Steuervorteile durch Steuerklasse 3/5 bei gleichem Einkommen

  • Kann mir jemand erklären, warum sich (temporäre) Steuervorteile ergeben, wenn beide Ehegatten das gleiche verdienen? Ich dachte Steuerklasse 3 bringt doppelte Freibeträge, die aber durch keine Freibeträge bei Steuerklasse 5 ausgeglichen werden. Sollte somit bei gleichem Einkommen nicht auch kein Unterschied zu erkennen sein? Was ist das für ein zusätzlicher Effekt?

    Link zum Tool: https://www.steuern.de/steuerklassenrechner

  • Trotzdem ist ja die Steuerkurve verschoben, ohne Freibeträge ist der Durchschnittssteuersatz dann schneller am Grenzsteuersatz. Und durch die Progression wirkt sich stärker aus, als der doppelte Freibetrag in der anderen Steuerklasse.

    Vielleicht bin ich zu doof .. Aber warum ist das so?

    Person 1 hat ca 12k zusätzlichen Freibetrag. Dadurch müssen 12k weniger mit dem Spitzensteuersatz von 42% versteuert werden.
    Person 2 hat 12k weniger Freibetrag. Dadurch müssen 12k zusätzlich mit dem Spitzensteuersatz von 42% versteuert werden.

    Da verschiebt sich doch nichts?!

    Das ist doch auch, was typischerweise geraten wird: 3/5 lohnt erst ab 60/40 Einkommensverteilung. Das macht dann Sinn, wenn der mit mehr Einkommen in niedrigere Tax Brackets rutscht. Anscheinend stimmt das ja aber gar nicht und es lohnt sich immer?!


    Dieser Effekt tritt allerdings erst bei ca 90.000€ Jahresbrutto ein. Warum? Deine Pauschale Erklärung ist jedenfalls wohl nicht richtig.

  • In der Tat eine zunächst überraschende Erkenntnis! ;)

    Bei Deiner Annahme 150 K wird das durch den Soli sogar noch verstärkt.

    Versuch einer Erklärung :

    Hier leider nur die Kurve III vs I. Bei 40 k ist der Unterschied im Durchschnittssteuersatz bei ca. 10%, bei 125 k nur noch bei knapp 9%.

    Würde man Steuerklasse V darüber legen (also oberhalb von der roten Kurve) würde die Durchschnittssteuersätze bei sehr, sehr großem Einkommen am Ende einen Genzwert von 42% haben, also irgendwann zusammen laufen. D.h. der Abstand der Kurven wird kleiner.

    Der Bauch im Normalverdienerbereich ist größer (auch bei der V), daher häufig die Empfehlung ab 60/40.


    Eigentlich bräuchte man die Grafik mit der Kurve V. Konnte ich auf die schnelle leider nicht finden.


    Also freu Dich über den zusätzlichen unterjährigen Liquiditätsgewinn! ;)

  • Steuer auf das zu versteuernde Einkommen und Steuer auf Bruttoarbeitslohn sind erstmal 2 separate Dinge. Beide werden uier gedanklich in einen Topf geworfen. Die Steuerklassen haben am Ende keinerlei Einfluss auf die festgesetzte Steuer.

  • Steuer auf das zu versteuernde Einkommen und Steuer auf Bruttoarbeitslohn sind erstmal 2 separate Dinge. Beide werden uier gedanklich in einen Topf geworfen. Die Steuerklassen haben am Ende keinerlei Einfluss auf die festgesetzte Steuer.

    Das ist klar. Aber der unterjährige Effekt ist doch da. Oder siehst du das anders?

  • Ich versteh das mit dem sinkenden durchschnittlichen Steuersatz ja grundsätzlich… aber dieser ist an sich doch egal, wenn man sich so weit über der Bemessungsgrenze bewegt ..wo ist der Denkfehler in dieser Annahme?


    „Person 1 hat ca 12k zusätzlichen Freibetrag. Dadurch müssen 12k weniger mit dem Spitzensteuersatz von 42% versteuert werden.
    Person 2 hat 12k weniger Freibetrag. Dadurch müssen 12k zusätzlich mit dem Spitzensteuersatz von 42% versteuert werden.“


    Auch den Soli hatte ich erst im Verdacht, aber diesen zahlt man voll ab 106k Einkommen. Also wiederum deutlich niedriger als der Vorteil durch den Freibetrag.

  • Ich versteh das mit dem sinkenden durchschnittlichen Steuersatz ja grundsätzlich… aber dieser ist an sich doch egal, wenn man sich so weit über der Bemessungsgrenze bewegt ..wo ist der Denkfehler in dieser Annahme?

