30, Wohnung abbezahlt, 150k Erbschaft: Depotaufbau mit hoher Sparrate – Wie am besten?

  • Hallo liebe Finanz-Community,

    ich hoffe, ihr könnt mir mit eurer Erfahrung und eurem Wissen weiterhelfen. Ich stehe an einem Punkt, an dem ich meine Finanzen aktiv in die Hand nehmen möchte und dafür einen guten Plan brauche.

    Zu meiner Situation:

    • Alter: 30 Jahre
    • Wohnort: Stuttgart
    • Familie: Keine Kinder
    • Nettoeinkommen: 3.000 € monatlich
    • Immobilienbesitz: Abbezahlte Wohnung (Baujahr 2015) in der Region Stuttgart im Wert von ca. 450.000 €. Diese ist seit Juni diesen Jahres lastenfrei.
    • Mieteinnahmen: 1.300 € netto pro Monat (nach Abzug von Instandhaltung und Verwaltung). Nach Steuern bleiben davon ca. 1.000 €.
    • Gesamt verfügbares Netto: Rund 4.000 € (3.000 € Gehalt + 1.000 € Mieteinnahmen nach Steuern).
    • Ausgaben: Ca. 2.500 € pro Monat für Lebenshaltung.
    • Ersparnisse: Aktuell 10.000 € auf dem Tagesgeldkonto. Ansonsten noch eine BAV die ich aufgrund schlechter Konditionen gekündigt habe (aktueller Wert rund 12k). Keinerlei weitere Produkte wie Rentenversicherungen, Bausparverträge, etc.
    • Zusätzliche Schenkung: In Kürze erwarte ich eine weitere Schenkung in Höhe von 150.000 €. Danach sind keine weiteren größeren Schenkungen/Erbschaften zu erwarten.
    • Langfristige Pläne: Familiengründung und Kauf eines Eigenheims (aus Lifestyle-Gründen) sind in den nächsten 5-10 Jahren denkbar. Hierfür würde ich dann ggf. meine aktuelle Wohnung verkaufen und das Geld als Eigenkapital nutzen (und den Rest finanzieren).
    • Aktuelle Sparrate: Ich möchte monatlich 1.500 € in ein Depot einzahlen.

    Ich habe mich in letzter Zeit intensiv mit dem Thema ETFs beschäftigt, viele Artikel gelesen und auch Videos (u.a. von Saidi) geschaut. Dennoch bin ich teilweise unsicher, ob der Aufbau eines ETF-Portfolios wirklich so "einfach" ist, wie es oft dargestellt wird.

    Nun zu meinen konkreten Fragen an euch:

    1. Anlage der 150.000 € Schenkung: Würdet ihr die 150.000 € ebenfalls zu 100% in einen ETF investieren? Oder würdet ihr einen Teil davon auf dem Tagesgeld belassen bzw. anderweitig sichern?
    2. Hohe Sparrate und Allokation: Ist es sinnvoll, meine gesamte monatliche Sparrate von 1.500 € ausschließlich in ETFs zu stecken? Oder wäre eine Aufteilung in z.B. 80% Aktien-ETF und 20% Tagesgeld/Geldmarkt-ETF ratsamer, um eine gewisse Liquidität und Sicherheit zu gewährleisten?
    3. ETF-Auswahl und Depotgröße: Ich tendiere aktuell zum FTSE All-World ETF, da dieser sehr breit gestreut ist und ich mich möglichst wenig mit meinem Depot beschäftigen möchte. Wenn ich mit 150.000 € starte und monatlich 1.500 € spare, wird das Depot über die Jahre schnell eine beträchtliche Summe erreichen. Ist es bei dieser Depotgröße immer noch sinnvoll, nur einen einzigen ETF zu halten? Oder sollte man eher mehrere ETFs kombinieren, um ein "eigenes" Weltportfolio aufzubauen (z.B. durch eine andere Aufteilung)?
    4. USA-Anteil im World/All-World: Man liest ja gerade überall, dass in den "Welt-ETFs" der Anteil der USA sehr hoch ist was inzwischen als großes Risiko gesehen wird. Sollte man das bei der Depotaufstellung beachten und gegebenenfalls weitere ETFs beimischen, um das Depot anders zu gewichten und den USA-Anteil zu reduzieren, oder ist das bei einem Buy-and-Hold-Ansatz zu vernachlässigen?

