Auflösung Riester oder Beitragsfreistellung?

  • Hallo zusammen,

    ich habe leider viel zu spät damit angefangen, mich mal mit meiner Riesterversicherung zu beschäftigen.

    Folgendermaßen sah die letzte Standmitteilung aus:

    Vermögen14.039,42 €
    Eigenbeiträge1.200,00 €
    staatl. Zulagen109,09 €
    Zinserträge84,53 €
    Fondsentwicklung1.405,13 €
    Fondskosten- 209,54 €
    Abschluss/Vertriebskosten- 194,73 €
    Verwaltungskosten- 145,96 €
    Erträge aus Verwaltungskosten41,29 €
    Absicherungskosten- 280,09 €
    Erträge aus Absicherungskosten190,46 €
    neues Vermögen16.239,60 €

    Wenn ich das also richtig berechne, habe ich ca. 50% Kosten auf meinen Eigenbeitrag (Kosten und die Erträge aus den Positionen zusammengerechnet). Die Fondsentwicklung mit ca. +10% erscheint zwar gut, aber der Kostenfaktor hat mich geschockt.
    Oder habe ich da einen Denkfehler?

    Ich stehe also vor der Überlegung die Versicherung aufzulösen oder zumindest beitragsfrei zu stellen.
    Was für die Auflösung spricht: Ich habe nicht vor, mir die Rente ab 67 monatlich ausbezahlen zu lassen, sondern möchte das ganze Vermögen direkt ausbezahlt bekommen.

    In diesem Fall werden aber wieder die Zulagen und die Steuervergünstigungen abgezogen, was ich als ziemlich frech empfinde. Ist das Anbieter abhängig oder gängiges Verfahren?

    Vielen Dank für eure Einschätzung im Voraus!

  • Kater.Ka 13. November 2025 um 18:46

    Hat das Thema freigeschaltet.
  • Ich würde zunächst abwarten was (voraussichtlich noch im Dezember) im Rahmen der Frühstartrente/Altersvorsorgedepot beschlossen wird. Mit etwas Glück kann man dann das Guthaben eines bestehenden Riestervertrages in ein kostengünstigeres Altersvorsorgedepot auf ETF Basis überführen. Dort idealerweise ohne verpflichtende Leibrente in der Entnahmephase. Das ist zwar alles noch ziemlich offen, würde ich aber abwarten bevor du den Vertrag ggf. kündigst.

  • Hast du einen Rentenfaktor bei deiner Riesterrente?

    In welche Fonds wird investiert?

    Wie alt bist du und wie lange läuft der Vertrag schon?

    Mit etwas Glück kann man dann das Guthaben eines bestehenden Riestervertrages in ein kostengünstigeres Altersvorsorgedepot auf ETF Basis überführen

    Das würde ich eher als Wunder bezeichnen. Aber die Hoffnung stirbt bekanntlich zuletzt.

  • Das würde ich eher als Wunder bezeichnen. Aber die Hoffnung stirbt bekanntlich zuletzt.

    "Wunder gibt es immer wieder..." ;) Aber ich lasse jetzt weitere Kaffeesatzleserei der jüngsten Meldungen in der Presse zu diesem Thema mal sein, denn das hilft niemandem. Offensichtlich soll ja dieses Jahr noch etwas im Bundestag beschlossen werden. Warten wir das einfach ab. Ich halte es jedoch für ratsam, vor der vollständigen förderschädlichen Kündigung eines bestehenden Riestervertrages diese Reform abzuwarten, so sie denn kommt.

  • Vielen Dank für eure Rückmeldungen und Einschätzungen.


    Hast du einen Rentenfaktor bei deiner Riesterrente?

    In welche Fonds wird investiert?

    Wie alt bist du und wie lange läuft der Vertrag schon?

    Das würde ich eher als Wunder bezeichnen. Aber die Hoffnung stirbt bekanntlich zuletzt.

    Die Versicherung läuft seit 2008 (damals bei der Zurich), dann zu Januar 2020 auf die WWK umgeschrieben (Empfehlung vom Berater, hätte ich hinterfragen sollen). Denn er meinte, mit monatlich 100€ Einzahlung würde ich bereits die volle staatl. Zulage ausschöpfen. Mittlerweile weiß ich, dass das Quatsch ist, denn mein damaliges Gehalt hätte einen viel höheren Beitrag hierfür vorausgesetzt. Also habe ich jetzt 6 Jahre lang auch noch ordentlich staatl. Zulage liegenlassen :( Ich bin mittlerweile 41.