    Dein Denkfehler liegt in meinen Augen in genau dieser Aussage. Selbst bei einem Einkommen von je 150.000 Euro ist der Durchschnittssteuersatz immer noch unter dem Grenzsteuersatz, d.h. unter 42%.

    Und da die Steuerkurve nicht linear ist, haben die unterschiedlichen Freibeträge nicht-lineare Auswirkungen.

  • Dein Denkfehler liegt in meinen Augen in genau dieser Aussage. Selbst bei einem Einkommen von je 150.000 Euro ist der Durchschnittssteuersatz immer noch unter dem Grenzsteuersatz, d.h. unter 42%.

    Und da die Steuerkurve nicht linear ist, haben die unterschiedlichen Freibeträge nicht-lineare Auswirkungen.

    Warum tritt der Effekt dann erst bei Einkommen >85k auf? Bei einem Einkommen von zB 80k beider Ehepartner bietet 3/5 Nachteile gegenüber 4/4. Nach den bisher genannten Erklärungen sollte das nicht so sein.

    Das Hauptargument von Oldie und dir, wenn ich richtig verstehe, ist, dass die von Oldie geposteten Kurven von jedem beliebigen Punkt nach "links" steiler sind als nach "rechts", d.h. die Steuerersparnis durch sinkendes Einkommen ist höher als die zusätzliche Steuer durch steigendes Einkommen um den gleichen Betrag. Soweit gehe ich mit. Aber das erklärt nicht, warum dieser Effekt bei Einkommen unterhalb von 85k nicht eintritt - und bei besonders niedrigen Einkommen sich sogar extrem ins Gegenteil verkehrt, obwohl doch da die Unterschiede in der Steigung besonders hoch sind.

  • Aus meiner Sicht ist es vergeudete Lebenszeit bei einem gemeinsamen Bruttoeinkommen von 300k (oder auch "nur" 160k) vermeintliche Steueroptimierung durch ineffektive Steuerklassenwahl zu machen. Da dürfte so ziemlich jede Stellschraube effektiver sein.

  • Wenn man Spaß/Muße hat, könnte man sich mal das Coding auf der Seite des BMF näher anschauen.

    Erste Auffälligkeit, wenn ich das "auf die Schnelle" richtig verstehe:

    in Steuerklasse 3 wird (entgegen der Vermutung/Annahme) nicht der doppelte Grundfreibetrag für die Lohnsteuer berücksichtigt, sondern das zvE halbiert.


    Hier wird für STKL == 3 die Variable KZTAB auf 2 gesetzt.

    <IF expr="STKL == 3">

    <THEN>

    <EVAL exec="KZTAB= 2"/>

    <EVAL exec="SAP= BigDecimal.valueOf (36)"/>

    <EVAL exec="KFB= (ZKF.multiply (BigDecimal.valueOf (9600))).setScale (0, BigDecimal.ROUND_DOWN)"/>

    <!-- geändert für 2025 -->

    </THEN>


    Bei der Berechnung sieht es dann wie folgt aus:

    <!-- Ermittlung der Jahreslohnsteuer aus dem Einkommensteuertarif. PAP Seite 26 -->

    <METHOD name="UPMLST">

    <IF expr="ZVE.compareTo (ZAHL1) == -1">

    <THEN>

    <EVAL exec="ZVE= BigDecimal.ZERO"/>

    <EVAL exec="X= BigDecimal.ZERO"/>

    </THEN>

    <ELSE>

    <EVAL exec="X= (ZVE.divide (BigDecimal.valueOf(KZTAB))).setScale (0, BigDecimal.ROUND_DOWN)"/>


    Das führt bei höheren Löhnen zu höheren Verschiebungen.

    So meine Vermutung.


    edit: hinzukommt, dass die STKL 3 eine höhere Vorsorgepauschale von 3.000€ anstatt 1.900€ hat.

  • Spannend! Es geht mir eigentlich hier nur darum, zu verstehen, was genau die Unterschiede zwischen 3/5 und 4/4 sind. Ich konnte leider keine Online-Quelle finden, die das wirklich abschliessend erklärt.

  • Ist das jetzt überhaupt ein realer Fall oder nur Spielerei?

    Beides - ist aber auch überhaupt nicht relevant, was es ist. Ich denke, 3/5 vs. 4/4 Komplett zu verstehen, ist ein grundsätzlich immer relevantes Thema.

    Nichts fuer ungut, ich kann beim besten Willen nicht nachvollziehen, warum es hier einige komplett inhaltsleere Posts wie deinen gibt. Wenn man nichts beitragen kann ist es doch einfach besser, nicht zu posten.