    Vielen Dank schon einmal im Voraus für eure wertvollen Einschätzungen und Ratschläge! Ich freue mich auf eine spannende Diskussion.

    Viele Grüße aus Stuttgart

  • Dieses Rumgemache mit Immobilien in Stuttgart passt ja prima zu allen Vorurteilen.

    Das

    Du bist 30 …gibt es da Menschen, die dafür in Frage kommen?

    Was meinst du mit den Vorurteilen? :)

    Ja, ich lebe gemeinsam mit meiner Partnerin. Es ist aber nicht sicher, dass wir z.B. ein Eigenheim erwerben möchten, aber auch nicht ausgeschlossen.

  • Danke, mit dem Beitrag kann man mal was anfangen:)

    Ich nehme an Du wohnst selbst zur Miete (Teil der Lebenshaltungskosten) oder mietfrei.

    1. ob 150k sofort ins Depot oder nicht, hängt von deiner Konstitution ab, auch negative Börsenkurse auszuhalten

    2. da Du aber nur 10K im Tagesgeld hast, würde ich hier erstmal den Notgroschen erhöhen (auf so 20K - 25K). Ein Depot mit 80 % ETF und 20 % Geldmarkt-ETF klingt vernünftig, auch hinsichtlich des potenziellen Immobilienkaufs/Familiengründung in der Zukunft. Bei deinem Alter dürften es auch gut und gerne Richtung 100 % ETF sein.

    3. FTSE All-World ETF ist solide und mit Sicherheit keine falsche Wahl. Du könntest auch über den MSCI ACWI IMI nachdenken.

    4. hoher US-Anteil ist für viele kein Problem, da die USA auch der größte tatsächliche Brocken in der Weltwirtschaft ist. Aber das kann sich natürlich auch mal ändern (Japan war mal im MSCI World der größte Brocken, gar nicht soooo lange her). Wir wissen aber alle nicht was die Zukunft bringt und ewig ist der orange Mann auch nicht da. Meine Meinung, bei uy-and-Hold-Ansatz vernachlässigbar. Du könntest höchstens ein Core-Satelite-Portfolio schaffen und noch mit einem MSCI Europe und MSCI ER versuchen den US Anteil auf Niveau zu bringen mit dem Du gut schlafen kannst.

    Aus meiner Sicht kann ich Dich zu deiner finanziellen Situation nur beglückwünschen und mit deinem Plan wird deine finanzielle Situation vermutlich nur noch besser.:thumbup:

  • Was meinst du mit den Vorurteilen? :)

    Ich meinte, dass Schwaben immer nur mit Immobilien rummachen.

    Dieses Vorurteil wird auch im im Forum manchmal gepflegt.

    Wobei das dann eher Leute sind, die von der Sache keine Ahnung haben. Schwaben gibt’s in Stuttgart eh bald keine mehr.


    Bei einer kompletten Neuinvestition bitte erst die Rücklagen auffüllen.

    Es kann sein, dass du erst mit Mitte 40 beim risikobehafteten Teil mit den Aktien-ETF wieder ins Plus kommst.

    Schau dir mal Video und Textbeitrag an.
    Auf die „Grüne Wiese“ würde ich nicht nur einen ETF stellen.

    Als 1-ETF - Lösung gibt es den Kommer-ETF, der bei den Gebühren aber bei 0,5 % liegt.

    Klumpt nicht: MSCI World ex USA - Prof. Dr. Hartmut Walz
    Der MSCI World-Index ist kein echter Welt-Index. Es besteht ein Klumpenrisiko. Das können Sie vermeiden mit Fonds auf den MSCI World ex USA.
    hartmutwalz.de
  • Danke für deine Antwort. Ja genau, wir wohnen zur Miete und die Kosten dafür sind bereits in den Lebenshaltungskosten inkludiert.

    Zu 3.: Also auch bei perspektivisch sehr hohem Depotwert über die Jahre wäre es nicht ungewöhnlich, lediglich einen einzigen ETF zu haben?

    Zu 4.: Danke, das bestätigt meine Gedanken bzw. mein Vorhaben. Der ETF passt sich ja dann ohnehin automatisch an, falls die USA abstürzen würde, auch wenn man natürlich dann auch erstmal den ganzen Absturz mitnehmen würde, den man ggf. bei einem individuell zusammengestellten Portfolio nicht so stark hätte. Dafür wäre man aber ggf. auch nicht ganz so schnell beim nächsten potenziellen Aufsteiger-Land dabei.

