Paribas.


    Da niemand vorhersagen kann, wie sich der Kurs dieser Aktie entwickeln wird, kann dir auch niemand vorhersagen, wann du dein Geld zurückerhältst und welchen Betrag du am Ende zurückbekommen wirst.


    Es ist eine Wette - das Risiko liegt ausschließlich bei dir.
    Persönlich halte ich von solchen Konstrukten überhaupt nichts. Entweder kaufe ich eine Anleihe mit einem Zins von X% einer Laufzeit von Y Jahren und bekomme jährlich meine Zinsen und am Ende der Laufzeit 100% des Nennwertes zurück oder ich investiere gleich direkt in Aktien, wobei ich wiederum einen "langweiligen" ETF bevorzuge.

    Danke für deine Einschätzung.

    Da ich aus Fehlern klüger werden möchte, lasse ich mittlerweile die Finger von Einzelaktien 😉 und finde langweilige ETFs attraktiv.


    Diese Barrieren erschienen mir eine interessante Versicherung gegen allzu große Verluste.


    Aber 3 Profis die anderer Meinung sind, sind ein wertvolles Gegenargument.


    Danke!

  • Ich hätte gedacht, dass die Barriere von 50% eine ganz gute „Versicherung“ gg Verlust ist.

    Und die Bank, die das Ding emittiert dabei grundsätzlich so rechnet, dass sie verliert und du gewinnst? :/

    Ich persönlich würde auch niemals in eine Spielbank gehen und da an irgendetwas teilnehmen wollen, bei dem man systematisch überwiegend verliert! ;)


    Wenn dich Details aus Verbrauchersicht dazu interessieren: Das dickere Buch von Hartmut Walz ist an der Stelle ganz lesenswert. Fazit: Finger weg von Derivaten/Zertifikaten, allein schon weil die Dinger wie im Fall von Lehman einfach komplett wertlos werden können. Da gibts dann nicht wie bei Anleihen noch den größeren Rest vom Tafelsilber ausbezahlt oder irgendeine größere Sicherheit! Allein das wäre für mich ein Grund, da gar nicht erst dran zu denken…

  • Ja, neben dem Emittentenrisiko - du bist der Bank quasi ausgeliefert - liegt das alles überschattende Problem bei diesen strukturierten Zertifikaten eben in ihrer Konstruktion. Die sind so aufgebaut, dass die Bank im Erwartungswert gewinnt. Da gibt’s sicherlich so einige versteckte Stellschrauben, damit es hier nur einen Gewinner gibt. Und das bist nicht du.


    Wenn du näher daran interessiert bist, dann schau dir doch mal an wie echte (amerikanische) Optionen funktionieren. Dabei begegnen dir dann jede Menge Stellschrauben die so eine Bank auch kennt und steuert. Dann beginnt man zu verstehen, wie umfangreich deine Gewinnchancen in so strukturierten Produkten begrenzt und beschnitten werden. Gemeinhin würde man sagen du wirst nach Strich und Faden beschissen.

  • So ganz kann man nicht alle Argumente stehen lassen:

    die Bank, die das Ding emittiert dabei grundsätzlich so rechnet, dass sie verliert und du gewinnst?

    Nein, Du spielst nicht gegen die Bank, die Bank ist kein Zocker. Bei der Emission hedgt die Bank alle Risiken. Dabei rechnet sie sich natürlich eine auskömmliche Marge ein. Aber danach ist es der Bank finanziell egal, ob Du gewinnst oder verlierst. Das hat keinen direkten Einfluss auf den Gewinn der Bank. (Im Gegenteil, sie hofft, dass Du gewinnst, denn dann kaufst Du zukünftig weitere Zertifikate)

    Fazit: Finger weg von Derivaten/Zertifikaten, allein schon weil die Dinger wie im Fall von Lehman einfach komplett wertlos werden können. Da gibts dann nicht wie bei Anleihen noch den größeren Rest vom Tafelsilber ausbezahlt

    Nein, rechtlich ist jedes Zertifikat eine Anleihe! Du hast also alle Rechte eines Anleihegläubigers.

    Bei Lehman ist die Abwicklung übrigens immer noch nicht abgeschlossen. Wer ein Lehmanzertifikat hatte (und nicht verkauft hat), bekommt weiterhin zweimal im Jahr einen kleinen Abschlag ausbezahlt.

    (bei mir haben die Auszahlungen den Kaufpreis längst übertroffen!)

  • Dabei rechnet sie sich natürlich eine auskömmliche Marge ein.

    Das halte ich an der Stelle für den springenden Punkt: Diese Marge ist aus Kundensicht nicht zu deinem Vorteil kalkuliert, sondern eben der risikobereinigte Gewinn der Bank. Und ob die hierbei berücksichtigte Risikoprämie aus Kundensicht wirklich fair ist..? Walz schreibt dazu folgendes:

    Zitat

    "Eindeutig, klar und unter Fachleuten unbestritten ist jedoch das Ergebnis. Nämlich, dass Zertifikate das Bonitätsrisiko nicht oder zumindest nicht annähernd angemessen vergüten."

    (Quelle: https://hartmutwalz.de/anlagez…dinge-die-keiner-braucht/)


    Nein, rechtlich ist jedes Zertifikat eine Anleihe! Du hast also alle Rechte eines Anleihegläubigers.

    Ist das so? Ok, dann bleibt der Vorteil, dass im Insolvenzfall vor den Aktionären neben denjenigen mit Anleihen dieser einen Bank auch diejenigen mit Zertifikaten mit einer ungewissen recovery rate berücksichtigt werden. Noch mehr in die Röhre schaut dann gewissermaßen der Einzelaktionär im Anschluss. Was ich mich an der Stelle immer Frage: Sollte man Industrieunternehmen und Banken hierbei nicht grundsätzlich anders bewerten und von den Banken echt die Finger lassen? Bei Industrieunternehmen besteht das Tafelsilber aus Maschinen, einem Fuhrpark, Patenten, etc., die ein Insolvenzverwalter noch verwerten kann. Aber bei Banken? Individualsoftware, die keiner mehr braucht und Mitarbeiterkompetenz, die längst woanders angeheuert hat? :/ Verstehe bis heute nicht, warum man in Deutschland Banken als sonderlich sichere Vertragspartner wahrnimmt.


    Ein Einzelzertifikat ist vom Einzelausfallrisiko für Endverbraucher ziemlich fatal verglichen mit einem ETF/Fonds, der das Ausfallrisiko auf 1000+ Emittenten streut (egal ob bei Aktien oder Anleihen/Derivaten).


    Auch trotz der bescheuerten Abbildungen finde ich die Argumente pro/contra Zertifikate bei Walz gut zusammengefasst. Neben seinem Buch auch nochmal hier im Blog, dessen Titel ich durchaus (zumindest als Privatanleger) unterschreiben würde: https://hartmutwalz.de/anlagez…dinge-die-keiner-braucht/