Gehaltsumwandlung oder nur ETF-Rentenversicherung (oder beides?)

  • Hallo zusammen,

    ich (27) schau gerade wie ich meine Altersversorge sinnvoll aufstellen bzw. absichern kann. Privat bespare ich schon ETFs, das Geld ist aber tatsächlich eher für mittelfristige Ziele wie ein Haus geplant. Jetzt geht es mir wirklich um was konkretes für das Alter.

    Über meinen Arbeitgeber (Versicherer) habe ich mehrere Optionen und zwei finde ich besonders interessant:

    1. bAV über Entgeltumwandlung

    Hier würde ich die Grenzen für steuer- und sozialabgebenfreie Nutzen, sprich derzeit 322€ aus dem Brutto bzw. 282€ und 40€ vermögenswirksame Leistungen. Darauf würden noch 20% Arbeitgeberzuschuss kommen, also effektiv würde ich ~380€ anlegen bei effektiv ~140€ netto. Klingt ja super, aber Rendite wäre hierbei natürlich geringer als im freien Markt. Ohne in die Glaskugel schauen zu wollen, würde ich sagen Rendite liegt irgendwo zwischen 2,5 und 4%, wenn alles normal läuft. Zusätzlich kommt hier ja hinzu das hier eine volle Besteuerung vorgenommen wird + KV/PV-Beiträge.

    2. ETF-Rentenverischerung

    Ich habe auch die Möglichkeit eine Nettopolice abzuschließen, also keine Abschlusskosten und so gut wie keine Verwaltungskosten, Effektivkostenquote liegt bei 0,45% (Noch zu erwähnen bei der bAV gibt es auch keine Abschlusskosten o.Ä.). Hier investiert man ja aus dem Nettogehalt (zum Beispiel 300€ wenn ich nur das machen würde). Hier ist die Rendite eher so bei 7%, ich würde in gängige ETFS investieren (MSCI World oder S&P 500 + Stoxx Europe + kleiner Teil Emerging Markets). Steuerlich ist das ganze im Alter deutlich günstiger mit dem Halbeinkünfte-Verfahren, also 12,5% auf Erträge. Bei der Rentenversicherung ist die hohe Flexibilität zu erwähnen, man kann kostenfrei ETFs wechseln, rebelancing, Beiträge hoch und runtersetzen oder pausieren.

    Meine Überlegungen: entweder nur die ETF-Rentenversicherung mit zum Beispiel 300€ netto, aufgrund der höheren Renditechance, Flexibilität und Besteuerung im Alter ODER eine Kombination aus Entgeltumwandlung und ETF-Rentenversicherung (150€) sodass ich netto auf das gleiche circa rauskomme.

    Was denkt ihr? Was macht am meisten Sinn?

    Gerne Fragen falls Infos fehlen die nützlich wären :)

  • Ich (27) schau gerade, wie ich meine Altersversorge sinnvoll aufstellen bzw. absichern kann. Privat bespare ich schon ETFs, das Geld ist aber tatsächlich eher für mittelfristige Ziele wie ein Haus geplant. Jetzt geht es mir wirklich um was Konkretes für das Alter.

    Gespartes Vermögen hat kein Etikett.

    1. bAV über Entgeltumwandlung

    Die Abk. bAV bedeutet "betrübliche Altersversorgung". Das ü ist wichtig, deswegen nenne ich es extra nochmal. Im Blog von Hartmut Walz steht, warum Du sinnvollerweise die Finger davon läßt.

    2. ETF-Rentenversicherung

    Ich habe auch die Möglichkeit eine Nettopolice abzuschließen, also keine Abschlusskosten und so gut wie keine Verwaltungskosten

    Ich würde mir die "so gut wie keine" auch noch sparen.

    Steuerlich ist das ganze im Alter deutlich günstiger mit dem Halbeinkünfte-Verfahren, also 12,5% auf Erträge. Bei der Rentenversicherung ist die hohe Flexibilität zu erwähnen, man kann kostenfrei ETFs wechseln, rebalancing, Beiträge hoch und runtersetzen oder pausieren.

    Das mit den 12,5% würde ich mir vor der Unterschrift vom Finanzprodukteverkäufer schriftlich bestätigen lassen. Das wird er nicht tun, weil die Zahl nicht stimmt.