  • Zu den Rücklagen: Ich erhöhe die Rücklagen noch etwas mehr auf 20-30k. Danke für den Tipp. 10k ist vermutlich wirklich etwas zu wenig, falls doch mal etwas sein sollte.

    Danke für den Link zum Blog von Hartmut Walz. Das würde das Depot dann doch etwas komplizierter machen. Wobei ich mich frage, ob es einfach reicht die USA etwas weniger zu gewichten, z.B. durch Zunahme eines ETF auf den Euro Stoxx oder MSCI World ex USA. Oder ob ich dann gleich ein ganzes Weltportfolio nach BIP bauen soll.

    Wirklich wohl fühle ich mich damit aber nicht, da ich es gerne möglichst einfach haben möchte und es ja auch nicht gesagt ist, dass ein Portfolio nach BIP sinnvoller ist. Damit hätte man ja am Beispiel USA die letzten Jahre eine Menge Geld liegen lassen.

  • Eigentlich müsstest Du jetzt erstmal das mit der selbstgenutzten Immobilie klären. Willst Du das (wahrscheinlich), ist es nicht ratsam das Geld in Aktien zu investieren. Die könnten genau dann wem Du sie als Eigenkapital gebrauchen kannst plötzlich auch weniger Wert sein. Mindestens 10, besser 15 Jahre sollten sie eingeplant liegen können.

    Die vorhandene Immobilie dafür verkaufen ginge auch. Aber die könnte auch (zum Zeitpunkt des Verkaufs) plötzlich weniger Wert sein als gedacht. (So ging es 2023/24 vielen Eigentümern). Außerdem ist das Kapital da sehr unbeweglich. Welcher Verkäufer wartet gerne darauf, dass Du Deine Bude verkauft hast?


    Das wären meine Gedanken dazu.

  • chrisj

    Bin nur Finanz-Laie, wenn auch ein an solchen Themen Interessierter mit zudem ein bißchen eigenen Erfahrungen (bis seit über 50 Jahren mit Investments aktiv dabei).


    Zu meiner Situation:

    Klingt doch im Ganzen nicht schlecht - jedenfalls für Dein (aus meiner Sicht fast jugendliches) Alter.


    Rücklage wäre mir aber deutlich zu niedrig. Da bist Du aber schon auf dem richtigen Weg:

    Zu den Rücklagen: Ich erhöhe die Rücklagen noch etwas mehr auf 20-30k. Danke für den Tipp. 10k ist vermutlich wirklich etwas zu wenig, falls doch mal etwas sein sollte.

    In so einer Konstellation benötigt man die übliche "Rücklage für Notfälle" (adäquate Höhe kannst Du nur selbst einschätzen und definieren) und auch eine "Rücklage für die Immobilie" (abhängig von dem Objekt, Baujahr, Zustand, Größe der Wohnung, schon vorhandene Instandhaltungsrücklage der Eigentümer-Gemeinschaft usw.).

    In dem Kontext

    Dieses Rumgemache mit Immobilien in Stuttgart passt ja prima zu allen Vorurteilen.

    Laß Dich nicht verunsichern oder kirre machen.

    Das ist hier in Sachen (aktiver) Direktanlage weder ein Immobilien- noch ein Aktienforum - sondern ganz überwiegend ein (passives) ETF-Forum ...

    Es ist aber nicht sicher, dass wir z.B. ein Eigenheim erwerben möchten, aber auch nicht ausgeschlossen.

    Das ist immer eine etwas "unglückliche" Situation in Sachen Aufstellung bzw. Gewichtung der Asset-Allocation, da der Anlagehorizont für Aktien (ETFs) eigentlich (deutlich) zu knapp bemessen ist. Aus meiner Sicht sollte man bei Aktien einen Anlagehorizont von 15 Jahren + mitbringen. Einerseits.

    Andererseits klingt das zudem ziemlich unsicher bis sehr vage

    in den nächsten 5-10 Jahren denkbar

    und zudem könnte man die vermietete Wohnung immer noch in irgendeiner Forum in die Finanzierung einbringen oder dafür verkaufen. Scheitern dürfte das Projekt "Eigenheim" daher auch nicht bei einem Börsencrash zur Unzeit.

