Wie sinnvoll ist eine ETF-Rentenversicherung?

  • Hallo zusammen,

    ich habe eine Frage zu einer Rentenversicherung.

    Ich habe vor Jahren bei der Provinzial eine fondgebundene Rentenversicherung abgeschlossen - hohe Kosten, wenig Rendite.

    Danach habe ich mich nach und nach selbst mit meinen Finanzen auseinandergesetzt und mich breit aufgestellt.

    Zwischenzeitlich wollte ich diese Versicherung kündigen und das Geld in mein Portfolio stecken, habe mich aber erstmal dagegen entschieden, da ich ohnehin nur wenig Geld monatlich dort einbezahle und die Kosten komplett bezahlt (außer Verwaltungkosten...) waren.

    Gestern hatte ich dann einen Beratungstermin bei der Provinzial, die mir ein "neues" Rentenversicherungspaket vorstellen wollten. Gleiches Prinzip wie ein ETF Sparplan - ich zahle monatlich Beträge die 70/30 in iShares MSCI World und Emerging Markets angelegt werden. Die Kosten der Versicherung liegen bei 2% der eingezahlten Beiträge, die auf die Laufzeit hochgerechnet und in den ersten 5 Jahren gezahlt werden sollen.

    Der dabei beschriebene Vorteil ist, dass ich bei einer Auszahlung ab 62 Jahren nur die Hälfte der Kapitalertragssteuer auf meine Gewinne abgeben muss. Da ich noch halbwegs Jung bin (Anfang 30) und sich das Portfolio noch gut entwickeln kann, sehe ich die jetzigen Kosten gegenübergestellt mit der Ersparnis bei der Auszahlung im Alter eigentlich sehr positiv. Ich habe aber Bedenken, dass ich den Haken hier übersehe...

    Da ich mit dieser Versicherung aber schon mal auf die Nase gefallen bin, bin ich unsicher, ob es jetzt ein wirklich gutes Angebot ist. Lohnt es sich, diesen vorgeschlagenen Weg als weitere Stütze meiner Rentenvorsorge zu gehen? (derzeit fließen in diese Versicherung - verglichen mit meinem monatlichen Einkommen - geringe Beiträge ein, die ich auch zukünftig nicht anpassen möchte, da der Rest in andere Modelle fließt).

    Vielen Dank für eure Antworten, liebe Grüße, Caro :)

  • Kater.Ka 5. August 2025 um 08:52

    Hat das Thema freigeschaltet.
  • Kurz gesagt: Eine ETF-Nettopolice kann sinnvoll sein. Kann, weil es diverse Aspekte zu bedenken gilt. Lt. Daten der Versicherungskonzerne werden rund 75% aller privaten Rentenversicherungen im Laufe der Vertragslaufzeit gekündigt.
    Diese Provinzial-Police ist definitiv viel zu teuer!!!

    Hier findest Du einen recht aktuellen Vergleich von ETF-Nettopolicen.

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    Schau Dir das Video in Ruhe bis zu Ende an. Vor allem der Part Sparrate/Kosten ist sehr interessant. So eine ETF-Nettopolice wird erst wirklich brauchbar, wenn die Sparrate stimmt.

    Hier mal eine sehr sachliche Gegenüberstellung eines ETF-Sparplans vs. eine ETF-Nettoplice.

    Fondspolice oder ETF-Sparplan? - Prof. Dr. Hartmut Walz
    Sollte man ETFs tatsächlich in eine Fondspolice packen? Hier ein Vergleich ETF-Sparplan versus Fondsplice. Schauen Sie auch das Video-Interview!
    hartmutwalz.de

    Ich bin zwar schon ein paar Tage älter, aber ich habe mich bewusst für ein reines ETF-Depot entschieden. Einfach weil es absolut flexibel ist. Ich kann mit meinem Geld machen was ich will und vor allem auch wann ich will und muss nicht irgendwelche Kriterien erfüllen (Alter 62, Mindestlaufzeit 12 Jahre).

  • Lieben Dank für die beiden Videos, nach so etwas hatte ich gesucht.

    Ich fand das zweite tatsächlich noch etwas besser aufbereitet von den Info. Grundlegender Tenor ist, dass ich mit meiner aktuell niedrigen monatlichen Einzahlung von 100 EUR ohnehin zu niedrig bin, damit es sich annähernd rentiert.

    Allerdings stellt sich mir die Frage bei den Kosten - mit den 2% von den Beiträgen und den Verwaltungsgebühren komme ich in meinem Rechenbeispiel trotzdem günstiger raus mit halbierter Kapitalertragssteuer am Ende. Vergesse ich hier noch Kosten oder rechne ich falsch?