    Ein Finanzprodukteverkäufer verkauft Dir nichts, wenn für ihn nichts übrigbleibt. Warum auch? Du solltest das, was er Dir erzählt, um Dich zum Kauf zu überreden, nicht für bare Münze nehmen.

    Meine Überlegungen: entweder nur die ETF-Rentenversicherung mit zum Beispiel 300€ netto, aufgrund der höheren Renditechance, Flexibilität und Besteuerung im Alter ODER eine Kombination aus Entgeltumwandlung und ETF-Rentenversicherung (150€) sodass ich netto auf das gleiche circa rauskomme.

    Meine Überlegung: Erstmal auf eigene Faust weitersparen wie bisher, parallel Dich so lange schlau lesen, bis Du erkennst, mit welchen Tricks man Dich über den Tisch ziehen will.

  • Die Abk. bAV bedeutet "betrübliche Altersversorgung". Das ü ist wichtig, deswegen nenne ich es extra nochmal. Im Blog von Hartmut Walz steht, warum Du sinnvollerweise die Finger davon läßt.

    generell immer die bAV in jedem Beitrag als schlecht darzustellen finde ich nicht in Ordnung, da es immer auf die Details ankommt. Grundsätzlich ergibt das ganze schon Sinn

  • Generell immer die bAV in jedem Beitrag als schlecht darzustellen finde ich nicht in Ordnung, da es immer auf die Details ankommt.

    Grundsätzlich ergibt das ganze schon Sinn.

    Welchen?

    Eine Standard-bAV (und das sind die meisten, die hier vorgestellt werden, einschließlich derjenigen, die der TE hier vorstellt) ist für den Angestellten nicht sinnvoll.

    Du hast völlig recht: Es kommt da auf die Details an. Die beschreibt Hartmut Walz in seinem Blog ganz ausführlich, also brauchen wir das hier nicht zu wiederholen, sondern verweisen einfach.

    Wenn Du in einer Standard-bAV einen Sinn siehst, könntest Du ja mal ausführen, warum (und für wen).

  • Ohne in die Glaskugel schauen zu wollen, würde ich sagen Rendite liegt irgendwo zwischen 2,5 und 4%, wenn alles normal läuft.

    Du schaust aber gerade in die Glaskugel! :rolleyes:

    Du kennst weder die Rendite der bAV noch die Inflation der Zukunft.

    Ich habe Anfang der 2000'er den Fehler gemacht und eine bAV abgeschlossen. Garantierte Rendite 2,75% p.a. Da muss man doch zuschlagen! :/

    Heute sehe ich, dass von meiner Garantie effektiv 1,6% p.a. übrig geblieben ist. Macht schon Spaß, wenn Du überall hörst das die langfristige Inflationsrate der EZB mit 2% p.a. angesetzt wird.

    Und an mein Geld komme ich leider erst 2037 wieder ran. Also darf ich noch 12 Jahre lang meinem Geld beim Schrumpfen der Kaufkraft zusehen.

    Der Abschluss meiner bAV war mit Abstand die teuerste Unterschrift, die ich in meinem Leben bisher geleistet habe.

    So eine bAV kann sich lohnen, wenn die Förderquote durch den AG stimmt! Meine Partnerin hat eine bAV die zu 100% durch den AG getragen wird. Dann lohnt sich so etwas.

    2. ETF-Rentenverischerung

    Ich habe auch die Möglichkeit eine Nettopolice abzuschließen, also keine Abschlusskosten und so gut wie keine Verwaltungskosten, Effektivkostenquote liegt bei 0,45% (Noch zu erwähnen bei der bAV gibt es auch keine Abschlusskosten o.Ä.). Hier investiert man ja aus dem Nettogehalt (zum Beispiel 300€ wenn ich nur das machen würde). Hier ist die Rendite eher so bei 7%, ich würde in gängige ETFS investieren (MSCI World oder S&P 500 + Stoxx Europe + kleiner Teil Emerging Markets). Steuerlich ist das ganze im Alter deutlich günstiger mit dem Halbeinkünfte-Verfahren, also 12,5% auf Erträge. Bei der Rentenversicherung ist die hohe Flexibilität zu erwähnen, man kann kostenfrei ETFs wechseln, rebelancing, Beiträge hoch und runtersetzen oder pausieren.