    Eine ganz andere Frage wäre, ob man sich mit dem Einkommen (zwar solide) das Projekt Eigenheim in Stuttgart und/oder Umgebung "antun" sollte (aber vermutlich nicht ganz billig). Eventuell ist auch Deine/Eure Familienplanung noch nicht abgeschlossen (ggf. bei Kind(ern) höhere Ausgaben bei ggf. gleichzeitig geringeren Einnahmen ...).

    Auf jeden Fall sollte bei Realisierung des Projekts Eigenheim dieses als "integraler Baustein" einer schlüssigen finanziellen Gesamtstrategie (inkl. Altersvorsorge) verstanden werden.

    Für meinen Teil bin ich ein großer Fan der Diversifikation (ohne eine Silbe über Deinen Plan in Sachen Altersvorsorge zu wissen). Mir würde daher eine ausgewogene Mischung aus Wohneigentum einerseits und freiem Vermögen in ETFs andererseits eher zusagen als ein kostspieliges Eigenheim (plus Kredit), in dem (zunächst) fast alle Mittel gebunden sind.

    Wenn Dir/Euch das mit dem Eigenheim aber wirklich wichtig ist (Lifestyle), dann würde ich das dennoch versuchen zu realisieren.

    Ansonsten: Bei dem eher überschaubaren Betrag dürfte ein Aktien-Welt ETF reichen. Über das Thema USA würde ich mir - ganz persönlich - da eher keine Gedanken machen. Ansonsten bleibt - bei möglichem Projekt Eigenheim in der Zukunft - nur die Standard-Variante sich von Aktien fernzuhalten und die Mittel eben risikoarm aber auch relativ renditeschwach vorzuhalten.

    Last but not least: Vermutlich würde ich - wäre ich in Deiner Situation - mir eine Art zeitlichen Korridor setzten, innerhalb dessen die Frage Eigenheim Ja oder Nein zu klären ist. Grund: Habe hier vor Ort (ebenfalls ein Ballungsraum mit mehreren Großstädten) genug Fälle gesehen, wo dann 5, 10 oder noch mehr Jahre nach dem Eigenheim geschaut wurde und Mittel risikoarm und renditeschwach dafür "vorgehalten" wurden - aber das passende Haus nicht gefunden wurde (oder die Ansprüche zu hoch waren). Am Ende hatten die Protagonisten weder das Haus noch ihre freien Mittel renditeträchtig angelegt. Und die Haus- und Mietpreise waren in der Zwischenzeit auch noch davon gelaufen ...


    Gute Gedanken und ebensolche Finanz- und Lebensentscheidungen wünsche ich !

  • Eigentlich müsstest Du jetzt erstmal das mit der selbstgenutzten Immobilie klären. Willst Du das (wahrscheinlich), ist es nicht ratsam das Geld in Aktien zu investieren. Die könnten genau dann wem Du sie als Eigenkapital gebrauchen kannst plötzlich auch weniger Wert sein. Mindestens 10, besser 15 Jahre sollten sie eingeplant liegen können.

    Die vorhandene Immobilie dafür verkaufen ginge auch. Aber die könnte auch (zum Zeitpunkt des Verkaufs) plötzlich weniger Wert sein als gedacht. (So ging es 2023/24 vielen Eigentümern). Außerdem ist das Kapital da sehr unbeweglich. Welcher Verkäufer wartet gerne darauf, dass Du Deine Bude verkauft hast?


    Das wären meine Gedanken dazu.

    Das stimmt, wobei man mit meiner Wohnung schon einen großen Teil der Immobilie bezahlen könnte. Und falls die Preise gerade schlecht sind, wäre es auch okay. Dann wäre schließlich die neue Immobilie auch günstig, da ich die Wohnung in der Region habe, wo ich mir auch ein Haus vorstellen könnte.

    Dennoch sollte ich ggf. noch einen gewissen Betrag für das Haus zurücklegen. Aber gänzlich auf die Anlage mit ETFs zu verzichten wäre auch nicht ideal, da es nicht sicher ist, ob es am Ende überhaupt ein Immobilie zum kaufen wird. Die Preise in der Region Stuttgart sind schon sehr teuer und wir sind immer wieder am abwägen ob wir uns das wirklich leisten wollen oder nicht.