    Aktuell zahle ich monatlich 120 EUR ein, der Betrag steigt jedes Jahr leicht an. Damit wäre ich bei den 2% der Beiträge bei ~800 EUR. Bei hohen 6-stelligen Beträgen Depotwert macht das bei 12,5 % Steuerersparnis aber schon einen Unterschied.

    In dem zweiten Video gab es nur die grafische Gegenüberstellung von Depot und Fondspolice bei Auszahlung nach Steuerverrechnung. Da zeigte sich, dass die Fondspolice nur nach 2 Komplettumschichtungen im Laufe der Zeit leicht die Nase vorn hat. Dort wurde mit einer günstigeren Fondspolice gerechnet... aber wie wurde das gerechnet?

  • Gestern hatte ich dann einen Beratungstermin bei der Provinzial, die mir ein "neues" Rentenversicherungspaket vorstellen wollten. Gleiches Prinzip wie ein ETF Sparplan - ich zahle monatlich Beträge die 70/30 in iShares MSCI World und Emerging Markets angelegt werden. Die Kosten der Versicherung liegen bei 2% der eingezahlten Beiträge, die auf die Laufzeit hochgerechnet und in den ersten 5 Jahren gezahlt werden sollen.

    Zur Ergänzung: Du hattest keinen Beratungstermin, sondern ein Verkaufsgespräch mit dem 'netten' Provinzialvertreter(in).
    Das tolle 'Angebot' war übrigens nichts weiter als eine sog. 'Umbettung'! Du darfst dann nochmal Abschlussprovision an den Verkäufer zahlen! =O
    Nein, Nein, Nein!

  • Vergesse ich hier noch Kosten oder rechne ich falsch?

    Aktuell zahle ich monatlich 120 EUR ein, der Betrag steigt jedes Jahr leicht an. Damit wäre ich bei den 2% der Beiträge bei ~800 EUR. Bei hohen 6-stelligen Beträgen Depotwert macht das bei 12,5 % Steuerersparnis aber schon einen Unterschied.

    Ja, Du rechnest falsch!
    Bei einem ETF-Depot mit ETF mit einem Aktienanteil > 60% kommt eine Teilfreistellung der Renditen hinzu. Du sparst Dir so 30% der Kapitalertragsteuer, so dass die reale Steuer auf das ETF Depot bei rund 19% auf die Rendite liegt.
    Außerdem kannst Du bei einem ETF-Depot Deinen Steuerfreibetrag von 1.000€ nutzen und so jedes Jahr einen Teil der Gewinne steuerfrei machen. Das geht bei einer Police nicht.
    Dann hast Du die höheren Kosten der Fondspolice nicht berücksichtigt. Diese liegen je nach Anbieter und Police bei 0,3 - 1% p.a. Und diese Kosten fallen zusätzlich zur TER der ETF an!
    Wenn Du also in einem ETF-Depot mit einer Rendite von 7% p.a. rechnest, hast Du bei der Fondspolice dann eine Rendite von 6 - 6,7% p.a.
    Und gerade auf langjährige Laufzeiten wirken sich diese Kosten des Versicherungsmantels erheblich aus.
    Wer noch nicht mal seinen Freibetrag ausschöpft, sollte nicht mal über eine Fondspolice nachdenken!

    In dem zweiten Video gab es nur die grafische Gegenüberstellung von Depot und Fondspolice bei Auszahlung nach Steuerverrechnung. Da zeigte sich, dass die Fondspolice nur nach 2 Komplettumschichtungen im Laufe der Zeit leicht die Nase vorn hat.

    Ich erlaube mir mal die Frage, warum man überhaupt eine Komplettumschichtung machen sollte?:/
    Ich spare jetzt bis zu meinem Ruhestand in mein ETF-Depot (1 weltweiter, marktbreiter ETF). Und wenn ich im Ruhestand bin entspare ich diesen ETF wieder, genau so wie ich Ihn zuvor jahrelang/jahrzehntelang bespart habe.
    Da braucht es keine Komplettumschichtung, ja bei vorausschauernder Sparweise noch nicht mal eine Teilumschichtung.
    Wenn ich in den Ruhestand gehe, habe ich hoffentlich noch 20-25 Jahre Leben vor mir. Und diese Zeit kann dann mein ETF-Depot auch weiter Rendite machen.