    Meine Überlegungen: entweder nur die ETF-Rentenversicherung mit zum Beispiel 300€ netto, aufgrund der höheren Renditechance, Flexibilität und Besteuerung im Alter ODER eine Kombination aus Entgeltumwandlung und ETF-Rentenversicherung (150€) sodass ich netto auf das gleiche circa rauskomme.

    Zu dem Thema der ETF-Nettopolice empfehle ich Dir mal folgendes Youtube-Video:

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    Dabei beachte besonders das Fazit in dem Video! Damit dürfte sich die Idee mit den 150€ im Monat für die ETF-Nettopolice ohnehin erledigt haben.

    Was denkt ihr?

    Ich denke, dass man mit einem ETF Sparplan gut bedient ist. Das Geld in meinem Depot kann ich ausgeben wann und wofür ich es für richtig erachte. Also bei Bedarf verjubeln oder mir davon auch eine monatliche Rente zahlen.

  • Das ich mir die 12,5% schriftlich garantieren lassen soll versteh ich nicht ganz, da das ganze gesetzlich geregelt ist unter den Vorrausetzungen 12 Jahre Laufzeit und möglich ab dem 62. Lebensjahr. Korrigier mich gerne falls ich da falsch liege.

    Den Punkt mit dem Finanzverkäufer der mir irgendwas verkaufen will stimmt prinzipiell wahrscheinlich, aber da ich das über meinen Arbeitgeber mache hat mein Berater nichts davon, es gibt keine Anschlussgebühr und keine Provision, also da gibts kein über den Tisch ziehen ausnahmsweise mal.

    Danke dir für deinen Input!

  • Erstmal vielen Dank für die ausführliche Antwort :)

    Es gibt auch eine arbeitgebergetragene bAV, die fängt ab 3 Jahren Betriebszugehörigkeit an, was bei mir dann nächstes Jahr sein wird.

    Ja ich weiß das mit der Glaskugel, aber wenn man sich die letzten 30 Jahre anschaut und es in ähnlicher Weiße weitergeht kann man ja mit einem MSCI World z.B. gut rechnen und falls es anders kommt und alles schlecht läuft dann bringt es mir privat auch nicht viel.

    Ja bei einem privaten Depot kann man zugreifen wie man will das stimmt, den Rentenvertrag machen eben die steuerliche Vorteile bei Auszahlung dann interessant, aber verstehe absolut was du meinst.

    Video hab ich mir angeschaut und kann schon mal zumindest sagen das mein potentieller Tarif unter den Empfehlungen ist.

  • Video hab ich mir angeschaut und kann schon mal zumindest sagen das mein potentieller Tarif unter den Empfehlungen ist.

    Fein!

    Aber ich meine auch den Teil, dass es sich erst ab 200€/Monat überhaupt anfängt sich zu lohnen. Wegen der 'Option: Ich zahle nur 150€/Monat' . :/

    Ja ich weiß das mit der Glaskugel, ...

    Die Glaskugel bezog sich auf die bAV-Geschichte. Zumeist bieten solche bAV eine eher schlechte Rendite bei recht hohen Kosten. Wenn dann noch die Inflation sauber auch über die Rentenbezugszeit eingerechnet wird ist es oft ein Nullsummenspiel.

    Es gibt auch eine arbeitgebergetragene bAV, die fängt ab 3 Jahren Betriebszugehörigkeit an, was bei mir dann nächstes Jahr sein wird.

    Dann würde ich doch einfach noch mal ein Jahr warten.

    Ja bei einem privaten Depot kann man zugreifen wie man will das stimmt, den Rentenvertrag machen eben die steuerliche Vorteile bei Auszahlung dann interessant, aber verstehe absolut was du meinst.

    Die steuerlichen Vorteile sind weit weniger groß als man denkt. Du kannst z.B. bei der ETF-Nettopolice keinen Sparerfreibetrag nutzen. Ich würde daher zunächst mal zusehen, dass ich mit meinem privaten Vermögen meinen jährlichen Sparerfreibetrag ausnutze, bevor ich überhaupt an so eine ETF-Nettopolice denke. :/

  • Das ich mir die 12,5% schriftlich garantieren lassen soll versteh ich nicht ganz, da das ganze gesetzlich geregelt ist unter den Vorrausetzungen 12 Jahre Laufzeit und möglich ab dem 62. Lebensjahr. Korrigier mich gerne falls ich da falsch liege.