  • Danke für deinen guten Input. Altersvorsorge gibt es ansonsten -bis auf die gesetzliche natürlich- keine. Auch dafür soll das Depot zukünftig herhalten. Mit der geplanten Sparrate von 1.500 mtl. und der einmaligen Einzahlung in Höhe von 150.000 sollte ein guter Vermögensaufbau möglich sein, so dass das Depot für Altersvorsorge, ggf. frühzeitiger Renteneintritt, etc. herhalten kann.

  • und wir sind immer wieder am abwägen ob wir uns das wirklich leisten wollen oder nicht.

    Mal ganz doof gefragt: Worauf wartet ihr? Also, warum wollt ihr erst in 5-10 Jahren diese Entscheidung treffen?

    Wir verdient Deine Partnerin, würde sie auch etwas beisteuern, hat sie etwas gespart? Habt ihr mal durchgerechnet, wieviel Kredit ihr für die gewünschte (dann vermutlich größere weil familientaugliche) Wohnung aufnehmen müsstet und was das an Rate bedeuten würde?

    Beispiel: Die gewünschte Immobilie kostet 800.000 EUR (keine Ahnung ob das realistisch ist), mit Kaufnebenkosten 880.000 EUR. Aus dem Verkauf der vermieteten Wohnung gibt es 450.000 EUR Erlös (steuerfrei? Spekulationsfrist abgelaufen?). Plus 130.000 EUR von den 150.000 EUR (ein Rest Puffer…) wären 580.000 EUR. Wenn Deine Partnerin nichts beisteuert, wären das 300.000 EUR Kredit. Bei aktuellen Zinsen von 4% und 2% Tilgung (meist das Minimum) wären das 1.500 EUR Rate im Monat (dazu käme Hausgeld/Nebenkosten), und nach 15 Jahren wären noch 176.000 EUR offen.

    Also, das sind jetzt natürlich fiktive Zahlen, aber habt ihr euch mal hingesetzt und wirklich konkret an einem konkreten Objekt durchgerechnet, was auf euch zukäme und ob bzw. wieviel Immobilie ihr euch leisten könnt und wollt?

    Mit der geplanten Sparrate von 1.500 mtl. und der einmaligen Einzahlung in Höhe von 150.000 sollte ein guter Vermögensaufbau möglich sein, so dass das Depot für Altersvorsorge, ggf. frühzeitiger Renteneintritt, etc. herhalten kann.

    Du solltest nicht vergessen, dass ihr aktuell Doppelverdiener ohne Kinder seid, und dass von den 1.500 EUR Sparrate 1.000 EUR aus Mieteinnahmen kommen, die wegfallen, wenn die Wohnung verkauft wird, während gleichzeitig eine Rate für den Immobilienkredit dazukommt. Ganz zu schweigen davon, was ein oder mehrere Kinder kosten und dass ihr dann vermutlich nicht mehr beide Vollzeit arbeiten könnt.

  • Was meinst du mit den Vorurteilen? :)

    Ja, ich lebe gemeinsam mit meiner Partnerin. Es ist aber nicht sicher, dass wir z.B. ein Eigenheim erwerben möchten, aber auch nicht ausgeschlossen.

    Das ist eine Lifestyle-Entscheidung. Finanziell ist es in fast allen Fällen eine schlechte Entscheidung. Vor allem wenn man richtig rechnet und Opportunitätskosten von mindestens 6% pro Jahr ansetzt. Das sehen Immobilienbesitzer der 15 Jahre vor 2023 zwar anders, aber wenn man sich nicht vom recency bias blenden lässt und lange Datenreihen betrachtet, sieht es ziemlich mau aus.

    Wenn das Thema Eigenheim nicht so richtig wichtig für euch ist und ihr euch auch vorstellen könntet zu mieten, würde ich das so machen. Die kommenden 30 Jahre werden sehr wahrscheinlich kein Zuckerschlecken für Immobilienbesitzer. Aus sehr unterschiedlichen Gründen.

    Wenn ich du wäre, würde ich die (relativ schlecht rentierende) Vermietungsimmobilie verkaufen (Klumpenrisiko), den Großteil meines Vermögens (z.B. 80-90%) in den Gerd-Kommer-ETF und den Rest in kurzlaufende, deutsche Staatsanleihen investieren, mir ein schönes Mietobjekt suchen und mein Leben leben. Ihr bleibt frei in allen Entscheidungen, könnt später mit Kindern die Arbeitszeit reduzieren und braucht euch eigentlich keine Sorgen mehr zu machen. Weder um die Rente, noch um eure Finanzen bis dahin. Ihr seid maximal breit aufgestellt, euer Vermögen wächst deutlich oberhalb der Inflationsrate und ihr bleibt flüssig - auch in Krisen.