    Der Rentenfaktor liegt bei 26,54€

    Hier einmal die Fonds, in die investiert wird (alle in Risikoklasse 3):

    FondsAnlageschwerpunktAnteil
    Fondakdeutsche Aktien20%
    BGF European Fund A2 EUReuropäische Aktien20%
    Fidelity Funds European Growth Fundeuropäische Aktien20%
    FMM-Fondsinternationale Aktien10%
    JPM Global Focus A - EURinternationale Aktien10%
    M&G (Lux) Global Themes Fund Ainternationale Aktien10%
    WWK Select ChanceDachfonds Aktienfonds10%
  • Auch wenn die Verkäufer:in hier nach deiner Aussage versagt hat, und theoretisch sogar Schadenersatzpflicht wäre (Hast du da irgendwas im Protokoll?) , musst du dich dich selber kritisch fragen, ob du dich nicht in 2 Minuten im Internet zur Situation von Einkommen und Zulagen hättest einlesen können.

    Andererseits ist es aber auch so, dass du weniger Geld in dieses Produkt eingezahlt hast.
    Das ist doch auch nicht schlecht.

  • Die Versicherung läuft seit 2008 (damals bei der Zurich), dann zu Januar 2020 auf die WWK umgeschrieben (Empfehlung vom Berater, hätte ich hinterfragen sollen).

    Weitere Empfehlung: Den Begriff Berater zu hinterfragen. Vermutlich handelt es sich hierbei um einen Finanzprodukteverkäufer.

    Er meinte, mit monatlich 100€ Einzahlung würde ich bereits die volle staatliche Zulage ausschöpfen. Mittlerweile weiß ich, dass das Quatsch ist, denn mein damaliges Gehalt hätte einen viel höheren Beitrag hierfür vorausgesetzt. Also habe ich jetzt 6 Jahre lang auch noch ordentlich staatliche Zulage liegenlassen :(

    Das ist egal.

    Du hast allenfalls Steuervorteile liegen lassen.

    Je öfter ich davon höre, desto stärker kommt mir zu Bewußtsein, welch genialer Marketingtrick diese Zulagen sind. Beim Wort staatliche Förderung setzt beim deutschen Durchschnittsuntertanen das Denkvermögen fast aus, konzentriert sich nur noch auf einen einzigen Begriff: Mitnehmen! Mitnehmen!! Mitnehmen!!! Und dann gibt es auch noch Steuervorteile! Zusätzlich!! So wie bei der gesetzlichen Rente auch.

    Moment mal! Steuervorteile bei der gesetzlichen Rente? Dafür gibt es doch keine Steuervorteile! Das ist doch wohl nur recht und billig, daß ich die Rentenbeiträge von der Steuer absetzen kann. Das ist doch kein Vorteil! Schließlich muß ich die Rente ja auch als Einkommen versteuern!

    Stimmt. Und wie ist das bei einer Riesterrente?

    Ahem. :( Ja, da ist das ja genauso! Die muß ich ja auch versteuern. :( Da habe ich im Ruhestand ja Steuernachteile! Irgendwie hat mir davon mein Berater nichts erzählt. Der sprach immer nur von staatlicher Zulage und zusätzlich Steuervorteilen.

    So gesehen ist die Riesterrente ja überhaupt nicht so toll, wie mein Berater das immer gesagt hat!

    :)

    So, jetzt mal ohne Flachs: Eine Riesterrente ist ein ganz banaler Sparvertrag mit nachgelagerter Besteuerung. Du kannst die Beiträge von der Steuer absetzen und mußt die Auszahlungen versteuern. Die ganze Konstruktion ist von der Rendite typischerweise so schlecht, daß Du sie mit einem eigenen Sparvertrag locker schlägst. Besonders nachteilig ist ein Riestervertrag in der Auszahlungsphase.

    Schon bei einem unterdurchschnittlichen Verdiener überwiegen die Steuervorteile die Zulage, so daß dieselbe letztlich wirkungslos bleibt. Es gibt nicht Zulage plus Steuervorteile, sondern die Zulage wird von den Steuervorteilen abgezogen. Der Staat schenkt Dir nichts. Es ist nur ein genialer Marketingtrick, daß der Eindruck erweckt wird, als ob.

    Bis heute fallen viele, viele Menschen darauf herein.

    Es gibt nur ganz wenige Konstellationen, in denen der Staat tatsächlich etwas dazulegt, etwa bei einem Niedrigverdiener mit vielen Kindern. Dem sei die Staatsknete herzlich gegönnt. Aber selbst bei dem bleibt ein Riestervertrag ein Sparvertrag mit schlechter Rendite.

    Die nachgelagerte Besteuerung bringt gegenüber Sparanstrengungen aus dem Netto einen gewissen Vorteil. Fragt sich halt in Deinem Fall, ob dieser Effekt die vergleichsweise hohen Kosten der Konstruktion kompensiert. Ich würde mir an Deiner Stelle die Angelegenheit zumindest kritisch anschauen.

  • Eieiei was ein Sammelsurium an teuren Fonds, mit einer solchen Auswahl will man nur die Kunden verwirren.

    Kannst du auf einen oder zwei kostengünstiger Fonds umstellen?

    Du kannst dir ja mal deine Rückzahlung bei einer Förderschädlichen Kündigung ausrechnen oder Dir von der Zulagenstelle zuschicken lassen:

    Kontakt | Riester-ZfA


    Mit einem Rentenfaktor von 26,54 musst du fast 32 Jahre eine Rente beziehen um überhaupt das Geld welches dann im Vertrag steckt zurück zu bekommen. Steuern und Inflation noch nicht mal betrachtet.