    Hallo,

    soweit mir bekannt, ist das Halbeinkünfteverfahren nur bei privaten Rentenversicherungen und bei Einmalauszahlung möglich.

    Dabei wird die Hälfte des aufgelaufenen Gewinns mit Deinem persönlichen Steuersatz versteuert.

    Dies müsste man dann mit einer Versteuerung mit Kapitalertragssteuer vergleichen. Die Annahme 12,5% ist jedenfalls in dieser Pauschalität nicht korrekt.

    Bei der Wahl als Rente gibt es dieses Verfahren dann aber nicht. Da muss dann nach Ertragssteueranteil versteuert werden.

    Viele Grüße

  • Dass ich mir die 12,5% schriftlich garantieren lassen soll versteh ich nicht ganz.

    Die Zahl stimmt halt nicht, das ist der Grund.

    Unter bestimmten Umständen versteuert man eine Einmalzahlung einer Rentenversicherung mit der Hälfte des persönlichen Steuersatzes (oder die Hälfte der Auszahlung mit dem vollen Steuersatz).

    Du aber nennst 12,5%, was die Hälfte des Steuersatzes ist, mit dem man gewöhnlich Kapitalerträge versteuert.

    Wenn Du mit 65 plötzlich einen Batzen Geld zusätzlich zu Deinem üblichen Einkommen versteuerst, dürftest Du diesen Batzen Geld mit 42% versteuern. Die Hälfte davon wären 21%, nicht 12,5%.

    Den Punkt mit dem Finanzverkäufer, der mir irgendwas verkaufen will, stimmt prinzipiell wahrscheinlich, aber da ich das über meinen Arbeitgeber mache, hat mein Berater nichts davon, es gibt keine Anschlussgebühr und keine Provision, also da gibts kein Über-den-Tisch-Ziehen ausnahmsweise mal.

    Oder Du merkst es nicht, wie man Dich über den Tisch zieht. Das wäre auch eine Möglichkeit.

    :)

  • Was genau spricht dagegen mit ETFs fürs Alter vor zu sorgen - so wie es der allgemeine Finanztip-Ratschlag ist?

  • Was genau spricht dagegen mit ETFs fürs Alter vor zu sorgen - so wie es der allgemeine Finanztip-Ratschlag ist?

    Der Steuervorteil!

    Du hast doch gelesen, dass man ETF-Nettopolicen lt. der Annahme von LukasD0503 nur mit 12,5% versteuern muss. Und klar, bei der Rechnung gewinnt die ETF-Nettolpolice. ;)

    Wenn man aber mit realistischen Zahlen rechnet, liegen die günstigsten ETF-Nettopolicen etwa gleichauf mit einem ETF-Sparplan.

    Natürlich weiß niemand wie sich die Besteuerung von Kapitalerträgen in den nächsten 30 Jahren entwickelt.

    LukasD0503

    Schau Dir mal das folgende Video an. Hier werden ETF-Sparplan und ETF-Nettopolice ganz nüchtern analysiert:

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    BTW: Man kann ja auch Beides machen. Also ETF-Sparplan und ETF-Nettopolice. So eine ETF-Nettopolice kann bei geschickter Planung und entsprechender Risikoaffinität durchaus einige Vorteile bieten. So könnte man z.B. in der Nettopolice durch die ETF-Auswahl ganz bewusst ein höheres Risiko eingehen (und eine höhere Rendite anstreben). Und dann z.B. nach 30 Jahren Ansparzeit einige Jahre vor dem geplanten Ruhestand das Risiko herunterfahren und steuerfrei in risikoärmere ETF umschichten. So etwas muss man aber dann entsprechend planen. So gilt es z.B. vorab zu prüfen, welche ETF in der Nettopolice genau bespart werden können. Nutzt ja nix, wenn z.B. der gewünschte NASDAQ-100-ETF nicht dabei ist.

  • Passend hierzu:

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    www.wiwo.de


    Mir fällt gerade auf, dass der Threadstarter Lukas bei einem Versicherungsunternehmen arbeitet.

    Muss er da nicht quasi mitmachen?

    Dann kann er ja im Familien- und Freundeskreis schön zufrieden berichten…