    Warum sich einen Klotz ans Bein binden? Wer weiß was die Zukunft bringt. Vielleicht bietet sich einmal die Möglichkeit woanders zu leben. Vielleicht sogar im Ausland. Vielleicht will man sich beruflich verändern. Mit einem starken ETF-Portfolio und genügend Cash seid ihr auf alles vorbereitet.

  • Worauf wartet ihr? Also, warum wollt ihr erst in 5-10 Jahren diese Entscheidung treffen?

    Selbst genutztes Wohneigentum sollte (eher "muß") - nach meinem Dafürhalten - nicht nur zur finanziellen sondern insbesondere auch zur eigenen (ggf. familiären) Situation passen (angefangen vom Single über das (Ehe)Paar bis hin zur Familie mit Kind(ern)). Daher halte ich diesen Ansatz für problematisch bis schwierig sozusagen "prophylaktisch" schon jetzt "diese Entscheidung zu treffen" (sprich eine "passende" Immobilie zu kaufen) - insbesondere vor diesem Hintergrund (siehe schon Nr. 1):

    Langfristige Pläne: Familiengründung und Kauf eines Eigenheims (aus Lifestyle-Gründen) sind in den nächsten 5-10 Jahren denkbar.

    und auch Nr. 3

    Ja, ich lebe gemeinsam mit meiner Partnerin. Es ist aber nicht sicher, dass wir z.B. ein Eigenheim erwerben möchten, aber auch nicht ausgeschlossen.

    Das klingt für mich beides ziemlich vage bis unsicher (siehe schon meinen Beitrag Nr. 9).

    Habt ihr mal durchgerechnet, wieviel Kredit ihr für die gewünschte (dann vermutlich größere weil familientaugliche) Wohnung aufnehmen müsstet und was das an Rate bedeuten würde?

    (nachträglich gefettet von mir)

    Aus - sehr wahrscheinlich - guten Gründen schreibt chrisj daher auch explizit von einem "Eigenheim" (siehe Nr. 1) und nicht von einer "familientauglichen Wohnung". Bleibt es bei dem (zusammen lebenden und wohnenden) (Ehe)Paar könnte die aktuelle Situation (Mieter) durchaus die passende bleiben (oder der Kauf einer Wohnung eben für ein solches (Ehe)Paar) - kommt es in den nächsten "5-10 Jahren" aber zur "Familienplanung mit Kindern" dürfte das Eigenheim (mit etwas Grundstück und Garten) sicherlich die deutlich bevorzugtere Variante darstellen.

    Simples Beispiel: Wenn ich mir nur ein Fahrzeug leisten kann oder will, macht es in der Regel einen signifikanten Unterschied, ob ich den Kauf als Paar oder als Familie mit Kindern plane. Das dürfte erst recht für die Liga "selbst genutztes Wohneigentum" gelten. Ein Wechsel ist hier aus diversen Gründen ungleich aufwendiger (hierzulande sehr hohe Transaktionskosten, an der Immobilie hängende Finanzierung, aufwendigere Suche, Umzugskosten usw.) als bei einem Auto.

  • Ich geb dem Planeten mit seinen ganzen Diktatoren eh nur noch 10 Jahre wo man hier friedlich leben kann, also hau einfach alles raus und mach was dir Spass macht, sparen in der Situation macht kein Sinn. Leg dir noch ein paar Goldstücke in greifbare Nähe, kann dir nach einem überlebten FallOut am besten helfen.

  • Ich geb dem Planeten mit seinen ganzen Diktatoren eh nur noch 10 Jahre wo man hier friedlich leben kann, also hau einfach alles raus und mach was dir Spass macht, sparen in der Situation macht kein Sinn. Leg dir noch ein paar Goldstücke in greifbare Nähe, kann dir nach einem überlebten FallOut am besten helfen.

    Ein Internetforum bietet offenbar Platz auch für den größten Schwachsinn.

  • Ein Internetforum bietet offenbar Platz auch für den größten Schwachsinn.