    Ja, so eine ETF-Nettopolice kann sinnvoll sein. Und zwar wenn ich genau abschätzen kann, wie meine Situation im Alter aussieht und ich entsprechend plane. Ob man das mit 30 schon kann, wage ich aber zu bezweifeln.:/

  • Ich höre da schon den Herr Walz aus dem Hintergrund^^

    Alles gesagt, aber noch nicht von jedem 8o ... klammer die Steuerersparnis mal aus, die sollte zwar mitbedacht werden, aber nicht das ausschlaggebende Argument sein.

    Kosten --> fressen vermutlich einen Teil der Steuerersparnis (wenn nicht sogar alles).

  • Kosten --> fressen vermutlich einen Teil der Steuerersparnis (wenn nicht sogar alles).

    Es kommt immer darauf an.
    Es gibt durchaus Szenarien, wo so eine ETF-Nettopolice Sinn machen kann. Insbesondere wenn dann noch höhere einmalige Kapitalzuflüsse anfallen (z.B. Erbe, Auszahlung einer Versicherung, usw.)

    Zitat

    Es gibt aber (mindestens) eine Personengruppe, für die eine preiswerte Nettopolice von fondsbasierten Rentenversicherungen recht attraktiv sein kann:

    • Alter: 45 - 65
    • keine Schulden
    • keine größeren Ausgaben geplant (Hauskauf usw.)
    • hat sich mit seiner/ihrer Rente beschäftigt. Weiß genau, wie viel Geld er/sie im Rentenalter braucht und wie viel Einnahmen er/sie im Rentenalter haben wird
    • kennt entweder die Portfoliotheorie oder das risikoreich/risikoarm Anlagemodell
      möchte langfristiges Buy&Hold mit breit diversifizierten ETFs machen - und kann das auch
    • ist entweder an einer Einmalzahlung nach frühestens 12 Jahren oder an regelmäßigen Rentenzahlungen interessiert

    Wenn diese Voraussetzungen erfüllt sind, kann man sich durchaus mal ein paar Angebote ansehen.

    Quelle: https://www.wertpapier-forum.de/topic/68495-k%…comment=1799793

  • Ist ja komisch: von dem einen Finanzrebell aus Leipzig habe ich in dem Video gelernt, dass man locker 20 Jahre Zeit haben muss wegen der hohen Gebühren….

    Ja und? :/
    Es gibt ja keine Pflicht dazu nach 12 Jahren oder mit 62 die Police aufzulösen. Bevor die Verrentungsoption mit 83 oder 85 zieht, hast Du selbst bei Abschluss im Alter von 60 Jahren noch > 20 Jahre Anlagehorizont.
    Du kannst das Geld aber natürlich auch schon früher entnehmen. Und vor allem auch innerhalb der Police steuerfrei umschichten.
    Und natürlich sollte man so etwas auch nie mit seinem gesamten Vermögen machen. Aber wenn man ohnehin schon ein ansehnliches Depot hat und dann mit 50+ aus einer Erbschaft oder durch die Auszahlung einer Lebensversicherung nochmal einen größeren Einmalbetrag dazu bekommt.
    Warum dann nicht auch diese Option zumindest überdenken?

  • Ich denke nicht, dass das etwas mit der Komplexität zu tun hat.
    Viele Leute sehen halt die Schlagworte 'steuern sparen' und schon setzt das Hirn aus.:rolleyes:

    Habe ein Angebot mit 0,7% Gebühren. Ich denke, wenn ich nach 12 Jahren nur die Hälfte Kapitalertragsteuer zahlen muss, rentiert sich das durchaus. Wo siehst Du da Hirnaussetzer?

  • Würde evtl. auch neben den Kosten der Versicherung auch deren Qualtität eine Rolle spielen? Da wäre nur mal der Rentenfaktor zu erwähnen? Es macht ja durchaus einen Unterschied ob ich 22 € pro 10.000€ Kapital erhalten oder 27 €.

    Die Kosten einer Versicherung der Provinzial führen hier zu einer allgemeinen Ablehnung.

    Ich hoffe es ist Dir klar geworden, dass eine Alternative hierzu ein ETF-Sparplan wäre oder, wenn es denn unbedingt eine Versicherung sein soll, eine sogeannte ETF-Nettopolice (heißt keine versteckte Provision die die Rendite schmälter, sondern eine ehrliche Honorar für die Vermittlung einer Versicherung - die dann aber eben auch Kosten hat, aber eben geringere)

    Die Frage ist wie Du an eine günstige netto-ETF-Police kommst .... hier wäre auch noch eine Vergleichsmöglichkeit https://www.finanzfluss.de/vergleich/etf-rentenversicherung/ (hier verdient Finanzfluss an der Vermittlung mit ... Grüße an Herrn Walz gehen raus)