    Dein Vertrag ist ein schönes Beispiel wie Menschen mit Versicherungsprodukten zum Armsparen getrieben werden und das ganze noch unter dem Deckmäntelchen der staatlichen "Förderung".

    Wie Achim oben schon geschrieben hat ist selber machen flexibler und kostengünstiger.

  • Erneut, vielen Dank euch allen!

    Auch wenn die Verkäufer:in hier nach deiner Aussage versagt hat, und theoretisch sogar Schadenersatzpflicht wäre (Hast du da irgendwas im Protokoll?) , musst du dich dich selber kritisch fragen, ob du dich nicht in 2 Minuten im Internet zur Situation von Einkommen und Zulagen hättest einlesen können.

    definitiv, da war ich zu blauäugig!

    Eieiei was ein Sammelsurium an teuren Fonds, mit einer solchen Auswahl will man nur die Kunden verwirren.

    Kannst du auf einen oder zwei kostengünstiger Fonds umstellen?

    Du kannst dir ja mal deine Rückzahlung bei einer Förderschädlichen Kündigung ausrechnen oder Dir von der Zulagenstelle zuschicken lassen:

    Habe ich grad mal beantragt, bin gespannt, was da bei rauskommt. Das ist dann aber quasi auch der "Nettobetrag", oder gibt es davon dann noch weitere Abzüge?


    Was ich mich noch frage, was ist mit Wohn-Riester? Wir haben vor etwa einem Jahr eine ETW gekauft und ich habe jetzt gelesen, dass ich das Guthaben auch für die Tilgung eines Kredits verwenden kann ohne Abzüge.

    Wisst ihr da Genaueres, bzw. gibt es da Fallstricke oder strenge Bedingungen?

  • Habe ich grad mal beantragt, bin gespannt, was da bei rauskommt. Das ist dann aber quasi auch der "Nettobetrag", oder gibt es davon dann noch weitere Abzüge?

    Die Steuer....

    Nachdem, was du in #1 geschrieben hast, sind ca 110 Euro Zulagen zu erstatten.

    Ich würde, wie oben schon empfohlen, abwarten, was der Gesetzgeber da neu beschließt und dann ggf. handeln. Bei dem relativen kleinen Volumen vermutlich alles verkaufen und in einen ETF anlegen.

  • Ich habe schon die Rückmeldung bekommen. Es sind 1.604,95€ Altersvorsorgezulagen und 3.549,26€ Steuerermäßigung zurückzuzahlen.

    Bleiben 11.085,39€ übrig, die ich sicherlich besser anlegen kann, als weiterhin in diesem Vertrag.

  • Dann bezog sich die Standmitteilung aus 1# nur auf das letzte Jahr!? Dann sorry für meine falsche Zahl!

    genau, das war der Stand für das letzte Jahr :)

    ich glaube aber, dass ich sie doch kündige. Unabhängig davon, was beschlossen wird, ist es ja relativ unwahrscheinlich, dass eine komplette Auszahlung zu Beginn der Rente ohne Abzüge möglich sein wird. Und eine monatliche Verrentung kommt für mich auf keinen Fall in Frage.

    Dann lieber die 11k jetzt ins Depot packen und die nächsten 20 Jahre bis 30 Jahre nochmal anlegen.

  • ich glaube aber, dass ich sie doch kündige. Unabhängig davon, was beschlossen wird, ist es ja relativ unwahrscheinlich, dass eine komplette Auszahlung zu Beginn der Rente ohne Abzüge möglich sein wird. Und eine monatliche Verrentung kommt für mich auf keinen Fall in Frage.

    Dann lieber die 11k jetzt ins Depot packen und die nächsten 20 Jahre bis 30 Jahre nochmal anlegen.

    Du wirst doch jetzt noch zwei oder drei Wochen abwarten können…

  • ich glaube aber, dass ich sie doch kündige. Unabhängig davon, was beschlossen wird, ist es ja relativ unwahrscheinlich, dass eine komplette Auszahlung zu Beginn der Rente ohne Abzüge möglich sein wird.

    Ich würde es auch tatsächlich bis zum Anfang des nächsten Jahres hinausschieben und die Gesetzgebung abwarten. Nicht, das du dich dann ärgerst!

  • In der Woche vor Weihnachten ist alles entschieden.

    Da gebe ich dir recht, allerdings muss es dann noch vom Bundespräsident abgenickt und vor allem im Bundesgesetzblatt veröffentlicht werden. Auch diesen Schritt würde ich abwarten. Es sind schon Gesetze auf diesem Wege nochmal zurückgegeben und überprüft worden. Das ist allerdings sehr selten der Fall, aber es kann passieren. Da es sich um eine u.U. sehr weitreichende Neuregelung der Finanzierung von Teilen der Altersvorsorge handelt, würde ich da schon pingelig sein. ;)