    Crashpropheten wie Markus Krall und Marc Friedrich schaffen es diese Aussage in eloquente Reden und Bücher zu packen und verdienen daran prächtig. Schwachsinn ist das also nicht, sondern ein sehr kluges und lukratives Geschäftsmodell. Eine Dienstleistung perfekt zugeschnitten auf den deutschen Miesepeter und Schwarzmaler (eine sehr große Anzahl von Menchen mit Geld und Zeit).

  • Selbst genutztes Wohneigentum sollte (eher "muß") - nach meinem Dafürhalten - nicht nur zur finanziellen sondern insbesondere auch zur eigenen (ggf. familiären) Situation passen (angefangen vom Single über das (Ehe)Paar bis hin zur Familie mit Kind(ern)). Daher halte ich diesen Ansatz für problematisch bis schwierig sozusagen "prophylaktisch" schon jetzt "diese Entscheidung zu treffen" (sprich eine "passende" Immobilie zu kaufen)

    Das ist mir schon klar. Ich würde auch einem 18-Jährigen, der gerade Abi gemacht hat und von den Großeltern 500.000 EUR erbt nicht raten, ein Einfamilienhaus mit Garten in seinem Heimatdorf zu kaufen. Aber der Threadstarter schreibt, er ist 30, er lebt in einer Partnerschaft und sie seien angesichts der Immobilienpreise im Stuttgarter Raum "immer wieder am abwägen ob wir uns das wirklich leisten wollen oder nicht.".

    Das klang für mich, als ginge es weniger um die Familiensituation sondern eher um die Preise und den Markt in Stuttgart. Und wenn es darum geht, dann kann man sich schon mal fragen, ob die Situation denn in 5 oder 10 Jahren besser sein wird. Zumal zwischen der Entscheidung "wir möchten eine Immobilie kaufen" und dem tatsächlichen Kaufvertrag, und dann dem tatsächlichen Einzug, gerade auf angespannten Märkten ohnehin gerne mal 2-3 Jahre liegen.

    Außerdem gibt es auch noch etwas zwischen 60 qm / zwei Zimmer zur Miete und freistehendem Einfamilienhaus mit 180qm Wohnfläche und Garten. Gerade in der Stadt ist es durchaus üblich, dass auch Gutverdiener-Familien in 3- oder 4-Zimmer-Eigentumswohnungen leben (ebenso wie Paare). Da wird dann irgendwann eben ggf. das Gästezimmer zum Kinderzimmer.

    Wenn das Thema Eigenheim nicht so richtig wichtig für euch ist und ihr euch auch vorstellen könntet zu mieten, würde ich das so machen.

    Das sehe ich genauso. Wenn man eigentlich gar nicht so sicher ist, ob man überhaupt selbstgenutztes Wohneigentum möchte, dann lässt man am Ende über 5 oder 10 Jahre sein Geld auf dem Tagesgeldkonto liegen (und damit jede Menge Rendite) - nur um dann irgendwann zu merken, dass es mit der Immobilie doch nichts wird. Umgekehrt wäre es aber natürlich auch blöd, wenn man alles oder einen Großteil seines Geldes an der Börse investiert und zwei Jahre später mitten im Börsencrash die Traumimmobilie findet, für die dann leider das Eigenkapital nicht reicht.

    Deshalb ja auch mein Rat an chrisj mal unterschiedliche Szenarien durchzurechnen. Würde ein Immobilienkauf auch ohne die weiteren 150.000 EUR klappen, oder kostet ein Börsencrash im schlimmsten Fall den Traum vom Eigenheim? Und ist es überhaupt ein "Traum vom Eigenheim", oder eher so ein diffuses "wäre ja schon irgendwie schön, wenn sich was ergibt"-Gefühl?

  • Das ist eine Lifestyle-Entscheidung

    Das widerspricht in der Pauschalität meinen Erfahrungen. Da gilt vielmehr das Folgende:

    Dies ist ohnehin - sprich generell und immer - eine Melange aus den beiden Aspekten Lebensstil/Konsum einerseits und Vermögensaufbau/Altersvorsorge andererseits - mit im Einzelfall (ggf. sehr) unterschiedlicher Gewichtung der beiden Aspekte

    In dem Kontext

    Finanziell ist es in fast allen Fällen eine schlechte Entscheidung. Vor allem wenn man richtig rechnet und Opportunitätskosten von mindestens 6% pro Jahr ansetzt.

    Das mag sich rein rechnerisch und theoretisch so verhalten.

    Zum Realitätsbezug: In praxi zeigen aber alle mir bekannten Untersuchungen (inkl. den Vermögensstudien der EZB), daß letztlich dann Menschen mit Wohneigentum ein ungleich höheres Vermögen haben als Mieter (auch wenn die Ursache dafür ggf. "falsche oder schlechte" Gründe sein mögen (Stichwort: Zwangsspareffekt - um ein Beispiel zu nennen)).

    Wenn ich du wäre, würde ich

    Das Problem den (mehr oder weniger großen) Anteil Lifestyle-Entscheidung bei einem Eigenheim betreffend ist eben, daß es eine ganz individuelle Entscheidung ist (Haltung, Einstellung, Prioritäten usw.) - und Du Irving (bzw. Thomas.Schreiber) eben nicht chrisj (inkl. der Meinung, Haltung, Einstellung seiner Partnerin) bist.

    Wenn ich du wäre, würde ich die (relativ schlecht rentierende) Vermietungsimmobilie verkaufen (Klumpenrisiko), den Großteil meines Vermögens (z.B. 80-90%) in den Gerd-Kommer-ETF und den Rest in kurzlaufende, deutsche Staatsanleihen investieren

    Das Problem aus Sicht viele Menschen, die jedenfalls ein Eigenheim anstreben ist, daß man weder in einem "Gerd-Kommer ETF" noch in "kurzlaufenden, deutschen Staatsanleihen" mit seiner Familie nett wohnen und leben kann - und das auch nicht "indirekt"

    mir ein schönes Mietobjekt suchen

    weil es das Eigenheim, in dem man gern mit seiner Familie leben möchte in nicht wenigen Fällen auf dem Mietmarkt gar nicht gibt oder es kaum einmal als Mietobjekt angeboten wird. Hier vor Ort in ziemlich vielen Fällen (leider) der Grund für die Kaufentscheidung - anstatt zu mieten.


    Last but not least, ganz generell und eine Binse: Mieten kann ggf. (sehr) günstig, angenehm und pflegeleicht sein aber eben auch (ziemlich) teuer, aufwendig und unbequem; siehe beispielsweise hier:

    Das kann in bestimmten Konstellationen aus Sicht des Mieters eine finanziell eher (sehr) günstige und auch "pflegeleichte" Veranstaltung sein (je nach Region und Mikrolage, Alt- oder Neumietvertrag, Art und Haltung des Vermieters usw.) aber auch eine finanziell eher (sehr) anspruchsvolle und auch ansonsten herausfordernde bis "anstrengende" (Großstadt, Ballungsraum, Umzug/Umzüge, Eigenbedarfskündigungen, unternehmerisch denkender und handelnder Vermieter usw.).


    Dir weiter ganz viel Glück mit Deinen privaten Finanzen !

  • 12345

    Bei dem Einkommen (solide aber eben überschaubar - in Bezug auf die Idee "Eigenheim" jedenfalls) würde ich das vermutlich eher lassen; siehe schon hier (Nr. 9):

    Eine ganz andere Frage wäre, ob man sich mit dem Einkommen (zwar solide) das Projekt Eigenheim in Stuttgart und/oder Umgebung "antun" sollte (aber vermutlich nicht ganz billig). Eventuell ist auch Deine/Eure Familienplanung noch nicht abgeschlossen (ggf. bei Kind(ern) höhere Ausgaben bei ggf. gleichzeitig geringeren Einnahmen ...).

    Einerseits.

    Allerdings dürften die Rahmenbedingungen es wohl dennoch finanziell (mehr oder weniger locker oder angestrengt - je nach Art des Eigenheims) hergeben bzw. zulassen (Stichworte: Lastenfreie vermietete ETW mit einem Wert von ca. 450.000 €, Schenkung von 150.000 €, Sparrate von 1.500 € monatlich).

    Andererseits.

    Die entscheidenden Fragen werden die zur Familienplanung sein und wie ernst der Gedanke "Eigenheim" wirklich ist (must have, nice to have, nur bei sich bietender Gelegenheit usw.). Wobei ich mir vorstellen könnte, daß beides kausal miteinander verknüpft ist sprich in der Variante mit Kindern eher das Eigenheim bevorzugt würde.